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Unrecht anzutun, dann wird auch der Widerstand der Bevölke- rung den Einbruchstruppen weniger empfindlich werden. Die Formel: �es werde kein deutscher Vorschlag in Erwägung ge- zogen werden, solange der Widerstand andauere, ist unbe- stimmt und deutungsfähig. Sollte sie besagen, daß die Ber- Handlungen erst beginnen sollen, bis sich der letzte Deutsche   den Befehlen der widerrechtlichen Gewalthaber willig füge, so wären Verhandlungen überhaupt niemals möglich. Da aber Verhandlungen notwendig sind, wird ein Weg gefunden werden müssen, um diese Schwierigkeit zu beseitigen. Einen solchen Weg zu finden, wird in der R ä u m u n g s- frage noch viel schwerer sein. Denn hier gibt es zwischen dem Standpunkt der Pariser   Regierung und der Rechtsauffassung, die das ganze deutsche   Volk oertritt, keine Versöhnung. Herr Poincar6 bleibt dabei und er kann wohl auch nicht anders', . daß er durch den Friedensvertrag zur Besetzuug des Ruhr­reviers berechtigt sei. Das ganze deutsche   Volk aber erblickt in dieser Besetzung ein Verbrechen wider das Völkerrecht, ein mitten im Frieden verübtes gewalttätiges Unrecht, das so rasck) wie möglich wieder beseitigt werden muß. Diesen unzweifelhaften Rechtsstandpunkt wird keine deutsche Re- gierung aufgeben. Eine Lösung ist im Augenblick nicht zu sehen, es wäre denn, daß Deutschland   durch rasch gesicherte große Anleihen instand gesetzt würde, mehrere Jahresraten auf einmal zu be- zahlen, und wenn in Voraussicht dieser gesicherten Zahlung das Ruhrgebiet   in einem Zuge geräumt würde. Das aber ist eine Möglichkeit, mit der bei dem gegenwärtigen Stand der Dinge auch der kühnste Optimismus nicht rechnen wird. Die Kritik, die in der französischen   Antwort an den deutschen   Zahlungsvorschlägen geübt wird, zeigt, daß eine Einigung in den finanziellen Fragen sehr schwer sein wird, aber das ist nichts Neues. Auch daß das deutsche An- gebot als so unbedeutend und geringfügig wie möglich dar- gestellt wird, kann nicht überraschen, das entspricht nur einer ollgemeinen Händlertaktik. Wäre nur erst der Wille da, sich über wirtschaftliche Fragen mit praktischem Verstand ausein- anderzusetzen, so giüide sich für die allgemein als notwendig erkannte Begrenzung der deutschen   Verpflichtungen eine Form finden lassen. Dasselbe gilt für die Frage der Garantien. Was die Stellung der Reparationskommission betrifft, so sehen wir nicht, wieso sie durch den deutschen   Vor- schlag angegriffen wird. Es wäre denn, die französische   Re- gierung sähe einen solchen Angriff überhaupt schon in der Ab- ficht, die Verpflichtungen zwischen Staat und Staat auf den Weg einer internationalen Anleihe überzuleiten. Gegen diese Absicht wird aber bemerkenswerterweise mit keinem Wort der Antwortnote polemisiert. Werden nun wirklich große An- leihen aufgebracht, so wird dadurch die Aufgabe der Repa- ralionskommission wesentlich vereinfacht, die Fragen der Garantierung, der Verzinsung und der Tilgung dieser An- leihen können dann logischerweise nur zwischen dem Anleihe- nehmer und den Anleihegebern geregelt werden. Bis dahin bleibt der Aufgabenkreis der Reparationskommission unein- geschränkt. Ist das aber der Fall, dann ist auf deutscher Seite der Wunsch berechtigt, daß zunächst einmal die R e p a r a t i o n s- kommission reparariert wird. Diese Kommission ist heute tatsächlich nur noch eine Nu mpskom, nission, sie ist in ihrer gegenwärtigen Gestalt längst nicht mehr das, was sie nach dem Vertrag von Versailles   sein sollte, sondern vielmehr nur noch ein Vollzugsausschuß derjenigen Mächte, die mit widerrechtlicher Gewalt gegen Deutschland   vorgegangen sind und die auch jetzt so tun, als ob die Frage der Reparationen lediglich zwischen ihnen und Deutschland   zu regeln wären. In Wirklichkeit aber wird die Erklärung Lord Eur- z o n s, daß diese Frage alle angehe, von keiner Seite ernstlich bestritten werden können. Die Fortsetzung der bisherigen Poli- stk Frankreichs   gegen Deutschland   bedeutet eine wirtschaftliche und politische Bedrohung für die ganze Welt. Würde irgend- eine deutsche   Regierung, die man sich einstweilen gar nicht vor­stellen kann, der französischen   Regierung unmögliche Zahlun- gen versprechen und darin einwilligen, daß has Ruhrgebiet  
