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Abendausgabe

Nr. 264 40. Jahrgang

Ausgabe B Nr. 132

Preis 150 Mark

8. Juni 1923

= Vorwärts=

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Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der Vereinigten Sozialdemokratifchen Partei Deutschlands

England für Verhandlungen.

Frankreichs Widerstand.

London :

Belgiens Vermittlungsversuch.

Ganz anders flingt es aus Paris :

=

Bestünde dieser Fehler nicht, so würde die deutsche Note zwar wohl auch nicht annehmbar sein, aber sie würde doch geeignet fein für eine aufmerksame Prüfung durch die Alliierten und für eine gemeinsame Antwort, die die Tür für eine glückliche Lösung offenhält. Im Deuvre" schreibt Robert de Jou­ venel : Die neuen deutschen Vorschläge werden voraussicht­lich von London und Rom beantwortet werden, und zweifellos wird auch Belgien darauf bestehen, gleichzitig eine Antwort zu geben. Wird Frankreich sich hinter seinen Borbedingungen verschanzen? Kann es weiter­hin allein schweigen? Das ist sehr unwahrscheinlich und würde außerordentlich unpolitisch sein. Kann man sich vorstellen, daß Berhandlungen eingeleitet werden, bei denen auf der einer Seite England, Italien und vielleicht Belgien und auf der anderen Seite vielleicht Deutschland stehen, während Frank­ reich allein nicht daran teilnimmt? Jouvenel schließt mit dem Say:" Die Stunde der internationalen Ron­ferenz ist nahe!"

Belgien für Einheitsfront.

