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und selbst der einzelner größerer Städte, so daß manche Schul- bezirke schon allein wegen der Verkehrss chwierigkeit nicht recht entwickelt werden können. Wo die Farmen weit zerstreut im Lande liegen, muß oft die einklassige Schulbaracke genügen, und der Lehrer muß sich im Schulauto jeden Morgen die Kinder beiholen, soweit deren Eltern sie nicht selbst im eigenen Auto fahren lassen können. Auch der dauernde Zu- ström fremdsprachiger und oft kulturell minderwertiger Einwanderer, sowie die zahlreiche Negerbeoölkerung stellt das Schulwesen dieses Landes vor Aufgaben von befon- derer Kompliziertheit. In Anbetracht all solcher Schwierig- leiten kann man die Leistungen für das Schulwesen hier nur mit größter Anerkennung betrachten, auch wenn es noch einen größeren Prozentsatz von Analphabeten gibt. Ich habe mit eigenen Augen in allen Staaten, durch die ich reiste, ein fast fieberhaftes Bauen neuer Autostraßen und neuer Schulen beobachtet. Und darin liegt ein Programm, wie mir ein Regierungsbeamter sagte: Erziehung und Bildung soll . so hoch wie möglich gehoben und schließlich auch der entlegenste Wohnplatz an das Netz der allgemeinen Kultur angeschlossen werden. Nun aber noch einmal zurück zu den geringeren fremdsprachlichen Leistungen. Hier liegt ein tie- ferer Unterschied verborgen, als es auf den ersten Blick scheint. Es handelt sich hier nicht bloß um die verschiedene Wert- fchätzung verschiedener Fächer. Es handelt sich auch nicht bloß darum, daß der Amerikaaner, der gleich in die englische Welt- Verkehrssprache hineinwächst und außerdem auf Auslands- beziehungen weniger angewiesen ist, der Kenntnis fremder Sprachen nickst ebenso bedarf als der Deutsche . Was bei uns in Deutschland dem fremdsprachlichen Unterricht zur allebeherr- fchenden einseitigen Wertschätzung verhalf, das war letzten Endes nicht ein praktisches Erfordernis des Lebens, auch nicht eine notwendige Voraussetzung der Wissenschaft es gibt der wissenschaftlichen Arbeitsmöglichkeiten genug, die der Fremd- spräche nkenntnis absolut entraten können, es war teils be- wüßt, teils unbewußt das Interesse des Klassenstaates an der Aufrcchterhaltung einer sichtbaren Scheidelinie Mischen der herrschenden und der beherrschten Klasse, Mischen sogenannter gebildeter undbesserer" Gesellschaft und der breiten Masse des arbeitenden steuerzahlenden Volkes. Wer beim Einjährigen- examen mühsam zwei Fremdsprachen radebrechen konnte, der wurde damit Mitglied der privilegierten Klasse, zum Reserve- offizier berechtigt und kormte, soweit seine Eltern nicht etwa den geringer geschätzten Berufen des kleinen Kaufmanns, Hand- werks, Bauern oder Arbeiters angehörten, zu den obersten Sprossen der gesellschaftlichen Stufenleiter emporsteigen, be­sonders wenn er über einiges Geld oder Strebertalent oder beides verfügte. Dieser äußere Anreiz lockte am stärksten zum Besuch der sogenanntenhöheren" Schulen, die aber schon vom vierten Schuljahr an, ja vielfach sogar schon vom ersten Schuljahr an als selbständige Klassenschulen bestanden und die Kinder ohne Rücksicht auf Begabung und Neigung aufnahmen. Unter sich durch starre Scheidemauern geschieden und sozial verschieden gewertet, schlössen sich aber Gymnasium, Real- gymnasium und Oberrealschule wieder durch eine ganz undurch- dringliche chinesische Mauer von der Volksschule ab. Wer letz- tere mit