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Großbritannien   als eine Etappe des französischen   Annexions­spieles durchschaut worden. Aber man neigt jenseits des Ka­nals sehr zu einer internationalen Gendarmerie auf dem linken Rheinufer und einer Kontrolle der

Wieder nichts!

Der nicht funktionierende Bürgerblock.

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Der Dolchstoß der Schwerindustrie. Unsere Mitteilungen über den Kampf der Schwerindustrie gegen die Mart haben die bürgerliche Presse veranlaßt, von Eisenbahnen. Diese harmlos erscheinende Lösung birgt bemüht, die zweite Lesung ihres drafonischen Gesetzent- visenmarkt zu fordern. Das Berliner Tageblatt" teilt bei Die bürgerlichen Parteien haben sich gestern abermals der Reichsregierung Aufklärung über die Vorgänge am De­für die Rheinlande große Gefahren. Sehen wir ganz ab von den Eingriffen in deutsche Staatshoheit, in welche Lage wür- wurfs gegen die Störung von Versamm dieser Gelegenheit mit, daß ihm von ernst zu nehmender Seite den sich dann die Rheinländer, ihre Verwaltung und ihre Dr- lungen zu Ende zu bringen. Das ist ihnen auch gestern versichert worden ist, in den kritischen Tagen seien geschlossene ganisationen befinden? Die Ausübung der Staatsgewalt, die nicht gelungen. Sie haben die Verhandlungen drei Stunden Finanzgruppen für die Hebung des Dollarkurses tätig ge­nach der Urkunde von Weimar   vom deutschen   Volle ausgehen lang aufgehalten, aber damit nichts anderes erzielt als eine wesen. Wir selbst haben vor wenigen Tagen mitgeteilt, daß soll, wäre ihnen dann tatsächlich genommen. Sie ständen dauernd Reihe aufgeregter Szenen; der Gesezwerdung des Entwurfs der Stinnes- Konzern als Devisenkäufer in unter dem Drucke einer fremden bewaffneten Macht, auf deren sind sie nicht um einen Schritt nähergekommen. Nach den großem Umfange aufgetreten ist. Ergänzend sei dem heute Zusammensetzung, Kommando, auf deren Tätigkeit sie ver- orgängen vom Sonnabend und vom Dienstag hätten ihre hinzugefügt, daß speziell die Herrn Stinnes nahestehende Ber­mutlich nicht den geringsten, sicher aber feinen nennenswerten Führer voraussehen müssen, daß von ihrem Drängen fein liner Großbant, die Berliner   Handelsgesell= Einfluß hätten. Wer schüßt uns vor unberechtigten Ein- anderes Ergebnis zu erwarten war als eine Schädigung des fchaft", als Großfäufer" für Devisen auftrat. Außerordent­griffen, Machtüberschreitungen, Ausschreitungen dieser Gen- Barlamentarismus, sofern es ihnen nicht gelang, ihren An- lich zutreffend weist das Berliner Tageblatt" darauf hin, daß darmerie? Jede von Unverantwortlichen angezettelte oder hang in beschlußfähiger Zahl im Reichstag zu versammeln. die vielgeschmähte Devisennotverordnung die Möglichkeit gibt, von Bestochenen provozierte Zusammenrottung mit gewalti- Durch ihr ganz unverständliches Verhalten werden sie die Or- die wichtigsten Devisenkäufer namhaft zu machen und da­gem Ende man denke an Mülheim   a. d. Ruhr, an wirt- ganisatoren einer bürgerlichen Niederlage. bei auch zu ermitteln, ob die Devisenkäufe notwendig gewesen schaftliche und politische Kämpfe- würde zu Unterdrückungs- Selbst die Zeit", das volksparteiliche Organ, muß zu find. Es fährt fort: Diese Untersuchung muß fofort vorge­maßnahmen benutzt werden, auf die keine deutsche Verwal- geben, daß der Vorwurf des" Vorwärts", die bürgerlichen nommen werden, und ihre Resultate müssen schonungs­tung, fein deutsches Barlament einzuwirken hätte. Je de Parteien hätten sich ihrer Aufgabe nicht gewachsen gezeigt, los offengelegt werden. Erweist es sich als richtig, daß von fremde Besagung unter einem Namen wie nicht grundlos fei. Um so erstaunter muß man sein, daß sich irgendwelchen Seiten ein Dolchstoß gegen die Abwehrfront an immer bedeutet das Ende der demokratisch en die bürgerlichen Parteien darauf versteiften, am Mittwoch der Ruhr geführt worden ist, so müssen diejenigen Kreise bloß­staatsbürgerlichen Freiheiten. Und die Eisen- einen neuen Beweis ihres Bersagens zu liefern. gestellt werden, die ihn geführt haben zur Verhinderung bahnfonttolle? Der erste aus rein wirtschaftlichen