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reform und die Anforderung eines erheblichen Kredits für die Parzellierung find bereits ins Auge gefaßt. Die Aenderung der Wahlordnung ist die geheime Klausel in dem Pakt mit der Rechten. Sie soll dos Instrument zur Siche- rung einer dauernden polnischen Majorität unter Führung der Nationaldcmokraten sowie zur politischen Lähmung der Min- derheiten bilden. Der Kampf um eine derartige W a h l o r d- n u n g bedeutet eine Lebensfrage für die Nationaldemokraten, aber ein lebensgefährlichespolitisches Experi­ment für Witos. Unter diesen Umständen hat Witos allen Grund, seiner bisherigen gemäßigten Politik nicht untreu zu werden und der Rechten begreiflich zu machen, daß dies auch für sie der heilsamste Weg ist. Verschließen sich die Leiter des neuen Kabinetts dieser Einsicht oder sind sie nicht imstande, dem Drängen der Rechten nach einem radikalen Systcmwechsel auf die Dauer Widerstand zu leisten, so ist es nicht unwahrscheinlich. daß noch vor Ablauf des Jahres das andere Ende des politi schen Schaukelbrettes wieder emporschnellt: daß die Bauern und die Arbeiterparteien, unterstützt von den nationalen Min derheiten, eine große demokratische Koalition bib den, welche Sikorski, Dombski oder Thugutt ans Ruder beruft und die Leitung der Armee wieder in die Hände Pilsudskis legt.

Neue Verschleppung ües Kaehne-prozeffes. Keine genügenden Beweise..." Am 2. Mai 1921 wurde der 1 6 j ä h r i g e Sohn des Obstzüchters Otto Laase aus Geltow auf dem Grund und Boden des Herrn von Kaehne erschossen. Am 39. Juli 1921 unterrichtete Herr v. Kaehne den Vater Laases von dem Vorfall mit dem Bemerken, daß ein Selbstmord vorliege. Der Vater äußerte den Verdacht, daß es sich um ein Ver brechen handele. Von der Staatsanwaltschaft wurden Unter suchungen angestellt, die resultatlos verliefen. Anfang Juli 1922 wurde die Leiche des jungen Laase auf Anordnung der Behörden ausgegraben und festgestellt, daß Laase zunächst an- geschossen und dann durch einen Schuß in die Brust getötet worden war. Gegen Herrn v. Kaehne, der inzwischen den 61jährigen Arbeiter Nietert niedergeschossen und schwer verletzt hatte, ergaben sich schwere Verdachtsmomente der Täterschaft. In den Tagen des Rathenau -Mordes schritt man zu seiner Verhaftung und ordnete eine Voruntersuchung wegen Totschlages an. Nach etwa 14 Tagen wurde Kaehne wieder auf freien Fuß gesetzt und seitdem hörte man von der Angelegenheit nichts mehr. Am 6. Juni 1923 hat es nunmehr das Schwurgericht Potsdam , dessen Vorsitzende die Landgerichtsräte Kaufmann und Wartung sind, abgelehnt, das Hauptverfahren in der am 11. Juni beginnenden Schwurgerichtsperiode zu erössnen, und zwar mit der Begründung, daß keine genügenden Beweise vorliegen. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft in Potsdam Dr. Gerlach hat gegen diesen Beschluß beim Kammer- gericht Beschwerde eingelegt. Wir halten es für notwendig, die Aufmerksamkeit der Oeffentlichkeit von neuem auf diese Angelegenheit zu lenken und zu fordern, daß das Kammergericht sofort eine Entscheidung fällt und das preußische I u st i z m i n i st e r i u m die Sache dauernd im Auge behält, da hinreichender Grund zu der Annahme besteht, daß der Fall Laase ebenso wie der Fall Nietert von Termin zu Termin verschleppt wird und schließlich im Sande verläuft. Der 61jährige Arbeiter Nietert wurde von Kaehne am 11. Februar 1922 n i e d e r g e s ch o s s e n und schwer ver- letzt, weil er in: Wald eine Tanne gehauen hatte. Die An- klage lautet in diesem Falle auf versuchten Totschlag. Auch damals gab es ein längeres Hin und Her und als die Potsdamer Staatsanwaltschaft nach Abschluß der Vorunter- suchung die Erhebung weiterer Beweise beantragte, lehnten das der Untersuchungsrichter und die Strafkammer ab. Am 16. Mai v. I. ging die Sache an das Kammergericht, und seitdem ist sie verschollen. Das muß diesmal ver-