dem 14. Lebensjahr verließ, fand sich in einer Sack- ggjj«. Es gab da keine Brücken mehr zu den oberen Stufen sozialer Wirksamkeit und Geltung. Und das ist vor allem das Gesunde am amerikanischen Schulwesen: diefersozial« Klassencharakter geht ihm vollständig ab. Was wir mit unserer Einheits- und Aufbauschule gegen die rücksichtslose Sabotage der rechts- stehenden Kreise ich kann als früherer hessischer Vildungs- minister ein Lied davon singen durchzusetzen begannen, das ist hier in Amerika längst Tatsache. An Stelle unserer mecha- raschen vertikalen Gliedetung besteht hier nur die organische horizontale. Jedes Kind geht zunächst in die allgemeine öffent- liche Volksschule, um sie ganz zu durchlaufen. Dann baut in vernünftiger pädagogischer Gliederung, die demnächst noch ver- feinert werden soll, Hochschule, Fachschule, Kolleg

warum? Von Henni Lehmann . Er war dreiundachtzig Jahre alt. Er war fast blind. Er war sehr arm und ganz allein. Den Winter hindurch hatte er in der Herberge zur Heimat ge- nächtigt. Das Geld dazu erhielt er hier und da geschenkt. Er hatte seine festen Häuser, in denen man ihn kannte und ihm etwas»»er- abreichte. Zu manchen kam er einmal im Monat, zu anderen in jeder Woche an bestimmtem Tage. Hier erhielt er Geld, dort Essen. So bracht« er sich durch. Am liebsten ging er zu Frau Lämmerlei, denn dort erhielt er Kartoffelpfannkuchen. Die atz er für sein Leben gern. Sie er- innerten ihn an seine Jugend, sagte er. Seine Mutter hätte sie gebocken. Bor beinahe einer Woche erzählte er Frau Lämmerlei, daß er nicht mehr in der Herberge nächtige. Das solle setzt 1800 M. die Woche kosten.» So vielverdjene" er nicht. Verdienen nannte er, was er sich zusammensacht. Nun habe er schon ein paar Nächte mit anderen in einer alten Scheune an der Landstraße geschlafen. Frau Lämmerlei ist«ine gutherzige Frau. Sie brachte erst schnell dem Alten seine Kartoffelpfannkuchen, dann ging sie mit ihm zum Wohlfahrtsamt, obschon ihr die Zeit knapp»var, denn sie machte Heimarbeit, strickt« schlechtbezahlte seidene Jumper für eine Textrlfabrik. Also sie gingen zum Wohlfahrtsamt. Ja, der alle Mann konnte aufgenommen iverden in das Siechen- haus. Er erhielt einen Aufnahmeschein. Frau Lämmerlei ging nach dem Heim mit, denn der Alte mit seinen fast erblindeten Augen hätte kaum den Weg gefunden. Die Schwester im Siechenhaus wies ihm ein nettes Zimmerchen an, das er bewohnen sollte:' sie wollt« sich selbst um ihn bekümmern. Mit dem grämlichen Haus» Verwalter habe er nichts zu tun. Ja, solch schönes Zimmer habe er noch nie gehabt, sagte der Alte. Die Schwester wollte ihm auch seine Wäsche roaschen und flicken. Ja, so gut sei es ihm lange nicht geworden, sagte der Alt«. Und jeden Mittag erhielte er schönes warmes Essen. Das sei er nun gar nicht mehr gewohnt, sagte der Alte. Nur eins mußte die Schwester noch nachsehen, ob er sauber sei. Sie entfernte sein Halstuch. O» o darunter wimmelte es. Das reineLauf oleum", wie man im Kriege sagte. Nun könne er freilich nicht gleich dableiben, sagte die Schwester. Er müsse sich erst im Krankenhaus reinigen lassen. Dann solle er sein bißchen Kram aus der Herberge holen und wiederkommen. So ging Frau Lämmerlei wieder mit ihm bis zu einer Ecke, die nahe dem Eingang des Krankenhauses war. Von hier finde er selbst weiter, sagte er, und Frau Lämmerlei mußte schließlich wieder zurück zu ihren schlechtbezcchiten Jumper.

