Dienstag, öen S.Fum in Berlin öffentliche Versammlungen Das Angebot der Industrie— ein Attentat auf Republik und Arbeiterschaft!
Das Krifenbilü der Reichsbank. .Ravensteins Bericht in der Generalversammlung. In der heute abgehaltenen Generalversammlung der Anteils» eigner gab der Präsident Dr. Häven st ein einen Ueberblick über die Entwicklung des Wirtschaftslebens und des Geldmarktes sowie über die geschäftliche Tätigkeit der Reichsbank während des Jahres 1922. Aus seinen Ausführungen ist folgendes hervorzuheben: Unter den Einwirkungen des verhängnisvollen Versaille? Der- träges machte die Zerrüttung unserer Reichssinanzen und Währung sowie des deutschen Wirtschaftslebens überhaupt im De- richtsjahre ganz verderbliche Fortschritte. Die an die Reichs- dank gestellten Anforderungen an Krediten und Zahlungsmitteln erreichten elf- bis zwölffache Ziffern des Vorjahres. Die gesamte Kcpitalsanlage steigerte sich um 1474,3 Milliarden auf 1607,9 Mil- liarden Mark, und der Notenumlauf erfuhr eine Zunahme um 1166,5 Milliarden Mark auf 1289,1 Milliarden Mark. In der Berichtszeit stieg der Dollar von 186,76 auf 7369 Mk. und di« G r o ß- Handelsindexziffer von 3666 auf 147 599. Die jähe Daluta- Verschlechterung bedang eine zunehmende knappheil am Geld- und Kapitalmarkt, und da sich die Ausgabe von Aktien als unzulänglich erwies, lag es nahe, den Handelswechsel wieder aufleben zu lasten. Der Wechsel- bestand der Reichsbank ist von 1 Milliarde am 31. Dezember 1921 auf 422,2 Milliarden am 31. Dezember 1922 gestiegen. Die Steigerung wäre noch gröher gewesen, wenn nicht die Reichsbank bestrebt gewesen wäre, di« Kredite zu beschränken. Das stark« Kredit- begihren der Privatwirtschaften wurde aber noch wie vor ziffer- mäßig durch tue Kreditansprüche de» Reichs weit übertroffen, besten schwebende Schuld sowohl für die Leistun» gen aus dem Friedensvertrag als auch für den eigenen Verkehrs- bedarf lawinenartig anwuchs, ohne daß die Einnahmen auch nur einigermaßen parallel gehen konnten. So muhten, da der reguläre Anleihemarkt weiter verschlossen war, im Berichtsjahre an Reichs- schatzanweisungen insgesamt 1248 Milliarden neu ausgegeben wer- den. Bei der kritischen Lage am Geldmarkt verblieben diese zum überwiegenden Teil in den Beständen der Reichsbant, so daß der prozentuale Anteil der im f r e i e n V er keh r befindlichen Schatz- anweisungen an der Gesamtausgabe von 46 Proz. Ende 1921 auf 21 Proz. Ende 1922 sank. D4e gewaltige Inanspruchnahme der Reichsbank konnte durch die Erhöhung des G i r o k o n t s a tz« s nur in ganz geringem Maße abgedämmt werden. Wenn di« Reichsbant trotzdem den Diskontsatz von 6 bis auf 19 Pxoz. erhöht«, so einerseits, um Warnungssignale aufzurichten und damit die tatsächlich eingetretene Kapitalnvt und die fortschreitende volkswirtschaftliche Verarmung allen Kreisen der Bevölkerung zum Bewußtsein zu bringen, sodann aber, um im Intereste der Entlastung der Bant«inen verstärkten Anreiz zur Abnahm« von Schatzanweisungen zu schaffen. Die