der Zriebensverfuch 1�17. Frhr. v. d. Lancken und Briand sollten verhandeln. Der mrt der Untersuchung der Fmdensmöglichteiten im Jahre 1917 beauftragte zweite Unterausschuß des Unter» suchungsausschusses des Reichstages hat in einer weiteren Gruppe von Zeugenvernehmungen und Prüfung einschlägiger Dokumente sich mit der sogenanten Briand. Lanckenschen Aktton beschäftigt. Es wurde festgestellt, daß Freiherr v. d- Lancken im Frühjahr 1917 in Brüssel durch belgische Mittelspersonen davon unterrichtet wurde, daß maßgebende französische Politiker ge- neigt seien, mit ihm über Friedensmöglichkeiten zu diskutieren. Lancken erklärte sich zu einer solchen Unterredung bereit und erhielt auch die Zusttmmung des damaligen Reichskanzlers Bethmann Hollweg und der Ober st en Heeres» l e i t u n g. Es wurde zunächst für den 23. Juni 1917 eine Zusammenkunft in der Schweiz verabredet. Inzwischen war aber in Deutschland Michaelis Reichskanzler und Kühl- mann Staatssekretär des Auswärtigen geworden. Kühl- mann behandelte die Angelegenheit zwar nicht mit der Wärme wie Lethmann-Hollweg, erklärte sich aber mit dem Versuch des Freiherrn v. d. Lancken einverstanden. Dieser begab sich in die Schweiz und erhielt dort am 21. September die Mitteilung, daß Briand seine Reise aufschieben mußte. Da der Erwartete auch nach einer Woche nicht«intraf, reiste der deutsche Diplomat wieder ab. Die ganze Aktton verlief im Sande , da von französischer Seite keine neue Anregung er» folgte. Der Unterausschuß nimmt an, daß die Briandsche Reise durch das Eingreifen des damaligen Ministerpräsidenten R i- bot verhindert wurde. Es sollen auch Anzeichen dafür vor- banden gewesen sein, daß die Aktion Kaiser Karl — Prinz Sixtus v. Bourbon nicht ohne Tinfluß auf die französischen Entschlüsse geblieben ist. Die Untersuchung, des Ausschusies hat sich auch auf die Frage erstreckt, ob nach der Stellungnahme der deutschen Re» gierung zu dem elsaß -lothringischen Problem über- Haupt die Aussicht auf eine deutsch -französifche Verständigung vorhanden gewesen wäre. Diese Frage abschließend zu beantworten, lag nach Ansicht des Ausschusies jedoch keine Ver. anlassung vor, da es trotz der Bereitwilligkeit auf deutscher Seite nicht zu einer Aussprache gekommen ist.
Der tüchtige Kohlenhandel. Und die schlechte Valuta. Auf dem Kohlenhandelstag, der soeben in Eisenach statt- fand, rühmte Herr Direktor Borchardts die Verdienste des Kohlenhandels iplgendermaßen: „2>!« Bestrebungen des Reichskohlenkommissars, die Auslands- kohl« w die Zwangswirtschaft, insbesondere auch in die Unteroer- tellung einzugliedern, stießen auf den stärksten Wider st and der Kohlenhandelsorganisationen. Wenn auch die Ein- beziehung der AuSlandskohl« in die Oberverteilung nicht verhindert werden könnt«, so wurde doch wenigstens durchgesetzt, daß der ge» samt« legitime Kohlengroßhandel auch zum Handel mit Auslands- kohle zugelassen wurde, aber im Hinblick aus die besonderen wirt- schaftlichen Verhältnisse wurde dies« Zusage wieder zurückgezogen. Infolge der Ruhrbesetzung wollt« nun die Regierung eine besondere Kohlenreserve schaffen, um lebenswichtig« Betrieb« vor der Stillegung zu bewahren. Der Reichskohlenverband lehnt« es ob, diese Aufgab« zu übernehmen, das Rheinisch-Westfälische Kohlen« syndikat dagegen erklärte sich zur Beschaffung der Vorräte und zu ihrer Verteilung bereit. Di« Regierung wollt« die nötigen Pfundkredit« zur Verfügung stellen. Vor dem Reichswirt. schaftsminister erklärten jedoch die Importeure, das sei u n w i r t- schaftlich, sie hätten ihr« großen Bezüge au, England bisher selbst finanzieren können und würden auch imstande sein, die ge- wünscht« Reserve von 200 00V bi» 800 000 Tonnen als effernen Bestand zur Verfügung zu halten. Da» Ergebnis war«in Vertrag mit dem Reichewirtschaftsminister, und schon nach zwei Tagen hatten die Importeure ein Quantum ausgebracht, dos weit über das gefordert« hinausging. So wurde die Monopoli- sierung verhindert."
