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Schlageters Beisetzung. Nationalistische und antirepublikanische Kundgebungen. Elberfeld , 8. Juni. (Eig. Drahtber.) Die am Freitag erfolgte Trauerfeierlichkeit für den von den Franzosen erschossenen Leo S ch l a g e te r, der der Organisation Heinz angehört«, von der fest- steht, daß ein« große Anzahl ihrer Angehörigen im Solde der Fran- zosen steht, gestaltete sich zu einem großen nationalistischen Exzeß. Von nah und fern waren Stahlhelmleute, Haken- kreuzler, Iungdoleute usw. mit Bannern und Fahnen in allen möglichen Uniformen angerückt. Die Beteiligung war riefen- Haft. An ihr nahmen u. o. auch die Spitzen der Behörden teil sowie die meisten der ausgewiesenen höheren Beamten, so Dr. S ch l u t i u s aus Düsseldorf und Regierungspräsident Grützner, der bestrebt war, der Veranstaltung den nationalistischen Charakter zu nehmen. Grützner hatte dem Polizeipräsidenten von Elberfeld , einem ehe- maiigen Rittmeister, mitgeteilt, daß schwarzweißrote Schleifen und antirepublikanische Abzeichen und Fahnen nicht getragen werden dürstn. Außerdem ließ er einen Kranz mit schwarzrotgoldener Schleife überreichen. Das Verbot war jedoch ohne jedsn Erfolg. Schon zu Beginn der Veranstaltung zeigte sich, daß Kräfte am Werk waren, die die Feier parteipolitisch ausgestalten und die Erregung, die die Erschießung Schlageters hervorgerufen hatte, zuantirepublikanischenZwecken ausnützen wollten. Während die Elberfelder Organisationen von schwarzweißroten Schleifen absahen und weiße Schleifen wählten, rückten die aus- wärtigen mit schwarzweißroten Schleifen an, die teilweise sogar mit Hakenkreuzen verziert waren. Vor Beginn der Feierlichkeit protestierte man gegen das Verbot der Regierung, und als die Polizei eingreifen wollte, erklärte ein ehemaliger Kompagnie- führer aus einem oberschlesischen Freiwilligenkorps, daß der Weg zu den schwarzweißroten Schleifen nur über seine Leiche ginge. Eine eigentümliche Rolle spielte der Polizeipräsident von Elberfeld . Dieser Mann, der infolge des Verbotes des Re- gierungspräsidenten G r ü tz n e r amtsmüde fein soll, erklärte, daß er nur feinen Dienst ausführe; wie er als Mensch denke, brauche nicht erörtert zu werden. Er habe seinen Beamten den Befehl zur Ent- sernung der schwarzweißroten Schleifen gegeben, die es aber nicht wagten, angesichts der Erregung der Menge den Befehl zur Aus- führung zu bringen. Bei der eigentlichen Trauerfeier sprachen Prälat N e u m a n n und Pastor F r i ck e. Neumann nannte �die Tat Schlageters feine letzte große Heldentat und sagte, man müsie sich den großen Helden Schlageter zum Vorbilde nehmen. Im Sinne des Dahingeschiedenen wollen wir weiterwirken. Besonders die Aus- führungen'des Pastors F r i ck e waren eine Aufpettschungder nationalen Leidenschaften in schlimmster Form. Der Sarg Schlageters wurde dann von Stahlhelmleutsn auf der Schulter von der Stadthalle nach dem Hauptbahnhof Elberfeld getragen. Wie wir weiter ersahrcn, hat Regierungspräsident Grützner an- geordnet, daß gegen alle, die sich bei der Schlageter-Feier gegen das Verbot oergangen haben, vorgegangen wird. Insbesondere hat er angeordnet, daß die Namen der Träger der verbotenen Uni- formen festgestellt werden, damit sie zur Verantwortung gezogen werden können.