hütet werden. Wie wir hören, ist die Bevölkenmg von Poks dam und Umgegend über die Haltung des Schwurgerichts äußerst empört. Sie fragt sich mit Recht, ob die Herren v. Kaehne aus Petzow am Schwielow-See durch dieses Ver halten nicht geradezu ermuntert werden, mit Beginn der Sommersaison ihr edlesWaidwerk" wieder aufzunehmen Daß es ihnen trotz der seinerzeit erfolgten Waffenbeschlag- nähme nicht an Mitteln fehlt, zeigte ein Vorfall am 28. Ja- nuar d. I., als eine Gruppe Jugendlicher auf dem weit- läufigen Besitz derer v. Kaehne mit einem Schießprügel an- gefallen, bedroht und mißhandelt wurde. Chronik ües Dalles kaehne. Eine chronische Uebersicht mag zeiyen, mit welch einer für Laien unbegreiflichen Lässigkeit der Fall Kaehne bisher behandelt worden ist. Dabei ist vorauszuschicken, daß der Sohn des Herrn o. Kaehne wegen seiner Schießereien auf Menschen be reits viermal vor Gericht stand. Das letztemal hatte er ein Automobil mit zahlreichen Insassen beschossen und nxrr dafür zu 10 009 Mark Geldstrafe verurteilt ww.den. 2. Mai 1921: De ? 16jährige Sohn des Obstzüchters Otto Laase aus Geltow wird auf Gut Petzow am Schwielowsce erschosien. 30. Iuli 1921: Herr v. Kaehne benachrichtigt den Bater Laases mit i»m Bemerken, der Erschossene habe Selbstmord verübt. 20. August 1921: Der Vater Laases übergibt die Angelegenheit der Staatsanwaltschaft und spricht den Verdacht aus, daß es sich um em Verbrechen handele. 24. November 1921: Die Ermittelungen verlaufen ergebnislos und werden nicht weitergeführt. 11. Februar 1922: Kaehne schießt den 61jährigen Arbeiter Karl Nietert, der im Forst eine Tann« geschlagen hatte, nieder und verletzt ihn schwer. 17. Februar 1922: Die Staatsanwaltschaft Potsdam greift ein. 18. Februar 1922: Der Gerreralstaatsanwalt beim Kammer gericht richtet ans Amtsgericht Werder das telephonische Ersuchen, über den Antrag des Staatsannxills auf Verhaftung Kaehnes so rasch wie möglich zu entscheiden. 21. Februar 1922: Der Regierungspräsident von Potsdam richtet gegen Kaehne Anzeige wegen unbefugten Waffentragens. 24. Februar 1922: Der Untersuchungsrichter lehnt den Hastbefehl gegen Kaehne ab, da kein Tatverdacht vorliege, sondern die Notwehr Kaehnes als erwiesen betrachtet werde. 18. März 1922: Auf Befiirwortung des Landrats und des Amtsvorstehers erhält Kaehne polizeilichen Schutz. 20. April 1922: Minister Severins antwortet auf eine Anfrage, daß die Herren o. Kaehne nicht im Besitz eines Waffenscheines sind und daß deshalb gegen sie ein Verfahren eingeleitet ist. 16. Mai 1922: Di« Potsdamer Staatsanwaltschaft hat nach Abschluß der Voruntersuchung auf oersuchten Totschlag an Nietert die Erhebung weiterer Beweise beantragt, was von Untersuchungsrichter und Strafkammer abgelehnt wird. Die Sache geht an das Kammer- gericht und verfandet. üuni 1922: Di« Leiche Laases wird behördlicherseits aus- gegraben. Es wird festgestellt, daß Laase zunächst durch«inen Schuß in den Fuß verwundet und erst später durch einen Schuß m die Brust getötet wurde. Es wird weiter festgestellt, daß sich Munition und Gewehr, mit dem Laase getötet wurde, bei einem Oberförster Kaehnes befinden. Weitere schwere Belastungsmomente für Kaehne ergeben sich. 19. Juli 1922: Kaehne wird verhastet, Voruntersuchung wegen Totschlag. Ende Juli 1922: Kaehne wird aus der Haft entlassen: 28. Januar 1923: Auf dem Besitz des Herrn v. Kaehne wird ein« Schar jugendlicher Wanderer mit einem Gewehr bedroht, miß. handelt und beschimpft. 6. Jnni 1923: Das Schwurgericht Potsdam lehnt es ab, das Hauptverfahren gegen Kaehne in Sachen Laase zu eröffnen, da kein« genügenden Beweise vorliegen. Die Angelegenheit geht an das Kammergericht. Heinz Neumann , der Redakteur darRoten Fahne", über besten Verhaftung wir berichteten, ist nach einer Mitteilung der BS.» Korrespondenz aus dem Gefängnis in Münster entflohen.

