atie metzt nationales Verantwortungsgefühl�ebt, als es auf der Rechten zu Wirths Zeiten zu finden war.Von links her drohen ihr weder legendäre Dolchstöße nochwirkliche Rückenschüsse.Niemand will heute eine Krise mit unsichtbarem Ausgangeröffnen. Die alte Klugheitsregel, daß man Wasser, auchwenn es etwas abgestanden sein sollte, nicht weggießen darf,solange man kein frisches hat, findet auf das politische Lebenweitestgehende Anwendung. Niemand will die unabsehbarenKonsequenzen auf sich nehmen, die eine ausweglose innereKrise unter den gegenwärtigen Umständen mit sich bringenmüßte.Soweit es also möglich ist, im Innern die Voraussetzun-gen für eine Wendung der auswärtigen Lage zum besserenherzustellen, sind sie dank der wachsenden Einsicht breiterÄolkskreise und dem Verantwortungsbewußtsein auch derOppo-sttion in höchstem Maß gegeben. Die Bevölkerung der be-setzten Gebiete verharrt in ihrem heroischen Widerstand, ob-wohl das Joch der militaristischen Gewaltherrschaft mit jedemTage schwerer drückt. Wenn wir trotzdem den nächstenWochen mit Unruhe ubd Sorge entgegensehen, so liegt dasnicht am Volk und am wenigsten an seinen arbeitendenMassen, die im Ertragen von Leiden und in verständnisvollerTeilnahme an den allgemeinen Geschicken ein Musterbeispielpolitischer Selbsterziehung bieten.— Aber Herr v. Rosenberghat gesagt, daß sich die Reichsregierung ihrer schwerenVerantwortung bewußt fei, und wir müssen die nach-drückliche Erwartung aussprechen, daß dies kein leeres Wortgewesen ist.Deutsthvölkische Zeftstellungen.Reichskanzler Cuno und seine deutschvölkischenEmPfänge.Zu den Erklärungen des Reichsinnenministers Oeser überdie deutschvölkischen Empfänge des Reichskanzlers Cuno machtReinhold Wulle im„Deutschen Tageblatt" Feststellun-gen, an denen die Reichsregierung nicht stillschweigend vor-übergehen kann. Er bezeichnet die Mittellung des Innen»Ministers, Reichskanzler Euno habe den deutschoölkischen Abgeordneten v. Graefe empfangen, um ihn vor Unbesonnen-heilen zu warnen, als unwahr. Wahr sei vielmehr, daß-Graefe in den verschiedenen Besprechungen, dieer mit Herrn Cuno gehabt hat, zum Ausdruck brachte,daß es lediglich das Verdienst der Führerschaft der Freiheitspartei gewesen fei, wenn die völkische Jugend sich von Unbe-sonnenheiten bisher zurückgehalten habe: Cuno habe Graefedafür seinen Dank ausgesprochen. Unrichtig sei es ferner, daßReichskanzler Cuno über die Person Roßbachs vor demEmpfang nicht unterrichtet gewesen sei. Im Gegenteil, Cunofei über die Vedeutung Roßbachs und über Ziel und Zweckder von ihm geleiteten Jugendorganisation durch einepolitische Persönlichkeit genau unterrichtetworden und habe Roßbach infolge dieser Unterrich-t u n g empfangen. Eine ZweiteUnterredung,zu dersich Cuno durchaus bereit erklärt habe, habe in dernächsten Zeit nicht stattfinden können.Abg. Wulle schließt seine Feststellungen mit den Worten:„Diese Feststellungen mögen zunächst genügen." Man darfalso unter Umständen mit einer Fortsetzung der Polemikrechnen. Der Weg, den Wulle einschlägt, ist nicht geeignet,die„deutsche Sache" zu fördern. Wie so oft, zeigt sich auchhier, daß d.ie Deutschvölkischen auf die Interessen Deutschlandspfeifen, wenn sie innervolitische Verwirrungen anrichtenkönnen.Auf der anderen Seite lassen die Behauptungen Wulles,mögen sie nun mit den Tatsachen übereinstimmen oder nicht,das Verhalten des Herrn Cuno in einem noch ungünstigerenLicht erscheinen. Eine möglichst schnelle und restlose Aufklä-rung dieser dunklen Angelegenheit, die fast wie ein Er-pressungsversuch der Deutschvölkischen an»mutet, ist schon im auswärtigen Interesse dringend