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Nr.22940.Jahrgang

Ausgabe A nr. 113

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Tschechoslowakei   und Ungarn  . Der Borwärts" mit der Sonntags beilage Bolt unb Reit". ber Unter haltungsbeilage..heimwelt" und der Beilage Giedlung und Kleingarten erscheint wochentäglich zweimal, Gonntags und Montags einmal.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Freitag, den 18. Mai 1923

Auftakt zum Weltkongreß.

Hughes gegen den jetzigen Völkerbund.

Hamburg  . 17. Mai.( Eigener Drahtbericht.) Das Erefufiv- aber über eine größere Anzahl von Jahren verteilt tomitee der zweiten Internationale ist am Donnerstag abend 8 Uhr werden. Die Note werde außerdem die fortschreitende im Hamburger   Gewerkschaftshaus zu einer Sizung zusammen- Räumung des Ruhrgebiets fordern, um eine größere Freiheit getreten, an der feilnahmen: de Broudère- Belgien  , Bandervelde. für die deutsche   Industrie zu ermöglichen.. Belgien  , Troelstra- Holland, Tom Shaw- England, Stauning- Däne­mart, Branfing- Schweden, Wels- Deutschland   und einige andere Ge­noffen. Die furze Sigung war ausgefüllt mit fattischen Vorbe­fprechungen für die in Gemeinschaft mit den Bertretern der Wiener  Arbeitsgemeinschaft am Freitag flattfindende Vorberatung des Kon­greffes. Auch von der Wiener   Arbeitsgemeinschaft sind einzelne Ge. noffen bereits in Hamburg   eingetroffen, darunter Friedrich Adler   aus Wien  . Das Organisationskomitee für den Internationalen Kongreß triff am Freitag vormittag 10 Uhr zu seiner ersten Sigung zu­jammen.

Bon Southampton find Donnerstag früb eine Anzahl hervorragender Mitglieder der Arbeiterpartei, darunter Tho. mas, Henderson, Jowett und Shaw, nach Hamburg  abgereift.

Um das neue Angebot.

Das neue erweiterte Angebot der gegenwärtigen Reichs­regierung an die alliierten Mächte dürfte frühestens Mitte der tommenden Woche fertiggestellt sein, da die Regierung Cuno in ihrer Mehrheit bereit ist, ein neues Angebot zu machen. Dazu schreibt der Soz. Parlamentsdienst":

Washington, 17. Mai.  ( EP.) Staatssekretär Hughes gab gestern eine Erklärung über den Völkerbund ab, wobei er zum Ausdruck brachte, daß die bisherige Tätigkeit des Bundes ein Fehlschlag fel. Der Friede könne nicht mit bewaffneter Gewalt aufrechterhalten werden. Gegenwärtig feien fich sogar die Hüter des Friedens untereinander uneinig. Diese Erklärung hat in den völferbundfreundlichen Kreifen wie eine Bombe gewirkt, da man den Staatssekretär bisher für einen Anhänger des Völkerbundes gehalten hatte.

Nene Sprengungen.

Saarbrüden, 17. Mai.  ( WTB.) Die Saarbrüder Landes zeitung" meldet aus Trier  : In der Nacht zum 14. Mai wurde auf dem Bahnförper bei Föhren   eine Sprengung versucht. Es wurde, soweit sich feststellen ließ, auf das Gleis der Bahn eine Sprengpatrone gelegt, die bei der Durchfahrt eines Zuges zur Explosion tam, die Gleise aufriß und den legten Wagen des zuges zur Entgleisung brachte. Unmittelbar nach Bekannt werden des Sabotageattes verhafteten die Franzosen als Geiseln den Beigeordneten Rohr in Schweich  , fowie in Föhren   den Gemeinde vorsteher, den Pfarrer und den Förster. Dem Bernehmen nach soll Die innen- und außenpolitische Lage Deutschlands   erfordert es. bei enger ohr ebenfalls zu Sprengungen gekommen eine möglichst schnelle eingehende Ausarbeitung des neuen An­fein. gebots und jeden Berzicht auf irgendwelche 3 weibeutigteiten. Düren  , 17. Mai.  ( Mtb.) In der Nacht zum 16. Mai wurde In diesem neuen Borschlage ist in erster Linie die Garantie bei Herzogenrath   eine neue Minensprengung auf ber frage zu erörtern, die ohne Erfaffung der Sachwerte eine Eisenbahnstrede Düren- Aachen vorgenommen, endgültige Lösung des Reparationsproblems, taum zu bringen der= Neue Geifelverhaftungen und Kontributionsauferlegungen find mag. Die Folgen dieser wahnsinnigen Attentate.

