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über Lenin, Weltrevolution, Kommunistischer Internationale usw. Er fand aber dann auch energische Worte über das kommunistische Wirtschaften.Wir verzehren mehr, als wir produzieren! Die Produktion, die Akkumu- lation ist die wichtigste Aufgabe unserer Wirtschaftspolitik." Ohne Mitarbeit ausländischen Kapitals könne der Wirtschaft- liche Aufbau Rußlands   nur sehr langsam vor sich gehen; daher müsse man gegenüber Kapitalisten, Konzessionären und der- gleichen entgegenkommender sein als bisher. Die Partei- instanzen treiben aber erstens eine andere Politik und hemmen dadurch die ötonormsche Entwicklung: und zweitens sind es unmögliche Verhältnisse, wenn die Parteiinstanzen über jede rein wirtschaftliche Frage beraten und entscheiden, ohne auch nur die nötigen Kenntnisse zu haben. Es müßte den Wirt- schaftlern mehr Ellenbogenfreiheit gelösten werden. Der Staatsapparat dürfe nicht in absoluter Ab- hängigkeit vom Parteiapparat verharren. Mst Grauen denken wir Wirtschaftler an die Verhältniste, wenn das neue Projekt einer neuen Parteiorganifatwn zur Kontrolle der gesamten Wirtschaftsorgane zum Gesetz wird!"Die Monopolrechte der kommunistischen Mit- gliodskarte müssen« us der Welt geschafft werden," heißt es imProgramm der Wirtschaftler". Wie zu erwarten war, ist Krassin   unterlegen.Es gibt Genosten", meinte ein Redner,für die unsere Partei als der Mohr gilt, der s<irte Schuldigkeit getan hat und nun gehen kann."Genosse Krassin  ", rief Sinowjew   pathetisch aus,Sie stehen an einem sehr gefährlichen Abgrundl" Und doch hat die bürgerliche Fraktion" des russischen Kommunismus ihr letztes Wort sicher noch nicht gesprochen. Die rein-proletarischen Elemente der kommunistischen  Partei, die den Druck des wachsenden Staats- und Privat- kapitalismus immer mehr oerspüren, sind nicht so weit, selb­ständig aufzutreten. Es ist aber sehr bezeichnend, daß in den letzten Monaten eine GruppeArbeilerwahrheit" mit ihrem Programm hervorgetreten ist; in diesem Programm ist nun offen die Rede von Demokratie, die für den Wirtschaft- lichen Kampf der Arbeiterklasse unter den neuen Verhältnisten notwendig sei. So viel Konfusion in diesem Programm auch steckt. es ist für die beginnende Rückkehr der bolschewistischen Arbeiterschaft zur Demokratie sehr charakteristisch und sehr wichtig. Das Fehlen Lenins   auf diesem sehr pompösen, aber sonst recht inhaltsarmen Parteitag machte sich in jeder Kleinigkeit bemerkbar. Er verstand es wie kein anderer, die Parket um sich einheitlich zu scharen und seine geschlagenen kommunisti- schen Gegner zu versöhnen und sich zu unterwerfen. Er war einOpportunist" sondergleichen, und die Forderungen seiner unterlegenen Gegner machte er sich oft zu eigen, um darauf seine Politik auszubairen. Den Geist de? Zeit konnte er sehr fein verstehen. Von nichts war auf dem Kongreß so sehr die Rede wie vomM e n s ch e w i s m u s"! Denn in jedem Oppofttions- redner erblickten die offiziellen Parteiführer einenMensche- misten", undMenschewismus" war für sie der Grundgedanke jeder von ihrer Politik abweichenden Rede.Alls Kritik unserer Parteipolitik", sagte Sinowjew  ,mag sie auch vonlinks" her- rühren, ist eine menschswistische Kritik."Objektiv betrachtet ist jede Kritik eins Unterstützung des Menschewismus." Radek beschuldigte die Gegner desselben Verbrechens, und der arme Larin mußte sich gegen diesen Vorwurf weit und breft ver- teidiMn. So komisch es nun klingen mag, Krassin   und die..Wirt- sch'gMr" als Mensche wisten zu zitieren, ganz unrecht haben die Herren doch nicht. Denn in diesem Kampf gegen den inneren Menschewismus" zeigt sich die wachsende Unmöglich- kell, die alte Diktatur aufrechtzuerhalten. Die Entwicklung des Kapitalismus und die Herausbildung neuer Klassengegensätze ist mit der kommunistischen   Diktatur nicht zu vereinen. Nach- dem die Periode der Bürgerkriege zu Ende ist, wollen die Volksmasscn zur Demokratie zurückkehren, die unter den neuen Verhältnisten fürsiedieallleinigeWaffe bleibt, um ihre
