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Zeit, ihre Steuerschuld ftt Goldmark dadurch zu vermin- dern, daß sie mit der Zahlung der Steuer warten, bis die Mark weiter entwertet ist. Schließlich richtet sich die Höhe der Vorauszahlungen der Veranlagungspflichtigen nach dem Einkommen des letzten Jahres, das infolge der Geldentwertung längst gestiegen ist; der Veranlagungspflichtige Zenfit zahlt also viel weniger im voraus" als der Lohnempfänger, bei dem sich der Steuer- abzug nach dem gegenwärtigen Einkommen richtet. Aus all dem ergibt sich, daß es einmal nicht die Schu des Bürgertums ist, wenn überhaupt die veranlagungspflich- tigen Steuerzahler nach dem neueren Steuerrecht wirklich etwas schärfer angefaßt werden als bisher, daß aber anderer- feits auch das jetzt geltende Recht noch einer wesentlichen Verbesserung bedarf, wenn nicht bald eine Stabilisie- rung der Mark erfolgt. Die Stabilisierung, die einige Monate aufrechterhalten wurde, ist jetzt wieder einmal unterbrochen. Eine unerhörte Teuerungswelle, die den Sachwert- b e s i tz e r n gewaltige Gewinne bringt, die soziale Lage der Arbeiterschaft aber weiter außerordentlich verschälst hat, ist im Gange. Auch sie kommt den Veranlagungspflichtigen Steuerzahlern zugute, die sich ja in der Hauptsache aus Be- sitzenden und selbständigen Gewerbetreibenden zusammen- setzen. Ob durch die neue Steuerregelung wirklich erhebliche Mehrerträgs an Einkommensteuer hereinkommen werden, wie man erwartet hat, bleibt abzuwarten. Das ist Sache der Durchführung, in der die Steuerbehörden gegenüber dem Besitz bisher versagt haben. Darum ist es zum mindesten unzweckmäßig und jedenfalls irreführend, jetzt schon eine wesentliche Belastung der Besitzenden durch die Einkommen- steuer zu behaupten. Erst die nächsten Monate werden den Erfolg der neuen Steuermaßnahmen zeigen können, und selbst, wsnn er eintritt, bleibt die Tatsache nicht aus der Welt zu schaffen, daß es die Arbeiterschaft gewesen ist, die in der Zest wachsender Not ihre Pflicht gegenüber dem Staate ungleich besser erfüllt hat als der st e u e r f l ü ch t i g e Besitz!__ Das Zechenbach-Urteil. Presse und Reichstag. Während die gesamte Presse der Linken die Veröffent- lichung des Ritter-Telegramms ausführlich bespricht und den Beweis dafür, daß ein geradezu unbegreifliches Fehl- urteil vorliegt, als vollkommen erbracht ansieht, hüllen sich die Blätter der Rechten in Schweigen. Kein einziges druckt den Wortlaut des Dokuments ab, dessen Weitergabe vom Münchs- ner Volksgericht mit zehn Iahren Zuchchaus bestraft wurde, kein einziges unternimmt daher auch den Versuch, das geradezu wahnwitzige Urteil zu rechtfertigen. Diese Taktik des Tot- schweigens zeigt, daß die sogenanntenationale" Presse ihre parteipolitischen Interessen hoch über alle Forderungen der Menschlichkeit und der Gerechtigkeit aber auch über die wirk- lichen nationalen Interessen stellt, die eine schleunige Korrektur des unhaltbaren Urteils dringend erheischen. Mit desto größerer Spannung wird man erwarten müssen, was der Reichstag   in dieser Angelegenheit tun wird. Bekanntlich hat ein vom Auswärtigen Ausschuß ein- gesetzter Unterausschuß die Akten des Proezsies geprüft und über das Ergebnis dieser Prüfung einen Bericht angefertigt. Dieser Bericht stand kürzlich im Auswärtigen Ausschuß zur Debatte, es kam jedoch noch zu keinem Beschluß darüber, ob er an das Plenum des Reichstags weitergegeben werden soll. Ein folcher Beschluß soll in einer nächsten Sitzung des Aus- fchusses gefaßt werden. Der Aeltestenrat hat sich mit der ge- schäftsordnungsmäßigen Behandlung der f o z i a l d e m o- kratischen Interpellation über den Fechenbach- Prozeß beschäftigt und hat beschlossen, daß sie noch vor den Sommerferien zur Erledigung gelangen soll. Die' Geheimtuerei, mit der die ganze Angelegen- heit umgeben wurde, war für jeden, der das Material kannte, von vornherein unverständlich, sie auch nach der Veröffent- lichung des Ritter-Telegramms fortzusetzen, wäre noch unver- ständlicher. Es ist leicht zu erraten, daß sich der Auswärtige Ausschuß mit dem Ritter-Telegramm sehr ausführsich befchäs-
