Einzelbild herunterladen
 

st u tz u n g der A»mmvnisten zr�ande gekommen. Das hat die KPD . nicht gehindert, zunächst in einer Artdiplomati- schen Notenwechsels" und dann schließlich dieser Tage in münd- lichen Verhandlungen von vornherein unannehmbare Bodin- gungen zu formulieren, unter denen sie gnädigst eine Weiter- existenz der sozialistischen Regierung, an der sie sich selbstver- standlich nicht beteiligen wollen, gestatten. Die Erklä­rung, mit der der Wortführer der Kommunisten, Otto T h o- mas, die Verhandlungen abbrach, war bereits b e i Beginn der Verhandlungen fertiggestellt! Das kommunistische Vorgehen in Thüringen erhält seine Jllustrie- rung noch durch die zahllosen Volksversammlungen, in denen die KPD. unter wüsten Beschimpfungen der Sozialdemokratie ihre Politik vor den Arbeitern zu rechtfertigen suchte, um regelmäßig eine Abfuhr zu erhalten. Den famosen Betriebsrätekongreß, den sie als Plattform für ihre agitatori- schen Bedürfnisse fordern, lehnen die Betriebsräte selber ab, während ihr eigenes Betriebsrätesekretariat, das sie seinerzeit im Anschluß an den sogenannten Reichsbetriebsrätekongreß gründeten, eingehen mußte. Gewiß ist in den einzelnen kom- imtnistischen Organisationen noch ein Schwanken zu mer- ken, je nach der besonderen Einstellung der Organe zu den inneren Differenzen in der KPD. , aber im ganzen geht die Reise offensichtlich auf Bruch, der natürlich sich in den politischen Verhältnissen beider Länder sehr bald äußern muß und dem Bürgertum die Aussicht eröffnet, den so lange entbehrten politischen Einfluß wieder zu erhalten. Schon ist in Thüringen ein Mißtrauensantrag gegen die Regierung nur deswegen nicht angenommen worden, weil die bürgerlichen Parteien klüger als in Sachsen sich der Stimme enthielten. Das Verhalten der Kommunisten, das, so wie die politi- schen Verhältnisse nun einmal liegen, auf eine Unter» stützung des Bürgertums und eine Schädigung der Arbeiterintcressen hinausläuft, ist freilich nicht nur aus den demagogifch-agitatorifchen Bedürfnissen der KPD. heraus zu erklären. Die Kommunisten hoffen dadurch die Sozialdemo- kratie in eine Koalition zu drängen, der sie dann mit ganz anderer agitatorischer Energie glauben entgegentreten zu können. Für sie sind alle diese Wandlungen nur M a- n ö v e r zur Erreichung ihres einen Zieles, das ihnen nach ihrer Meinung durch die wirtschaftliche Rot erleichtert wird, der Zerstörung der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften.

Kommunistische Taktik. Aus Niederschlcsien wird uns berichtet: In Landeshut in Schlesien erhielten bei den Gemeindewahlen im Jahre 1919 die Sozialdemokraten die Mehrheit im Stadtparlament. Nachdem sich eine kommunistische Gruppe gebildet hatte, ging auch ein kleinerer Teil der Stadtverordneten zur KPD. über und gründete eine kommunistische Stadtverordnetenfraktion. Die Taktik der neuen Fraktion zeigte sich bei der Wahl eines unbesolde- ten Stadtrates. Die KPD. übte Stimmen-enthaltung und es wurde der größte Scharfmacher der Landeshuter I n d u st r i- «llen gegen den sozialistischen Kandidaten gewählt. Die bürger- lichen Stadtverordneten erklärten dann später, daß mit einer Mehr, hcit, die aus Sozialisten und Kommunisten bestehe, nicht zu arbeiten sei und legten sämtlich ihre Mandate nieder. Trotzdem wäre es ohne die bürgerlichen Herren ganz gut gegangen, wenn die kommu- nistischen Parolen aus Turkestan nicht gewesen wären. Es zeigte sich schon in allen Kommissionen, wo kommunistische Stadtverordnete mit saßen, daß sie in der praktischen Mitarbeit kläglich oersagten. In der Oeffcnllichkeit und bei den von