Die dänische Kinderhilfe.
Bolksparteiliche Kritik im Landtag. Abg. Genosse J. P. Nielsen Kopenhagen läßt durch das deutsche Rote Kreuz folgende Erklärung der Presse und den Landtagsabgeordneten zugehen:
Umgebung, ihnen geraubt würde? Glaubt man es nicht, warum Dann stören?! Denn Not, Elend und Troftlosigkeit gibt es doch genug im deutschen Rinderleben, Liebe und Friede aber viel
weniger. Schlimm wäre es doch wohl auch nicht, wenn durch diefes Liebeswert eine lebhaftere Freundschaft zwischen den beiden Nachbarvölkern hervorgerufen werden könnte. Ropenhagen, im Juni 1923.
J. P. Nielsen, Borsitzender der deutschen Kinderhilfe, Mitglied des dänischen Reichstags.
Deutsche Genossen in Ropenhagen senden uns einen offenen Brief gegen die Ausführungen der Abg. Voigt. Der Raummangel verhindert uns leider am Abdruck; die vorstehende Erklärung des Genossen Nielsen dürfte der verdienstvollen Rednerin schon zeigen,
Etat der Schupo.
für die Schußpolizei und die staatliche PolizeiverDer Landtag sette heute die Beratung der Ausgaben für die Schußpolizei und die staatliche Polizeiverwaltung im Haushalt des Ministeriums des Innern fort.
Abg. Dr. v. Dryander( dnat.): Der staatliche Polizeiapparat hat bei den mitteldeutschen Unruhen völlig versagt. Oberpräsident. Hörfing hat die Ernennung von Bolizeibeamten zu verantworten, bie mit Zuchthaus vorbestraft gewesen sind. Die Schußpolizei darf nicht zu einem Tummelplay von parteipolitischen Bestrebungen gemacht werden. Nur die fachliche Eignung darf bei der Beförderung entscheiden, jedes politische Moment hat auszuscheiden. Das Verbandsunwesen hat aufzuhören. Abg. Rabold( Soz.):
In der Debatte im Preußischen Landtage über die Berhältnisse an der Nordmarkgrenze hat die Abg. Frau Boigt laut den hier eingelaufenen Telegrammen gesagt, daß man trotz aller Dankbarkeit dem dänischen Bolte gegenüber für seine Wohltätigkeit an den deut schen Kindern nicht davon absehen dürfte, daß diese Wohltätigkeit in Wir wollen hoffen, daß die dänischen Freunde der deutschen ausreichendem Maße dänischer nationalistischer Propaganda Kinder aus den, gelinde gesagt, höchst leichtherzigen Worten einer diene; von den 25 000 deutschen Kindern, die zur Erholung nach Flensburger deutschen Nationalistin nicht den Schluß ziehen, ihre Dänemark gekommen feien, feien 10 000 aus Flensburg . Nun möchte ich eigentlich gern wissen, wie man sich in Deutsch - se dankenswerte Fürsorge auch nur einzuschränken. Geschähe es Reden wie die Dryanders können nur die außenpolitische Lage land über solche Sachen informiert. Diese von der Abg. Frau ater und würde den Kindern des deutschen Volkes ohne UnterBoigt gemachten Behauptungen sind ohne eine Spur von schied der Partei solcher Schaden durch eine Abgeordnete der Deut- Deutschlands erschweren. Gerade der Zurückhaltung und der Borsicht Grundlagen, und Frau Voigt braucht, um die richtigen In- schen Volkspartei erwachsen, dann mag man beizeiten sich dessen er- danten, wenn es nicht zu größerem Blutvergießen gekommen ist. tes Minister Severing beim mitteldeutschen Aufstand ist es zu ver= formationen zu bekommen, sich bloß an den deutschen Minister des innern und eingedent sein der Worte: Auswärtigen, früheren Gesandten in Kopenhagen , Herrn Dr. von Die polizeiliche Organisation mag früher vielleicht unter Rosenberg, zu wenden. Herr Dr. von Rosenberg fennt unfere anderen Umständen berechtigt gewesen sein. Heute sind jedenfalls Aktion ganz genau und weiß, daß feine Spur von Nationalismus der Polizei nicht mehr militärische Aufgaben gestellt, und deshalb darin zu finden ist. Ich darf vielleicht die wahren