Die Aufnahme des deutschen Memorandums in den maß- Zusammenfassend meldet die EE.- Korrespondenz aus gegeben. Sie kommen vorwiegend aus der bürgerlichen gebenden Ländern kann kurz dahin gekennzeichnet werden: in Linken. Neben manchem Tadel meint Marcel Ray in England günstig, in Frankreich ungünstig, in Die deutsche Reparationsnote findet hier eine durch- Petit Journal", der gewöhnlich der Wortführer Belgien vorwiegend nach französischem Vorbild, aber mit aus günstige Aufnahme. Man erklärt sich insbe- Loucheurs ist, daß die deutsche Note geschickter und vorsich­gewissen Winten nach England hin. Dieses Bild ist aus der fondere dadurch für berechtigt, daß Deutschland den Anregun- tiger redigiert sei als die erste Note. Sie stelle insofern einen Presse entnommen, die hinter den Regierungen oder den gen, die Lord Curzon in seiner legten Note aussprach, Fortschritt dar, als der deutsche Reichskanzler sich dazu Regierungsparteien steht. Ergänzt man es nach der Seite der Folge leistete und insbesondere die Festsetzung feiner entschlossen habe, den Alliierten einige positive Vorschläge zu Opposition hin, fo findet man die Auffassungen in England, Leistungsfähigkeit durch eine internationale Sach machen, deren Wert aber zunächst noch von den Sachverstän abgesehen von den unentwegten Franzosenfreunden, einheit verständigenfommission zuließ. In Regierungs- digen geprüft und abgeschätzt werden müsse. Hervé, der in lich, in Frankreich und Belgien neigt die Opposition mehr nach und Finanzkreisen erklärte man übereinstimmend, die deutsche der Victoire" die Politif Millerands zu verteidigen pflegt, ber englischen Seite. Note tönne den Ausgangspunkt für inter fagt es gerade heraus, daß die zweite deutsche Note viel ge­alliierte Besprechungen bilden. Das englische schickter und vernünftiger als die erste Note sei. Sie habe nur England: Ein großer Schritt vorwärts". Rabinett wird zweifellos mit Baris und Brüssel Fühlung den einen Fehler, daß sie dadurch, daß sie nichts über den fuchen, um eine gemeinsame Antwort der Alliierten in passiven widerstand enthält, unannehmbar werde. Nach einem Londoner Telegramm des BIB. bereitet der Deutschland zustandezubringen, die nicht in einer Ablehnung überwiegende Teil der englischen Preise dem deutschen bestehen soll. In dieser Hinsicht besteht zwischen Memorandum eine günstige Aufnahme, gibt jedoch der Be Stanley Baldwin und Lord Curzon volltom forgnis Ausdrud, daß die französische Regierung das deutsche mene lebereinstimmung. England wird sich ins Memorandum für unannehmbar erklären werde. Ausge- besondere bemühen, Frankreich dazu zu bringen, sich nicht sprochen fritisch gegenüber den deutschen Vorschlägen verhalten gänzlich unabhängig zu ermeisen. In diesem Falle würde fich nur Daily Mail" und" Daily Expreß ". Sogar das englische Kabinett zweifellos auf Berlin einen die hochkonservative Morning Post", die das deutsche Drud ausüben, den Widerstand im Ruhrgebiet einzustellen, Memorandum als eine Rechtfertigung der Politik Poincarés damit dann der Weg zu einer internationalen Verhandlung und der Ruhrbeseßung ansieht, nennt das deutsche Angebot bei in der Reparationsfrage geebnet wäre. allen gegen einzelne Punkte gerichteten Einwendungen eine große Verbesserung gegenüber der vorhergehenden Frankreich : Eher ein Rückschritt". Note. Das Blatt hebt hervor, daß das deutsche Memorandum einen Versuch seitens der deutschen Regierung darstelle, die Petit Parisien" veröffentlicht eine Mitteilung, in Mängel zu beheben und die Lücken auszufüllen, gegen die Lord der man( nach WTB.) wohl sicher die Stellungnahme der Re­Curzon Einwand erhoben hätte. In der Frage der gierung zu erblicken hat, da sich viele Gründe und Stellen in Garantien mache die deutsche Note einen fast allen Blättern wiederholen, von denen man Beziehungen großen Schritt vorwärts. Morning Post" sieht in zum Ministerium des Aeußern annehmen kann. Das wenige, bem deutschen Memorandum eine mögliche Grundlage für die das man fagen fönne sei, daß das deutsche Memorandum Erörterungen der Alliierten in ihrer Besamtheit und eine solche eher einen Rüdfchritt als einen Fortschritt in bezug Bereinigung sei sehr wünschenswert und tatsächlich eine Not- auf die Vorschläge vom 2. Mai bedeute und daß es infolge­Der Brüffeler Korrespondent der Daily Mail" meldet: wendigkeit, wenn der Friede in der Welt wiederhergestellt wer- deffen volltommen unannehmbar sei. Es sei tat­fächlich schwierig, fich ein vageres und nach allen Richtungen 3n belgischen Regierungsfreifen wird erklärt, den solle. weniger befriedigendes Dokument vorzustellen. Es enthalte die deutschen Vorschläge feien un annehmbar, weil die Times" bezeichnet in ihrem Leitartikel das neue nicht nur feinen in weis auf die Ruhr besegung Einstellung des passiven Widerstandes im Ruhrgebiet nicht er­deutsche Memorandum als das Ergebnis der Initiative