Gründen Dabei gerieten sie immer mehr unter die Führung der Deutsch von Verdunkelungen und zur Abschreckung für die Zukunft. ausbrechende Streif würde von den französischen   Machthabern nationalen, die ihre Taktif auf die glorreiche Idee dufbauten, Der Forderung nach einer Untersuchung können wir uns als von der preußischen Regierung angezettelt bezeichnet wer- die Sozialdemokraten würden, um nicht die Diäten eines nur anschließen, ja, wir halten sie zu einer Entgiftung der den, als ein Anfd lag gegen die Kontrolle, als ein Verfuch, Tages zu verlieren, bei namentlichen Abstimmungen im Saal politischen Atmosphäre für unbedingt notwendig. Viel ver­sich aus militaristischen Gründen von ihr zu befreien. Ver- bleiben und damit die Beschlußfähigkeit des Hauses aufrechtsprechen kann man sich allerdings von der Untersuchung nicht, schärfung der Bestimmungen wäre die Folge. Vielleicht bliebe erhalten. So wurde der Kampf, unter Berkennung des nachdem die Reichsregierung bisher noch nicht soviel eigene uns Rheinfändern dann die Beschwerde an den Völkerbund, Gegners, auf ein Niveau der Erbärmlichkeit herabgezogen. Initiative aufgebracht hat, um aus den ihr seit mehr als in dem möglicherweise inzwischen sogar Deutschland   in Gna- Als dann die Sozialdemokraten, wie selbstverständlich, bei acht Tagen bekannten Tatsachen die notwendigen den aufgenommen wäre. Wir haben das Beispiel im Saar  - ihrer Tattit beharrten und durch Verlassen des Konsequenzen zu ziehen. Man schreckt offenbar vor dem Ein­gebiet. Die durch den Friedensvertrag völlig entrechtete Be- Saales die Beschlußunfähigkeit herbeiführten, gab es wieder fluß der Schwerindustrie zurück. Deshalb läßt sich schon jetzt völkerung hat bisher im Völkerbundrate noch nicht mit lange Gesichter. sagen: Ob Untersuchung oder nicht, fest steht, daß die Schwer einer einzigen Beschwerde durchdringen Es wäre dringend zu wünschen, daß die bürgerlichen Bar- industrie, ihr eigenes Interesse dem der Gesamtheit voran­6 önnen, auch legthin nicht, als Branting den Saarsfandal teien die widerwillig angenommene Ueberlegungspause bis stellend, die Markstügung unterhöhlt hat. Um das festzuhalten, zum 3. Mai benüßten, um über die sachlichen Gründe der genügen vollkommen die Mitteilungen, die der Reichsbantpräsi­Ohne Zweifel gibt es in Frankreich   eine Menge redlicher Sozialdemokraten gründlich nachzudenken. Diese haben gestern dent vor dem Reichsbank- Ausschuß gemacht hat. Wie auch der Verständigungsfreunde, die es mit wirklichen Sicherungen so bei einem ihrer eigenen Abänderungsanträge Ruhrkampf ausgehen mag- wir hoffen, daß er trotz der ernst nehmen wie wir. Ihnen und vor allem auch den Briten   die Beschlußunfäigkeit herbeigeführt, da sie erkannten, daß die Schwerindustrie besser ausgehen wird, als sie es verdient-, müssen wir flar machen, daß ein gewaltiger Unterschied ift Mehrheit nicht in der Laune war, diesen Antrag sa chlich das deutsche Bolt wird diejenigen nicht vergessen, die durch zwischen ihren Bemühungen und den Versuchen der franzö- zu würdigen. Den bürgerlichen Parteien ist damit die Möglich eine neue Dollarhausse seine soziale Berelendung in der höchsten ischen Imperialisten, unter dem Schuhe einer ihnen feit gegeben, den Gesetzentwurf, der in seiner gegenwärtigen Not Deutschlands   noch zu beschleunigen suchten! Dazu gehört gefügigen Polizeigemalt ihre Loslösungs- Ferm geradezu unsinnig ist und zu den schlimmsten Fehl- Herr Stinnes! propaganda zu betreiben und das Deutschtum urteilen Anlaß geben muß, noch einmal in aller Ruhe nach­zurückzudrängen. Man mehre den Anfängen! Wie unver- zuprüfen. dächtig ist die angeblich nur auf die Sicherheit der Besatzungs­ruppen berechnete Tätigkeit der Rheinlandkommission in dem Anhang des Friedensvertrages umschrieben. Aber schon vor dem Ruhreinbruch hatte sie einen Hagel von Befehlen auf uns niedergehen lassen, hatte mehr und mehr in Verwaltung und Rechtsprechung eingegriffen. Heute aber übt sie eine unum schränkte Dittatur aus, und die dankenswerte Nichtbeteili­gung des britischen Vertreters an den Beschlüssen hat uns vor ihren Folgen nicht schüßen fönnen.

