Nr.309 40.Jahrgang Ausgabe A nr. 153
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Donnerstag, den 5. Juli 1923
Für wertbeständige Löhne!
Beschluß der Gewerkschaften.
Der Bundesausschuß des ADGB . nahm in seiner Der Bundesausschuß ist nicht im Zweifel darüber, daß durch Mittwochsizung zur Lohnfrage durch die Annahme diese Maßnahme allein die unbedingt notwendige Wiederher folgender Resolution Stellung: stellung der früheren Lebenshaltung der Arbeitnehmerschaft noch nicht zu erreichen ist. Diese ist aber unbedingt anzustreben auch im Intereffe der Wiederherstellung der deutschen Arbeitstraft, die infolge der bisherigen Wirtschaftspolitit des Unternehmerfums aufs äußerste gefährdet ist.
„ Die Entwerfung der Papiermark ist seit der Besetzung des Ruhrgebiets in so rapidem Maße erfolgt, daß die Anpassung der Löhne an die stetig finkende Kauftraft des Geldes noch weniger als zuvor Schrift zu halten vermag. Die Folge dieses Mißverhältnisses ist eine fortschreitende Verelendung der Lage der Arbeiter und ein Abbau der Substanz der Arbeitskraft, eine starte Schwächung der Konjumkraft der breiten Maffen der Bevölkerung und somit eine ernstliche Gefährdung der deutschen Wirtschaft. Der Ausschuß des ADGB . hat eingehend alle Mittel und Wege zur rascheren Angleichung der Löhne an die Teuerung geprüft und empfiehlt den Gewerkschaften, die Tarifverträge mit einer klausel zu versehen, die den vereinbarten Löhnen innerhalb jeder tariflichen Cohnperiode die Erhaltung ihrer Kauffraft sichert. Zahltage ist eine amtliche Meßziffer einzuführen, die die wirkliche Steigerung der Lebenshaltungskosten voll zum Ausdrud verbrecherischen Sabotageafte überspannter bringt. Diese Meßiffer muß wöchentlich festgestellt und möglichst nationalistischer Kreise im Abwehrkampf gegen die rechtsfurz vor dem Cohnzahltage im ganzen Reiche veröffentlicht werden. widrig erfolgte Besetzung des Ruhrgebiets. Er erklärt diese Als Tag der Veröffentlichung empfiehlt sich am besten der Mittwoch. Handlungen für unvereinbar mit dem von der Arbeiter Die Anwendung der amtlichen Meßziffer auf die Erhöhung der schaft unterstützten Abwehrkampf und fordert deshalb Löhne während der Dauer der Lohnvereinbarungen ist möglichst alle Gewerkschaftsgenossen auf, diesen Sabotageaften mit durch zentrale Vereinbarungen für alle Arbeiter und Angestellten allen geeigneten Mitteln entgegenzutreten. Von der Reichszu sichern. Für die Arbeiter und Angestellten der öffentlichen Be- regierung fordert der Bundesausschuß, daß mit Nachdruck die triebe fordert der Bundesausschuß die sofortige Anwendung durch Schuldigen ermittelt und zur Berantwortung nach deutschem Recht gezogen werden." Gejeh oder Verordnung.
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Gefährlicher Ballast.
Die Kirche läßt den Staat bezahlen.
Die Reichsverfassung verfolgt zwar den Grundsatz, daß teine Staatstirche besteht und schreibt vor, daß die auf Gesetzesvertrag und besonderen Rechtstiteln beruhenden Staatsleistungen an die bestehenden Religionsgesellschaften nach Grundsätzen des Reiches abgelöst werden sollen. Doch wie so manches Stück freiheitlichen Geistes der Reichsverfassung vor der zunehmenden bürgerlichen Reaktion in Bergessenheit geraten ist, so dentt man auch in diesem Punkte nicht daran, der Reichsverfaffung Geltung zu verschaffen. Unter Führung von Deutschnationalen und Zentrum und Der Bundesausschuß macht es deshalb den Gewerkschaften zur Pflicht, nicht nur jedes weitere Abwärtsgleiten der Löhne unter Duldung der übrigen bürgerlichen Parteien versucht zu verhindern, sondern auch nach wie vor auf eine Er- man vielmehr umgekehrt der Kirche jedes Recht auf höhung des Reallohns hinzuwirken und die Kauftraft der Einwirkung in öffentlichen Angelegenheiten auf dem Gebiete errungenen Cöhne zu sichern. Von der Regierung und von den bei der Wohlfahrtspflege wie auf dem des Erziehungswesens zu Cohnfeftfehungen mitwirkenden Behörden und Schlichtungsinstanzen sichern und durch außerordentliche Zuwendung von Mitteln wird erwartet, daß sie den Gewerkschaften bel der Erfüllung dieser der Kirche den größten Teil ihrer materiellen Sorgen abzunehmen. Millionen und Abermillionen an Reichsmitteln sind Aufgabe die notwendige Unterstützung leihen." Ueber die Sabotageatte im Ruhrgebiet in den letzten Jahren in die Kassen der Charitasverbände und Als Berechnungsgrundlage für die Auswertung des Lohnes am äußerte sich der Ausschuß durch nachfolgende Entschließung: Höhepunkt jedoch stellt der§ 52a Abf. 8 des LandessteuerDen gefeßes dar, das vor kurzem im Reichstag verabschiedet wurde. Nach diesem Paragraphen gelten dieselben Bestimmungen der