tfNim aber Schluß! Uebergang der Deutschnatiouale« zur Oppositio». Seitdem Dr. Cuno die Regierung übernahm, war die Taktik der Deutschnationalen Volkspartei , die sich in ihrer vollkommenen Isolierung und politischen Einfluß- l o s i g k e i t seit langem nicht mehr wohl gefühlt hatte, von dem Bestreben geleitet, den neuen Reichskanzler gewisser- maßen als ihren Mann hinzustellen und so zu tun, als ob die namentlich feit der Ruhraktion eingeleitete Politik des passiven Widerstandes gewissermaßen die Rückkehr zu echter deutschnationaler Politik bedeute. Jetzt wo die Regierung Cuno zu praktischer Politik übergehen muß und endlich der Weg zur Verständigung über die Repa- rationsfragen beschritten wird, geraten die Deutschnationalen gegenüber der Auswirkung ihrer demagogischen Redensarten in eine mehr wie schwierige Lage. Sie wissen offenbar noch nicht, was sie machen sollen. Vollkommen in Opposition zu gehen, erscheint ihnen noch nicht ganz zweckmäßig. Die Füh- rung des Bürgerblocks gegen die Sozialdemo- k r a t i e war für H e l f f e r i ch und feine Freunde eine zu schöne Aufgabe, als daß man leichten Herzens auf diese Rolle verzichten möchte. Aber agitatorische Redensarten haben nun einmal ihre innere Logik. Und so sind sie genötigt, um nicht ganz den Einfluß auf die hinter ihnen stehenden Massen zu verlieren, die FluchtzurPhrase anzutreten. Sic haben gestern in Berlin in vier großen Versammlungen vorsichtig zwischen agitatorischen und politischen Notwendigkeiten einen köstlichen Eiertanz aufzuführen versucht. In einer Eni- schließung, die in diesen Versammlungen auf Beranlaffung der Parteileitung und der Fraktionen des Reichstages und des Landtages angenommen wurde, bezeichnen sie das Memoran- dum der Reichsregierung als einen schweren Fehler und fordern: Nun aber ScAuß mit Nachgiebigkeit und den Angeboten. Wir fordern weiter: Ein entschiedenes, ausdrückliches Nein! auf da» französisch- belgische Verlangen der Kapitulation, der Aufgabe des passiven Widerstandes und der Zustimmung zu Regelungen, die Rhein und Ruhr endgültig feindlicher Gewalt ausliefern. Wir fordern endlich: Entfchlosienen verschärften Widerstand gegen die Gewalt der Feinde. Nur ein« Regierung, die das deutsche Volk auf diesem Wege kraftvoll und mutig führt, kann auf unsere Unterstützung rechnen. Das deutsche Volt sieht im letzten Entstheidungstampf« um Dasein und Zukunft. Darum heißt es: Stun erst recht!" In der Diskussion fand man aber schon kräftigere Worte. Wenngleich die staatsmännische Exzellenz Her gt die Ein- berufung der Versammlungennoch nicht als Miß- trauensvotu m", sondern nur alsRückenstärkung ür die Regierung" gedeutet wissen wollte, ging der Abgeordnete Schlange schon viel weiter. Nach derDeut- chen Tageszeitung" rechnete der Rednerunerbittlich mit dem etzigen System des Parlamentarismus ab". Wir glauben an die alten Ideal«. Nicht der jetzige Kurs ührt uns aus dem Elend heraus, sontern nur dos Aufrasten zum enstchlossensten Widerstand. Wir wollen ein freies deutsches Volk und kein vonfremdstämmigen Elementen regiertes VoltvonSklavenfein.(Minutenlanger Beifall.)" Schon die Tatfache, daß man einen deutschvölkischen Phraseur vom Schlage des Herrn Schlange, dessen provo- zierendes Auftreten im Preußischen Landtag seinerzeit der volksparteiliche Abgeordnete v. Äardorff genügend ge- kennzeichnet hatte, gestern reden ließ, charakterisiert die B e- d r ä n g n i s, in dieStaatsmänner" der Deutfchnationalcn Volkspärtei, die gar zu gern weiter die Führung des anti- sozialdemokratischen Bürgerblocks in der Hand behalten möchten, gekommen sind. Es wird aber alles nichts helfen, die Reparationsfrage wird mit deutfchnationalen Phrasen niemals gelöst. Eine Lösung wird nur möglich sein ohne und gegen die Deutfchnationalen.