und Universität auf der allgemeinen Grundlage auf. Mit fortschreitendem Aster kommen Schüler und Schülerinnen zu größerer Bervegungsfreiheit, zu größerer Selbständigkeit und zur immer bestimmteren Wahl des weiteren Weges je nach Neigung und Fähigkeiten. Dabei hat kein Fach vor dgm anderen ein besonderes Ansehen. Ob jemand auf der Hoch- schule ins Landwirtschaftliche oder Kaufmännische abschwenkt oder ins Theologische oder Medizinische übergeht: solche Wahl ist von keinerlei Achselzucken und Naserümpfen begleitet wie bei uns in Deutschland etwa der Uebergang vom Gymnasium in die Oberrealschule oder gar in einen praktischen Beruf. Und ohne die sozialen Verhältnisse in Amerika idealisieren zu wollen, darf man doch so viel sagen: der feudalistische Klassencharakter unseres alten Deutschland ist hier etwas Fremdes. Hier erzählt niemand stolz von adligen Vorfahren, sondern höchstens von seinen eigenen bescheidenen Anfängen als Portier oder Straßenkehrer. Hier gllt, wer sich durch eigene Leistungemporgearbeitet hat. Ich lernte hier den Sohn des Schuldirektors als Gärwerlehrling kennen und sah den Sohn des Pfarrers als Streckenarbeiter sich das Geld zu seinem medizinischen Studium verdienen. Um­gekehrt hat in diesem weiträumigen Lande der Arbeiter und Handwerker um von dem angeseheneren Bauern, dem Farmer gar nicht erst zu reden noch immer die Aussicht, irgendwo sein eigenes Heim mit Autogarage oder seine Farm zusammenzusparen. Dazu die Möglichkeiten des Hochkommens in polstisch führende Stellungen aus dem Boden der Demo- kratie. Der näselnde Leuwant und der aufgeblasene Korps- swdent sind in dieser Atmosphäre schon immer Unmöglichkeiten gewesen. Man kritisierte wohl die Herrschaft des Geldsacks, aber ich denke, in dieser Hinsickst hat auch weder das alte noch das neue Deutschland * leider! Ursache, den Pharisäer zu spielen. Wollen rvir den allen deutschen Klassenstaat wirklich überwinden, dann können wir hierfür von Amerika besonders viel lernen. Und dann werden wir mit dem Ausbau unserer Einheitsschule und Aufbauschule als der wesentlichsten aller Schulreformen noch ganz anders ernst zu machen haben als bisher.

Oer �inöenburg-Zackelzug. Demokratische Urteile. Das Reichswehrministerium läßt durch alle Blätter eine Erklärung laufen, daß in Lichterfelde alles in bester Ordnung gewesen sei. Die demokratische Presse ist nicht ganz derselben Meinung. DieVossische Zeitung" kleidet ihren Tadel in die sehr vorsichtigen Worte: Man wird dem Reich-wehrministerium gern blauben, daß die Sache äußerlich korrekt verlaufen ist, aber man darf doch fragen, ob es nötig ist, just in dieser Zeit dem immer regen Argwohn großer Volksschichten durch solche Veranstal­tungen, die nicht unbemerkt bleiben können, Nahrung zu geben. DasBerlinerTageblatt" meint, die Darstellung des Reichsministers könnenicht verhindern, daß die i n n e r- politischen und mehr noch die außenpolitischen Wirkungen solcher Vorgänge den allgemeinen de u t s ch e n Interessen in höch st em Maße schädlich sind." Und dieBerliner V o l k s zei t u n g", der die Er- klärungen des Reichswehrministers augenscheinlich noch nicht zu Gesicht gekommen waren, glaubt nicht, daß dieFeier" in der Kaserne dem Minister bekannt war; Wir glauben das nicht, weil wir das Reichsministerium nicht für so unverantwortlich hallen können, eine solche Ohr- feige ins Gesicht der gesamten Bevölkerung zu dulden. Noch dazu in dieser Zeit, in der die gesinnte Gesellschaft, die sich um die Götzen des alten, schuldbeladenen Systems schart, der republikanischen Ruhrarbeiterschaft für die Sicherung ihrer Ruhe und ihres Lebens auf den Kmek, zu danken hätte. Wir erwarten von dem Reichskabinett eine klare öffentliche Stellungnahme zu dem Ereignis und, wenn nötig, die erforderlichen Taten."