ihnen vcranlaßten Demon- strationen vor dem Rathaus stellten sie die radikalsten Forderungen auf. Im Stadtparloment und in den Ausschüssen, vor die Alter- native der Durchführung dieser Forderungen gestellt, wußten sie sich keinen Rat und übten Wanzentaktik. Es wurde ihnen bald unheimlich zu Mute in diese? Situation mid verfielen sie nun auf die Taktik der Bürgerlichen . Die Abgeordneten der KPD. kamen nicht mehr auf das Rathaus oder nahmen ihre Sitze nur im Zu- Hörerraum ein. Darauf legten unsere Genossen ihre Mandate nieder, um Neuwahlen zu erzwingen. Am Sonntag, den 10. Juni,

Deutsthes Tontünstlerfest in Kastel . Von Kurt Singer . I. Der Allgemeine Deutsche Musikoerein war bis vor etwa 3 Iahren Hüter all des schönen, alten Besitzes an Musikwerken und der Musik- kultur, die uninuttfbar vor dem Neuen Halt macht« und das Aller- neueste an Tat, Gesinming, Trieb, Gärung mißachtete. Nichts desto- weniger schälte sich aus dem Gewohnheitsmäßigen bei jedem Musik- iest irgendein« Vortreftiichkeit heraus. Auch Strauß, Bruckner, Reger standen einmal auf dem Programm. Doch blieb das Schmuck- stück nicht Bauarbeit, äußerliche Verbeugung, nicht Dienst und Charakter des Verbands. Er lebte und arbeitete für die mittleren, epigonenhaften Talentchen bestimmter konservativer Schulen. Die Namen wandelten sich in Jahrzehnten, aber der Geist kam nicht vom Fleck. Der große Impuls zu Neuein, der gerade vom jährlichen Musitsest ausgehen sollte, selsste. Das ist anders geworden. Ja, es icheint, als ob nunmehr die radikalste Strömung sich durchgesetzt hat. Es fing gleich mit Schönbergs Orchesterstücken in Weimar an, einer provozierenden, antiphiliströsen Musik fürchterlicher Geräusch«. Und setzt in Kassel , de? Stadt wohlerzogener, freundlicher, musik - liebender Bürger, setzt sich die Linie fort. Fast möchle nian rufen: Rast nicht zu schnell, mäßigt das Tempo! Der Sprung ist zu hoch und gefährlich. Aber Jugend läßt sich nicht bändigen. Und es bleibt ein Verdienst, auch dem Ephemenen, wenn es nur Blut und Bega- bung, wenn es nur die Handschrift eines Eigenen oerrät. an die Öffentlichkeit oerholfen zu haben. Das ein« noch: Man darf von den ausübenden Müstkinstanzen einer mittleren Stadt nicht ver- langen, daß sie auch in wochenlangen Proben zu dieser atonalen, von ganz fremden Klanggesetzen getragenen Musik innere Stellung gewinnt. Kapellmeister, Orchester und Chöre stehen da vor An- griffen, denen nicht immer bewußt und elegant pariert werden kann. Dies prinzipiell in die kritische Bettachtting eingestellt, darf man mit dem Arbeitseifer, den Fleißproben und der wachsenden Hingabe aller Beteiligten hvchzufrieden sein. II. Die neuen Orchesterwerke von Butting. Tießen, Waltershausen entgingen mir. Besonders Titßens..Hanilet"-Musik wurde von allen Seiten gelobt und gefiel auch dein Publikum. Der kammcr- musikalische Vormittag erhielt seine besondere Prägung durch Paul H i n d e m i t h z Mitwirkung. Dieser Frankfurter Konzertmeister ist ein genialischer Stürmer, einer von den ganz Wenigen, die aus der inneren Not heraus modernst komponieren. In seinen beiden Sonaten für Viola d'amor und Bratsche kbeide Instrumente spielt er vollendet) singt ein Musiker sehr freie Weisen, frei im Rhythmus und frei in der Thsmengestalttmg. Aber man fühlt auch im Ab- wenigen immer den Mann der guten musikalischen Kinderstube; seine lyrischen Eraüsse, Rezitationen oder breite Melodien sind männlich- herb, seine Allegrosätze sind von kühner/ frischer, juger.dgeladener Lebendigkeit. Das ist ein ganzer Kerl, der da vor uns steht, er- finderisch aus allen Gebieten, einer, der auch das Instrument auf das ihm eigene Idiom abzustimmen weiß. Seine Begleiterin, Frau

