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Weil dem so ist, sind bei der Gründung der neuen Sozialistischen Arbeiterinternationale, die in Hamburg chre Vollendung finden soll, die Türen nach beiden Seiten hin weit geöffnet worden. Der neuen Jnter- nationale sollen alle Arbeiterparteien angehören, die in der Ersetzung der kapitalistischen Produktionsweise durch die so» z i a l i st i s ch e das Ziel und im Klassenkampf das Mittel der Befreiung der Arbeiterklasse erkennen. Das ist die Grundlage, auf der die neue internationale Gemeinschaft auf» gerichtet wird. Die Einzelheiten der taktischen Auffassungen jedoch sollen erst durch gemeinsames Wirken und gsmeinsames Kämpfen in diesem neuen Rahmen erarbeitet werden. Für diese gemeinsame Arbeit bietet die gegenwärtige internationale Lage genügend Veranlassung. Wenn etwas ge- eignet ist, die Arbeiter in allen Ländern reifzumachen für ge- meinfame Aktionen und sie zu befähigen zu internatio­nalem Denken und Wirken, so ist dies die kata- strophale Lage, in die Europa durch die ständig sich verschär- sende Rexarationskrise geraten ist. Diese Krise steht keines- weg? isoliert da. Sie ist ein integrierender Bestandteil der internationalen Krise des Kapitalismus, der nur überwunden werden kann, wenn die Arbeiter in allen Ländern sich zu- sammenfinden auf dem Boden einheitlicher Auffassungen, und wemc sie ihr sozialistisches Ziel höher stellen als ihre jeweiligen nationalen Interessen, die sie gar zu oft ab- lenken von dem Boden des Klassenkampfes und des Sozia- lismus. Wir hoffen, daß der Hamburger Weltkongreß für die Vereinheitlichung und Befestigung dieser Sluffasiungen ein gut Stück Arbeit leisten wird. Wir werten ihn nur als Anfang, als ersten Schritt, der uns die Form gibt, in der sich von nun ab die internationale sozialistische Bewegung auswirken wird. Diese Form mit neuem, tieferem Inhalt zu erfüllen, muß die Aufgabe aller revolutionären Kräfte der sozialistischen Arbeiterbewegung sein._ Sakunins Erben. Von Franz Klühs . In bombastischen Aufrufen kündigen Anhänger der k o m- mu n i st i s ch e n I n t e r n t i o n a l e an, daß sie dem Ham- burger Einigungskongreß Delegationen senden werden. Nicht zum Gruß etwa oder um brüderlichen Gefühlen Ausdruck zu geben, sondern um derInternationale der sozialistischen Minister" die Forderungen kommunistischer Phraseur« zu überbringen. Ein in Hamburg abgefangenes Geheimzirkular verpflichtet sogar die dortigen Kommunisten, in allen Betrie­ben solche Delegationen wählen zu lassen, dieForderungen" in gut durchgearbeiteten Resolutionen niederzulegen und sie als einheitlich proletarische dem Kongreß feierlich überreichen zu lassen. Daß diese Forderungen ein Gemisch von revolutio- närem Schaumschlag und demagogischer Einhestsfront-Spiele- rei darstellen, ist selbstverständlich. Ebenso selbstverständlich, daß die naiven Versuche an den sozialistisch geschulten Kon- greßteilnehinern abprallen werden. Wer schon die Lorbereitung solchen Ueberfalls lenkt wieder einmal die Aufmerksamkeit auf jeneDritte Internationale ", die sich nach Moskau benennt und in Wirk- lichtest eine Filiale der russischen Sowjetregierung darstellt. Wie lange ist es her, daß selbst in dem organisatwnsstarken und in sozialistischer Kampfführung doch einigermaßen er- probten