Staaten, die während de, Krieges ein Handelsschiff nach dem anderen vom Stapel haben laufen lassen. Die amerikanisch« Handels- flotte hat durch die Ablehnung des Schiffsunterstützungsgesetze» durch den Kongreß einen schweren Schlag erlitten. 700 amerikanisch« Passagier» und Frachtdampfer , insgesamt 11 002 V22 Tonnen totes Gewicht, werden in Kürze auf dem Markt zum Verkaus gestellt werden. Don der stolzen Handelsflotte, die während de» Krieges ge, schaffen wurde, liegen jetzt ganze Geschwader nutzlos in den Häfen und verursachen«inen jährlichen Verlust von 80 Millionen Dollar. Der amerikanische Traum, die englische Borherrschast auf den Meeren mit einer großartigen Handesflotte zu erschüttern, dürste aus, geträumt sein. Die Schrift am Himmel. Da» Firmament für Zwecke der Licht- reklam« mit Hilf« weißen Rauche» zu benutzen, dieser Brauch hat sich in England in dem Jahre, da» seit der Erfindung durch den Major Savage verftosien ist. immer mehr eingebürgert. Doch von den Schwierigkeiten, die hier für den Schreiber der Himmelzschrift zu überwinden sind, macht sich der Laie, der in schönen Sommernächten die Riesenbuchstaben plötzlich auftauchen sieht, kaum ein« richttge Vor- stellung. Denn das Schreiben am Himmel ist durchaus kein« leichte Kunst. Zunächst gilt es für den Piloten, den geeigneten Platz aus- findig zu machen, von dem er aussteigen will: dabei muß die Starke und die Richtung des Windes, der Stand der Sonne, dos Himmels- feld, das feine Schrift bedecken soll und die Stellung de, Beschauer» dazu wohl in Rechnung gezogen worden. Er selbst muß da» Bild de» Textes w Splegelschrift seinem Gedächtni» fest eingeprägt haben, damit dos Reflexbild am Himmel in umgekehrter Weise vor dem Be- schauer auftaucht. Zug um Zug muß er«s beherrschen, denn sobald«r die Fahrt in die Lüfte begonnen hat, ist keine Zeit mehr, Skizzen, Pläne und Instrument« zu Rate zu ziehen. Auch di« Größenveryält- nisie und Lage der Schrift müsien vorher wohl erwogen werden- Di« Buchstaben müssen nicht nur in der richtigen Größe und in gleich- mäßigen Abständen geschrieben werden, sondern st« dürfen auch nicht durcheinander schwanken und stürzen am Firmament. Di« Buchstaben, die für gewöhnlich bei der Himmelsschrift verwendet werden, hoben eine Größe von annähernd 800 Meter. Ein« mäßig groß« Anzeige de? Himmelsreklome würde auf Erden di« Streck« von Ealois bis Dover mit ihren Schriftzügen bedecken. Unter besonders günstigen atmosphärischen Verhältnissen ist die Schrift am Himmel länger als ein« Stunde lesbar.
