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jugendlichen Genossen würden verletzt, einer davon so schwer, daß er in bewußtlosem Zustand in das Krankenhaus eingeliefert wurde. Die Fahne blieb in ihrem Besitz. Als endlich die Polizei er- schien, nahmen die Hakenireuzler Reißaus. Der Dpnamitanfchlag in Münster . Ans Münster wird uns geschrieben: Das Attentat auf die Buchdruckerei desVolkswillen� steht nicht allein da. Bereits in der Nacht vom 17. zum 18. Ja­nuar 1923 drangen Personen in die Druckerei ein und i ch tt t t e t e n 13 Setzkästen mit Brotschriften um. Weitere Zer- störungen wurden nicht vorgenommen. Auch wurden keine Gegen- stände entwendet. Der Einbruch erfolgte anscheinend mit Hilse von Nachschlüsseln, da am Morgen nach der Entdeckung die Haupt- tür offen stand, die abends bestimmt verichlossen war. Obgleich die Kriminalpolizei damals sofort benachrichtigt wurde, sind die Täter bis heute noch nicht festgestellt worden, Daß sie nationalistischen Kreisen angehören, geht aus einem hinter- lasienen Zettel mit der Aufschrift»Für Ludendorff ' hervor. Sie bezieht sich auf eine Notiz im»Volkswillen' anläßlich der Anwesenheit Ludendorffs in Münster am Tage vor dem Attentat. Der Schaden belief sich auf 309 ovo Mark. Schreckensherrschast in Huer. Aus dem Ruhrgebiet . 25. Zum.(MTB.) Die Belgier haben in Buer , das schon unter der Franz osenherrschast Unsägliches !h-rk erdulden müssen, ein Schreckensregiment eingesührt. Die die Erschießung der beiden belgischen Soldaten verhängien Sank- tionen werden auf das rücksichtsloseste durchgeführt. Roch vor dem c-uf ö Uhr abends festgesetzten Beginn der Berkchrssperre fahren Panzcraulos durch die Stadl und streifen Patrouillen durch die Straßen. Die von den Belgiern verhasteten Passanten müssen auf der Wack)e die ganze Rächt flehend, mit dem Gesicht zur Wand gekehrt, zubringen. Einem der Festgenommenen wurde von belgischen Soldaten ein Auge ausgeschlagen. Bisher wurden von den belgischen Soldaten erschossen: der IS Zahre alte Elektromonteur W e s e m ei e r und der 2Zjährige Bern- Harb Dombrink, beide aus der städlischen Gasanstalt beschäftigt, als sie bei der Rückkehr von einem Spaziergang sich vor 8 Uhr der elterlichen Behausung näherten. Ein weilerer junger Mann wurde kurz nach S Uhr abends durch einen Schuß in den Oberschenkel schwer verletzt, der von belgischen Soldaten durch ein Schaufenster in eine Wohnung hineingeseuert wurde. Schwere Berlehungen er- litten noch ein Bergmann Schubert in der Mühlenstraße, dem eine belgische Kugel durch beide Beine drang, und ein An- w o h n e r der Ackerstraße. Die Berkehrssperre ist nur insofern gemildert worden, als Aerzke, Geistliche und Hebammen nach 8 Uhr abends tue Straßen betreten dürfen, wenn sie einen Ausweis bei sich führen und ihren Weg mit erhobenen Händen zurücklegen. Immer neue Opfer. Buer . SS. Juni. lMtb.) In Buer sind am 2s. abends 8 Uhr kurz vor Beginn der Straßensperre der Schweizer Josef Tum- brink und der Elsaß-Lothringer Wilhelm Bösemeyer auf der Flucht von einer belgischen Patrouille erschossen worden. In der Nacht zum SS. Juni wurden die Bergleute Julius S ch u- b e r t durch einen Bauchschuß und Eduard Kummershaus durch einen Oberarmschuß sowie der Maurer Karl Schling! eh durch einen Oberschenkelschuß schwer verletzt. Münster . SS. Juni.(Mtb.) Zu der Erschießung der drei bel- gischen Soldaten in Marl ist noch zu berichten, daß der einzige noch lebende Täter, ein gewisser Jackstin aus Buer , sich der Polizei in Münster gestellt hat. Er wurde in Haft genommen. Eisleben . SS. Juni.(MTB.) Bei den gestrigen Zusammen- stoßen zwischen Kommunisten und Mitgliedern der Bereinigung Stahlhelm wurde ein Mitglied des Stahlhelm durch Ober- schenkelfchuß erheblich verletzt. Etwa 18 Personen wurden durch Schlag, und Stichwunden leicht verletzt. Die Meldung von einem Toten auf kommunistischer Seite bestätigt sich nicht.

