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Tatfachen und Urteile. Die Könige der Republik . Die Arbeiten des Martuntersuchimgsausfchusse? hoben Cm Freitag bei der Vernehmung des Fmanzministers des Hauses Stinnes den wundesten und umstrittensten Punkt der kritischen A p r i l t a g e berührt. Man kann nicht sagen. daß seine Arbeit vergeblich gewesen ist, denn das Licht, das hinter die Kulissen der deutschen Wirtschaft fiel, war z u h e l l, als daß es von einer allzu diensteifrigen Presse verdunkelt werden könnte. Auch nicht von Heinrich R i p p l e r, der in derZeit" folgendes darüber schreibt, wenn wir von denk Hau?organ des Herrn Stinnes, derDAZ.", ganz absehen wollen. Rippler meint: Eine üble politische Hetze, die in dieser Zeit der Not- Gemeinschaft dos deutschen Volkes doppelt verwerflich er- scheint, ist im Untersuchungsausschüsse des Reichstages z u s a m m en- gebrochen, die Hetze gegen Stinnes, als den angeblichen Verursacher des Versagens der Stützungsaktion der Regierung. Was die Gegner in Andeutungen und halbdunklen Beschuldigungen vorbrachten, hat sich als haltlos erwiesen, die Angreifer vor dem Untersuchungsausschusse eine wenig beneidenswerte Roll» gespielt. Stinnes muhte Devisen kaufen, weil die Regierung, für die er Kohlen aus England schafft, in der Bezahlung im Rückstand« blieb. Doch die Angreifer konnten sich irren, wenn auch die syste- matische Hetze gegen eine überragende Persönlichkeit nur kam- munistischen Zielen dienen konnte. Was aber nicht zu oer- stehen, ist da« Festhalten am Irrtum, das Verschweigen der Wahr. heit, wie es sich namentlich in der sozialdemokratischen Presse zeigt. Hat eine große Partei gegen einen einzelnen polttischen Gegner keine anderen Kampfmittel?" Demgegenüber schreibt dieVossische Zeitung": Die Antwort steht jetzt fest: Die großen Devis enkciufe der Firma Stinnes haben einen wesentlichen An- stoß dazu gegeben, daß dieFlucht aus der Mark", die ohne- hin schon seit dem Mißerfolg der Dollarschatzanleihe, also seit den letzten Tagen des März, wieder stärker wurde, panikartige Formen annahm, daß die Neigung der Börse und des Publikums, sich fremde Valuten zu verschaffen, zu einem Sturm auf den Devisenmarkt ausartete, dem die Reichsbank schließlich nicht mehr widerstehen konnte." Und sie ergänzt dieses sehr d eutliche Urteil durch eine eingehende Schilderung der Stinnesschen Pfundkäufe für staatliche und eigene Rechnung: Die Leiter der Devisenbeschaffungsstelle erklärten überein- stimmend, daß diese Art des Kaufes bei so hohen Summen durchaus ungewöhnlich sei. Welche Wirkung die Rundftage des Herrn Stinnes hat, wird aus den unter seinem Eide gemachten Aussagen des Redakteurs Oeser von derFrankfurter Zeitung " ersichtlich: Ein paar Tage später sprach das ganze Devisenzimmer der Berliner Börse von den Massenkäufen der Firma Stinnes. Die Banken, die berufsmäßige Spekulation, dos Publikum fingen an. mitzukaufen. Die unbefriedigten Kaufaufträge skegen, wie Reichsbankpräsident Haoenstein früher bereits im Untersuchung»- ausschuß berichtet harte, auf 30, auf 50 Millionen Goldmark an einem einzigen Tage. Trotzdem hielt die Firma Stinnes, deren Finanzdirektor gestern ausdrücklich erklärte, daß er jederzeit ausgezeichnet über den De- vifenmarkt an der Berliner Börse unterrichtet sei, es für angemessen, sich gerade in diesen Tagen große Posten Termindevisen für ihr eigenes Geschäft zuzulegen, Borratskäufe für Mai und Juni, im ganzen 55 000 Pfund Sterling. Das war am 10. und 17. April. Am 18. April brach die Markstützungsaktion zusammen. Wer kann daran zweifeln, daß hier innere Zusammenhänge be- stehen? Mit mathematischer Sicherheit lassen sich bei Vorgängen dieser Art Ursache und Wirkung nie feststellen. Schließlich kann auch niemand den strikten Beweis dafür liefern, daß Strausberg den großen Krach vom Jahre 1873 herbeigeführt hat." In der Tat, das Urteil ist gesprochen und die Stinnes-Presse wird nicht mehr verwischen können, was durch Tatsachen erhärtet ist, daß dieser einflußreich«

