scholl die scharfe Tonart, m der der Pariser offiziöse„Temps " darauf antwortete, Anlaß genug gewesen wäre, von diesen Stimmen abzurücken, falls sie auf nichts beruhten. Jetzt aber läßt die englische Regierung durch Reuter verkünden,' sie sei durch diese Gerüchte höchst„überrascht"! Was mag da inzwischen vorgefallen sein? Möglich ist wohl, daß der Teil des englischen Kabinetts, der unter Führung Lord Derbys zu jeder Nachgiebigkeit gegenüber Frankreich von vornherein entschlossen ist, wieder einmal die Oberhand ge- wonnen bat. Möglich ist auch, daß die Nachrichten über die Explosion bei Duisburg und ihre Rückwirkungen auf die belgische Oesfentlichkeit zu diesem Umschwung in London beigetragen haben. Schließlich mag diese offiziöse Reuter- Kundgebung das Ergebnis der Aussprache sein, die zwischen dem französischen Botschafter Graf Saint-Aulaire gestern nach- mittag und dem englischen Außenminister stattgefunden hat. Obwohl die hochtrabende Tonart der gesamten regie- rungsfreundlichen Pariser Morgenblätter eigentlich nicht doranf schließen läßt, daß Poincarö zur Nachgiebigkeit neige, könnte man aus der nachstehenden Meldung des„Journal des Döbats" den Eindruck gewinnen, als ob ihn die Londoner Drohungen dieses Mal doch erschreckt hätten und als bereite er einen Rückzug vor: Paris , 2. Juli. (MTB.) Das„Journal des Debats " veröffent- licht einen Leitartikel, in dem eine Erklärung enthalten ist, von der nicht ersichtlich ist. ob sie auf amtlichen Ursprung zurückgeht. Das Blatt schreibt, wenn Curzon mit den mündlichen Erklä- rungcn des französischen Botschafters nicht zufrieden sei. viel- mehr barcuf bestehe, daß.sein Fragebogen schriftlich beant- wortet werde, so werde Poinearc sich nicht weigern, dieses Derfahren einzuschlagen, obwohl er vermuitich das ander vorziehe. Es wäre weder höflich noch klug, nicht derart zu handeln. Deshalb feien die feindlichen Artikel der englischen Blätter über den Weg. den England einzuschlagen gedenke, durchaus u n a n g e- bracht. Sie seien dazu angetan, die Beteiligten nervös zu machen, während man beiderseits einen klaren und ruhigen Kopf behalten müsse. Danach wäre es also nicht England, sondern Frank- reich, hos den Rückzug angetreten hätte. Aber die Ersah- Hingen der letzten Jahre lehren, daß selbst, wenn in Paris der Anschein einer Nachgiebigkeit erweckt wird, letzten Endes die englischen Staatsmänner der Gegenwart— im Gegensatz zu ihren großen Vorfahren der napoleonischen Zeit — die schlechteren Nerven und die geringere Ausdauer besitzen. Französische Zugeständnisie pflegen in solchen Füllen nur minimale Abschlagszahlungen zu sein, in der Hauptsache fetzt Frankreich seinen verderblichen Stand- punkt schließlich immer durch. Das war so unter Lloyd Ge- orge und unter Bonar Law und es dürste um so weniger unter Baldwin anders werden, als unter allen drei Mi- nisterpräsidenten der Außenminister stets der gleiche ge- blieben ist. England ist das Land, wo die Tradition am besten gepflegt wird. Und es hat sich eben unter Lord Curzon die Tradition der Nackigiebigkeit und des Um falls herausgebildet, wenigstens gegenüber dem flugzeugreichsn Frankreich . Ggcnüber dem geschwächten Ruß- land dagegen operiert man mit Ultimaten und gegenüber dem zusammengebrochenen Deutschland tritt man teils als Gönner, teils als Schulmeister auf. Gegen d i e kann man es sich schon erlauben.