Lajlalles Sibliothek.

Ein lange gesuchter Schatz ist jetzt in der Breslauer Stadtbibliothek geborgen worden: die Bibliothek Lassalles, die Fürst Hermann v. Hatzfeldt , der Nachkomme der Gräfin Hätz- feldt, der sie Lassalle einst hinterlassen, der Stadt Breslau gestiftet hat. Ueber die interessante Zusammensetzung dieser Bücherei, die auf die Allseitigkeit der Bildung ihres Besitzers«in helles Licht wirft, macht Dr. Otto Pringsheim in denOstdeutfchen Monatsheften" nähere Mitteilungen. Der Inhalt der Bibliothek spiegelt den un- gewöhnlichen Studiengang und die geistige Entwicklung des genialen Mannes wider. Er, der sich ursprünglich der klassischen Philologie gewidmet hatte, wurde dann durch das Eintreten für die Sache der Gräfin Hatzfeldt , die er vor 36 Gerichtshöfen verfocht, zum Studium der Jurisprudenz geführt, mit der er sich hauptsächlich im Gefängnis vertraut machte. Dann trat die Nationalökonomie für ihn in den Vordergrund, und je mehr er sich mit Politik beschäftigt«, desto eifriger wandte er sich der Geschichte und Diplomatie zu. Unter den Bücherbeständen ist die klassische Philologie besonders reich vertreten: man kann verfolgen, welche umfassenden Studien der junge Gelehrte für sein Werk überHeraklit " machte, das ihm einen so unerwarteten Erfolg eintrug. Seine rechtsphilosophischen Unter» suchungen erforderten die zahlreichen Werke aus allen Rechtsgebieten, Kommentare, Gesetzessammlungen usw., die die Bibliothek enthält. Man hat öfters behauptet, daß Lassalle auf nationalökonomi- schem Gebiet Dilettant gewesen sei. Die Bibliothek zeigt aber, daß er die ökonomische Wissenschaft vollständig beherftchte. Er hat die bürgerlichen Wirtschaftstheoretiker nicht minder eifrig studiert wie die Sozialisten. Endlose Reihen statistischer Publika- tionen wurden von Lassalle durchgearbeitet, Flugschriften über die sozialpolitischen Tagesfragen gesammelt. Als krönenden Abschluß seiner ganzen wissenschaftlichen Tätigkeit hatte er einSystem der Philosophie des Geistes" entworfen, dessen Skizze in feinem Nach- laß gefunden wurde. Daher beschäftigte er sich eingehend mit Philosophie und war durchaus kein starrer Anhänger Hegels, fondern auch ein begeisterter Leser Feuerbachs. Außerdem befinden sich in seiner Bibliothek neben vielen anderen philosophischen Büchern die Werke von Spinoza und Fichte, die Logik von Will. Die Geschichte ist u. a. durch die französischen Historiker Mignet und Thierry: VucklcsGeschichte der Zivilisation", LamartinesGe- schichte der Girondisten" vertreten. Ueber die Geschichte der fran- zösischen Revolution hatte er ein reiches Material zusammengebracht und seltene Memoirenwerke gesammelt. In diesem umfassenden Arbeitsgebiet fehlten auch die Naturwissenschaften nicht ganz, aus deren Bereich Alexander v. Humboldts sämtliche Werke und Darwins Buch über den Ursprung der Arten genannt seien. Schriften über deutsche und nordische Mythologie, über spanische