schaftliche Arbeiter, die für hochgebirgs. und Tuberkuloseforfchung besonderes Interesse hoben und die von dem Beirat vorgeschlagen werden, finden bei Zuteilung von Arbeitsplätzen zunächst Berücksichti. gung, dann auch geeignete Forscher aller Nationen. Für Ange- hörige valutaschwocher Länder bestehen einige Freiplätze, mit denen der kostenfreie Aufenthalt für angemessene Zeit verbunden ist. Dem Institut durch Subvention angegliedert, aber sonst vollständig selb- ständig, besteht das»Physikalisch-meteorologische Observatorium' unter ausschließlicher Leitung Prof. Dornas fort, der dem Borstande des Instituts angehört. Die Eigenart der neuen Anstalt liegt in der engen Zusammenarbeit von Meteorologie, Physik, Physiologie und Pathologie an einem Ort wie Davos , der klimatisch überaus günstig liegt und ein reiche- Krankenmaterial sowie eine erfahrene Äerzte- schaft besitzt. kleines Erlebnis. Der Tag ist noch hell und ich wandle ein wenig zwischen den Schrebergärtchen in meiner Nähe. Em Knirps trollt neben mir. Seine Blicke fliegen bald rechts, bald links. Wo ein paar grüne Büschel durch den Gartenzaun wuchern, grast er sie, ritsch, ratsch, mit ein paar schnellen Griffen ab.Die Zippe hat hungrige Junge, acht Stück!' Ich helfe Graz pflücken, und wir sind bald vertraute Freunde. Die Ausbeute ist nicht sehr groß, aber hinter einem Zaun, der ein leeres Grundstück umschließt, wuchert eine Menge Grünzeug.Mensch,' so nennt mich der Knirps,heb' mir mal über den Zaun!" Ich tue es und der Erfolg ist enorm. Wie herrlich wäre in der Well alles, wenn immer der Große dem Kleinen helfen wollte! e.«. Pockenimpfung ln der Schweiz . Im Bericht des Schweiz «- rischsn Bundesrats über das Gesundheitswesen des Jahres 1922 werden bei der Besprechung über die seit dem Jahre 1921 in der Schweiz herrschende, sich in bis jetzt 13 Kantonen allmählich immer weiter ausbreitende Pockenepidemie u. a. folgende Ausfüh- rungen gemacht: Die ausgedehnte Epidemie, die in der zweiten Hälfte 1921 im Kanton Glarus ausgebrochen war, erlosch endgültig zu Beginn des Jahres 1922. Dieses glückliche und unerwartet rasche Erlöschen einer Epidemie ist sicher zu einem guten Teil dem Umstand zuzu- schreiben, daß die Kantonsbehöcden unverzüglich in den verseuchten Gegenden des Kantons den Impfzwang eingeführt haben. Es scheint uns mehr als wahrscheinlich, daß diz gegenwärtige Epidemie auch schon längst erloschen märe, wenn all« Kantone, in denen sie ausgebrochen ist, sich zur Befolgung dieses Beispiels hätten ent. schließen können. Was uns in dieser Meinung bestärkt, ist die Tat. fache, daß alle Kantone mit obligatorischer Imp- f u n g, trotz der vielen Ansteckungsmöglichkeiten, die der rege Ber- kehr mit den infizierten Gegenden bot, von der Epidemie nicht ergriffen worden sind. Die Mehrzahl der Pockenfälle des Lahres 1822 über 90 Proz.. betraf Ungeimpft«, und in Fällen, in denen Geimpfte von der Krankheit befallen wurden, handelte es sich meistens um Personen, bei denen der durch eine Impfung im Kindesalter erworbene Impfschutz infolge ihres Alters nicht mehr vorhanden war."_ Borträge. Im Bund für Schul- Kunstausstellungen spricht Millwoch 8 Uhr Pros. Loubier im Kuustgewerbe-Museum über»Die neue deutsche Buchkunst'<m!t Lichtbildern und einer Buchausstellung). Eintritt 200 M. Gäste willkommen.