Borläufig nur einige infe, wie der deutsche Besiz garan­tieren und zahlen fönnte: Industrie, Gewerbe, Handel, Bank- und Verkehrswesen, Landwirtschaft und Hausbefit müffen für die Auf­sahme der notwendigen Anleihen zu einem Fünftel mit ihrer Sub­

Raubzüge.

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Die Paulskirche.

Eine Erinnerung an den 18. Mai 1848.

Bon Franz Lauftötter.

1848 laffen sich zwei Willensrichtungen deutlich unterscheiden: In der bürgerlich- revolutionären Bewegung des Jahres der Wille zur Freiheit und der Wille zur Einheit. Der erstere hatte seine Quelle in der jahrzehntelangen, immer stei­genden Empörung über die kleinlichen Schikanen des bürger­lichen Polizeistaates, der letztere entsprang aus der Sehnsucht nach einer Befestigung der Kleinstaaterei und der Schaffung einer staatlichen Einheit als Ergänzung der durch den moder nen Rapitalismus bereits vollzogenen wirtschaftlichen Einheit. 3ur Durchfeßung dieses Doppelwillens erschien eine Natio= nalversammlung, die aus allgemeinen Wahlen her­vorgehen sollte, als die unabweisbare Borbedingung. Die deutschen   Regierungen, denen die Revolution böse in die Glie­der gefahren war, machten gute Miene zum bösen Spiele und ordneten die Wahlen an.

Am 18. Mai 1848 traten die gewählten Bertreter des deutschen   Volkes in einer Stärte von rund 600 Mitgliedern in Frankfurt  , der alten Reichsstadt, zusammen. Die Bauls­firche, die zu diesem Zwede hergerichtet worden war, wurde ihnen als Beratungsort angewiesen. Der zum Präsidenten er­wählte frühere hessische Minister Heinrich von Gagern  hatte feinen leichten Stand, weil von einer eigentlichen Partei­gruppierung noch nicht die Rede sein konnte und weil es außer­dem an jeglicher parlamentarischen Schulung fehlte. Es herrichte deshalb in der Versammlung ein wirres Durchein­ander, es war viel guter Wille vorhanden und eine Fülle von Intelligenz- die füchtigsten Köpfe des damaligen Deutsch­ lands   waren anwesend, aber es mangelte an Klarheit und Einheitlichkeit. Beder über die Grundsätze noch über die Ziele bestand eine einheitliche Auffassung.

Zunächst handelte es fich um die Rechte und Be fugnisse der Nationalversammlung  . Allerdings hatte das Vorparlament in feinem Aufrufe gesagt, daß die zu wählende Bersammlung einzig und allein, als die einzig berechtigte Bertretung des deutschen Volkes" das Recht habe, bem deutschen   Vaterlande eine Verfassung zu geben, aber schon machten sich Bestrebungen bemerkbar, auch die Regierungen zur Mitarbeit heranzuziehen. Diese schwankende Stellung fam bereits in der Eröffnungsrede des Bräsidenten zum Ausdruck. Der Präsident erklärte: Wir sollen eine Verfassung schaffen für Deutschland  . Der Beruf und die Vollmacht hierzu beruht auf der Souveränität des deutschen Boltes", gen an unserem Werte zu erwirten, liegt mit in dem Berufe

