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Ruhrbesetzung und Sejitzbefteuerung. Ein s ozialdemokratis cher Antrag. Infolge der Ruhrbesetzung sind die Ausgaben des Reiches ungeheuer gewachsen. Die Einnahmen aber nur in ganz ge- rmgem Maße. Das Defizit im Reichshaushalt ist dadurch be- trächtlich gestiegen. Die schwebende Schuld des Reiches von Januar bis Ende April auf das Vierfache angewachsen. Dieser Zustand ist finanzwirtschastlich außerordentlich ge- sährlich. Er ist zugleich eine große Gefahr für die S t ü tz u n g s- aktion der Mark. Je schlechter die Finanzen des Reiches, je größer die Zunahme des Notenumlaufes, um so schwerer ist die Stützungsaktion durchzuführen. Eine Er- höhung der Reichseinnahmen ist infolgedessen dringend er- forderlich. Da die Geldentwertung die Lohnsteuer und die Umsatzsteuer sowie alle anderen Verbrauchssteuern stark ge- steigert hat, die veranlagten Steuern aber sowohl vom Ein- kommen als auch vom Vermögen in demselben Maße zurück- gegangen sind, so ist eine stärkere Belastung des Be- sitz es nicht nur möglich, sondern auch dringend notwendig und gerechtfertigt. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat deshalb zum Etat des Reichsfinanzministeriums folgenden Antrag eingebracht: .Die Reichsregierung wird ersucht, dem Reichstage bis zum 5. Juni 1923 einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch den die Kosten des Reiches, die durch den Einbruch Frankreichs und Belgiens in das Ruhrgebiet entstanden sind, durch eine Be- lastung der hohen Einkomme« und Vermögen ge- deckt werden. Das Einkommen, das vorwiegend aus Arbeit oder aus fest- verzinslichen Wertpapieren, Hypotheken usw. besteht, sst hierbei frei- zulassen. Dagegen ist von den für Körperschaften bei der Ver- mögensbesteuerung geltenden Vergünstigungen Abstand zu nehmen.* Der Antrag wird bei der Beratung des Finanzetats, die heute im Reichstage stattfindet, miwerhandelt werden.. Rrbeiterpolitik unö Ruhrkampf. Anläßlich der Beratungen des Haushalts des Reichsarbeits- nnnisterums hatte die sozial demokratische Fraktion im Hauptausschnß den Antrag gestellt, den im neu. und altbesetzten Gebiet entlassenen Arbeitern und Angestellten das Recht auf Wieder- einstellung gesetzlich zu sichern. Die bürgerlichen Parteien glaubten nach Ablehnung dieses Antrages die Ruhrkämpfer mit einem Be- schluß abspeisen zu können, wonach die jetzt entlassenen Arbeiter und Angestellten bei späteren Neueinstellungen.bevorzugt* werden sollen. Angesichts dieser Herausforderung unserer Kameraden im Ruhrgebiet erneuerte die soziawemokratische Fraktion ihren Antrag im Plenum und verlangte nunmehr unter Berücksichtigung aller vor- gebrachten sachlichen Bedenken die sofortige Borlage eines Not- g« s e tz e s,.durch dos den seit der Ruhrbesetzung im neu- und alt- besetzten Gebiet entlassenen Arbeitern und Angestellten in Betrieben mit mehr Äs 10 Arbeitnehmern das Recht auf Wiederein- stellung und Weiterbeschäftigung in allen nicht voll- kommen stillgelegten Betrieben gewährleistet wird. WeitereKün- digungen und Entlassungen sollen in den genannten Be- trieben während der Dauer der Ruhraktion nicht ausge- sprachen werden dürfen. Die nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch, dem Handelsgesetzbuch und der Reichsgewerbeordnung geltenden Bestimmungen über fristlose Entlassungen bleiben von diesem zu erlassenden Notgesetz unberührt*. In der Generaldebatte appellierte Genosse Aufhäuser an die bürgerlichen Parteien, ihr« wiederholten Liebeserklärungen für die Arbeiterschaft im Ruhrgebiet nun endlich in die Tat umzusetzen. In der Spezialdebatte erinnerte Genossin Toni Sender daran, in welch umfassender Weise das Reich die Unternehmer im besetzten Gebiet begünstigt habe, um ihnen die Aufrechterhaltung ihrer Be- triebe zu sichern. Nachdem die sozialdemokratisch« Fraktion schließlich die namentliche Abstimmung beantragte, um so die Reichs- .'agsabge ordneten aller Parteien zu einem klaren Bekenntnis zu bewegen, stellten die bürgerlichen Parteien den Antrag, die Ange- legenheit an einen Ausschuß zurückzuweisen. Der Hinweis von sozialdemokratischer Seite, daß es sich zunächst lediglich um die Willenskundgebung des Reichstags handle und die ausgearbeitete Gesetzesvorlage ohnehin noch an den Ausschuß gelangen werde, also der jetzige Ueberweisungsantrag lediglich eine Verschleppung dar- stelle, hatte keinerlei Wirkung. Die bürgerlichen Parteien benutzten ihre Mehrheit, um die ihnen unangenehme Abstimmuizg zu umgehen, indem sie die Ueberweisung an d«, Sozialpolitischen Aus- schuß beschlossen. Die Sozialdemokratie wird diesem Schachzug zu begegnen wissen und im Sozialpolitischen Ausschuß die sofortige Behandlung der Angelegenheit verlangen. Dabei wird sich zeigen, daß das ganze gefchäftsordnungsmäßige Manöver der bürgerlichen Parteien nur gemacht worden ist. well man Segner dieses eigentlich selbstverständlichen Antrages ist. Der württembergische Minister des Innern Sraf ist am Nach- mittag des 7. Mai im Krankenhaus nach oielmonatiger Krankheit gestorben. Er ist immer ein stark rechts gerichteter zielbewußter Zentrumspolitiker gewesen, der bis zum letzten Atemzug sein Amt festhielt, um ja keine Aenderung seiner Politik zu ermöglichen. Sein« Sympathie mit der bayerischen Orgeschpolitit trägt die Schuld, daß die nationalistischen Organisationen auch in Württemberg sich immer dreister gebärden konnten. Im Interesse des Landes wäre es schon zu wünschen, wenn der Nachfolger Grafs ein größerer Freund der demokraiisch-republikanischen Entwicklung wäre.

