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einmal fest: Soviel Schaum auch auf manchen Reden, Dro- Hungen und Warnungen des Ministerpräsidenten Tantzen schwamm: getragen von der sozialdemokratischen Fraktion war ihnen dieser Mann ein Greuel. In politischen wie in wirtschaftlichen Dingen. Dazu hatte sich Tantzen in den ent- scheidenden Tagen nach dem Sturz des Großherzogs wie auch in denen des Kapp-Putsches als ein sehr entschiedener Mann gezeigt. Sogar der damals nach Süddeutschland geflüchteten Reichsregierung konnte er das Angebot machen, im Norfalle in Oldenburg ein sicheres und zuverlässiges Gastrecht aufzu- suchen. Dergleichen hat man außerhalb der Koalition sehr übel vermerkt. Zumal die Vertreter der Deutschen Volks- Partei in Oldenburg sich von den waschechtesten Deutschnatio- nalen(die im Landtag kein Mandat besitzen) kaum unter- scheiden! Zur Stunde sind die Wahlaufrufe der Parteien noch nicht erschienen, doch haben sowohl unsere Partei wie auch die De- mokraten und das Zentrum bereits ihre Kandidaten nonii- niert. Der bisherige Landtag setzte sich aus 48 Abgeordneten zusammen. Nach dem neuen Wahlgesetz kommt auf 4000 Wähler ein Abgeordneter. Soll der Landtag die alte Stärke erreichen, so ist eine Wahlbeteiligung von achtzig Prozent der Wähler erforderlich, mit der allerdings kaum zu rechnen ist. Sowohl Vertreter der Deutschen Volkspartei wie auch Kreise des Zentrums wünschten einen Wahlkampf, bei dem im Interesse der Abwehrfront von einem eigentlichen Partei- kämpf wenig zu merken sein möge. Auf dergleichen im Trü- beu fischende Spekulation konnte sich selbstredend die Sozial- demokratische Partei in keinem Falle einlassen� Im Gegen- teil, sie wird jede Gelegenheit benutzen, um insbesondere das heuchlerische und volksfeindliche Gebaren der Volksparteiler zu kennzeichnen. Unsere Partei kann mit frohem Mute in die Wahlschlacht ziehen. Sie hat im Interesse des Landes getan, was sie tun konnte und tun mußte. Sie war stets be- müht, die Lasten von den Schultern der wirtschaftlich Schwa- chen zu nehmen und sie dem Besitz aufzubürden. Dazu ist die Stimmung der Arbeiterschaft, insbesondere in den Industrie- orten Rüstringen, Delmenhorst , Brake und Nordenham eine gute.

volkspartei und Erfassung der Sachwerte. Stresemann übet die graste Koalition. Der Führer der Deutsche » Volkspartei, Dr. S t r e f e- mann, der von dem deutschnationalen Profesior M. Spahn angegriffen worden war, beschäftigt sich imTag" mit den politischen Notwendigkeiten, vor die der Kampf um eine end- gültige Lösung des Reparationsproblems Deutschland stellt. Nach einem Rückblick auf die letzten Kriegsjahre und die Jahre nach der Revolution, in dem er zu dem Schluß kommt, daß Deutschland sich auf dem Wege zur innerpolitischen Konsolidie- rung befindet, geht er. auf die Frage der großen K o.a- lition ein, die er als eine taktische Frage bezeichnet. Die Voraussetzung für eine Gesundung Deutschlands sei die endgültige Lösung der Reparationsfrage und die Wiederher- stellung der deutschen Souveränität im Rheinland und Ruhr- gebiet. Um das zu erreichen, muß man den falschen Anschein vermeiden, als versuche Deutschland , sich seinen Reparation?- Verpflichtungen zu entziehen. Ein deutsches Angebot, das an- gesichts der unberechenbar übertriebenen Forderungen der Alliierten immer sehr gering erscheinen werde, niüsse sich auf etwas anderes als das maßlos zerrüttete deutsche Budget stützen, d. h. die W i r t s ch a f t müsse zur Abtragung der Kriegskosten herangezogen werden. Wer an di« Frage der Erfassung der deutschen Tach- werte heranginge," so führt Srresemann wörtlich aus,um inner- politische Konzessionen an die Linke zu machen oder um ein Pro- visorium zu erlangen, das uns nur ein paar Jahre Atemfrist gibt, würde einen nicht wiedergutzumachenden Fehler begehen. Wenn wir aber durch die Garantie der Wirtschast eine erträgliche endgültige Lösung der Reparationsfrage erhalten können, dann muß sie dem Staate zur Verfügung gestellt werden." Nachdem Abgeordneter Stresemann das Problem der Er- sasstmg der Sachwerte so aus dem Gebiet der inneren Politik