Kieme Erlebnisse. Von Alfred Hein   sKönigsberg). Erinnerung an thüringischen Frühling. us ist mein« Art, voll von erlebten Dingen, diese alsbald nach der Durchkostung, ja schon während des Crlebnistes, an mein« we- nigen Freunds in Briefen ausblühen zu lasten. Als ich im vorigen Frühling in Thüringen   war und all das zum erstenmal sah, was . mir aus Tüchern schon lange cntgegenrief: Weimar  , Wartburg  , Tiefurt, Schwarzburg   und Soaletal... da lebte ich zwar in dieser Welt die Ferientage dahin, ich suchte alles auf, was ich aufsuchen wollte, und ich fand auch manches unoerhofft Schöne und ward auch von emderm Vielgepriesenen enttäuscht, kurzum ich war wie immer ein empfindsamer Reisender, mit dem keimenden Frühling auf den weichen Waldbergen, die spielerischen Flüste entlang stiegen auch meine G�ühle in diesem Rhythmus: schöner von Tag zu Tag. Aber Worte oder gar Gedichte fand meine Seele nicht für das Erlebnis. Dabei war ich kaineswcgs so überwältigt, tah ich nicht etwa meiner Sprache möchtig wurde. Wieder zu Hause in der nordischen Stadt: kein Wort. Man fragte mich, ich sagte, es sei sehr schön gewesen. Und schwieg zu aller Verwunderung. Erstaunte Briefe kamen. Ich versuchte, mich selbst verwundernd und dem sellsamen Vorgong in mir trotzend, Wort« zu formen, zu schrauben aber ich merkte, daß sie mir aus den vorher gelesenen Büchern entgcgenschlichen. nicht der über. vollen Seele entflogen und wütend über diese Verführung auch noch zur Unwahrheit strich ich sie aus. Da ist der Winter gekommen. Ich hatte längst die Reise ver- aesten, sie war- für mich nur noch«in von zwei Daten umgrenzter Zetabschnitt für Fälle, da man front:Jjaben Sie tos nicht hier erlebt?"Nein, da war ich in Thüringen  ." Und das Wort Thüringen   war zeiturtgshaster Begriff, ich los es, während Ichs lvrach, von nüchternen Letten: gebildet nicht» Frühlingsüber- blühtes, Dergongenheitdurchglühtes.. Aber in diesen Tagen, da die Reise sich bald jähren wird, ta überbraust mich plötzlich wie ein Wasterfoll das Erlebnis, Schritt und Tritt singt um mich thüringischer Frühl'ng. Mein« Briese holen ihre Symbole aus jenen Reisewochen, ich versuche bei jeder Gelegenheit mit andersn davon zu sprechen, und ich hoff«, daß dieser Rausch nicht zu lange dauert, damit ich nicht noch eines Tags als verrückt gelte. Denn noch ist hier oben im Norden der Frühling fern: ich aber sage: Wie nüchtern die schwarzen Häuser- flecken im Aprilfchmutz, in Schwarzburg   das schneeweiße Schloß in- mitten der Waldhügel' die weite Schwarzburqer Wiese, Reh« kommen im Tiesurter Park schweben noch die alten Morgen- alocken, ihr Kupfer muß grün sein, sie singen: Schon hundert 6ahr. das ist nicht wahr, das ist nicht wahr, gestern es war, schon hundert Jahr, schon hundert Jahr... Waruw kamst du so spät zu mir, du liebes Land? Ich kann es eigentlich nicht deuten, ick muß es als Tatsache hinsetzen. War ich doch zu überwältigt? Oder war es vom Rhythmus meines inneren Lebens nach einem geheimen Schönheilsgesetz geboten, daß ich am<?egcnsätzlichsten Punkte des Jahres das Wieder erlebnis haben sollte? Ich liebe Gegensätze, schärfste Spannungen.