Volksbühnentag. Zu Beginn des gestrigen zweiten Verhandlungstages des Verbandes der Deutschen V ol ksb ühn env e re« n« in Potsdam wurden zunächst verschiedene Anträge, welche ver- mehrte Propaganda forderten, angenommen. Sodann hielt Dr. N e- striepkeein ausführliches Referat über �vieIdee d er Volks- bühne und die Erziehung zur Kulturgemeinschaft". Redner schilderte vre Entwicklung des Theaters und des Schau- ipielertums und ihre Einstellung zu der heutigen Zeit. Der russische Prolettult mit feinem Kampf für ein neues qualifiziertes Laienspiel sei beachtenswert. Allerdings könne die Frage der Gemeinschafts- bühne räumlich nicht gelöst werden. An der sogenannten Guckkasten- bühne müsse festgehalten werden. Natürlich sei die alte Dilettanten. spielerei unbedingt abzulehnen, doch trage das Berufsschauspielertum die Gefahr in sich, daß keine Vertiefung der Kunst erreicht werde. Unter gewissen Voraussetzungen sei daher das neue qualifizierte Laientheater immerhin zu wertvolleren Leistungen berufen. Die Volksbühne müsse nach wie vor das Berufstheater in den Mittel- punkt stellen, doch fei insbesondere die Bildung von Spvechchören zu erwägen. Eine gewisse weltanschauliche Einstellung zur Kunst sei nicht gegen die Freiheit der Kunst gerichtet. Bloße Tendenz enthalte allerdings die Gefahr der Verarmung in sich. Dir Freiheit der Kunst müsse ein Ausdruck der Sehnsucht nach einer neuen Gemeinschaft sein. Leider seien sich die Volksbuhnen vielfach über die literarisch- kulturelle Zielsetzung noch nicht Aar genug. In der Diskusston kritisierte Dr. Paul Zech die Arbeit des Berliner Vorstandes und forderte Heranziehung vevoluttonärer Dramatik. Von Z w e h l- Frankfurt a. M. bezeichnete das Spielen mit dem Gedanken des TBettanteirtheaters als nicht ungefährlich. Den. neuen Laientheater, das allerdings Bedeutung für die Jugendpflege habe, müsse man sehr abwartend gegenüberstehen. Unser Ziel sei ein geistig radikales Theater. Kritisch gegenüber dem Dilettanten. theater äußerten sich ferner F riedel- Chemnitz und Ziegler. Hannooer. Von anderer Seite wurde für einen engeren Zusammen- Muß der geistigen Führer und der Arbeiterschaft gesprochen. Das zweite Referat hielt Leo Kestenberg über die Frage Volksbühne und Oper". Der Redner zog die historische Linie von der ttalienischcn Oper, die an den deutschen Fürstenhösen dominierte, bis zur Schaffung der deutschen Oper. Der erste Versuch einer deutschen Oper wurde in Hamburg im Ansang des 17. Jahr- Hunderts gemacht. Doch mußte er noch 50 Jahren eingestellt werden. Wichtig als Vorstufe sei Mozarts Singspiel. Das Operndrama habe der deutschen Oper ihre Bedeutung gegeben. Besonders wichtig war die Aufführung von WebersFreischütz " im Jahre 1821 in Berlin , einem Wert, das aus dem Dolkslied geboren wurde. Die höfischen Einflüsse haben aber bis in die letzte Zeit nachgewirkt. So habe Wilhelm II. stark auf die Oper eingewirkt, z.B. bei der Inszenierung des BallettesSardonapal" mit 300 000 Goldmark Kosten, beim Freischütz " mit einem Publikum aus lauter Jägern und beim Roland von Berlin" mit seinen dynastischen Ambitionen. Wil- Helm II. habe bezüglich des Theaters eben am Begriff desPrivat­eigentums" festgehalten. Auch das Berhällnis Richard Wagners zu Ludwig II. sei rein höfisch gewesen. Wagners Wort vomVolk, aus Rot geboren", fei in Bayreuth rächt verwirklicht worden. Die BÄts»

Industrielle und Politiker, von Anfang an ein G e g n e r der Stützungsaktion, feine Devisenkäufe in einer solchen Form vor- nehmen ließ, daß der Stein ins Rollen kommen mußte. Wir werden die Ergebnisse des Untersuchungsausschusses noch eingehend würdigen. Heute wollen wir nur auf folgendes aufmerksam machen. Mag sein, daß man die festgestellten Tatsachen verschieden bewerten kann. Eindeutig kann aber nur das Urteil darüber sein, daß zur Zeit der kritischen Wende die Firma Stinnes die jetzt zugegebene und erhärtete Tatsache der Riesenankäufe glattweg abgeleugnet hat. Man ist also genötigt festzustellen: diese Presse hat damals ganz einfach entweder gelogen oder ist belogen worden. Glaubt Herr Rippler wirklich, daß es sich hier nur um persönliche Angelegenheiten undüble Hetze" handelt? Nein: hier handelt es sich um das von Stresemann in Ripplers Blatt mehrmals behandelte Thema der Verantwortungslosigkeit maßgebender industrieller Kreise gegenüber dem Staat. Glaubt nicht auch dieZeit", daß ohne Eindämmung dieser Macht keine deutsche verantwortliche Positik möglich ist?