Pie.Zirnppr» i« Luftlpieiben«. Da« von Sertbeld viertel WS Leben gerufene Ensemble.Die Trupp«' wird vom l». Lept bi« St. Dez. Im LuMvicldau« gastieren. Zuvor find Gaftipirle im Sbrigen Peulschland und g-lmbarftellungen geplant. Sie«rohe verliner«unstauSstellu»« wirb Sonnabend m-ttqg 1Z Ubr erifinet. Eine belonbere Adleilung ist für angewandte Kunst vom «unde Deutscher Architekten jrnn erstenmal eingerichlet. Sa« Münch«««? Mozarlfest. da» bi« zum 28. Mai dauern wird, wurde mit einem Orchesterkonjert im Od-on«rim.et. per Kamps mit der Vwtrach« im Saukasna. Wie au« Tistilf gem»ld«t wird, bat sich in der taukastfchen Republik Kdscharistan ein« Zentral« Schlichtunglkonimisfion gebildet, die den Kamp gegen'die OrtZsitt« der Blutrache ausnebmen und di« Gtreitigkeiten zwischen de» feindlichen Familien und Stämmen schlichten will.
Herr Borchardt Hak vergeffen zu berichten, Haß die große Nachfrag« nach Devisen zum Zwecke der Bezahlung der Einfuhr wesentlich dazu beigetragen hat, die Stützungs- aklton für die Mark zu Fall zu bringen. Der Kohlenimport war sogar derart tüchtig, so viel Kohle aus dem Ausland her- anzuschaffen, daß der deutsche Braunkohlenabsatz und der oberschlesische Etemkohlenabsatz ins Stocken kam. Mit Devisenkäufen wurde der Markkurs heruntergebracht, während die heimischen Rohstoffe nicht genügend ausgenutzt wurden! So tüchtig ist der anarchische, kapitalistische Kohlen- Handel, und er ist doch so bescheiden, es der Welt zu verfchwei- gen. Es geht wirklich nichts über die Bescheidenheit!
vaterlänüjsche Kampfspiele. „Jüdische " Allüren der„Deutschen Leitung", Dolchstöße und andere schöne Dinge. La e» mit der Revolutionsspielerei nichts ist, veranstalten bi£ Deutschoölkischen, um liebgewordene Gewohnheiten nicht aufgeben zu müssen, vorläufig Kampffpiele unter sich. Die Rauferei ist in vollem Gang« und di« Dreckschleudern, die sonst gegen die Minister- bänke gerichtet sind, wenden batterlemveis« gegeneiander«msge- fahren. Der Ruhm der„Deutschen Zeitung", die den völkischen Größen um Wulle, Henning und Graes e-Goldebe Unwahrhaftigkeit vorgeworfen hatte, läßt die Freiheitsparteiler nicht schlafen. In der mit Eichenlaub und Schwertern geschmückten„Mecklenburger Warte" meldet sich Her? Henning selbst zum Wort, um der „Deutschen Zeitung"«cht deutsche Verse ins Stammbuch zu schrei- den. Er spricht von Dolchstößen, die di««Deutsche Z«i- tung" und ihre geistige Säule, der nicht ganz unbekannte Herr von Freytagh-Loringhooen, immer dann in den Rücken der Deutschoölkischen Partei führen, wenn sie in der Klemm« sitzt. Er protestiert gegen den„jüdischen" Ton der„Deutschen Zeitung". Also auch da» Organ der Maurenbrecher und Soden. stern« ist nicht mehr ftei von verjudung? Es sollte uns nicht wundern, wenn demnächst die Entdeckung auftaucht, daß da» Organ dieser Herren von marxistischem Geiste angekränkelt und von jüdi- schem Kapital bestochen ist. Di«„Deutsche Zeitung", die nicht gerade zimperlich ist, wenn es gilt, ander« zu verunglimpfen, tobt ob diese? Unterstellun- gen. Sie wirft ihrem völkischen Kampfgenosien Henning von neuem Unwahrhaftigkeit vor und macht di« Feststellung, daß die denkbar schärfsten Gegensätze dt« Deutschvölkischen, Richtung „Deutsche Zeitung", von den