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2. Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 35.

Parlamentsberichte.

Abgeordnetenhaus.

Sonntag, den 10. Februar 1895.

12. Jahrg.

Korrespondenzen.")

vorgehen muß. Wenn ich hervorgehoben habe, daß Tarif- der preußischen Staatseisenbahnen ausgedehnt und die generelle reformen, welche unzweifelhaft auf eine Reihe von Jahren eine Einführung der Staffeltarife in Erwägung gezogen werden. sehr bedeutende Verminderung unserer Eisenbahn Ueberschüsse Die Budgetkommission beantragt, die Petitionen der Rea herbeiführen, gegenwärtig undurchführbar sind, wenn nicht gierung zur Erwägung zu überweisen. Nach längerer Debatte gleichzeitig diese Einnahmeverluste durch anderweitige Mittel wird in diesem Sinne beschlossen. 16. Sigung vom 9. Februar, 11 Uhr. des Staates ersetzt werden, so bleibe ich natürlich Um 4/4 Uhr wird die weitere Berathung des Eisenbahns Am Ministertische: Miquel, Thielen und Kommissarien. dabei stehen, bin aber feineswegs der Meinung, daß jede Zarif etats bis Montag 11 Uhr vertagt. Die Berathung des Eisenbahn- Etats wird fortgesetzt, reform nothwendig zu bedeutenden Einnahmeverlusten führen und zwar bei den Einnahmen aus dem Güter müsse.( Hört!) Der Einnahmeverlust infolge einer Tarifherab­verkehr 661 738 000 M. Die Frage der Staffeltarife wird sehung tann sehr wohl durch eine Vergrößerung des Massen­nicht bei diesem Titel, sondern bei Gelegenheit einer Petition verkehrs wenigstens annähernd kompenfirt werden. Der Noth­Aus der Schweiz   schreibt unser Korrespondent: des schlesischen landwirthschaftlichen Zentralvereins verhandelt standstarif z. B. hat feine finanziellen Verluste, sondern Mehr­Der schweizerische Bundesrath hat dem Rekurs werden. einnahmen herbeigeführt. Andererseits wird mir der Graf der als Anarchisten" ausgewiesenen zwei italienischen Abg. Benmer( natl.) weist darauf hin, daß die Eisenindustrie Kanig zugeben, daß wir viel freier freier uns in bezug Sozialdemokraten keine Folge gegeben, da sie sich an der fich seit Jahren vergeblich bemüht hat, billigere Tarife für Eisenstein auf bie Reform des Tarifwesens bewegen tönnen, anarchistischen Propaganda in Lugano   betheiligt hätten. aus Lothringen   zu erhalten. Jezt ist ein internationaler Tarif wenn wir eine günstige Finanzlage haben; ad calendas Dem Nachfolger des hochachtbaren Bundesrathes Ruchonnet, abgeschlossen zwischen den elsaß  - lothringischen und den belgischen graecas wollte ich die Reform nicht verschieben, dem dem Bahnen, wodurch die Minette- Erze dem stärksten Konkurrenten schon deshalb nicht, weil ich noch feineswegs eine Chef dem Justiz- und Polizeidepartement in Bern   vorsteht und Herrn Bundesrath Ruffy aus Lausanne  , der als Deutschlands  , England, billiger zugeführt werden als der deutschen   Reform in der Vermehrung der eigenen Gin der als heftiger Gegner der Sozialisten bekannt ist, fommt Industrie. Wenn die preußische Eisenbahn so billige Fracht auch nahmen des Reichs für aussichtslos halte, weil es offenbar nicht genau darauf an, im Verein mit dem Bundes= für preußische Streden bewillige, so würde dadurch ein Ausfall ich vielmehr überzeugt bin, daß nach und nach im deutschen   anwalt Scherb bei den anarchistischen Massenausweisungen an Einnahmen nicht entstehen, und wenn es wirklich der Fall Wolke die Ueberzeugung durchdringen wird, daß eine solche einige Sozialisten mit über die Grenze zu spediren. Mit der be wäre, dann würde die Maßregel den Arbeitern zu gute kommen. Vermehrung unerläßlich ist.