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Die Tabelle zeigt erstens, daß der Goldmarkertrag der Lohnsteuer nicht sinkt trotz der Erhöhung der steuersreien Ermäßigungssätze, zweitens, daß weder abnehmender Real- lohn, noch zunehmende Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit die Er- trägnisse des Lohnabzugs herabgedrückt haben. Daraus ergibt sich ganz zweifelsfrei das Steigen der Steuerlast durch den Lohnabzug auch in Gold berechnet bei geringerem Reallohn. Umgekehrt ist es bei der Einkommensteuer der Veranlagten. Hier sind die Beträge in einem wahrhaft erschreckenden Matze in Gold, ausgedrückt gesunken. Im Durchschnitt von April bis Juni 1922 war der Monatsertrag der Einkommensteuer der Veranlagten 31 Millionen Goldmark. Er ist gesunken auf 1,6 Millionen Goldmark im Monatsdurchschnitt des ersten Quartals 1923. Da im April rund 69 Milliarden Papiermark aus der Einkommensteuer eingegangen sind, so ist der Gold- ertrag auf etwa 16 Millionen gestiegen, bei einem Eingang von 200 Papiermilliarden im Mai auf 18 Goldmillionen. Die Eingänge aus April und Mai aber find die Erträge der Ein- kommensteuer für das ganze Jahr 1922. So ungeheuer ist unter der Geldentwertung die Steuerlast der Besitzenden ver- mindert worden. Um zu verhindern, daß die ungeheure Teuerung, die der Marksturz der letzten Zeit zur sicheren Folge haben wird, die Lohn- und Gehaltsempfänger aufs neue steuerlich stark benach- teiligt, hat deshalb die sozialdemokratische Reichstagsftaktion beantragt, daß die steuerfreien Sätze um das Fünffache erhöht werden. Das heißt, daß die Ermäßigungssätze für den Lohn- steuerpflichtigen und seine Ehefrau vom 1. Juli ab je 6000 M. im Monat betragen, für jedes Kind 40 000 M. und daß der freie Betrag zur Abgeltung fiir die Werbungskosten auf 50 000 M. erhöht wird. Das steuerfreie Einkommen eaies Ledigen wird danach künftig 560 000 M. betragen, das elics Verheirateten mit zwei Kindern 1 420 000 M. monatlich. Im jetzigen Augenblick mag diese Steigerung als zu hoch angesehen werden. Aber diese Meinung kann nur entstehen, wenn man an die heutigen Lohnsätze denkt. Diese entsprechen aber nur einem Dollarstand von weit unter 50 000 M. Bei einem Dollarkurs von 100 000 muhten also die Löhne doppelt so hoch sein. Das ist aber erst der Stand im Augenblick. Noch haben wir die Hälfte des Juni vor uns und wissen nicht, was uns diese Zeit und der ganze Juli bringen werden, wo diese Sätze erst in Kraft treten. Die wider Erwarten eingetretene Er- höhung der prozentualen Steuerlast im Juni muß durch eine weitblickende Regelung für den Juli ausge- g l i e n werden. Es muß femer verhindert werden, daß die tatsächliche Entwicklung der Preise und Löhne im Juli trog höherer Freigrenzen eine stärkere Belastung durch den Lohn- abzug bringt als er im Willen des Gesetzgebers liegt.
Der einfachste weg. Ganz im Sinne des famosen Garantievorschlages der In- dustrie bemüht sich dieSteuerstelle" des Reichsver- bandes der deutschen   Industrie weiter, die Steuerhoheit des Reiches zu durchlöchem. In einer Eingabe an den Steuer- ousfchuß des Reichstages wird gefordert: Die Festsetzung des Dielfachen erfolgt für die einzelnen Berufs- zweige für den Bezirk eines jeden Landesfinanzamts durch das Landesfinanzamt noch Anhörung der zuständigen Berufsoer- tret u n g." Am Schlüsse heißt es: Der Steuerpflichtige kann«ine Herabsetzung der Vervielfachung seiner Vorauszahlung beantragen, wenn er glaubhaft macht, daß fein voraussichtliches Einkomemn der erhöhten Vorauszahlung nicht ent- spricht. Als Glaubhaftmachung genügt eine Bescheinigung der zuständigen Berufsoertretung." Wir schlagen vor: Die Steuerstelle des Reichsverbandes der deutschen   Industrie übernimmt das Reichsfinanz­mini st e r i u m, die S y n d i c i der Bemfsvertrefttngen die Landesfinanzämtcr. Das ist doch viel einfacher, als wenn man das Finanzministerium nur als Kulisse benutzt.
