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Nr. 272 4H.Fahrga»g

Seilage des vorwärts

Montag. 7. Mai?92s

Der Maijugenötag.

Auftakt im Lustgarten. Wieder stond der Lustgarten im Zeichen de? roten und schwarz- rotgoldenen Fahnen. Arbeiterjungen und-mädels waren es, die sich hier gestern vormittag im prächtigen Glanz der Maiensonne zu- jammert fanden zu einer Kundgebung für Jugendschutz und Jugend- recht. Sie erhoben ihre Stimme gegen den beabsichtigten Raub de» Achtstundentages , gegen nationalistische Verhetzung und für die Re- publik. Zu Tausenden war das Arbeiterjunzvölk herbeigeeilt, und bald stieg das alte KampfliedLieder zur Sonne, zur Freiheit" zum Himmel empor. Dann sprach Reichstagsabgeordneter Genosse Franz K ü n st l e r vom Mustuimsdenkmal zu den Jugendlichen. Er führte folgendes aus: Hier, wo so oft auf diesem historisch gewordenen Platz die werk- tätige Bevölkerung Berlins das Weltgewissen anrief, fordert in dieser Stunde die arbeitende Jugend unseres Volkes den Schutz und Bei- stand von Staat und Gesellschaft. Wo ist die Jugendzeit, die die Dichter als die schönste, die glücklichste Zeit im Leben des Menschen preisen konnten? Nie oder nur selten wurde sie dem Kinde armer und doch so fleißiger und rechtschaffener Eltern zuteil. Eine Jugend, ausgefüllt mit Spiel und Tanz, voll edler Lust und Fröhlichkeit ist für die Jungen und Mädels des Proletariats ein Traum geblieben, ein Märchen aus längst entschwundenen Tagen. Solange die kapitalistische Gesellschaft die Herrschaft über Völker und Länder ausübt, solange Lohnarbeit und Lohnsklaverei die Menschheit unterdrückt, wird es keine Freiheit, keinen Völkerfrjeden und sorgenfreie Jugend geben. Dos zeigt uns gegenwärtig recht deutlich die Verfassung, in der sich die ganze Welt befindet. Darum unser Kampf gegen das Kapital, gegen jede Klassenherrschaft, für den Sozialismus. In diesem, an Opfern so reichen Freiheits- kämpf darf die Jugend beiderlei Geschleck, ts nicht in letzter Reihe fechten. Die Jugend, die in dem kapitalistischen Produktionsprozeß genau so eingespannt ist wie die erwachsene Arbeiterschaft, Hot datier die Aufgabe, einmal im 5,eerbann des Proletariats zu kämpfen, dann aber, wo es sich um ihre höchsteigene Angelegenheiten Handelt, von sich aus die Offensive zu führen. Der Kampf um die Arbeits- zeitgefetze ist nicht nur eine Angelegenheit der Erwachsenen, auch unserer' Jugend winkt ein« Verlängerung und Verschlechterung der Arbeitszeit. Gewisse Kreis« des Unternhmertume, die nicht laut genug von Opf«rsinn und Hingab« an die Volksgemeinschaft reden können, scheuen sich nicht, das zeigen uns die Beratungen, über die Entwürfe«in«s Arbeitszeitgesetzes im Reichswirtschaftsrat, aus den schwachen und zarten Kräften der Jugendlichen ihren Nutzen zu ziehen. Das ist für eine Jugend, an der die Folgen des Krieges nicht spurlos vorübergegangen sind, eine Be- lastung, die abgewehrt werden muß, soll unsere Jugend und damit die Volksgesundheit nicht den schwersten Schlag erleiden. In dem Kampfe gegen den Monarchismus kämpft die Jugend in der ersten Linie. Sie weiß genau, stürzt die Republik , dann bleutet die Wieder- aufrichtung der Monarchie VAkerkricg, Einführung einer Wehr- Pflicht und Kasernenkn-fdrill. Dagegen heißt es anzukämpfen. Um so mehr, als die völkische Propaganda ausgerechnet sich die Jugend- lichen als Opfer ausersehen hat. So ist die Losung Re- publik gleichbedeutend mit Frieden. Aufrichtung der Monarchie i st Völkermord. Es darf nicht sein, nie soll es wieder dahin kommen, daß die Jugend als Schlachtopfer des Kapitals und aller finsteren Gewalien geopfert werde. Wir rufen heute der arbeitenden Jugend zu: Wacht pus. Die Arbeiterjugend wird im Kampf gegen die Reaktion die Bahn ebnen helfen für ein freies, aufwärtsstrebendes Menschengeschlecht. Brausender Beifall belohnte den Redner für sein« anfeuernden Worte. Die Domglocken zeigte ihre Macht, was aber die macht.