auf das der äußeren Politik überführt und auf diese Weise die Frage der Großen Koalition von dieser Materie gewissermaßen entlastet hat, erklärt er es für eine außerordentlich wichtige Auf- gäbe, Sozialismus undStaatsbewußtfeinmit- einanderzuvereinen. Er sagt: Rur törichte Leute können in Gelächter ausbrechen, wenn man von dieser Einigungsmöglichkeit spricht. Diele Führer der Sozialdemokratie hatchn durch Taten bewiesen, daß sie dieses Staatsbewußtsein besitzen, und es auch nach außen zum Aus- druck gebracht. Wären wir frei geblieben von Putschen und politischen Morden, dann würde die Verschmelzung von Staatsbewußtsein und Sozialismus längst größere Fortschritte gemacht haben." Die DeutscheVolkspartei stelle dem Bemühen ge- wisser Kreise, Deutschland in einen Rechtsblock und Linksblock zu zerspallen, den Gedanken der Voltsgemein- s ch a s t gegenüber. Der Ruhrkampf sei nicht zu gewinnen ohne eine solche Volksgemeinschaft. Ohne ein Bekenntnis zum be- stehenden Staate lasse sich diese Gemeinschaft aber nicht er- reichen. Die Verfassung auf verfassungsmäßigem Wege zu v e r- bessern, ist Recht und Pflicht eines jeden, der im Staat« mit- arbeitet. Notwendig ist aber dazu, daß kein Zweifel darüber be- steht, daß das gegenwärtige Geschlecht sich zum heutigen Staate bekennt, ihn nicht verachtet und verleumdet, sondern mitarbeitet und ihn verteidigt nach außen und nach innen." Die bemerkenswerten Ausführungen schließen mit einem Appell an die Einsicht, daß nicht eine Verschärfung der Gegen- sätze im Innern, sondern nur ihre Ueberwindung Deutschland wieder aufrichten kann._ Oer ausgesperrte Rüpel. Katz durch Polizei zurückgehalten. Kurz vor Beginn der heutigen Sitzung spietten sich vor den Ein- gangstüren zum Plenarsitzungssaal des Preußischen Landtages er- regte Szenen ab. Wiederholt versuchte der Kommuni st Katz, der bekanntlich am Freitag auf IS Tage von den Sitzungen ousge- schlössen wurde, in den Plcnarfitzungssaal Hineinzugelangen. Kriminalbeamte hinderten ihn daran. Abg. Katz protestierte heftig und berief sich auf di« Strafbestimmungen gegen denjenigen, der einen Abgeordneten hindert, sein Mandat auszu- üben. Im Anschluß daran kam es zu weiteren heftigen Ausein. andersetzungen zwischen den Kommunisten und unseren Genosien. Da? Haus und die Tribünen sind stark besucht. Alle Äugen sind zunächst auf die Eingangstür an der linken«eite des Saales gerichtet, durch welche, wie man erwartet, der ausgeschlossen« Abge- crdncte Katz einzudringen versuchen wird. Präsident Lemeri gibt zunächst vor Eintritt in die Tagesordnung ein« ProteslerNärung gegen die Besahungsmächie ab: Der franzö­ sische und belgische Militarismus betonte der Präsident hat wiederum die Immunität von Mitgliedern des Preußischen Land- tages mißachtet.(Großer Lärm bei den Kommunisten. Zwischen- rufe: Sie hoben ja selbst die Polizei hier hereingeholt!) Der Abge- ordnete Schluchtmann ist von dm stanzösisch-belgischen Be- Hörden o e r h a f t e t worden. Die Reichsrcgierung hat gegen die Verletzunq der Immunität deutscher Abgeordneter in Poris, London und Brüssel erneut schärfst« Verwahrung eingelegt. Aiißerholb der Tagesordnung erhält sodann das Wort zu einer Erflänmg der Abgeordnete Rusch(bei keiner Fraktion). Er be. chästigt sich darin mit dem Prozeß Kuttner und hall nach wie vor den Dorwiwf der persönlichen Hetze gegen Kuttner auf- recht. Sodann erhält das Wort zu einer Erklärung außerhalb der Tagesordnung der Kommunist