Zur Wieüeraufnahme üer Militärkontrolle. Paris , g. Juni.(TU.) Im Zusammenhang mit der vorgestern ergangenen Verfügung des Botschaftsrats, die militärische Kontroll- tätigkeit der Alliierten in Deutschland wieder aufzunehmen, erklärt derP e t i t P a r i s i e n", daß das Wiedereinsetzen der militärischen Kontrolle außerordentlich notwendig sei, da die deutsche n Nationali st en im Laufe der letzten Monate die Einstellung der alliierten Ueberwachung dazu benutzt hätten, umfangreiche mili- tärische Vorbereitungen zu treffen.(!) Das fei nicht nur aus den im Besitze des Hingerichteten Schlageters vorgefundenen Dapieren zu entnehmen man wisse nunmehr, daß ein großer Feldzug von Attentaten, der die Verwendung von Bomben vorsah, planmäßig organisiert worden sei son­dern man habe nunmehr im unbejetzien Deutschland eine Entdeckung von größtem Interesie gemacht. Rein zufällig sei festgestellt worden, daß die deutschen Nationalisten, die mit der Reichswehr in Beziehung stehen, besondere Schulen organisieren, um die Offiziere der früheren Armee und Marine in den neuen Kampfmethoden zu imter weisen. DerPetit PckTisien" knüpft an«in« Mitteilung desDaily Tele- graph" an, wonach zwei Schulen, die ein« in Potsdam , die andere bei Bremen bestehen und hebt hervor, daß in den Haupt- ausbildungsvrten Panzerwagen und besondere Feldautos verwendet werden. Eine gewisse Reihe von Wagen dieses Typs seien kürzlich in einer rheinischen Fabrik beschlagnahmt worden, als man sie noch ihrem DSstimmungsort verschicken wollte. Außerdem habe man den Deweis, daß die Mannschaften, die an diesen Hebungen teilnehmen, keineswegs der aktiven Reichswehr augehören und keinerlei Uniform tragen._

Msüehnung öes oberschlesischen Streiks. Deuthcn, 8. Juni. (WTB.) Die Streiklags im Kreise Beuthen ist unverändert. Im Kreise Hindenbmg hat heute nachmittag die Belegschaft der oberschlesischen Elektrizitäts- werke in Zaborze in geheimer Urabstimmung sich mit 17S gegen 68 Stimmen für Eintritt in den Streik entschlossen. Der Magistrat der Stadt Hindenburg wird auf Anregung der Hindenburger Streikleitung eine N o t s p c i s u n g für die Streikenden, zunächst für etwa tausend besonders kinderreiche Familien, einrichten. In . G l c i w i tz schloß sich die gesamte Belegschaft der Elektron- werke Griesheim dem Ausstand an. Der Magistrat sagte bereits die Einrichtung von Massenspeisungen zu. Außer- dem erließ der Magistrat ein Alkoholverbot. Eine Abteilung Streikender von dreißig Mann versieht gemeinsam mit der Polizei den Straßenordnungsdienst, um Ansammlungen zu unterbinden und auf die Bevölkerung beruhigend zu wirken. In Hindenburg und Gleiwtz wurden S t r e i t lei t un g e n gebildet, die paritätisch aus Angehörigen der verschiedenen Gewerkschaften zusammengesetzt sind. Gegenwärtig streiken zweiunddreißig Großbetriebe mit insgesamt etwa 60 000 Arbeitern.

Der Koloraöokafer. Deutschland wird, wie die Biologische Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft mitteilt, gegenwärtig von dem aus dem Westen kommenden außerordentlich schädlichen Koloradokäfer bedroht. Er richtet insbesondere große Schädigungen auf Kartoffelfeldern an. Die Kleingärtner der Großstadt seien daher insbesondere auf diesen un- liebsamen Gast hingewiesen. Der etwa ein Zentimeter lange, ober- seits eiförmig gewölbte Käfer ist am Kopf und Halsfchild rotgelb gefärbt und mit schwarzen Flecken gezeichnet. Die wachsgelben Flügeldecken zeigen zehn schwarze Längsstreifen. Di« blutrot bis orangerot gefärbten Larven des Käfers tragen an beiden Sellen des Körpers zwei Reihen schwarzer, warzenähnlicher