Königstiger. Von Wilhem Lichtenberg. Im Variete dieser Stadt zeigt sich ein Dompteur, der acht Königstiger einem zum Gruseln enrschlosienen Publikum all- abendlich vorführt. Das übrige Programm ist reichhaltig. Wfo zuerst werfen drei Personen ungefähr oierundzwanzig Reifen durch- einander, dann führen Hunde und Affen einen ergötzlichen Zirkus vor: ein Komiker appelliert nicht vergebens an die patriotischen Ee- fühle der Zuhörer und erzählt bald darauf dieneuesten" jüdischen Witze Nummer auf Numnrer, aber dann fällt der Vorhang, sehr entscheidend: es wird totenstill im Saal, auf der Bühne ein emsiges Hämmern und Gerüsten und dann-- acht Königs­tiger!! Ein Gilter schließt die Bühne ab, und hinter den Stäben rennen die katzenartigen Bestien aufgeregt hin und her ein schauerlich- schöner Anblick. Dazu spielt das Orchester: Serenade d'Amour... Ein schmächtiges Männchen betritt den rasch gebauten Käfig, knallt einmal einen Revolver los, die Bestien ducken sich, ziehen die riefigen Nacken ein, oerziehen sich nach den verschiedensten Ecken, be- steigen bunte Piedestale und sind artig wie Hunde, wenn sie aus der Dressur kommen. Acht Königstiger! Der Dompteur hält eine Peitsche in der Hand, und damit zwingt er die Gewaltigen unter seinen Willen. Auch noch ein Stäbchen Holz, an dem sich die Tiger die Zähne wetzen, und das bei jeder derartigen Berührung in Splitter�geht wie ein zerfpelltes Sekt- glas. Und der Mann, der solches fertigbringt, lächelt... Lächelt unentwegt. Es ist nicht ganz echt, dieses Lachen, ein wenig ge- zwungen, aber man erkennt nicht, ob es das deshalb ist, weil er doch jeden Abend um dieselbe Zeit zu lächeln hat, oder weil ihm der Aufenthalt unter den acht Katzen dock) nicht so ganz geheuer ist wie dem Publikum unten bei Bier und Tee. Aber er lächelt. Und darauf kommt ee den Genießern doch an. Sie können nicht viel, die Königstiger. Man könnte sie illustre Dilettanten bezeichnen, und sie wirken ungefähr so wie einstmals ein österreichischer Erzherzog, der sich sein Brot an gleicher Stelle verdienen wollte, oder wie der arme Hauptmann von Köpenick, als cr aufgehört hotte, Schauerobjekt zu fein, und Schauobjett wurde. Sie begeistern also nicht, aber sie interessieren. Ordnen sich zu malerischen Gruppen, lassen sich als bengalische Tiger bengalisch beleuchten: einer springt sogar durch Reifen, und einer der Kemikar der Truppe stellt sich aggressiv, geht drohend auf das Männchen, das alle diese Kunststücke vorführt, zu: die Situation wird kriliich: der Tiger schickt sich an, endlich Ernst zu machen, Serenade d'Amour wird stimmungsvoll gestoppt, dos Publikum weiß endlich, wofür es die teueren Eintrittspreise gezahlt hat-- aber es ist alles nur ein Trick! Im letzten Moment zieht der