mit der gewaltigen Inanspruchnahme im engen Zusammen- hang stehende überaus große Ausd«hnung des Zahlung»- mittelumlaufs— das letzte Quartal zeigte z. D. im Derpwch zum ersten Quartal einen SOsachen Mehrbedarf— machte umfangreiche technische und organisatorische Slenderungen in den Bantnotenherstellung notwendig und erforderte zudem die Hinzuziehung einer Reihe von Prwatdruckereien. Die Mark sank in ihrem Außenwerl von ein vlerzlgfiÄ VC« unter ein Zweitausendstel des Vorkriegswerte», in der Haupstach«, weil unter Fortbestehen der ungünstig«» Handels- und Zahlungsbilanz im In- und Ausland« di« Ansicht immer mehr an Boden gewann, daß die dringend nötige, aber immer wieder her- ausgezögerte Abänderung der Reparationsverpflichtungen zu späterfolgen werde, um einen völligen Zusammenbruch Deustchlonds noch verhindern zu können. Die Folge davon war, eine weitere grenzenlos« Spekulation in der Mark, ferner eine Devisen- und Sachgüterhamsterei größten Stils, die den Devsten» und Ausfuhr- markt verengte und fo stark preissteigernd wirkte. Es wurde auch auf der Konferenz in G en u a anerkannt, daß unter solchen Um- ständen, die noch durch beträchtliche, nur mit der Notenpress« fi- nanzierbare Bar- und Sachlei st ungen an die Entente er- fchwert wurden, der«ingetreten« Währungszerfall«in zwangs- läufiger war. Zwar zeigte sich die Reichsregierung«isrigst bestrebt, die Voraussetzungen für eine Stützungsaktion der Mark im Wege eines 3- bis 4jährigen Moratoriums usw. herbeizuführen, di« Reichs- dank.zeigte sich selbst unter größten Bedenken zur Bereitstellung von 599 Millionen Goldmark zu Stabifisierungszwecken geneigt, aber alle Dorschläge wurden von den Gegenseite nicht akzeptiert. So blieben nur kleine, bedingt wirksame Mittel zur Stützung der Mark übrig, so die Devisenverordnung, die Ablies«rungspslicht für Export- deoisen, die Intervention der Reichsbank an m- und ausländischen Börsen u. a. m. Durch die aus Verlangen der Reparattonskommission hergestellte Autonomie der Reichsbank ist die seitherige, wenn auch im wesentlichen nur theoretische Abhängigkeit von der Reichsleitung beseitigt und das Reichsbankdirektorium zur ausschließlichen Leitung der Reichsbank bestimmt. Di« Gesamtumsätze sind von 29 999,6 Milliarden Mark auf 95 549,8 Milliarden Mark, also um 75 459,2 Milliarden Mark ge- stiegen. Der Melallbestand betrug am 30. vezember 1922 insgesamt 1074 Millionen Mark.
(Forstetzung in der Morgenausgabe.)
Vevisenkurse.
89. Mai
jttinsrr» .«Seid-) Nur»
»«raufer c»ri«f.) Nur,
1 holländischer Gulden... 1 argentinische Papier -Peso 1 belgischer Frank...... 1 norwegische Krone,... 1 dänische Krone....... 1 schwedische Krone..... 1 finnische Mark....... 1 japanischer Den...... 1 italienische Lire...... 1 Pfund Sterling...... 1 �Dollar........... 1 französischer Frank.... 1 brasilianischer Milrei«.. 1 Schweizer Frank...... 1 spanische Peseta•■ 100 österr. Kronen(abgef� 1 tschechische 5�'..... 1 ungarische krtMO..... 1 bulgarische?rwa..... 1 jugoslawischer Dinar...