ÜMr brauchen ein starkes GestKlecht!' Von Fritz Müller- Chemnitz  . Im Thüringer Landtag   stand kürzlich ein Antrag zur Aussprache. nach sächsischem Vorbild in den Volksschulen die körperliche Züchti- gung abzuschaffen. Der deutschnationale Abgeordnet« Dr. H e r f u r t h leistete sich wie dieThüringer Lehrerzeitung" be- richtet bei der Besprechu,� dieses Antrages u. a. folgenden Satz: Wir brauchen«kn starkes Gefchlecht, das wenn notwendig auch einmal eine Tracht Prügel vertragen kann. Durch diesen Ausspruch hat Herr Dr. Herfurth das dcutfchnatio- nol« Erziehungsideal trefflich gekennzeichnet. Prügel follm in der Volksschule kein Strafmittel, sondern wahrscheinlich im Verein mit der körperlichen Ertüchtigung ein Unterrichts- gegenftand fein. Schon im spartanischen Staat legte man aus die Abhärtung des heranwachsenden Geschlechts sehr viel Wert. Di« Jungen mußten Hunger, Kälte und Hitze ertragen lernen und wurden ab und zu einmal lediglich, damit sie sich an körper- lichen Schmerz gewöhnten bis aufs Blut gepeitscht. Zu solchen widerstandsfähigen Menschen wollen die Deutsch  - nationalen unsere Kinder erziehen Di« dazu erforderlichen Prügel müssen der Jugend nach einem methodisch genau ausgedachten Plan verabreicht werden, wobei nach dem altbewährten Grundsatz zu verfahren ist: Vom Leichten zum Schweren: vom Einfachen zum Zusammengesetzten! Es wind mit ganz wenigen und wenig schmerzenden Hieben be- gönnen. Von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr steigern sich Quantität und Qualität der Prügel. Auch verringern sich die Ab- stände, in denen die Kinder verhouen werden. Wenn dann die Kinder so weit sind, daß sie ihr« tägliche Wichse bekommen, dann brauchen sie keine Hausaufgaben anzufertigen. Dadurch werden ganz beträchtliche Ersparnisse an Heften und Federn erzielt. An Stell« der sogenannten guten Arbeiten ins Aufsatz- und Sprochheft tritt jeden Sonnabend eine Uebung im Ertragen einer verstärkten Tracht Prügel. Zu Michaelis und zu Ostern wird fest- oesteltl, wieviel Hiebe die Kinder aushalten können� ohne zu heulen. Danach lverden die Zensuren und die Rangordnung in der Klasie bestimmt. Wer das Klassenziel das heißt die Fähigkeit, die oorge- schrie lxmen Prügel zu ertragen nicht erreicht, muß sitzen bletben. Wer besonders standhaft ist, darf ein« Klasie überspringen oder wird in eine höhere Schule aufgenommen. Die Aufnahmeprüfungen für dies« Schulen bestehen im Aushalten einer gewissen Zahl von Hieben. Dadurch wird die Forderung verwirklicht.' Freie-Bahn dem Tüchtigen! Weitere Unterrichtegegenstäsid« sind: Einstecken von An- schnauzern, besonders von unverdienten: Ertragen von allerhand
besetzt bleibt, so würde das den europäischen   Wirrwarr nicht beseitigen, sondern ihn bis zum äußersten steigern. Die ganze Welt würde dadurch in schwerste Mitleidenschaft gezogen werden. Zusammenfassend kann man sagen, daß die deutsche Note einen vielleicht wenig geschickten Versuch bedeutet, eine Lösung herbeizuführen, während die französische   Antwort einen geschickten Versuch darstellt, das Problem über- Haupt unslösbar zu machen. Folge davon ist, daß die notwendige Diskussion langsamer und schwerfälliger in Gang kommen wird, als es den Interessen Europas   ent- spricht. Einstweilen ist abzuwarten, in welcher Weise sich das von Poincarö mit gewollte? Nichtachtung behandelte England in ihr geltend machen wird. pariser pressestimmen. Paris  , 7. Mai.  (EE.) Die Pariser   Moryenblätter begnügen sich im allgemeinen, den Inhalt der Antwortnote Pvincares zu unter­schreiben, und die bürgerlichenZstungen, mitAusnahmedesOeuvres", geben ihrer vollen Zustimmung zu der ftonzösischen Not« Ausdruck. Pertinax findet sie durchaus klar und kraswoll. Nach Angriffen auf Curzon, der die Antwort verzögern und gemeinsam von ollen Alliier- ten geben lassen wollte, schreibt Pertinax-weiten Die Alliierten Härten Berlin ein Minimal Programm überreicht, das von allen Alliier- ten unterzeichnet worden wäre, und ein M a x i m a l Programm, das nur Frankreich   und Belgien   unterzeichnet hätten. Deutschland   hätte sich nur an das Minimalprogramm