Literatur und biblische Altertümer: ägyptologjsche Werte, ja sogar Wilhelm o. Humboldts schwieriges Werk über die Kawisprache lassen erkennen, wie weit der Gesichtskreis ihres einstigen Besitzers reichte. Aus der schönen Literatur sind u. a. die Werke von Ariost , Hutten, Voltaire , George Sand , Platm, Heine. Freiligrath und Bodenstedt vorhanden.'?; Alkohol verkürzt das Leben. Es ist eine bei Tierexperimenten längst festgestellte wissenschaftliche Tatfache, daß länger andauernde Alkoholzufuhr wichtige Veränderungen in den Zellen der Versuchs- tiere herbeiführt. Diese Versuche sind durch umfangreiche Unter- suchungen des schwedischen Professors Einar Sjövall über den Alkohol als Krankheitsursache in vollem Umfange bestätigt worden. Von den erwähnten Veränderungen werden fast sämtliche Organe des Körpers betroffen, da der Alkohol, wie unzweifelhaft bewiesen ist, sich ziemlich gleichmäßig in fast allen Teilen des Körpers ver- breitet. Am schwersten fteilich wird das Zentralnervensystem in Mitleidenschast gezogen, was eine Folge seiner eigenartigen chemi- schen Zusammensetzung ist. Besonders auffallend ist die Verminde- rung gewisser phosphorhaltiger Fettarten, der mit Ausnahme der Nieren alle Organe unterliegen. Dieser Einfluß bleibt sogar noch mehrere Monate nach Einstellung der Alkoholzufuhr bestehen. Dies allein beweist schon, daß es sich hierbei nicht um eine Verminderung bedeutungsloser und leicht ersetzbarer Stoffe handelt. Man hat auch gute Gründe, anzunehmen, daß die Verminderung dieser Fettarten «ine größere oder geringere Einbuße der Fähigkeit der Zellen im Gefolge hat, die Arbeiten zu oerrichten, für die sie da sind. Das bedeutet, mit anderen Worten gesagt, nichts anderes als eine chronische Erkrankung, die jedoch nicht immer leicht zu ermitteln ist, sofern man sich lediglich an Organveränderungen hält: denn im all- gemeinen weisen die Organe selbst bei der Obduktion ein normales Aussehen auf. Nur ein einziges Organ zeigt häusig eine auffällige Veränderung als unmittelbare Folge der Alkoholeinwirkung, näm- lich die Fettleber. Werden bei der Obduktion schwerere Organocränderungen wahrgenommen, so können diese von anderen schädlichen Einwir- kungen herstammen, von denen Alkoholiker öfter und stärker an- gefallen werden als nüchterne Personen. Den Zusammenhang zwischen Krankheit und Alkoholmißbrauch kann man sich aus vier verschiedene Arten vorstellen. Entweder liegt«ine Alkoholeinwir- kung im eigentlichen Sinn« ohne Mitwirkung anderer Faktoren vor, oder Alkoholgenuß und andere Faktoren wirken zusammen: oder die Krankheit entsteht auf Grund einer durch den Alkoholmißbrauch veranlaßten unzweckmäßigen Lebensweise: oder sie ist alz Folge des Rückganges der ökonomischen und sozialen Lebenshaltung an- zusehen, die der Alkoholmißbrauch hervorgerufen hat. Da nun die Statistik keine Unterscheidung zwischen diesen vier Möglichkeiten treffen kann, so folgt daraus, daß man statistische Folgerungen über die pathologische Einwirkung des Alkohols mit Vorsicht betrachten muß. Andererseits wiederum sind solche Zahlen nicht zu unter- schätzen: denn eines beweisen sie untrüglich: die verkürzte Lebens- dauer des Alkoholikers.