. fanden diese Neuwahlen statt. Es erhielten Sitze: Sozialdemo- traten 9, Kommunisten 7 und die vereinigte bürger- liche Liste 17. Die Texiilarbeiterstadt Landeshut hat also dank der kommunistischenArbeiterpvlittk" wieder eine bürgerliche Mehr- heit. Neue Sanktionen für Dortmund Französische Ankündigungen. Paris , 12. Juni. (WTB.) Wie Haoas mittellt, handett es sich bei den in Dortmund getöteten Franzosen um die beiden Feldwebel Hot« und Buvuerello. Die ersten Sanktionen seien gestern vormittag ergriffen worden. General D e g o u t t e sei zur Per- hastung von Mitgliedern der Stadtverwaltung und zwei Beamten der Polizei geschritten, außerdem habe er in der Reichsbant in Dortmund und in der Stadtkass« die verfügbaren Bantnoten be- schlagnahmen lassen. Der Stadtbehörde seien 24 Stunden Zeit gelassen worden, um die Mörder auszuliefern. Geschehe das nicht, so würden neue Sanktionen ergriffen. Man meldet ferner, daß in der Nacht vom 11. Juni auf der Straße in Dortmund mehrere Zwischenfälle stattgefunden hätten. Französisch« Soldaten hätten Schüsse mit Gruppen von deutschen Zwilisten gewechselt und mehrere Angreifer seien getötet worden. (Amn. d. WTB.: In Wahrheit wurden von den Franzosen wehr- lose Passanten blindlings erschossen!) Protest Ses Magistrats voetmunü. Dortmund , 12. Juni. (TU.) Im Laufe des Nachmittags fand gestern eine Sondersitzung der Stadtverordneten der Stadt Dortmund statt. In einer Entschließung wird u. a. gesagt:! In der Nacht vom 9. bis 19. Juni sind zwei französische Feldwebel von unbekannten Tätern erschossen worden. Wir verurteilen diese Tat auf das schärffte. Wir erheben feierlich dagegen Einspruch, daß die D e r a n t w o r t u n g für die Ermordung der beiden ftan - zösischen Feldwebel, die noch völlig unaufgeklärt ist, der Stadt- gemeinde auferlegt wird, besonders entsch'edenen Einspruch ' erheben wir gegen die Verhaftung der beiden Stadträte. Tief er- schüttert aber stehen wir an der Bahre der sechs unschuldigen Todesopfer. Gegen das unmenschliche Vorgehen gegenüber wehrlosen Bürgern unserer Stadt erheben wir schärfsten Einspruch. Di« Entschließung wurde dem französtschen Ortskommandanten von dem Magisttat zugestellt. Ein flufruf an Sie Sevölkerung. Elberfeld , 12. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Der Magistrat der Stadt Dörtmvnd richtet an die Bevölkerung folgenden Aufruf- Trotz eifriger Nachforschungen ist es der hierfür zuständigen Stelle, der Staatsanwaltschaft, die auch eine Belohnung von 5 Millionen Mark für die Ermittlung der an der Erschießung der beiden Adjutanten der französischen Besatzungsbehörde Schul- digen ausgesetzt hat, bisher nicht gelungen, die Täter zu er- Mitteln. Daher dauern die von der Befatzungsbchörde verhängten Maßnahmen an. Unsere Bevölkerung wird dringend ermahnt, Ruhe zu be- wahren und sich in dieser erregten Zeit, die soviel Schweres und Schmerzliches über unsere Stadt gebracht hat, zu keiner llnbe- sonnenhet hinreißen zu lassen. Ferner wird sie gebeten, die angeordnete und scharf durch- geführte Verkehrssperre zu beachten und von abends 9 Uhr bis morgens 5 Uhr die Sttaßs zu meiden. Wer dieser Mahnung keine Folge leistet, setzt sich schwerer Ge- fahren aus und schädigt die ganze Bevölkerung. Tie Erschossenen. Dortmund 12. Juni. (WTB.) Soweit bisher festgestellt werden konnte, handelt es sich bei den erschossenen Personen um den Studien- rat Wutschank, Dr. Schoene, Elekttiker Heinrich Stroth- mann und den 19jährigen Kaufmann B u s ch h o f f, sämtlich aus Dortmund . Belagerungszustand im Bezirk Wanne. Essen, 12. Juni. (Mtb.) Das französisch« Platzkommando in Wann« hat über Wanne, Eickel und Röhlingshausen den Belagerungszustand verhängt, weil dort auf fron- Lübbecke- Job, ganz eingestellt auf das Wesen dieser stark emp- fundenen Musik. Dagegen muß Hermann Kundigrabers Stteichquartett op. 12 abfallen. Er schreibt nicht so sorglos wie Hindemith , die Regel scheint noch überall zu passen, ihm lebt noch die Scmate als Grundlage des Baues. Seine Themen zeigen rhyth- mische Prägnanz und hie und da(wie im Cellosolo das Adagio) zieht er auch einen vollen schönen Gesangsbogen. Doch wird die Eni-' Wicklung endlos, Farbe oerdeckt oder verwischt die mangelhafte Geistigkeit, Substanz wird fadendünn und reißt sich dennoch nicht los, grelle Disharmonien wollen ungelöste Leidenschaft heißen und bleiben doch nur allzu bewußtes Jonglieren mit dem futuristischen Effekt. Wo die lange seelische Auseinandersetzung stockt, wo Mut und Uebermut über die Instrumente hinläuft, da kommt ein besserer, weit naürlicher Kundigraber zu Wort(letzter Satz, in Faschings- laune). Die Werther-Sttmmung ist oder klingt entwirrt. Ernst T o ch s Quartett ap. 28 schließlich ist wieder eine starke Talentprobe eines Mannes, der auch theoretisch(in seinerMelodielehre") Kennerschaft und Willen verrät. Dieses Opus ist aus die Töne des WortesBaß" als Generalnummer gestellt. Ungleich an Wert, aber bei aller Freiheit der Stimmen doch immer von einem ent- scheidenden, klug verwerteten melodischen Einfall regiert. Adagio und Scherzo, letzteres wie ein kleiner Katzenkampf, betonen die Aus- druckskraft, zeigen die glücklich bildende Hand Tochs am eindring. lichsten. Das Frankfurter Quartett Lange nahm sich beider Quartette mit Geschick und werbender Lust an. Abends führt? man als Festoper denSchatzgräber" auf. Zulauf dirigierte. Leider wurde auf der Bühne das Unzulängliche Ereignis, so daß Schweigen Pflicht wird._

Don pterre Cofi. Pierre Sott, der berühmte Dichter, dessen Tod wir meldeten, war ein vorttesskicher Schilderer exotischer Stimmungen, und wenn uns auch ferne far- benglühenden Szenen und Bilder aus dem von ihm so geliebten Orient etwas parfümiert anmuten, so bleibt doch in seinenI s l a n d- F i s ch e r n" ein Meisterwerk starker Heimatskunst, das auch bei uns nicht so bald vergessen werden wird. Die Sehn- sucht nach fernen Ländern, nach Fahrten und Abenteuern war in dem jungen Julien Viaud wie er mit seinem bürgerlichen Namen hieß die ursprüngliche Leidenschaft, von der er erst ver- hälttiismüßig spät zum Dichten kam. Als Schiffsleutnant, dann als Kapitän, kam er nach der Türkei , nach Japan , nach Marokko , nach Palästina, und in jedem Lande wußte er sich mit schmiegsamer Anpassung in einen Bewohner dieser Gegenden zu verwandele gefiel sich darin, als Türke, als Japaner, als Maure, als Araber auszu- tteten. Aus diesen fremdartigen Stimmungen, die ihn berauschten, entstand sein erster RomanR a r a h u". den er 1878 von Asien aus an die ZeiffchriftIllustration" sandte. Der Redakteur blätterte zerstreut in der Handschrist, wurde aber dann von den Zeichnungen angezogen, die den Text begleiteten, und so hatte der Dichter Loti seinen ersten Erfolg seinem Zeichentalent zu verdanken. Der Roman war wirklich ein großer Erfolg, und dieser wurde noch überttoffen durch sein zweites BuchA z i y a d e", das eine wahre Sensation in der französischen Literatur hervorrief. Am meisten überrascht war

zösische Posten geschossen warben setn soll. Der Nacht- verkehr ist untersagt. Etwa 99 Proz. der von dieser Verordnung bettosfenen Bewohner sind Bergarbeiter.