der bri- und die Einstellung des passiven Widerstandes, ob- wähnt werde, weil die Jahreszahlungen unzureichend seien und tischen Regierung, zweifellos vereint mit dem belgisch- französi gleich Belgien und Frankreich erklärt hätten, fie fönnten teine weil das vierjährige Moratorium nicht angenommen werden schen Drud im Ruhrgebiet . Daher ruhe auf England eine ganz Deutschen Borschläge in Betracht ziehen, solange dieser Wider könne. besondere Berantwortlichkeit, die deutsche Note voll und ange stand fortgesetzt werde, sondern es mache auch tabula rasa mit Wichtig, wenn sie sich bestätigt, ist eine Meldung des messen zu erwägen. Sowohl der Form wie dem Inhalt nach dem Friedensvertrag. Es werde im ersten Baragraphen ver- Bariser Journal" aus Brüssel : Poincaré habe anerkannt, stelle das Dokument einen großen Fortschritt gegen langt, daß die Reparationstommiffion ver- wie dies Theunis von ihm forderte, daß eine gemein­über der Note vom 2. Mai dar. Das Memorandum stelle tat- ich winde und durch einen internationalen unparteiifchen fame Antwort der Alliierten auf die deutsche Repa­fächlich das letzte Wort der deutschen Regierung in dem Sinne Organismus ersetzt werde. Auch hier habe die franzöfifch rationsnote erfolgen solle. Es sei Poincaré aber zugestanden bar, daß seine Verwerfung fast sicher zu der Aufgabe jeden wei- belgische Mainote mit einer absoluten Ablehnung geant- worden, daß Deutschland vorerst die sofortige Einstellung teren Versuchs dieser Art führen würde und zum politischen wortet; während ferner die Vorschläge vom 2. Mai Ziffern des Widerstandes im Ruhrgebiet ankündigen und sozialen Chaos in Deutschland , welches die Hoff enthalten hätten, wenn auch vollkommen unannehmbare, müsse. Poincaré habe es ferner durchgesetzt, daß das Ruhr­nung auf Erzielung irgendeiner wesentlichen Reparations- werde man sie in den letzten Vorschlägen vergeblich suchen. gebiet erst nach den deutschen Zahlungen geräumt werde, aber fumme endgültig außerhalb der Grenze des Möglichen stellen Wohl werde auf Jahreszahlungen ab 1. Juli 1927 hinge- Theunis habe erlangt, daß die Zahlungen auf die der fran­würde. Die wesentliche Ftage sei daher, ob die Note eine angewiesen, die sich auf eine Goldmilliarde belaufen könnten, aber zösisch- belgischen Priorität eingeschränkt werden sollten. Diplo meffene Grundlage für eine Regelung biete. Dies sei eine die 3ahl dieser Annuitäten sei nicht be- matische Besprechungen hierüber würden ohne Verzug zwischen Frage, die nur beantwortet werden fönne, wenn man sich ent- 3iffert. Es sei unnötig, sich darüber Rechenschaft abzu- Paris , London , Rom und Brüffel beginnen. Es sei gewiß, daß schlossen habe, ob man sich mit dem rein wirtschaftlichen geben, was sie in Wirklichkeit ausmachen müßten. Endlich das belgische Kabinett feinen ganzen Eifer aufbieten werde, Problem der deutschen Zahlungen befaffen wolle oder mit müßten alle Reserven hinsichtlich des verlangten Moratoriums um die Einheitsfront unter den Alliierten einem politischen Problem. Die Note beschränke sich streng auf von vier Jahren gemacht werden. Eine Forderung, die von wiederherzustellen. Das wolle besagen, daß die Rege­die Frage der Reparationszahlungen oder mit anderen order französisch- belgischen Regierung im legten Memorandum lung der Reparationsfrage in eine neue Phase eintrete. ten, sie sei auf ein wirtschaftliches Problem gerich zurüd gewiesen worden wäre. Die vom Deutschen tet und biete eine wirtschaftliche Lösung an. Dies sei die rich Reich angebotenen Garantien feien völlig illuforisch, weil sie tige, wenn nicht die einzige Annäherungslinie und in den Händen der deutschen Regierung blieben. Wie fönne müsse von denen, an die die Note gerichtet sei, als solche be- unter diesen Umständen die Haltung von Baris und Brüffel handelt werden. Bom wirtschaftlichen Standpunkt müsse man fein? Sie sei schon frizziert durch die Beschlüsse der den deutschen Borschlag als einen solchen ansehen, der ernst Brüffeler Ronferenz, besonders durch den im offi­genommen werden müsse. Als Beitrag zur Regelung des ziellen Rommuniqué fehr flar formulierten Beschluß, die deut Reparationsproblems an sich stimme die Note mit den An- fchen Vorschläge nicht zu prüfen, solange das Reich nicht die fichten der Wirtschaftler und Finanzfachverständigen aller Besetzung des Ruhrgebiets angenommen und folange es nicht führenden Länder einschließlich Frankreichs über dem non ihm organisierten Widerstand ein Ende bereite. cin. Aus diesem Grunde müsse sie auf die Weltmeinung einen Schließlich seien nach einer Barifer Eca- Meldung auch günstigeren Eindrud machen als jedes andere deutsche Doku- einige mildere franzöfifche Stimmen wieder ment über diese Frage. Es feien Anzeichen vorhanden, daß Frankreich nicht willens sei, dem Memorandum ernstliche Er­wägung zu schenten, weil es die Unbedingtheit der Aufgabe