Deutschland der Lockruf der Moskauer Verhältnis- mäßig starken Widerhall fand! Daß innerhalb der sozialisti» sehen Bewegung ernsthaft, erregt und anhaltend über den Gang nach Moskau und über das Schlucken der bekannten 21 Bedingungen gestritten und gerungen wurdel Kaum drei Jahre und heute ist der Spuk vergessen! Der Versuch, auf der Berliner Konferenz der drei Exekutiven einen ilodu« rivendi zwischen Moskau und London Wien zu schaffen, war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Denn mit der revolutionären Phrase und dem Buchstabendogmatismus kann die sozialistische Demokratie einen Wettlauf nicht veranstalten

und nicht zulassen. Die Geschichte vom Hasen und vom Swin- egel ist sicher sehr unterhaltsam, aber es ist nicht Aufgabe der sozialistischen Bewegung, den Hasen zu spielen, die Rolle des ewig rechthabenden Stacheltiers aber denen zu überlassen, die sich heute Kommunisten nennen. Wohin wir auch blicken mögen: die Spuren des kommu- nistischcn Austretens bedeuten in allen Ländern Zersplitterung, Haß, Zwiespalt, Trümmerfelder! Sektierertum mit all seinem Fanatismus und all seiner Einseitigkeit, mit Fetischdienst und Opferwillen, mit großen Gesten und kleinen Menschen das ist der Kommunismus der Moskauer Internationale. Sie rühmt sich, das Wort von Karl Marx lauter und rein zu pre- digen". Aber sie münzt das goldeneProletarier aller Länder, vereinigt euch!" alsbald um in die papierne Weisheit:Arbei- ter jeden Landes, spaltet euch!" So ist die erst unter herben Wehen nach 1904 geborene Einheit der französischen Arbeiter- bewegung auf Betreiben der Moskauer zersplittert und ein- flußlos gemacht worden. In dem Blatte, das Jaurds gegrün- det und zu hohem Ansehen geführt hatte, spritzen die kleinen Anbeter des Kreml ihre Weisheit gegen die sozialistische Be- wegung aus. Italien ist durch die kommunistische Zerstörungs- arbeit dem Faschismus in die Hand gespielt. In der Tschecho- slowakei, die schon ihre nationalen Schwierigkeiten hat, helfen die Kommunisten mit redlichem Fleiß, die Arbester noch mehr durcheinander zu bringen. Und in Deutschland ? Es schien auf kurze Zeit, als sollte der Moskauer Internationale ein stärkerer Zuwachs blühen. Aber die Enttäuschung auf beiden Seiten hat rechtzeitig dafür gesorgt, daß die klare Scheidelinie zwischen einer Politik der Phrase und einer Politik planmäßigen Aufbaus nicht ver- wischt wurde. Und wenn jetzt in mehr oder weniger regel- mäßigen Zwischenräumen wechselnde MoskauerParolen" auch über die deutsche Arbeiterschaft herniederprasseln, so haben sie bei politisch geschulten und organisatorisch gefestigten Proletariern keine umwälzende Wirkung mehr. Nur auf in- difserente und unorganisierte Massen können sie zeitwellig ver- wirrend wirken. Allerdings auch hier bemüht sich die Filiale Moskau nach dem Rezept der21 Bedingungen" immer neuen Zwiespall zu säen. Ist es doch eine der vornehmsten Aufgaben, die die Dritte Internationale ihren kommunistischen Anhängern zu- weist: In den Spalten der Presse, in Volksversammlungen, m den Gewerkschaften, in Konsumvereinen überall, wohin sich die An- Hänger der 3. Internationale Eingang verschaffen, ist es notwendig, nicht nur die Bourgeoisie, sondern auch ihre Helfers- Helfer, die Reformisten aller Schattierungen systema- tisch und unbarmherzig zu