l isch für Deutschland sei, auch nur annähernd 132 Milliarden zu bezahlen, und daß Deutschland sich bemüht habe, gu bezahlen, was es könne- Die Ruhrinoasion habe natür- lich Deutschlands Leistungsfähigkeit noch weiter vermindert und drohe, den unzweifelhaften Pazifismus und Antimilitarismus, die in Deutschland nach dem Kriege entstanden seien, wiederum in einen kriegerischen Nationalismus zu verwandeln. Der Domherr B a r n es zeigte, daß die wirtschaftliche nnd soziale Unruhe, die wilden Leidenschaften, die im Krieg zutage traten, zu einer Entwertung der g e i st i g e n Werte geführt hätten. Nicht nur aus materiellen, sondern auch aus moralischen Gründen müsse irgendeine Form der Ordnung an Stelle des vorherrschenden Ehaos treten. G. P. Gooch berührte die Frage der m i l i tä r i s ch e n Sicherheit und den tausendjährigen Streit um die Rhein - grenze. Die ganze Geschichte zeige, daß offene oder versteckte Annexionen durch Frankreich un!) erzwungene Abrüstung Deutschlands ganz bestimmt untaugliche Mittel seien, um Sicherheit zu schaffen. Kein einseitiger Entwaff- nungsplan würde Erfolg haben. Wenn es eine Entmili- tarisierung des deutschen Rheinlandes gebe, so müsse auch eine EntMilitarisierung Elsaß -Lothringens er- folgen. Jedenfalls könne eine rein technische oder geo- graphische Entwafsnug nur ein Anfang im Zeitalter der Flug- zeuge fein. Die einzige wirkliche Lösung liege in der Be- r uh i g u n g, in dem guten Willen beider Völker, in einer Grenzführung entsprechend der k a n ad i sch- a m e r i k a n i- scheu, die während hundert Jahre, obwohl 3000 Meilen lang, un v e r t e id i g t und unverletzt geblieben sei. Generalmajor Sir Robert H u t ch i s o n, früher bei der britischen Besatzungsarmee am Rhein , erklärte, daß, falls die gegenwärtige Spannung andauern würde, irgend etwas in der Struktur Deutschlands zusammenbrechen würde und Europa noch schlimmeres Chaos zu gewärtigen hätte. Er sei nach Deutschland franzosenfreundlich und deutschfeindlich gegangen, aber seine u n m i t t e l- da r e Berührung mit den deutschen Nachbaren habe ihm manches von den Schwierigkeiten Deutschlands klargemacht. Es sei nicht wahr, daß die Deutschen keine wirkliche Anstrengung zum Zahlen gemacht hätten. Es könnte keinen Frieden geben, so- lange wir nicht ehrlich diese Schwierigkeiten anerkannt hätten. Es fei unwahr, zu b e- haupten, daß der Widerstand an der Ruhr allein durch die Haltung der deutschen Re- gierung entstanden sei. Es käme aus dem tief- sten Herzen der Ruhrbevölkerung. Miß Py e, die die französische Ehrenlegion für ihre Dienste während des Krieges verliehen bekam, erzählte von ihren Erfahrungen im Ruhrgebiet . Es geschehe dort dasselbe, wie wenn„man einen angeketteten Hund schlag e". Wie sei es deutschen Frauen möglich, ihre Jungen den Haß nicht zu lehren nach alledem, was die Be- völkerung schuldlos erlitten habe? Aber es gäbe in Frankreich auch einen anderen Geist als den, den die jetzige Re- gierung verkörpere.