Fleck«. Beide, Käfer sowie Larve, fressen Kartoffelkraut, leben aber auch auf Tomaten, Kohl, Hederich, Melde und Johannisbeersträuchern. Die rotgelben Eier werden bis zu dreißig Stück an der Unterseite der Blätter ab- gelegt. Sowie der Käfer auftritt, ist sofort dem Kleingarten amt bzw. der Ortspolizei Mitteilung zu machen, damit sofort Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. Bei dieser Gelegenheit sei daraus hin- gewiesen, daß die Schädlingsbekämpfung eine der Haupt-Klein- gartenarbeiten im Mai und Juni ist. Vor allem ist die Obstmade jetzt wirksam mit Arsenspritzmitteln zu bekämpfen. Wenn erst die Kelchzipfel der jungen Birnen und Aepfel geschlossen sind, ist diese Maßnahme zwecklos. Die sonstigen Arbeiten verstehen sich von selbst. Da jetzt kaum stärkerer Frost zu befürchten ist, können Bohnen ge- legt und Tomaten gepflanzt werden. Starkzehrende Gemüse können bei feuchtem Wetter einen Iaucheguß bekommen, der von nun ab alle acht bis zehn Tage fortgesetzt wird. Das Auskneifen der Spitzen der Fruchttriebe an den Obstbäumen, Busch-, Pyramiden-, Form- bäumen darf jetzt nicht versäumt'werden, um die Blütenknospen fürs nächste Jahr gut zur Entwicklung zu bringen. Dieses Auskneifen oder Entspitzen läßt den Fruchttrieb nicht über 1015 Zenttmeter lang werden und wird bei erneutem Austrieb wiederholt. Alle dies­bezüglichen Anfragen sind persönlich im Kleingartenamt, Rathaus Neukölln, Zimmer 154, Dienstags und Freitags von 6 6 Uhr nach. mittags, vorzubringen. Auf besonderen Antrag werden auch Vor- träge gehallen. Um die Kenntnis des Koloradokäfers zu ermöglichen, wird dieser auf Verlangen im Kleingartenamt Neukölln gezeigt.

Neue städtische Tarife. Das Nachrichtenamt der Stadt Berlin teilt mit: Der Ausschuß der Werkdeputation hat die heut« mit der Festsetzung der von der Standaufnahm« im Juni abgeltenden Preise für Gas, Wasser und Elektrizität beschäftigt. Das von den Werkdeputattonen beigebrachte Material über die neuen Kohlen- und Frachtpreis« ergab, daß die Auswirkung der Kohlen- und Frachtpreiserhöhung noch er- heblich größer ist, als man nach den ersten Nachrichten über die Preiserhöhung annehmen zu müssen geglaubt hott«. Es war zu berücksichttgen, daß den neuen Preisen nicht nur die Anfang Juni «ingetreten« Preiserhöhung für Kohle und Fracht zugrunde zu legen war, sondern daß auch noch die Preiserhöhung vom IS. Mai ab Geltung finden mußte. Hierdurch ergab sich, daß der jetzig« Kohlen- gestehungspreis sich gegenüber demjenigen, auf dem die Maipreis« aufgebaut ivaren, um rund 90 Proz. Höker stellten. Daher mußten die Preis« für Gas, Elektrizität und Wasser in entsprechendem Um- fang erhöht werden. D-r Ausschuß hat sich in eingehender Erörte- rung mit der Frage beschäftigt, ob es nicht möglich fei, jetzt noch wenigstens vorübergehend die Erhöhung der Fracht- und Kohlenpreise nicht vollständig zur Auswir- kung kommen zu lassen. Er mußt« aber, trotzdem er die schwierigen Verhältnisse in Berlin in Berücksichtigung zog, weil leider bereits von Mitte Juni ab mit einer erheblichen Erhöhung der Kohlenpreise zu rechnen ist, die dann in dem Iunipreis sowieso schon keine Deckung findet, einer Erhöhung zustimmen. Es muß auch noch darauf hingewiesen werden, daß es sich bei den neu festgesetzten Preisen um solche handelt, die erst von der Standaufnahm« im Laufe des Monats Juni gerechnet werden, so daß der erhöht« Preis erst im Laufe des Monats Juli zur Erhebung gelangt, bis dahin aber zu erwarten ist, daß die der Geldentwertung immer nachhinkenden Löhn« und Gehälter entsprechende Erhöhungen erfahren haben. Die festgesetzten Preis« betragen von der Standaufnahme im Juni an für G a s 1 2 0 0 M. je Kubikmeter, für Elektrizität 2000 M. je Kilowatt st unde und für WafferSKO M. je Kubikmeter. >«° Erhöhung der Omnibustarife. Am Montag, den 11. Juni erhöht die Allgemeine Berliner Omnibusgesellschaft ihre Fahrpreise, dem Beispiel der Straßenbahn folgend, in der Weise, daß die Teil- st recke 600 M., die ganze Fahrt mit den Kraftornnibussen 800 M. kostet._