ver Bodensee als Riesentalsperre. Schon jetzt wirkt der Boden- see im gewissen Sinne als natürliche Talsperre für den Rhein , indem er verhindert, daß das aus den Schweizer Bergen kommende Hochwasser ungehemmt und schadenbringend ins deutsch « Land hinausläuft. In Zukunft soll er mm planmäßig in den Dienst einer großzügigen Wasserwirtschaft und der oberrheinischen Schiffahrt gestellt werden. Bei seiner, je nach dem Wasserstande 482 bis 530 Öuadraikilometer großen Fläche macht das Steigen des Seespiegels um nur einen Zentimeter die hübsche Wassermenge von rund fünf Millionen Kubikmeter aus. Die unterhalb des See- ausfluffes gemessene Wasserführung des Rhein « schwankt bei Mittel- und Hochwasser zwischen 350 bis 1100 Kubikmeter pro Sekunde. Unterhalb der Aarsmündung sind die Werte schon 435 bis 2750 Kubikmeter pro Sekunde und an der Virsmündung bereits 1000 bis 5600 Kubikmeter pro Sekunde. Da» sind ungeheure Wasser- standsgegensätze, die nur durch Verstärkung der Stauwirkung des Bodenseebeckens vermindert werden können. Die dazu erforderlichen technischen Maßnahmen sind zwischen Deutschland imd der Schweiz im Zusamenhang mit der Regulierung des Rhein , zwischen Basti und dem Bodensee vereinbart worden. Die Bodenseeregulierung ist geplant zwischen dem Konstanz«: Niedrigwasserpeqelstand von 3 Meter und dem dortigen Hochwasser- stand von 4,80 Meter. Durch die geplante Stauanlage würde sich die ungeheure Wassermenge von einer Milliarde Kubikmeter auf- speichern lassen. Diese Masse soll so verteilt werden, daß nicht mehr als 1000 Kubikmeter pro Sekunde abfließen. Eine einzubauende Schleuse ermöglicht die Schiffahrt. Dos gesamte Werk darf als eine der bedeutendsten Maßnahmen wasserwirtschaftlicher Art bewertet werden, das auch für andere Stromgebiete richtunggebend wirken muß. Mit dem Stauwasser des Bodensee würde es sich erreichen lassen, daß die niedrigste Wasserführung de» Oberrhein », die jetzt 40 bis 50 Kubikmeter pro Sekunde beträgt, auf 120 bis 150 Kubik- meter pro Sekunde erhöht wird. Di« vorteile der Schiffahrt liegen also auf der Hand. Di« Schweiz plant im Anschluß an dieses Wcrl ein« zu lamm ensa ls ende Regulierung des gesamten Wasseroblaufes aller Schweizer Seen. Erstaufführungen der W-chr. Dann..«eueZ«»Itttheater:.Vater und Gohn". Tonnab., Deutsches Opernhaus:.voeeacrto-. SchlosjparNheater:.Heinrich H-tne« erste Liebe'. Urania -Borträge. Tonnt, bis Kreit.:«lt.«erlin«n der viedermeierreit.«ußerdem tMont.. DienSt., Mittw.»>/, Uhr, Sonnab. S Uhr. Goerte: Holland , Sand und Leute. Max Reinhardt wird das von ihm gepachtete neue Theater ain Kurjürstendamm seinen anderen Lühnen angliedern und durch seine Gesell- schast unter Leitung von Felix Hollaender führen lassen. Die deutsche Donkuuftlerwoche verbunden mit der SS. Iabre». Versammlung des Allgemeinen deutschen Mufüvereiits nahm Freitag tu Kassel mit einem Orchesterkonzert in der«ladthalle Ihren Ansang. An 400 Musslsachl-ut- sind au« ollen Teilen des Reiches eingetroffen. FmRahmen der Veranstaltung sind u. a. 4 Konzerte vorgesehen. Reben dem Allgemeinen Deutschen Musikverein halte» auch andere Fachorganisationen Tagungen ab. Teutlch-amcrikanische Arbeiter für Arn- Pol». Der Redakteur deS in Milwaukee erscheinenden.Vorwärts', Heinrich vartel. druckt« von uns eine Notiz über die Spende der Schöneberger Liedertafel nach und sorderte zur Nachahmung aus, Seme Sammlung hat 176,55 Dollar ergeben.