Hotschafter �onnart beim Papft. Rom , 2. Juli. (MTB.) In den Kreisen des Vatikans hält man den Zwischenfall zwischen Frankreich imd dem Vatikan aus Anlaß des Papstbriefes über die Ruhrbefetzung für erledigt. In einer längeren Unterredung zwischen dem Papst und dem fran zösischen Botschafter I o n n or t erläuterte der Papst ausführlich den Geist seines Brieses, wobei er dessen Inhalt in vollem Umfange beskäligte. Besonder« Sorge verursacht« dem Papst die Tatsache, daß das deutsche Volk infolge seiner Leiden vom B o l s ch e w i s- mus mit feinen schreckückzen Folgen heimgesucht werden könne. Intervention des Papstes in Berlin ? ZNailand, 2. Juli. (EP.) Wie der„Sera" aus dem Vatikan er- fährt, hat der Papst Pius XI. den apostolischen Nuntius in Deutschland ersucht, beim Reichskanzler Schritte zu unternehnien, um ihn von der Notwendigkeit zu überzeugen, dem deutschen Wider- st a n d im Ruhrgebiet Einhalt zu gebieten und so die Ausnahme von Verhandlungen mit den Alliierten möglich zu machen. Dies« Meldung erregt in politischen Kreisen Roms großes Aussehen.
Prüfung üer Saarverwaltung. Durch den Bölkcrbundrat. Genf . 2. Juli. (EE.) Der Völkerbundrat beschloß, die Soor- � frage in nichtöffentlicher Sitzung zu behandeln. Inzwischen ist der Wortlaut der Tagesordnung dahin geändert worden, daß nunmehr„auf Antrag der englischen Regierung eine Untersuchung darüber angestellt werden soll, ob die Regierungs- kommisfion den Friedensvertrag dem Buchstaben und dem Geist nach zur Anwendung bringe". Paris , 2. Juli. (Eca.) Ueber die heutige Sitzung des Völker- bundrates in Genf teilt der Korrespondent des„Journal des Dcbats" mit, daß der Völkerbundrat l)eut« mittag um 12 Uhr unter dem Borsitz Salandras zusammengetreten ist und zunächst die Frage erörtert hat, in w-elcher Form die Dorschläge der englischen Re- gierung verhandelt werden sollen. Von einer Seite sei verlangt morden, daß die Aussprache über die englischen Vorschläge öffent- l i ch s«n sollte. Aus den Unterhaltungen, die vor der Sitzung schon stattfanden, gehe hervor, daß die Saarfrage ausführlich be. handelt werden wird. Lord E e e i l- Großbritannien und H a n o- t a u x- Frankreich hätten zulammen dos Frühstück eingenommen und es sei sehr wahrscheinlich, daß die private Unterhaltung ihre Rückwirkung auf die Verhandlungen des Rates ausüben werde. Es habe den Anschein, als ob die Verordnung vom 7. März 1S2Z wieder zurückgezogen werden wird. Man habe ollgemein bkn Eindruck, daß eine Einigung nicht schwer sein wird. Der Präsident der Saarregierung werde vorläufig nicht nach Genf berufen. Was Frankreich Kugland zumutet. Paris , 2. Juli. (EE.) Der„Temps " behauptet, feststellen zu können, daß Lord Robert C e c i l, der selbst den Antrag auf Untersuchung des Saärproblems durch den Völkerbund gestellt habe, jetzt der Vornahme einer solchen Untersuchung persönlich a b- geneigt sei. In diesem Sinne sei zwischen Lord Curzon und ihm eine Verständigung erzielt worden. Man glckube nun- mehr an eine Lösung des Problems, ohne daß Frankreichs Prestige verletzt werden könne.(Und Englands Prestige?) Im übrigen habe der Völkcrbundrat die Politik der Regierungs- kommission stets gebilligt, so daß er jetzt nicht gut eipe Untersuchung einleiten tonne, ohne sich selbst zu desavomer««.