Münster  , 17. Mai.  ( Eigener Drahtbericht.) In Essen   haben die flanz haften. Zu diesem Zwed sind die privaten deutschen   Unter. Franzosen   heute morgen die Privatwohnungen des Berg­wertdirektors Engelmann vom Effener Steinkohlenwert und nehmungen in Gesellschaftsform zu vereinigen. An Rapital und fämt üst en hofer von der Wolfbant, die seinerzeit im sogenannten lichen Befihtiteln dieser Unternehmungen wird die Reichstreu­handgesellschaft mit einem Fünftel des Gesamtbefizes be. Thyssen- Brozeß die ihnen auferlegte Geldstrafe nicht bezahlt hatten, eiligt. Die Landwirtschaft, someit sie über 2 hektar Land vollständig ausgeräumt und das Mobiliar abgefahren. In aber er fügte hinzu: Die Mitarbeit auch der Staatsregierun nerfügt, muß ebenfalls zugunsten der Treuhandgesellschaft mit einem Düsseldorf   beschlagnahmten die Franzosen die Erwerbs. Fünftel ihres Realwertes belastet werden. Die Belastung fann losengelder. Die Summe der bisher in Düsseldorf   beschlag der Bersammlung." Hier stoßen wir bereits auf jene Halt als Grundschuld in festem wertbeständigen Betrage ent. nahmten Erwerbslosengelber beträgt einschließlich der heute beschlag beit, auf jene schwankende Haltung, die das Wert der Natio­nahmten, 112 millionen Mart. Des weiteren Die Franzosen   aus der Regierungshaupttaffe 120 000 m.

gebracht hat.

Ferner müssen die deutschen   wirtschaftlichen Unternehmungen ein Fünftel ihres Ertrages für Deutschlands   Leistungen aus dem als Beitreibung einer der Gemeinde Angermund   auferlegten Kon Die erste Aufgabe der Bersammlung war die Schaffung Friedensverträge abliefern. Besitzen diese Unternehmungen Ein. tribution. In Ruhrort  - Hafen- Neu, wo feit dem 13. und 14. Mai einer Reichsverfaffung im Geifte der Neuzeit, die nahmen in ausländischer Währung, dann ist auf Verlangen ein be- belgisches Rangierpersonal aus beschlagnahmten beladenen Wagen einerseits jedem Deutschen   das größtmöglichste Maß pon Frei­treffender Anteil an der Reparationssteuer in ausländischer Büge zusammenstellte, find nach Oberhausen  - Weft bisher 922 mit beit und Selbstbestimmung gegenüber den Organen des Staa­Bährung abzuliefern. Eine Bereinigung des Reichsetats Rohlen beladene Wagen und 20 Padwagen abge- tes gewährleiste und gewährleistete und die andererseits die mus natürlich gleichzeitig mit diesen furz umrissenen Maßnahmen fahren worden. Bei der vorübergehenden Besehung der Zeche Zoll- Einzelstaaten in ein richtiges Verhältnis zu der zu schaffenden Derein" bei Altenessen   sind den Franzosen 155 gebedte und Macht sich die Reichsregierung diese Grundtenbenzen in 114 offene zum Teil beladene Wagen in die Hände zentralen Reichsgewalt bringen follte. In 59 Baragraphen ihrem Angebot zu eigen, dann darf sie sicher sein, daß das Inland gefallen. In Wülfrath   haben die Franzosen 21 Wagen mit wurden alle die Grundrechte des deutschen Boltes aufgestellt, in feiner Mehrheit hinter ihr steht und das Ausland der Ueber Sohlen beschlagnahmt. An verschiedenen Stellen verladen die die dem Freiheitsbedürfnis der Massen entsprachen und die zeugung ist, daß Deutschland   in der Tat eine endliche Lösung des Franzosen Oberbaumaterial, das angeblich zum Bau von Kolonial höher stehen sollten, wie ausdrücklich betont wurde, als die Gesetze und Verordnungen der Einzelstaaten. Reichsrecht geht über Landesrecht war der Gedanke, der dieser Reparationsproblems wünscht. Die Kriegsgewinnler, Revolutions. bahnen verwandt werden soll. geminnler, Reparationsgewinnler und die späteren Inflations. Arbeit zugrunde lag.

erfolgen.

Französischer Kohlenoptimismus. gewinnler müffen endlich gezwungen werden, mindestens einen Paris  , 17. Mai.  ( EP.) Der Korrespondent des Intranfigeant" Teil ihrer Gewinne aufzubieten, um dem deutschen   Bolte die Freiheit in der Ruhr teilt mit, daß die französische   Besazungsbehörde hoffe, wiederzugeben. Das ist nur möglich durch Erfassung der Sachwerte. noch während 200 Tagen täglich je 10000 Tonnen Die Mahnung des Soz Barlamentsdienstes", mit der Rots und 15000 Tonnen Rohle aus der Ruhr auszu Bolitik der weideutigfeiten aufzuhören, ist insofern führen. Nach her würden die Vorräte erschöpft sein. Aber berechtigt, als verschiedene Berliner   Blätter eine Mitteilung es würden schon jest Maßnahmen vorbereitet, um nachher die veröffentlichen, deren gleichlautender Inhalt auf eine gemein fame Quelle. fchließen läßt und die den Eindrud erweden fönnte, als wäre es noch gar nicht sicher, daß die Reichsregie rung ein neues, erweitertes Angebot übermitteln werde. Diese tattifchen Winkelzüge verfolgen offenbar inner politische Absichten, wieber einmal auf Roſten der außenpoliti fchen Intereffen des Reiches.