Deutschvölkischen. Richtung„Freiheits- Partei", trennen. Man müsie ein irgendwie freundschast- liche» Zusammengehen mit Henning ablehnen. Unter diesen Umständen wird man sich vergeblich den Kopf darüber zer- brechen, wie sich die deuffchvöltischen Napoleon« den Freiheitskampf gegen Republik und Pomcarä vorstellen. Nicht minder eifrig in den Freiheitskampf oller gegen alle greift da» deuffchoölkisch«„Deutsche Tageblatt" ein. E» richtet di« Mündung seiner großen Kanon« auf die völkischen Freunde m Bayern . Herr P t t t i n g« r, aus der Heldenzeit de» Herrn Escherich wohlbekannt, wird angeklagt, mit der„Donauföderation" zu liebäugeln. Als den Herren Machaus und Fuchs Derartige, nachgesagt wurde, nannte man da» Hochoer- rat. Weiter wird ihm vorgeworfen,«in Organ unter dem Titel „Neue Heimatbundtrief«" gegründet zu haben, um dem großdeutsch. völkischen„Hsimalland" das Wasser abzugraben. Tatsäch- lich hat da» Landgericht München I di« Führung des Titel»„Neue Heimatlandbriefe" oerbot«,. Da»„Deutsche Tageblatt" begrüßt diesen Entscheid„im Interesse de? Reinlichkeit de» politischen Kampfe»'. Man wirst also dem ftüheren Kampfgenosien Pitttnger nicht» Geringeres als Hochverrat und unsauber« Kampfesweis« vor. Diese kleine Blütenles« mag genügen, um zu zeigen, wie sich die Deutschvölkischen selbst einschätzen. Deutlicher hat wohl noch nie ein» Bewegung ihren völligen Bankrott angemeldet.
tzitler künüigt pfingstmanöver an, Alünchen, 17. Mai.«Etgener Drahtbericht.) Die 2 0. H u n d e r t- s ch a f t„Roßbach"!«? nationalsozialistischen Arbeiterpartei ver- anstaltete am Mittwoch abend einen sogenannten„Deutschen Abend" mit dem ausgesprochenen Zweck gegen di« Jnhaftierungsdauer ihre» Führer, Roßbach zu protestieren. Da» Versammlungslokal im „Hofbräuhous" stand unter dem Schutz besonderer Abteilungen stahlbehelmter Hakenkreuzler. Diese Veranstaltung verlies mit dem üblichen nationalistischen Gepräge, wobei diesmal das Trommel- geschmetter«in» besondere Roll« spielt«. Bon den Ausführungen de» Festredner» Hitler ist>:u? sein« Ankündigung bemertens- wert, daß das„Regiment München " der nationalsozialistischen Arbeiterpartei über Pfingsten nach Bad To,lz ausrückt. Man darf einigermaßen gespannt sein, wie dieser militärisch« Fa- milienousflug unter dem neuen bayerischen Ausnahmezustand ver- lausen wird. Es ist für die Regierung wohl eine gewtsie Beruhi- gung. daß das Regiment, da» bei seiner teUweisen Kapitulation am 1. Mai ainig« seiner Waffen abliefert«, sein« diesmalige Hebung prompt#0 Kilometer fern der bayerischen Landeshauptstadt abhält. Die neue boperifch»§remüenpolitik. Alünchen. 17. Mai. lEigener Drahtbericht.) Auf Grund der »ahllosen«logen bei der Handhabung de» Fremdenverkehr» durch die bayerischen Behörden«m Jahr« 1322 und veranlaßt durch die jüngst erschienenen Richtlinien der Reichsregierung für die Erteilung yon Sichtvermarken für die Einreise nach Deutsch » land hat die bayerisch« Regierung für die kommende Sremdensaison soeben neu« Weisungen an ihr» Polizeibehörde er- ssen. Danach ist künftighin die Aufenthaltserlaubnis nicht mehr vom Nachweis eines triftigen Grunde» abhängig. Ebenso halten sich dt« Gebühren,- deren Willkür in den verflossenen Jahren wegen der schikanösen Behandlung einzelner Polizeiorgan« große, Aergerni» bei aller. Ausländern erregt», nunmehr in den Grenzen, die sich die anderen deutschen Länder schon früher gezogen haben. Di« bayerisch« Regierung ist danach offenbar zur Einsicht gekommen, daß durch Preisgab« ihrer mit Recht angefeindeten Fremdenpolittt die Ruh? und Ordnung nicht mehr gefährdet werde. Alünchen. 