( Beifall rechts.) haupteten anarchistischen Thätigkeit der ausgewiesenen zwei Durch die billigen Frachten wird das Land wirthschaftlich be- Die Abgg. Detten( 3), 2otichius( ntl.) und Ring( t.) Sozialisten muß es eine eigene Bewandtniß haben, da sich ihrer fruchtet und das ist das wesentliche Ziel der Tarifermäßigungen. bringen eine Reihe von Wünschen in bezug auf die Eisenbahn- doch der Luganefer Gemeinderath angenommen hat und dieser Daß tiese wirklich die Einnahmen vermindern werden, muß durchaus tarife vor, die Minister Thielen entgegenkommend beantwortet. bestritten werden. Die Ermäßigung der Erfattarife für das Sieg- und Abg. v. Eynern( natl.): Der Vorschlag des Grafen Kanit, doch so viel wissen dürfte, als man von der Sache in Bern  weiß. Lahngebiet haben das Gegentheil bewiesen; der Verkehr ist gestiegen die Kohlenexporttarife nach dem Auslande zu erhöhen, würde und hat Mehreinnahmen gebracht und infolge der Besserung des nur die Folge haben, daß außer der Eisenindustrie auch noch die erfahren, daß die Macht der Verhältnisse stärker ist als der Wille Der Züricher   Bauernbund hat an sich wieder einmal gewerblichen Lebens ist auch die Einkommensteuer gestiegen. Bei Kohlenproduktion benachtheiligt würde. Daß der Finanzminister der Menschen. schlechter Ronjunktur wird gesagt, die Finanzverhältnisse gestatten eine Tarifreform annehmen würde, die sicher Mehreinnahmen Bauernorganisation und kapitalistischer Sturmbock gegen die Er wurde 1891 gegründet als reaktionäre eine Ermäßigung der Tarife nicht, und bei guten Konjunkturen bringt, ist begreiflich. Aber wir verlangen, daß auch das Risiko Arbeiterbewegung und was ist aus ihm geworden? Gein heißt es: Die wirthschaftlichen Verhältnisse müssen erst wieder in einer Mindereinnahme getragen wird, wenn auch nur für einige Gründer, der Bauer Konrad Keller, der bereits vor ruhige Bahnen kommen. Dabei fommt man schließlich niemals Jahre. Denn daß eine Tarifreform nach unserem Wunsche auf längerer Zeit vom Präsidium und der Redaktion des Bauern­zu einer Tarifreform. die Dauer Mehreinnahmen bringen wird, das hoffen wir. bund" zurückgetreten, ist jetzt nun ganz aus dem von ihm Bei einem so großen geschäftlichen Unternehmen, wie die Eisenbahn- Berwaltung ist, fann man nicht nach dem Jahres Brogramm untreu geworden und sozialdemokratis gegründeten Bauernbunde ausgetreten, weil derselbe seinem etat urtheilen, man muß einen weiteren Blick haben.( Busch en Tendenzen sowie der Bureaukratie ftimmung.) huldige. In der That sitzt im Zentralfomitee des Abg. Gothein( frf. Vg.): Wir müssen zur Tarifreform schweizerischen Bauernbundes der Sozialdemokrat Stephan fommen, weil die jetzigen Zustände die wirthschaftliche Ent Gschwind. Es schweben zur Zeit die Verhandlungen, ob es möglich ist, wickelung hemmen; ich wäre bereit dazu, eine Erhöhung der soziale Reife des antikollektivistischen" Bauernschädels! Das find wohl überzeugende Beweise für die die Tarife für den Bezug von lothringischer und luxemburgischer Eintommensteuer zu bewilligen, so weit es nothwendig Minette noch zu ermäßigen. Die Schwierigkeiten bezüglich der Be- ist, einen Einnahme- Ausfall bei der Eisenbahn- Verwaltung, der sch en Bollfrieges. Die Waareneinfuhr Frankreichs betrug Die Wirkungen des französisch schweizeri theiligung der Reichseifenbahn- Verwaltung an diesen Ermäßi- eine Folge einer Tarifreform ist, zu decken. Redner kommt sodann im Jahre 1894 dem Werthe nach 4120( 1893: 3850) Millionen gungen sind natürlich, je weiter die Ermäßigungen gehen, desto auf seine Rede von vorgestern zurück, die der Minister vollständig Franken und die Ausfuhr 3275( 3286) Millionen Franken. Nach schärfer hervorgetreten. Ich hoffe, daß die Erwäßigung in falsch verstanden habe. nächster Zeit gelingen wird. der Schweiz   exportirte Frankreich   für 159,84( 1893: 158,65, 1892: 227,9, 1891: 234,8 und 1890: 242,8) Millionen Franken und es importirte aus der Schweiz   für 67 ( 1893: 66, 1892: 92, 1891: 103,4 und 1890: 104,2) Millionen Franken. Demnach hat sich unter dem Zollkriege die französische  Einfuhr in die Schweiz   gegenüber dem Jahre 1890 um 52 pCt., die schweizerische Einfuhr in Frankreich   um 35 pCt. vermindert. Zum theil ist der französische   Exportausfall dem deutschen   Export in die Schweiz   zu gute gekommen, zum theil hat die schweizerische Industrie die Herstellung einer Reihe früher aus Frankreich   be zogener Artikel selbst übernommen. Wenn einmal der Zollkrieg beendet wird, werden vielleicht nur wenige der abgebrocheneu Geschäftsverbindungen zwischen der Schweiz   und Frankreich   wieder aufgenommen werden.