vollen Klänge derInternationale" nicht im geringsten hinderte, sich frei über den Häupten zu erheben. Langsam formierte sich der im- posante Zug. Mit Gesang ging es durchs südöstliche Arbeiterviertel zum Schlesischen Bahnhof , wo ein Svnderzug zur Fahrt nach Kauls- darf bereitstand. Das§sst im walöe. 5iinter dem Restaurant Pferdcbucht bei K a u l s d o r f liegt mitten im schönsten Mischwald ein riesengroßer trockner Wald- w i e s e n p l a n, der von den Tausenden alsbald mit Beschlag belegt wurde. Mit den losen bunten Kleidern der Mädels wetteiferten die fröhlichen farbigen Kittel der Jungen, so daß es mit allen am Wald- rand Gelagerten aussah, als ob die schönsten bunten Vinmen aus dem Grund sprossen. Und wiederum zeigt sich überraschend, wie schnell alle diese jungen Menschen mit der Natur eins werden, als ob sie von Anfang an dazu gehörten. Das merkt man so recht, wenn ein.�Zivilist" in seiner schweren dunklen Kleidung, umgetan mit gesteiftem Kragen, einen schweren Hut aus dem Schädel und einen schweren Durst in der Kehle, vorüberkeucht. Tausend wechselnde, immer reizvolle Bildchen ergeben sich, und es fehlt nicht an drolligen Situationen. Da lagert eine Gruppe aus dem Osten am Waldesrand. Sie scheint über bedeutend« Köpfe zu verfügen, denn dos männliche Gebein lagert im Kreis, und man merkt es an den schwer ernsten Mienen, daß der Führer Probleme entrollt. Ein Bürschchcn von zwölf Jahren schlackst vorbei und schmeißt gerade vor der Gruppe seinen Zigarettenstummcl ins Gras. Das Gras ist sehr trocken und der Stummel dampf gefährlich. Darauf einer aus der Gruppe recht freundlich:Kollege, tritt mal den Picjatz aus," Der Kollege glupscht frech und will sich drücken. Darauf droht eine andere Stimme aus dem Hintergrund:Du, Junge, wenn de jetzt nich jleich den Piejatz austrittst, jibt es Hordenkeile." Hordenkeile scheint so mit dos Schlimmste zu sein, was einem bei der Jugend zustoßen kann, denn im nächsten Augenblick liegt der Picjatz kalt und tot da. Nicht weit davon hebt eine Mädelsgruppe das Tanzen an, und da sind ein paar hübsche kleine Dinger, denen Musik und Rhythmus in den Gliedern liegt. Eine Jünglingsstimme singt und die dunklen Akkorde der Laute läuten sanft dazwischen. Alles sieht gebannt auf die hüb- scheu Mädels, die sich so frei und hingegeben auf dem Rasen schwin- gen. Dann ist der Tanz aus. Plötzlich ruft einer von den Jungen, die wie verzaubert zugesehen haben, entsetzt aus:Donnerwetter, wo ist denn mein Hosenträger?" Und er hält mit ängstlicher Hand die abrutschenden Hosen. Irgendein Schalk, dem der Tanz nicht viel wert war, hat den Freund heimlich erleichtert. Eine rechte Freude kann man an dem ganzen Sichgebm dieser Jugend haben. Ueberall herrscht herzliche Kameradschaft, Jugendwo singt eine Mädchenschor Mozarts unsterbliche Weise, Man lauscht, und klar tönen die Ner- kündungsworte herüber, die man hier gläubiger nimmt als ander- weitig:Dann ist die Erd ein Himmelreich und Sterbliche den Göttern gleich." Sockne wirkt goldenen Schleier über dem Grün der Wiese, Sonnig lachen die frohen Gesichter der Jugend. Moientag, Maienfreude. Aber hinten am Horizont, von den Bäumen verdeckt. schleichen heimtückisch die schweren Gewitterwolken empor. Und dann ist plötzlich die Sonne verschwunden. Schondrippelt" es. Wilder Aufbruch auf der ganzen Linie. Alles rein in den großen Saal des Lokals. Ein furchtbares Gedränge, eine fürchterliche Atmolpbäre. Draußen toben die Blitze, rasen die Donner, und Gießbäche stürzen herab. Di« wackeren ASB.-Samariter haben alle Hände voll zu tun und machen sich hier sowohl wie auch schon vorher im Freien durch ihr menschenfreundliches Wirten verdient. Und nach einer guten Weil« ist der Aufruhr in der Natur vorbei. Alles stürmt hin- au», und die Jugendlust schäumt noch einmal hoch auf. Lachen und Jauchzen, Tanz und Sang und dann in fröhlichen Zügen heimwärts. Und der Sinn des Ganzen? Ein tiefes beseligtes Aufatmen aus der Fron d6s Alltags, ein paar Stunden wahres Menschsein.