17. Mai.(Eigener Drahtbericht.) Don Mitgliedern der Regierungspartei im bayerischen Landtag ist ein Antrag eingebracht worden, der bedauert, daß die Re'ch»bohnverwal- tung ohne stichhaltigen Grund dieblaueElsenhahnuniform beseitigt hat und durch di« weniger kleidsam« preußische Eisen- bahneruniform ersetzen will. Die Vaatsregterung wird«mfgefortert, gegen dies« Maßnahm«, die dca inner« Einheit d» r R e i ch s» bahn nicht fördere(!), nachdrücklichst Einspruch zu erheben. Kohnregelung in See verliner Metallindustrie. �Gestern wurde vor dem Relchsarbeitsministeriuw über den Lohnstreit verhandelt. Am Abend nahmen In der Brauerei Friedrichshain die Funktionär« zu dem gefällten Schiedsspruch Stellung. Der Bevollmächtigt« u r I ch vom Deutschen Metall- arbeiterverband referiert« einziehend über den Dang der Berhand- limgen und teilt« mit, daß di« Löhne um 8Z Proz. erhöht werden sollen, ver Lohn beträgt demnach in Klasi« I ab lt. Mai 1S00 M. Im gleichen Hundertsag erhöhen sich die folgenden Löhn«. Der Schiedsspruch soll Külttgkeit haben vom lö- bi» 28. Mai. Verselbe wurde gegen einige Stimmen angenommen.
Wirtschaft Das Anwachse« de» Stinneskonzerns. Uebee di« neue Transaktton des Stinneskonzerns berichte, Dr. Norbert Einstein in der„Betriebsräte- Zeitschrift für Funktionär« der Metallindustrie" u. a.: Kaum war die Sensatton der Zusammenfasiung von Linke-Hof- mann-Lauchhammer mit der Oberschlesischen Eisenindustrie A.-G. (Caro-Hegenscheidt) verrauscht, als ein« ungeheure Steigerung der Aktten der Rhein-Elbe-Union(Bochumer Borein, Deutsch-Luxem- burgische und Gelsenkirchener Bergwerks-A.-G.) einen neuen Macht- Zuwachs der Sttnnesinteresien anzeigte. Diesmal handelt es sich um die C h a r l o t t e n h ü t t e. Die Charlottenhütt« hat ihren Haupt- antell der Aktren der Oberschlesischen Eisenindustrie A.-G. an die Linte-Hofmann-Gruppe abgegeben, wofür sie durch Linke-Hofmann- Aktten entschädigt wurde und somit jetzt lose mit der AEG-Gruppe in Verbindung steht. Als weiterer oberschlesischer Besitz ist ihr nun noch verblieben(denn ihr Hauptwerk ist die Eharlottenhütte in Niederschelden im Siegerland ) die B i s m a r ck h ü t t« in Bismarck-, Hütte und die K a t t o w i tz e r A.- G. für Bergbau und Eisenhütten- bettieb in Kattowitz . Beide Werke liegen in dem polnischen Ober- schlesjen. Die Bismarckhütte ist ein großes Stahlwerk mit Martin- öfen, Feinblech- und Stahlwalzwerken und hat weiterhin in Schwien- tochlowitz in seiner Dethlen-Falvahütie Hochöfen. Di« Kattowitzer A.-G. verfügt über einen reichen Kohlenbesttz und außerdem über Hochöfen und Stahlwerke. E» handelt sich also um zwei bedeutende Gemischtwerke. Diese beiden Werke, die bisher dem Konzern de» General» direkiors Flick von der Charlottenhütte unterstanden, kommen nun unter die Herrschost der Sttnnesschen Rhein-Elbe-Union. Die Aktienmehrheit der beiden Werke ist von Flick an Stinne, gegeben worden. Das stellt einen ganz bedeutenden Machtzuwachs der Sttnnes- schen Jnteresien dar. Freilich ist der produktionstechnische Zu- sammenhanq der Bismarckhütte und der Kattowitzer A.