Minister Thielen: Die ganze Angelegenheit, die hier vom Borredner berührt ist, fällt völlig außerhalb des Rahmens der preußischen Eisenbahn- Verwaltung. Diese ist nicht mit einem einzigen Rilometer an der ganzen Angelegenheit betheiligt. An diesen Tarifabmachungen find nicht die preußischen, sondern die elfaß- lothringischen Reichseisenbahnen betheiligt.

Abg. Graf Kanių( f.): Es ist selbstverständlich, daß man die belgische Eisenindustrie nicht zum Nachtheil der unfrigen stärken will. Herr Beumer hat Vorschläge dieserhalb nicht gemacht. Ich möchte ihm als Retorfionsmaßregel vorschlagen, daß auf den deutschen   Staatsbahnen die Exporttarife für Kohlen und Kokes nach Belgien   erhöht werden. Der Finanzminister hat zur Reform unserer Gütertarife den Staffeltarif empfohlen. Ich freue mich, daß er diesen Tarif als die gesundeste Form unserer Tarifbildung anerkannt hat. Aber er hat hinzugefügt, daß die jetzige Zeit nicht geeignet wäre, diese Tarifreform vorzunehmen; er hat auf die mißliche Finanzlage und auf die eintretenden Ver­schiebungen des Verkehrs hingewiesen. Ich glaube nicht, daß wir auf eine beffere Finanzlage warten müſſen. Ein plötzliches Vorgehen verlangen wir nicht, wir wollen allmälig die vorhandenen Disparitäten beseitigen, schon um die Finanzen des Staates nicht zu verwirren.

Der Minister follte möglichst bald die Begünstigungen be­feitigen, welche für den Transport russischen Getreides bestehen. Stimmen Sie meinen Ausführungen dahin zu, daß unsere Tarife reformbedürftig sind und daß wir damit nicht warten dürfen, daß wir schnell vorgehen müssen, um die wirthschaftlichen Ver­hältnisse des Landes zu heben.( Lebhafte Zustimmung auf allen Seiten.)

Ministerialdirektor Fleck: Daß bei der Verstaatlichung der Eisenbahnen in Schlesien   nichts gethan sei, was nicht Privat­bahnen auch thun müßten, ist attenmäßig unrichtig.

Abg. Bartels( t.) bestreitet, daß sich im Westen und in den mittleren Provinzen Preußens die Anschauung über die Staffel tarife, die Graf Kanik als die gesundeste Tarifreform bezeichnet hat, geändert hätte.

Auf eine nochmalige Aufforderung des Abg. Ring(.) wegen der Fracht für das nicht voll ausgenugte Ladegewicht eines Wagens, erklärt der

Minister Thielen, daß er die betreffende Verordnung nicht aufheben könne.

Abg. von Riepenhausen(.) bedauert die ablehnende Haltung des Ministers in dieser Frage; denn diese Maßregel schädige allein die Landwirthschaft.