Macht öer Muflk.

Ein Eafe in der Friedrichstraße , so zwischen Jäger- und Leip- ziger Straße. Elf Uhr abends, und in den im Stil der Kaiferzeit stimmungsvoll ausgestatteten Hallen herrsch: Hochbetrieb. Nach einer Stund« ist Schluß, und jeder der zahlreichen und überaus zahlkräftigen Gäste will noch schnell denAnschluß" erreichen, will nicht nüchtern in die Nacht der Friedrichstraße gehen, wo seiner noch so viele Sensationen harren. Auf einem Podium im Case die Kapelle, stärk besetzt, auch Harmonium fehlt nicht. Di« Musiker schmettern immer wieder neue Weisen in den übervollen, über.- heißen Raum, und die Klänge feuern dieses Publikum, dos gemischt ist bis zur Peinlichkeit, zu immer neuen Bier-, Wein- und Schnapsorgien an. Bald dröhnt vom Podium der Pariser Einzugs- marsch, bald grölt der Radetzky-Marsch, oder es rasselt ein andever Parademarsch herunter und löst immer wieder neue Begeisterung aus, die sich in der Weise in die Tat umsetzt, daß man immer neue Gläser Schnaps leert. Denn das Publikum hier ist sehr patriotisch, das kann man mit Leichtigkeit aus den lieben Gesichtern ableien, und die Preis« sind auch sehr patriotisch. Eine Tasse Kaffee 1000 M., ein Mokka 2000 M., ein Stückchen Kuchen 3000 M. und 4000 M. Sehr zahlreich ist auch die Damenwelt vertreten, meistens zart« und zärtliche Damen, die, mein Gott, wer wollte es ihnen ver- denken, in dem großen Rummel auf Raub ausgehen. Sie essen Eis die Portion 8000 M. oder schlürfen aus spitzen Gläsern seltsame und exotische Früchte, V000 M. das Glas. Zwei dieser Damen sitzen in der Mitte an einem runden Marmortisch. Sie scheinen harmlos heiter und blicken mit blanken Augen in die bunt« Welt ringsum. Da nähern sich zwei Kavaliere, altes, feudales Regime, mit Monokel und ein paar kapitalen Durchziehern aus der Korpsstudsntenzeit. Sie sind nicht mehr ganz sicher auf Axe, sie haben schon eine schwere Sitzung hinter sich, sie finden aber mit dem feinen Instinkt dieser Kaste zu den beiden Damen. Bold ist man im eifrigen Gespräch, und der Kellner bringt immer wieder neue Gläser Schwedenpunsch 10 000 M. das Glas und man ist überaus fidel. Aber dann mit einmal haben es die Damen sehr eilig und verschwinden, bedauert und betrauen von den Kavalieren. Und die Trauer dieser Edelsten der Nation wird bald noch tiefer. Sie wollen zahlen und konstatieren, daß die dicke Briestasche ver- schwunden ist. Sie lamentieren und lärmen, der Geschäftsführer, dessen Gesicht ausschaut wie«in Roman mit vielen FoNsetzungen, von denen der Staatsanwalt unbedenklich jede konsiszieren würde, erscheint und versucht die Aufgeregten zu beruhigen. Di« Musik ober spielt gerade das Niederländische Dankgebet! Gibt es keine Wohnungsuchenden mehr? Diese Frage ist berechtigt, wenn man hört, daß seit Anfang März d. I. eine gesunde Zweizimmerwohnung mit Küche, Kammer und Balkon im Hinterhausc der C h r i st i a n i a st r. 1 0 l u n b e- wohnt ist. Wohnungsuchcndc, die sich bemühten diese Räume zu bekommen, wurden voip zuständigen Wohnungsamt abgewiesen mit der Begründung, daß die Wohnungbeschlagnahmt" sei. Man darf gespannt sein, wann diese Beschlagnahme aufgehoben wird.