23516.06 20947.60 3409.47 9850.31 11062.27 15910.12
2857.83 276307.50 59850.- 3975.03
23633.94 21052.50 3418.53 9899.69 11117.73 15987.88
2872.17 277692.50 60150.- 8994.97
29. Mai «Safer verkiufir gveld-)|(»rief-)
«ur»
«an
23541.— 21790.12 3401.47 9750.56 11041.31 15860.25 1657.84 29027.25 2857.83 276806.25 59825.06 3967.65 6114.67 10822.87 9127.12 85.03 1792.50 11.42 638.40 641.39
23659.— 21202 88 3418.53 9799.99 11202.69 15939.75 1666.16 29172.75 2872.17 278193.75 60124.94 8987.45 6146 33 10877.13 9173.88 86.47 1801.50 11.48 641.50 641.46
Nißstänöe im Sieölungsbau. Aus Mieterkreisen wird uns geschrieben: Schon während des Krieges begann man selbst in ganz rechts- gerichteten Kreisen einzusehen, daß unser Wohnungsbau aus einer anderen Grundlage aufgebaut werden muß, wenn den Kriegs- beschädigten Unterkommen beschafft werden und ein« Gesundung des Doltskörpers eintreten solle. Ueberall rang sich der Gedanke durch, daß mit der rücksichtslosen Anwendung des Mietkafernenbaues ge- krochen werden und an dessen Stelle— wenigstens teilweis«— der Siedlungsbou treten wüste. Man stellte dies sogar als volks- wirstchastliche Notwendigkeit hin, um den Nahrungsmittelfpielraum zu erweitern. Im Jahre 1919 nahm man auch einen Anlauf zur Durchführung dieser Gedanken. Bei der herrschenden Materialknapp- heit wurden aber verschiedentlich Wohnungen gebaut, die infolge der sehr prünistven Ausführung ihre späteren Bewohner nicht befrie- digten. Seit dieser Zeit haben sich die Derhältniste aber sehr ver- ändert. Aus den einfachen sind die jetzigen Siedlungen zu ärchitek- tonischen Anlagen ausgewachsen, di« den Erwerb einer Wohnung für einen Arbeiter oder Angestellten fast ausschließen. Jetzt haben dies« Mißoerhältnifle einen Umfang angenommen, der die Frage berechtigt, bei welcher Gesellschaftsschicht eigentlich der Begriff: „minderbemittelte Dolksklassen" aufhört. Denn letzten Endes sollen durch Gewährung des Landesdarlehns Wohnungen für diese ge- schaffen werden. Am schlimmsten liegen die Dinge in den westlichen Vororten. Da ist eine im Vau befindliche Siedlung, di« nichts anderes ist als eine Dillenkolonie. Geht man von dieser Siedlung durch den Forst noch dem Grunewald, so gelangt man an eine Siedlung der Deutschen Baugenossenschaft„Selbsthilfe", die bisher ein Doppel- Haus errichtet hat. Ein großer Teil der Stein«, die zu denz Bau pebraucht wurden, sind von den Genosten in ihrer freien Zeit als Schlackensteine hergestellt worden. Man mag zu der Selbsthilfe Nichtfachkundiger stehen wie man wolle, trotzdem muß man die Energie hoch anerkennen, mit der dort Angestellte und Beamte körperlich ungewohnte, schwere und schmutzige Arbeit ausführen, um sich Wohnungen zu schaffen und dadurch auch ihrerseits bei- tragen, der Wohnungsnot zu steuern. Nach Ansicht jedes vor- ständigen Menschen müßten die Leute von allen behördlichen Orga- nen unterstützt werden. Das Gegenteil ist der Fall; man erschwert ihnen ihr Vorhaben, wo es irgend angängig, ist. Richt weit vom Bahnhof Grunewald liegt eine groß«, urfprüng- lich als Eifenbahnerheimstätte geplante Siedlung. Bei einem Spaziergong durch diese kann sich jeder persönlich von dem Wechsel überzeugen, der in den Anschauungen über die Notwendigkeit der Wohnungsbeschaffung für die verschiedenen Bevölkerungsklasten ein- getreten ist. Im Jahr« 1919 hielten alle Siedlungsbeflissenen die Abhilfe der großen Wohnungsnot der„minderbemittelten Volks- klasten", also der Arbeiter und Angestellten, für das allernotwendigste. Der erste Teil der Siedlung macht darum auch einen einfachen, schlichten, teilweise sogar primittven Eindruck. Aber schon der im Jahre 1920 fertiggestellte Teil Hot einen anderen Charakter. Als Eifenbahnerheimstätte kam die Siedlung nicht mehr in Frage, man brauchte sich also kein« Beschränkung mehr aufzulegen. Die Gärten werden nicht mehr allgemein zur Erweiterung oe» Nahrungsmittelspielraumes benutzt, man müßte denn die Grasnutzung der Rasenflächen als solche ansehen. Was sich bei d«m. jetzigen Bauteil aber darstellt, hat mit Siedlungstätigkeit gar nichts mehr zu tun. Wohnungen mitS bis lOZimmern, Autoga ragen, großartigen Veranden. Hier werden auch die Gärten von Gärtnern angelegt, da sich die Wohnungsinhaber diese Arbeit wohl nicht zutrauen: oder sollten sie die Arbeit scheuen? Eine Gartennutzunq kommt nur noch in einzelnen Fällen in Frage. Wir wiederholen darum unsere eingangs gestellie Frage, ob die Wohnungsbauobgabe, d«r«n hauptsächlichster Ertrag doch von den Arbeitern und Angestellten aufgebracht wird, für di« Wohnungsbefriedigung von Leuten gebraucht wird, die ostenbar nicht zu den Minderbemittelten gehören. Irren wir uns. mcht, so ist das Gelände vom preußischen Staat ebenfalls zum Preis« von 1.80 M. für den Quadratmeter hergegeben, um Siedlungs- g e l ä n d e zu schaffen. Soll diese» Gelände lediglich als billiges Villengelände für einig« unserer neuen Reichen in Betracht kommen? Eigentümlich ist es. daß keine der Aufsichtsstellen gegen diese Art der Eiedlungstätigteit etwa» einzuwenden hat. Der Städtebau - direttor soll ja selbst in der Siedlung wohnen. Jedenfalls stehen die Dinge im Widerspruch mit den Ausführungen des Herrn Staats- fekretär Scheidt,„daß auch heute noch gebaut werden kann, wenn man sich des nicht angebrachten Luxus entschläfft."