Ab«? der alte Mann ist nicht wieder zurückgekommen zu der freundlichen Schwester. Das erfuhr Frau Lämmerlei,. als sie sich am nächsten Tag« nach ihm erkundigen wollte. Er kam auch nicht am zweiten und nicht am dritten Tage, er kam überhaupt nicht, auch nicht zu Frau Lämmerlei, um seine Kartoffel Pfannkuchen zu essen. Man hörte dann, daß man ihn spät abends gesehen hatte auf der Landstraße, die durch die breiten Wiesen führte. Die Sterne hatten schon am Himmel gestanden, und er hatte mit dem Stock mühsam den Weg abgetastet, den seine Augen nicht erkennen konnten. Warum mag er nur nicht gekommen sein?" sag!» im Siechen haus« Frau Lämmerlei zur Schwester und zu dem Haus. vermalter. Er wird wohl Angst gehabt haben, daß sie ihm seine Läuse »vegnehmen," sprach der mit grober Stimme. Vielleicht fürchtete er, er dürfe nicht mehr zu Ihnen konunen. um die schönen Kartoffelpfcmntuchen zu essen," meinte die fteund- liche Schivester. Ja, warum ging er hinaus, dreiundachtzigjährig, fast blind, mittellos, hinaus auf die Landstraße, da er ein nettes Zinnner, Pflege und ein ordentliches Essen hätte haben können? Warum? Ich dachte darüber noch, als ich heute nacht wacht wurde und durch das offene Fenster hinaussah in die sternhelle Frühlings- nacht. Uiid mir lvcrr, als begriffe ich, daß es den Alten, der so viel gewandert war, hinaustrieb in das leichte Wehen des Früh- lingswindes, zwischen grün« Wiesen, deren jungen Duft e? atmet, der auch in seine Träum« dringt, wenn er am Wegrand nächtigt. Ja, rvenn der Herbst kommt, wird er schon wiederkommen, seine Kartosfelpfannkuchen zu essen, sagt Frau Lämmerlei.

Pbyfiologisihe Forscherarbeit in Rußland . So furchtbar auch Krieg. Revolution und Sowjetregierung in Rußland gehaust haben, so ist doch das wissenschaftliche Leben nicht vollständig vernichtet worden. Selbst umer den schwierigsten Umständen haben besonders die Naturnnssenschastler ihre Arbeiten fortgesetzt. In derKlinischen Wochenschrist" berichtet der Petersburger Professor Slowtzow über das, was die Petersburger physiologischen Institute in den letzten Iahren geleistet haben. Da ja die Ernährung eine so groß« Rolle spielte und die traurige Erscheinung des Hungers alle bedrängte, so war diesen Fragen der Hauptteil der Tätigkeit gewidmet. Unterernährung und Hunger führten zu einem Anstieg der Sterblichkeit, die in einigen Monaten die Retordzifier von 80 bis 100 auf 1000 erreichte. Durch eine Vergleichung der Sterblichkeitskurven und der Ernährungslage ergaben sich wichtige Einzelheiten. Von den beiden Gipfelpunkten der Sterblichkeit fiel der erste mit dem Minimum des Kalorien- wertes der Nahrung zusammen, der zweite mit ihrem geringsten Fettgeholt. Eine ganz« Reihe von Untersuchungen beschäftigte sich mit der Untersuchung der infolge von Hunger Verstorbenen. Es konnte festgestellt werden, daß die Menschen bei einem Verlust von

Dieser Erwartung schließen wir uns um so mehr an, als die Reichsregierung, besonders ihre außenpolitische Vertretung bis heute noch nichts zu dem Treiben geäußert hat. Soll der französische Propagandadienst aus ihm noch weiteres Material ssür seine in allen Sprachen und Ländern der Welt betriebene Agitation gegen dendeutschen Friedensgeist" ziehen? Auch in Stettin waralles in Ordnung". Auf die sozialdemokratische Anfrage über Teilnahm« der Reichswehr und des Generals v. Seeckt an einer von privaten Vereinen veranstalteten Feier in Stettin , an der auch Macken- sen und Eitel Fritz mit seiner Frau beteiligt»varen, hat jetzt der Reichswehrminister folgende Antwort erteilt.» Die Vorgänge in Stettin am 13. April 1923 sind der Reichs- regierung bekannt. Der in Frage kommende Sachv«rwalt war folgender: Am 15. April 1923 fand in der Garnisontirche die Eni- hüllungsfeier einer Gedenktafel für die Gefallenen der ehemalig«!» 