Rechte zu schützen und die Errungenschaften der russischen Re- volution fest zu verankern. Nach üem Parteikongreß. Der.Dst-Expreß schreibt: Obgleich Sinowjew   in seiner opti- mistischen Schlußrede die Einstimmigkeit hervorhob, mit welcher der Kongreß seine Beschlüsse gefaßt habe, geht aus den vorliegenden genaueren Berichten deutlich hervor, daß diese Einstimmigkeit nur scheinbar gewesen ist. Außer Krassin   sind noch eine Reihe anderer hervorragender Parteimitglieder auf dem Kongreß mit entschiedener Kritik hervorgetreten, teils gegen die Zustände in der Partei selbst, teils gegen ihre polltische und wirtschaftliche Taktik. So Larin. Osiiniky, Kassior, Lutowinow, Preobraschensky, früher Staatssekretär des Zentralkomitees, und andere. Freilich ist diese Opposition nicht einheitlich, ebenso wie es die Haltung der in Wirklichkeit noch ist. Die Einstimmigkeit der Beschlüsse ist offen- bar lediglich dadurch erzielt worden, daß. in Abwesenheit Lenins   angeslchls der auseinandergehenden Strömungen nur eine Einigung auf einer im wesentlichen negativen Platt- sonn im Zentralkcmüee erfolgt war, und der Kongreß ist dem Zentralkomitee gefolgt. Doch ist es klar, daß hervorragende Kongreß- Mitglieder in wcsenllichen Punkten mit der offenen Opposition übereinstimmen. Aus den Disk siionsrcden geht hervor, daß Ka- m e n e w selbst dafür eingetreten ist, die staatlichen Trusts mit ihrem gesamten Vermögen für aufgenommene Kredite haften sollten. Obgleich das Zentralkomitee dieses Projekt zunächst ab- gelehnt hat. weil feine Annahmeeine elementare D e n a t i o- n a l i s i e r u n g der Staatsindustrie" bedeuten würde, wird die Diskussion darüber auf Iniative T r o tz k i s fortgesetzt. Die Diver­genzen innerhalb der leitenden Parteikreise haben offenbar einen Grad erreicht, wie er seit dem großen Gewerkschaftsstreit Ende 1920 nicht mehr zu verzeichnen gewesen ist. Die Besorgnis über diese Lage ist in der Diskussion deutlich hervorgetreten, wobei die wobei die Ausschallung der Autoriiät Lenins   immer wieder als überaus ernstes Faktum betont wurde. Auch die Resolution des Kongresses geht ausführlich auf diese Umstände ein. Sie erklärt, daß der wirtschaftliche Flügel der Partei der Gefahr ausgesetzt sei, unter die Einwirkung der bürgerlichen Elemente zu geraten: am gefährlichsten seien diejenigen Elemente, welche den Sowjetstaat der Arbeiterklasse und die Partei dem Sowjetstaat gegenüberstellen. Denn der Gegensatz zwischen dem Sowjetstaat, der sich auf ein Bund- nis der Arbeiter und Bauern stützen müsse, zu den Interessen der Arbeiterklasse»nd der Diktatur der Partei fei gegenwärtig die gefährlichste Parole, mit der auch alle Feinde der Partei arbeiteten. Dementsprechend erneuert die Resolution die früheren Drohungen gegen alle diejenigen innerhalb der Partei, welche versuchen würden, deren Einigkeit zu erschüttern.
Schillings Schwarzes �unöert. Tie Hetze beginnt wieder. Der Ermordung Erzbergsrs und Rathenaus ging eine deutschvölkische Mordhetze voraus, die in der antisemitischen Verlogenheit ihre Hauptstütze fand. DieDeutsche Zeitung", eine der hervorragend- sten Vertreterinnen dieser Art deutschoölkischer KampfesWeise, die mit ihren Hetzereien nach dem Verbot derDeutschvölkifchen Freiheitspartei" zurückhielt, nimmt ihre altbewährten Methoden wieder auf. Ihr Leiter. Herr v. Schilling, wartet seiner Mitwelt mit einer Geschichte über das pogromsüchtige Schwarze Hundert  " auf. DasSchwarze Hundert  " ist eine russische   Angelegenheit und hat mit Deutschland   nichts zu tun. Ader Herr Schilling gebraucht dieses Märchen für seine Hetze gegen denpreußischenInnenininisterSevering. Er sagt also, derblutrünstige Spuk" vom Schwarzen Hundert fei eine ostjüdische Erfindung. Genosse Severins habe sich diese Erfindung bei dem Verbot der Deutschvölkischen Freiheits- Partei dienstbar gemacht.