gehalten, wodurch die französisch- belgische Politik vom 11. Januar bedroht worden wäre. Lord Curzon  möge sich weniger um Paris   kümmern, als sich mehr in Deutsch  - l a n d umsehen, wo er sehen würde, daß die d e u t s ch e n Industriellen im besetzten Gebiet 800 Koksöfen verlöschen ließen, daß sie neue industrielle Vereinigungen schüfen, um die angehäuften Vorräte zu den vorteilhaftesten Preisen zu verkaufen und daß sie im u n besetzten Gebiet neue Fabriken und neue Koksöfen errichteten. Di« fort- schreitende Entwertung der Mark bekunde übrigens, daß deren letzte Tags gezählt seien. DasJournal" schreibt, Frankreich   wollte in feiner Note be- sonders die Ablehnung der deutschen   Vorschläge vor aller Welt'be- gründen. Di« englische Regierung hätte diese Note unterzeichnen können: denn England könne doch nicht bestreiten, daß das deutsche Angebot lächerlich und die Garantien ungenügend seien. Die französisch-belgische Not« er�heine insbesondere als eine Antwort auf das Angebot Lord Curzons,«ine gemeinsame Aktion durchzu- führen. Aber eine solche gemeinsame Aktion wäre erst dann mög- lich, wenn die Ruhrangelegenheit liquidiert sein werde. DerFigaro" erklärt, man dürfe sich in Berlin   nicht täuschen. Poincarö habe, als er schrieb, baß die deutscher  . Vorschläge unan­nehmbar und zum Teil unzureichend seien, damit nicht andeuten wollen, daß er Verhandlungen über die gegenwärtigen Vor- schlüge zulassen wolle. Im Gegenteil habe er nur aussprechen wollen, daß man Erörterungen mit Deutschland   zwar nicht ablehnen werde, daß aber erst Vorschläge vorgelegt tuerden müßten, die dem Bersailler Vertrag und dem vom Reiche eingegangenen Verpflichtungen ent- sprächen. DerEclair" bedauert, daß Poincare   vonteilweise unan­nehmbaren und teilweife unzureichenden Dorschlägen" gesprochen habe: denn dies könnte zu der Anschauung verführen, als ob Frank- reich zur Fortsetzung der Besprechungen mit der Regierung C uno bereit wäre. Frankreich   und Belgien   müßten jetzt vielmehr die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um den passiven- Widerstand im Ruhrgebiet   zu brechen. Bisher fei man zu gemäßigt und zu schwach vorgegangen. Paris  , 7. Mai.  (Eca.)Petit Parisien" schreibt, es fei eine große Genugtuung für Frankreich  , daß es sich mit Belgien   wieder einmal eins weiß in der Beurteilung der Form und des Inhaltes der französisch  -belgischen Antwort. Aber wieviel mehr Gewicht würde die Antwort gehabt haben, wenn sie das Glück gehabt hätte, die rück- haltlose Billigung der englischen   und der italienischen Freunde gefunden zu haben. Die Antwort ist so gemäßigt und so vernünftig,- daß man sich wirklich fragen muß, warum sie nicht den Ausgangspunkt einergemeinsamen Aktion" bildem soll, die die Londoner   Regierung im Auge hat und die der größte Wunsch Frankreichs   ist. H e r v e, der seine Information häufig aus der nächsten Um- gebung des Elise« erhält, behandelt in derB i c t o i r e" eine andere Seite der Frage: Frankreichs   Antwort könne, obwohl sie von Bel- gien unterstützt sei, an den Grundfragen selbst nichts ändern. Sic lasie die Reparationsfrage und die Frage der Sicherungen Frank- reichs u n e rl e d i g t. Nachdem Lord Curzon   offen erklären ließ, daß er für eine gemeinsame Aktion ist. ist es notwendig, auf schnellstem Schikonen, ohne sich zu beschweren; kritikloses Anhören von reaktio­nären Reden: Glauben von rechtsgerichteten Tatsachenverdrehungen (z. B. Dolchstoßlegende!): Ertragen von Hunger, Kälte, schlechten Wohnverhältnissen und langer Arbeitszeit; Auskommen mit wenig Lohn usw. usw. Wird die Jugend in diesem Sinn« erzogen, dann bekommen wir ein Geschlecht, an dem die Deutschnationalen ihre Freude haben. Wer immer noch nicht einsehen will, wie gut es die Gesinnung?- genossen des Herrn Dr. Herfurth meinen, dem fei zum Schlüge noch verraten, daß sie diese vortreffliche Erziehung nicht für den eigenen Nachwuchs beanspruchen, sondern sie den Kindern der breiten Massen des arbeitenden Volkes zuteil werden lassen. Die deutschnationalen Söhn« hoben solche Uebungen gar nicht nötig. Sie lernen das Ertragen von Prügeln auf der Mensur und bei den Versuchen, linksgerichtete Versammlungen zu stören!