Der pa/jive wiöerstanö. Die Verwirrung der öffentlichen Meinung." Aus dem Ruhrgebiet   und besetzten süddeutschen Landes- tcilen häufen sich die Nachrichten über Sprengungen und B o m b e n a t t e n t a t e, die sich gegen Brücken, Bahn- anlagen und Züge richten, bedeutenden Schaden an Sach- werten und dentschem Besitz verursachen und auch mehr wie einmal bereits Menschenleben gekostet haben, deutsche genau so gut wie französische. Im unbesetzten Gebiet geht damit Hand in Hand eine mit auffälligem Eifer betriebene Reklame, die mit dem Namen des toten Schlageter betrieben wird, dessen Tat als nationale Heldentat gepriesen wird. Die f r a n- zösische Besatzung wehrt sich gegen diese Attentate mit den bei Militärs in solchen Fällen üblichen Mitteln, die sich in erster Linie gegen die an den Attentaten ganz unschuldige örtliche Bevölkerung richten. Sie wird den schwersten Schikanen und Belästigungen unterworfen, sie hat die ange- richteten Schäden wieder gutzumachen und darüber hinaus Bußen aus den Gemeindekasien zu zahlen. Die Repressalien verschärfen sich und müssen in ihrer Häufung zusammen mit dem ungeheuren wirtschaftlichen Druck den äöiderstandswillen der Bevölkerung aufs schwerste erschüttern. Die Wirkung diesernationalen Heldentaten" ist also alles andere als national. Daß diese Auffasiung von den Deutschvölkischen nicht gereilt wird, ist selbstverständlich. Ihnen war der passive Widerstand an der Ruhr von vornherein ein Greuel. Sie denken und leben nur in der Vorstellung von Banden- kämpfen, die für ihre Kreise seit dem Kriege zum Lebens- element geworden sind. Es scheint aber, als ob auch die Deuksthnationalen, je näher die Notwendigkeit einer verstän- digen und ehrenvollen Liquidierung des Ruhrkonfliktes heran­naht, sich einen passenden und heldenhaften Abgang ficbern wollen: denn anders ist es doch kaum zu verstehen, wenn jetzt dieDeutsche Tageszeitung" die Eisenbahnsprengungen, die von der Regierung offiziell mißbilligt werden, alsAkte deutscher Notwehr" hinstellt und wenn sie behauptet, daß von dem Erfolg dieser Sprengungen es abhänge, ob es den Franzosen gelinge,dem passiven Widerstand das Rück- grat zu brechen". In einer Polemik mit derVossischen Zei- tung" bezeichnet sie das Abrücken von den Brückensprengungen alsVerwirrung der öffentlichen Meinung", die aus jener pseudo-pazifistifchen, wehleidigen Stim-- m u n g herauskomme, die jedes Volk rettungslos in völlige Versklavung hineinführen muß". Sie wendet sich auch gegen die offizielle Bekanntmachung der b ad i scheu Regie- r u n g. die strafrechtliche Untersuchung gegen nationalsozia- listische Schienensprenger eingeleitet hat. Unseres Wissens haben auch amtliche Organe der bayerischen   Regierung sich in gleichem Sinne an die' Bevölkerung gewandt. Ob das auch auspseudo-pazifistifcher, wehleidiger Stimmung" her- aus geschehen ist, ist uns nicht bekannt. Jedenfalls enffprach und entspricht eine solche Warnung den wirklichen In- teressen des deutschen   Abwehrkampfes. Wenn die Franzosen von der Aufgabe des passiven Wider- standes als Vorbedingung für Verhandlungen sprechen, so scheinen sie, nach den Aeußerungen ihrer Presse zu urteilen, die sich häufenden Attentate in erster Linie im Auge zu haben. Im Interesse der Ruhrbevölkerung und auch aus außenpoliti- fchen Gründen würde es deshalb unbedingt zu begrüßen sein, wenn auch die Reichsregierung unzweideutig und mit der nötigen Schärfe sich gegen olle solche Versuche, den passiven Widerstand in einen aktiven zu verwandeln. wenden würde. Auf keinen Fall darf das Schweigen der Reichsregierung den deuffchvölkischen und deutschnationalen Katastrophenpolittkern das Recht geben, ihre sinnlosen Zerstörnngsakte als nationale Taten hinzustellen, die eigentlich vollständig im Sinne der Regierung gelegen seien. Die Nachrichten der letzten Tage zeigen, daß ein scharfes Eingreifen der Regierung und ein Zusammen-