brandmarken... DasBrandmarken" ihrer Klassengenossen ist so zur Lieblingsbeschäftigung der Revolutionäre vom Sowjetstern ge- worden. Sie haben allerdings schon ihre Vorläufer gehabt. Waren es nicht Bakunin und die Bakunisten, die Marx als Staatskommuni st en", alsEinschläferer der revolutionären Energie", als einenDiktator" ver- lästerten,der die Organisasion der Jnternasionale zu seinen ehrgeizigen Plänen mißbrauche"? Waren es nicht Revolutio- näre aus dem gleichen Lager, die Marx einen Alldeutschen und dierechte Hand Bismarcks" nannten? Bakunin und die Bakunisten sind verschollen. Aber die Lehren von Marx bestanden im Wechsel der Jahre und im Taumel der Ereignisse. So wenig wie dasBrandmarken" zu Zeiten Bakunins , so wenig wie die Angriffe der Anarchisten und Anarchosozialisten späterer Jahre wird die Jnternasio- nale der Phrase heute an dem organisatorischen Zusammen- schluß der sozialistisch-demokratischen Arbeiterparteien etwas ändern. Der Krieg hat die Arbeiter alle? Länder in neue Existenzkämpfe gestürzt. Ueberall ringen sie um Lebensmög« lichkeiten und um Durchsetzung ihres gesellschastsichen Ein- flusses. Dieses harte Ringen kann zeitwellig gestört werden durch die Tendenzen, die aus Sowjetrußland als neue Heils- Wahrheiten verkündet werden. Aber eins Gemeinschaft, die den Terror, die Unterdrückung ihrer Klassengenossen, die misi-

Pfingsten. Von Karl Bröger . Wieder will das Wort uns stocke», das doch eben noch erklungen. Wirre reden alle Zungen, und wir sind verstimmte Glocke». Einmal waren wir geeinigt. Da wir schauervoll gewahrten tausend blutige Himmelsahrte» hat uns dies Gesicht gereinigt: Hand in Hand die Mensche» stehen, iedes Auge ist erhoben. das erlöste Licht zu lobe» und aus seinem Pfad zu gehe». lind nun tobt der alte Hader wieder unter Brüdern weiter. Komm, o Geist, du wegbereltert Aiieße neu in jede Aderi vag wir eine Sprache reden und ein Wort von Liebe sagen, hemm das Wüten und das Schlage» und erleuchte mich und jeden. Daß eln festliches Geläute über alle Länder halle, weithin wogend über alle: Somm, du Geist, uns heute, heutet

Mein Zeisrtag im Vestibül. Von Omega. Am Mertags begebe ich mich in das Vestibül des großen Hotels, in dem die Menschen aus Valutaländern wohnen. Die braun- getäfelte Decke besteht aus lauter wunderschönen Quadraten, und in der Mitte jedes Quadrats wächst eine elektrische Lampe. Die Lam- pen sehen aus wie gläserne Blüten und werden von goldenen Blät- tern beschattet. Die Decke ist niedrig, aber weit und die Möbel auch. Es geht alles hier ms Breite und Schlaraffenländische. Die niedrige Decke spricht zu mir: Bleib sitzen! Die breiten Polsterstühle sagen: Streck Dem« Beine aus!... Zch strecke ein Bein aus und sehe mit viel Vergnügen auf die Bügelfalte meiner Hose, der man's nicht ansieht, daß sie meine ein- zige ist. Des weiteren freut es mich, daß meine Stiefelkappen glänzen, weil ich sie mir soeben mit meinem Taschentuch blank frot- tiert habe. Wenn ich mich so eine Viertelstunde lang hineingesessen habe in Ueppigkeit und Wohlergehen, bin ich zu der lleberzeugunej ge-