Die Beratungen über öen ehrlichen Lohn. Das Reichsfinauzministerium gegen den Index. Gestern vormittag fand im Neichsarbeitsministerium unter dem Vorsitz des iMnisters Brauns eine Sitzung der gewerkschaftlichen Spitzenverhände und der an der Frage der wertdeständigen Löhne mit interessierten Reichsministerien statt. Durch" die Beratungen wurde die Grundlage für den ehrlichen Lohn ein tüchtiges Stück gefördert, obwohl der Vertreter des Reichsfinanzministers ebenso eifrig wie unver- ständig bemüht war, eine Klärung zu verhindern. Die Besprechungen über die Umgestaltung des bisherigen Lebenshaltungsindex des Re-chsftatistischen Ämtes zu einer fortlaufend wöchentlich zu veröffentlichenden brauchbaren Meßziffer wurden zum Abschluß gebracht. Noch diese Woche tritt im Statistischen Amt eine Kommission zusammen, die die Um- und Ausgestaltung des Reichsindex durchführt. In dieser Kommission werden die Gewerkschaften durch die gleichen Vertreter mitarbeiten, die auch der befristeten Kommission der Zentralarbeitsgemeinschaft tätig sind. Man einigte sich aus eine altwöchentlich, voraussichtlich Mittwochs, zu veröffentlichende Meßziffer. Das Reichs- statistische Amt tritt schon heute auf dem Eilwege möglichst telephonisch mit den Städten, die ihr die Grundlage für die derzeitigen Lebenshaltungsberechnungen lieferten, in Ber- bindung, um mit ihnen die notwendigen Aenderungen des Meldedienstes zu besprechen. Bei der Erörterung der Frage, wie sich die Auswirkung der allgemeinen Anerkennung des ehrlichen Lohnes auf die Staatsarbeiter gestalten würde, ritt ein Vertreter des Reichsfinanzministers groteske Attacken zur Rettung der Papiermarkwährung für die Arbeiter. Der wertbeständige Lohn fei die Zerstörung unserer Währung, die Anwendung des Index bringe unsin sklavische Abhän- gigkeit vom Auslände". Auf jeden Fall würde das Reich in dieser Frage nie voran gehen. Wenn natürlich die Privat- industrie vorangehe, dann würde man nach kommen! Nach Bieser komischen Einlage in die ernsten Beratungen einigte man sich dahin, eine Klärung der Frage, ob völlig freie tarifliche Regelung der wertbeständigen Löhne, auf ge- setzlichem Index aufgebaut, möglich ist oder ob gesetzlich weiter ausgegriffen werden muß, zu vertagen, bis die Beratungen in der Zentralarbeitsgemeinschaft abgeschlossen sind. Sollte eine Einigung innerhalb der Zentralarbeitsgemeinschaft nicht möglich sein, so wird der Reichsarbeitsminister von sich aus auf gesetzlichem Wege vorgehen. Die Deutschvölkischen gegen Cuno* DieDeutsche Zeitung", das Organ der Deutschvölkischen, wendet sich in großer Aufmachung gegen den Reichskanzler, der laut einem TU.-Bericht in Königsberg gesagt haben soll: Die Reichsregierung hat nicht gleichgültig und nicht leichten Herzens in der Ruhrfroge gehandelt. Sie hat aber keinen anderen Weg eingeschlagen, als dem Uebermut der Feinde und der Willkür Poincares und feiner Anhänger angesichts dieser rechtlosen Be setzung Deuffchland mitNein" entgegenrufen. Doch nur so lange soll diesesRein" gelten, als es im Interesse freier Willensenkwick- lung und im Inkereffe der Unabhängigkeit und Souveränität Deutsch lands unerläßlich ist. Daraus erklärt sich der Versuch der Regierung, eine Lösung für die Rcparationssrage zu finden. Es hat keinen Sinn, eine Poliiik der Ideale zu treiben mit Kräften, die zu schwach sind, sie zu verwirklichen. Wir brauchen«ine Politik der prak- tischen Erwägung und Zweckmäßigkeit, eine Politik, die auf dem Boden der Tatsachen und des praktischen Er- reichbaren steht." DieDeutsche Zeitung" ist aufgeregt und entrüstet, weil sie fürchtet, die angeführten Wendungen Cunos bedeuteten ein Zurückweichen" in der Richtung einesVerständigungs friedens". Wir würdigen den Schmerz der deutschvölkischen Aktivisten", deren Programm sich außenpolitisch auf Brückensprengungen und innenpolitisch auf D y n a mitattentate und viehische Mordtaten reduziert. Wenn Politik gemacht werden soll, kann sie nicht mit, sondern nur gegen diese Elemente durchgeführt werden.