geboten.Soviel wird man schon heute erwarten dürfen, daß sichReichskanzler Cuno von Ratgebern trennt, die ihm politischeDesperados übelster Art zuführen.Europa und Men.Seit Jahrzehnten kämpft TheodorLessing einen abseitigenKampf. Wie alle Abseitigen, die von der Fachphilosophie totge-schwiegen, werden, ist er ein heftiger Mann geworden. Er liebt Po-lemik und Streit, er haut gern zu, er kitzelt gern. So haben seineBücher zunächst einmal immer lebendige Luft. Man gähnt nie:man wird von Seit« zu Seite fortgezogen und schluckt so ein Wissen,das staunenswert ist. Aber weder Amüsantheit noch WissensquoMitätist die Hauptsache seiner Bücher, so willkommen sie dem Leser sind.Was an ihnen darüber hinaus fesselt, was packt und nicht losläßt,ist die unbeirrte Idee, die sie durchstrahlt. Dies« seine Lebensideehat er nun in einem Werke noch einmal zusammengefaßt, derzweiten Auslage seines Buches.Europa und Asten oder Der Menschund das Mandellose", das im Verlage Adolf Albrecht Adam inHannover erschienen ist.Die Antithese Europa-Asien ist hier einmal gcographisch-welt-anschaulich und dann als Antithese im einzelnen durchgeführt.Lefsing, der den Anstoß zu dieser Betrachtung der Kulturen diesesPlaneten gegeben hat, weiß selbst, daß heute diese Antühese dasWsltdenken zu beherrschen beginnt: die Bücher um dieses Problemhäufen sich. Aber keines hat wohl derartig fundamental und eigen-artig formuliert. Lefsing kämpft gegen den Geist oder Ungeist dereuropäischen Wissenschastlichteit für die Lebendigkeit der asiatischenKulturen. Er kämpft gegen das Wissen für das Wesen. Cr kämpftgegen die Berzwecküchung für Wachstum und organisches Werden-lassen. Ergreifend ist es, wie dieser Geist oft gegen sich selbst wütet,wie er, in die unlösbare Antinomien des„Bewußtseinstieres Mensch"verstrickt, nach Lösungen sucht. Er bekennt sich selbst einmal alseinen Schüler des Platolehrers Krotylu», der, auf der Höhe seinerWeisheit angelangt, nur noch stumm dasaß und den Zeigefinger derrechten Hand abwechselnd nach links und rechts bewegte, um dieDoppelnatur und Zwiespältigkeit alles Wissens anzudeuten. Sehn-'süchtig schaut Lessing zum unbewußt lebenden Menschen Asienszurück: aber er ist viel zu klug und viel zu sehr selbst Bewußtfeinstier.um nickst zu wissen, daß es keine Umkehr gibt, daß der Mensch„seiner Bewußtsemswirklichkeit wie die Muschel ihrer Schale oderdie Schnecke ihres Hauses bedarf". Lefsing rettet sich nicht in einleichtes.Zurück zur Natur", er versucht nur, frühere Wert«, Werteunbewußteren Daseins, Werte eines Lebens, das unmittelbar mitdem ewigen ziellosen Werden und Vergehen des„Wandellosen",der Gottheit, zusammenhängt und um diesen ewig-großen Wechselweiß, in unsere europäische Art, da» Leben aus dem Bewußtfeinheraus sekundär zu formen, zu retten, um einen Reichtum zu ge-winnen, der der einseitigen Entwicklung nicht gegönnt ist.Wenn er an einigen Stellen seines Buches auf dl« Entwicklung,die er sonst im üblichen Sinne einer aufsteigenden Linie ablehnt,hofft, so bleibi doch immer ein Zweifel, der nicht recht an„Fort-schritt" glauben kann. Di« Synthese, daß der Mensch„auf dem Wegebewußt sozial«» WWens unü lommumsnfch« 2« jene Sucher«Deutschvölkischer Zank.Der deutschvölkische Abg. Henning hatte m seiner Reichs-tagsrede einen Bericht der„Deutschen Zeitung" über einenVertretertag der Deutfchvölkischen Freiheitspartei als unrichtig be-zeichnet. Dazu bemerkt die„Deutsche Zeitung":„Sämtliche Berichteüber Tagungen oder sonstige Veranstaltungen der DeutschvölkischenFreiheitspartei sind uns ohne Ausnahm« von Mitgliederndieser Partei zugegangen, deren Loyalität selbst Herr