Das Sprichwort sagt: Durch Schaden wird man flug. Nach den Erfahrungen, die mit dem ersten Angebot gemacht wirben, müßte man jedoch erwarten, daß die verantwort­lichen Stellen flüger geworden sind, denn den Schaden trägt das ganze deutsche   Bolt.

Zu Breffemeldungen über einen Besuch des Botschafters Sthamer im britischen Auswärtigen Amt   teilt TB. ffiziös mit, bas bisher Aufträge zu Rüdfragen nicht erteilt worden sind.

London  , 17. Mai.  ( EP.) Wie die Westminster Gazette" zu wissen glaubt, wird die deutsche   Regierung in ihrem nächsten Bor. fchlage eine höhere Reparationssumme anbieten. Diese werde

Kohlenproduktion wiederherzustellen. Außerdem sei in der Ruhr gegenwärtig eine Reihe anderer Maßnahmen in Borbereitung, um den Drud der Besatzungsarmee noch zu verstärken. Man werde vor allem die Ausfuhrlizenzen für Ausfuhrwaren start einschränken. Der deutsche   Widerstand werde Frankreich   und Belgien   gestatten, immer befferen Einblid in die Organisationen der Industrie zu nehmen und Nugen daraus zu ziehen.

Polen   und Danzig  .

Die offizielle polnische Telegraphenagentur meldet: Außen­minister Strzynfti, der in seinem Exposé als die allerwich tigsten Fragen die Hafenfrage, das Zollwesen und die Behandlung der polnischen Bürger in Danzig   bezeichnet hatte, erklärte im Sejm Ausschuß für Auswärtige Angelegenheiten, daß die polnische Regie rung entschlossen ist, dem Vorgehen des Danziger Senats ein ener­gisches to entgegenzusehen und die im Versailler Bertrag vorgesehenen Rechte Bolens zu reflamieren. Unbegründet und aus der Luft gegriffen feien jedoch Nachrichten, als ob Bolen seine Rechte unter Anwendung von Gewalt zur Geltung zu bringen beabsichtige.

Bei der Aufgabe, dem neuen deutschen Reich eine staats­rechtliche Unterlage zu geben, tam es zu großen, schier unüberwindlichen Schwierigkeiten. Der von der linken Seite des Hauses gestellte Antrag, die deutschen   Fürsten zu beseitigen und eine Republit zu errichten, wurde abgelehnt, worauf man beschloß, dem Reiche die Form eines Bundesstaates zu geben. Der Bestand der einzelnen Staaten und die Rechte der Bundesfürsten wurden gesichert, darüber aber sollte ein Bundesoberhaupt als 3entralgemalt gesetzt werden. Hierbei fam es schon wieder zu neuen Meinungs­verschiedenheiten über die Gestaltung dieses Oberhaupts. Die einen wollten ein Direktorium von sieben Fürsten, an dessen Spige, von Jahr zu Jahr wechselnd, der König von Preußen, der König von Bayern und der Kaiser von Desterreich stehen follte, die anderen traten für einen Reichsstatthalter ein, der aus allgemeinen Wahlen hervorgehen follte, wieder andere für ein bürgerliches Reichsdirektorium, endlich wurde der Bor­fchlag gemacht, aus den Reihen der Fürsten   einen Kaiser zu wählen. Dieser Borschlag fand vielfach Anklang und schließlich wurde, allerdings nur mit vier Stimmen Mehrheit, der An­trag angenommen, einen Erbtaiser zu wählen, dessen Amt und Würde auf seine männlichen Nachkommen übergehen sollte.

Inzwischen hatte die Nationalversammlung zum einst weiligen Träger der Eretutingewalt den Erzherzog Johann  von Defterreich gewählt, der die Wahl annahm und am 10. Juni 1848 feierlich in Frankfurt   einzog. Aber die Bers