„Gott erhalte uns Poincars!' h- Dentschuationale Begeisterung für die Ruhrbesetzung. Der abHebalsterte©enerat v. b. Goltz hat dem konservativen --''schvfv udstod sWadet" in Heisings ors anläßlich seiner bekannten Reise "durch Finnland eine Unterredung über die jetzig« Lage Deutschlands imd dessen Zukunft gegeben. Er betonte zunächst, daß die Icchre seit der Gründung der deutschen RepubAk lein« monarchistische Anschauung nur gestärkt haben, da die republikanisch« Re- gterungsweise in Deutschland „keine Erfolg«" aufzuweisen habe. Di« Hauptsache sei, daß das deutsche Volk recht bald wiekur genese und den Glauben an den Internationalismus ausgebe.„Aus diesem Ge- sichtspunkte gesehen"— so fuhr o. d. Goltz wörtlich fort—„muh das Ruhroerbrechen fast als etwas Nützliches be- trachtetwerden, weil Poincore durch sein« wohnsinnig« Pokitik Mklionen deutscher Arbeiter wieder in nationaldenkende echt deutsche Bürger verwandelt hat."
„hüllt Euch in Trauertleiöer/ j Von Erna B ü s i n g. Es ist wahrhaftig nicht schwer, in unserer Zeit des Massenelends Iammerpsalme zu verfassen. Daß aber jammern etwas durchaus ergebnisloses ist, daß«s nicht einen Schritt vorwärts bringt, auch nicht den Bruchteil eines Millimeters zur Entwirrung der Lage beiträgt, braucht wohl kanm erwähnt zu werden. Den lieben Deutschen abex, die stüher dos Ehrgefühl in Erbpacht und Gott den Allmächtigten als Divisionsgeneral hatten, und die noch heutzutage entrüstet die Ras« rümpfen, wenn mar. sie zum Volke rechnet, geht «s ganz besonders an die Nieren, das deutsä)« Leid. Darum ver- Hökern st? es als Trödelware. Sie spekulieren auf den verkitschten Geschmack und schreiben Zeil« um Zeil « über das deutsche Leid. .Nicht aufrüttelnd, o nein, sonst tönnde wohl dem Schlemmer der -Bissen im Halse stecken bleiben, nicht die Verantwortung stärkend, v nein, sonst könnt« wohl der Befitzende bereit werden, Lasten zu tragen. Es gilt ja nur, beim Klagen, beim Jammern über das deutsche Leid der„ruhmvollen" Vergangenheit zu gedenken. Dieses Jammern ist die Stützungstätigkeit gewisser Kreise für seuszer- schweres, tränenreiches Vergleichen zwischen einst und jetzt. Auf keinen Fall will man unser« Abwärtsentwicklung als Folgeerschei- -nung des Krieges gelten lassen. Und zwischen dem Klagen ob des deutschen Leids und wahrer Leidensfähigkeit, die in jedem großen Menschen liegt, ist gar kein« Brücke zu schlagen. Wahre Leidens- föhigkett ist von unerhörter Stärk«. Di« wahr« Leidensfähigkeit eines ganzen Volkes kann zum Kultur-, Wirtfchasts- und politischen Faktor werden. Aber wahre Leidensfähigkett geht nie und nimmer mit ihrem Leid hausieren. Darum wirkt sie wahrhaft grotesk, die Aufforderung„Hüllt euch in Trauerkleider", die im seuilletonistischen Leitartikel einer rechtsstehenden Zeitung zu lesen war. Ja, hüllt euch in Trauerkleider, aber gebt bitte eure abgelegten Kleider andern. Hier habt ihr endlich einmal die Möglichkeit zu Taten. Tragt euch schwarz und gebt die farbigen Gewänder irgendeinem armen Teufel, der sich den ganzen Winter über nie Kohlen kaufen konnte und dem das Frieren tief im Körper sitzt. Gebt euer buntes Kleid einem armen Stellungsuchende», vielleicht sieht er dadurch reputierlich aus und hat endlich einmal Glück. Ihr klagt über die hohe Selbstmord- ziffer und wollt darum schwarze Gewänder anlegen. Ja, bitte, hüllt euch in Trauertleider und gebt eure abgelegten Kleider andern, ihr würdet die Selbstmordziffer verringern, denn wievielen Verzweiseiten würdet ihr durch eure Tat den Glauben an die . Menschheit wiedergeben.