Minister Thielen weist darauf hin, daß die größeren Güter­wagen von 15 Tonnen vor denen zu 10 Tonnen den Vorzug haben, daß sie weniger Zugkraft erfordern; denn an todtem Gewicht und an Länge der Wagen bieten die ersteren einen großen Vorzug. Diese eigenen Ersparnisse der Eisenbahn Verwaltung haben die Einführung des Rohstoff- Tarifes ermög. licht. Wer die Vortheile davon genießen will, muß sich auch den Bedingungen unterwerfen.

Der Titel wird bewilligt.

Finanzminister Miquel: Graf Ranih hat meine Aeußerungen Es folgt die Berathung der Petitionen von Hirt u. Gen., nicht ganz richtig aufgefaßt. Wenn eine Tarifreform gemacht Vorständen von landwirthschaftlichen Vereinen in Breslau   und werden soll, so muß sie bei den Gütertarifen beginnen. Als anderen Orten, welche beantragen, zu veranlassen, daß die in den Grundlage unferes ganzen Tarifwesens habe ich die Staffel- Direktionsbezirken Berlin  , Breslau   und Bromberg   geltenden tarife bezeichnet, in deren Durchführung man Schritt für Schritt niedrigen Frachtfäße für lebendes Vieh auf das Gesammtgebiet

Sonntagsplauderet.

In einem heißblütigen Aufruf an die Vorkämpfer deutscher Wissenschaft", das heißt an unsere Professoren und Gelehrten­wilt, sich zu energischem Protest gegen die Umsturzvorlage zu­sammen zu thun, hatte türzlich ein Berliner   Blatt an eine alte Helden- Anekdote erinnert. Es lebte einmal ein tapferer Krieger, der unverwundbar schien. Schon flüsterten sich die Leute in die Ohren: der Held trägt einen Talisman, der ihn auf allen Wegen schützt; und wirklich trug der Kriegsmann einen Talis man auf der Brust, aber feine anderen Zauberzeichen fanden sich auf dem Talisman, als die Inschrift: Hundsfott, wehr Dich!"

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B

Zum Grubenunglück von Montceau les Mines  wird uns aus Paris   unterm 5. Februar geschrieben: Das Journal officiel  " hat erst vor wenigen Tagen einen Bericht der Statistischen Bergbau- Kommission veröffentlicht, der voll des Lobes war über die beim Bergbau getroffenen Sicherheits­vorkehrungen. Die Unfälle, heißt es daselbst, waren in den verschiedenen Bergbau- Kategorien weniger zahlreich als im vor hergegangenen Jahre. Namentlich in den Kohlen- Bergwerken *) Die ausführlichen Berichte aus dem Reichstage und den Kommissionen haben es trotz der reichlichen Beilagen unmöglich gemacht, unsere ausländischen Korrespondenzen, wie üblich in der Politischen   Uebersicht abzudrucken. Soweit sie nicht an aktuellem Werth verloren haben, lassen wir sie hier unter einer besonderen Rubrit folgen.