die Tagung der Zentralarbeitsgemeinschaft Gestern vormittag begannen unter dem Vorsitz von Wissel ! in der Zentralarbeitsgemeinschast die Ver- Handlungen der Spitzenverbände über die wert- beständigen Löhne. Auf der Seite der Unter- nehmer wurden eine Unmenge Argumente gegen die be- gründeten und erläuterten Forderungen der Arbeitnehmer vorgebracht. Graßmann vom ADGB. faßte daraufhin die Meinung der Arbeitnehmer dahin zusammen, daß auch die Freunde des Gedankens der Arbeitsgemeinschaft angesichts dieser Einstellung auf Unternehmerseite zur freien Entschei- dung gedrängt würden. Die Arbeitnehmer müßten sich dann im freien Kampf chr Recht suchen. Ein letzter Versuch sei durch die Uebertragung der positiven Beratung an eine Kommission möglich, sie müsse aber angesichts der allgemeinen Lage und Stimmung einen kurzfristigen und klar nmrissenen Auftrag erhalten. Dem stimmten die Unternehmervertreter dann zu. Die Kommission tritt mit dem Auftrage, einen positiven Vorschlag bis zum 30. Juni dem Plenum vorzu- legen, sofort zusammen. Auf Arbeitnehmerseite werden in der Kommission die freien Gewerkschaften durch Paul U m b r e i t und Kurt H e i n i g vertreten, zu ihnen tritt noch je ein Vertreter der christtichen und der Hirsch-Dunckerschen Organisattonen. Die neuen devisen-�Schätzungen�. DerVorwärts" machte schon gestern darauf aufmerksam, daß die neue Derordmmy, die den Handel mit Devisen beschränkt, nur einen ersten, zögernden Schritt und nicht mehr bedeute. Dl« Börsenblätter mekden überrinstimmend, daß es jetzt der Reichstxmk leicht fallen werde, auf Grund der Verordnung den Einheits- k u r s zu regulieren. Das mag für den Augenblick richtig sein, es bleibt nur rinstoeilen offen, wie sich das private Devisen- und Noten- gcschäst damit abfindet. Wir möchten schon heute darauf aufmerksam machen, daß sich die ersten Spuren einer neuartigen Entwicklung bemerkbar machen. So versendet die an ihre Abonnenten eine Notiz folgenden Wortlauts: Zur Information an die von uns bedienten Redaktionen. Nach Lage der Sache können wir künftig keine Freioer tehrs- kurse der Devisen mehr geben. Wohl ober werden wir festzustellen suchen, wie hoch man in Berlin den Kurs des Dollars und Pfunden usw. schätzt. Heute schätzt« man z.B. Dollarnoten aus 131 000 bis 133 000 und Pfunde auf 610 000 bis 650 000, wobei zu beinerken ist, daß in den ersten Vormittagsstunden eine Orientierung schwer merklich war. Ferner werden wir künftig vormittags Kursesür Dollarschatzan Weisungen geben, die ja auch einen gewissen Fingerzeig bieten. Heute handelte man dieselben mit 131 000 bis 133 000 per Kasse." Neben dem Einhefiskurs wird es also in Zukunft geschätzte Kurs« und Kurse der D ollaranwersungen geben. Dazu

bühne müsse in erster Linie den schöpferffchen Menschen wecken, und besonders die Oper habe dieses Amt. In der Musik und im anl- maiischen Organismus sei etwas Gleichartiges, Rhythmus und Herz- schlag sei das gleiche, in allem Leben fei ein Komponieren. Pfitzner, Palestrinc" fei der erste Versuch, sich mit den Ideen der Zeit aus- ei nand erzusetzen. Der Redner forderde, daß Volk und Oper mitew- ander vereinigt würden. Er kennzeichnet dann die Entwicklung, der Berliner Boltsbübne feit dem Krieg, in dem die Hofkapelle zum erstenmal in der Volksbühne am Bülvwplatz gespielt habe. In der Frage des Kroll-Baues fei der Anspruch der Großen Volksoper, die wegen der Einflvßlosigkeit ihrer Mtylieder diesen Namen nicht verdiene, abzuweisen. Jede Oper und jede Bühne müsse eine Volts- oper und Volksbühne fein. Am Abend des Tages fand eine Festv orstellung ttn Pots. damer Schauspielhaus statt, bei welcher«n Rototo-Abend mit MozartsBastien und Bastienne " gegeben wurde.