Tatsachen hervor. muß auch die Organisationsform eine andere werden. Die neue Organisationsform muß den neuen Bedürfnissen des Staates angeheben: Seit 1917 hat unsere Kinderhilfe 41 921 Kinder aus Deutsch land und Deutschösterreich zur Erholung nach Dänemark geholt. past werden. In dieser Richtung hat Minister Severing gearbeitet Diese Kinder sind aus allen Boltsklassen Deutschlands : Arbeiter, Anund muß weiter gearbeitet werden. Klagen sind ja noch immer geſtellte und Beamte, gekommen und unter diesen Kindern und Mannschaften ist noch lange nicht so, wie es sein müßte. genug vorhanden. Das Verhältnis zwischen Offizieren befinden sich lungengefährdete, strofulöse und taubstumme was sie angerichtet hat. Kinder. Die Kinder sind aus allen Eden Deutschlands : Sachsen , Selbstverständlich muß auch in der Schuhpolizei Disziplin herrschen. Aber zwischen einer fachgemäßen Disziplin und den Vorstellungen Thüringen , Preußen, Oberschlesien , Rhein und Ruhr hier heraufgebracht, darunter befindet sich aber fein Kind aus Flens= Die Kreuzztg." nimmt die Behauptung der Abg. Frau Boigt gewiffer Leute auf der Rechten über Disziplin besteht doch ein kleiner burg, denn das dänische Hilfskomitee hat niemals ein Kind aus auf, gibt ihren Inhalt gar schon als„ öffentlich nachgewiesen" aus die Polizei andere Aufgaben hat als eine geschlossene Flensburg angefordert. Wir haben Lebensmittel seit 1917 für und beift dem„ Berwärts" nach, er stelle sich durch das in" Bolt militärische Macht. Die Polizei ist feine Reichswehr Nr. 2. Viel 2½ Millionen dänische Kronen nach Deutschland und Wien ge- und Zeit" gebrachte Bild von der dänischen Bewirtung deutscher zu viel von der Dienstzeit der Polizei wird noch immer zu milischickt, aber für feinen Pfennig nach Flensburg . Wir haben diesen Kinder im Landesausstellungspark geradezu in den Dienst der von tärischem Drill verwendet. Das verleidet den Mannschaften nur Winter Kinderspeisungen in 15 deutschen Städten unseren Feinden unter tüdischer Ausnutzung unserer den Dienst. Man tann wohl 20- und 22jährige Refruten in einem gehabt, in Flensburg aber nicht trotzdem unzählige Anträge an Hungersnot in allen Grenzgebieten betriebenen 3er stud elung Rasernenhof hin und hin und her jagen, uns geschickt worden sind. Mit Absicht wollten wir nicht nach Flens- Deutschlands und Abbröckelung deutscher Volksgenoffen". Der tiefe Weise man aber fann auf feinen tüchtigen Polizeibeamten heranbilden. burg hin. In Flensburg hat der fog. Schleswigsche Verein( dänisch ) Kinder in den Schulferien nach Dänemark geschickt, dasselbe haben waderen Kreuzztg." ist da ein übles Mißgefchic passiert: dasselbe Die Zeit muß zur Aus- und Durchbildung der Beamten in der die deutschen Bereine in Flensburg und Kiel an ihren Gesinnungs- Bild haben viele andere Bilderbeilagen gebracht, darunter die der Gesetzgebung und Verwaltung, in der Staats- und Gesetzeskunde überhaupt verwandt werden. genossen in Dänemark getan. Diefe Kinder haben bis jeßt bloß Deutschen Tageszeitung". Das neue Schuhpolizei= beamtengefez sucht wohl den Bedürfnissen Rechnung zu tragen, vier Wochen Aufenthaltserlaubnis in Dänemark bekommen, unsere aber es ist nur ein Anfang. Im Jahre 1925 muß es verbessert merRinder aber fonnten unbeschränkt je nach Bedürfnis hier oben den. Die Ausführungsbestimmungen zu diesem Gesetz müssen nun Lleiben, durchschnittlich sind sie 6 Monate hier. dem neuen Gefeß angepaßt werden. Besonders gilt das bezüglich der Rechte und Pflichten der Beamtenausschüsse. Wohl hat ein früherer Erlaß des Ministers auf die Notwendigkeit der Heran
Das Geschlechtskrankengeseh.