Der französische Loslösungsplan. Der gestern veröffentlichte Geheimbericht T i r a r d s, der die sranzösifchen Bestrebungen auf Loslösung des Rheinlandes vom Reich aufdeckt, verdient ernsteste Beachtung. Nicht nur weil er, wie seinerzeit der Geheimbericht D a r i a c s, die Be- strebungen jener französischen Nationalistenkreise bloßstellt, die auf eine Zertrümmerung der deutschen Reichseinheit hin arbeiten, sondern weil seine Veröffentlichung in der eng- l i s ch e n Presse gerade in diesem Augenblick gewisse Rück- schlüsse auf die Stellung der englischen Oeffentlichkeit zur gegenwärtigen Krise zuläßt. Die französische Presse hat deshalb die Veröffentlichung mit größtem Unbehagen aufgenommen. Man kann gespannt sein, wie die französische Negierung auf die Forderung des sozialistischen Populaire" reagieren wird, von den separatistischen Treibereien im Rheinlande ab zunicken. Sozialistische Anfragen im Unterhause. London ,. Juni.(TU.) Im Unterhaus stellte Ramsay Mac- d o n a l d folgende Anfragen an die Regierung: 1. Ob die Aufmerksamkeit des Ministerpräsidenten auf einen Bericht gelentt worden sei, der sich auf geheime Berbindungen des französischen Oberkommissars im Rheinland mit deutschen Staats bürgern bezieht mit dem Ziel, einen selbständigen rheinischen Staat zu bilden? 2. Ob der Ministerpräsident die Absicht habe, aus diesem Anlaß in Frankreich und bei den anderen Verbündeten Borstellungen zu erheben? B a l d w i n erwiderte auf die erste Frage«b e j a h e n d. Er fügte hinzu, daß die englische Regierung keine Mitteilung darüber habe, ob de? genannte Bericht echt sei oder nicht. Die zweite Frage beantwortete Baldwht verneinend

wohin führt üer weg! Eine Rede Sevcrings. Elberfeld , 25. Juni. (MTB.) Der Rheinische Pro- vinziallandiag trat heute nachmittag 2,45 Uhr im Barmer Rathaus zusammen. Die Tagung ist in erster Linie dazu bestimmt, den Etat und dessen Voranschlag unter Dach und Fach zu bringen. Die Tagung eröffnet« der preußische Minister des Innern Severing. Er führte aus: Das preußische Ministerium bat sich auch diesmal für verpflichtet erachtet, zu der Eröffnung des Provinziallandtagcs einen Vertreter zu entsenden, um damit den engen Zusammenlzang zwischen dem Staate und der Rheinprovinz zum lebendigen Ausdruck zu bringen. (Bravo !) Ich bin aber auch hierher gesandt worden, um den

Rheinländern zu danken für den Widerstand, den sie nun­mehr 4% Jahre der französischen Besatzung, den Lasten und Bs- lästigungen und den Leiden gegenüber geleistet haben. Es drängt sich jetzt auf aller Lippen die Frage: Wie lange wird dieser Leidens- zustand noch dauern? Wohin sühri der Weg? Es ist hier niemand, der uns dies« Frage beantwort-n könnte. Wir gehen diesen Weg doch weiter, ob er nur eine kurze Strecke sichtbar ift,_ weil wir wissen, daß es keinen anderen Weg gibt. Würden wir den Widerstand nicht leisten, den wir bis jetzt dem Ein- brecher gegenüber geleistet haben, dann hätten wie nicht nur den Krieg, sondern auch den ehrlichen deutschen Rachkrieg verloren. (Sehr richtig!) Es ist selbstverständlich, daß die Regierung alles tun muß, daß sie jede Gelegenheit ergreifen muß, um mit dem Gegner zu einer ehrlichen Verständigung zu gelangen. Dabei ist es ebenso selbstverständlich, daß die Volksgenossen im unbesetzten Gebiet alles tun müssen, die Leiden mit den rheinisch-westfälischen