langt, daß ich ein Mensch aus einem Dalutaland bin und reicher Bewohner dieses Hotels. Der Liftboy, der einen Brief durchs Deftibül trägt, weicht im Devotionsbogen meinen frottierten Schuhlappen aus. Der Liftboy hat keine Ahnung, daß ich hier nicht wohne. Wenn ich ihn rufe, bleibt er außerhalb des Dalutabanntreises, in dessen Mittelpunkt ich sitze, stehen und zieht mit einer oft dressierten Armbewegung seine braune Mütze. Seine Augen sind groß und blau und bewun- dernd auf mein Gesicht gerichtet. Er hat ganze Lagerräume voll Respekt in seinen Augen. Die weiße Serviette des Kellners fängt bereits zehn Schritte von meinem Fauteuil ehrfurchtsvoll zu wedeln an. Der Herr Direktor, der. würdig, wie«in Großoezier, über die gedämpften Ornament« des echten Smyrnateppichs schreitet, neigt sein Haupt, wenn ich ihn ansehe. Mtt der Zeit gewinne ich Interesse für meine Kollegen, die Millionäre. Sie riechen noch neuen Lederkosfern und englischer Rasierseife, und ihre Frauen tragen leise Ahnungen herben Par. füms durch den Raum. Ihre jungen Söhne haben zartgelbe Früh- lingsmäntel, hellgraue Hüte und weiße Handschuhe. Wenn sich die jungen Millionäre setzen, ziehen sie«in klein wenig die Hos« hoch, so daß man die halbseidenen Strümpfe sehen kann. Die alten Millionäre aber haben den Frühling noch nicht zur Kenntnis genommen. Sie tragen immer noch Winterpaletots und gefütterte Handschuhe. Sie halten ihre frisch geköpfte Zigarre so lange im Mund, bis ein Kellner mit gespreizten Frackschößen her- beiflattert, unterwegs schon ein Streichholz an die Reibfläche der Schachtel drückend. Um fünf Uhr spielt die KapellePeer Gynt". Meine Kollegen, die Milliardäre, wenden sich von den Geschäften ab und den Frauen zu. Die Milliardärinnen trinken Mokka und schlürfen Eis und greifen den Kuchen mit den Fingerspitzen und halten bei dieser Ge- legenheit den kleinen Finger der rechten Hand gespreizt, so, als wäre er besonders geweiht und dürfte zu keinerlei Arbeit herangezogen werden. Dann fühle ich mich für den Rest des Feiertags sozial gehoben und ich oerlasse das Hotel. Der Portier steht grußbereit an der Drehtür, ein Merfck, wie ein Desteck, mit dem Monogramm de« In- Habers, dem auf Kopf und Brust eingravierten. Ein Chauffeur fragt, ob ich einzusteigen geruhe. Ich geruhe nicht. Ich bin nicht mehr Millionär.

Die Fledermaus " in der Volksoper. Inmitten der Aufführung stand als treibender Geist der Eisenstein von Albert Reiß, der Stimmung und Bewegung schuf, der Fledermaus Schwingen ver- lieh und bei aller Smelfrende Kultur und Grazie bewahrte. Alme Sauden als Rolalind« ist um einen Zoll zu zart, um ein Kleines zu aristokratisch. Selbst den winzigsten Fehltritt traut man ibrer Reseroierthelt nicht zu. Ihre Stimm« ist weich, schmelzend, glocken- schön. Was sie an Vornehmheit des Spiels zu viel hat. hat die Adele des Fräulein Tuschkau zu wenig. Sie steht mit beiden Füßen im Hinterhaus, es geht ihr die Tugend der wienerischen

tärische Vernichtung jeder staatlichen Selbständigkeit wie in Georgien auf ihre durch Blut und Mord gescyändete Fahne schrieb, eine solche Gemeinschaft des Hasses und der Phrase kann nicht zielweisend für das internationale Proletariat fein, Ihr gebührt keine Verhandlung, ihr gebührt der unerbittliche Kampf!_