Wucherpolizei gegen wilüe Aufkäufer. Beschlagnahme im großen. Einen überraschend großen Schlag führte die Wucherpolizei mit Unterstützung der Schutzpolizei gegen die wilden Butter- und Eierhändler und Aufkäufer. Am Schlesischen Bahn. Hof und am Bahnhof Alexanderplatz hatten sich zahlreiche wilde Auf- käufer«ingefunden, die den Landleuten Butter und Eier sofort ab- nahmen, um sie zu Wucherpreisen weiter; uv er» k a u s e n. An diesen Bahnhöfen bildeten sich geradezu wilde Börsen. Schon auf den Bahnhokstteppen wurden Butter und Eier gehandelt, noch mehr aber auf Hausfluren und in Lokalen am Schlesischen Bahnhof und besonders auch in der Gontardftrahe am Bahnhof Alexanderplatz . Die Wucherpolizei schritt wiederholt ein. Manche Händler gingen nun dazu über, den Produzenten nach einer entfernten Dorortstation entgegenzufahren und ihnen dort bereits die Waren abzukaufen. So kam es, daß den genehmigten Verkaufsstellen auf dem ordnungsmäßigen Wege immer weniger Ware zugeführt wurde, besonders vor den Sonn- und Feiertagen und an den Hauptmarkttagen, wenn der Bedarf am größten ist. Die Produzenten beteiligten sich an dem steigenden Wucher, in- dem sie Wucherpreise verlangten. Die wilden Händler bezahlten diese gern. Denn ihre Abnehmer waren die Schlemmer- lokal«, die jeden Preis anlegen können, weil sie ja doch immer wieder auf ihre Kosten kommen. Gestern nachmittag vor Eröffnung der Zentralmarkthalle erschien am Bahnhof Llexanderpiatz vor der Ankunft der bekannten Züge ein größeres Aufgebot der Wucher, und Schutzpolizei. Die Beamten ließen die Pro- duzenten und wilden Händler vom Bahnsteig herunterkommen und ungestört ihreHandelsstellen- beziehen. Dann griffen sie plötzlich ein, st eilten alle Personen fest, beschlagnahmten die Ware und führten sie zuverlässigen Händlern zu, die sie unter Aufsicht der Beamte» zu den von der Wucherpolizei festgesetzten Preisen verkaufen. Der Erlös wurde be f ch l a g- nahmt. Die mitschuldigen Produzenten und wilden Händler kamen nicht nur um die Ware, sondern haben auch noch einer empfindlichen Strafe wegen Wuchers entgegenzusehen. Da aber bei diesen Ge- lchäften auf Kosten der Bevölkerung anständig oerdient wird, werde« diese Aufkäufer andere Methoden finden, vielleicht eine Zeitlang vorsichtig sein. Immer aber wird der Verdienst locken. Erst wenn die Wirtschaft wieder in normalen Bahnen läuft, werden solche Aus- wüchse ganz von selbst verschwinden. Es muß natürlich gegen den Wucher eingeschritten werden und der Staat darf in dieser Tätigkeit nicht erlahmen, aber es bleibt eine mühevolle uud nicht enden. wollende Sisyphubarbeit. DaS Abenteuer des Ging-8o-Chiug. Im sogenanntenChinesenviertel" von Berlin , der Gegend um die Breslauer Straße, wurde vor kurzem der chinesische Kaufmann Sing-Lo-Ehing überfallen und ausgeplündert. Es ist schnell ge- lungen, der Täter habhaft zu werden. Der chinesische Kaufmann spielte ein«? Abends in einer Wirtschaft in d«r Krautstraße Karten. Hierbei sahen seine vier Mitspieler, daß er ausländische Geldnoten in seiner Briestasche hatte. Sie brachen einen Streit vom Zaun, ohne Zweifel in der Absicht, ihn gleich bei dem Zu-.