vegouites£1 Essen. 2. Inli.(WTV.) Der Armee stob in Düsseldorf macht folgende Verfügung bekannt: wegen des Attentats in Duisburg , welches den Tod mehrerer Soldaten und Verlehungcn anderer Soldaten der alliierten Armeen verursacht hat. wird die Gültigkeit aller bis zum 1. Iuli 1923 mitternachts an deutsche Zivilpersonen erteilten Geleitschcine(Reise-Erlaubnisscheine usw.) ausgehoben. Jnfolgedesien ist von diesem Zeitpunkt ab für deutsche Zivilpersonen das Ueber sä) reiten der Grenze des besehten Gebietes, des Ruhrgebiekes und des attbesehken Gebietes sowie des Gebietes des Brückenkopfes Düsseldorf in beiden Zonen untersagt. Auch der Grenzverkehr wird beschränkt. ausgenommen die Lebensmittelversorgung und besonders wichtige Familienangelegenheiten, für weich letztere die beteiligten städtischen Behörden verantwortlich sind. Die Ausführungen der Verordnung Rr. 38 sind auf die Ausnahmen anwendbar. Dieses Verbot ist vom 1. Zuli 1923 von Mitternacht an auf 14 Tage gültig. Reue Geleit- briesc usw. können vom 13. Zuli 1923 ab Mitternacktt ausgestellt werden, sind aber erst vom IS. Juli 192Z ob gültig. Die Grenzver- kehrausweise erlangen ab 15. Juli 1923 um Mitternacht wieder ihre Gültigkeit. Die Verordnungen, welche den Ausiandsverkehr durch die besehten Gebiete regeln, sind nicht geändert. Für Aus n ahme- Geleitbricse, die zwischen dem 1. und 13. Juli 1923 beantragt und erteilt werden, gilt als Kennzeichen ein roter Querstrich. Der Gensraikommandant der belgischen Okkupa- tionsarmee läßt diese Maßnahmen auch auf den Brückenkopf Duisburg ausdehnen, wenn er es für angebraäst hält. Die Ober- Kommission hat entschieden, daß diese Bestimmungen auf samt- liche altbe sehten Gebiete zutreffen. Der General S le i n e h. Kommandant der Brückentinien- dioision Dortmund , gibt hierzu noch fotgende Aussührungsbestim- mutigen: Die Ausnahme-Paislerscheine werden nur durch dag 5. Bureau der Division bis zum 5. Juli mitternachts durch Vermittlung der städtischen Behörde erteilt. Vom 13. Juli von Mitternacht ab wird die Ausstellung der Passierscheine für den Grenzverkehr und der Reiseerlanbnisscheine wieder in gewöhnlicher weise ausgenommen. Prsteft üer Arbeiterschaft. Dortmund , 2. Juli. (WTB.) Gegen die von der Desatzungs- beHorde verfügte Absperrung des Einbruchs- und besetzten Gebiets erheben die der Arbeitsgemeinschaft angeschlossenen Arbeitgeb erver- bände und die Gewerkschaften der Arbeiter und Angestellten aller Richtungen sowie die Angestellten- und Deamtenverbände noch- drllcklichsten Protest. Die Absperrung stellt einen ungeheuren Eingriff in die Wirtschaft des Gebiets dar und muß zu besonders schweren Schädigungen der arbeitenden Schichten führen. Die von der Bcsatzungsbchörde verhängten Strasmaß- nahmen sind um so ungerechtfertigter als der Zlnlah des Unglücks bei Duisburg in keiner Weife aufgeklärt und selbst nach französischen Meldungen kein Beweis dafür vorliegt, daß es durch Deutsche ver- schuldet ist. Es kommt hinzu, daß die gesamte Bevölkerung es ablehnt, den passiven Widerstand mit Gewalttaten zu führen. In keiner Weise rechtfertigt dies die Abschnürung des Ge- biets vom übrigen Deutschland , mit dem es untrennbar verbunden ist. Diele Arbeitnehmer sind an ihrer Arbeit gehindert. Not