Sarlach im Staatstheater. Zum zweiten Mal« erscheint Barlach   auf dem Staatstheater. Nach den.Echten Sedemunds", die Jeßner inszenierte, nun der Arme Vetter" unter Fehlings Leitung. Heute wird im Neuen Volkstheater das dritte DrmnaDer tote Tag" heraus- kommen, und das viert«,Der Findling  ", wird, nach dem unge- wohnlichen Erfolg desArmen Vetters", gewiß bald nachfolgen. Womit sich dann auch die Erscheinung des Dramatikers, des Wort- künstlers Barlach   runden wird, nachdem die des Holz- und Stein- bildners bereits klassisch geworden ist. Barläch hat bereits die Fünfzig erreicht, und wenn er als Norddeutscher und ehrlich ge- wordener Handwerksmann, der fern der Literatur und der Mode heranwuchs, gewiß auch jetzt im sechsten Jahrzehnt noch Entwick- lungsmöglichkeiten hat, so darf man ihn doch als reife Form be- greifen. Es ist dem Regisseur Fehling zu danken, daß diese Be- greifung heute anders als vor zwei Jahren ausfällt. Seine In- szenierung hat mit überraschender Kraft und Transparenz die wirk- liche Lebenssubstanz der Barlachschen Wortkunst zu Tage gefördert: ein Stück norddeutscher Seele. Seine Sprache,«ine der plastischsten Sprachen, aus der Mundart und der Ansefauungsart des Nieder­deutschen schöpfend, blüht, und wenn sie ein Mann wie George spricht, so füllt sich Vergangenheit und Zukunft mit Bildern, Ge- rauschen und Gerüchen, die man leibhaftig zu spüren glaubt. In diesem sprachlichen Fleisch steckt«ine Mischung von Ernst und Humor, von Ekstase und(gewollter) Banalität, von Realistik und Phantastik, von Handgreiflichkeit und Spuk, die kurz gesagt ebenso niederdeutsch ist. Barlach  : das ist Norddeutschland! so fühlte man. Ist, endlich einmal wieder, ein Heimatdichter in edelstem Sinne, ein Gestalter, der aus einer Scholle hervorgewachsen ist, der aus einer Landschaft und ihrem Hochgewächs, deren Menschen, und dessen Hochgewächs, einer Sprache, heraus formt. Die Literatur in seinem Werk, von der noch ein hübsches Maß hätte über Bord geworfen werden können, empfindet man durchaus als Fremd- körper. Die Gestaltungskraft verläßt Barlach  , sobald er den sicheren Boden der Heimat verläßt, sobald seine Menschen beginnen, rhetorisch zu werden. Auch als Regisseur war er dann nicht mehr auf der Höhe. Sein Versuch, in den Szenen am Meer Barlachsch« Plastik in Bewegung umzusetzen, mißlang, mußte mißlingen, weil Barlach   Wortkünstler wurde, um das auszusagen, was sich nicht in Stein und Holz formen läßt. Die erste größere Hälft« dieses Dramas wird in dieser Jnsze- nierung bleiben. Die Balane zwischen Realem und Spukhaften war gefunden. Mav   freut sich, den selig verstorbenen Herrn Natura- lismus in geistigerer Form wieder auferstehen zu sehen. Geradezu physisch peinlich empfand man die Rhetorik des zweiten Teils, in dem die Linie in philosophischen Reden fast untergeht, um erst am Schluß wieder in einen energischen Punkt(mit neuen kleinen