Eine Dauer-Zndustrle-Ausstellung. Aus München wird ge- schrieben: Der deutsche Industtie-Verband hat ein neues eigenartiges Ausstellungslinternehmen geschaffen, eine Douer-Industtie-Ausstel. lung, die den Zweck hat, die Neuerzeugnisse und Neuerfindunqen der deutschen Industrie in einer Ausstellung, die keine zeitliche Vegren- zung kennt, der Oessentlichkeit vor Augen zu führen. Bisher sind 14 Säle eröffnet worden, die folgende Jndusttiegruppen umfassen: Landwirtschaftliche Maschinen, Kraftmaschinen, Maschinen für Me- tallbearbeitung, für Holzbearbeitung, Beförderungsmittel, Werkzeug« und Haushaltgcräte, Papier -, Texttl- und Lederwaren. Die bisher eröffneten Räume umfassen eine Fläche von 5000 Quadratmetern: da nach Vollendung der Baulichkeiten 150 000 Quadratmeter Aus- stellungsfläche zur Verfügung stehen werden, so läßt sich ermessen, welchen Umfang diese Dauer-Jndustrie-Ausstellung erhalten wird. Ausnutzung der Sonne für die Technik. Der Gedanke, die Sonnenwärme für die Technik zu verwerten, ist uralt, aber die zahl- reichen Patente, die es bereits gibt, leiden alle an dem Mangel, daß die Wärmestrahlen z u wenig nutzbar gemacht werden. Der Professor an der Berliner Universität Adolf Marcufe hat nun eine Erfindung gemacht, die eine restlose Ausnutzung der Wärme strahlen der Sonne ermöglicht. Ueber den von ihm konstruierten Apparat berichtet er in der WochenschriftDie Umschau". Die mittels Linsen konzentrierten Strahlen werden in eine außen blanke und Innen tiesgeschwärzte Kugel mit einer ganz kleinen Oeffnung geleitet. In diese Oeffnung fällt der den Wärme- strahlen zugehörige thermische Brennpunkt. So gelangen sämtliche Strahlen zunächst auf das der Oeffnung gegenüberliegende innere Kugelstück, werden von dort nach allen Seiten innerhalb der Kugel reflektiert und können nicht daraus entweichen. Diese Kugel, die alsWärmefalle" dient, nutzt so alle Sonnenstrahlen zur Erhitzung ihrer Wandung aus: mit ihrer verhältnismäßig großen Oberfläche erhitzt sie aber nicht Wasser, sondern ein besonderes Siede öl, das sich in einem die Kugel umschließenden und gegen Wärmeoerlust isolierten Metallgefäß befindet. Dieses erhitzte Siedeöl wird dann mittels Schlangenröhren in einen von dem Apparat ge- trennt aufgestellten Wasserkessel geleitet, erzeugt dort hochgespannien Dampf und zirkuliert mittels Flügelpumpen hin und her, fo daß sich im Oel die«n das Wasser abgegebene Wärme schnell wieder

kommt dann noch die New P orker Marknofierung. Von diesen Ziffern bis zur schwarzen Börse scheint uns kein allzuweiter Schritt zu fein. Hat die Regierung sich nach dieser Richtung hin schon Gedanken gemacht? DerBerliner Börsen-Courier" erklärt, daß er nicht krittsieven wolle, aber nur das eine müsse er unterstreichen, die Verantwortung für alle Folgen, auch für die wirtschaftlichen Konsequenzen, trägt die Regierung". Das klingt nicht gerade so, als ob man, frei nach dem Stinnes- Brief cm Hermes, nurmit erheblicher Ueberwindung einstweilen die Meinung zurückholte". Von einer anderen Meinung bis zu einem Umweg, der um ein Gesetz herum führt, ist im allgemeinen kein allzu großer Schritt.