Was sagt die Börse?

"

Italienische Stimmen.

Aus Rom meldet WTB.: Von der heutigen Morgenpresse erkennt nuovo Paese " die geschichte Fassung an. Das Blatt weist auf Frankreichs reinpolitische Ziele und Unnach­giebigkeit hin, sowie auf seine Forderung nach Aufgabe des paffiven Widerstandes." Nuovo Paese" meint, diese Forderung tönne Deutschland unmög­lich erfüllen, weil der passive Widerstand die einzige Garantie für die nationale Würde Deutschlands sei und zudem die Franzosen einen Vorwand suchen würden, um die von Deutschland geforderte Konferenz, die England und Italien nicht ablehnen könnten, unmöglich zu machen. Jedenfalls werde die deutsche Note, welche geschickt Wirtschaft und Politik trenne, die Kluft zwischen Frankreich und den anderen Berbündeten Derbreitern. Giornale di Roma" befürchtet, daß die gegen den Friedensvertrag von Versailles verstoßende Forderung nach Einfegung einer in­ternationalen Kommission Schwierigkeiten machen werde und vermißt eine versöhnliche Andeutung hinsichtlich des paffiven Widerstandes, welche Frankreich jedweden Bor­daß das Memorandum unflar und sehr oberflächlich sei, findet die gebotenen Garantien ungenügend und erklärt, daß es An­gaben über Pfänder vermisse.

des passiven Widerstands im Ruhrgebiet vermisse. Die Börse rechnet mit einer günstigen Aufnahme der neuen Dies erscheint auch angemessen. Die deutsche Note sei eine deutschen Note in London und Rom , aber mit gewissen Wider wirtschaftliche Erklärung über ein wirtschaftliches Problem. ftänden in Baris, die das Zustandekommen von Berhandlungen er. Wenn der französische Standpunkt als Erörterungsgrundlage neut in Frage stellen. Nach einem Rüdgang des Dollars bis auf angenommen werde, so müsse es schwierig sein, die Berhand- 72 000 in ben heutigen Vormittagsstunden fegte im offiziellen Ver­lungen mit der geringsten Hoffnung auf Erfolg fortzuführen, fehr an der Börse wieder eine fräftige Aufwärtsbewegung ein. wenn inzwischen Deutsche und Franzosen ihr gegenseitiges Gegen 1 Uhr stellte sich der Dollar bereits auf 79000. w and genommen haben würde.- Messaggero" schreibt, Eigentum zerstören und sich gegenseitig umbringen. Glücklicher- Am Effettenmarkt war das Geschäft anfangs etwas un­weise scheine eine geringe enderung in der fran ficher. Sehr bald erfaßte jedoch den gesamten Markt eine von den zösischen Ansicht über die Ruhroperationein Montanwerten ausgehende Hausse. Publikums- und Intereffen getreten zu fein. Es fcheine mehr Neigung vorhanden zu läufe dauern an. Die Spekulation schreitet erneut zu großen Ein. fein, fie als eine e'tweilige Folge des Druds ansehen. dedungen. Besonders gesucht waren Westdeutsche Montanwerte, Aus alledem geht hervor, daß der Gegensatz zwischen Wenn dieser Wechsel von Dauer seinnd Cuno von denen Sarpener heute den Kurs von 1 million London und Paris sehr scharf ift. Brüssel versucht, ihn zu feinerseits die Sabotage verwerfe, fönne Prozent überfchritten. In oberschlesischen Papieren überbrüden und hält sich dabei mehr an die französische Seite, mit Zuversicht erklärt werden, daß England herrscht bereits ein gewiffer materialmangel, nachdem die Majori bürgerliche Linksfreise in Frankreich unterstützen diese Be­warm für die Anwesenheit Deutschlands auf täten von großen Betrieben in feste Hände übergegangen find. Auch mühungen. einer Ronferenz eintrete, die die endgültige Betroleumallien find in Erwartung neuer Transaktionen bei der Regelung des Problems zum 3 med hat. Deutschen Erdöl- 2.- 3. sehr gesucht.

Frankreich fordert vor allem Aufgabe des passiven Widerstandes. Hier rächt sich der Fehler der ersten