Die Straßenbank.

Devisenkurse.

holländiicher Gulden... argentinische Papier -Peso belgischer Frank...... norwegische Krone.... dänische Krone....... schwedische Krone..... sinnisÄe Rkark....... japanischer Den...... italienische Lire...... Pfund Sterling...... L Dollar...... französischer Frank.... brasilianischer MilreiS.. Schweizer Frank...... spanische Peseta 00 österr. Kronen(abgest.). tschechische Krone..... ungarische Krone..... bulgarische Lewa..... jugoslawischer Dinar...

8. Mai

SSnfex- ((Selb.) Änt»

Scc&mfer (Sritf.) ftuts

14180.43 13107.15 2077.29 6134 62 6753.07 9625.87 17955.- 1766.57 167330.62 36284.06 2413.95 8800.25 6558.56 5536.12

14260.57 13172.85 2087.71 6165.38 6786.03 0674.13 18045.- 1775.43 168169.38 36465.94 2426.05 3909.75 6591.44 5563.88

14663.25 13575.97 2159.58 6319.16 6942.60 0950.06 1020.42 18254. 1822.03 173066.25 37555.67 2493 75 3965.06 6758.06 5685.75 52.16 1110.21 6.93 286.28 391.02

14786.75 13644.03 2170.42 6350.84 6977.40 9999.54 1034.58 18146.- 1832.07 173933.75 37744.13 2506.25 3984.94 6791.94 5714.25 52.44 1115.79 6.97 287.72 304.98