Dompteur den Revolver, hält ihn der Bestie unter die Nase, die, komisch geduckt, in ihren Winkel zurückkriecht, worauf das Audi- torium Beifall rast, der Artist die Gefahr verachtet und lächelt, lächelt... Zweitausend Menschen sitzen behaglich auf ihren Plätzen, und nur ein lächerlich dünnes Gitter trennt sie von Urgewalten, gegen welche die lächelnde Kraft des Dompteurs ein Hauch im Orkan ist. Keiner kriegt das Gruseln. Denn erstens kann man sich auf seine Behörden verlassen, welche dieses Schauspiel nicht erlaubt hätten, wenn es nicht wie man so sagt todsicher wäre, und dann doch auf den Mann im Käfig, der doch so was nicht machen'würde, wenn... Und es passiert wirklich nichts! Die Königstiger arbeiten eigentlich harmloser, als es richtigen Königstigern zu- kommt, verdienen sich ihr Futter und ihrem Meister die Gage und ihrem Direktor noch etliches darüber. Keiner von ihnen denkt daran, daß ein Griff ihrer gewaltigen Tatzen diesem unwürdigen Zustand ein Ende bereiten könnte, noch ehe so ein Revolverchen zum Losgehen käme. Sie sehen zweitausend Menschen, und es muß ihnen zumute sein wie unsereinem, wenn wir vor einem wundervoll gefüllten Wurstladen stehen, dessen Herrlichkeiten doch nicht fiir uns bestimmt sind. Aber sie sind eben so artig wie wir rmd kennen doch sicher nicht das, was unsere Juristen Eigentums- delikt nermen., Wo finde ich nur meinen Raturgeschichtsprofesior, daß ich mir mein Lehrgeld wiedererstatten lasse? Es kann nicht anders sein, er muß geflunkert haben!! Denn er hat uns Jungen zu dumme Sachen gelehrt! Ich erinnere mich noch: Bor allem doch dies, daß der Tiger dem Löwen   an Größe und Stärke, vor allem aber an Verwegenheit und List über sei. Daß er die furchtbarste Geißel der Länder vom Kaukasus   bis zum Süllen Ozean darstell«. Und jetzt wird's mir zu dumm! Ich weiß ganz genau noch, daß er fast wörtlich sagte:Der Tiger ist diejenige Katzenart, die den Kampf mit dem Menschen und seiner Zivilisation bisher am erfolgreichsten auf- nahm..." Guter Mann! Ich bin Ihnen schon hinter viel gekommen, was ich daPi später im wirklichen Leben als Schwindel aufdecken mußte. Aber, was die Tiger betrifft,.da hoben Sie's doch«in bisset stark getrieben! Dos muß ich sagen! Oder glauben Sie wirklich, ver- ehrtcr Herr Ordinarius, Königstiger können sich auf dem Transport vom Kaukasus   bis hierher so verändern? Sie sind halt nur dort wi!d, wo weder Peitsche noch Revolver hinter ihnen stehen. Na, und das sind wir in Mitteleuropa   grad so.
Die verändecliche Senne  . Die Sonne meint es in diesen Wochen besonders schlecht mit uns, und wir klagen sehr über ihr launisches Schmollen, mit dem sie uns ihr wärmendes und beleben- des Gesicht abwendet. Doch nicht nur unsere Laienanschauung macht der Sonne   Vorwürfe, sondern auch die Wissenschaft hat sich in jüngster Zeit eingehend mit ihrer.Veränderlichkeit" beschäftigt,
gehen zwischen Reichs- und Landesregierung unbedingt not» wendig ist, wenn nicht größter, vielleicht nicht wiedergutzu- machender Schaden angerichtet werden soll.