droht, wird das Profefforenthum, dem ohnedies teine allzuschaftlichkeit an Deutschlands   Grenzen aufhalten können? Man fräftige Farbe der Entschließung angeboren ist, viel eher fann Redakteure zu duzenden einsperren, Zeitungen tonfisziren zur bang refignirten Frage gedrängt: Wozu Protest und Kamps? und Bücher auf den Inder setzen, man fann aber trotzdem nicht Die Machthaber sehen auf alles ein starres Nein! Da mag ein vor dem internationalen Flug von Wahrheiten, die gefunden, Bebel mit eindringlichster Beredsamkeit erläutern, die Sozial- Entdeckungen, die gemacht wurden, sich nicht verschließen; und demokratie denke nicht an Gewaltsamkeiten, die unsinnig wären; wie wird man verwehren wollen, daß aus neuen Wahrheiten sie denke an so kindische Thorheiten nicht, ihre Angehörigen in der neue Folgerungen und Schlüsse gezogen werden? Jahre lang Armee zur Unbotmäßigkeit aufzureizen. Was sonnenklar ist, zerbrechen sich die Gesellschaftsretter den Kopf, wie man die sie bestreiten es; Herr Nieberding sowohl, der nüchterne nüglichsten Seuchengefeße finde und wie man die Grenzen dicht Bureaufrat und Junggeselle, der Würde und Phlegma zu ver- abschließe gegen jede Epidemie. Aber die armseligste Influenza einen weiß, wie der temperamentvollere Herr von Köller, kommt ins Land und jeder Flachkopf lernt es begreifen, daß die der steif bei seinem Puntt verharrt: Und nun gerade! und nun Krankheit sprunghaft sich verbreite, von Königsberg   etwa bis gerade das Knebelgesetz! nach Köln  . Daß aber geistige Dispositionen, geistige Strömungen Der Soldat, der das kräftige Sprüchlein wie seinen Talis Wäre es nicht so verdammt ernst, was jetzt über Deutschland   sich ebenso sprunghaft, rapid verbreiten, von London   etwa mann verehrte, war eben eine Kämpfernatur. Troßig und sich auszubreiten anschickt, man wäre versucht, recht herzlich nach Paris  , von Rom   nach Berlin  , dies einfachere unfügsam. Wie viele solcher Kämpfernaturen wird es aber im darüber aufzulachen. Nichts ist geschehen, was die Gewalt recht zu fassen, fällt manchem immer noch so schwer; und Ernste unter unserer Professorenivelt geben? Was soll der fertigte. Allein da tauchen Männer auf und wälzen schwere über die ungeheuerliche Anmaßung, die darin liegt, den inters schönste, was der feurigste Appell an ein Krajtgefühl nützen, das faum Bukunftsgedanken in ihrem Gehirn. Sie thun besorgt, als stände nationalen Geist an vaterländischen Grenzpfählen etwa feſtnageln besteht? Dem einen ist die Wissenschaft noch immer die Kuh, die die Entwickelung der Dinge höchst fürchterlich vor ihrem seelischen zu wollen, mag er nicht erstaunt den Kopf schütteln. Wenn alle ihn mit Butter versorgt. Schwäger- und Vetternschaften haben den Auge. Sie wehtlagen: welche Laft ist uns aufgebürdet, daß wir deutschen   Professoren heute ihre Pflicht thäten, wenn sie alle des Kraft. anderen auf eine Stelle geschoben, die er eifersüchtig mit selbstischem berufen sind, Thron und Heer, Ordnung und Religion vor worts eingedenk wären: Hundsfott, wehre dich! was hätte das Eigendünkel bewahrt. Ein dritter ist von friedfertig beschaulicher drohenden Gefahren zu schüßen. Wir armen finnenden Menschen- viel zu bedeuten gegenüber der Thatsache, daß die Kläglichkeit, Natur. Im waffenftarrenden Preußen waren die Männer des häupter, welche Verantwortung ist uns aufgeladen! Wenn wir die gegenwärtig droht, nach dem heutigen Verkehr der Geister Wissens nie verwöhnt. Von dem Barbarengeist, der am Hofe nun nicht die feine Witterung dafür hätten, wie ringsum im unmöglich von langer Dauer sein kann. des Soldatenkönigs Gelehrte zu Clowns des Tabakkollegiums er- Lande aufrührerische Gedanken toben, wenn wir nun nicht so Es waren gestern hundert Jahre her, seit M. G. Saphir niedrigte, hat sich mancher Zug noch in unseren Zagen bei den pflichtbefliffen auf vorbeugende Kuren, auf Heilsparagraphen geboren wurde, ein Ritter von höchst trauriger Gestalt. Die Herren von der unfehlbaren Schneidigkeit erhalten. Nicht in gegen eine fatanische Welt bedacht wären, welche Drachenfaat" Reaktion, die