Das Gehen, selbst das Spazierengehen und Schlendern rn den Straßen der Großstadt ist kein besonderes Vergnügen. Der Ber - liner zumal verzichtete früher gern auf die Möglichkeit, mittels der eigenen Gehwerkzeuge sich fortzubewegen: er fuhr für 10 Pf. mit der Straßenbahn oder für 5 Pf. mit dem Sechseromnibus. Jetzt, wo die Tarife auf dreistellige Zahlen lauten, ist es anders ge- norden, und der Nichtautobesitzer schwankt zwischen Scylla und Eharibdis: hier die teure Fahrgelegenheit, dort die Abnutzung der Stiefelsohlen. Aber unzweifelhaft wird mehr gegangen als früher. Namentlich wo es sich um kürzere Wegstrecken handelt, für die das Fahrgeld denn doch zuhappig" ist. Aber die viertel und halben Stunden, die man gehend zubringt, summieren sich, und auch ein rüstiger Fußgänger fühlt mal das Bedürfnis, sich auszuruhen. Leider fehlt es sehr an Bänken, die man kostenlos benutzen kann. Man hat früher wohl geglaubt, darauf kein Gewicht legen zu sollen, und der Ruf gewisser Sitzgelegenheiten, der Sammelplatz von Pennbrüdern und Tippelschicksen zu sein, hat von einer Be- reitftellung zahlreicher Sitzbänke abgeschreckt. Wie gesagt, die Zeiten find andere geworden, und die arbeitenden Männer und Frauen sehnen sich nach dem harten Holz einer Gratisbank. Wäre es nicht eine schöne Tat unsever vielen, so überraschend reich gewordenen Mit- bürger, hier ÄsStifter* aufzutreten. Die Bank, die ihrer Frei- gebigteit zu danken wäre, könnte ihren Namen tragen: sie könnte, ja solltekünstlerisch* gestaltet sein, unter Billigung der Formen durch eine Jury, und, so ausgeführt, würden sie dem Stadtbild zur Zierde gereichen. Nichts Trostloseres als viele unserer langen Straßen, in denen kümmerliche Bäum« sich bemühen, etwasStim- mung* zu machen würde ihr« Monotonie- durch Bänke unter- brachen werden, so sähe der Wanderer nicht die endlos sich dehnend« Strecke vor sich, die er zu durchmessen hat.Es fehlt an Platz,* wird der Gegner jeglicher Neuerung jagen, aber wo ein Will« ist, findet sich auch ein Weg. Und in den Hauptverkehrsstraßen könn. ten die Bänke auch fehlen und in die Seitenstraßen verwiesen werden...= Also auf, denkt an die ewige Dauer der Worte: gestiftet von N. R. die euch und wahrscheinlich auch euer Ansehen und euren Reichtum überleben werden! ,Llebe bricht Sie stärksten Riegel! 150-AIilliouen-Einbruch am Schöneberger Stadtpark. Ein Großindustrieller, der am Stadtpark Schöneberg wohnt, hatte,'durch de allgemeine Unsicherheit veranlaßt, die Eingänge zu seiner Wohnung mit den allermodernsten technischen Sicherheitseinrichtungen versehen lassen, so daß sie eher Festungstore als gewöhnlichen Wohnungstüren glichen. Jetzt dachte er gegen jeden Einbruchsversuch vollkommen geschützt zu sein. Ein bekannter Einbrechertrick aber machte alle seine Vorkehrungen unwirksam. Bei der Familie dienten, seit einiger Zeit zwei junge Mädchen, die Geschwister Lotte und Else Berg aus Mecklenburg . Beide blieben allein in der Wohnung, als die Familie am Sonntagnachmittag in vollem Vertrauen auf die Sicherungsmaßnahmen eine Ausfahrt unternahm. Bei ihrer Rückkehr fand die Familie die Wohnung ausgeplündert. Die Behältnisse waren zum Teil mit den richtigen Schlüsseln geöffnet, zum Teil erbrochen. Für 150 Millionen Mark Tafelfilber, Wäsche, Pelze, Kleidungsstücke usw. waren gestohlen. An den Eingangs- türen war keine Spur irgendeiner Beschädigung zu finden. Kriminal- kommissar Gennat , der Leiter des zuständigen Dezernats, und seine Beamten übersahen alsbald die Lage und nahmen Lotte Berg und ihre Schwester ins Gebet. Lottchen hatte vor einigen Sonntagen auf einem Tanzvergnügen einen jungen Mann kennen gelernt, der sich ihr als Kurt Haase vorstellte. Dieser hatte sie am Sonntag wieder abgebolt und als Kavalier ihre Handtasche getragen, die auch das Bund mit allen Kunst schlüsseln enthielt. Auch ihre Schwester Else war ausgegangen. Sie hatte von einer Freundin Elisabeth Böhmer eine Theaterkarte erhalten und mit ihr das Theater besucht. Elisabeth Böhmer, die nun auch vernommen wurde, gestand, daß auch sie seit kurzer Zeit«inen Freund hatte. Er hatte ihr beide Billetts geschenkt, weil er, wie er sagte, am Sonntagabend zufällig keine Zeit hatte, selbst mit ihr das Theater zu besuchen. Dieser unbekannte Freund, dessen Namen sie nicht einmal weiß, war ohne Zweifel der Spießgeselle desKurt Haase", der ihm, während er mit dem harmlosen Lottchen fleißig tanzte, die Kunstschlüssel zugesteckt hatte, so daß er bequem auf- schließen und die Wohnung ausräumen konnte. Von dergroßen Beute est noch keine Spur gefunden. Auf die Er- greifung der Täter und die Wiederbeschaffung des gestohlenen Gutes ist eine Belohnung von 10 Millionen ausgesetzt.! Mitteilungen zur Aufklärung nimmt Kriminalkommissar Gennat im Zimmer 104 des Polizeipräsidiums entgegen._ Kommunisten und Bismarckbündler. Einen Zusammenstoß zwischen Anhängern der Bismarck-Iugend und der kommunistischen Jugend gab es gestern abend im Norden Berlins . Ein« Berliner Polizeikorrespondenz berichtet darüber folgendes:.Jungnmnnen der Ortsgruppe Theodor Körner hatten in ihrem Lokal in der Elsasser Straße 4 einen sogenannten Nest- abend. In der Gemeindejchule in der A u g ust st r a ß e 68 ver- sammelten sich junge Kommunisten. Aus dem Wege zum Vereins- lokal wurden nun dreiBismärcker" in der Ziegelstraße von Kom- munssten angejallen. Die Bismärcker begaben sich daraufhin nach der Auguststraße, um festzustellen, ob die Angreifer sich unter den dort versammelten Kommunisten befänden. Diese hatten aber Be- obachter ausgestellt und zogen, als sie die Bismärcker kommen sahen, von der Schul« zunächst nach dem K o p p e n p l a tz. An der Ecke der Elsasier und Großen Hamburger Straß« kam es dann nach Schimpferei zu einem tätlichen Zusammenstoß. Angeblich soll hier aus den Reihen der Kommunisten ein Schuh gefallen sein. Darauf griff auch der Führer der Bismärcker, die sich in dem Flur des Hauses Auquftstraßs 4 zurückgezogen hatten, zur Waffe und schoß zweimal. nachdem er die Gegner aufgefordert hatte, zurückzugehen. Ein Schuß traf den Arbeitsburschen P o l n i ck in die Hüfte. Beamte der Schutz- polizei machten dem Auftritt ein Ende und nahmen 13 Beteiligte, 4 Kommunisten und 9 Bismärcker, vorläufig fest. Einigen wurden Totschläger und Schlagringe abgenommen. Di« näheren Ermittelungen sind noch im Gange. Reforme« der Volkswohlfahrtspflege. Di« Zentrale für private Fürsorg« hatte am Montag ihre Hauptoersammlung. Nach Gedenkworten für zwei Verstorbene, den früheren Vorsitzenden Dr. Alb. Levy und den besonders in der Jugendfürsorge tätig gewesenen Dr. E. Friedeberg, gab das Bor- standsmitglied Rechtsanwalt Walter Schmidt den Jahresbericht. Di« Berarmung hat weiter um sich gegriffen, aber die Zentral« muhte ihre Hilfelei st ung auf das Nötigst« beschränken. Aus Mangel an Mitteln hat sie auch ihren Beamtenapparat stark einschränken müssen. Ihr Kinderheim in Miersdorf ist in Privyt- betrieb übergegangen. Das Archiv der Zentrale wurde vom Reichs- arbeitsminifterium übernommen. In dem neuen Geschäftsjahr wer- den den Vorsitz wieder Frau W r o n s t y und Rechtsanwalt Schmidt führen. Di« Versammlung hörte dann drei Referate über Reformen der Wohlfahrtspflege. Stadträtin Weyl, Vorsitzende des Jugendamts Berlin , sprach über die Notwendigkeit ein- heitlicher Familienfürsorge. Di« Verteilung der in den einzelnen Zweigen der Wohlfahrtspflege erforderlichen Fürsorge- arbeit auf verschieden« Fürsorgerinnen muß vermieden werden. Das Hegt im Interesse dieser Arbeit, aber auch der Pfleglinge. Die Res«.