sammenstoß auszuplündern. Der Chinese tat aber so, als ob er eine Schußwaffe in der Tasche habe, und forderte sie auf, mit ihm herauszukommen. Das taten sie nun nicht. Dafür aber lauerten sie dem Manne auf seinem Heimwege auf, schlugen ihn zu Boden, raubten ihm die Brieftasche und verschwanden. Die Beamten des Raubdezernats der Kriminalpolizei ermittelten die Täter in zwei polnischen Arbeitern, die sich in der Gegend des Schlesischen Bahnhofs herumzutreiben pflegten und zwei B e r- linern namens Müller und Fritze und nahmen sie fest. All« vier sind bereits vorbefttaft und wurden dem Ünterfuchungs- richtet vorgeführt._

Die Machtlosigkeit öes Staatsanwalts. Dabei soll der Wohnungswucher nicht gedeihen? Gegen den Wucher, der bei der Vermietung möblierter Wohnungen oder Zimmer getrieben wird, wollte ein Wohnungfuchender die Hilfe des Gerichtes anrufen. Er teilte d°r Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin II mit, daß ihm für ein möbliertes Zimmer durch«in« Bermittlerfirma ein unerhört hoher Preis abgefordert worden war, und beantragt» die Straf- Verfolgung. Der Bescheid, der ihm zuging, bereitete ihm eine Ent- täuschung. Der Oberstaatsanwalt antwortete ihm, daß er wegen Wuchers nicht einschreiten könne, und begründete das fo: Wegen Wuchers kann nach§ 302 StGB, bestraft werden, wer in bezug auf ein Rechtsgeschäft gewerbs- oder gewohnheits - mäßig, unter Ausbeutung der Notlage, des Leichtsinns oder der Unerfahrenheit eines anderen sich Vermögensvorteile versprechen oder gewähren läßt, welche den Wert der Leistung dergestalt über- schreiten, daß nach den Umständen des Falles die Vermvgensvor- teile in auffälligem Mihverhalknis zu der Leistung stehen. Diese Voraussetzungen treffen auf Sie nicht zu, da nach Ihren eigenen Angaben S. durch die Firma.... lediglich einen Preis von Ihnen gefordert hat, es aber zum Abschluß eines Vertrages nicht ge­kommen ist." Hiermit wäre in der Praxis eine Bestrafung des Wohnungs- wuchers selten möglich, da doch kaum ein Mensch bei übertriebenen Mietefvrderungen zum Zweck der Anzeige erst einen Vertrag ab- schließt. Und wer wird denn, wenn er einen Mietvertrag abge- schloffen und die Wohnung übernommen hat, sich durch Anzeige den Schikanen des Vermieters aussetzen wollen? Aus dem Waren- markt kümmern Polizei und Gericht sich auch um die Preise, die nur gefordert werden, und gegen zu hohe Forderungen schreiten sie ein. Oder sollte man z. B. Butter, für die ein Wucherer 30 000 Mark pro Pfund fordert, erst zu diesem Wucherpreis kaufen und dann den Staatsanwalt tu Bewegung fetzen?

Umba« am Potsdamer Ringbahnhof. Ein unter den heutigen Verhältnisien recht erheblicher Ambau soll demnächst auf dem Potsdamer Ringbahnhofe in Angriff genom- men werden. Di« Fahrkartenausgabe, die dem gesteigerten verkehr nicht mehr entspricht, fall vergrößert werden und mit den neuesten Einrichtungen und auswechselbaren Fahrkartenfchrän- ken, wie sie sich in der letzten Zeit u. o. auf den Bahnhöfen Stralau- Rummelsburg und Friedrichftvaße als zweckmäßig erwiesen, ans- gestattet werden. Da eine Erwetterung durch Ausbau infolge der eingeschlosienen Lage des Dahnhofs nicht möglich ist, soll auch hier das bereits auf Dahnhof Papeftraßg erprobte Mittel Ausnutzung der Höhe vorhandener Räum« durch Einziehung von Zwischendecken angewendet werden, und zwar soll der vom Ringbahnsteig nach dem Bahnhofsvorplatz führende lange Gang eine solche Zwischen- deck« erholten, unter der dann die neu« vergrößerte Fahrkarten- ausgab« ihren Platz finden wird, während auf ihr der Abgang der Reisenden wie sonst erfolgt. Die bisher von der alten Fahrkarten- ausgab« eingenommene Fläche soll als Vorraum der neuen Schalter und damit der Vergrößerung der Eingangshalle dienen. Während dieses Umbaus wird auch den Reisenden manche Unbequemlichkeit nicht erspart werden können. Der Abgang vom Ringbahnsteig muß längere Zeit gesperrt, die Fahrkartenausgabe vorübergehend an eine andere Stell« verlegt werden, doch lassen sich diese Unerträglichketten nicht oermeiden, da es nicht zu verantworten wäre, außer den er- heblichen Kosten für den Umbau selbst noch solche für umfangreiche, nur vorübergehende Aushilfscmlagen aufzuwenden.