ins hellste Licht rückte.

Es sind nur solche Sicherungen zu erstreben, die endlich am Rhein   wieder Ruhe eintehren laffen und ein freundschaft liches Verhältnis zwischen den Rheinländern und Frankreich  zurückkehren lassen, wie wir es, die so viel auch an der franzö­fischen Kultur bewundern und lieben, herbeisehnen. Die Ge­schichte lehrt auf jedem Blatte, daß ein Bolt auf die Dauer weder äußere noch innere Knechtung erträgt. Immer wieder haben die Völker ihr Leztes und Höchftes, Krieg und Revolu­tion gewagt, der Freiheit willen. Man fann ein wirtschaftlich und kulturell hochentwickeltes Land wie das am Rhein   nicht dauernd der vollen Selbstbestimmung berauben. Geben die britischen Staatsmänner, bei denen auch auf diesem Gebiete die größte Berantwortung liegen wird, der französischen   Re­gierung mehr nach, als uns demokratischen Rheinländern er­fräglich ist, fann unmöglich einfehren, was wir ehrlich er­streben: Ruhe und Versöhnung.

Ein deutsches Dichterschicksal.

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Nach drei Stunden fruchtlosen Streits räumten die Bür­gerlichen das Feld. Die Sigung wurde wegen Beschluß­unfähigkeit gefchloffen und eine neue anberaumt. Nun hätten die Bürgerlichen in Verfolg ihrer bisherigen Tattit wieder verlangen und durchsehen müssen, daß ihr Entwurf an die erste Stelle der neuen Tagesordnung gesezt würde. Sie ver­zichteten aber darauf, weil sie die Nutzlosigkeit ihres Be­strebens endlich- marum nicht schon früher?- einsahen, und nun konnten der Nachtragsetat und die Erhöhung der Krantenunterstügung der Kurzarbeiter glatt erledigt werden. Die deutschnationalen Immerfestedruff- Boli­tifer zeigten freilich nicht übel Luft, aus Merger über den miß­lungenen Streich auch die Erledigung dieser dringenden Ent­würfe zu vereiteln.

Deutschvölkische Helden.

Flesch als Scheckfälscher und Dieb.