und Elend ihrer Familien werden vermehrt. Die ganze Bevölkerung leidet unter der Erschwerung des Verkehrs und der infolgedessen ganz unzureichenden Lebensmittelversorgung. IS Todesopfer des Duisburger Attentats. Duisburg , 2. Juli. (Eig. Drahtber.) Bei der Explosion auf der Duisburg -Hvchseider Rheinbrücke soll nach den neuesten Feststellungen auch ein französischer General um» Leben gekommen sein. Außerdem wird milgekeilt, das; sich die Zahl der Todesopfer inzwischen um das Doppelte, also aus 18. vermehrt hat. Neues Attentat bei Mainz . Paris , 2. Juli. (WTB.) havas meldet aus Koblenz : Am Eingang zum Mainzer Tunnel seien 2 Bomben mit Zeit- zündern vorgesunden worden. Von diesen sei eine explodiert, ohne daß ein nenncnswcrier Schaden enistand, die andere fei von einem Artillerieosflzier unschädlich gemacht worden. Sanktionen gegen Mainzer Beamte seien veranlaßt worden. Erschießungen und Verhaftungen. Buer , 2. Juli. (WTB.) Wie die„Buersche Zeitung" meldet, wurde Sonnabend abend der polnische Staatsangehörige Lorenz B« st a k von einer belgischen Patrouille einige Minuten nach 8 Uhr durch einen Herzschuß getötet. Der 24 Jahre alte Paul Preußlieb aus Duer-Ressel wollte kurz nach 8 Uhr feinen Hund, der ihm entlaufen war, aus dem Nach»
Zum fchlesifchen Lanöarbeiterstceik. Görlitz . 2. Juli. (Eig. Drahtber.) In der heute in Görlitz an- beraumten Kreistagssitzung für den Landkreis Görlitz erklärten die Vertreter der Sozialdemokratie, daß sie kein B e r- trauen mehr zu dem Land rat haben und es fernerhin ab- lehnen, mit ihm zusammen zu arbeiten. Begründet wird das Miß» trmtensvotum mit der Haltung des Landrats im Landarbeiter- streik, mit der übermäßigen Ausstellung von Waffenscheinen an die besitzenden Kreise und mit der fortwährenden Veschneidung des Selbstverwaltungsrechts der Gemeinden. Nach Abgabe der Er- klärung verließen die 13 Vertreter der Sozialdemokratie den Sitzungssaal. Ihnen schlössen sich die z w e i d e m o k r a t i f ch e n Kreistagsvertreter an, so daß die Sitzung b e s ch l u ß- unfähig wurde._ Ein kommum'ftWer UeberfaU. Amtlich wird gemeldet: Der Zusammenstoß zwischen Kam- in u n t st e n und Angehörigen einer Iugendgruppe des Deutsch - nationalen Bismarck -Bundes am Spätabend des vergangenen Freitag, und die hierbei erfolgte Tötung eines der Deutfchnatio- nalen, nämlich des Walter R u s n i ck, hat der Abteilung I o des Berliner Polizeipräsidiums Beranlassung zur Einleitung eines umfangreichen Ermittelung�rfahrens gegeben. Nach den bis. herigen Feststellungen handelt es sich bei jenem Zusammenstoß um einen planmäßigen Ueberfall durch Kommunisten, die zum Teil mit Waffen(Dolchen) verschen waren. Auf die Ennitt. lung der Täter, welche den Tod des Walter Rudnick verursacht haben, hat der Polizeipräsident eine Belohnung von 100 000 M. ausgesetzt. » Lübeck , 2. Juli. (WTB.) Der Jungbismorckbund veranstaltete gestern in Schwartau eine Fahnenweihe, wozu viele aus- wartiye Teilnehmer erschienen waren. Die Sozialisten(?) hatten zur GegendemonLrotio« ausgerufen, Nachdem es schon