4. Division statt. Mit Genehmigung des Reichswehr - Ministeriums hatte die zuständige Militärbehörde dienstlich befohlen, daß Abordnungen der Reichswehr an dieser Feier teilzunehmen und hierzu als geschlossener Truppenkörper unter Vorantritt der gleichfalls befohlenen Mussktorps von ihrer Kaserne zur Kirche und auf die gleiche Weise nach Beendigung. der Feier wieder zurückzumarschieren hätten. Es handelt« sich also nicht, wie der Polizeipräsident von Stettin in irrtümlicher Auffassung annahm, um einen der polizeilichen Genehmigung unterliegenden privaten Straßenumzug, sondern um einen dienstlich befohlenen Marsch, dessen Ausführung lediglich von den Abordnungen der Militärbehörden abhängig ist und nicht der Genehmigung oder dem Verbot der Polizeibehörden unterliegt.. Bei der nach dem Gottesdienst auf einem Kasernenhof statt- findenden Feierlichkeit schritt der Chef der Heeresleitung die Front der Reichswehrtruppen, der Generalfeldmarschall v. M a ck« n s e n, als ältester der anwesenden Feldzugsteilnehmer die F r o n t d e s R e g i m e n t s ab: in gleicher Weise wurde bei der Abnahme des anschließenden Vorbeimarsches verfahren. Prinz Eitel Friedrich befand sich beide Mal« unter den übrigen Zu- schauern, ohne irgendwie hervorzutreten. Di« Behauptung, daß die Veranstaltung zu antirepublikanischen Handlungen mißbraucht worden sei. trifft in teiner Weife zu. Aon den mir hierüber vor- liegenden Berichten abgesehen oerbürgt mir die Anwesenheit des Chefs der Heeresleitung den würdigen und«imoandfreien Verlauf der Feier." Auch in dieser Erklärung geht das Wehrministenum um den Kern der Sache herum. Die Enthüllung einer Gedenktafel in der Kirche war von privaten Vereinen veranstaltet und die Teil- nahm« der Reichswehr durchaus nicht notwendig. Trotzdem wurde sie befokllen. Und wenn hinterher der General o. Seeckl die Front der Reichswehr auf dem Kasernenhofeabschritt" um diesen alter­tümlichen Militärausdruck noch einmal zu gebrauchen, so würden wir dagegen gar nichts sagen. Aber was hat Mackensen auf dem Kaserne nhpf die Front einesRegiments" abzuschreiten? Ist Mackensen nicht ebenso wie Hindenbuvg eine Privatperson, die mit militärischen Angelegenheiten nichts mehr zu tun hat? Und wenn der Sohn Wilhelms von Doorn schon auch alsZu- schauer" teilnimmt, war er und Mackensen etwa, wie sich für Bür- gersleute in der Republik geziemt, in Zivil oder waren sie in Uniform? Das Wehrministenum begreift augenscheinlich nicht, worauf es ankommt, nämlich daß das massenhaft« Auftreten der Zivil- personen in der alten Uniform der Kaiserzeit als eme Provokation der republikanischen Volksteile wirkt und auch außenpolitisch unabsehbaren Schaden anrichtet. Deshalb soll das Reichskabinett endlich diesem Unfug der Unisormparaden ein Ende machen. Wir haben von der Militärspielerei übergenug. Rußlanü ausgeschlossen. Von der Orient-Friedenskonferenz. Bern . 5. Mai. (Schweiz . Depeschen-Ag.) Aus allen dem pofifischen Departement und. dem Sekretariat der Lausanner fionse- renz zugegangenen Mitteilungen geht hervor, daß Rußland gegen- wärtig nicht mehr als zur Orient-Friedenskonferenz eingeladen be­trachtet werden kann.

