die Wiederanfahrt bis ins kleinste getroffen worden waren, blieb eigentlich der Grubenverwaltusg und der Regierungs- kommission als allerletztes Mittel nur der nackte Gswaltstreich, die Verhäncjung des Belagerungszustandes, die Auflösung der Gewerkschaften, die Beschlagnahme ihrer Kassen und die Aus- Weisung ihrer Führer übrig. In d i e s e n sauren Apfel wollte jedoch die Regierungskommission nur recht ungern beißen, weil bereits die übrige Welt ihre Blicke immer aufmerksamer auf das hier ausgeübte„Freiheitsregiment" zu richten begann. Die eiserne Ruhe der Streikenden machte der Regierung die restlose Durchführung der ihr von Frankreich übertragenen Aufgabe reichlich schwer. Die KPD. -Anhänger forderten ober in völliger Verkennung der Sachlage die sofortige Prokla- mierung des Generalstreiks! Wie bequem hätte die Regierung in diesem Falle durch Verhängung des Belagerungszustandes, für den sie ihre Vorbereitungen schon in der zweiten Streik- woche getroffen hatten, den Streikgewaltsamnieder- säbeln können. Die große Majorität der Bezirkskonferenz lehnte jedoch verständigerweise solche Rätschläge ab. Die französische sowohl wie die saarländische Regierung hatten sich überzeugt, daß alle ihre Gewoltmaßnahmen unwirksam bleiben mußten, weil sich die A r b e i t s t r a f t eben nicht kommandieren läßt. Am 12. Mai lud die Grubenverwalwng die Organisationen zu Verhandlungen ein. Wochenlang hatte die Grubenoerwaltung folgende Be- dingungen für die Beilegung des Streiks vertreten: Keine über das ab 5. Februar gewährte Zugeständnis hinausgehende Lohnregelung, mit den Organisationen wird nicht verhandelt sondern nur mit den Arbeitern; erst Wiederanfahrt, dann Verhandlung: wer entlassen ist, ist ent- lassen.— Demgegenüber stellen die nachstehenden, im Auszug wiedergegebenen Vereinbarungen vom 12. Mai einen durchschlagenden Erfolg der Bergarbeiterorganisa- tionen dar: 1. Löhn«. (Die Zahlen in Klammern bezeichnen die Löhne vor dem Streik) a) HauerdurchschnittZlohne Gedingel. feste Zulage 50 Prozent. Znl. Gesamtverdienst 10.-(10,-) Fr. g.-(S.-)Fr. 5,—(3,—) Fr. 21.-(16.-) Fr. b) Hauermindestlöbne 8,30( 8.50) Fr. S.—(S.-f Fr. 4, IS(2, SS) Fr. 18.45(14.0S) Fr. c) Schichtlöhne unter Tage Richtlohn Teuerungszulage Gesamtverdienst Gruppe I 9.2S(8,50) Fr. 11,—(0,—) Fr. 2P, 25(14,50) Fr. d) Schichtlöbne über Tage Gruppe I 8.25(7.S0) Fr. 10,50(6,—) Fr. 18,75(13,50) Fr. Hierzu kommen bis zu 10 Proz. Verantworwngs- und bis zu 12 Proz. Handwerkerzulage. Ferner Frauen- und Kinderzulagen von 1 Frank pro Schicht wie bisher. 2. Wiederanlegungen. Wegen der Teilnahme am Streik oder wegen Ausübung ge- wcrkschaftlicher Funktionen, die die Organisationen den Beleg- schastsmitgliedern übertragen haben, finden keine Maßregelungen statt. Die Wiederanlexung kann nur nach und nach erfolgen, je nach- dem der technische Betrieb dies zuläßt. Zustehender Urlaub kommt bei Hinauszögerung der Wieder- «instellung in Anrechnung. 3. Sonstige Vereinbarungen. Wvhnungsräumungsklagen sowie Kündigungen von Miet- und Pachtverträgen werden bei Wicdereinstellung zurückgezogen. Die in Abzug gebrachte Kontraktbruchstrafe von 6 Schichten Lohn wird den Wiedereingestellten zurückerstattet. Bis in 10 Togen wird ein Lohnvorschuß gewährt. Die Ausgabe von Kohlenkarten für den Bezug von Deputatkohle wird beschleunigt. Diesem Berhcmdlungsergebnis stimmten zwei Revier- konferenzen der beiden Bergarbeiterorganisationen am 14. Mai einmütig zu. Am IS. Mai wurde daraufhin die Arbeit in »ollem Umfange wieder aufgenommen.