tigt und daß er die Frage geprüft haben muß, ob die poll- tischen Wirkungen der Veröffentlichung tatsächlich solche waren, wie sie das Volksgericht feststellen zu können geglaubt hat. Kein Mensch wird annehmen, daß ein Gremium von Fachleuten, wie der Auswärtige Ausschuß es darstellt, den lächerlichen Unsinn der Urteilsbegründung für bare Münze nehmen konnte. Irgendwie muß der Auswärtige Ausschuß zu dem Prozeßergebnis kritisch Stellung genommen haben. das geschehen ist, und es ist zu erwarten, daß durch Verössent- lichung des Berichts diesem- berechtigten Verlangen Rechnung getragen wird._
die bapeeisihen Volksgerichte ungültig. Das Amtsgericht Hamburg   hat ein Ersuchen des Volksgerichts München   l, ihm Rechtshilf« zu Kisten, abgelehnt, da nach seiner Meinung dos Münchener   Dolksgericht überhaupt kein Ge- richt im Sinne des deutschen   Rechtes ist. Nach der Reichsverfassung sind ordentliche Gerichte nur die Amts-, Land-, Oberlandesgerichte, dos Reichsgericht und das baye­rische Oberste Landesgericht. Hierzu können die Dolksgerichte nicht gezählt werden, da sie im Eerichtsverfasiungsgesetz nicht vorgesehen sind, keine Rechtsmittel anerkennen und überhaupt nicht an die Förmlichkeiten des ordentlichen Strafverfahrens ge- banden sind, womit die in diesen Förmlichkeiten liegenden Rechts- garantien für den Angeklagten aufgehoben sind. Da die Volksgerichte somit keine ordentlichen Gerichte sind, so sind es Ausnahmegerichte, von denen das grundlegende fo- genannte Gesetz sagt, daß es außerordentliche Maßnahmen seien, im Gegensatz zum ordentlichen Strafverfahren. Solche Ausnahme- gerichte kann das Reich einsetzen und hat dies mit den Wucher- gerichten und dem Staotsgerichtshof getan. Beide Gesetze sind bei- sammen durch den übereinstimmenden Willen der Reichsgesetz- gebung. Ein einzelnes Land kann und konnte aber weder nach der alten, noch nach der neuen Reichsvsrfassung Ausnahmegerichte schassen. Nur die sogen. Kriegs- oder Standgerichte waren zulässig. Deren Beschaffenheit bestimmt«, kraft seiner Militärhoheit als Reservatrecht auf Grund des Bersailler Bündnisvertrages, Bayern  für sich. Die Boraussetzung der Wirksamkeit der bayerischen Standgerichte war aber das Bestehen des Kriegszustandes. Der Kriegszustand ist aber endgültig am 1. Dezember 1919 aufgehoben worden und infolge» dessen können feit Aufhebung des Kriegszustandes keine Standgerichte mehr bestehen. Die Volksgerichte wären also mangels des Kriegs- zustandes auch nach dem Vcrsailler Bündnisvertrag von 1879 nicht mehr zulässig als Standgerichte. Sie sind aber überhaupt keine Standgerichte, da sie nicht auf Grund der Militäreinrichtung bestehen, sondern auf Grund eines eigenen Gesetzes, welches sich auf keinerlei bayerisches und Reichs- recht stützen kann. Auch der Versuch, die Volksgerichte auf die zweifelhafte Er- mächtigung des Reichspräsidenten zu stützen, bei Gefahr im Verzug einstweilig« Maßnahmen zu treffen, muß scheitern. Selbst wenn der Reichspräsident diese Befugnisse hätte, könnte die Landesregierung die gleiche Befugnis nur dann ausüben, wenn die Gefahr so drin- gend ist. daß ein Eingreifen der Reichsregierung nicht möglich wäre, was offenbar nicht der Fall ist, da die Dolksgerichte schon 4% Jahre bestehen. Aber außerdem steht dieseeinstweilige Maßnahme" nur der Landesregierung zu und nicht der Landesgesetzgebung. Der Hamburger Richter belegt diesen durchschlagenden Gedanken- gang im einzelnen derartig mit allen Hilfsmitteln einer gediegenen Rechtswissenschaft, daß es für einen unabhängigen Richter nicht mehr möglich fein wird, sich der Beweiskraft dieses Beschlusses des Amts- gerichtes der ehemals freien Hansastadt Hamburg   zu entziehen. Im übrigen hat die bayerische Regierung als Antwort auf diese richter- liche Entscheidung nur behauptet, ihre Dolksgerichte feien gültig, ohne auch nur den Versuch