-G. mit den übrigen Sttnneswerken noch nicht ersichtlich. Denn für die Haupt- sächlich in Rheinland und Westfalen gelegenen Gcmifchtwerke des Stinneskonzerns kommen die oberschlesischen al» Rohstofflieferanten vorläufig nicht in Frage, solange das Frachtcnproblem so dringlich und das Schicksal des Nuhrgebiets noch ungeklärt ist. Aber fiir Sttnnes handelt es sich seit geraumer Zeit um eine D e z e n t r a l i- sation seiner Interessen, und es mögen bei der Erwerbung der Akttenmehrheit beider Werke in der Hauptsache zwei Gesichtspunkte mitgewirkt haben. Einmal glaubt Sttnnes an eine weitere Mark- Verschlechterung(und er ist. selbst nicht unwirksam in dieser Richtung tättg), und deshalb hält er den Zeitpunkt für günstig, Papiermart wegzuwerfen und dafür Sachwerte zu erstehen. Dann aber hat er in den letzten Monaten und vor allem seit der Ruhrbesetzung ein« besonders rege Tätigkeit im Südosten Europas entfaltet. Er hat sich an tschechoslowakischen und ungarischen Werken beteiligt, und er hat vor allem mit seinem Freunde Castiglioni, einem führen- den Effektengroßhändler, zusammen von Wien und Budapest aus- gehend eine Einkaufs- und Berkaufszentrale geschaffen, die auf weit- reichende Pläne schließen läßt. Diese neue Zentrale soll äugen- scheinlich für den Balkan eine ähnliche Rolle spielen wie die „A.-G. Hugo Etinnes für Seeschiffahrt und Ueberscehandel" für die überseeischen Handels- und Rohstoffinteressen von Hugo Stinnes . Es handelt sich um die Ausfuhr der eigenen und fremden Waren nach den Balkanländern, um Gründung von Produktionswerkstätten nach Besitzergreifung der dort lagernden Rohstoffe und um die Ein- fuhr der Waren, die man für die inländische Fabrikatton brauchen kann. In diesem Sinne bildet die Erwerbung der beiden polnisch- oberschlesischen Gemischtwerte ein günstiges Einsallstor. Die Charlotten Hütte schwebt nun gewissermaßen in der Luft. Sie hat für die Abstoßung der Aktien der Oberschlesischen Eisenindustrie A.-G. an Linke-Hofmann einen sehr bedeutenden Zwischengcwinn und Akttenanteilnohme an Linke-Hofmann er- worden. Die Abstoßung der Aktienmehrheit von Bismarckhütte und Kattowitzer A.-G. an den Stinneekonzern bedeutet gleichfalls einen bedeutenden Zwischengewinn und außerdem eine engere Llnlehnung an die Stinneswerke, von denen die Charlottenhütte künftighin für das Hauptwerk im Siegerland Kohle, Koks und Halbzeug erhält, allerdings erst, wenn die Ruhr wieder frei ist oder mindestens, wenn die Ruhrwerke ihre Konzcrnwerke wieder beliefern können. Die Eharlottenhütte hat ihre selbständige Stellung einge- büßt. Alle Anzeichen deuten daraus hin, daß sie bei Hugo Stinnes landen wird. Dann kommt ihr eine besondere Bedeutung zu. Sie ist dann wie Osram , die Akkumulatorenwerke Berlin-Hagen, wie die Tel«funken-A.-G. und wie die Berliner Handelsgesellschaft eine Brück« zwischen Sttnnes und der AEG. Denn wenn die Ruhr- besetzung vorüber ist, wenn die großen Besitze lm Ruhrgebiet wieder produktiv für di« großen Konzerne sind, dann wird Stinnes seine inzwischen größer geworden« Macht in die Wagschale werfen können.