�elfferichs Doppelgeftcht. Die Deutsche Bank als antisemitische Versorgungsanstalt. Uns siegt ein Brief vor, den ein Herr Kurt M... anden Königlichen Staatsminister a. D. Herrn Dr. H e l f f e r i ch, Ex- zellenz," gerichtet hat, um diesen zu bitten, für ihn beim Direktor der Deutschen Bank o. S t a u ß zu intervenieren. Der Briefschreiber ist, wie aus dem Schreiben hervorgeht, Mitglied der Deutschnatio- nalen Volkspartei in Bayern , hat sich durch antisemitische Agitation beim Bayerischen Jndustriellenverband kompro- mittiert und ist nun von der Deutschen Bank übernommen worden. Er sollte die Leitung der Würzburger Filiale der Deutschen Bank erhalten, doch sei ihm diese Stelleinfolge jüdischer Machen- sch asten" vorenthalten worden. Dr. v. Stauß habe ihm zwar persönlich zugesichert, daß er ihnbestimmt bei einer Filiale der Deutschen Bank oder bei einem ihr nahestehenden industriellen Unternehmen unterbringen werde", doch ist der antisemitische Herr, wie es scheint, etwas ungeduldig geworden und will nun Hessserich vorschicken, der ihm, ebenso wie sein Kolleg« von der deutschnatio- nalen Fraktion Hugenberg, seine Unterstützung bereits zugesagt hat. Es wird nicht wenige Leute überraschen und interessieren, daß dieDeussche Bank" ein solches Interesse für antisemitische Agita- toren bekundet, daß diese Leute, wenn sie infolge ihrer völkischen Betätigung in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind, von ihr übernommen und versorgt werden. Insbesondere wird bei dieser Kunde den Direktoren Wassermann und M a n k i e w i c z und weiteren Aufsichtsraismitgliedern dieses Bankinstituts nicht sehr be­haglich zumute sein. Herr Dr. Helfferich ober, der sonst Wert darauf legt, nicht in einem Atemzuge mit den' Westarp, Bruhn, Graes und sonstigen völkischen Barden der deusschnattonalen Fraktion genannt zu werden, wirft seinen persönlichen und aufsichtsrätlichen Einfluß zugunsten der Antisemiten in die Wagschale. Offenbar ist ihm der Voru�irs der Wulle-Csique, er sei selbstverjudet", sehr nahegegangen und er wollte sich wohl auf diese Art rehabisitieren.

Markfturz und Ruhrkampf. Ein bürgerliches Schweizer Urteil. Basel , 23. Juni. (TU.) Die furchtbare Markentwertung und ihre Begleiterscheinung, die stetig fortschreitend« Teuerung, bergen für Deutschland schwerste innere Gefahren in sich Frankreich geht jetzt aufs ganz«, und wenn Deutschland nicht alles aufbietet, um der schwer geprüften Ruhrbevölkerung den Rücken zu stärken, ist es um Deutschland geschehen. Darauf weisen in einem interessanten Artikel auch dieBaseler Nachrichten" hin. Der Artikesschreiber beschreibt di« schwere Lage Deutschlands und die Vorgänge von 1918 und sagt, damals war Deutschland schwächer als heute, das zusammen- gebrochene Heer riß olles mit sich. Heut« ist Deutschlands Waffe, mit der es das Ruhrgebiet schützt, sein Geld. Solange es der deutschen Regierung gesingt, für die Verpflegung des Ruhrarbei- ters zu sorgen, wird sie den Kampf durchführen. Der Ruhrarbeiter wird die Front aufrechterhalten, aber die Gefahr liegt im Hinterland«, in den sozialen Umständen. In der Lohn- frage muß von der Regierung eine Lösung gefunden werden, sei es durch Anpassung der Löhne an den Index oder durch einen festen Goldlohn. Die innere Entscheidung liegt beim Arbeiter, nicht bei den Großindustriellen, nicht bei den Banken und erst recht nicht bei den politischen Parteien.