zu machen, gegen den Hamburg  « Gerichts- entscheid Beschwerde einzulegen. « Die juristischen Darlegungen des Hamburger   Amtsgerichts werden in mteressanter Weise in derFrankfurter Zeitung  " durch Angaben eines badischen Richters ergänzt, der auf die praktischen Schmie- «gleiten hinweist, die sich aus dem Fehlen jeglichen Rechtsmittels bei den Dolksgerichten ergeben: Das Vorhandensein der bayerischen Dolksgericht« legt ge- legentlich auch dem nichtbayerischen Richter Rechtsfragen vor, auf die im folgenden kurz verwiesen sei. So erhalt? ich als Rechts- Hilferichter' in bayerischen Strafsachen tricht fetten Ersuchen bay-
Schnörtel) zu enden. Schade, daß durch die Atzentverschiebung vom Schicksal des Mädchens, das zwischen zwei Männern wählen muß, wählen muß zwischen irdischer und himmlischer Lieb«, auf das des überlebenden Bräutigams die Klarheit dieser Linie getrübt bleibt. Aber man nimmt das reiche Beiwerk und dies« Unsicherheit gern mit in den Kauf, da man allerorts spürt, daß das alles organisch hinzugeschossen ist, daß ein Kerl mit Gott   und dem Teufel ringt. daß er sich mit klammernden Organen an die fette, luftige Welt hält und doch in geistigstem Auftrieb«inen höheren Sinn sucht: so daß dieses Fräulein Isenkern wohl ebenso«in Selbstportröt ist wie der Siebenmark und der Hans Joe« Fetzen, Kräfte, Teilrichtungen seiner Seele. Fehling gelang es im ersten Teil die ganze Füll« der Lebens- substanz dieses Dichters mit einer Vollkommenheit in Fleisch und Bein umzusetzen! die Bewunderung erregte. Das Ensemble, das ihm zur Verfügung stand, unterstützte ihn anerkennenswert. Voran Georg«, der den Bräutigam Siebenmark zu einer bisher stärksten Leistung machte, immer wieder aus der Ekstase zum Realismus zurückkehrend und so nie den Boden unter den Füßen verlierend. Neben einer reichen Palette wirkt« Johanna H o f e r mit ihrer einen Farbe arm: sie ist Nhetorikerin, die nur in seltenen Augen- blicken in ihre Gestalt hineinkommt. Auch Kaiser   tastet« manch- mal noch an seinem Hans Joer von außen herum, allerdings nicht ohne Schuld des Dichter», dem dies« Gestalt oft genug entschlüpft. Was ihm niemals mit den Nebenfiguren passiert, die seiner bildnerischen Art am nächsten zu stehen scheinen. Die Darsteller voran Gronau  , S« g a l, Flora th, Klitsch, Witte und Elsa Wagner   füllten sie prächtig aus. Es gab, trotz der Ermüdung im zweiten Teil des Abends, einen vollen Erfolg, den ein paar Pfiffikusse nicht stören konnten und der trotz allen Aussetzungen, die als vom höchsten Niveau aus gemacht zu betrachten sind, zu den schönsten Taten des Staatstheaters zu zählen ist. Otto Ernst Hesse  . Tristan und Isolde  . Die Staatsoper hat. inmitten ihrer Direktions- und Spielmiseren,«ine Tristanaufführung heraus- aebracht, die stilistisch an die beste Tradition anknüpfte und in ihrem Gesamtbild nicht nur Fleiß und Arbeit, fondern auch innerliche Feier- lichkeit oerriet. Wer sich dem Wunder dieses Werkes, das Anfang und Ende aller modernen Musikdramatik bedeutet, lange nicht hin- gab, dem wurden vor der Größe, der seelischen Durchdringung, von der Mystik dieser Partitur die Augen feucht. Es gibt keine Oper, in der die deutsche Sprache fo einfach und natürlich den ihr inne- wohnenden musikalischen Rhythmus ausstrahlt. Das tiefste Seelen- leben der Musik selber klinqt an unser Empfinden. Tristan und Isolde   ist die Lösung des Rätsels vom entmaterialisterten Drama. Ein antikes Ideal wurde mit den Mitteln moderner Chromotik ver- wirklicht. Wer den Puls dieser Partitur schlagen hört, der weiß auch, daß es eine Ideolaussührung des Tristan nicht geben kann. Der Einzel.