Der Student Frizz Werner Flesch, gegen den vor einigen Tagen wegen Betrugsversuches verhandelt wurde, wird sich demnächst auch wegen schwerer Urfundenfälschung und wegen Scheckbetruges zu verantworten haben. Fiesch   wird beschuldigt, zwei größere Scheds der Braunschweigischen Landesbank in Harzburg   ge­fälscht, bei der Bant vorgelegt und den Betrag für seine Zwecke einfassiert zu haben. Ferner soll er seinem früheren Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Erwin Feld die Sprecherlaubnis für den Mitangeflagten im Rathenau  - Prozeß, Niedrig, ent­wendet und auf dem Formular die Namen mehrerer weiterer Angeklagten mittels Fälschung hinzugefügt haben. Mit dieser Ur­funde versehen, begab Flesch sich vor und während des Prozesses Die Gründe aber für die Erregungen der letzten Tage täglich als Rechtsanwalt Feld ins Leipziger Untersuchungsgefängnis liegen vielleicht doch noch etwas tiefer als in der mangelnden und hat dort mit den Angeklagten dauernd fonferiert. Ein mert­Disziplin der bürgerlichen Abgeordneten. Sie liegen auch in würdiges Licht wirft auf die Person des Flesch noch die weitere dem Mißbehagen eines Teils von ihnen über die sich im Reichs-| Beschuldigung, daß er seinem früheren Berteidiger, tag immer flarer herausbildende Parteifonstellation, in Rechtsanwalt Dr. Ahrens, bei einem Besuch in dessen Bureau eine ihrer Unlust, in einem Bürgerblock unter der Führung so be- wertvolle Attentasche entwendet habe. währter Reichsverderber wie Helfferich und Hergt gegen die Vertreter der sozialdemokratischen Arbeiterschaft zu mar­ Der   litauische Memeloberkommiffar Smetona   tritt zurüd. fchieren. Dieses Mißbehagen, diese Unluft sind berechtigt, denn Er galt als Berständigungswilliger. Das hatte die litauischen was sich hier in immer schärferen Umrissen entwickelt, dient Chauvinisten im Memelgebiet auch veranlaßt, ein Mißtrauensvotum nicht zum Wohldes Reichs. gegen ihn anzunehmen.

einigten Erzählungen zufammen mit seinem ersten Jünger und An-| Dachtammer mitten im lauten Berlin  . Noch immer hält er sich fern hänger Johannes Schlaf   verfaßt hatte. In diesen Erzählungen, die von den Kliquen. Noch immer ist er der mermüdlich Schaffende später durch andere vermehrt unter dem Titel Neue Gleise" und der resolute Streiter, der fein Bedenken trägt, auch dem veröffentlicht wurden, hatte Holz der deutschen   Poesie eine neue Mächtigen und Einflußreichen das Florett in den Leit zu rennen, Form und eine neue Technit geschaffen. Ihre Grundlage bildeten wenn er die Intereffen der Kunst bedroht glaubt. Ein Idealist im eine erafte Beobachtung der Wirklichkeit und eine rücksichtslose höchsten und reinsten Sinne! Wiedergabe des Beobachteten. Alles, was den äußeren und inneren Sinnen erfaßbar war, wurde zur Erzielung einer Wirkung zufam mengeballt, die in ihrer Wucht und Eindringlichkeit kaum noch literarisch" genannt werden durfte, sondern den Eindrücken des Lebens selber nahe fam. Zahllose, bisher ungenützte Quellen dichte. rischen Schaffens waren dadurch erschlossen und im deutschen   Dichter­walde sproßten nun allenthalben urwüchsige Stämme auf, die ihre Nahrung in dem Boden fanden, den Arno Holz   entdeckt und be­reitet hatte. Gerhart Hauptmann  , Mar Halbe, Otto Erich Hart­ leben   und viele andere ernteten die Früchte.

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Traumu

Wird der große Dichter, der heute sein sechzigstes Lebensjahr vollendet, es noch erleben, daß ihm die allgemeine Anerkennung zuteil wird, auf die er Anspruch hat und die ihm die Nachwelt sicher zollen wird? Es wäre dringend zu wünschen. Im Interesse von Arno Holz   und im Interesse des deutschen   Bolkes, das sonst einen neuen Fall Heinrich von Kleist   in das Buch seiner Schande ein­tragen mußte. John Schitowsti.