Deutsches Theater.(Der Graf von Eharolais" von : Richard Aeer-Hoffmann.) Dos Stück, dos bei seinem Er-
Diese Begeisterung eines deutschnationalen Generals für die Ruhrbesetzunq macht die allgemeine Haltung der Deutschnatio- nasen zur Ver ha n dl u ng sfr ag« verständlich. Sie sehen durch Verhandlungen ihr« parteipolitischen Geschäft« gefährdet und wenden sich deshalb mit Entschiedenheit gegen«in neues Angebot. Eist am Sonntag hat der Führer der Doutschnattonalen, Hergt, aus dem Landesparteitag für Westsachsen erklärt, daß die deutschnationole Reichstagsfraktion gegen ein neues Angebot an die alliierten Mächte fei und daß sie sofort in Opposition treten werde, wenn man die Ab- sendung einer neuen Note' erwägen würde. Es bestätigt sich also, daß die Absendung eines neuen Angebotes nur gegen die dcutschnational« Partei möglich ist und daß insolgedessen Herr C u n o— wenn es ihm auch schwer fällt— sich bald anders wird cinftellen müssen._
Einer öer Gefährlichsten! Der am Sonnabend in Elberfeld verhaftete Führer der Organisation Heinz heißt mit seinem vollen Namen Heinz Oskar- Hauen st ein. Er wurde im Baltikum von dem Kapitänleutnant Ehrhardt zum Fähnrich befördert, da er sich als ein vor nichts zurückschreckender, zu jeder reaktionären Gewalttat fähiger Partisan erwies. Die in vergangener Woche vom französischen Kriegsgericht rerurteilten Schlageter, Sadowsky u. a. haben der Organisation des Hauenstein nachweislich angehört. Zur Zeit des Rathenau-Mordes, Mai 1922, hielt ssch Heinz Oskar Hauenstein in Berlin auf. Er hatte damals ein Bureau in der L i n k st r o ß e IS unter der Firma„Süddeutscher Im- und Export". Er verkehrte viel mit dem ebenfalls sattsam be- kannten Ulf Weiß, der anfänglich im Rathenau -Mordprozeß gleichfalls sehr komprimtttiert schien, dann aber, wie viel« andere, zum Erstaunen der Eingeweihten wieder auf steten Fuß gesetzt wurde. Bei Hauenstein wurden damals IS 000 Schutz Munition beschlagnahmt, man hat aber nicht gehört, daß diese Munittons- schiebtmg irgendwelche Nachteile für den edlen Kämpen gehabt habe. Uebrigens hatte Houensttin die allerbesten Verbindungen. Er ver- kehrte viel in dem damals existierenden Bureau der„Gemeinschaft deutscher Automobilfabrikanten(GdAF.), dem Herr Kopitänleutnant a. D. Ehrentraut vorstand, ein sehr tüchttger Mann, der den- selben Posten einnahm, dem jetzt ein Hauptmann a. D. Gr ätz vorsteht— in einer Organisation nämlich, die es angeblich gar nicht mehr gibt, die aber trotzdem noch alle Marionetten der„K.P." tanzen läßt. In diesem Kreise traf man die ganzen Zierden der „Wiedererwachenden Preußen" an, den später ver- hafteten Beppo Römer , den Hauptmann Oe st erreicher, den be— rühmten Herrn v. Kessel, den Kapitänleutnant Hoff- mann— er dirigierte im Rathenau -Mordprozeß von der ersten Zuschauerreihe aus die Angeklagten und verhinderte mit seinem Dolchblick jede Entgleisung, wobei sein»Adjutant" Leutnant a. D. Schäfer ihm assistierte, von dem e» heißt, daß er den U-Boot- Helden D i t h m a r befreit habe. Aber auch der biedere Willi Günther, im Rathenau -Prozeß wegen Beihilf« verurteilt, ging bei Heinz Oskar Hauenstein ein und aus. Günther hätte ja