Stundenlanger Gang durch die nächtliche Stadl. Eines Tages oder vielmehr eines Nachts merkten wir beiden Freunde, daß wir es uns angewöhnt hatten, nach dem Theater oder Konzert, uns gegenseitig hin und her zu begleiten. Wir wohn» ten dreiviertel Stunden aus einander, er im Vorort, ich mitten in der großen Stadt. Die Gespräch« stiegen im großen Bogen empor, als geleitete sie der Mond, sie hatten nichts von der Hast des Tages sie waren blühende Worte aus einer Flut von Sülle. Meist war es ja schon gegen Mitternacht, die nach Hause Laufenden wurden immer weniger, mancher sah uns noch nach, wie wir ruhig und heiter spazieren gingen. Seit den Friedensjahren hatten wir uns so nicht mehr unterhalten: damals schritten wir meist nach- mittags durch den Stadtpark, aber jetzt in den verworrenen und vergifteten Zeiten bleibt am Tage unser Mund stumm. Es geht nicht im Anblick gicrv erzerrter Gesichter, maulaufreißender Schaufenster, plärrender Zeiüingsjungens, ach. wir kennen es ja alle zu genau dieses Drum und Dran derneuen Zeit", und keiner ist, den es nicht ekelt es war unmöglich, dagoldene Gespräche" ruhig wie ein Waldfluß strömen zu lassen. So flüchteten wir in die Nacht. Und wir flüchteten so lange, bis uns die Straßen allein gehörten, die vom Monde verklärt, wunderbar wurden, sich bogen und ausflogen, da perlten plötzlich die Worte, Sehnlüchte und Wünsch« stiegen singend aus den Seelen, wir formten diese häßlichste Welt in die schönste um. Wir hatten das Gefühl des Alls um uns, das körperliche: ich möchte fast saaen, wir spiegelten uns in dem gegenüber hängenden Arkkur, unsere Kör. ver entragten dem Erdball nicht«rst in den vegifteten Dunst der Atmosphäre, sondern in den Sphären. A!s wenn wir über die geglättete Erdkugel schritten und die Rundung klar vor uns hätten, ja, so groß wurden wir wieder. Ewiges durchflutete uns. Und olles war einfach. Die kühnsten Träume schienen möglich. Und als wir uns in diescr Wanderung einmal vor den Bahnhof verirrt hatten, wären wir beinahe in einen nächtlichen Ersenbahnzug gestiegen, um schnurstracks nach Rußland   zu fahren. Das erschien»nz beiden gar nicht lächerlich. Und hätten nur nicht der Zug und die Men- schen, die verdrießlich in ihm saßen, so iagesbemmend ausgesehen, daß uns gleich die abscheulichen Worte: Paß, Schaffner, Billett, Grenz« einfielen, wir wären in eine Bahn, mondselig wie die Vraßen um sie, bestimmt eingestiegen. So gingen wir an jenem Abend kopfhängend nach Haus. Meist aber es ist oft zwei, drei oder vier Uhr geworden, wir sind nicht einmal zwi'chen den Behausungen bin- und der- geschritten, sondern dreimal und mehr, was war dieser kur'.e Weg in der Ewigkeit der Rächt! kam ich hocherhobenen Hauptes zu Haus an und schlief einen schönen Schlaf und war am andern Meriten herrlich erfrischt. Voll nrauen Tags jedoch erschien mir der Weg bis zum Hause meines Freundes so fern, so fern, und ich erinnerte mich auch plötzlich, daß ich ihn bei Tag seit über einem Jahr nicht besucht hatte und als Entschuldigung sagte:Weißt du, d>! wohnst gar so weit draußen!" Ja. am Tage, da war glich jede Minute eine Minute, die irgendeiner Verrichtimg gehörte, sie wer eingeschraubt in die große Maschine dieser Stadt. In der ent- spannten Nacht blühte Sekunde für Sekunde aus Ewgkeit in Ewigkeit.