Das Variete See Sefitzlofen. Von Joseph Roth . Di« Annenstraße ist long und grausam gse'.chförmig wi« ein« schlaflose Nacht. Die Häuser stehen da wie herbefohlen, so herzlos und zweckmäßig, als wohnte man nicht in ihnen, sondern wäre nur einquartiert. Dos ist das Viertel der Besitzlosen und der Fronenden. Derer, die von der Schwielenhand in den Mund leben. Am Wochentagsworgen schüttet dieser Stadtteil Tausende, Tau- sende in den Betrieb der Welt. Sie tappen durch den Frühdämmer, Sehnsucht nach abgebrochener Bettruhe in den Gliedern und mit olnem Stück Gestern beschwert, das an ihren Kleidern haftet.. Heute aber ist Sonntag. Die grausamen Straßen selbst haben eine Art sauer-süßen Lächelns, wie bei einer vorgeschriebenen offi- zielten Feier. Am Engeln fer, in einem Lokal, in dem zu manchen Stunden politisch: Reden vom Podium auf heiß« Köpfe regnen, ist heute Dergnügungsabend, von einem Arbeiterverein veranstaltet. Die Tür ist schwer und wuchtig wie ein Proletenschicksal. Die Türen zu den Vergnügungsstätten des Westens sind leicht und zuvor- kommend und überdies werden sie von einem Mann mit Gold- knöpfen und Tressen yehandhabt, den man Portier nennt und der eigentlich ein Automat ist mit einem beweglichen Armhebel zwecks Grüßens und Pfortenöffnens. Hier ist kein Automat engaqiert. Die Garderobezettel sind nicht bunte Konfettischnitzel, sondern haltbarer Pappendeckel. Am Büffett bekommt man Bier und Sodawasser, allerdings auch Schokolade. Aber keine Früchts mit wächsern glasierten Wangen und nicht Süßes mit lockerem Leichtfinnschneeschaum. Der Saal ist weit und allumfassend. Wenn man in der Mitte steht, dämmern seine Wände wie ferne Horizonte. Die kleine Bühne ragt quadratisch in den Saal hinein, forciert und absichtlich. Ein schwerer Vorhang aus dunkelrotem Peluche ver» hüllt Erwartetes, Wunderbares. Inzwischen trinkt man Bier und Limonade. An den Tiseben sind gesunde, reinliche Menschen. Sie hoben Wochentag und Sorge abgewaschen und wollen sich freuen. Sie wollen sich nur treuen. In den Bergnügungsstätten des Westen» amüsiert man sich dagegen. Ritsch! geht der Vorhang auseinander. Di- Bogenlampe in der Mitte der Bühne ist mit violettem und rosa Papier bekleidet. So einfach ist das Problem des Stimmungmachens hier gelöst! Im Westen läßt man violette Stimmung aus hmtergründlichen Schein- wersern über Kahlköpf« zischen. Der Konferenzier ist ein Mann mit einfacher Sprache, er er- läutert die Lorgänge und witzelt nicht über sie. Etwas von der Ur- spründlichkeit des mittelalterlichen Theaters umhaucht� ihn. Kleine Arbcitermädchen in einfachen, dunklen Kleidern tanzen. Es ist ein Reigen. Ein wirklicher„Reigen" ohne Spur von gemachter Naivität. Es ist so natürlich, daß man tanzt, wenn man sich freut! Dann Mädchen in leichten Kleidern, aus Tüll und Seide viel-
Zwar sind nicht alle gestellten Forderungen, besonders bezüglich des Lohnes, restlos durchgedrückt worden, aber hier erwies sich der niedrige Lohn in Lothringen und der dort nach achtwöchiger Dauer zusammengebrochene Streit als arger Hemmschuh, lieber die Lothringer Lohnsätze war einfach nicht hinauszukommen. Wenn man die beiden Lohnkämpfe in Lothringen und im Saargebiet miteinander vergleicht, dann springen Hauptfach- lich die Unterschiede bezüglich der organisatorischen und finan- ziellen Rüstung ins Auge. In Lothringen überwiegt das Ele- ment der Unorganisierten, im Saargebiet strömten die letzten Außenseiter kurz vor Ausbruch des Kampfes den Organisationen zu. In Lothringen bei Beginn des Kampfes kein Streikfonds infolge der unzuläng- lichen Berbandsbeiträge, im Saargebiet ein Kampffonds, der für mehrere Wochen ausreichte. In Lothringen die Zweifel- hafte Hilfe der schwachen und sich durch ewige innere Kämpfe zerfleischenden französischen Gewerkschaftsbewegung, im saargebiet die kräftige Rückendeckung und Stütze der mächti- gen deutschen Großgewerkschaften mit ihrem gut funktionle- renden gewaltigen internationalen Apparat. Diese Unter- schiede erklären besser als alle anderen Gründe den so un- gleichen Ausgang der beiden Kämpfe. Die Niederlage der Bergarbeiter in Lothringen wird sich in einen Erfolg ver- wandeln, wenn diese aus dem Kampfe die notwendige Lehre ziehen.