Frisierte Dividenden. Die industriellen Gesellschaften pflegen bei einer Kritik der hohen Dividenden, di« heute verteilt werden und di« gewöhnlich das Dielfache des Aktienkapitals betragen, darauf zu verweisen, daß, in Gold gerechnet, die Ausschüttungen lächerlich gering seien. Man vergißt dabei zu erwähnen, daß G o ld dlvidenden nur auf Gold kapital berechnet werden könne., und das der größte Teil dc» heut« bestehenden Kapitals in Papiermark eingezahlt worden ist. Ein Musterbeispiel, wie die tatsächliche Höhe der Divi- dende verschleiert wird, bieten die Harburger Eisen- und Bronze- werk« A.-G. in Harburg . Diese schütten 50 Proz. Dividende und 100 Proz. Bons aus, zusammen also 180 Proz. Das gegenwärtige Aktienkapital beträgt 21 Millionen Mark. Der Dividendensatz scheint äußerlich nicht hoch zu sein: sind doch häufig Dividenden von 100 bis 500 Proz. zur Regel geworden. Nun kommt aber der Pferde- fuß. Dos Aktienkapital von 21 Millionen wird um das Dreifache erhöht, und zwar mit Dividendenberechnung vom 1. Januar 1322 ab. Dadurch erhöht sich die ausgeschüttete Dividende, da im Vorjahr ja kein Kapital eingezahlt war, auf insgesamt 000 Proz. Die Sache wird aber noch besser. Del der Kapitcüerhöhung wird nämlich fast gar kein Kapital angefordert, sondern di« neuen Aktien, die bereits für das letzt« Jahr miffchlucken, werden zu einem Kurse von 100 Proz. ausgegeben, während der Börsenkurs der Harburger Aktten 200 000 Proz. betrug. Allein durch den Erwerb der neuen Aktien erhalten also die Aktionär» einen Gewinn, der auf mindestens 50 000 bis 100000 Proz. zu veranschlagen istl Diesen Gewinn erhalten die Aktionär« nur so nebenbei. Bleiben wir ober nur bei der Dividende, die in diesem Jahr« nach obiger Rechnung«00 Proz. beträgt, so ergibt sich, daß die auf dos Goldkapital ausgeschüttete Dividende noch wesentlich höher ist. vor dem Krieg« betrug nämlich das Aktienkapital nur ZVi Millionen Mari und es ist seit 1921 durch zwei Derwäsferunaen auf die Höhe von 21 Millionen gebracht war- den. Auf dos Goldkapital werden also in Papiermark 6X000 — 8000 Proz. Dividend« ausgeschüttet, ungerechnet den gewaltigen Gewinn au» den Bezugsrechten der jetzigen und der ftüheren Kapi- talsverwässerungen! Gäbe e» Diplome für geschickte Bilonzirisur, den Harburger Eisen- und Branzewerlen mußte dafür ein Meister. diplom gewährt werden. Di« Arbeiterschaft wird au» derartigen Beispielen lernen müsien, gegenüber den Gewinnausweistingen der industriellen Unternehmungen doppelt kritisch zu sein. Da» Goldrollausgeld erfuhr mit der Markverschlechterung eine neue starke Erhöhung: es beftägt für die Woche vom 28. bis 23. Mai S3S 900 o. H. gegen bisher 740 900 v. H. Devisenkurse. Unserer gestrigen Kurstafel ist noch nachzutragen 1 finnische Mark 1290,75 Selb. 1803,25 Brief: 1 japanische Den 22 093,12 Geld, 22 806,88 Brief; 1 brasilianischer Milrei» 4788,— Geld. 4812,— Brief: 1 spanischer Peseta 7117,16 Geld. 7152,84 Brief; 100 österr. Kronen 00,88 Geld, SS,S7 Brief: 1 tschechisch« Krone 189080 Geld, 1408.50 Brief: 1 ungarisch« Krone 8,77 Geld, 8,88 Brief: 1 bulgarisch« Lewa 879,05 Geld, 880,95 Brief; 1 jugosla- Wischer Diner 489,77 Geld, 492,98 Brief. Eine polntsche Mark kostet im fteien Bertehr etwa 38 Pf.