Dann wird die zweite Beratung des Gesezentwurfs zur
fortgefeßt.
Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten
Stellen.
dieser Hinsicht unmißverständliche Anregungen gegeben. Auf den Eindieser Hinsicht unmißverständliche Anregungen gegeben. Auf den Einwand der Naiven, es müßten aber doch Unterlagen für ein solches Vorgehen vorhanden sein, lautete die Antwort: Meine Herren, fchaffen Sie doch Vorgänge! Tatsächlich sind denn auch in der letzten Diefer Zeit Beschwerden über derartige Treibereien eingelaufen. Unfug muß aufhören. Hier ist. Rücksichtslosigkeit am Blaz. Benn der Staat an ihr eine Stüße haben soll, dann muß sie ein republifanisches Machtinstrument fein, aufgebaut auf dem Vertrauen zwischen Offizier und Mann, und auf dem Vertrauen zwischen Polizei und Bevölkerung.( Beifall bei den Soz.)
Nach dem Genossen Rabold forderte auch der Zentrumsabge lung der Besoldungsordnung für die Polizeibeamten. Den unteren Instanzen müsse man größere Selbständigkeit laffen. Die von den Franzosen geforderte Neuordnung der Polizei laufe nur auf eine noch stärkere Wehrlosmachung der Bevölkerung und der Regierung hinaus.
Dieses Jahr hat die dänische Regierung die Bedingung an Die Einreiseerlaubnis der Kinder aus Mittelschleswig und Flensburg nach Dänemark geknüpft, daß bei dieser Verschidung von Kindern Im Reichstag waren gestern die Pläge der Abgg. Dietrich alle polifische und nationale Agitation ausgeschlossen( Dnatl.), Heroid( 3.) und des aus französischer Haft zurückge- ziehung dieser Ausschüsse, besonders bei Beschwerden und dergleichen, werden müßte. Um dies zu erfüllen, ist die Auswahl der Kinder fehrten Abg. Höllein( Komm.) mit Blumensträußen geschmüdt. hingewiesen, aber trotz dieses Erlasses hapert es da noch an vielen vom schleswigschen Verein( dänisch ) dem vom Flensburger Magi rold, die vor 25 Jahren in den Reichstag eingetreten sind. Er be- Schußpolizei ein Herd parteipolitischer Umtriebe sei. Wenn etwas Präsident Löbe beglüdmünschte die Abgg. Dietrich und e= Es ist feineswegs richtig, wie Dryander behauptet, daß die strat anerkannten Kinderspeisekomitee überwiesen worden. Dieses grüßt dann den Abg. Höllein, der für seine Ueberzeugung ge- an dieser Behauptung wirklich richtig ist, dann nur dies, daß man Komitee besteht aus dem Gewerkschaftssekretär Schlüter- Flensburg, litten habe von einer. Regierung, die sich auf die Menschenrechte von verschiedenen Seiten versucht, die republikanisch und Dr. Plagemann, Vorsitzender des Wohlfahrtsamts Flensburg, und berufe, aber tausende unserer Landsleute bis aufs Blut peinige sozialistisch denkenden Beamten aus der Schußpolizei einem Dänen, dem Pastor Noach von der dänischen Gemeinde in und quäle. Er schließt unter dem Beifall des