Die armen?nüuftriel!en. München , IS. Mai.(TU.) Der Bayerisch« Industriellenverband hat gegen den vorläufigen Entwurf eines Brotoerforgungs» gesetzes für dos Wirtschaftsjahr 1923/24 Einspruch erhoben mit der Erklärung, man könne sich des Eindrucks nicht erwehren, daß der Referentenentwurf ein überaus geringes Verständnis für die Not der Wirtschaft zeige. Die Kundgebung des Industriellen- Verbandes stellt die Frage, ob nicht parterpotitische Einflüsse am Werke sind, um unter dem Deckmantel der Verbilligung des Brotes für die mittellosen Volksschichten dem großen Ziele der Enteig. nung der besitzenden Klassen näherzukommen. Diese fürchterliche Angst der bayerischen Industrie- Magnaten bezieht sich nicht etwa auf die Bezahlung der R e- parationssummen, die ja auch einmal kommen wird, sondern auf die Absicht der Regierung, einmal den Betrag der Z w a n g s a n l e i h e für die Browerbilligung einzu- ziehen. Es ist erstaunlich, daß sich die Herrschaften nicht schämen, solche Erklärungen in die Welt zu setzen, die die ganze kurzsichtig-beschränkte und vaterlandslose Ge- sinnung dieser Kreise in bengalischer Beleuchtung zeigt. An diese Leute dachte wohl S t r e s e m a n n, als er mit deutlicher Anspielung reklärte, es sei wichtiger, etwas vom Besitz zu opfern als deuffches Land. Wenn jetzt die Industriellen, die bisher jeder deutschen Regierung die Gefolgschaft ver- weigert haben, auch der diskontofähigen des Herrn Cuno, schon' bei dieser Lappalie von„Rot der Wirtschaft� an zu reden fangen, dann sind die Aussichten für eine wirkliche Be- gleichung der Repcratwnsfrage und eine Befreiung des Ruhr- gebietes vorläufig allerdings wohl noch nickst sehr groß.
�usklang in Frankfurt . Fraukfurk a. M., 18. Mai. (WTB.) In seinen Dankesworten an die Teilnehmer des Fackelzuges führte der Reichspräsi- d e n t, dem wiederhost lebhafte Kundgebungen dargebracht wurden, aus, was wir von den Vätern ererbt hätten, müßten wir in schwerem Kampfe um unser Dasein erwerben, um es zu besitzen. Hart seien die Nöte der Zeit, aber fest doch unsere Zuversicht, daß das so schwer Errungene uns bleiben müsse und bleiben werde, daß die deutsche Einigkett, das Deutsche Reich, bestehen bleibe, und mit ihm eine frei« deutsch : Zukunft. Dem Daterlande und jemer Erhaltung all« unsere Kräfte zu weihen, einig und fest zusammen- zustehen gegen alle Anschläge unserer Gegner, gelobten wir auch hier in dieser, dem Gedenken der Bäter geweihten Stunde.