Unwetterfolgen.

Ein schwerer Tag für Eisenbahner und Feuerwehr. Ein Sonntagmorgen im Maien mit einer Hitze, die des Juli würdig gewesen wäre, und sich im Laufe des Tages im Schatten auf über 30 Grad steigerte. Die Vorortbahn«» mutzten dos Aeußerste aufbieten, um die Massen hinauszubesördern. Eine merk- würdig« Gewohnheit der Berliner veranlaßt sie, gerade in den Zeiten der schwersten Hitze, d. h. über Mittag und gleich danach hinauszufahren. Um dieselbe Zeit haben es die Insassen aller Ae- fängnisje und Zuchthäuser entschieden b«sser als di« Berliner , die, 30 Menschen in«inem Abteil, hinausfahren, angeblich um sich zu erholen. Als dann am Nachmittag am westlichen Horizont sich blau- schwarze Wolken emporwälzten, waren alle jene, die ein schützendes Dach über sich hatten, von Herzen froh. Recht herzlos ging das Unwetter mit allen jenen um, die im Freien waren und als der Krach in der Natur vorbei, war der berühmte trockene Faden in der Tat bei keinem zu entdecken. Die Borortbahnen hatten um die Stunde des Unwetters einen schweren Stand, sie waren für die Hinausfahrt eingestellt und mußten sich für die Hals über Kopf einsetzende Heimfahrt der Massen umstellen. Es scheint aber durch die Gelassenheit und Arbeitsfreude unserer Eisenbahner alles gut gegangen zu fein. Die alte BerlinerFeu erwehr trat in etwa 2 0 0 F ä l l e n in Tätigkeit. Die neue Dranddirektion ll lSchöneberg, Wilmersdorf ) verzeichnete innerhalb einer Stunde 80 Tätigkeiten. Auch in den übrigen Außenbezirken gab es ummtevbrochen zu tun. Lagerräume, Keller, Böden und Wohnungen waren überschwemmt. In einem Klosettraum in der Jäzerstraß« 12 stand das durch die Kanalisation eingedrungene Wasser einen Meter hoch. Bom Packhof wurde gemeldet, daß dort ein Lagerraum fürZucker unter Wa sser steht. Im Humb oldtha in standen die Spiel- Plätze noch abends total unter Wasser. Im Norden, besonders in Lübars und der Schildower Gemarkung hat der Blitz mehrere Male eingeschlagen, in Berlin smd Schornsteine vom Blitz getroffen worden. ZahlreicheStraßenglichen um 4 Uhr Seen und waren nicht zu passieren. Insgesamt sind nach den erst heute von den ein- zelnen Wachen und Branddireklionen«ingegangenen, aber noch un- vollständigen Meldungen mehr als 1000 Keller unter Wasser gesetzt worden. Die Zahl der überschwemmten Wohnun- gen. Lagerräum« und Böden ist natürlich erheblich größer. Dazu kommen noch«ine Meng« andever Meldungen von Schornstein- und Gesimseinstürzen, Beschädigungen von Gaskandelabern, Dachrinnen, Balkoneinstürzen aus der Hagelberger und Belle-Alliance-Straße, von Bränden, Gasvergiftungen usw. Die Feuerwehrmänner, die dauernd unterwegs, waren bald total durchnäßt. Die Telephon - zentrale der Wehr in der Lindenstraße hatte wie bisher selten einen Ansturm auszustehen, der an di« Beamten in der Zentrale und in allen Wachen die denkbar höchsten Ansprüche stellte. Der Schaden ist noch gor nicht zu übersehen, geht aber sicher in die Milliarden. Unhaltbar« Zustände entwickelten sich auf den Bahn- steigen der Wellblech überdachten Stadtbahnhöfe. Die Bedachung ist überall so schadhaft, daß das Regenwasser in Strömen auf die Bahnsteig« schießt und die Menschen die Kleider ver- ichmutzt. Di« Eifenbahndirektivn wird sich aus «lese Weis« Schaden-rsatzprozess« zuziehe«.