Hauses, in den auch hinauszugraulen. Bei einer Offiziersbesprechung wurden in Flensburg . Die Kinder von den deutschen Vereinen in Mittel- Tribünenbefucher einstimmen, mit dem Wunsch, daß, wie der Abg. Schleswig und Flensburg können auch weiterhin ohne irgend Höllein, auch die übrigen von Frankreich festgehaltenen Deutschen Daß ich mich überhaupt einmal mit solchen„ Treibereien" be- bald in die Freiheit zurückkehren können. Abg. Dr. Moses( Soz.) faffe hat seinen Grund darin, daß ich verpflichtet bin, meine deut- ruft dem Abg. Höllein zu: Nun kommt wieder Leben in die Bude.( Heiterfeit.) schen Kinder zu hüten; jetzt fißen in allen Eden Deutschlands , wie Ohne Debatte merden hierauf endgültig angenommen ein Ancben erwähnt, in Sachsen , Thüringen , Berlin , Hamburg , Breslau , an Ruhr und Rhein tausend und aber tausend deutsche Kinder, trag aller Parteien auf Einrichtung einer Reichsbeschaf. welche mit Sehnsucht dem Zeitpunkt entgegensehen, daß sie wieder ungs- und Verteilungsstelle, eine Novelle zum imvon ihren dänischen Pflegeeltern willkommen geheißen werden absteuergeset, die die Befreiungsgrenzen von der Insera von ihren dänischen Pflegeeltern willkommen geheißen werden ten steuer der Geldentwertung entsprechend herauffezt, ein Gesek, fönnten. 4000 reipläge bekam ich für unsere deutschen 4000 Freipläge bekam ich für unsere deutschen Feriengäste von dem dänischen Handelsminister zugebilligt. Die wonach eine wertbeständige Anlegung von Mündel Hauptjielle zur Förderung der Gesundheit der Taub stummen, geld zulässig ist, und die Berlängerung des Beinsteuer- ordnete Stieler, Bolizeipräsident in Gelfenfirchen, balbige Meurege Berlin , bat mich, ebenso wie in früheren Jahren doch endlich dafür geseges bis zum 1. April 1924. zu sorgen, daß einige von den 200 deutschen Taubstummen, welche unbedingt der Erholung bedürften, in Dänemark untergebracht werden fönnten. Ich hatte schon durch Verhandlungen mit dem Kultusminifter und mit dem Reichsfinanzausschuß Blay für 120 geschaf= fen. Unsere„ Deutsche Beamtenfinderkolonie" in Horseröd für Kinder der Zentralbehörden in Berlin war fertig und nun scheint es, daß die meines Erachtens sehr wenig erwogene Rede Frau Boigts alles umstürzen könnte. Glaubt man, daß alle Abg. Frau Müller- Otfried( Dnatl.) tritt für den Ausschußantrag diese Kinder sich darüber freuen werden, wenn auch dieser fleine ein, wonach bestraft wird, wer gewohnheitsmäßig die Prostitution Sonnenstrahl, ein Ferien, oder Erholungsaufenthalt in freundlicher zum Zwecke des Erwerbs ausübt in der Nähe von Kirchen, Schulen oder anderen von Kindern und Jugendlichen besuchten Orten oder Der Demokrat Barteld- Hannover erinnert den Deutschnationalen " Boccaccio" in Charlottenburg . Da es teine