Zum 60. Geburtstage von Arno Holz  . In den Zeiten des tiefsten Verfalls der deutschen   Poesie, in der Mitte der achtziger Jahre, erschien in einem Züricher Verlag eine Bebichtsammlung, die die wenigen, die sich damals für Lyrif inter­effierten, erstaunt aufhorchen machte. Die Töne, die hier ange­schlagen wurden, flangen ganz anders als man es von der Gold schnittpoesie jener Tage, der Spielmanns- und Buzzenscheibeninrik der Baumbach und Julius Wolff   gewohnt war. Das war nicht die fanfte Limonade, an der sich die höheren Töchter beiderlei Ge­schlechts zu ergößen pflegten, das war ein starker Männertrunt, und der ihn gebraut hatte, war fein engbrüftiger Mondscheinsäusler, sondern ein ganzer Kerl, der mit beiden Beinen im Leben des All tags stand. Buch der Zeit" hieß die Gedichtsammlung und Um Arno Holz   aber ward es wieder stille. Nur hie und da der Name des Boeten war Arno Holz  . Die Form der Dichtun gen war nicht neu, die Mittel, mit denen Geibel, Herwegh  , Freilig- hörte das große Bublifum feinen Namen, wenn für den schwere rath, Heine gewirkt hatten, wurden auch hier zur Anwendung ge. Not leidenden Dichter, der eine Zeitlang seinen Lebensunterhalt bracht. Allerdings mit einer reifen Meisterschaft und einem durch Herstellung von Kinderspielzeug fristete, eine wohltätige virtuosen Raffinement, das nichts Anfängerhaftes und nichts Epi- Sammlung veranstaltet wurde. Oder als das Drama gonenhaftes an sich hatte. Ganz neu und von einer überraschenden, über die deutschen   Bühnen ging, auch ein Spielzeug für unerhörten Kühnheit aber war der geistige und stoffliche Gehalt der erwachsene Kinder, das der Dichter mit seinem Jugendfreunde Oskar Berse, in denen zum erstenmal die Poesie des modernen Großstadt Jerschte verfaßt hatte und dessen Ertrag ihn für eine Weile der All­lebens und die Tragit des Proletarierdaseins gestaltet erschien. tagsjorgen enthob. Oder als die Daphnis Lieder" er dern im grellen Schein der Wirklichkeit und mit unerbittlichem, oft Bitanterien" wegen, selbst von ostelbischen Agrariern hochgeschätzt kann dadurch noch scheußlicher gestaltet werden, daß man aus ihrem Nicht in verfärendem Lichte, nicht mit versöhnlicher Tendenz, fon- schienen, die nicht ihres fünstlerischen Wertes, wohl aber ihrer brutalem Wahrheitsmut zu Kunstwerten gestaltet, in denen das Herzblut eines Dichters tochte und aus denen der Atem eines Da brach sich eine neue Richtung in der deutschen   Literatur Empörers und Rebellen den Leser glutheiß anwehte. Die literarische Bahn. Der Naturalismus wurde vom Expreffionismus Wirkung des Buches der Zeit" war gewaltig. Jeder junge deutsche abgelöst. Es gab wieder viel Lärm und Bewegung und die Geister Lyriker, der etwas auf sich hielt, sattelte flugs seinen Pegasus um erhitzten sich für und wider das revolutionäre Neue. Und als der und statt der Ritte ins alte romantische Land wurden jetzt Entdecker. erste Sturm sich gelegt hatte, stellte sich heraus, daß das Wesent­fahrten in die Arbeiterviertel, Hinterhöfe und Fabriken Berlins   lichste von dem, was die Neuerer anstrebten, schon vorher in Werfen unternommen. Der materielle Erfolg für den Dichter Arno Holz   von Arno Holz   erreicht und geleistet worden war. Daß sein lyrischez aber bestand in einem Honorar von sage und schreibe 25 Mart, die Weltbild Phantasus  " und sein gewaltiges Drama Igno­das epochemachende Werf ihm einbrachte. rabimus" das fünstlerische Prinzip des Expressionismus bereits in bewußter und konfequenter Weise zur praktischen Anwendung gebracht hatten. Die Entdeckung des Rhythmus als des formalen Grundprinzips aller Dichtung war das Wert von Arno Holz   ge­wesen, bevor die erpressionistischen Wortführer das Echlagwort proflamiert hatten. Als dieser Tatbestand vor einigen Jahren fest­gestellt wurde, erhob Holz energischen Proteft. Aber es hilft ihm nichts: Die Jüngsten von heute nehmen ihn für sich in Anspruch

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Dann ward es still um ihn und das deutsche   Volk der Dichter

und Denker vergaß seinen Namen.

wurden.

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bedeuten würde.