Vorarbeit für Hamburg . Die Berliner Parteiorganisation zum Internationalen Kongreß. Im Berliner Gewcrkschaftshous fand eine Borständekouscrcnz der Groß-Berliner Parteiorganisaticn statt, zu der der Bezirk?- vorstand, die Kreisvorständc und die Abteilungen ihre Vertreter entsandt hatten und in der Genosse E r i s p i c n über den i n t e r- nationalen Sozialistenkongreß in Hamburg sprach. Der Redner kennzeichnete die sxit Ausbruch des Weltkrieges nicht erlahmtest Bestrebungen, die Internationale neu aufzubauen. Die Weltkapitalisten, so führte Crispien aus, die die Welipolitik machen, sind schon längst in ihrem Fühlen und Handein international ein- gestellt. Auf der anderen Seite ist der Sozialismus von der ersten Stunde an in seinen Mitteilt und Methoden nicht zufällig inier- national eingestellt; er ist und wird bleiben international in seinen Zielen und kann ohne diesen Internationalismus in der Tat nicht gedacht werden. Z. B. können die großen Fragen der Er- nöhrung. der Währung und der Arbeitsiosiateit national überhaupt nicht gelöst werden und schon durch diese Umstände, von allem übrigen abgesehen, würde dos Proletariat gezwungen werden, sich i n t e r- national zu verständigen. Ohne diese vorausgegangene inter - nationale Verständigung wird es auch niemals möglich fein, zu einem praktischen Sozialismus zu kommen. Allerdings hat sich herausgestellt, daß es wenigstens für die nächste Zeit unmöglich fein wird, alle Richtungen des Sozialismus mit Einschluß der Kommu- nisten zu vereinigen. Als Grundsätze für die Hamburger Verhand­lungen kämen folgende Bedingungen in Betracht: 1. Die Jitter - nationale muß von oll n Parten"ue ihr angeschloE n lind, in notio- nalen Streitsragen als höchste I n st a n z anerkannt werden. 2. Die Beschlüsse der Internationale sind bindend für alle Por- teien und jede Partei hat sich freiwillig ihnen unterzuordnen und geben ibre Autonomie freiwillig auf. Diese freiwillige Einordnung in die Jnh r-wstotiale ist der Itwkft« Zeaenstm nur Zwn-msdsszinliN des Militarismus. Früh-re Besch'usse der Internationale werden durch diesen neu zu fassenden Beschlag n.r U-'t Wert von Gutacht n besitzen. 3. Die Internationale darf nicht nur ein Instrument während des Friedens sein, sondern muß während jedes Krieges in Kraft bleiben. Der Hamburger Kongreß wird des- halb wahrscheinlich eine Grundlage bieten, auf der wir eine neue Internationale aufbauen' können. Der Vortrag wurde mit großem. Beifall aufgenommen. Di; Bersommlung sah von einer Diskussion ab und wähl'« als Berlirycr Delegierte für die Hamburger Tagung die Genossen S 6; lege! und K ü n st l e r und die Genossin Todcnhogen. Auf die demnächst cknzubcrufcnd« Vorständekonfercnz wird wegen ihrer besonderen Wichtigkeit schon heute hingewiesen. Sie Polizei paßt sich an. Valuta und Geldstrafen. Wenn man des Morgens aufsteht und ahnungslos seine Blumen begießt, damit sie der Hitze des Tages Widerstand leisten können, und das Kühlung svendende Naß tröpfelt, weil die Balkons so wundervollprakt.sch" dazu eingerichtet sind, hernieder auf die Straße, dann kann es einem passieren, daß man noch auf den nüch- ternen Magen ein Strafmandat erhält und einige Tausender blechen kanit. Oder: man tritt aus dem Hause heraus und verstößt gegen ein« der zahlreichen Bestimmungen einer aus Ordnung liebevoll bedachten Polizeibehörde, dann darf man wieder Strafgelder zahlen, daß man seines Lebens überhaupt nicht mehr froh wird. Zu solchen die beste Stimmung niederschmetternd wirkenden Betrachtungen wird man angeregt, wenn man die R i cht iin i« n zur Kenntnis nimmt. d»e das Polizeiomt Wedding unter Berufung auf ein vor kurzem beschlossenes Gesetz zur Festsetzung des polizeilichen Strafmaßes erlassen hat. Danach hat z. B. ein