barhaus zurückholen, als er von einer belgischen Patrouille bemerkt wurde. Als er sich verfolgt sah. flüchtete er in das Dachgeschoß. Als ihm die Patrouille folgte, stieg er in seiner Verzweiflung ans das Dach, stürzte aber auf den Hof hinab, wo er mit zerschmetter- t e n Gliedern liegen blieb. An den Folgen der erlittenen Ber- letzungen verschied er gestern. In der Hugostraße wurde der 28 Jahre alte Bergmann Adolf Pattoff durch einen Oberschenkelschuß schwer verletzt, weil er sich nach 8 Uhr auf der Straße aufhielt. Wegen lleberschrcitung der Sperrsrist wurde eine Reihe von Bürgern festgenommen. In der letzten Zeit nahmen die Belgier Haussuchungen bei Bürgern vor, von denen angenommen wird, daß sie rechtsgerichteten politischen Parteien angehören. Dr. med. Sansen, Kaufmann Kleier und Betriebsführer Schappei von der Zech«„Hugo" wurden verhaftet. Ein voroet§rsnkfu?ts besetzt. Franksurt a. M.. 2. Juli.(Eigener Drohlberichk.) Der Vorort Frankfurts Griesheim ist von den Franzosen beseht worden. Dadurch ist Frankfurt a. M. fast vollständig von dem besehten Gebiet abgeschnitten und ein großer Teil der Arbeiter kann nicht an seine Arbeits st äkte gelangen. Die Wirkungen. Elberfeld , 2. Juli. (Eig. Drahtber.) Der Erlaß des Generals vegoutte, der für 14 Tage jede Ein- und Ausreise ins Ruhr- gebiet untersagt, bedeutet eine völlige Blockierung des Rnhrgebietes, die durch die starke Handhabung des Paßzwcmzes feit Wochen eingeleitet worden ist. Das Ende kann nur eine große Katastrophe fein. Der Erlaß wurde mit größter Punkt- lichkeit durchgeführt. Sonntag nacht 12 Uhr wurde die elektrische Straßenbahn Elberfeld — Reuiges— Riecenhsf gemäß dem Erlaß still- gelegt. Dadurch fällt für die V e r s o r g u n g des Ruhrgebietes die wichtigste Linie weg, die den Verkehr nach Hakkingen, Bochum , Steele , Gelsenkirchen , Essen, Mülhausen -Duisburg vermittelt. Ar- beZier, die im besetzten Gebiet wohnen und im unbesetzten Gebiet arbeiten und umgekehrt werden zurückgewiesen. Es scheint jedoch eine Erleichterung eintreten zu sollen. Die lokalen Vesahungsbehör- den find mit den Sommunalbehörden in Verhandlungen darüber eingetreten, welchen Personen die Ein- und Ausreise auch in Zukunft gestaktet werden soll. In der von Franzosen besehten englischen Grenzzone ist der Erlaß bisher nicht durch- geführt worden, doch wird der Poßzwang sehr scharf gehandhabt. Von gut untecrichteker Seite erfahren wir, daß mit einer weiteren Besetzung über die Grenze von Aplerbeck und Scharnhorst hinaus bestimmt zu rechnen ist. In Frage kommen die De- zirke Hamm und Anna. Am Montag vormittag wurde die Stadt Westhofen an der Eisenbahnlinie nach Franksurt besetzt, an. scheinend zur Eintreibung einer Kontribution in höhe von 50 Mit- iionen wegen des vor einigen Tagen zwischen Syburg und hohen- syburg erfolgten Anschlages auf französische Soidalen. Patrouillen sind auf der Straße nach Schwerte bis zur Eisenbahnkreuzung vor- geschoben. Elberfeld , 2. Juli. (Eig. Drahtbericht.) Die Besahungs- behörde hat angeordnet, daß auf jeden, der Schleichwege benutzen will, um ins bejehte Gebiet zu gelangen oder aus dem be- sehten Gebiet herauszukommen, geschossen wird Am Montag- morgen sind infolgedessen in der hiesigen Gegend drei Arbeiter, die zur Arbeitsstätte wollten, angeschossen worden. Ein Teil der Truppen, die am Montag Westhofen besehten, wurden plötzlich alarmiert und zogen in Richtung Duisburg ab. Gegenüber einer Darstellung der