' ersscher Staaksonwälte um Eröffmmg nnÄ Vvllzng von H a fte befehlen, die auf Grund des bayerischen Bolksgei'ichtsgesetzes von ihnen erlassen sind: dabei wird stets bemerkt, daß in Bolls- gerichlsfachen Haftpflichten nicht laufen, der Beschuldigte also des wichtigen Schutzes entbehrt, den er im vorbereitenden Berfahren nach§ 126 der Reichsstrofprozetzordnung dadurch genießt, daß die erste Hastfrist von einer Woche nur zweimal und nur bis zur Ge- samtdauer von vi« Wochen verlängert werden kann. Ich muß dann«widern, daß ich den Hastbefehl eines Staatsanwalts nicht als rechtsverbindlich an« kennen könne, da« den grundsätzlichen Bestimmungen der zum mindesten für den mchtbayerischen beut» schen Richt« allein gültigen Roichsstrafprozeßordnunz wid«streite, oder ick«lasse dann entweder von Amts wegen einen selbst­verständlich an die Haftfristen gebundenen richterlichen Haft­befehl oder ordne, falls ich die Boraussetzungen für eine Der- Haftung nichts als gegeben«achte, die Freilassung an. Noch in keinem Falle Hobe ich es«lebt, daß gegen eine d«artige Zkr- fügimg Beschwerde eingelegt wurde. Die beteiligten bay- erischen Staotsamvalsschasten haben damit offenbar an«komrt, daß ein nichtbayerisch« deutfch« Richter wohl nicht anders handeln kann." Daß mit einer solchen Justiz der Ordnung szelle" keine staatliche Autorität auftecht erhalten werden kann, ist danach wohl klar. Um so mehr muß die Ford«ung noch d« Herstellung ein« geordneten Rechtspflege auch in Bayern  «hoben werden.
Henning klagt an. Doppeltes Spiel" der ReichSregierrmg? Die Abfuhr, die den Völkischen bei ihrer Beschwerde im Reichstage zuteil wurde, hat ihnen böse Schmerzen verursacht. Einer aus ihrem Drermännerkollegium, Herr Henning, geht deshalb jetzt in derMecklenb. Warte" mit schwerem Geschütz gegen die Reichsregierung vor. Er beschuldigt sie und besonders den Reichskanzler des Treubruchs und des dop- pslten Spiels: Die Reichsregierung wußte über dle Organisation d« Deusschvöllsschen Freiheitspartei Bescheid und hat sie w o h l- wollend geduldet. Im Vertrauen auf die Reichsregie- rung haben die deutschen Männer, die zum Teil heute noch hinter Schloß und Riegel sitzen, geschwiegen und die Hast üb« sich ergehen lassen, obgleich sie wußten, daß eine freimütige Aus» sage sie sofort aus der Haft befreien müßte. All diesen Männern und all den vat«ländischen Organisatioen, auf die eine nationale Regierung sich stützen muß, hat die Reichsregierung die Treue gebrochen. Uns Bölkischen gegenüber ab« hat die Reichsregi«ung doppeltes Spiel gespielt. Sie hol zu Beginn des Kampfes uns gegenüb« so getan, als ob sie i n n e r« lich auf unserer Seite stünde. Ab« als Herr Oefer von uns im Reichstag« gestellt wurde, weil He« Severing sick damit brüstete, daß« gar nicht selbständig vorgegangen sei, sondern in engem Einvnnehmen gerade mit ihm, da fand H«r Oes« keine Antwort. Dies Verhalten d« Reichsregierung ist so jammer» voll, daß es keines weiteren Wortes darüb« bedarf. Wir hoben eben das klare Bild: He« Euno, d« vielleicht anfangs Ansätze von gutem Wllen gezeigt hat, wurde durch die dunklen Einflüsß? hinter den Kulissen in imm« groß«« Abhängigkeit gebracht, und stand schließlich vor d« Entscheidung, ob er sich im Innern und in sein« Außenpolitik auf die nationalen und völkischen od« auf die internationalen rein materialistischen Kreife stützen wollte. Diese Entscheidung hat« schon»or Wochen getroffen und zwar gegen die Nationalen und Völkischen  ! Daher seine Lähmung geg�n- über Severing, dah« sein Doppelspiel gegen un» und doh« schließlich auch seine Nachgiebigkeit gegenüber unseren äußeren Feinden in seiner letzten Erfüllungsnote. Es gibt anbere Sorgen für das deutsche Volk, als die Klagelieder der Deutfchvölkisc�n. Aber wenn hier offen be- hauptet werden darf, daß die Reich-megierung und besonders der Kanzler um die Plans der Deutschvölkischen gewußt Härten, daß sie also von der Verschwiegenheit der inzwischen verhafteten Geheimbündler abhängig seien, und wenn ihnen offen der Vorwurf gemacht wird, die Treue gebrochen zu haben, so gibt es keinen Grund mehr, der die Regierung zum weiteren Schweigen veranlassen dürste. Solches Schweigen könnte und müßte als Schuldbekenntnis gedeutet werden.