Radfahrer, der abends ohne Laterne fährt, lOOO 2000 M. zu blechen, lieber- mäßig schnelles Fahren von Pserdefuhrmerksn z'eht Strafen bis zu 2 00 00 M. noch sich. Wer ein Fuhrwerk ohne Aufsicht stehen läßt, mish hierfür b.z zu 15 000 M. Strafe zahlen. Wer sich mchL auf der rechten Seite des Fahrdamms hält, wird mit einer Strafe von 500020 000 M. bedacht. Für schnelles Fahren an Straßen- bahnhaltcstcllen verzeichnet der Polizcwidex Strafen von 10000 bis 30 000 M. Autobesitzer. bei deren Wagen die Hinteren Erkennung-- zeichen nicht beleuchtet sind, werd.n bis zu 10 000 M. in Strafe ge- nommen. Wenn der Preisanzeigcr bei Kraftwagen nicht erleuchtet ist, so ist hierbei ein« Strafe von 10 000 M. festgesetzt. Für un- befugtes Plakatieren, das in letzter Zeit wieder sehr in Mode gekirnt man ist, zieht die Straf kasfc Beträge von 3000 20 000 Mark ein. Den Balkonagraricrn kostet ein unvorsichtiges Begießen ibrer Blumentöpfe i'.n Höchstfälle 5 0 00 M. Hund ohne Maulkorb kommt von 10005000 M. zu stehen. Auf Nichtanmeldung von Ausländern durch Vermieter ist eine Strafe von 10 000--30 0M M. festgesetzt. Es wird bewerkt, daß diese Preistafel nur für gewöhnliche Hebert r«tun gen in Betracht kommt. Handelt es sich um besonders hartnäckige Hebel- täter, lo wird zwecks Erwirkung einer höheren Straf« ein amts- richterlicher Strafbefchl veranlaßt, der auf alle Fälle bis auf 300 000 Mark festgesetzt werden kann.___ Bootskatastrophc. Ein außerordentlich schweres Hnglöck ereignete sich infolge des Hnwetters auf dem Wolziger See bei Königswusterhausen, der fast in jedem Jahr seine Opfer fordert. Mitglieder eines Berliner Ruderklubs, drei Herren und drei Frauen, hatten mit einem Klub- boot einen Ausflug unternommen. Das Boot wurde von einer außerordentlich starken Bob erfaßt und mit Wasser ge- füllt. Da» Boot wurde umgeschlagen, so daß die sechs Insassen untersanken und sofort ertranken. Es ging alles so schnell, daß es nicht möglich war, Hilfe zu bringen. Auch auf dem Müggelsee ereignete sich ein Bootsunglück, wobei zwei Herren und zwei Damen ins Wasser stürzten. Drei Personen konnten gerettet werden, die vierte, eine junge Frau Elsa Annico aus Buchholz, Posewalker Etr. 7, ertrank. hunöepcüfung. Bestrebt, die Fähigkeiten des Hundes immer mehr zum Schutze des Menschen auszimrchen. ließ die Ortsgruppe Berlin -Schöne- berg des Deutschen Schäserhund-Berbondes auf dem Spvriplatz in der Rubensstraße die 5iiinde nach einer neuen Ordnimg prüfen. Während man früher ost Schlüssel, ein Portemonnaie usw. bewachen ließ, ging man jetzt zur Bewachung eines großen Gegen- standes, z. B. eines Fahrrades, über. Was auch zweckmäßiger ist, da kein Mensch Schlüssel, ein Portemonnaie usw. aus der Straße von einem Hund bewachen läßt, wohl aber ein Fahrrad, einen Wagen usw. Auch wurde die Prüfung des Futterocrweigerns nicht wie es. bisher üblich war gehandhabt. Früher war der Hund angebunden, wenn ihm das zu verweigernde Futter überreicht wurde, jetzt aber bietet der Richter es ihm bei irgendeiner Gelegenheit an. So merkt selbst der schlaueste Hund nicht, daß es sich um eine Prüfung handelt, und der Besitzer weiß, ob sein T-ier im Ernstfalle versagt oder nicht. Ebenso hat man die Mannarbeit von Grund auf geändert. Während man früher mit dem Bersuchsverbrecher arbeitete, der einen Beiß- mantel trug, läßt man jetzt einen Menschen in Straßenkleidung stellen. Das ist natürlich dem Zweck entsprechender, da der Hund im Ernst- falle nie gegen einen Mann im Beißmerntsl, sehr oft jedoch gegen ' einen recht elegant gekleideten Mann vorgehen muß. Bei der Prü- fung trägt der Hund einen bcißsicheren Maulkorb. Obwohl eine sehr ungünstige Witterung war, sah man am Sonntag vorzügliche Lei- stungen. Die Hunde, ganz verschieden im Temperament, voll-