bei einem Haar feine Verurteilung gar nicht erlebt. Seine guten Freunde sandten ihm ein« kleine Aufmerksamkeit ms Leipziger Gefängnis. Denn es gibt Leute, die nicht allein Sturmbataillon« formieren, sondern die auch Pralinen mit arseniger Säure und ebenso Spritzen mit gasförmig gelöster Blausäure zu füllen verstehen, mit denen man dann sozialistische Funktionär« „erledigt". Und gehört« nicht zu den Intimen des tapferen Heinz auch jener Herr Direktor G., der noch heute einem Detektiv- i n st i t u t mit einem berühmten amerikanischen Namen vorsteht und diese« Institut in durchaus rechtsgerichtetem Sinne beschäftigt?!— Also dieser Hauenstein ist's, der gleich noch der Ruhrbesetzung im unbesetzten Elberfetd sein Quartier ausschlägt. Mit dreißig seiner„besten Leute" betreibt er wiederum seine für Deutschland so nützliche„Arbeit"! Millionen und aber Millionen stießen ihm aus den Geldschränken unbekannter„Patrioten" zu. Aber«r selbst bleibt mit seinen beiden Adjutanten König und K r a u s e in Elber- selb. Schlageter, Sadowski und die anderen fangen ihr Werk an. Sie beginnen mit der Eisen bahnbrücke bei Dü sseldorf- Kalkum. Die Sprengung mißlingt, der Landrat und Bürger- meiste? von Kaiserswerth werden als Geiseln verhastet. Dann fliegt der Eisenbahnkörper zwischen Essen und Werden in die Luft. Essen muß dafür viele Millionen zahlen.
scheinen vor etwa zwei Jahrzehnten einen ungewöhnlichen Theater- erfolg hotte, ist wohl um M vissi s willen neu einstudiert. Er feiert« Triumphe. Gleich nach dem ersten Fallen des Vorhanges setzte demonstrativer Beifall ein. Di« Hervorrufe am Schlüsse nahmen kein End«. Auch der anwesende Wiener Verfasser wurde oft gerufen. Der äußer« Derlaus erinnerte an die großen Premieren aus der Reinhardt-Zeit. Aber so reizvoll Moissis Kunst die liebebedürftige, sensibel zarte Natur des Jünglings zur Erscheinung brachte, der um den von Gläubigern gepfändeten Leichnam seine- Vaters kämpft und später in der Ehe mit der Tochter seines hochherzigen Be- schützers, des alten Richters, den schwersten Schlag erleidet,— ein Gefühl der inneren Notwendigkeit, ein Miterleben kam bei der seit- samen Struktur des Dramas nicht zustand«. In allzu lockerer Bin- dung folgen sich die Szenen, und dem Treubruch der jungen Frau, der die ensscheidende Wendung bringt, fehlt die Mottvierung. Der Dichter häuft alle denkbaren Tugenden auf ihr Haupt, er deutet keine Spur einer Entfremdung von den Gatten an und will un» dennoch glauben machen, daß sie(sie selber weiß nicht warum) dem Verführer folgt. Kein Anklingen verborgener seelischer Hinter- gründe mildert die barocke Willkür dieses Vorganges, und ebenso sieht man kein Verbindungsglied, welches das grausame Raffine- ment jm Racheplane de» Betrogenen aus dem bisherigen Charakter des Grafen verständlich machen würde. Man soll erschüttert werden, und man wird befremdet. Auch die beste Darstellung kann es unter solchen Umständen nur zu einer sragmentarischen Wirkung bringen. Die Gesamtausführimg war ebenmäßig abgerundet.