Mutter und Tochter. von der Anklage des Kindesmordes freigesprochen. Bor dem Schwurgericht de» Landgerichts I entrollte sich heut« früh ein trübes Familienbild. Weaen Tötung des 12 Tag« alten unehelichen Kindes Kurt hatte sich die Arbeiterin Erna Töpper vor den Geschworenen zu verant- warten. Erna Töpper ist ein ISjährige» blondes, außerordentlich schönes Mädchen, während die Mutter,«ine 58jährig« Frau, einen etwa» schwachsinnigen Eindruck macht. Erna Töpper schildert dem Gericht, wi« sie zu ihrer Tat ge- kommen ist. E, handelt sich danach um eine Derzweiflungs- t a t der beiden Frauen. Mutter und Tochter wohnten zusammen in einer Stube und Küche. Die Mutt«r war 36 Jahre mit einem Schuhmacher verheiratet gewesen. Der Mann war aber Trinker und halt« sich Jahre hindurch in einer Trinkerheilanstalt befunden. In dieser Zeit ist Erna geboren worden. Die Mutter, die sich von dem unheilbaren Trinker trennte, verdient« kaum den notwendigsten Lebensunterhalt. Inzwischen hatte di« Frau Töpper einen Schuh- macher Wilhelm Müller als Schlafburschen in di« Wohnung ge- nommen, der mit der Frau in näher« Beziehungen kam. Die Toch- ter, die in einer Knopffabrik arbeitete, lernte ebenfalls einen Schuh- macher kennen, der Dater ihres Ansang 1922 geborenen Sohnes wurde. Die Rot der Frauen stieg ständig, so daß sie den Entschluß faßten, Hand an sich zu legen. Frau Töpper lieferte ihre Arbeit ob und die Tochter schrieb folgenden Brief an ihre außer dem Hause wohnende Schwester Liese:„Liebe Schwester! Wenn du diesen Brief empfängst, soll es der letzte Gruß fein. Das Leben, das wir hier führen, ist nicht«rtragbar. Herr Müller(der Schlafbursche) ist noch immer bei uns und wir werden ihn nicht los. Die Mutter hat er wieder so geschlagen, daß sie sich acht Tage lang nicht aus der Straß« sehen lasten konnte. Auch mich überhäuft er mit den schwersten Vorwürfen. Wir ertrogen das Leben nicht mehr. Wir machen ein End«. Wenn du den Brief bekommst, sind wir nicht mehr- am Leben..Ich war 14 Tage in der Charit« und habe von dort einen kleinen Jungen mitgebracht. Den nehmen wir auch mit." Nachdem dann der Abschiedsbries geschrieben war, trug die Mutter ihn in den Btieskasten. Zurückgekehrt, öffnete sie den Gashahn in der Stube, während di« Tochter 12 Groschen in den Automaten steckte. Dann legten sich Mutter und Tochter, das Kind in der Mitte, in das ett. Nach einiger Zeit jammerte und stöhnte Erna, daß sie-s nicht aushalten könne. Die Mutter jagte aber:„Du hast nun einmal Ja gesagt, nun mußt du es auch aus- führen. Darauf schliefen beide ein. Gegen Abend, um 7 Uhr, kam Müller nach Hause, merkte den Gasgeruch und benachrichtigte die
Polizei. Die beiden Frauen sind erst im Krankenhaus wieder er- wacht. Das Kind war tot. Der Vertreter der Anklage be- antragt e Bejahung der Schuldfragen nach Tötung, will aber den Angeklagten mit Rücksicht auf ihre verzweifelt« Lag« mildernde Umstände zubilligen. Nach kurzer Beratung verkündete der Ob- mann der Geschworenen den Wahlspruch aus nichtschuldig. Die beiden Angeklagten wurden daraufhin freigesprochen.