Henningnicht in Zweifel ziehen dürft«. Sollte irgendein Besicht Fasschesenthalten haben, so fällt das auf das betreffende Mitglied derDeutschvölkischen Freiheitspartei zurück."Wollt« man sich der Müh« unterziehen, sämtliche Aeußerungennebeneinander zu stellen, in der sich Deutschvölkische gegenseitig ll n-ehrlichkeit und Unwahrhaftigkeit vorwerfen, dannkäme ein wahrer Rattenkönig zustande. Was Herr Hennig inseiner Reichstagsrede von der„Deutschen Zeitung" behauptete, giltdemnach ganz allgemein von der völkischen Clique:„Sie hat dieeigenartige Eigenschaft, daß sie den Bölikschen von Zeit zu Zeitgerade in Momenten, in denen sie annehmen kann, daß es unsunbequem wäre, planmäßig in den Rücken fällt." Wiees scheint, betätigt sie dies« Eigenschaft auch Persönlichkeiten inleitender Stellung gegenüber, die mit ihr liebäugeln.Juden raus!Deutschnationaler Landesparteitag.Der Landesverband Potsdam II der Deutfchnatio-nale» Voltspartei begann am Mittwoch unter Vorsitz des GrafenWestarp feine diesjährige Tagung in Wilmersdorf. Die Versamm-lung befaßte sich mit einer Reihe eingelaufener Anträge. Zunächstwurde über die Frage entschieden, ob in die OrganisationJuden aufgenommen werden könnten oder nicht. Die Orts-gruppe Wilmersdorf hatte hierzu folgenden Antrag gestellt:»DerLandesverband steht auf völkischem Boden und lehnt die Aufnahmevon Juden ab."Hesse- Wilmersdorf begründete den Antrag damit, daß auchandere Landesverbände bereits dazu übergegangen feien, in dieStatuten einen Paragraphen aufzunehmen, der die Aufnahme vonJuden verbiete. Würde man einen solchen Antrag ablehnen, dasbedeute Wasser auf die Mühle der DeutschoölkischenFreiheitspartei, die erklären würde, daß die Deutschnatio-nale Volkspartei nicht auf völkischem Boden stände.Als Vertreter der Ortsgruppe wandte sich Dr. R a d i ck e gegendiesen Antrag, der sowohl sachlich« als auch formell« Bedenken er-regen müsse.(Widerspruch.) Es sei sehr fraglich, ob die Emfügungeines solchen Paragraphen in die Statuten notwendig sein würde.Der Judenparagraph sei bereits f r ü h« r in einer Sitzung derParteivertreter abgelehnt worden, und diesem Beschluß müsseauch der Landesverband Rechnung tragen, da sonst ein bedenklicherPräzedenzfall geschaffen würde.Graf Westarp erklärte, daß seiner Ansicht nach sich Juden nichtim Landesverband befinden und auch nicht hineinkommen werden.(Widerspruch.) Er für sein Teil würde jedoch für den Antragstimmen, nachdem Hannooer, Hamburg, Bayern, Mecklenburg undPommern einen entsprechenden Paragraphen in ihr Statuten auf-genommen hätten. Die Dculschnationale Voltspartei werde sich mitdieser Tatsache abzufinden wissen.(Starker Beifall.)Der Antrag Wilmersdorf wurde dann mit allengegen S Stimmen angenommen.Im weiteren Verlauf der Tagung gab Westarp im Namender Gesamtpartei ein« Erklärung ab, in der jedes weitere AngebotDeutschlands in der Reporationsfrage als aussichtslos undunmöglich bezeichnet wird.Die Hamburger Putschisten.Geldgeber und HintermännerHamburg, 16. Mai.(Eig. Drahtber.) Uebe« die aufgedecktenPutschabsichten und deren Hintermänner erfahren wir folgendes: Di«besondere deren Hintermänner, erfahren wir noch folgendes: DieZentrale der republikfeindlichen Organisationen bildet in Hamburgder„B u n d d e r N i« d e r d e u t s ch e n". Leiter ist H. E. D e r i n g,der sich nach eigenen Angaben als„von Esch er ich beauftragterOrganisator der nationalen Bewegung im Norden" betrachtet. Dererste Geschäftsführer dieses Bundes, Oberst v. Notz, beschwert sicham 6. Juli 1S22, daß ein Mitglied des Landbunde» die L ü g e öfsent-heit und Geschlossenheit des Lebens wird wiedergewinnen