— Maria Fein ein: Desire« von Ztiller Seelenreinheit, Ferdinand G r e g o r i ein würdiger, von den Pflichten seines Richteramtes tief durchdrungener Vater, Walter Janssen ein in der krank- haften Gefallsucht seines Wesens charokterifttscher Verführer. Sehr gut auch Garrison in der an Shakespeares Shylock anklingenden, nur viel menschlicheren Figur des jüdischen Gläubigers, der starr und steif auf seinem Pfändung-recht besteht. dt. Mehr Kinderschuh in der Filmindustrie! In dem Film„Die Schlucht des Todes" der Phoebus-Film-A.-G. wird eine Szene ge- zeigt, in der ein kleines Mädchen, dos, nebenbei bemerkt, eine der Haupttollen im Film zu spielen hat, über eine Brücke klettert und dann an seinem Kleiderzipsel hängen bleibt und hoch oben über dem Wasser schwebt, bis sein Retter in bemerkenswerten Kletterkunst- stücken zu ihm turnt und es befreit, indem er«s, sich an das Eisen- gerüst klammernd, in einem Arm hält und sich dann mit ihm aus die Brücke schwingt. Bei dieser letzten Szene war da» Kind in Lebensgefahr, und es war, wenn es auch unter dem Kleid noch so gut gesichert war, bei dem Baumeln hoch über dem Wasser in dcr Brücke zweifellos einer feine Nerven gefährdenden Angst ausgesetzt. Solche Vorkommnisse sind ein Skandal und eines Kulturlandes un- würdig. Die Mitwirkung von Kindern bei der Herstellung von Filmen nimmt jetzt überhand. Bei allen Arten jener sattsam be- kannten Rühr- und Schauerdramen wirken Kinder mit. Sie lernen dabei den Inhalt diese» Schundes kennen, ihre Augen sind dem Licht der Jupiterlampen ausgesetzt, sie stehen und sitzen viele Stunden und Tage in den Atelier» herum, versäumen die Schule und sind in einer für stc unzuträglichen Gesellschaft. Das alles be-
Der Kommunist Sind« wird ermordet. ein angeblicher Spitzel--- wer hat ihn ermordet?— Sadowsky soll dafür lebenslängliche. Zwangsarbeit leisten, ein gewisser Bochmann(Berlin ) der Mittäter sein. Der Angeklagte Werner sagte ferner aus, er habe für 18 000 M. täglich Kurierdienste geleistet, und zwar habe er regelmäßig versiegelte Briefe an die Reichstagsabgeordneten W u l l e und v. Graes « überbracht. Ebenso auch an Herrn Roßbach nach Wannsee und Eber Hardt. Die Berliner politische Polizei hat alle die Jahre kein« Schuld an den Herren Hauenstein und Konsorten finden können. Bielleicht ist die E l b« r f« l d e r Behörde glücklicher. Uns scheint, als gälte es hier, ein Natternnest zu vernichten. Schulreaktion. Im 80. Ausschuß des Reichstages gab bei der Debatte über die Bekenntnisschul« Abg. Rheinländer im Austrage der bürgerlichen Kompromißparteicn folgende Erklärung ab:„Jm gesamten Unterricht und im Leben der Schule soll nichts gelehrt und getan werden, was der Glaubens- und Sittenlehre der Religionsgesellschaft, für deren Bekenntnis die Schule bestimmt ist, w i d e r s p r i ch t: die sich au» dem gesamten Un t e r r i ch t und aus dem Schulleben ergebenden religiösen Momente sind im Einklang mit dem Religionsunterricht für die betenntnismäßige Erziehung der Kinder aus- z u w e r t e n." Das Zentrum will auch das kirchlicheDer- halten des Lehrer, außerhalb der Schule an der Konfessions- schul« bis zu einem gewissen Grade für seine Geeignetheit, an einer Bekenntnisschule zu unterrichten, entscheidend sein lassen. Die Dolkspartei will, wenigstens an einklasfigen Schulen, Lehrer, die