Die Entschmüdung des Reichstagsgebäudes. Ueber die Ent fernung der früheren Hoheitszeichen innerhalb und außer­halb des Reichstagsgebäudes hat sich der Ausschmückungsausschuß ein Gutachten von Kunstsachverständigen erteilen lassen. Die Gut­achter Bildhauer Hugo Lederer  , Stadtbaurat Ludwig Hoffmann  , Reichskunstwart Redslob und Oberregierungs­baurat Groß tommen zu dem Ergebnis, daß tie Hoheitszeichen ( Kronen, Wappen, Zepter usw.) als Schmuckteile so eng mit der architektonischen Ornamentik des Gebäudes verbunden sind, daß ihre oslösung eine schwere Schädigung der künstlerischen Gesamtwirtung Das ist zweifellos richtig. Auch die geschmackloseste Ornamentit verfrüppelten Organismus einzelne Glieder herausbricht. Wie wäre es aber, wenn man mit dem ganzen überladenen Deforationsprunt refolut aufräumte, der den an sich nicht allzu schlimmen Balloth­haften Schmuckstücke" sind dem Gebäude, namentlich im Innern, bau zu einer architektonischen Karikatur verzerrt? Diese pomp­zum Teil ganz unorganisch auf und angeklebt, fie betonen, und heben decken, fälschen und zerstören sie. Das Gutachten der vier Sachper­nicht die rein architektonische Wirkung der Räume, sondern sie ver aber man sollte einmal den Versuch machen, ftändigen in Ehren dekorativen Umgestaltung des Reichshauses aus­neben dieser theoretischen Kritit praktische Entwürfe zur arbeiten zu lassen. An Architekten, Plastitern und Malern, die einer solchen Aufgabe gewachsen wären, fehlt es uns nicht.

Da erhob sich, etwa ein halbes Jahrzehnt später, ein gewaltiger Sturm in der deutschen   Literatenwelt und diesmal nahm auch das Publikum teil an der Bewegung und Erregung. Freie Bühne  " Der Berliner   Volfschor, der den Berliner   Arbeitern seit vielen und Gerhart Hauptmann  " lautete das Rampfgeschrei und Jahren die herrlichsten Schöpfungen der großen Tondichter in muster­auf dem Panier, um das die Streiter sich scharten, stand das Wort haften Aufführungen vermittelt, brachte Dienstag abend in der Naturalismus". Die erste Entscheidungsschlacht ward ge- und feine letzten Dichtungen bezeugen die Tatsache, daß er, freiwillig alten Garnisonkirche Verdis Requiem  " zu Gehör. Das 1874 schlagen, als an einem Sonntagmittag des Herbstes 1889 die oder unfreiwillig, der Führer zweier aufeinander folgenden Jugend- zum erstenmal aufgeführte Wert, das der üblichen Kirchenmusik sehr " Freie Bühne" im Berliner   Lessingtheater Hauptmanns dra- generationen ist. wenig ähnelt, gibt der Glut seines Empfindens ergreifenden Aus= matisches Erstlingswert Bor Sonnenaufgang" auf die Bretter Der literarische Expreffionismus fämpft heute noch selber um drud. Die Solisten Herta Stolzenberg, Emma Bilmar- Hansen, brachte. Ganz Deutschland   nahm an dem Ereignis teil. Die Buch die Anerkennung seiner Eristenzberechtigung. Aber auch ihm wird Baul Bauer und Professor Albert Fischer, das verstärkte Blüthner ausgabe des Dramas aber, das damals in aller Händen war, enthielt einst der Sieg zufallen, und es drängt sich die Frage auf: Werden orchester und der Chor unter Dr. Ernst 3 anders Leitung be­auf der ersten Seite die Widmung: Dem Verfasser des Papa dann wieder die Nachfolger die Früchte ernten, die Holz gefät hat? mühten sich mit Liebe und reifem Können um die gelungene Wieder­Hamlet, in freudiger Anerkennung der durch sein Buch emp- Bird sein Echidiel wieder dasselbe sein wie das, das dem Begrün- gabe der in der flangvolien lateinischen Sprache gesungenen Tolen= fangenen entscheidenden Anregung." Und bald erfuhr die Deffent der des Naturalismus vor einem Menschenalter zuteil ward? Ein messe, die Verdi dem Andenten des italienischen Dichters Manzoni lichkeit, daß der pseudonyme Autor des Papa Hamlet" fein deutsches Dichterschicksal von erschütternder Tragit! Noch immer widmete. Namentlich der achtstimmige Sanctus zeigte den Doppel­anderer war als Arno Holz  , der die drei in dem Buche ver- haust Holz in der schon von der Legende umwobenen einsamen chor auf der Höhe seines Könnens.

br.