Brüdern zu teilen, die Leiden abzukürzen. Das ist der Zweck des ganzen Widerstandes, daß die junge Republik zu einem gleichgeach- Kten Glied in der großen Völkerfamilie Europas und der Welt wird. Ich sagte: es gibt keinen anderen Weg! Würden wir den anderen Weg gehen, den bequemeren, so hätten wir allerdings Gewißheit, wohin er führt. Ab»r diese Gewißheit wäre nicht tröst- lich. Er führt todsicher ins Verderben. Das ist der Weg, der dahin führt, daß mit Bölkerschaskeu und Provinzen Schacher getrieben wird. Dazu werdeii und können wir uns niemals ver- stehen.(Lebhafter Beifall.) Die französische Regierung wird binnen kurzem Gelegenheit erhalten, zu den Plänen der französischen Annexionspolitiker Stellung zu nehmen. Sie wird erklären müssen, ob sie die Pläne dieser Politiker billigt oder nicht. Unser« Stellung- nähme ist klar: Wir wissen, daß jede wie immer geartete Annexion der Rheinlande nicht zu Reparationen, nicht zur Wiederherstellung führt, sondern daß durch diese Annexion ein neuer Weg zu neuem Blutvergießen und neuen Zerstörungen be- schritten wird. Wir haben derartig« Pläne ein für allemal als undiskutabel erklärt. Ich kann nur wiederholen, daß das Rheinland uns nicht feil ist, daß es nichts in der Welt gibt, was das rheinische Volk und das rheinische Land zu einem Schachergeschäft bei Ver- l)andlungen machen könnte.(Bravo !) Das gilt für Annexio- nen in jeder Form. Man hat ja, um sie den Rheinländern schmackhaft zu machen, die Annexion in ein« scheinbar harmlose Formel geprägt, man hat von der Entpreußung der Rheinland « gesprochen. Wenn erst ein- mal normale Zeiten wiedergekehrt sind, dann wird es Sache der Rheinländer selbst sein, innerhalb der rheinischen Verfassung ihr staatsrechtliches Verhältnis zum Reiche zu ordnen. Einstweilen weiß jeder Rheinländer, der die Zeichen der Zeit versiebt, daß jede Lockerung der Rheinlande im preußischen Staatsverbande gleichbedeutend ist mit einer Lösung der Bande, die die Rheinländer an das Reich fesseln, und deswegen kann im Augenblick von einer Entpreußung der Rheinlande nicht die Rede sein. Gerade gegen diese Formel haben wir uns heute mit der größten Entschiedenheit zu wenden, weil ich mir sehr wohl denken kann, daß aus Gründen der inneren und mehr noch der äußeren Politik die Franzosen zu einer offenen Annexion einstweilen nicht schreiten werden. Sie sprechen von Sicherungen. Auch wir wünschen Sicherungen für den Frieden Europas . Aber klingt es nicht wie grausamer Hohn, wenn man die Sichcryngen von uns, einem geschlagenen und entwaffneten Volke, verlangt?(Leb- Haftes Sehr richtig!) Wenn von Sicherungen gesprochen wird, dann hätten wir das Recht, Sicherungen gegen französische Uebergriffe zu verlangen.(Sehr gut!) Man hat von der Entsendung einer internationalen Miliz, einer internationalen Polizeitruppe ge- sprachen. Soll diese uns größeren Schutz verleiben, soll diese die industriellen Anlagen gegen die Zugriffe verbrecherischer Elemente schützen? Wir haben es ja erlebt, daß diesen Schutz uns die Be« fetzungsmächte nicbt leisten wollen. Unsere Polizei' ist durch da» Machtgebot französischer Generale zerschlagen, und als vor einigen Wochen ich erzähle nichts Neues verbrecherisch« Elemente die Not des deutschen Volkes sich zunutze machen wollten, um ihre politischen Pläne zur Durchführung zu bringen, da haben die B e- satzungsmächte wenigstens mittelbar diese verbreche- rischen Versuche unterstützt.