Besagter völkischer Gefahr wegen, so plaudert der harmlose Herr Schilling, fühlt sich Severing trotzdem frei jeder Schuld. Etwaige kleine Uebergriffe, Gesetzwidrigkeiten, Rechts- beugungen gegenüber Andersdenkenden sind doch gegenstands- los, wenn man das Große Im Auge behält: die Bekämpfung des Schwarzen Hunderts". Dem Minister Severing wollen wir schon im Hinblick auf das Gesetz zum Schutze der Repu- b l i k nicht den guten Glauben absprechen. Außerdem ist die ras- fische Zusammensetzung seinesHohen Rates" so bezeichnend, daß wir uns über nichts mehr bei deru n z w e i f e l- Haft deutschen Gesinnung" des Ministers Severing wundern. Verständlich ist gleichfalls, daß jüdische Demo- kraten und Sozialisten fröhlich den gleichen Schwin- d e l mitmachen. Hauspolitik!... D« jüdischen Machenschaften haben aber noch viel weiter gesteckte Ziele, und den Weg, auf dem sie diese erreichen wollen, hat soeben der größte sozialdemokratische Schreier, Genosse Hellmann, verraten. Der Weg geht über die wirklich vorhandenen proletarischen Hunderttausendschaften". Mit ihnen soll schließlich das leibhafüge Vorbild desSchwarzen Hunderts" erreicht werden, wie es die Welt feit Jahr und Tag in Moskau  seine bluttriefende Schreckensherrschaft ausüben sieht. Dann erhielte das Gespenst Fleisch und Blut, ober in ganz anderer Gestalt, als dem braven Spießer vorgeschwatzt worden ist. Dann würden die erdichteten Schandtaten und Greuel wohl zu entsetzlicher Wahrheit werden. Rur   daß sich dabei gerade die unschuldigen Lämmlein als die reißenden Wölfe erweisen dürften.".- Man sieht, auf welche Weide der harmlose Herr Schilling seine Schäslein führen möchte. Walter Rachenau: Weiser von Zion und seine Schwester mit dem Bolschewisten Radek verlobt so war ja wohl die Rattenfängerweise, die einen Techow einfing. Genosse Severing: Großsiegelbewahrer, des Judentums und Steigbügel   Halter derbluttriefenden Schreckensherrschaft" von Moskau   man versteht. Ob sich ein neuer Techow findet?_ Schwarzrotgolö oüer Rot? Zur Maidemonstration. . Die bürgerlichen Abendblätter verbreiten eine Darstellung über die Abmachungen, die die Berliner   Gewerkschaftskomission für die Maidemonstration mit den Vertretern der Parteien getroffen hat. Danach soll auf Verlangen der Kommunisten beschlossen worden sein, daß am 1. Mai nur mit roten Fahnen demonstriert werden dürfe. Die Meldung ist falsch. Ein derartiger Beschluß ist nicht gefaßt worden. Die Sozialdemokratie würde es auch a b- l e h n e n> sich von den Kommunisten irgendwelche Borschristen darüber machen zu lassen, unter welchen Fahnen sie ihre Demon- stration begeht. In der Sozialdemokratischen Organisation bleibt es den einzelnen Bezirken vollständig freigestellr, ob sie mit roten oder schwarzrotgoldenen Bannern oder unter beiden Farben demonstrieren wollen. So sehr rot die Fahne des Sozialis. mus und der Internationale ist und bleibt, so ist schwarzrotgolö die Fahne der Republik  , deren Träger in erster Linie die sozialdemo, kratische Arbeiterschaft in Deutschland   ist. Bezeichnend für die kommunistischen   Berwirrungs- Manöver find die Vorwürfe, mit denen die Kommunisten in Berlin  hausieren gehen, als ob die Sozialdemokratie daran schuld sei, daß für den 1. Mai der Königsplatz nicht freigegeben ist. Die kom. munistifchen Führer wissen ganz genau, daß im Reichstag der sozial- demokratische Antrag auf Freigabe des Könkgsplatzes deswegen nicht mehr zur Beratung kam, well in voller U e b e r e i n st i m m u n g mit den Kommunisten, mit denen darüber gesprochen war, die Sozialdemokraten die Durchführung des Kampfes gegen das sogenannte Versammlungsschutzgesetz für wichtiger hielten. Die Kom- munisten waren klug genug, diese realpolitische Auflassung der So- zialdcmokraüe zu teilen, was sie nicht abhält, in den Betrieben die üblichen Verleumdungen gegen unsere Partei loszulassen. Anders geht es bei ihnen ja nicht. Daher auch ihr Kampf für dl« Einheitsfront."