Die blonde Ratte" von Pordes-Rlilo. Das Friedrich- W i l h e l m st ä d t i s ch e Theater, das wieder vom Film zur Operette zurückgekehrt ist, bot einen recht amüsanten Theaterabend. Eine lustige 5?andlung, die in Verbindung mit der an guten Ein- fällen reichen Musik von Anton P r o s e s eine annehmbare Operette ergab. Statt der üblichen Ausmachung ein Versuch, durch eine witzige, launige Handlung und durch gutes Ensemblespiel zu fesseln. Der Versuch gelang nicht nur, weil dos übliche Spiel der Ueber- raschungen und Verwicklungen das Interesse an dem lustigen Treiben wachhielt, das in einem Rechtsanwaltsbureau beginnt, in einem verschwiegenen Weinrestaurant fortgeführt wird und in der Küche des Rechtsanwalts endet, sondern vor ollem, weil die Darsteller fast durchweg respektable Leistungen boten. In den weiblichen Rollen taten sich vor allem Niuta Helling, Emmn P e r r o und Ida Dane hervor. In den Nebenrollen schufen Siegftied B erisch als Schreiber Mondschein und Emil S t a m m e r als Chauffeur Karl zwei köstsiche Typen. Iadlowker in der Staatsoper. Jadlowker scheint immer noch Zugkraft zu sein oder sein zu wollen. Sein Tenor ist des Glanzes und der Schönl)«it leider ganz entkleidet, und in einer Rolle, der er als Spieler nur halb gewachsen ist lTuriddu), kommen nur noch Gesangsmängcl zum Ausdruck. Dos ist bitter zu sagen. Aber wir wollen doch künstig nur noch die Einnerung an Jadlowker» Glanz- zeit in uns bewahre», das Jetzt aber mit Schweigen übergehen. DieseCavalleria".Aunuhrung wäre unter Ehrenbergs starrer Leitung ein ganzes Mißgeschick gewesen, wenn Frau Binder- nagel nicht Leidenschaft in Schöngesang gebettet und einen ganzen Menschen auf die unwahrscheinlichen Opernbretter gestellt hätte. K. S. Eine lnlernalionale Geschichte des Weltkriegs. Räch den Nach­richten über die Vorbereitung einer deutschen   Sektion der von der Carnegie-Stiftung veranstalteten Wirtschafte- und Sozialgeschich.'e des Weltkriegs wird es interessieren. Näheres über dieses große eigen- artige Geschichtswerk zu hören, das.zugleich Friedenswerk fein soll. Der Ümfang der Geschichte ist aus 150 Bände berechnet. Sie wird unter der Oberleitung von Prof/ James T. S h o t w e l l von der
Wege zu einer interalliierten Besprechung zu kommen, die, ohne die lärmende und feierliche Form von Konferenzen anzunehmen, die Wiederherstellung der interalliierten Einheitsfront vor- bereitet, die im Januar von Bonar Law   zerstört wurde. Die erste Bedingung für ein gemeinsames Handeln ist eine Verständigu'.'.g über die allgemeinen Richtlinien. Eine Anzahl von Blättern stellt die Frage der Räumung des Ruhrgebietes in den Vordergrund. L'homme librs" schreibt, vor allem müsse Deutschland   die Beschlü e verstehen, die die Brüsseler Konferenz beendet l>abcn und die später immer wieder erneuert worden sind. Frankreich   und Belgien  würden das Ruhrgebiet   nur im Verhältnis zu den von Deutschland  erfolgten Zahlungen räumen. Ere nouvelle" findet, daß die Note in juristischer Beziehung eine interessante Anstrengung darstelle, denn ihre Argu- mentierung sei solide, welches werde der Effekt dieses P l ä- doyers in Berlin   sein? Man dürfe voraussetzen, daß es in Deutschland   nicht zu einem plötzlichenrnea culpa" lSchuldbekännt- nis) führen werde,) daß es ganz im Gegenteil den Anhängern st a r k e n Widerstandes wieder Mut geben werde. Im Hinblick auf die Alliierten und die Neutralen könne man befürchten, daß Poin- care und Theunis ihr Ziel verfehlten. Die Frage