(Sebr wahr!) Man kann also nicht davon sprechen, daß uns Sicherungen durch eine internationale Miliz gebracht werden könnten. Wenn wir die Bestrebungen gewisser französischer Politiker zulassen würden, die deutsche Polizei aus dem Rheinlande zurückziehen und dafür Fran- zvsen und Belgier, Italiener und Engländer polizeiliche Funktionen wahrnehmen zu lassen, so würden wir bald erleben, daß dies nichts anderes bezweckt als deutsche und rheinische Eigenart am Rhein zu zerstören. Rheinische, preußische und d-utsche Eigenart am Rhein zu er- halten ist unser Bestneben, von dem wir niemals lassen werden. (Lebhaftes Bravo!) In diesem Sinne erkläre ich den KS. Provinzial- landtag der Nbeinprovinz für-röfsnet. Minister Severing berief sodann den Abg. Krawinkel zum Alterspräsidenten , der seinerseits ebenfalls unter dem lebhaften Bei- fall der Versammlung ein Treubekenntnis der Rheinländer zum Ausdruck brachte. Zeigners Reüe. Entstellungen in der nationalistische» Presse. Dresden , 25. Juni. (Eigener Drahtbericht.) In der bürger» lichen Presse wird der sächsische Mini st erpräsident wogen einer Rede, die er vor einiger Zeit in Zwickau gehalten hat, äußerst scharf angegriffen. Gegen di« zahlreichen Unrichtigkeiten, die in den Berichten über die Rede enthalten sind, wendet sich Ge- nosse Dr. Z e i g n e r in einer längeren Erklärung, der wir fol> gendes entnehmen: Ich habe nicht misgefiihrt,.ch« Arbeiterschaft lehn« den politischen Mord ab, während die untergehende bürgerliche Schicht zu den Waffen greife". Ich habe vielmehr erklärt, die Arbeiterschaft habe durch Denunziation schärfste politffche Unterdrückung, schärfste politische Not gelitten. Sie habe aber nicht geglaubt, durch Wörde eine Acndecunq der poliiischen und wirtschaftlichen Verhältnisse her­beiführen zu können. Jetzt mache nun die bürgerliche Mutelschicht die gleiche Not durch. Viele tausend Menschen in früher guten bürgerlichen Verhältnissen seien heute mehr prolciorisiert als irgend- ein Arbeiter. Große Teile des Mittelstandes hätten unter dem Druck dieser Verhältnisse völlig das seelische Gleichgewicht verloren und sich dem äußersten Rechtsradikalismus in die Arme geworfen. Alls die Leute, die gegen Etz berger, gegen R a t h e n a u, gegen Scheide mann' zur Mcrdwaffc gegriffen haben, ent- stammten dieser untergehenden bürgerlichen(jNlncht. Das, was der Prozeß M a ch h a u s in München zutage gefördert Habs, sei ein sittlicher Sumpf ohnegleichen. Ferner habe ich nicht ausgeführt, es fei höchste�Zeit, den passiven Widerstand aufzugeben und be- dingungslos zu Verhandlungen zu kommen". Ich habe vielmehr hingewiesen auf die Borschläge, die England aemachk habe, und die nach meiner Auffassung die Wögiichkcit eröffnen. Frankreich an den Verhandlungstisch zu bringen. Wenn Frankreich zum Ab- schluß des von England gewünschten Waffenstillstandes bereit, je- 'dürfe, man die englischen Vorschläge nicht ablehnen, sondern j müsse verhandeln. Auf jeden Fall habe ich mich aber genau wir | schon in der Regierunosertlärung gegen eine bedingungslos Aufgabe des passiven Widerstandes und gegen Verhandlungslwrr i schaff schlechthin ausgesprochen". Damit werden die Schlußfolgerungen, die die bürgerliche P' laus der Rede Zeigners glaubte ziehen zu müssen, hinfällia