30 bis 33 Proz. ihres normalen Körpergewicht«» zugrunde gingen, d. h. desjenigen Gewichtes, das aus dem Produkt der Körperlänge des betreffenden Individuums in Dezimetern, multipliziert mit vier errechnet wurde. Durch diese Beobachlungen wurden die an Tieren gewonnenen Ergebnisse bestätigt. An einer großen Zahl Gesunder und Kranker wurde der mittler« Gewichtsverlust bei der Petersburger Bevölkerung in den schwersten Iahren festgestellt, und es ergab sich 'eine durchschnittliche Abnahme von ungefähr 20 Proz. . Wägungen der Organe am Hungertod Verstorbener zeigten, daß alle Organe an Gewicht verloren hatten», die geringste Abnahme zeigte' ebenso wie im Tierversuch das Gehirn. Die einzelnen Organe wissen all« einen stark verminderten Eirveihgehalt auf. Im Gehirn lvird durch den Hunger in erster Linie die graue Hirn. substanz geschädigt, während die weiße Hirnsubstanz kaum in Mir- jeidenschast gezogen ist. Die Phyfiologen beschäftigten fich natürlich auch viel mit der Untersuchung von allen möglichen Nohrungsersatz. Mitteln, zu denen die Not zwang und die Spekulation grifi. Die Rekordleistung stellt eine Pralineart dar. die dem Bedürfnis nach Süßigkeiten genügen sollte, und die aus weißem Ton mit einer anilingefärbten Aaarfüllung und einer Bcstreuung mit Sacharin gesüßtem Kalk bestand. Das»var also einvöllig unverdaulicher Leckerbissen". Dagegen zeigten die Versuch« mit Nährhefe greisbare Erfolge. Es gelang daraus ein sehr nahrhaftes Mehl herzustellen, das überhaupt für die Ernährung von größter Bedeutung fein könnte. Das gottlose Buch. Der Wiener Schauspieler Paul Camill T y n d a l l hat im Auftrag des Bundes der Atheisten in Berlin ein« Sammlung von Dichtungen, die gottloser Wellanschauung enl- springen, z»»sammengestellt und im Verlage Ernst Oldenburg . Leipzig , erscheinen lassen.(Grundpreis drosch. 2 M.. geb. 4 M.) Gottlose Andachten, ernste und auch ftöhliche. nennt sie der Verfasser in einer klug und mutig geschriebenen Einleitung, in der er den Wortaber- glauben und die Unsittlichkeit der Gottreligionen geihe». Di« Samm- lung selbst, an deren Spitze der Groß« Bann der Synagoge über denGottlosen" steht, in drei Teile gegliedert gottloses Erkennen. gottlose- Lochen, gottloser Ausklang bringt das»vertvollste der Weltliteratur aus allen Zeiten und allen Völkern, von allen, die leugneten, weil sie wußten. Ein tiefempfundenes Gedicht an Spinoza hat Tyndall zum Verfasser. In buntem Reigen reichen sich die Hönde der Verfasser des Rigvoda, Parmenides . Epikur, Angelus Silesiu». Giordano Bruno . Hölderlin . Herder, Kant. Goethe. Shelley. Byron, Heine. Lessing . Friedrich der Große , Ibsen . Büchner . Toller, Freili- grath, Multatuli , Bischer, Feuerbach, Shakespeare u. v. a. Da» Buch erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit oder Vollständigkeit. dann hätte es zehnmal so umfangreich werden müssen: es bietet jedoch einen»vertvollen Einblick in die Schaffenswelt der freien Geister, es weist den Ziveifelnden und um die Wahrheit Ringenden den Weg zu dem Wafienlager des freien Denkens und nennt dl« großen Bundesgenossen in diesem Kampf«. Deshalb ist dem Buche. für das Albert Einstein den Satz schrieb:Den befreienden Geistern gemeinsam ist der Mut zur Einsamkeit", weite Verbreitung, ins- besondere in der Arbeiterschaft, zu wünschen. b. k. I» der Staatsoper findet die letzte geschlossene«ussührung de? .Ring derNibelungen" am lt., 13., 15. und 18, Mai statt. Ende Mal wird.Elektro" wieder in den Spielplan ausgenommen. Im Juni folgt Korsatosst.G o l d u e r H a h u".