Eine Hakenkreuzorgie. Wir berichteten kürzlich über die Haken» kreuzorgi« in der Kunsthandlung von R« i tz k e, Bismarckstr. 74/75, und in dem nebenan besindlichen Konfttürengeschäft von R a t k e, die von Embrechern in vichischer Weise Heimgegesucht worden sind. Es wird angenommen, daß es sich um die gleichen Einbrecher handelt, die in der Nacht zum 15. April in dem in der Nähe ge- legenen Friseurgeschäft von Grymski eingebrochen sind. Oer Polizeipräsident hat eine Belohnung von 100 000 M. aus- gesetzt, während Grymski noch eine Belohnung von 1 Million Mark für die Wiederbeschafftmg der ihm gestohlenen Räder ausgeschrieben hat. Mitteilungen aus dem Publikum, die streng vertraulich behandelt werden, nimmt Kriminalkommissar Dr. Koch, Dienststelle v.l. 9, im Zimmer 244 im Polizeipräsidium entgegen. Brand eines Getreidewaggons. In der letzten Nacht geriet auf dem Hamburg -Lehrter Güterbahnhof in der Heidestraße ein Ge­treidewaggon in Brand. Es gelang sämtliche anderen Waggons zu schützen und mit zwei Schlauchleitungen die Flammen auf"die total ausgebrannte Ladung zu beschränken. Gleichzeitig kam ein sehr gefährlicher Brand in der Nstader Straße 10 in einer Tisch- lerei zum Ausbruch. Bei Ankunft der Wehr brannten dort schon wertvolle Nutzhölzer, so daß Gefahr im Verzuge war. Ein Raubübersall aus der Landstraße bildet« den Gegenstand der zweiten Raubantlage, die das Schwurgericht III gegen die Arbeiter Karl Sens, Paul Abel und Hermann Folge beschäftigte. Auf der Chaussee zwischen Liebenwalde und Zehdenick waren die drei Angeklagten, die auf ihren Rädern daherkamen, einem ihnen entgegenfahrenden Landwirt begegnet. Der«in« von den Angeklagten hatte den Landwirt angefahren, so daß dieser vom Rad stürzte. Sie waren dann über den Per- unglückten hergefallen, hatten ihn schwer verprügelt und davongejagt Darauf hatten sie, wie der Ueberfallene aus einiger Entfernung beobachtete, von dem Rade Kette, Sattel, Lampe und Schläuche abgeschraubt und das Rad in der nächsten Ortschaft i n einem Dunghaufen vergraben. Als sie es am nächsten Tage abholen wollten, wurden sie festgenommen. Das Urteil lautete gegen Sens auf ein Jahr drei Monate Gefängnis, gegen Abel auf neun Monate und gegen F o i g e auf ein Jahr fünf Monate Gefängnis. Jungsozialtftengruppe Südost. Sonntag, den 10. d. M., Fahrt in dt« Dubrow. Treffpunkt: 6 Uhr morgens. Görlitzer Bahnhos. Die Ver- anstalwng am Montag, den 11., fällt aus. Eine Kundgebung für die bedrängte« Westgebiete, zu der die landSmannschastlichen Spitzenverbändc, Rcichsveiband der Rheinländer, Bund Saarverein, Landsmannichasten Eupen -Malmedh und Weslsalenbund einladen, findet am Montag, abends 8 Uhr. im Marmorsaal des Zoo. statt. Es werden fprechen als Vertreter der Stadt Berlin Bürgermeister Ritter , serner der Essener Oberbürgermeister Rcichsminister Dr. L u t h er und Reichstagsabgeordneter S o l l m a n n- Köln. DaS Schlußwort spricht Reichstagspräfident L ö b e.

Wetter für morgen. verli««nd Umgegend. Ein wenig kühler, zeitweise aufklarend, jedoch überwiegend bewölkt, mit leichten Regensällen und frischen südwcst. tichen Winden.___ Groß-Serliner Partemachrichten. "3. Abt. , Schmargendorf . Mittwoch abend 7>/, Uhr, im Lehrerzimmer, Mitglieder- Versammlung. Erscheinen ist Psticht.