Der Spieß wird umgeöreht! Unsere Warnung an die Adresse der völkischen Mord- Hetzer gegen Seoering ist ihnen in die Glieder gefahren. Weh- mütig klagen sie uns derMordhetze gegen die Deutsch  - völkischen" an. DasDeutsche Tageblatt" veröffentlicht eine Zuschrift des Herrn W u l l e, die bei allem niederträchtigen Hohn die schlotternde A n g st nur schlecht verbirgt: Ich könnte mir denken, daß ein marxistischer Fanatiker sich nun- mehr gedrungen fühlt, ein Attentat mit einer klystierspritze auf Herrn Seoering zu markieren, das dann von der guteinge- stellten jüdischen Presse zu einer Haupt- und Staatsaktion gestempelt würde.... Dieses markierte Attentat auf Herrn Seoering wäre dann ein willkommener Anlaß, den Befehl der marxistischen   Volkstribunen auszuführen und die völkischen Abgeord­neten lotzuschlagen. Die Attentäter würden selbstverständlich steige- sprachen werden, Venn ihre Tat diente ja nur zur Rettung der ge- fährdeten Republik  . Mit anderen Worten: Die Aufforderung des Vorwärts" ist ein« glatte Ermunterung zur Ermordung der völkischen Abgeordneten. Herr Wulle fühlt aber wohl selber, daß seine Mordheße gegen Seoering schon sehr tiefe Spuren in den Reihen seiner Getreuen hinterlassen hat und jederzeit konkrete Erfolge haben könnte. Für diesen Fall sucht er sich schon jetzt ein m o r a l i- s ch e s Alibi, indem er hinzufugt: Es braucht ja nicht nur markiert« Arbeit z« sein; es könnte ja auch ein gänzlich verzweifelter Mensch, der heute nichts mehr zu verlieren hat, zu einer derartigen Derzweifluvgslat sich hinreißen lassen, es könnte irgendein Wirrkopf, dem die plan- mäßige Anterdrückung der Völkischen die klare Uebertegnng geraubt Hot. den versuch inachen, Herrn Seoering unliebsam zu nah« ztt treten s!). dann ist bereits als Stichwort von dem Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  , die ja immer noch in der sogenannten Einheitsfront fitzt, die Ermordung der völkischen Abgeordneten ausgegeben, und die Täter verklärt der Ruhm, das republikanische Vaterland gerettet zu haben. Dieseverzweifelten Menschen" undWirrköpfe" zu züchten, betrachtet aber gerade Herr Wulle seit jeher als seine vornehmste Aufgabe. Ja, in der gleichen Zuschrift setzt er seine Mordhetze gegen Seoering fort, den erseoering- D e g o u t t e" nennt, weil der preußische Minister des Innern die völkische Bewegung genau so verfolge wie der ftonzösische Oberkommandierende an der Ruhr. Run, es sei Herrn Wulle rund heraus gesagt, daß wir seinen schlecht geheuchelten Alibi-Beweis nicht an- erkennen. Ebensowenig imponiert uns die Gegen- d r o h u n g mit völkischen Repressalien gegen dieVorwärts"- Redakteure. Unsere Warnung gilt nach wie vor! Ein Attentat auf.Seoering wäre das unvermeidliche Signal zum Bürgerkrieg, und es würde sich schon zeigen, wer dem zuerst zum Opfer siele, ob die völkischen Mordhetzer oder die .jüdisch? Leitung desVorwärts". Herr Wulle oerkündet zwar mit Helden p o f e, daß dank den Völkischen eine Wieder- holung des 9. November 1918 ausgeschlossen ist. Wir aber ant- warten ihm, daß bei einem neuen völkischen Mord eine Wiederholung der Helden posse  , die er, Wulle, am 22. März 1923 aufführte, ebenso ausgeschlossen sein wird: da- mals, bei der Auflösung der Freiheitspartei, hatte sich bekannt- lich der blonde Hermann Wulle in seinem Reichstagszimmer versteckt und wagte nicht, das Haus zu verlassen, aus Angst vor einem gar nicht erlassenen Haftbefehl. Schließlich schickte er seine Frau mit dem Schlüsselbund seines Schreibtisches zur Abteilung In des Polizeipräsidiums. Ge- schieht das Unglück, wogegen sich unsere Warnung richtete und zu dem die Herren Wulle und Konsorten planmäßig treiben, dann werden sie sich durch solche strategischen Kunststücke der gerechten Strafe nicht entziehe« können!