Volksbühne:Die lustigen Velber von Wlndfor". Frühlings- karneval. Es war«ine luftige Aufführung, die des heiteren Busfo- sptetes. Ehe Heinz Hilpert   die R«ie an den kommenden Bühnenmann abtritt, ist ihm ein lustiges Phantastestück eingefallen. Er hat in m« Buhne ein Treppenhaus hineingebaut, des durch ein« Hohr Bcllu'tradc gekrönt wird. Da laufen nun all die Menschen, die nach Liebe ha'chtv, die in Eifersucht toben, die ihren Nebenbuhler zum Hahnrei mochen wollen oder betrogen werden, außer sich und mit gelösten Gliedern auf und nieder. Es entsteht ein« fortreißende und ermunternde Bewegung, die Komödianten lachen nicht nur für sich selber, das Lochen springt ins Parkett hinein. Wenn dann gar der Elfcnzauber alles in Glückseligkeiten wandett, geht man zufrieden aus dem Theater. Aber welche Musik auch in dieser Stcgreifposse! Sie wurde ge» schrieben, damit die Laune einer Königin befriedigt wurde. Aber sie wurde von dem genialsten Tragiker und Lustigmacher geschrieben. Es geschah nicht umsonst, daß die best« komische Oper Deutschlands  nach diesem Text komponiert wurde. Woran scheitert es, daß wir heute gar kein« fröhlichen komischen Opern mehr schaffen können? Nur an den Texten. Busoni   und Puccini   haben verbucht, das zu ändern, aber sie sind immer wieder von der Dichtung enttäuscht worden. Nun hat W o l f g a n g Z« l l er. der Kapellmeister der Volksbühne, jedes Shakespearesche Bild durch Prologakte eingeleitet. Sogar«in Jimmy wird ganz modern einmal in die Windsorschen Spukszenen hineingetrottet. Die Aufführung zeigte, daß eine ganze Menge tomischer To- lente an der Bolksbühne vorhanden sind. Das wußte man eigent- lich schon früher. Jürgen Fehling   hotte da in einigen Jahren eine gute Ueberlieferung eingebürgert. Aber es fehlen die jungen, die lyrischen, die singenden, auch die zwitschernden Talente. Es fehlen die Sprecher und Sprecherinnen mit der flüssigen Kadenz. Man kann in der Volkbühne augenblicklich nicht zärtlich und verliebt spielen. Der neue Direktor und Regisseur muß das ändern. M. H. Weitere Spenden und Ehrungen für Arno holz  . Außer den von uns bereits mitgetsillen Glückwünschen hoben auch der preußische Kultusminister Dr. Boelitz, der sächsische Ministerpräsident Dr. Z e i g n er und der Bremer  Goethe-Bund dem Dichter Ihre Glückwünsche, zum Teil in Be» gleitung von Ehrengaben, ausgesprochen. Aus den Spenden deut- scher Maler und Graphiker, die Gemälde und Zeichnungen für eine Auktion zugunsten des Dichters hergaben, sind an Arno Holz   etwa 4 Millionen übcrfandt worden. Besonders schön und innig sind die Worte, mit denen der preußische Mini st er Präsident Genosse Braun sein Ge» schenk begleitete. Es heißt in d«m Schreiben:Es ist nicht konvcntw- nell« Erfüllung einer amtlichen Pflicht als Leiter der preußischen Staatsgeschäfte, nein, es ist mir tiefempfundenes Bedürfnis, Ihnen, dem einzigartigen Dichter aufrüttelnder sozialer Sturm- und Kampf- lieber, dem Bahnbrecher neuer dichterischer Ausdrucksweg-, dem kernigen, geraden ostpreußischen Landsmann zum heutigen Gcburts- tag meiney aufrichtigen Glückwunsch auszusprechen. Auch Ihnen ist. wie vielen wahren, sich treu gebliebnen Dichtern, der materielle Er- folg versogt geblieben. Die Armut, die aus Ihren herrlichen Dich- ttmgen oft so erschütternd aufschreit, hat Ihnen die Treue gehalten. Ich darf Sie daher wohl bitten, zur Milderung Ihrer materiellen