5ahrpreisermäßigung für Kleingärtner. Unter bestimmten Boraussetzungen wird für die Zeit vom 1. März bis 31. Oktober im Bereich der deutschen Reichsbahn eine Fahrpreisermäßigung für Eigentümer und Päch- ter von Kleingärten und ihre Angehörigen für ihre Fahrten zwischen den nöchstgelegenen Stationen des Wohn- oder Arbeitsortes einerseits und des Kleingartens andererseits gewährt. Die Ermäßigung ist mit v o r d r u ck m ä ß i g e m und behördlich bescheinigtem Antrage unter Abgabe de, Lichtbildes bei den nächstgenannten Stellen zu beantragen: Auskunftei Berlin Alexonderplatz , Fahrkartenausgaben Berlin Anhalter Bahnhof , Stettiner Bahnhof, Schlestfcher Bahnhof, Görlitzer Bahnhof. Gepäck- abfertigung Berlin Lehrter Bahnhof . Nordrucke zu den Anträgen werden an den Fahrkartenschaltern der verkehrsreicheren Bahnhöfe verkauft. Nach Prüfung des Antrages und der Bescheinigungen wird jeder Person ein Lichtbildausweis erteilt. Gegen Vorzeigung dieses Ausweises erhält der Berechtigte am Schalter eine Fahrkarte zumhalbenPreise nach der dem Kleingarten oder dem Wohn- ort nächstgelegenen Station, die auf dem Ausweise migegeben sind. Der Ausweis ist st eis zugleich mit der Fahrkarte und bei Abgabe derselben vorzuzeigen. Die Fahr- Preisermäßigung wird für Fahrten, die auf Zwischenstationen be- endet werden sollen, nicht gewährt. Die seit dem 15. Mai 1920 ge- währte Fahrpreisermäßigung für Kolonisten und Siedler an den Fern st recken in der Umgebung Berlins wird mit Gültigkeit vom 1. Juni 1923 aufgehoben. Nähere Auskunst erteilen die Fahrkartenausgaben und Auskunftstellen.
Der republikanische Jugcndbund Schwarzrotgold hatte am Sonntag den 27. Mai zu einer Gedenkfeier an die Er» öffnung des Fronfurter Parlaments eingeladen. Der stimmungs- volle Abend wurde eingeleitet durch einen Vorspruch von Duder- stadt. Die Hauptrede hielt Proffessor Ludwig Quidde aus München über dos Thema:„1848 bis 1923". Er schilderte di« Bewegung von 1843, die sich anknüpfte an das in Offenburg aufgestellte Pro- gramm von 1847, also nicht lediglich eine Folge der französischen Februarrevolution war. Er zeigte, warum jene Bewegung scheitern mußte: die Ziele des Frankfurter Parlaments waren in der da- maligen Zeit noch nicht zu verwirklichen. Die Lehre der Revolution von 1848 für die Gegenwart aber besteht darin, daß die deutsche Jugend die neue Republik mit dem Geist der Kämpfer der Nationalversammlung erfüllen müste. An den Dortrag schloß sich eine Rezitation von Gedichten Frciligraths und Brögers durch Raoul Lenge.__ Eine Unverbesserliche. Die 25 Jahre alte Hedwig H a n t k e, die früher mit„Grüßen von Bekannten vom Lande" einen einträg- lichen Lebensmttelschwindel betrieb, ist jetzt auf einen anderen Tricks verfallen. So brachte sie einen P h o t o q r a p h e n aus dem Tieff-� garten, besten Wohnung sie ausgekundschaftet hatte, um Apparate im Werte von mehreren Millionen. In einem anderen Falle mietete sie sich in einem P e» si o n ä t ein. Als sie im Gesell«» schaftszimmer einen kostbaren Pelzkragen liegen sah, schützte sie einen eiligen Einkauf vor, erbat sich von der Dame zu dem Ausgange den Kragen, damit sie nicht erst aus ihr Zimmer zu geben brauche, um sich umzukleiden, ging