leicht. Violett und rosa. Mit nackten Füßen tanzen sie. Kein brünstiges Lorgnon reckt sich. Es ist so selbstverständlich, barfuß in leichten Kleidern zu tanzen. Ein junger Mann trägt Wolt Whitmen und Nietzsche vor.„An den Mistral." Vielleicht rauschen Wort und Vers an den meisten vorbei wie unbegreiflich schön« Gewitter. Viele lauschen doch. Und ein kleines Arbeitennadel in einer blühweißen Bluse mit rotem Schlips, mit einem süßen, blassen Gesicht, daß Gott am siebenten Tage zu seinem eigenen privaten Sonntagsoergnügen modelliert hat, ist hingerissen zu fremder, unerhörter Seligkeit. Wenn dann die Tanzmusik spielt— die Operetten des Westens, nach denen immer noch Norden und Osten tanzen—, kehrt die Kleine zurück zur Erde und bewußtem Vergnügen. _ Vielleicht sammelt sie morgen, Montag, Eisenabfälle in einer Fabrik zu weiterer Verwertung. Heute noch besteht die Welt aus blühweiße? Bluse, Mistral und Walzer. Am MRttog setzt sich die Welt immer au» Eisenspänen zu- sammen.
Dle Große Berliner Kunstausstellung ist heute mittag im Landes- ausstellungsgebäude am Lehrter Babnhof eröffnet worden. Sie füllt 29 Sole, von denen die ersten 19 dem Verein Berliner Künstler eingeräumt find: in den Sälen 20 bis 23 hat der Bund deutscher Architekten ein« Abteilung für angewandte Kunst eingerichtet und in 24 bis 29 entfalten sich die Stürmer und Dränger der Rooembergruppe. Der Verein Borliner Künstler, der die Sammelstelle für absterbend« Kunstrichtungen bildet und der: es daher am Nachwuchs fehlt, hat fein« Abrellung dadurch etwas interessanter gestcUet. daß er einige feiner wertvolleren Mitglieder mit Kollektionen aufmarschieren sseß. So den verstorbenen L o o s ch e n(Saal 11), HansBaluschek(4), GeorgOehme- Dresden(6), Schlichting(7), Heilemann(11) und die Plaftiter E r n st W e n ck(2) und Otto P l a c z e k(9). Auch sonst finivt sich hier immer lsin manches Erfreuliche: Gemälde und Zeich» nungen von O e st e r l e(8 und 19a), W i l d h a g en(18), K a n d- kühl(19), Pfitzner(14), ferne Kleinplastiken ftns Gaul-Schülers Heynen-Dumont(19c) u. a. Schlimm sind— abgeselien von dem unvermeidlichen indiskutablen Kitsch— die„Surrogmkünstler", die entweder Expressionismus-Ersatz liefern oder sich im Kopieren berühmter Mriste? betätigen. Unter den letzteren wirkt ein Herr Paul A. Weber aus Thüringen besonders belustigend, von dem in Zimmer 19 eine ganze Galerie täuschend nachgeahmter Hoblers zu sehe» ist, Den Hauptanziehungspunkt der Ausstellung dürfte die Abtei- lung für angewandte Kunst bilden mit Keramiken der Velten - SV or da mm G.m.b.H.(20c), Messingarbeiten von Otto Schnitzer(20c), Kunstschmiedesachen von Schramm(Z0c), Hol',« und Bauplastiken von Otto Hitzberger (2<)c), Mosaiken der Vereinigten Werkstätten Puhl u. Wag- ner, Gottfried Heinersdorfs(20s), Wohnungseinrichtun- gen, Stoffen, Teppichen, Tapeten der Deutschen Werkstätten (21). Thcatsrlunst von Herrn. I. Kaufmann, Ernst Stern, Emil P irchau(22) und den drei originellen„Raumideen" des Architekten Nachtlicht(23), die den Beweis liefern sollen, daß die