Schulz- Neukölln. Die Fraktion der Kommunisten erklärt Schulz erhebt schärfsten Protest gegen den Ausschluß des Mitgliedes Kotz. Wenn dieser Ausschluß mit der Behauptung begründe! wird, er habe«ine das ganze Haus belei- digende Aeußerungschmieriges Gesindel" gebraucht, so stellen wir demgegenüber fest, daß dieses Wort in Erwiderung zahlloser, schwer beleidigender Zwischenruf« gefallen ist, die gegen die kommunistische Fraktion im allgemeinen und gegen den Abg. Katz im besonderen fwichtet waren. Der Präsident rügt« diese, weithin vernehmbaren wischenrufe nicht. Auf den berechtigten Tegenrus des Abg Katz riefen sozialdemokratische Abgeordnete:Holt doch den Burschen herunter!" Darauf stürzten sich Mitglieder der sozialdemokratischen Fraktion unter Führung ihres Saalschutzes(schallende Heiterkeit) auf unseren Genossen Katz und andere Mitglieder der kommunistischen Fraktion und schlugen aus sie ein. Die Namen der Prügelhelden find dem Präsidenten Leinert bekannt. Trotzdem weigert sich Leiner t,

Schillerpark. Von Joseph Roth. - Der Schillerpark eröffnet sich unvermutet im Norden der Stadt, ein« überraschende Kostbarkeit hinter dem Alltag nördlicher Schult- heiße und Patzenhofer: ein Park im Exil. Er steht aus, als wäre er einmal im Westen gewesen und als hätte man ihm anläßlich seiner Verbannung seinen Schmucktnch genommen und die Edelschwäne und das Wetterhäuschen mit Barometer und Sonnenuhr. Geblieber sind ihm die Trauerweiden und sein Gefolge, die Parkwächter. Das sind schweigsame und wahrscheinlich wertvoll« Menschen, weil sie keinen seclenPrr derb enden Beruf haben. Sie sind die einzige harmlos« Polizei in dieser Welt, von Gott und dem Magistrat eingesetzte Warnungstafeln, die vor Langerweile plötzlich ihren Standort verließen und in den Alleen auf und ab zu wandern anfingen. Auf ihren Gesichtern steht die verwitterte Inschrift: Bürger, schützt eure Anlagen und die Weidenruten, die in den Händen halten, sind gewissermaßen wedelnd« und sanfte Aus- rufungszeichen. Die Parkwächter sind übrigens die einzigen Lebe- wefen, die befugt find, den Rase» zu zertreten. Ich wüßt« gern«, was d:e Parkwächter im Winter wn. Undenk- bar fast, daß sie jemals der Park verlassen und in ihrer Küchen- wohnung hausen, mit Weib und Kindern. Sie hüllen sich vielleicht in Stroh und Lappen, und die Vorübergehenden halten sie für Rosenstöck«, Faune aus Marmor oder erzene Brunnenengel. Oder sie graben sich für den Winter«in und ersprießen dann im Lenz mit den Primeln und den ersten Veilchen. Daß fie sich von Hagebutten nähren wie Waldtresen, habe ich selbst gesehen. Wenn man sie fragt, besinne!, sie sich lange, ehe sie ein« Antwort geben. E» ist immer ein Stück Einsamkeit um sie, wi« um Totengräber und Leuchtturm- Wärter.. Di« Menschen, die in der Gegend des Schillerparks leben, müssen an jedem Vormittag arbeiten. Deshalb ist der Schillerpark genau so menschenleer, wie wenn es verboten wäre, ihn zu betreten. Nur selten tropst ein Arbeitsloser durchs Gehege. Und zwei Mädchen, siebzehnjährig und nalurbesliffen, wandeln durch seine Allee. Das sieht aus, als oermöchten Birken plötzlich zu wandern. Die wirk- lichen Birken aber sind festgewurzelt und dürfen sich nur in den Hüsten wiegen. Die K nder kommen um drei Uhr nachmittags mit Schaufeln. Spaten und Müttern. Sie legen die Mütter auf den breiten weißen Bänken ab und trippeln zum Sandplatze. Den Sand hat der liebe Gott eigens für die Kinder erfunden, auf daß sie in weiter Ahnungslosigkrit des Spiels Zweck und Ziel irdischer Tätigkeit versinnbildlichen. Sie schaufeln den Sand einer Stelle in einen Bleche rner, schleppen ihn an eine andere Stelle und schütten ihn hier aus. Dann kommen andere Kinder und schaufeln den auszehäusten Sand wieder dorthin, woher«r stammte. Und ss tst das Lebe«...