den Religionsunterricht nicht erteilen wollen, für überhaupt un- geeignet erklären, an einer Bekenntnisschule zu unterrichten. Die Demokraten, die infolg« der scharfen Kritik der Sozialdemo. kratie gegen diese weitgehenden Entrechtung der Lehrer und Berkirch, lichung der Schule sind, haben sich bisbang nur durch sehr allgemeine und gewundene Erklärungen über ihre Ansichten verteidigt, ohne den reaktionären Absichten des Zentrums, der Lolkspartei und der Deutsch - nationalen wirkungsvoll Widerstand entgegenzusetzen, obwohl sie als Zünglein an der'Wage in einer taktisch durchaus günstigen Loge sind. Zentrum und Deutsch « Dolkspartei haben bereit» schon wieder beantragt, daß Schulen, in denen bislang in der Regel evangelische Kinder von evangelischen Lehrern und katholische Kinder von katholischen Lehrern unterrichtet wurden, als Bekenntnisschulen zu gelten haben. So achtet man in diesen Parteien die Erziehungs - berechtigten und die Reichsverfvssuna, nach der allein durch Antrag der Erziehungsberechtigten ein« Schul« ihres Bekenntnisse» ein- gerichtet werden kann. Die Bekenntnisschulen nach dem Kompromiß- anttag der bürgerlichen Parteien, auch der Demokraten, unterscheiden sich von den bislang in den Ländern bestehenden evangelischen und ka'holischen Schulen durch folgende außerordentlich« bedeutsame Bestimmungen: In den jetzigen evangelischen oder katholischen Schulen wird der Religionsunterricht vom Staate bestimmt und nach ftaai- lichen Grundsätzen erteilt, es können auch Lehrer anderer Konfessionen an den Schulen unterrichten, die Religionsgesellschaften haben keinen Einfluß auf Schule und Lehrer, In den Bekenntnisschulen der bür. gerlichen Parteien ist der Religionsunterricht nach den Grundsätzen der Religionsgesellschaften zu erteilen, ebenso hat der Unterricht und die Erziehung in den übrigen Unterrichtsfächern„im Geiste des Lc- kenntnisses" zu erfolgen, dieser Geist wird unter die Konttolle der Erziehungsberechtigten und der Religionsgesellschaften gestellt, di- Lehrbücher nnd Lehrpläne find konfessionell zu gc- stalten, die Schulaufsichtsbeamten sind nack) konfessio- nellen Gesichtspunkten zu bestellen, Lehrer, die nicht im Geiste de» Bekenntnisses unterrichten, können gemaßregelt werden (sind nach Möglichkeit nach gleicharttgen Stellen zu versetzen). Das ganze Leben der Schule ist kirchlich einzustellen. Das nennen die bürgerlichen Parteien dann Trennung von Staat und Kirch«. Im Ehrhardt- Prozeß ist die Do-vuntersuchung feit dem 18. März 1923 geschlossen und di« Sache von dem Untersuchungsrichter. Reich:- gerichtsrat Dr. Metz, an di« Reichsonwaltschaft abgegeben. Die Ar- klage konnte von der Reichsonwalsschaft bislang noch nicht od- geschlossen werden und ist deshalb noch nicht zugestellt. Der Ver» leidiger Ehrhardts hat nun an den Stmttsgerichtshvf den Antrag gestellt, ihm ttotzdem schon jetzt Einsicht in die gesamten Akten zu gewähren, weil der Vorbereitung der Verteidigung dieselbe Zeit wie der Ank>ag« gebühr« und nur so die baldige und ungehinderte Hauptv er Handlung ermöglicht werde, tziernach wird der Haupt- Verhandlungstermin Ende Juni anberaumt werden können. deutet ein« solche