müssen, diedie Natur überall dort verleiht, wo die Seele Heimat hat unddem Ich die Gnade der Gemeinschaft zuteil wird", will er in einerVereinigung Deutschlands mit Rußland sehen: denn in Rußland„durchleide der Einfältigste wie der Geistigste aus eigenem Bluteden Gegensatz Europa-Asien". Mit diesem Zukunstsblick schließt dasBuch, das die tragische Situation Europas wie des einzelnen, umden Sinn seines Lebens ringenden Menschen wie kaum ein zweitesWerk des letzten Jahrzehnts offenbart. Lessing ist viel zu ehrlich,mn nicht selbst aus die Widersprüche und Antinomien seiner Welt-anschauung aufmerksam zu machen. Daß er dies« Antinomien be-jaht und sie nicht schönrednerisch verbirgt, macht seinBuch besonders werwoll: es ist phrasenlos. Er sucht nacheinem Gleichgewicht, nach jenem Gleichgewicht, dem jederdenkende Mensch zustrebt: der Balance zwischen Ich und Du,zwischen Wollen und Vollbringen, zwischen Wissen und Sein—nach dem Augenblick, der Ewigkeit ist, und der Ewigkeit, die sichim Augenblick erfüllt, die kein System schenkt, sondern die täglich neuerkämpft werden muß. Man stellt sich das Luch handgerecht: esgehört zu jenen, die niemals alt werden können, die man mit Nutzen,nicht um zu wissen, sondern um sein Leben zu gestalten, immerwieder liest._ O. E. H e s s e.1376 Billionen Skak-Kombinationen. Unter allen Kartenspielenist der Skat wohl am beliebtesten. Warum, läßt sich ohne weiteresnicht beantworten, sicher aber liegt nicht der geringste Reiz desSkatspiels in der unerschöpflichen Fülle der Kombinationen, die eszuläßt, wenngleich sie noch nicht einmal so groß ist wie etwa beimWhist. Immerhin ist sie, wie eins kleine mathematische Rechnunglehrt, so gut wie unermeßlich. 32 Karten werden unter drei Spielerverteilt und zwei bleiben im Skat. Die Verbindungen je zweierElemente von 32 gegebenen betragen 4S6.-l SS mal also kann derSkat verschieden ausfallen, und nach 496 Spielen werden wahsichein-lich wieder dieselben Karten im Skat liegen. Von den übrigen30 Karten kann nun bei einem und demselben Skat der erste Spieler30 045015mttl verschiedene Karten bekommen, während sich die an-deren 20 auf den zweiten und dritten Spieler so verteilen, daß sieunter sich wieder die Karte 184 7S6mal wechseln können. Da nunauf jeden liegenden Skat 30 045 015 mögliche Spiel« der Vorhandbzw. 184 756 in der zweiten und dritten kommen, so ist, nachDr Pollaczet, die Zahl der überhaupt möglichen Falle1 376 645 204 262 320. Soviel Spiel« sind also im ganzen denkbar.Würden sich drei Mann hinsetzen, so würden sie erst nach 7850 Millio-neu Iahren fertig sein.Eine Sauerampfervergistung. Während der Kriegszstt ist viel-fach auch der Sauerampfer als„Wildgemüse". Ersatz für Spinatund Salat, empfohlen worden. Jetzt berichtet ein Diener Arzt,A. Schönfeld, über einen Fall, der mahnen kann, wenigstens desGuten nicht zu viel zu tun. Einia« Knaben hatten, wie das ja wohlauch bei uns vorkommt, beim Einsammeln des Wildgemüse» einWettesien veranstaltet, und einer hatte dann mehrere Hände ftischgepflückten Sauerampfer himmtergegefl»n. Di« Folgen waren hcf-tige, krampfartige Leibschmerzen, Erbreche». Freoer, Pillsstörungenlich verbreitet hat,„der niederdeutsche Bund habe sich vollständighinter die Regierung gestellt".Herr Bering eignet sich offenbar besonders dazu, Geldquellenzu öffnen. Er mochte nicht ollein die Hamburger Großbanken undGroßbetriebe mobil, für das Konto„Siedlungsbund" zu zeich-nen, er lockt auch Deutsch-Chilenen und anderen AuslandsdeutschenEdelvaluta aus der Tasche. Mit deutscher Papiermark rechnen diePatrioten nicht mehr: so verpflichteten sich die Hamburger Groß-danken