Die Frühjahrsausslevung, die heute mittag am Pariser P l a tz 4«röfsnet wurde, gehört zu den gelungeneren Leronstaltun» gen. unserer Akademie der Künste. Ein paar mittelmäßige Werke weniger, und man könnte von einer wahren und wirklichen Elite-Ausstellung reden. Kein« Richtung herrscht vor, Naturalismus und Expressionismus sind vertreten. Liebermann, Eorinth, Dettmann erscheinen neben Kokoschka , Rohlfs, Kirchner und P e ch st e i n und den Uebergang zwischen den Ex- ttemen bilden Iacckel, Krauskopf, Klaus Richter, Wilhelm Schmid, Orlik, Partikel, Oesterle, Purr- mann. All« diese Meister und Führer zeigen sich in ihrer be- kannten Eigenort, aber fast durchweg in bester Qualität. Sensation gibt es nicht, wenn man nicht etwa die drei Gemälde Kirchners dazu rechnen will, die eine Kraft und Strenge der Stilisierung offenbaren, di« den früheren Schöpfungen dieses oft allzu weichen und gefälligen Künstlers nicht eigneten. Gegenüber der Malerei tritt die Plastik merklich zurück. Die ganz Großen fehlen. Wir müssen uns mit den Braven und Tüchtigen begnügen, und in diesem Rahmen erscheinen die Arbeiten von Barlach , Haller, Klimsch , Lederer und der Rene« Sintenis schon als Gipfelpunkte. Einen be- sonderen Reiz bilden die Kollektivausstellungen: Sle- o o g t, Münch, Karl Hofer und der verstorbene Looschen sind dieser Auszeichnung gewürdigt worden. Schade, daß die bettes- senden Räume(g, 4, S und 10) nicht zusammenhängend nebenein­ander liegen. Mann würde sonst hier einen bequemen und lehr- reichen Ueberblick über den Entwicklungsgang des malerischen Stils im letzten Menschenalter genießen können: Looschen, der ncch viel- fach om Alten, akademisiy Konventtonellen hängt, aber doch schon zahlreiche Keim« einer neuen Anschauung ausweist: Slevogt , in dem der deutsche Impresstonismus eine nicht mchr zu übergipfelnde Höhe erreicht: Münch, der Seelen maier, der sich von der äußeren Erschei- nung der Dinge immer mehr abwendet und das Innerste, intuitiv Geschaute zu gestalten sucht: und Hofer, der di« gegenwärtig letzte Stuf« der Entwicklung, den Expressionismus, in seiner stilistischen Dollendung zeigt. Für den Speziolkenner und den Forscher sind diese Kollekttonen von besonderem Wert dadurch, daß sie eine groß« Anzahl von Werken enthalten, die sich im Privatbesitz befinden und daher nur selten in Ausstellungen erscheinen. John Schikowsti. Konzert-des Sängerchor»Typografia '-Prag . Zu einem musikalischen Ereignis gestaltete sich das Auftreten derT y p o» a r a f i a"- P r a g in den K a m m« r s ä l« n. Die aus fünfzig Sängern bestehend« Gemeinschaft von Buchdruckergehilsen war im Anschluß an ein Konzert, welches sir auf Einladung Des Bruder- gefangoereins in Leipzig veranstaltet hatte, nach Berlin gekommen, um auch den hiesigen Sangesbrüdern ihre Kunst zu zeigen. Und wahrlich, Kunst war es, was die Sänger boten. Diese kleine Schar stellt, man darf es ohne Neid aussprechen, alle? in den Schatten, was hier bisher von Arbsilerchören erreicht und geboten wurde. Welche Stimmenprachtl Welche Musikalität! In glücklichster Weise verbinden sich hier di« Vorzüge flawischer Singbegabung mit un- gewöhnlichem Stimmenmaterial. Dazu kommt ein« Hingebung und Begeisterung für die Sache, welch« sich in straffster Disziplin und genauester Besetzung der vom Dirigenten ausgehenden Intentionen äußert. Ml« Stärkegrade wandeln sie ab, auch die Tenor«, vom

Maßnahmen gegen das gewalttäige Austreten der Sozialdemokraten zu treffen. Es handelt sich um gewollte Gewalttäigkctten. Die Maß­nahmen gegen Katz sollen die Oppositton der Kommunisten politisch treffen. Der Ausschluß des Abg. Kotz ist ein unerhörter Verfassung?- bruch.(Beifall bei den Kommunisten. Lachen bei der Mehrheit.) Der Kommunist Pieck erklärt, daß sich Polizeibeamle im Haulv befinden, auch aus der Rednertribüne seien solche Herren. Pieck beantragt, der Landtag soll« gegen die Antwort des Präsidenten, wonach Kriminalbeamte in großer Zahl sich im Haus« befinden, protestieren. Präsident Leinert stellt yeschästsordnungsmäßig die Frage, ob der soforttgen Behandlung dieses Antrages widersprochen werde. Nahezu ein st immiger Widerspruch der Mehrheit wird laut und damit ist dieser Antrag erledigt. Der Kommunist Schulz-Neukölln stellt daraus den Antrag, den Präsidenten sofort seines Amtes zu entheben.(Schallende Heiterkeit im Hause.) Hierauf verlangt Schulz di« sofortige Behandlung des Antrages Kilian über die mitteldeutschen Unruhen.