ersetzt. Die neu« Einrichtung hat vor allen bisherigen Ausnutzungs- versuchen der Sonnenwärme den Dorteil, daß die Sonnenstrahlen fast ohne jeden Verlustt gesammelt werden und nicht unmittelbar Wasser, sondern eine hochsiedende Flüssiakeit erhitzt wird. Der Ap- parat muß sich naturgrinöß mit der Sonne auf ihrer täglichen Bahn am Himmel bewegen, was durch ein Uhrwerk leicht erreicht werden kann. Diese Sonnenmaschine kommt natürlich hauptsächlich für die heißen Länder in Bettacht, während sie in der gemäßigten Zone nur die etwa im Sommer vorhandene Energie rationell auf. speichern kann. Aber gerade in den heißen Gegenden, wo Rohpro- dukte in Fülle, Kohlen aber meist gar nicht vorhanden sind, könnte die Ausnutzung der reich vorhandenen Sonnenkraft ganz neue In- dufttiezweige schaffen. Es läßt sich für den Quadratmeter und die Sekunde eine Arbeitsleistung der Maschine von etwa 1,3?Z. be- rechnen, und da die Kosten der Beheizung fortsallen und die der Be- dftnung nur gering sind, würde die an sich kossspielige Maschine schon in ungefähr 2 Iahren amortisiert sein. Gefahren de« Bergsport«. Die Zeit der Hochtouristik steht bevor. die ihren Freunden großen Genuß, aber bei unsachgemäßem Vor- gehen auch große Gefahren bereitet. Die Bergsteiger pflegen die Gefahren des Alpinismus in zwei Klassen zu scheiden: in die sub- jektioen, die, wie das Ausgleiten oder Verirren, auf unvollkommener Ausbildung beruhen, und in die objektiven, die, wie Steinfall, Lawinen und Blitzschlag, oft auch den Tüchtigsten ereilen: gefährlich aber nennen sie nur solche Touren, wo dies letztere droht, während sie fönst kurzweg vonSchwierigkeit" sprechen. Die kleine Zinne in dem Ampezzaner Dolomiten ist z. B. ein Kletterberg schwierigster Art..Versuchte sie ein Anfänger führerlos zu ersteigen, so brächte ihn sein Wagnis höchstwahrscheinlich ums Leben oder doch in solch: Gefahr, daß er künftig nur mit Worten des Schreckens davon er- zählen würde. Hervorragende Alpinisten hingegen nennen die v)lnne nicht selten einen«leichten Zacken�, von ihrem Standpunkt mit Recht, denn was dem einen den Tod bringt, löst der Chanpion, der weit schlimmere Aufgaben gewohnt ist. sicher und leicht. Un- fälle aus obiettiven Gefahren sind gegen die anderen selten. Un- weit des Erzherzog-Otto-Schutzhaufes auf der Raxalp steht dicht am breiten Wege die Gedenktafel eines Verunglückten, der beim Blumen- pflücken den Tod fand. Der Mann war über eine kaum zimmer- hohe Wand gestürzt, die mit dem Aufstieg gar nichts zu tun hatte. Wer sich Wgrund ttotz mangelnder Uebung und Sicherheit nähert, bloß um eine Blume zu pflücken, und dann im Uebereifer ausgleitet, der ist nicht dem Bergsteigen zum Opfer gefallen. Die Statistik der rein alpinen Unfälle beweist, daß die größere Zahl der Katastrophen bei erhöhter Achtsamkeit unterblieben wäre, ja, daß immer ein gut-.eil davon sogar außergewöhnlichem Leichtsinn enl- sprang. So verunglückte einmal auf der Raxalp ein Wiener, weil er sich wahrend der Rost, auf seinen Bergstock gestützt, nachlässig zum Abgrund vorneigte. Ein instinktives Gefühl, das bei Menschen und Tieren sich zu regen beginnt, wenn dem Leben Gefahr droht, sollte ihm gesagt haben, daß der Stock in schräger Loge nachgeben kann, und wenn ihm der Gedanke schon auf ebenem Boden mcht kam, so war der Elbgrund zu Füßen die wirksamste Mahnung. Zu Dützen- den könnte man ähnliche Fälle aufzählen, die alle darauf hinweisen, daß der moderne Kulturmensch, der in Sicherheit aufwächst, oft die Fähigkeit einbüßt, Gefahren instmkt maßig zu fühlen.