rentin erwähnte, daß an den Ausgaben der Stadt Berlin diejenigen für Wohlfahrtszwecke 1914 mtt 14 Proz. beteiligt waren, aber 1923 mit 24 Proz. beteiligt sein werden. Obermagistratsrat Collatz vom Zentralwvhlfahrtsamt Berlin forderte enges Zusammenarbeiten der privaten Fürsorge mit der öffentlichen Wohlfahrts- pflege, die ohne jene nicht auskommen könne. Frau W r o n j k y, die jetzige Vorsitzende der Zentrale für private Fürsorge, betonte die Notwendigkeit gesetzlicher Vereinheitlichung der Wohlfahrtspflege, wie das Reichsar beitsministerinZr sie bereits anstrebt._ Levp-Spaniolas verbrecherfahrten. Der lov-Mllionen-DiÄstahl in der Pension Sorfu. Der vielgenannte LudwigLevy, der bekannter unter fernem Verbrechernamen Spaniola ist und der seit langem in allen mög- lichen Strafprozesien gesucht worden ist, wurde heute vormittag der 6. Strafkammer des Landgerichts HI, die unter Vorsitz von Land- gerichtsdirettor Ohnesvrge tagte, vorgeführt, um sich an der Spitze seiner ganzen Familie und einer Reihe anderer Personen, die von der Beute Anteil bekommen haben sollen, zu verantworten. Am 30. Oktober 1922 waren dem Rechtsanwalt Fer- nando Gazano aus Lima in Peru bmnen kurzer Zeit, in der er das Zimmer unbeaufsichttgt gelassen hatte, feine g e- samten Wertsachen, die vorwiegend aus Kreditbriefen, Dol- lars und Franken bestanden, sowie wertvolle Schmucksachen gestohlen worden. Levy war mit dem Schlosser Baumgärtner, einem viel be- straften Gentleman-Einbrecher in die Pension gegangen und hatte mit Nachschlüsseln die Tür geöffnet. In einem Koffer hatte er das Eigentum des Peruaners unbehelligt fortgeschafft. Der Diebstahl war das Werk weniger Minuten gewesen. In derselben Wesse hatten die beiden Gauner noch zahlreiche andere Pensionsdiebstähl« verübt, für die sie sich in der nächsten Woche vor der Strafkammer des Land­ gerichts I verantworten sollen. Levy-Spaniola , der aus der Unter- fuchungshaft vorgeführt wird, ist jetzt 21 Jahre alt, sieht aber noch jugendlicher aus. Die Verteidiger beantragen, den Angeklagten zur Boobachlung seines Geisteszustandes einer Anstalt zu überweisen und die �Verhandlung vorläufig auszusetzen. Das Gericht beschloß, den Gefängnismedizinalrat Dr. Thiele über den Geisteszustand Levys zu vernehmen. Der wegen Hehlerei Mitangeklagte Flugzeugführer Her- mann Hennig. der gegen Kaution aus der Hast entlassen worden war, ist flüchtig und fr« sich im Ausland befinden.