worüber Dr. Robert Dietzius inDie Umschau" berichtet. Da das Klima der Erde in geschichtlicher Zeit keine wesentliche Aenderung erfahren hat, so müssen wir annehmen, daß auch die Sonnenbestrah- lung im wesentlichen gleichgeblieben ist. Dies schließt jedoch nicht aus, daß ste kurzen Schwankungen unterworfen ist, etwa so, daß auf einen mehrjährigen Zeitraum starker Sonnenstrahlung ein Zeit- räum schwacher Strahlung folgt. Da sich das äußere Ansehen der Sonne in- der Zahl der Sonncnsleckcn und Protuberanzen verän- dert, so ist eine solche Annahme natürlich und wird außerdem durch Klimaschwankungen, wie wir sie so stark empfinden, noch wahr- scheinlicher gemacht. Diese Frage läßt sich am sichersten durch Messung der Sonnenstrahlung cutscheiden. In zwanzig- jähriger Arbeit hat der amerikanische Gelehrte Langley ein Spektral- bolometer gebaut, das der Aufgabe gewachsen ist, die von der Lust- hülle ungeschwächte Strahlung die sog. Solarkonstante zu bestimmen. So wurde in Washington   1902 bis 1907 aus Beobachtungen an 37 Tagen der Mittelwert 1 zu 968 gesunden. Später ist die Strahlenmessung an Nimattsch noch günstigeren Stationen durch- geführt worden, und es zeigte sich, daß es nicht nur allmähliche Aendc- rungen der Solarkonstante von Jahr zu Jahr gibt, sondern auch unregelmäßige, kurzdauernd« Schwankungen im Laufe von unge- sähr einer Woche, die Abweichungen vom Mittelwert mit 1 bis< 5 Grad aufweisen. Es zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Solarkonstant« und Sonnenflecken. Das Jahr 1913, das arm an Sonnenflecken wie kein zweites seit 100 Jahren war, hatte eine auffallend kleine Solarkonstante, dagegen zeigten die beiden fleckenreichen Jahre 190S und 1917 die beiden größten Wert«. Run ist es scnderbar, daß mit wachsender Fleckenzahl gewöhnlich die Solarkonstante wächst, da doch im Sonnenfleck nicht nur die ficht- bare Strahlung, sondern auch die gesamte Wärmestrahlung der Sonnenobcrfläche auf die Halste oder ein Drittel herabsinkt. Vielleicht ist das so zu erklären, daß bei gesteigerter Sonnentätigkeit, die sich in der wachsenden Fleckenbildung auswirkt, die Sonnen- temperatur im allgemeinen höher ist. Aus den Messungen ergibt sich sodann, daß auf ein Maximum der Solarkonstante in ungefähr 27 Tagen häufig wiederum ein Maximum folgt. Das scheint mit der Sonnenrotation zusammenzuhängen. Eine ähnliche, mitunter plötzlich abreißende Periode zeigen auch die Nordlichter und die erdmagnetischen Störungen.-- Das Kavt-Grab. Nachdem eine erste Konkurrenz, an der sich namhaft« Künstler des Reichs beteiligt hatten, zu keinem befriedigen- den Ergebnis geführt hatte, ist bei einem zweiten Wettbewerb, an dem lediglich ostpreußische Architekten und Bildhauer Anteil hatten, endlich die Entscheidung gefallen. Die Ausführung des neuen Kant  - Grabs  , das an Stelle der alten Stoa Kcmtiana errichtet werden soll, wird dem Architekten der Königsberger Kunstakademie Lahrs  übertragen werden. Lahrs hat unmittelbar am Ende des hohen Domchors eine schlichte, offene Pfeilerhatte geplant, die nur durch ein Eitterwerk nach außen abgeschlossen ist. In der Mitte der Halle wird ein Sarkophag auch dieser in den einfachsten Formen zur Ausstellung gelangen. Dieser preisgekrönte Entwurf entspricht wohl nicht dem, was nicht nur Königsberg  , nicht nur Deutschland  , sondern was überhaupt die ganze Welt von einer künstlerischen Ge« staltung der Kanffchcn Begräbnisstätte erwartete. Aber im Rahmen der eingegangenen Entwürfe war er einer der besten..