die Not an üer Ruhr. Tagung der sozialdemokratische» Gemeindevertreter. Dortmund , 12. Juni. (Eig. Drahtbericht.) Eine am 19. Juni in Schwerte tagende Konferenz der sozialdemokratischen Gemeindeoertreter des Ruhrgebiets befaßte sich ein- gehend mit den Schäden, die den Gemeinden durch die Besetzung entstanden sind. Sie erhebt schärfsten Protest gegen die erfolgten und fortgesetzt erfolgenden Eingriffe der Desatzungsstellen in die Ver­waltungsapparate der Kommunen, gegen die Ausweisung und Verurteilung von Beamten, Angestellten und Arbeitern, gegen die Beschlagnahme öffentlicher Gelder, durch welche nicht nur die Der- waltungsarbeit an sich, sondern vor allem die Durchführung sozialer Ausgaben ungeheuer erschwert wird. Furchtbar sind die Schäden, die die Gemeinden durch die Besetzung erleiden. Zahlreiche öffentliche Gebäude, insbesondere auch Schulen, Plätze, Straßen und Wege sind in einen Zustand gebracht worden, der jeder Beschreibung spottet. Milliarden iwerden erforderlich sein, die Verwüstungen wieder gut- zumachen. Biel schwerer sind jedoch die Schäden, die durch die Ein- schränkungen und Hemmungen der kommunalen Arbeit in der Be- oLlkerung, vornehmlich bei der Jugend in geistiger und kör- perlich er Beziehung entstanden sind. In den Kreisen Dort- ! mund, Hörde, Bochum , Gelsenkirchen , Hattingen , Witten und Neck- linghausen sind über S9 999 Kinder aus ihren Schul» lokalen vertrieben worden. Die Lebensmittelversorgung, die Versorgung der Säuglinge mit Milch leidet unter der Lahm- legung des Verkehrs, unter willkürlich durchgeführten Beschlag- nahmungen. Viele städtische Kinderhorte mußten g e- schlössen werden. Mißhandlungen, Vcraubungen, Diebstähle sind an der Tagesordnung. Ins llngemesiene gestiegen ist überhaupt die öffentliche Unsicherheit infolge der Ausweisung von Polizei organem Ein starker Zustrom lichtscheuen Gesindels war dle weitere Folge. Die Wohnungsnot ist erheblich gestiegen, die Tätig­keit der Wohnungs- und Miettinigungsämter durch Ausnutzung für Zwecke der Besatzungstruppen an manchen Orten gelähmt. Riesen- hast haben sich die Ausgaben der Gemeinden erhöht. Vor aller Welt weisen die sozialdemokratischen Gemeindcoer- tteter hm auf die Nöte der Bevölkerung in den Städten und Ge- meinden des Ruhrgebiets, hervorgerufen durch die Besatzung. Don Reich und Staat wird erwartet, daß sie weiterhin olle« tun, um die Lage der Kommunen und damit die Bewohnerschaft des Ruhrbeckens zu erleichtern und zu bessern.

Sulgarien unö Jugoslawien . Belgrad , 11. Juni. KönigAlexanderhat wegen der Vor- gänge in Bulgarien seinen Aufenthalt in Rumänien abgebrochen und wird morgen in Belgrad zurückerwartet. Belgrad , 12. Juni. (TU.) Di« heutigen Erklärungen des Außen­ministers Nintschiffch über die Vorgänge in Bulgarien zeigen, daß Jugoslawien eine abwartende Haltung einnimmt. Es fehlen noch immer verläßliche Nachrichten aus Bulgarien . Während die Regierung nur von Ruhe und Ordnung spricht, liegen Nach- richten vor über Kämpfe bewaffneter Bauernabieilungen bei Pernick, Radomir, Plewna , Zroeni, Breg und Dubnik. Die bulgarischen Grenzwachen sind verstärkt worden, offenbar in Besorgnis eines sugoslawischen Einmarsches, von dem man in Belgrad jedoch nichts wissen will. Der Außenminister Ninffchitsch besuchte den bulgarischen Geschäststtöger, der die Erklärung der neuen Regierung wiederHolle. daß sie die Friedensbedingungen emhalte und mit allen Nachbarn in Freundschaft leben wolle.