Das Hungerbrot des Adrefsenschreibers. Adressenschreibxr hatten sich schon immer darüber zu beklagen, daß sie ganz besonders elend entlohnt wurden. Mtt welchem. Lohn in dieser Zeit'fortschreitender Geldentwertung ein Adressenschreiber sich abspeisen lassen soll, davon erzählt uns einer, der es kennengelernt hat. Bei dem bekannten Adressenverlag T e ß m« r zahlt« man ihm pro tausend Adressen inerhalb Deutsch - lands 2500 M., dazu als Teuerungsausgleich«inen Zuschlag von 10 Proz., also pro Tausend 1980 bzw. 2750 M. Infolge der trüben Aussichten auf dem Arbeitsmarlt und unter dem Druck der Not willigen die meisten Arbeitsuchenden in solche Lohnsätze ein und viele hoffen auch, dabei«in einigermaßen menschenwürdiges Ein- kommen erreichen zu können. Unser Gewährsmann brachte es aber bei einer von 8 bis 4 Uhr dauernden Arbeit in dem Bureau Teßmer nur auf 500 bis 600 Adressen pro Tag. so daß er einen Tages- oerdienst von etwa 1000 M. hatte, wovon noch die Ber- sicherungsbeitröge und die Steuern abgingen. Dabei war er keiner von den ungeübten Adressenschreibern, die natürlich zunächst nicht viel leisten, sondern er hatte schon ein paar Jahre Adressenschreiberei hinter sich. Selbst Leute, die chre acht Stunden in dem Bureau arbeiteten und dann noch Arbeit für die Abende und für den Sonn- tag mit nach Haus« nahmen, erreichten noch lange leinen Verdienst, der ein« menschenwürdig« Existenz ermöglicht hätte.. Roch schlimmex geht es bei einer Adressenfirma Max John zu. Sie zahlt sogar nur 1500 M. pro Tausend, so daß man bei 500 bis 600 Adressen pro Tag noch nicht den Wert des ehemaligenFünf- groschenbrotes* oerdient.