Das Deutschlandlied wurde im Laufe des Abends mehrmals von der begeisterten Menge gesungen. Auch die kurze, aber warm- herzige Ansprache des Präsidenten des deulschösterrdchischen National« rats, Seitz, der wieder die fest« Zuversicht auf eine endliche Vereinigung beider Länder zum Ausdruck brachte, fand leb- haften Beifall. Kurz nach 10 Uhr erfolgte die Rückreise des Reichspräsidenten und der übrigen Berliner Gäste im fahrplanmäßigen Zuge nach der Reichshouptstadt. Die im heutigen Morgen-„Vorwärts" veröffentlichte Rede des Reichspräsidenten ist in der P a u l s k i r ch e gehalten worden, nicht bei der Veranstaltung am Vormittag. Echo in Wien . Dien, 18. Mai. (WTB.) Zu Beginn der Sitzung des Bundes- rates hielt der Vorsitzend« R e h r I folgende Ansprache, dl« von dem Hause stehend angehört wurde: Ein ernster Gedenktag des deutschen Volkes wird heute be- gangen. Am 18. Mai 1848, also vor 75 Jahren, ist unter starker Anteilnahme, ja geradezu unter Führung Oesterreichs , in Frankfurt am Main das erste deutsche Parlament zusammen- getreten und damit der erste groß« Schritt zur Demokratie ge- schehen. Wenn auch bis zur vollen Verwirklichung der deutschen Ziele seit jenen Tagen noch viele andere Wege gegangen werden mußten, und auch die Hoffnung die auf diese Nationalversamm- lung gesetzt wurde, nicht verwirtücht werden konnte, so ist doch dieser Tag, an dem sich zum ersten Male die Vertreter des ge- samten Volkes versammelt hatten, um in schwerer Zeit dem Schicksal der Nation selbst die Weg« zu weisen, cin« Herzenssache für uns Deutsche und die Republik Oesterreich geblieben. An der heu - tigen Gedenkfeier, zu der sich aus dem österreichischen Rational - und Bundesrat Mitglieder aller großen Parteien nach Frankfurt begeben haben, nimmt auch der Bundesrat innigsten Anteil. Mögen unsere Stammesbrüder im Reich aus den Erinnerungen der Ver- gangenheit in ihrer jetzigen Not und Bedrängnis Trost schöpfen und Mut und Kraft gewinnen zum Aufbau einer glücklichen, des deutschen Volkes würdigen Zukunft.(Lebhafter Beifall und Hände- klatschen.)_ Die LuöenSorff-Saueeschen Umtriebe. München . 19. Mai.(Eigener Drahtbericht. Die„München er Post" veröffentlicht Auszüge aus einem Briefe des österreichischen Generals der Infanterie Alfred Krauß . die grelle Streif- lichter auf die Ludendorff-Bauerschen Umtriebe in Oesterreich werfen. So heißt es in dem Briefe über Oberst Bauer, den Vertrauensmann Ludendorffs, daß er sich an die Feinde des Deutschtums bindet, um feine Pläne, die auf eine bayerifch-ö st erreich ifch-unga» rische Union unter Wittelsbach und Loslösung Süddeuffchlcmds vom Reich hinzielen, durchzusetzen. Deshalb sollte Oesterreich auf das Burgenland verzichten. General Krauß sagt über Bauer, daß er eine Einheitsfront gegen„rot" bilden wollte, die ausschließlich im Gegensatz zur Arbeiterschaft und ihrer Parteiwehr stehe, den blutigsten Bürgerkrieg herbeiführen mühte, wenn sie wirksam werde würde. Krauß sagt dann weiter:„Ich muß auf Grund meiner Ersahrungen dem Oberst Bauer jede Eignung für eine führende Tätigtett in Oesterreich absprechen und halte ihn für den schwersten Schädling des deutschen Volkes in Oesterreich ." Charakter istisch für Oberst Bauer ist, daß er gleichzeitig mit seiner Agitation gegen den Bolschewismus in Nr. 1 der russischen Zeitschrift„Krieg und Frieden"«inen Artikel veröffentlich« und somit durch Mitarbeit an der.triegswissenschaft lichen Zeitschrift der Roten Armee eine Melseitigkeit zeigt, die schon während feiner früheren Tätigkeit während des Krieges so unglückliche Ergebnisse für Deutschland zeitigt«. Das ist ein trauriges Bild aus der Praxis der Zweifrvntcheorie völkischer-naiional- aktivistischer Kreise, die von deutscher Würde überschäumen.