zu Anfang des Jahres, jede einen Kopsanteil von 222 Dollarzu zeichn-n. Der General o. Morgen wollte in Lübeck 1000 Dollarzusammenbringen, aber unter der Bedingung,„daß er allein dasVerfügungsrecht über das Geld beHalle". Geschäftstüchtig find dienationalen Herren überhaupt. So bezieht der General v. Ledeburaußer seiner Pension noch ein Gehall als Gauleiter. Da er außer-dem noch in der Veringschen Alstertalterraingesellschaft angestellt ist,bekommt er seine bewährte Arbeitskraft also dreifach bezahlt. Beringverstand es als Verwalter der Geldquellen, die anderen Rechtsver-bände allmählich vor feinen Wagen zu spannen. So finanzierte erden„Norddeutschen Heimatbund", Leiter die Majore S i e v e k i n gund Ennecerus, und die Organisation C, Leiter Kapitän-leutnant Wende. Der„Norddeutsche Heimatbund" ist die Fort-setzung der Bahrenfelder Zeitfreiwilligen, die unterLeitung des Helden Sieveking beim Kapp-Putsch das HamburgerRathaus für drei Stunden eroberten.Die ganze Gesellschaft hätte wahrscheinlich schon lang« los-geschlagen, wenn sie untereinander ganz einig gewesen wäre. Früherbestanden zwei Richtungen: Escherich, zu der Bering hiyneigtund die militärisch durch die Generale Graf Schulenburg und Hell-ftitz vertreten wird, und Ludendorff, für den im NordenGeneral Frhr. v. Watter, Sieveking und Ennecerus arbeiten, GeneralHellftitz schreibt von Ludendorff und Watter, daß„sie rechts-putschistische Absichten verfolgen". Ennecerus fordert ineiner Sitzung in Kiel am 6. Oktober 1S22 unoerhüllt zum„Rechts-inttatioputsch" auf. Am 2. November 1922 findet dann im Land-wehrkasino in Hamburg eine gemeinsame Sitzung beider Richtungenstatt, in der die radikale Richtung Watt er einen völligen Siegerringt._Die Gültigkeit öer baperisthen Volksgerichte.Das Amtsgericht Hamburg hat dieser Tage in einer ein-gehendm Begründung die Rechtsgültigkell der bayerischen Volks-gerichte bestritten. Der richterlichen Entscheidung liegt folgenderSachverhalt zugrunde: Vor dem Volksgericht München 1 war gegeneine in Hamburg wohnende Beschuldigte Anklage wegen schwerenDiebstahls erhoben. Da tü« Beschuldigte gebeten hatte, von der Ver-pslichtung zum Erscheinen tn der Hauptverhandlung enthoben zuwerden, hatte das Volksgericht das Amtsgericht Hamburg um Der-nehmung der Angeklagten ersucht. Dieses Ersuchen lehnte da»Amtsgericht Hamburg ab, wobei es die Rechts»Ungültigkeit des Münchener Dolksgerichtes feststellte, da diebayerischen Lolksgerichte keine Gerichte im Sinne des Gesetzes,sondern reichsrechtlich verbotene Ausnahmegerichte feien. DieseStellungnahme ist vom Amtsgericht eingehend begründet. Ratürllchhat die bayerische Regierung sofort eine offizielle Erklärung zur Er-widerung losgelassen, in der behauptet wird, die bayerischen Bolls-gerichte seien„eingesetzt auf Grund der bayerischen Reservatoecht«nach dem Versailler Bündnisvertrag(t) von 1870 nnd des Art. 178der Weimarer Verfassung". Diese Begründung ist auch eine Begründung. Leider kann sich die bayerische Regierung mit einem ge<wissen Recht darauf berufen, daß die Reichsregieruns die Existenzder bayerischen Volksgerichte bisher stillschweigend gt*duldet hat, wenngleich offiziös mehrere Male betont worden ist.daß mit der Durchführung der Iustizreform auch diebayerischen Volksgericht« verschwinden müßten. Da oberniemand weiß, wann die Regierung sich zur Anbringung der Iustizreform entschließen wird, so kann man, wenn auch nicht mit einerrechtlich gültigen, so doch mit einer ta t s ä ch l i ch e n Dauer derVolksgerichte in Bayern vorläufig noch rechnen. Denn was imübrigen Reiche„rechtens" ist. ist in der �Irdmmgszell-" nochlange