modernen Ope- Wohnungen oder in Gemeinden mit weniger als 10 000 Ein- Dr. Dryander, der sich in Angriffen auf Severing nicht genug tun retten mehr gibt, griff man zu den alten. Suppés„ Boccaccio" ist wohnern. fonnte, daran, daß sein Zugeständnis, die Polizei müsse ein eine der schönsten und unerschütterlichsten; fie erreicht zwar nicht den Abg. Frau Lang- Brumann( B. Bp.) empfiehlt einen Antrag zuverlässiges Instrument in der Hand der ver den zugleich Straußschen Stil der Fledermaus", gibt aber in ihren Kuplets, ihrer Partei. Die Bestrafung der Prostitution sei notwendig, um fassungsmäßigen Regierung sein, Schuß der Republik und die Säuberung der leitenden Stellen von Chören und musikalischen Spizbübereien, in ihrem walzerischen die Familien vor Bergiftung zu schüßen. Schwung ein Mufter her für die feine, leichtgeschürzte tomische rednerin einen Standpunkt vertreten habe, den die Frauenbewegung Abg. Frau Dr. Schreiber- Krieger( Soz.) bedauert, daß die Bor - monarchistischen Elementen bedeute. Damit schließt die allgemeine Aussprache und die Ausgaben für Oper. Leider fehlt unseren Sängern, die von der schwerblütigen aller Parteien und Richtungen ablehnt. Die Männerwelt habe die Schuhpolizei und staatliche Polizeiverwaltung werden geneh Oper kommen, der Geschmad, solche Mufit im Stil ihrer frohen leider immer wieder die Frau zur fäuflichen Ware erniedrigt mit migt. Das Haus erledigt dann noch einige Etats reste und und burschifosen Zeit zu spielen. Zu solchem Souper braucht man der Begründung, die Prostitution sei ein notwendiges level.( Un- nimmt dabei einen auf die Initiative unserer Genossen einen besonderen Roch. In Charlottenburd dirigierte Hans ruhe bei der B. Bp., Rufe: Welche Männerwelt? Abg. Hof zurüdgehenden Antrag im Interesse der 3 ander. Pifanterie geht der Aufführung also ab. Die Titel mann- Ludwigshafen( 3.): Das ist eine Frechheit! rolle fingt Fräulein Wolf Ortner, sehr erlernt, musikalisch tüch- ö be ruft den Abg. Hofmann zur Ordnung.) Der Antrag Lang in Berlin an, die vom Herbst 1924 an nicht mehr über ein eigenes Präsident tig, nicht mehr frisch, aber sauber geschult. Beffer, gelenfiger die an- Brumann liefere die Brostituierten der Willkür der Polizei aus und dere Wolfen Frieda. Von den Männern singt Bötel mehr Kabarett als Operette, Plaut falauert entzückend, Bil nimmt seine Sache sehr ernst, Kandel sehr Ultig. In den revolutionären Chören des Krähwinkel steckt eine derbe Lustigkeit, und der Mut der Maulhelden, die vor ihren Frauen Reißaus nehmen, wenn fie gerade von ihnen betrogen werden sollen, hat immer und ewig attuelles Interesse genau so, wie der Bersuch, den Geist mit Feuer und Schwert zu töten. So folgte man der Aufführung mit be häbiger Andacht.
k. s.