Die Vorbereitung öes Weltkongresses. Hamburg , 19. Mai. (Eigener Drahtbericht.) Der Sonnabend war in Hamburg weiter den Vorbereitungen für den Jnternatio- nalen Kongreß gewidmet. Das Organisationskomitee beendete am Sonnabsndvormittog seine Arbeiten mit einer Ausstellung des endgültigen Programms für den Kongreß. Der Kongreß wird am Montagoormittaz um 10 Uhr eröffnet werden. Vorher tritt um 9 Uhr nochmals das Organisationskomitee zusammen. Die Eröss- nung wird umrahmt von Darbietungen des Hamburger Stadt- theater-Orchesters und der Hamburger Arbetter-Sängerchöre; sie wird Ansprachen der Hamburger Regierungs- und Partei»:?. treter bringen. Dann werden die Genossen Wels- Deutschland und Bracke-Frankreich sprechen. Heute abend trat das Exekutiv- komitee der Internationalen Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Par- teien zusammen« um ihren am Pfingsssonntag vormittags 10 Uhr beginnenden Kongreß vorzubereiten. Nach der Stimmung zu urteilen, ist ein fast einmütiger Beschluß für den Zusammen- schluß der Internationalen zu erwarten. Die Kommunisten setzen in Hamburg ihre Vorbereitungen fort, um den Kongreß mögllchst zu stören. Zwar haben sie der kräs- tigen Abwehr, die sofort von der Sozialdemokratischen Partei unter- ncmmen worden ist, dadurch zu begegnen gesucht, daß sie ein Flug- blatt herausgegeben haben, daß es nicht ihre Absicht sei, den Kongreß zu stören. Dagegen hat in eiper Betriebsrätcversammlung der Kommunisten noch am Freitagabend der aus Moskau zurück- gekehrte T h ä l m a n n aufgefordert, sich rege an den kommu- nistischen Vorbereitungen zu beteiligen, dennwenn wir die Verräter durch unsere Gegendemonstration nicht stören, glaubt alle Welt, in Hamburg sei man mtt der Politik des Kongresses einver, standen". Trotz all dieser Vorbereitungen kann man dem Kongreß nur den allerbesten Verlauf voraussagen. Auf dem Bahnhof und im Gewerkschaftshaus herrscht schon reges Treiben, hunderte Dele- gierte sind bereits angekommen und werden untergebracht, und die VereinigungRepublik " innerhalb der Sozialdemokratischen Partei wird auf jeden Fall dafür sorgen, daß, wenn die Kommunisten irgendwelche Pläne in die Tat umzusetzen versuchen sollten, ihnen kräftig begegnet wird. Dr. Kahl Sratins Nachfolaer. Prof. Dr. K a h l hat sich entschlossen, das Mandat des ver.- storbenen Reichstagsabgeordneten v. B r a u n zu übernehmen, Da Abg. v. Braun der Deutschnationalen Partei angehörte, während Prof. Kahl Mitglied der Deutschen Volkspartei ist, tritt damst eine Mandatverschiebung innerhalb der Rechtsfraktionen ein. Die Deutschnationale und die Deutsche Bolkspartei werden künstig im Reichstag ü b er 66 Stimmen verfügen. Die Ursache dieser Äeränderung ist bekannt. Dr. Kahl war bereit, auf sein Mandat zu ver- zichten, wenn an seine Stelle ein Deutschnationaler in den Reichstag eintreten sollte. Da die in Betracht kommenden deutichnctionalen Abgeordneten der gemeinsamen Liste fichr inzwischen von ihrer Partei getrennt haben, um sich den Deutschvölkischen anzuschließen, blieb den Deutsch - nationalen nichts anderes übrig, als den Volksparteilern das Feld zu räumen. Man kann es verstehen, wenn dieK r e u z- Zeitung" wegen dieser Folgen des volksparteilich-deutfch- nationalen Wahlbündnisses in Bayern einige Tränen vergießt; es ist aber doch eine starke Leistung, wenn sie die Listenwahl als solche dafür haftbar zu machen versucht. Sie mag sich bei ihren deutschvöMschen Freunden für den Hereinfall bedanken. * Nachfolger Dr. Kohls für Berlin ist nach der Reichst�ZlstS Studienrat Dr. Benecke.