weg und kam nicht wieder. Sie soll auch ihre eigene Mutter, eine Kriegerwitwe, mehrfach bestohlen haben. Mit- teilungen nimmt die Dienststelle B. II, 2 im Polizeipräsidium entgegen. Billige Salzheringe. Das Ernährungsamt dxr Stadt Berlin veranstaltet in Gemeinschaft mit den Vereinen der Groß-Berliner Fisch- und Röucherwarenhändler in dieser Woche wiederum einen Vertauf preiswerter Salzheringe. Es handelt sich um große norwegische Sloe-Heringe(Jahrgang 1923), die sich nach ge- nügender Wässerung ebenso zum Rohgenuß wi« zum Braten oder Einlegen eignen. Der Abgabepreis beträgt dreihundertundfiinszig Mark je Stück. Mehr als zehn Stück dürsen jedoch an einen Käufer, nicht verabfolgt werden. Der Verkauf findet lediglich am Donnerstag und Freitag dieser Woche statt. Die Verkaufsstellen, die sich in größerer Zahl in allen Stadtteilen Berlins , insbesondere auch in den ehemaligen Vororten befinden, werden morgen an den Anschlag- faulen bekanntgegeben. Einschlagpapier oderGefäße sind mitzubringen! Ungültige Sladlbahnkarten. Infolge der am I.Juni d. I. ein» tretenden FabrpreiSerhöbung werden die im voraus gelösten. besonders gezeichneten Einzelkarte fi des Stadl-, Ring- und Vorortverkehrs mit Ablauf des 81. Mai ungültig. Dies» Karten werden bis zum 20. Inn i an den Fahrkartenstbolterir gegen Erstattung des dafür gezahlten Fahrgeldes zurückge» nommen. Nähere Auskunft erteilen die Fahrkartenausgaben. Zugunsten der Lufisahrtwistenschast. Die vor dem Krieg« be- gründete Wissenschaftliche Gesellschaft für Luftfahrt e. V., deren Vor» sitzender gegenwärtig D r.- I n g. Schütte, der bekannte Konstruk- teur der nach ihm benannten lenkbaren Luftschiffe ist, ist infolge dcr allgemeinen wirtschaftlichen Schwierigkeiten in schwere Rot ge« raten. Um die Mittel der Gesellschaft zu stärken, die für die wisten- schaftliche Erforschung der Luftfahrt so Hervorragendes geleistet hat, findet am Freitag, den 1. Juni, in den Gesamträumen des Flugver- bandhauses, Blumeshof 17, ein« Veranstaltung statt, zu der der Reichspräsident und der Reichskanzler erwartet werden. Der Reichsverkehrs-, der Reichspost- und der Reichsernährungsminister, Reichstagspräsident Lobe, Oberbürgermeister B ö ß, Vertreter der Universität und der Technischen Hochschule sowie zahlreiche Reichs- tagsabgeordnete haben ihr Erscheinen zugesagt. lieber den Zusammenhang deS Marxismus mit drr klaffischen deutschen Philosophie Ivricht beute abend 7'/, Uhr im Auftrage der Kantgescllschast Pros. Dr. Max Adler -Wien in der Universität, neues Aulagebäude, Franz-Joseph-Platz(gegenüber dem Opernhaus), Hörsaal 4.
Die Segelflüge in Ostpreußen . Bei der Verteilung der Preis« für die Teilnehmer deS erste» KiistensegelflugeS ivurde dem osi« preußischem Schulz eine Prämie von 500000 Mark sü« den Strecke nflug vom Predienberg bis Pill- koppen zuerkannt. Von einer im Anschluß an die PreiSver- teilung gemochten Stiftung von einer Million, wurde die eine Hälfte den Rhoensegelsiügen, die andere Hälfic den Ve'ranstalmngen auf der Nehrung zugesprochen. Erdbebenkatastrophe in Persien . Nach Berichten aus Teheran sind bei einem Erdbeben in der Nähe von Mesched viele Dörfer zerstört worden und Tausende von Menschen umgekommen.