Das Tantenrecht. Die Entwicklung der Völkerkunde liefert eine nur noch schwer übersehbare Fülle und Vielseitigkeit von Tatsachen, beren Einzelheiten zum Teil als geradezu erstaunlich bezeichnet mer. den müssen. Es hat den Anschein, als ob die Natut auch mit den Auffassungen und Lebensgewohnheiten der Menschen ein launen. haftes Spiel treibt. Ist seit langem das sogenannte Mutterrecht ( Matriarchat) als eine außerordentlich bedeutsame und tiefsinnige Einrichtung bei einer großen Anzahl von Völkern der Vergangen heit bekannt, so gibt es noch heute bei einigen ozeanischen Völkern eine Gewohnheit, die man am fürzesten mit dem Ausdrud Tantenrecht" bezeichnen würde. Man hat es vorzugsweise bei den Eingeborenen der Banks- Inseln in Melanesien gefunden, und die ihm zugrunde liegende Borstellung beruht vielfach darauf, daß jedes Individuum in einer besonders engen Beziehung zu der Schwester feines Vaters, also feiner rechten Tante steht. Andererseits tommt auch das Gegenstück in der Völkerkunde vor, nämlich eine Art von Onkelrecht, das einen ähnlichen Zusammenhang mit dem Bruder der Mutter vorausseßt. Früher wurde angenommen, daß sich jenes Tantenrecht aus einem Mutterrecht entwickelt habe; aber der Grund foll in Wirklichkeit darin liegen, daß die Schwester des Baters eine feindliche Linie der Verwandtschaft darstelle, die durch besondere Gaben versöhnt werden müsse, damit von dem Neffen der Einfluß einer unter böser Abficht geübten Schwarzkunst fernbleiben möge. Auch die Gaben, durch die eine versöhnliche Stimmung erzielt werden soll, sind höchst merkwürdig; denn sie bestehen in der männlichen Nabelschnur und Stücken von den Nägeln des Neffen.
Bruno Schönlant liest Sonntagabend 7%, Uhr im Arbeiterjugendheim, Lindenstr. 3, 2. of III, aus eigenen Dichtungen. Auch erwachsene Genoffen find als Gäste willkommen.
Zur Unterstügung Amundsens bat die Silfserbedition der norwegischen Marine die Operationsbasis in Kobbé- Bah an der Nordwestipize son Spik bergen aufgeschlagen. Dies ist der nördlichste Hasen, der zurzeit
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Abg. Dr. Grojahn( Soz.) wünscht eine andere Fassung des Berbots des Handels mit Gegenständen, die zur Verhütung von Ges schlechtskrankheiten dienen sollen. Der Bertrieb empfängnisverhütender Mittel dürfe nicht verhindert werden.
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jage sie aus einer Haft in die andere. Die Sozialdemokratie fönne nicht von dem Kompromiß der Ausschußfassung abgehen, dem sie nur mit großer Ueterwindung zugestimmt habe.
Abg. Dr. Marg( 3.) erkennt an, daß die Männerwelt die Hauptschuld an der Prostitution trage. Grundsäglich müsse aber die gewerbsmäßige unzucht mit allen Mitteln verfolgt werden. Darum werde ein Teil des Zentrums dem Antrag der Bayerischen Boltspartei zustimmen. Der Redner selbst hält diesen Antrag jedoch für undurchführbar und tritt für die Ausschußfassung ein. Abg. Dr. Strathmann( Dnatl.) empfiehlt die Ausschußfassung. Abg. Emminger( B. Vp.) tritt nochmals für den Antrag seiner Fraktion ein. Abg. Frau Dr. Bäumer( Dem.) wendet sich dagegen. Abg. Kunert( Soz.) lehnt auch die Ausschußfaffung als zu weit gehend ab.
Der Antrag Lang- Brumann( B. Bp.) wird abgelehnt, die Ausschußfaffung angenommen. Der Rest der Borlage wird im wesentlichen nach den Vorschlägen des Ausschusses angenommen.
Es folgt die zweite Beratung des Heimarbeiterlohn. gefeges. Arbeitsminister Brauns begründet furz die Borlage, die die Einrichtung von Lohnämtern zur Festsetzung der Heimarbeitslöhne vorfieht. Abg. Frau Behm( Dnatl.) begrüßt die Vorlage, die geeignet fei, den Hungerlöhnen ein Ende zu machen, die heute noch in der Heimarbeit vielfach üblich seien. Jumpernäherinnen hätten noch am Pfingstsonntag dieses Jahres einen Stunden. Ishn von 25 M. erhalten.( hört! hört.)