Schmiezfamkeit ab; und wenn sie auch nur eine Zofe im Kleid der Herrin ist, so braucht sie doch nicht Geziertheit und Geschraubtheit als das Wesen der Krone aller Stubenmädchen hinzustellen. Mit ihren Dravourliedern hatte sie großen Beifall, und der Menge gefiel auch ihr etwas aufdringliches Spiel. Sehr schwach und ungelenk der Prinz Orlowski von Ludmilla D o st a l. blaß der Frank von Göritz, verschnupft der Alfred des Herrn W i l l i m s k y. Bei der Länge der Aufführung, die im Tanz der Lucie Kieselhausen ein heilsames Intermezzo erlebte, war der Gefängnisalt nickt abzu- warten. Prätorius leitete temperiert eine Gesamtaurnihning, die zwischen gut und alltäglich die MiUe hielt. An der Musik aber, die wahrlich nicht alltäglich ist, erhoben sich alle Herzen. Das fei der Volksoper lange gedankt. K. S. Luflspielhaus:Die blaue Haroal" von William Parker. Stt.it der gepfefferten französischen Zweideutigkeiten gab es im Lustspiel- hause diesmal ein« halsbrecherisch erfundene englisch « Kriminal- gefchichle. Ein Londoner Rechtsanwalt will ein« Ä-eformbill durch- iefrm, daß auf bloße Indizien ohne Geständnis des Angeklagten englisch « Gerichte kein Todesurteil mchr aussprechen dürften. Da sie vom Parlament verworfen wird, inszeniert er, um die Ungewiß- heit aller nur auf Belastungsmoments aufgebauten Gerichtsurteils dem Publikum recht drastisch vorzuführen, mit seinem Freunde eine Mordkomödi«. Der Freund hat unter Umständen, die zwingenden Verdacht erregen, daß er vom Recht-anwatt getötet sei, zu ver- schwinden und soll dann, nach dem Plädoyer des Staatsanwalts, der das Todesurteil gegen den belasteten Advokaten verlangen werde, plötzlich ln eigener Person vor dem Gericht erscheinen. Eine solche Sensatton würde wie eine Bombe wirken und auch das Parlament zuletzt bekehren. Das ist die erst« Karte. Die zweite, daß bei der Verhandlung statt des erwarteten Freundes die Nachricht kommt, man habe dessen Leiche in der Themse aufgefunden. Der Ar.ge» klagt« wird verurteilt. Die dritte Karte, Entdeckung des wirklichen Mörders im allerletzten Augenblick, wobei die blaue Hawai, ein« aus dem Briefmarkenalbum des Ermordeten gestohlene ungeheuer seltene und wertvoll« Briefmarke, die entscheidend« Roll« spielt. Di« Tricks sind mtt bemerkenswerter Findigkeit gemischt und hielten allem Anschein nach das Publikum in Spannung. Di« Hauptrolle, der Rechtsanwalt, kam in der Aufführung nicht recht zur Geltung. Anders Rollen waren durch Ulrich Bettag, Anton Poivtnsx und Lotte K linder wirkungsvoll vertpeten.-tr. Das südafrikanische Slondyke. Pilgerzüge von Automobilen und Motorcycles aus Pretoria , dazwischen schwerfällig« Ochsengespann« und von Eseln gezogene Fuhrwerk« aus den ländlichen Gebieten strömen, wie aus Iohannisburg berichtet wird, auf allen Straßen zu den neuentdeckten Goldfeldern der Gegend von Batavia und Kameel- boom, nordwestlich von Rustenburg in West-Transvaal. Infolge des ungeheuren Ansturmes war es nicht möglich, den einzelnen Ecld- fuchern die nachgesuchte Lizenz zum Graben zu erteilen. Es wurden vaher Syndikat« gebildet und der Boden durch das Los unter sie ver- teilt. Zwei Stunden, nachdem das Zeichen zur Aufteilung der Felder gegeben worden, waren die einzelnen Gebiete von den Syncckattn bereits abgegrenzt. Es ist gegenwärtig noch unmöglich, die Zukunft der Goldfelder von Batavia vorauszusagen: aber die Unternehmer knüpfen große Erwartungen an die Ergiebigkeit einiger Teile des Gebietes,