Richtefest ües aeuen Gewerkfchafishaujes. Das neue Gewertschastshaus, das der Allgemeine Deutsche Ge we r t s cha f t s b u n d in Berlin in der Wall. straße an der Eck« der Jnserstraßs baut, wurde am Sonnabend gerichtet. Wir erfahren hiervon erst nachttäglich durch einen Teil- nehmer des Richtefestes, der uns eine Schilderung sendet und gleich- zeitig über einen Bubenstreich berichtet. Er schreibt: Als am Sonnabend um 1 Uhr die Trillerpfeife unseres Poliers ertönt«, stiegen auf dem Baugerüst zwei Fahnen in Rot und Schwarzrotgold an den hohen Masten auf. All« Arbeiter des ADGB. -Neubaues strömten zusammen und begaben sich auf das Dach, um den Ansprachen zu lauschen, die der Zimyierpolier Hawilat und der Zementierer Michaelis hielten. Es war eine Stund« der wirklichen Weihe. Nach den Ansprachen zogen wir geschlossen zu dem alten Gewerkschaft-chaus am Engelufer, um dort die Festlichkeit fortzusetzen. Leider sollte uns am Abend eine böse Ueberraschung beschieden sein. Elende Bubm stahlen unsere schönen Fahnen, die jetzt einen bedeutenden Wert haben. Der Diebstahl wurde in der Abendstunde zwischen 6 und 7 Uhr ausgeführt, obwohl dort seit �3 Uhr ein Angestellter der Wach- und Schließgesellschaft stationiert war. Welche Halunken mögen die Fahnen geraubt haben? Wahrscheinlich haben sie sich dabei von ihrem Haß gegen das Rot und das Schwarzrotgold leiten lassen. Schwerer Autounfall. Am Sonnabend nachmittag gegen 4�/z Ubr fuhr das mit 5 Personen, einer Dame und vier Herren, besetzte Auto de« Direktors Heuer aus Bautzen in der Nähe der Haltestelle Zoblitz bei Lübau beim AuSbiegen vor spielenden Kindern gegen einen Prellstein, wodurch die Herren Rudolf Pursih/Ge- schäftsführer vom Schauburg> Palasttheater Görlitz. Bach /Film- schauspieler bei demselben Theater und der Bautzener Schauspieler Fernando herausgeschleudert wurden. P u r s ch war auf der Stelle tot. Fernando wurde in s chwerverletztemZu- st a n d e nach dem Löbauer Krankenbaus gebracht, wo er inzwischen seinen Verletzungen erlegen ist. während Bach mit leichten Ver- letzungen davonkam. Der Besitzer des Autos Direktor Heuer und ein Fräulein Mein in gen aus Görlitz blieben unverletzt. Groß-öerliner parteinachrichten. Achtung, Sreisvorständel Di« Kassierer des 10., 13., 17. und 20. Kreises haben das vierte Quartal 1922/23 noch immer nicht ab- gerechnet. Der Kassierer der 139. Abteilung. Tegel , hat trotz mehr- facher Ausforderung auch noch immer nicht die Adresse des Inhabers der Sammelliste Nr. 2208 für den Kampffonds angegeben. Wir ersuchen die Funktionäre, energisch auf prompte Erledigung der Kassengeschäfte zu dringen. I. A. Alex Pagels. ZNorgen, Mittwoch, den 3. Mai: 13. tlbt. 7Vz Uhr gahlabend in den bekannten Lokalen.- !». Abt. Die D-rrdigunq des am 3. Mai verunglllSien Genossen Pahlke'findet nachm. N/z Uhr auf dem.Neuen Marleniirchhof- Prenzlauer Tor statt.

»st., EharlvittttvuDU« 7Vj uof/ Aviciiungi straße 42 Vortrag ves Genolsen Metzner. St.«bt., Friedenau . Di- Beerdigung unsere« Genossen Wilhelm Fötchen findet nachm. 3 Uhr, auf dem Echönederaer Friedhof Gythstr. statt. 87. Abt. , Marienfelde . 7»/, Uhr gahladend bei Schuster, Kirch str. 68. Referent- Gen. Neumann. 102. Abt., Baumschulenweg . Die Generalversammlung findet nicht wie ange- geben im 2y»eum. sondern bei Haß. Baumschulenftr. 72, statt. 117.118. Abt., Lichteuberg.?'/, Uhr. im Jugendheim, Demcindetchuie Markt- straße 10/n, Iugendoersammtung. Thema:Der l. Mai und der Gottesdienst in der Natur". Referent: Gen. Wehmeyer. Die jugendlichen Genoffen werden hierauf aufmerksam gemacht.