Der Krupp-Prozeß in Weröen. werden, S. Mai.(MTB.) Man nimmt an, daß eine Peendi- gung des Prozesses heute nicht mehr möglich fein wird, und daß die Verhandlungen am Montag fortgesetzt werden. Zuerst wird die Vernehmung der Zeugen sortgesetzt. Herr v. B ü l o w, Direktor be: Krupp , kann über die Vorgänge am Kar- sonnabend wenig aus eigener Erfahrung berichten. Es war ihm mitgeteilt worden, daß Franzosen in dem Werk seien, und da er die Aufgab« hatte, im Fall der Anwesenhctt einer französischen Kom­mission im Hauptverwaltungsgebäude im Auftrage des Direktoriums mit den Franzosen di« ersten Verhandlungen zu führen, hatte er sich nach dort begeben. Ein Eingreifen sei aber in keiner Weise in Frage gekommen, weil sich kein« Kommission im Verwaltungsgebäude gezeigt habe. Der französisch« Soldat Gequier«, der bei den Verhandlun- gen zwischen Müller und dem französischen Offizier am 31. März als Dolmetscher tättg war, schildert die Vorgänge mit erregten Gesten und in stark übertriebener Weise, ohne daß er seine in der Voruntersuchung gemachten sehr wichtigen Aussagen durchweg aus- rechterhalten kann. So hatte er behauptet, Müller habe sich ihm bei den Verhandlungen alsc k r k de g a r a g e* vorgestellt, wäh­rend er heute angeben muß, Müller Hab« erklärt, er spreche als Führer der Arbeiterschaft, welch« die Besetzung der Auto» garage nicht dulde. Hier kommt es zu einem Zwischenfall.' Direktor Oesterle übersetzt dem neben ihm sitzenden Betriebs- ralsmijglied Müller einige Worte des in der Hauptsache ohne Dol- metscher vernommenen französischen Zeugen, worauf der Staats- a n w a l t erregt Protest einlegt. Der Vorsitzende ordnet darauf- hin an. daß Müller und die Direktoren nicht mehrzusammen- sitzen. Gequier« behauptet dann weiter, daß Müller, wie er deut- l i ch gehört habe, zu den Arbeitern gesagt Hab«, als der Offizier zum drittenmal den Abzug abgelehnt habe, sie sollten u m di« Garage herumgehen, damit die Franzosen nicht herauskommen könnten. Müller bestreitet das mit aller Enffchiedenyrit und verweist auf verschieden« durch ihn benannte Zeugen, deren Aussagen das Gegenteil erweisen würden. In recht erhebliche Widersprüche verwickelt sich der Zeug« auch beim letzten, wichtigsten Teil seiner Atissage, wo er behauptet, er Hab« Müller gesagt, die Meng« solle auseinandergehen, da der Offizier sonst schießen lassen werde. Aus Vorbehalt muß er endlich zugeben, daß«r wohl gesagt habe, es werde geschossen werden. Venn die Meng« die Eingänge des Tunnels überschreit«. Gequiere soll schließlich vor dem Feuerbesehl des französischen Ossi, ziers fünf bis sechsmal die Worte gesprochen haben:W« n n sie nicht weggehen, gibt«? Feuer. Daraufhin trat ein« kurze Paus««in. Lebende Leichen. Eine Versammlung russischer Monarchisten im Berliner Restaurant.Rheingold" hat eine Resolutton ange- nommon, in welcher die Notwendigkeit des Zusammenschlusses aller Monarchistengruppen und weiter hervorgehoben wird, daß nur unter der bewährten Führung des Großfürsten Nikolaj Niko- l a s e w t s ch, der gegerrwäriig in R o m weilt, die russischen Man- archisten zum Siege gelangen werden.