nicht rechtens.Die österreichischen Eisenbahnen sollen in einem eigenen Wirt-schastskörper mit der Eigenschast einer juristischen Person umge-wandest werden.usw., in den schmerzfreien Pausen trat eine auffallende Schlafsuchtein. Nach einer Woche erfolgte langsame Genesung, ober die Puls-unregelmäßigkellen hielten sich noch längere Zeit. Man ist natürlichgeneigt, in erster Linie die im Sauerampfer enthaltene Oxalsäurefür die Erkrankung verantwortlich zu machen, vielleicht aber wirkennoch andere unbekannte Stoffe mtt. Da aber der Sauerampfer schonlange vor dem Kriege vielfach genossen wurde, ohne daß schädlicheFeigen eintraten, und man überhaupt nur wenige Fälle von Per-giftungen festgestellt hat, wird es sich wohl um eine Ausnahme-erscheinung handeln, eine sogenannte Idiosynkrasie. Es gibt Men-schon, die gewisse Dinge, die von den meisten anderen unbedenklichgenossen werden, nicht vertragen.Flaschenposten von ungewöhuticher Länge. Die Flaschenpost.die früher in Romanen eine größere Roll« spielte als in der Wirk.lichkeit, wird neuerding» zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet,besonders um den Lauf von Meeresströmungen zu verfolgen. Beidem Hydrographischen Amt zu New Pork ist jetzt ein«solche Flaschenpost eingelaufen, die ein Jahr gebraucht hat, um denAtlantischen Ozean zu überqueren. Sie ist om 24. Februar 1922von dem englischen Dampfer„Bloomsteld" 360 englische Mellensüdöstlich von New Pork ausgeworfen worden und wurde an der»südöstlichen Küste Islands am 14. Februar 1923 aufgesunden. DieFlasche enthielt weiter nichts als einen gedruckten Zettel mit derMitteilung, daß es sich um wiffenschastliche Untersuchungen zumBesten der Schiffahrt handele, weshalb der Finder ersucht werde.die Flasche an das Hydrographische Amt zu New York einzusenden.Si« hatte eine Reise von 3000 Seemeilen hinter sich undwar mit einer Geschwindigkeit von 8 M e i l e n t ä g l i ch gettieben.Vermutlich hatte der Golfstrom die Schnelligkell gefördert, dennandere Flaschenposten der letzten Zeit brachten es nur auf fünf bissechs Meilen täglich. Im August 1919 wurden in der Fundy-Dayin Kanada vier Flaschenposten der See übergeben: die erst» fandman nach genau einem Jahr« auf den Azoren, die zweit« im Januar1921 in den Orkneyinseln, die drllte im März 1921 an der Küste vonWales, die vidrte im Juli 1921 an der Küste von Norwegen. EineSchwierigkeit ist allerdings, daß man nie genau wissen kann, wielang« die Flasche schon an der Landungsstelle gelegen hat, ehe mansie auffischte._Da?«patriotische� Filmgeschäft. Nachdem die Fridericu»- Rex-ffllwe(unter einem ungarischen Manager 0 die Patrioten aufgepeilichtbaden, wollen andere zilmbelreiber die Konjunklur weiter ausnutzen. InBreslau bat sich eine.Wolan sbl. Bimbam!) Deutsche Film- A.-«." ge-bildet. AlS erstes ZItlenIat plant sie die.Befreiungskriege�(l. au« schwererZeit. II. Da» Volk steht aus). AIS dritten Teil schlagen wir vor: Da»Boll wird betrogen.DaS II. Deutsche Bach-Fett der Neuen Boch-Kes-lllchast wird vomSZ. bi» 25. Juni 1923 in Leipzig stattfinden Da» Fest ist zugleich die2M>-Jahr.Feier der Berusung Bach» in daS Amt deS Kantors in der Thomas.Schule. Anfragen an die EeschSstSstelle der Reuen Sach-Gejellschaft(Leip.ziz, Nürnberger Str. ZK).Geldtransport im Flugzeug. Di- grosere DiebeZsicherheit. vereintmit bedeutender Schnelligkeit, läßt da» Fluqzcilg al» da» geeignetste Tran4-vortmtttel lür Sendungen von hohem Werte erscheinen. Mit einer be«sonders kostbaren Last hat dieser Tage ein Daimler-ziugzeug die Fahrtvon London nach Holland zurückgeleab; ti jährte Soldbarren im Wert»von 100000 Psund mit sich.