fall fordert sein Recht und müßte doch ganz psychologisch« Allegorie, der pantheistffchen Alldurchdringung geops«t w«den. Menschen sind am Werk, beste Kräfte, die sich für eine Rolle hingeben. Barbara Kemp   singt die Isolde zum ersten Male. Glücklich d« Tag, da sie ihre Berufung zum liebenden Weibe entdeckte, nachdem sie so oft in ihren Rollen das llnroeibliche, Neroöse, Dekadente hat suchen müssen. Glücklicher der Abend, an dem sie ihre Berufung ganz be- wiesen, ihr Wesen ganz angefüllt haben wird mit dem Weiheschimm« dieses aus Rachsucht zur Liebe, aus Liebe zu Entsagung und Tod aufwärts geführten Wefens. D« erfte Akt gelang prachtvoll. Hier ist das liebende Weib zugleich gefesselt und entfesselt: Blick und Ge- bürde, Gesang und Sprachalzent treffen st ei und in kluger Unbewußt- heit,«rklärt und in dämmernder Hingebung das Rechte. Im zweiten Akt greift die Rolle in die gelockerte Seele der Künstlcm ein: ihr Winken und Warten wird Nervosität, ihr Liebeslied in der Dämpfung des Ausdrucks unhörbor: auch im Liebestod ragt diese Stimm«, schöner und zart« als früh«, nicht üb« die Wogen des Orchest«s, die Schillings ebnet, glättet, beruhigt. Er hat eine feine Hand für dieses, wie für jedes and«e Wagners che Werk. Man kann es mehr differenzieren und nuand«en, ab« kaum vornehmer und traditionssicher« leiten. Fritz Soot   bleibt im zweiten Akt müde, der st«bende Tristan raffte sich ab« zu ein« visionären Sc- sangsleistung von höchstem Rang empor. Die Brangän« von Frau Arndt-Ober erinnerte an die besten Tage von Frau Marie Götze, übertraf sie noch an Wärme des Gesangs. Helgers er- füllte die Rolle des Königs Marke mit Inbrunst und wahrhaftigem Ausdruck, Scheid! war als Kurwenal äußerlich ein wenig zu jung, i nn«lich ganz Güte und Treue. Der Erfolg des Abends war, von einem taktlosen Pfeif« abgesehen, außerordentlich. k. s.
Im Deutschen   cpernhauS gastiert Sonnabend Bernhard BStel-I« Manrico und Zora Bihoq von der Oper in Budapest   alt Leonore inDer Troubadour  '. Eine Weimarer   VauhauS-Woche. Da« Staatliche vaubau? in Weimar  , diese Anstalt, in der alle modernsten Kiinstbestr-bungen'o etfrige ipfteee finden, veranstaltet vom Ialt 6i« September bietet Iabret ibre erbc Autstellimg. die folgende Gebiete umsasien wird: Die Schule, die Wer!- statten, den Lau, Malerei und Plaitik, Liiljn-. Den Höhepunkt der Nut- stellung loll eine Bauhautlvoche bilden, in der Vorträge, Spiele, Tänze mufikalische sowie tbeatralilche Aufführungen. Kino und Marionettentheater iind auch em Fest der Lauhäusler die neuen Bestrebunzen veranschaulichen sollen. Die neue» Slcgyptcr. Nach dem Bellviel des Freifiaatet Irland schickt fich jetzt auch Aegypten   an. zum Gedäckitnl» der papiernen Unab. hänglgkeit. die ihm England zugestanden hat. eigene Briesmarien autzu- aeben. König Fuad will seine Souveränität durch die Schaffung einer Briefmarke, die sein Bildnis trägt, zum Autdruck bringen. Et g-nbi-ht dabei zum erstenmal in der Geschichte de« Pharaonenlande», datz dat Bild «inet Herrsch«» in Umlauf gesetzt wird. Kirchen in amerikanische» SotelS. Da» ist die letzte Neuerung die die Hotelbesitzer ihien G-li-n zu bieten haben. Einige Hotels in New Bork haben die Anregung zu diclcm neuen.Komfort', geaeden. Sie bane» kavellen in ihre Paläste ein, deren jede ein gemallet Fenster enthalt, um aus den Eharatt« de» Ortet zu dcuteu. Ferner wird ein Altar erricktet Kirchenstüble«usgestellt und auch angemessene Beleuchtung installiert. Die Kapellen find Tag und Nacht für die dwerse» Christen unter den Hotel  - gasten zugänSllch.