duftigsten, aber klingenden Pianissirno bis zum strahlendsten Fortisstmo, keinen unreinen Ton hört man, keinen unvornehmen. Di« Leistungen erinnern in ihrer Geschlossenheit, bravourösen Technik und detaillierten Ausführung an die des Ukranischen Chors. Sie singen nur tschechische Lieder tschechischer Komponisten von stark nationaler Eigenart, anscheinend des Vereins ureigenstes Gebiet. Das Verdienst für diese prachtvollen Leistungen gebührt dem Chor- meister Otakae Selrger, welcher ohne Dirigentcnstab, wie bei den slawischen Chören meist üblich, mit seinen Sängern im innigsten Kontakt steht, der sie auf diese musikalische und virtuose Höh« gebracht hat. Nichtendenwollender Beifall lohnt« die Dar- bietungen des Chors, der sich zu mehreren Wiederholungen ent- schließen mußte. Schade, daß das Auftreten derlypogcafia"» Prag nicht in einem größeren Rahmen stattgefunden hat. mancher unserer Arbeiterchöre hätte merken können, was ihm noch fehlt, und es wäre ein Ansporn geworden, an solchen eminenten Leistui'- gen sich ein Beispiel zu nehmen. Di« �Lypographia"-Berlin . welche das Konzert arrangiert hatte, leitete jeden Kvnzertteil mit einem Lied« ein und ab auf stürmisches VerlangenTord Foleson" zu. An das Konzert, welchem u. a. der Reichstagspräsident Lobe beiaewohnt hatte, schloß sich ein geselliges Beisammensein. in dessen Verlauf, nach der offiziellen Begrüßung durch den Vor.. sitzenden derTypographia"-Berlin , Reinsdorf, der Lorsitzende des Präger Buchdruckerverbandes, N e m e c« k, das Wort nahm, um, nach warmen Dankesworten für die in Berlin genossene Gast- freundschast, darauf hinzuweisen, welchen Wert nicht nur die Prager Buchdrucker, sondern die gesamt« Arbeiterschaft auf gut« Beziehungen zu ihren deutschen Kollegen legten, und desten Rede in einer herzlichen Einladung an die Berliner Sänger, recht bald nach Prag zu kommen, ausklang. Es sprachen noch der Vorsitzende des Deutschen Buchdruckerverbandes, S eitz, und der Vorstände des Allgemeinen Gewerkschaftsbitndes, Graßmann, der in lief zu Herzen gehender Rede die Kluft beklagt«, welch« noch immer die Völker, auch die arbeitenden Teile, voneinander trenn«, und der die Prager zu tätiger Mitarbeit an der Ueberbrückung dieser Kluft mahnte. Alexander Weinbau m.

«.rstauffShrvvge» der Woche.»ovnerSt. Kammersplele:.De, stau n." Kreit. Gr. Schauspielh-u»:Die Bacchanti«."- Tonnab. VolkSbübne;.Und d'a S Licht scheinet in de, Finsternis,' Ilrania-Bortröge. Sonnt., Sonnai.:.Mit Gang und Klang zwischen GSwarzwald und Alb'-. Mont.i.Jn nordische« Ländern': Dienst., Mittw.. Don».:.Unter Silben un> wilden Tieren': Freit.:.D I e d e u t s ch r G ü d m a r k'. Notspende für deutsche Knnft. Tic im vorigen Jahre begründek, Notlpcnde für deutsche Kunst hat auf Grund staatlicher Hilfeleistung, nul Grund der Mittel, die auS dem Verkauf der sog..Kunstdanlblätter' aus den deutschen KunstauSstellnnacn stammen, und endlich auf Grund von Beiträgen ausländischer Freunde deutscher Kuuft ihr« UnIcrstützungSarbeil beginnen können, ES wurden HilsSmittel sür graphische An d e i t in großem Umfange a n g c i a u s t.- deutsches Büttenv-vier, Kupset- druckpapier, Kupscrdruckplatlen, Künstler, die clwaS von diesem Materiat überlassen haben wollen, sollen einen Antrag, den der Vorstand ihr« Organisation mit unterzeichnet, an die Lerliuer Akademie der Künste richte«.