Französischer Flugzeugführer verhaftet. Lei Schwaig(Mittel- stanken) landet« Freitag abends em französisches Fsugzeug wegen Motordefelts. Der Flugzeugführer wurde von der Ortspolizei in Haft genommen. Der Passagier, ein Tschechoslowake, durfte die Reise fortsetzen. Das Flugzeug war bei der Landung stark be- schädigt worden und mußt« abmontiert werden. Das Flugzeug kam von Prag . Der Fluggast hatte das deutsche Paßvisuin. Die Verhaftung des Führers erfolgte(nach TU.) wegen verbotenen Ueber- fliegen s deutschen Gebietes. Er bleibt in Gewahrsam, bis ein« Ver- fügung der Staatsregievung eingetroffen ist._ Raumstimmungen sich im wesentlichen nur durch Veränderungen der Höhe modifizieren. In der Novembergruppe fällt das Vorherrschen der sogenannten absoluten Kunst auf, der gegenüber die gegenständliche Malerei und Plastik fast ganz in den Hintergrund tritt. Die letzte Etappe der Entwicklung wird durch„bewegliche Lichtrhythmen"(28) gekennzeichnet, die künstlich beleuchtete Farbformen in rhythmischem Auf- und Niederschweben zeigen. Einfluß der Russen und— leider— der italienischen Daloriplastici-Richtung ist in den Arbeiten unserer Jüngsten deutlich bemerkbar. Neue Namen von Bedeutung tauchen hier ebenso wenig auf wie im Kreis« der Allen, aber die Hebung des allgemeinen Oualitätsniveaus und die Errichtung neuer Ziele zeigt, daß die Entwicklung rüstig vorwärts und aufwärts schreitet. Soviel für heute über den Eindruck, den ein erster flüchtiger Rundgang hinterläßt. Auf interessant« Einzelheiten der Ausstellung soll ausführlicher eingegangen werden- I. 6. Irianon-Theater:„Walzer". Komödie von Georg Ruttkay. Es handelt sich alles in allem um di« Laune etar schönen und verwöhnten und natürlich auch eitlen Frau, deren Gatts sich in ihrem Besitz allzu sicher währn und von ihr nun eine ziemlich drastische Lehre erhält. Trotzdem geht alles gut und mit Anstand ab. Um aber die alt« Liebe neu zu leimen, muß einer der Verehrer fein tiefes, heißes Empfinden von der Schönen schmählich mißbrauchen lass:n Der Knoten wird dann durch einen netten Einsall gelöst. Der Verehrer ober, ein junger Komvonfft, erlöst sich selbst von seiner Enttäuschuna und seinem Herzeleid durch die Komposition eines Walzers, livaher der Titel.) Das Ganze ist sauber und appetitlich gearbeitet, verrät gute Beherrschung der Bühnenwirksamkeitrn und geht mit flotten, psychologisch gut gesehenen und mit netten Geist- reichiqkoiten verbrämten Dialogen vonstotten. Heinz Salfncr gibt dem sicheren, scheinbar gleichgültigen, aber auf steter Wacht be- kindlichen Eheaatten die Züge des überlegenen kühlen und spöttischen Weltmannes, dem aber auch echte Herzenstöne zur Derfügung stehen. Olga Limburg fühlt sich in der Rolle der schön gekleideten und viel verehrten Frau wie immer wohl. Sie ist ganz Dame von Welr, die mit Mänircrherzen spelt und bis an die äußerste Grenze des Erlaubten geht. Hans Schindler ist der durch die Leichtfertig- keit der Frau aus seiner anbetenden Verehrung zu lichterloh brennender Leidenschaftlichkeit herausgerissene junge Komponist- Di« schwierigste Rolle, nicht leicht zu meistrn. Der Künstler ist ober auf dem besdrn Wege, eine Musterleistung daraus zu machen. Die diskret« Linienführung seiner verhaltenen Leidenschaft wirkt außer- ordentlich sympathisch. Aull ) spielt er seinen von Lehar komponierten Walzer meisterhaft. Eine famose lebensechte Type ist die Wirt- schastenn Ida der Else E h s e r. Für die Rirgie steht Dr. Oskar Kanehl erfolgreich ein. Das Trianon-Theater darf mit dem freundlichen Stück aller Sommersorge enthoben sein. tr.