damals über ganz andere Machtmittel verfügen feiner schroffen Ursprünglichkeit, aber doch deutlich wahr würde in Deutschland   aufschießen? Und ein Seber segnet den konnte, als sie heute im Zeitalter des vielfach gesteigerten Ver nehmbar. Wie ein Kreuz, das ihm auferlegt wurde, anderen, ein Staatsretter fällt dem anderen gerührt an die fehre im Ernste vermag, hatte einen der kläglichsten Gesellen, hat das so mancher Mann der Wissenschaft fatalistisch Brust. Die gestrengen Wichtigthuer, die auf hohem, sowohl in Wien   wie in Berlin   zum großen Mann gemacht. Die auf fich genommen. Und soll ihn auf einmal welthistorischen Kothurn einherzuschreiten glauben und doch ernsthaften Leute mußten schweigen und man horchte auf der wilde Unmuth packen, jede Faser soll sich in ihm empören nur auf längst abgelegten Filzparisern, aus der Vorraths den frechen Rasperle. Ein Bahrtuch war über Deutsch­und jeder Nerv soll ausschreien: Hundsfott, wehr' Dich! Unsere fammer alter Reaktion, dahinschlurren, treten dann vor land gebreitet; der freie Forscher war feinen Augen= Kathederweisen! Sie lafen die lächerlichen Rodomontaden eines die höchstmögenden Herren und rufen einstimmig: Ein schweres blick des Erfolges seiner Mühen sicher, große Dichter, Großbourgeois, den ein fönigliches Kapital von der Laft jeglichen Wert ist uns gelungen. Abgewehrt sind die bösen Dämonen, wie Grillparzer  , bargen ihre Kunstwerke in verschwiegener Tisch­Selbstdenkens befreite; sie erkennen, wie tollgewordene Unwissen verjagt ist der Feind bis in seine äußersten Schlupfwintel. Und lade, und der wihelnde Hanswurst war Grandseigneur. Damals schaftlichkeit belfert und follert; und auch sie kapituliren demüthig der ganze Lärm, das übereifrige Geschäftsfieber, der gewaltsame war ein Saphir, der Mann der Halbbildung, der Mann des mie mächtigere Faktoren gleichfalls Druck über dem geistigen Leben Deutschlands  ? Um ein gnädiges feichten Wortwiges, der geborene Hasser aller schlichten Größe, thaten. Daheim fnirschen sie mit den Zähnen, daheim ballen Lächeln der Befriedigung zu erhaschen, um der geängfteten, auf der volksthümlichste Autor Deutschlands  , dessen Bürgerschaft sie die Faust in der Tasche; und wenn einer von ihnen gescheuchten Welt des Großkapitals und all derer, die vor ihm an flacher Schöngeisterei und Bühnengeträtsch Labung für sonderlich erregt wird, da raunt er seinem gelehrten Nachbar zu Boden gesunken sind, zuzurufen: Es ist was geschehen, kannst den geistigen Hunger suchen mußte. Und heute? Heute höchst pathetisch, aber vorsichtig ins Ohr: Kommen wird einst ruhig schlafen. Wir wachen für dich und sind allzeit auf dem denkt man des berühmten Saphir nutr als eines der Tag, da das stolze Ilion hinsinkt". Und wenn er feinen Posten! Sumpfgewächses, als eines Auswürflings aus efler homerischen Vers deklamirt hat, so wird's ihm leichter um die Sie sind auf dem Posten! Und wenn sie nun wirklich Periode. Verschollen ist er, verschollen find seine Schriften. bedrückte Brust: Er darf in freudigere Zukunft blicken, der ewig strenge Wacht halten und ängstlich lauern, daß geistige Regsam- Wo heute noch sein Andenken lebt, da lebt es nur Genügsame. teit und freie Forschung niedergehalten werden in Deutschland  , im Zusammenhang mit unsauberen Zötchen und mit Wort Nein, nein; mit dem troßigen Sämpfermuth, mit dem tapferen und wenn sie hundert Mal stillvergnügt lächeln und fich die spielereien. So rasch brechen die Größen zusammen, die in Sinnspruch: Hundssott, wehr' Dich! ist es nicht viel bei der Hände reiben und sagen: Wir haben's vollbracht!" und wenn ähnlicher stickiger Zeitatmosphäre emporivuchsen, wie sie nach Herrli feit unserer Universitäten, wie sie nun einmal geworden fein Professor mehr protestirt, tein Gelehrter mehr rebellirt, was dem Willen der Vorfämpfer für die heilige Ordnung von neuem find. Jetzt, da man in Preußen- Deutschland   mit der Eisenfaust dann? Wird man damit das internationale Walten der Wissen- Deutschland durchwehen soll. Alpha.

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