hinsichtlich der Möglichkeiten einer deutschen   Revanche sei nicht sehr glück- lich. Obwohl sie von einer ausgezeichneten Absicht eingegeben fei, werde sie die außerhalb Frankreichs   schon stark verbreitete Meinung verstärken, daß man im Ruhrgebiet   nur eine rein poli- tische Operation durchführe, daß die Frage der Zahlungen Frankreich   nebensächlich erscheine und dag durch die Wirtschaft- lichen und finanziellen Forderungen hindurch das alte Duell zwischen Deutschland   und Frankreich   fortgesetzt werde. Hinsichtlich der Hat- tung gegenüber England sagt das Blatt: Deutschland   haben wir im höchsten Tone nein gesagt, es wäre indessen gut, wenn wir irgend jemanden j a sagen würden. Der sozialistischeP o p u pi i r e" fragt: Warum legt man solchen Wert daimuf, England beiseite zu schieben? Die einzige plau  - sible Erklärung besteht darin, daß England, wenn es auch mit uns die Note Cunos abgelehnt hätte, zweifellos doch darauf bestanden haben würde, daß die Antwort nicht rein negativ ausfiele, daß sie nicht die Tür für eine deutsche Erwiderung verschlösse, da- mit nach diesem ersten Waffengang zweckmäßige Unterhandlungen angeknüpft werden könnten. Heute aber wolle Poincare   ebenso wie im Januar und wie im Dezember und August nicht, daß es zu Unterhandlungen komme. Zum ollermindesten handele die Regie- rung so, als ob er es nicht wolle. Oeuvre" sagt: Die Note bedeutet, wie man seit der ersten Stunde weih, eine glatte Ablehnung. Sie ist auch ein sehr schönes Modell juristischer Diskussion. Poincare   ijat ausge­zeichnet Frankreichs   Recht bewiesen, bei dem Status qua solange zu verharren, wie es ihm gefalle. Nunmehr hat er ohne Zweifel auch bewiesen, daß Frankreich   ein Interesse daran hat, bis in die U n.- endlichkeit in einer Lage zu verharren, die ihm nichts einbringt und die es sehr teuer bezahlt. Das ist aber nach aller Uebcrzeugung eine ganz andere Beweisführung, die Poincare   nicht der deutschen  Regierung vorzubringen hat, sondern die nur das französische  Parlament angeht. Pvincares Antwortnote enthäl! auch nicht eine einzige Suggestion. Man steht heute genau aus demselben Standpunkt wie vor dem deutschen   Borschlag. Belgiens   Soliüarität. Die belgische Antwort stimmt mit der stanzösischen wörttich überein. LautEcho d« Paris  " hat der belgische Außenminister I a s p a r gestern in einer Ansprache das deutsche Angebot als lächerlich bezeichnet und erklärt: Wir werden das Ruhryebict erst an dem Tage räumen, wo die Reparationen durchgeführt sind. Sie sollen unter Berücksichttgung der wirtschaftlichen Lage der Welt bezahlt werden. Es besteht jedoch est, Minimum, unter das man nicht heruntergehen kann emd darf. Wenn jemand eines Tages untergehen muß,'so wollen wir das nstht fein. DemOeuvre" nach hat der Minister noch erklärt, von gewisser Seite werde de- hauptet. daß Frankreich   und Belgken schwarze Absichten haben. Man werfe Frankreich   vor, es wolle einen besiegten Gegner noch zerstückeln. Das sei eine Verleumdung, und die stanzö- sische und belgische Regierung würden das Ruhrgebiet   räumen, sobald die Reparationen wahrhaft garantiert sind. Cachin frei, höllein bleibt in hast. DerMatin" teilt mit, daß C achin und die anderen inhaftierten s r a nz ö si s ch e n Kommu- nisten von der weiteren Untersuchungshost befreit iverden. Höllein dagegen bleibt in Hast. Don Hakenkreuzlern niedergeschossen wurde in SJß i e n der sozial- dem akratische Ordner Gen. Still, ein junger Eisenbahner. Der Schießbold ist verhastet.