Havas-Ägentur teilt das Reichswehrkommando Münster mit, daß weder Mannschaften noch Offiziere der Reichswehr bei dem Zltienlat ans der Duisburger Brücke beteiligt gewesen feien; ebenso will die Reichswehr Dynamit für Sprengungen nicht geliefert haben. Köln , 2. Juli. (TU.) Der Beschluß der Rheinlondtommission, dle Grenze zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Gebiet auf 14 Tage zu sperren, ist praktisch auch für die englische Zone dadurch wirksam geworden, daß die Franzosen bei Hengste! die Weiterreise aller Reisenden verhindert. Bei Vohwinkel ist der Verkehr zwar noch nicht gesperrt, jedoch ist hier, da Vohwinkel vom unbesetzten Gebiet aus hinter Hengstei liegt, ein« Sperrung auch nicht nötig. Essen, 2. Juli. (WTB.) Der über Duisburg verhängte Be- lagerungszustand ist nach den hier eingetroffenen Nachrichten auch auf Nuhrort, Wilhelm-Ruhr, Mülheim- Ruhr, Oberhausen und Hamborn ausgedehnt worden. Die Städte sind sämtlich isoliert, jeder Verkehr ist unterbrochen. »>»»»«>>>»»»»>»«>»>>!■■■■IIHII« auf dem Bahnhofe zu Reibereien gekommen war, ereigneten sich weiter« Zusammenstöße im �Versammlungslokal, wobei es beider- leits Verletzte gab. Die Bismarck-Bündler wurden gezwungen, die schwarzweiß roten, Fahnen auszuliefern. Die' Lübecker Polizei stellte die Ruhe wieder her. Erklärung. Die„Vossische Zeitung" berichtete am Sonntag, den 1. Juli, über eine Autsage eines Polizeichess im Prozeß Ju det in Paris . Der Herr Polizeichef soll danach deutsche Dokumente vorgelegt haben, die au? der Zeit der Besehung Belgiens flammten: ein Deutscher, namens A. Leopold, habe sie am 2. April t9Iv an die Franzofen verkauf!; Leopold sei traft eines vom Freiherrn v. Langweerlh unterzeichneten AnstellungSzeugnisicS des Auswärtigen Amtes „als Mitarbeiter K a u i§ k y S bcauitragt gewesen, die deutsche» Dokumente zum Kriegsausbruch zu sichten" Darauf habe ich zu erklären: Meine einzigen Mitarbeiter bei der Sammlung und Sichtung der Dokumente zum IlriegSauSbruch sind in der Vorrede zur amitichen Dokumrntcusammlung genannr. ES waren die Herren Professor Gustav Meyer, Dr. Hermann M eher, 'päter noch Dr. R. Wolfs und Fräntein Nora Stiebet. Außer den Genannten, die daS Auswärtige Amt mir beistellte, habe ich niemanden Einblick in die Akten nehmen lasten, geschweige denn Herrn Leopold, mit dein ich nur flüchiig bekauni wurde. Die belgischen Akten lagen zur Zeil meiner AmiSintigkcil nicht im NuSwnriigcu Amt. Ich selbst habe sie nicht zu Gesicht bekommen und erfuhr von ihrer Existenz erst durch Herrn Leopold, der schon vorher, im November 1918, Zugang zu ihnen bekommen hatre. Ich weiß weder, wer ihm die Möglichkeit da-u verschaffr hat, noch kau» ich sage», wem er seine Anstellung>m Auswärtigen Amt vcrdankl. Aus der Tatsache, daß Leopold eine Zeitlang mit den belgische» Akten zu run hatie, braucht nicht die Echtheit der tm Prazeß Judet verwendeten Dokumente gesolgcil zu ivcrden. Sie müstei nicht gestohlen sein, sie können anch gefälscht sein. Karl KautSky . Der deutsch -spanische Handelsvertrag. Das Mitte Januar ab- geschlossene, bis zum 30. Juni verlängert gewesene deutsch -spanische vorläufige Handelsübereinkommen ist um weitere drei Monate, d.h. bis zum SV. September einschließlich, verlängert worden.