Bor einer neuen Sohienpreiserhöhung. Die Organe der Kohlen- Wirtschaft treten am Donnerstag zusammen, um im Anschluß an die Erhöhung der Bergarbeiterlöhne mtt Wirkung vom 15. Juni eine Erhöhung der Kohlenpreise zu beschließen. Die Lohnerhöhung der Bergarbeiter bettug 52 Prozent. der Verfasser selbst von seinem stmgen Ruhm, als er von seinen Dienstfahrten auf Urlaub nach seiner Baterstadt Rochefort zurück- kam und die riesigen Mengen von Briefen und Paketen aufgehäuft sah, die ihm von Verehrern gesandt worden waren. Er war eigent- lich eine scheue, stille Natur, und man erzählt, daß der NameLoti" ursprünglich ein Spitznome war, den ihm sein« Kameraden in der Marineschule gegeben hatten, weil er so still und schüchtern war wie die indische Lotosblume. Sein erstes Porttät in der Literatur finden wir in einer Aufzeichnung im Tagebuch Edmonds de Goncourts, in der es heißt:Der berühmte Loti ist ein kleiner, schmächtiger, magerer Herr mit ttefliegenden Augen, sinnlicher Nase und einer matten, kranken Stimme. Er hat die Schweigsamkeit eines unge­wöhnlich schüchternen Menschen, und man muß ihm die Worte form- lich aus dem Munde ziehen. Als ihn Daudet fragt, ob er aus einer Seemannsfamilie stamme, antwortet er ganz einfach mit feiner sanften Stimme:Ja. ich habe einen Onkel gehabt, der auf dem Not- floß der Medusa von seinen Gefährten aufgefressen wurde." Erst 1919 nahm der Fregattenkapitän Viaud seinen Abschied, nachdem er bereits längst Mitglied der Akademie und einer der ersten Schrift- I steller seines Landes war. Er lebte nun nur noch seiner Kunst. Loti ist übrigens gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch einige Zeit in Berlin gewesen und hat über seine Eindrücke Reisebriese veröffentlicht. Der Freund des Orients und der magischen Fernen konnte freilich nur eine Karikatur vom deutschen Wesen bieten. Ein Talent, doch kein Charakter. Artur Zickler ist zu Lensch und Etinnes gegangen. Redakteur derDeutschen Allge- meinen Zeitung" und Mitglied der Deutschen Dolkspartei geworden. Der Wechsel, den man ais Gesinnungs Wechsel kaum bezeichnen kann, ist mit Mer Plötzlichkeit erfolgt. Bei der Eigenart Zicklers ist es nicht unmöglich, daß er hier oder dort auch noch alsSozialist" aufzutauchen versucht. Einzig und allein aus diesem Grunds scheint uns eine öffentliche Feststellung dieser persönlichen Katastrophe nötig. Um sich bei seinen neuenGenossen" zu legitimieren, stimmt übrigens der biedere Zickler in der gestrigen Abendnummer der Deutschen Allgemeinen Zeitung" unter dem heldenhaften Pieudo« nymFlorian Geyer " einen tönenden Hymnus aui fernen gegenwärtigen Brotherrn Stinnes an. Wir blätterten in älteren Nummern desVorwärts" und stießen auf ein kleines Gedicht, das den gleichen Gegenstand behandelt und von demselben Verfasser stammt. Es wäre nicht ohne Reiz, die beiden Kundgebungen zu vergleichen. Da wir ober nicht boshaft sind und Herrn Zickler das Geschäft nicht stören wollen, verzichten wir auf einen Neuabdruck der Verse._ Generalmusikdirektor Leo Blerli ist vom lS. August d. I. als Opern« direllor an das Deutsche Opernhaus berufen worden. Volksbühne. Theater am Bülowplatz . Unter Abandmmg de« Spielvlans gelangt Donnerstag, fsrcitoz. Sonnabend und Sonntag, abends T'., Uhr, N e st r o y S Posse mit Gesang.Der Zerrissene', zur Aus. sStzrnng. Die Souimerdirektton der Volksbühne(Theater am Bülow. platz! eröffnet ihre diesjährige Spielzeit am 1. Juli mn.Hopsen. rals Erben", Voltsslück mit Gesang von Heinrich Willen. Regie: Hans Felix. Sühnenbild« und Kostüme: Henmm» Krehau.