Der Abg. Mehenthin von der Deutschen Voltspartei begrüßt die in der Polizeiverwaltung feit Jahresfrist gemachten Fortschritte zur größeren Einheitlichkeit und besseren Ver= ständigung innerhalb der Polizei. Die Rajernen der Schuhpolizei feien viel schlechter eingerichtet afs die der Reichswehr . Hier müsse energisch Wandel geschaffen werden..
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Erhaltung der Großen Bolksoper Theater verfügt. Das Staatsministerium soll im Einvernehmen mit dem vom Landtag gebildeten siebengliederigen Ausschuß unter eventueller Hinzuziehung von Vertretern der Staats- bzw. Großen Boltsoper, der Freien Bolfsbühne und des Bühnenvolfsbundes die notwendigen Schritte zur Beschaffung eines neuen Heims für die Bolksoper tun. Ferner wird der Hauptausschuß beauftragt, über Die Fortführung der Museumsbauten zu berichten. zum Forst biebstahlsgefeß angenommen, die der durch das Es wird dann noch in zweiter und dritter Lesung die Novelle sezung des Strafmündigkeitsalters vom 12. auf das 14. Lebensjahr, Jugendgefeh bedingten Aenderung des Rechtszustandes( Hinaufbedingte Strafausseßung usw.) Rechnung trägt und die Geldfätze der Geldentwertung mehr anpaßt. Ebenso wird die Novelle zum Bodenverbesserungsgesetz, die den Staatskredit für die Bodenverbesserung von 300 Millionen auf 12 Milliarden erhöht, endgültig verabschiedet. Hierauf vertagt sich das Haus auf Montag 12 Uhr. Dritte Lesung des Haushalts.
Wertbeständige Löhne.
Im Haushaltsausschuß des Reichstags machten die RegierungsDertreter Mitteilung davon, daß auf Vorschlag der Spigen der Beamten organisationen und Staatsarbeiter am nächsten Montag Verhandlungen über neue Teuerungszuschläge für die Staatsarbeiter und am Dienstag solche für die Beamten stattfinden werden. Voraussichtlich werden hierbei auch drei prinzipielle Fragen berührt werden, nämlich die Frage der sogenannten
wertbeständigen Löhne,
Abg. Effer( 3.) erklärt im Namen des Ausschusses, alle Mit- die Frage der einmaligen Wirtschaftsbeihilfe und schließlich die Frage glieder hätten die Absicht, durch debattelose einstimmige Annahme der zeitlichen Rückwirkung der zu zahlenden Teuerungszuschläge. Der Borlage Frau Behm, der bewährten Vorfämpferin der Heim- Der Regierungsvertreter hielt jedoch eine Diskussion über ein so arbeiterinnen, den Dank für ihre Lebensarbeit abzustatten.( Leb- grundlegendes Problem wie das der wertbeständigen Löhne im hafter Beifall.) Rahmen einer Debatte über die Teuerungszuschläge nicht für opportun. Diese wichtige Frage müßte gesondert behandelt werden. Abg. Bender( Soz.) hielt es für untragbar, daß allmählich in Deutschland alle Güter nach Goldparität bemessen merden sollen, nur das wertvollste Gut, die Arbeitstraft des deutschen Bolles, werde noch mit Papiermart bezahlt. Das ginge so nicht weiter. Beschlüsse über die Besoldungsfragen wurden nicht gefaßt. Es sollen erst die Verhandlungen der Regierung mit den Spizenorganisationen abgewartet werden.
Die Vorlage wird hierauf unter großem Beifall in zweiter und dritter Beratung endgültig angenommen. Der Schantstättengejebentwurf wird debattelos auf Antrag Dr. Kahl( D. Vp.) dem bevölkerungspolitischen Ausschuß überwiesen.
Um 4 Uhr vertagt sich das Haus auf Montag 3 Uhr( Gold hypotheten, Landessteuergeset, dritte Beratung des Geschlechtstrantengefeßes).
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