Columbia-Universität von Spezialisten aus dem Gebiet der National- ökonomie, Soziologie und Geschichte, von Staatsmännern und Füh- rern der Wirlsckaft und der Arbeiterschaft abgefaßt werden, beson- ders auch von solchen, die während der Kriegszeit selber an oer- antwvrtlicher e-tcll« gestanden sind. Sle soll die Wirtschafts- und Sozialgeschichtc der Entente so gut wie die der Mittelmächte und und neutralen Staaten Europas   umfassen, und zwar soll die Ge- schichte eines jeden Landes von feinen eigenen Historiker» geschrieben werden. Ausgeschlossen bleibt die Behandlung von Fragen wie Schuld am Krieg, Vorgeschichte des Krieges und der militärischen Operationen, so daß damit gerade die Gebiete ausgeschaltet werden, auf denen si/h heftige Kontroversen entspinnen könnten. Am iveitesten gediehen ist bis jetzt die englische Serie, die auf rund dreißig Bände berechnet ist, von denen bereits zehn erschienen sind und weitere in naher Aussicht stehen. Dem engl,- scheu Herausgeberausschuß gehören u. a. an als Vorsitzender Sir William Beveridge  , der Leiter der Londoner School of Cconomics, während des Krieges Letter des englischen Rationierungssystems für die Nahrungsmittelversorgung, ferner Thomas Jones, Kabinetts- sekretär des Knezskabinetts, und der bekannte Nattonalötonom I M. Keynes. Der deutsch  « Herausgeberausschuß, der die Vergebung der einzelnen Arbeiten an die Mitarbeiter der deutschen.Serie, die gegen zwanzig Bände umfassen wird, bereits vorgenommen hat, besteht aus dem stüheren Reichskanzler Bauer, Eeheimrat Bücher vom Reichsverband der deutschen Industrie  , Ge- heimrat Dulsberg  . Leverkusen  , Dr. Karl Melchior(als Vorsitzender), Professor Mendelssohn-Bartholdy   und Professor Sering. Der große Grundgedanke, der den Verwaltern der Carnegie- Stiftung mit ihren Million?» mittel» für die Wirtschaft?« und So- ziatgeschichte vorgeschwebt hat. ist der, künftige» Generationen zu zeigen, welche Wunden der Weltkrieg der Zivilisation geschlagen hat. Sommer im Rloi. Aus der frühlingshasten Witterung, die in den ersten Maitagen herrschte, hat sich am Schlüsse der Woche rasch hochsommerliche Hitze entwickelt. Schon am Freitag wurden in Westdeutschland   vielfach 25 Grad Wärme erreicht oder ein wenig überschritten: in Frankreich   stieg das Thermometer an diesem Tage sogar schon auf 30 Grad Celsius. Die starke Erwärmung breitete sich Sonnabend bei lebhaftem Südwind auf ganz Mitteleuropa   aus; überall wurden 25 Grad Celsius erreicht oder beträchtlich über­schritten. und das Tagesmaximum erhob sich an zahlreichen Orten bis nahe a» 30 Grad Wärme, so daß am 5. Mai weitverbreitet der erste Sommertag dieses Jahres zu verzeichnen war. Der Sonntag vollends war mit seiner Lzitze und seinen Gewittern ein richtiger Hochsommertag. Vo» Gewitterstörungen abgesehen wird das som- merlich warme Wetter zunächst fortdauern.
Der Kampf um das TchiUertbcater. Die Mitglieder de-Z Sihilleilbe.ttcrS haben beim itandtag schSriften crhadcn gegen den Bertrag-tenlwnis über die U beruahme diuch bai Staattibeaier. woduich 25»oh 30 künstlerischen Mitgliedern am 1. September brotlos gemacht würden.(Die einlachltc Löjiina. um das Schiüeilbealer seiner Seflimmung a'J VoUitfjcalcr zu erhalten, wäre, der PollZbühne anzuvertrauen) ZZorträgc. Die Vorträge. Die Grundlagen der Re« lativitätStheorie' werden von dem Film begleitet am 7. und 3, Mai, S Uhr, in der tzlula der Technischen Hochschule wiederholt.