Gefährdung der Kinder, daß es höchste Zeit ist. dagegen einzuschreiten. Das Kinderschutzgesetz versagt gegenüber solchen Fällen völlig. Da di« Bettiebe der Filmindustrie nicht als gewerbliche im Sinne der Gewerbeordnung gelten, fallen sie nicht unter das Kinderschuh- gesetz. Filmaufnahmen zählen auch nicht zu öffentlichen theatralischen Darstellungen und anderen öffentlichen Schau- stellungen, bei denen die Mitwirkung von Kindern verboten ist und nur von den unteren Verwaltungsbehörden nach Anhören der Schulaufsichtsbehörden zugelassen werden kann, wenn ein höhere» Interesse der Kunst oder Wissenschaft obwaltet. Wie aber wäre e», wenn der Reichstag sich kurzerhand zu einer Novelle zum Kinderschutzgesetz entschlösse? Gewiß, da, Kinderschutzgesetz muß so wie so von Grund aus geändert werden. Aber wie lange wird da» noch dauern? Jahre! Und in der Zeit wird der Mißbrauch der Kinder ruhig fortgesetzt, nur wegen dieser Lücke im Gesetz, die n doch deshalb aufweist,«eil 1908 kein Mensch an«ine Filminduftti« dacht«, wie wir sie heute haben. Ein Satz zum Z 6:„Filmaufnahmen sind den össentlichen theatralischen Vorstellungen gleichzustellen", und viele, wäre gebessert, viel» leicht entschließt sich die Reichstagsfraktion der VSPD. zu einem Initiativantrag. Ein neues Baum wall and. Kassalo, die Hauptstadt des gleich- namigen Distrikts im ägyptischen Sudan , hat sich zu einem Zentral- punkt der landwirtschaftlichen Erschließung d«» Sudans entwickelt und ist auf dem besten Wege, seine Stellung ol» wichttgfter Handelsplatz zwischen dem Nil und Abessmien zurückzuerobern. Dl: Provinz hat ein Areal von 120 000 Quadratkilometer bei einer Bevölkerung von nur 84 000 Köpfen. Für diese liefert sie die not- wendigen Lebensmittel und hat darüber hinaus noch einen Export- Überschuß. Auch die Viehzucht hat sich in letzter Zeit so günstig entwickelt. Di« Zukunft der Provinz beruht aber in der Eni- Wicklung der BaumwoNp-lanzimgcn im Zusammenhang mit der Bewässerungsanlage, die man längs des Flusses des von der äthiop fchen Hochebene kommenden G.itd angelegt hat. und die dazu dient, die weite Eben« zu befruchten Das geschreht außerdem durch die reichlichen Regenfälle, die dem Anbau von Baumwolle die besten Zluesichten darbieten. Man berechnet, daß man im Verlauf von 10 Monaten 40 000 bis 80 000 Hektar Land der Baumwoll- kultur gewonnen hoben wird, die einen Erttag von mindester.» 60 000 Bollen Baumwolle erwarten lassen.
Tibausvielschale de» deutsche« Zbtaitri. Die di-Sj-irige öffent- iche Slussührunz findet am 17., nachm. Z>/. llhr, in den K-mmerspiele» statt Ta8«raphische«abinett. I.».«euman». Kurfiirstendamm 232, eröffnet am 18. eine«r i ch«H e ck e l.« n« st« II«« g, in der ein U-berblick über da« graphische Schassen de»«ünstler» seit 1S0ö gegeben wird. Tie Unterricht'anstalt de»»nnstaewerbenntten—ö veranstaltet drei Ltcktbtidervorttäge im grvtzen Hörsaal, Pttnz-Albrechl-Stt."». Am M.Mai ipttcht Nlartenarchitett Dievking über»Garten und Menschheit», am n Juni derselbe über»Der neu« Garten», am 12. Juni Koerster(Bornim? über.Wildstauden und Zuchtblumen', Ansang der Lorttög« d Ahr. starten beim Psöriner, Prinz- Älorecht, Str. S, und>