Bezuschussung, die für die Gemeinden und Gemeindeverbände gelten, auch für die im Artikel 137 der Reichsverfassung genannten Körperschaften des öffentlichen Rechts. Diefer Saz bedeutet nichts weniger, als daß für die Religionsgesellschaften 75 Proz. der Mehraufwendun gen, die für die Erhöhung der Beamtengehälter, der Ruhegehaltsempfänger und der Beamtenhinterbliebenen sowie die Vergütungen der Angestellten mit dem 1. Januar 1921 als Stichtag vom Reiche übernommen werden. Soweit Anstalten und Einrichtungen zur Erhaltung der Boltskultur Glabbed, 4. Juli. ( WTB.) Obgleich fich im hiesigen Bezirt dienen, werden auch nente Beamte und Angestellte in Die britische Kabinettssitzung. Bein Zwischenfall ereignet hat, wurden sämtliche Wirt- dieser Höhe bezuschußt. Nach dem Willen der rechtsstehenden London , 4. Jull.( WEB.) In der heute vormittag abgehaltenen fchaften und Raffees auf die Dauer von vier Wochen ge- bürgerlichen Parteien soll also das Reich 34 der Besoldung der wöchentlichen& abinettssigung hat Lord Curzon , wie verfchloffen, ebenso wurde der Straßenbahnvertehr für vier Geistlichen, sämtlicher Beamten und Angestellten bis zum lautet, über den Inhalt einer Besprechung mit dem französischen und Wochen ftillgelegt. Kirchendiener übernehmen! In einem Augenblic, wo das dem belgischen Botschafter Bericht erstattet. Ueber das Ergebnis der Köln , 4. Juft.( WIB.) Der von den Belgiern wegen der Reich nicht die notwendigsten Mittel hat, um Kleinrentnern, Kabinettsberatung wird strengstes Stillschweigen beobDuisburger Vorgänge angeordnete gestrige Ruhetag war nicht von Sozialrentnern und Erwerbslosen, Kriegstrüppeln und achtet. Eine heute veröffentlichte Reuter- Note betont die not allen Einwohnern der betroffenen Gebiete innegehalten worden, Kriegerhinterbliebenen den färglichsten Lebensunterhalt zu wendigkeit folcher Zurückhaltung mit folgender Begründung: Wenn eine Lage so delitat fei wie die gegenwärtige, wo offenbare besonders hatten die Radfahrer an das Berbot des Fahrens sichern, da muten die Rechtsparteten dem Reich eine jähr. nicht gedacht. Infolgedessen allenthalben in der fazungszone sehr viele Radfahrer angehalten worden. Aus allen liarden zu. Es ist klar, daß eine solche Mehrbelastung die Orten laufen Meldungen ein, daß sehr viele Raber, an einem verhängnisvolle Inflation vermehren und die Balancierung Ort allein 40, ben Eigentümern abgenommen wurden; die des Haushalts schlechthin unmöglich machen muß. Gummireifen wurden zerschnitten, die Räder selbst zertreben und Selbstverständlich, daß die Sozialdemokratie sozerschlagen. Allenthalben standen Boften, die bie Rabfahrer ab- wohl im Ausschuß als auch im Plenum gegen diesen ver fingen. hängnisvollen Absatz gefämpft und gestimmt hat. Mit Hilfe der Demokraten ist seine Auswirkung vorläufig noch ein wenig gehindert, indem sie beschränkt werden soll durch nähere Bestimmungen des Haushalts". Sogar das Reichs finanzministerium hat sich gegen diese ungeheure Zumutung
ständen, könne ein Hervorheben dieser Meinungsverschiedenheiten nur Schaden anrichten. Es werde erklärt, daß die Geheimhaltung niemals wünschenswerter wäre als heute. Es sei zwedlos, die Tatsache zu verheimlichen, daß die Lage schwierig fei und daß die gegenwärtige Besprechung eine entscheidende Bedeutung für die englisch - französischen Beschlüsse habe.
Drei Attentäter verhaftet? London , 4. Juli. ( WTB.) Nach einem Bericht des Paris , 4. Jull.( WIB.) Nach einer Havas- Meldung aus Paris , 4. Jull.( WEB.) Nach einer Havas- Meldung aus diplomatischen Korrespondenten der„ Pall Mall Gazette " jei in englischen amtlichen Kreifen jede Hoffnung auf eine schnelle Duisburg find in der Nacht zum 3. Jull drei Personen verBerständigung geschwunden; die Gerüchte, daß das englische haftet worden, die für die Explosion auf der Hochfelder Brüde mit ihren unabsehbaren Folgen gewehrt. Es wird Aufgabe verantwortlich gemacht werden.
Kabinett heute Beschlüsse von entscheidender Bedeutung gefaßt habe, entbehren offenbar der tatsächlichen Unterlage.
Die übrigen Abendblätter betrachten die Lage als hochernft. Der Ton der Blätter ist im allgemeinen ruhiger als in den ersten Tagen der Woche, aber nicht weniger beffimmt. Star" erklärt, die Stellung Englands fei durch die Erklärung Muffolinis und die des Batitans nach außen hin gestärkt worden. 3m Innern stelle fich die öffentliche Meinung in steigendem Maße hinter die Re
gierung.
Wrangels Wertsachenschiebungen.
der Sozialdemokratie im Haushaltsausschuß sein, ihren ganzen politischen Einfluß dafür einzusehen, daß diefer reaktionäre Schlag völlig abgewehrt wird.
Aber schon jetzt müssen alle freiheitlich Denkenden im Protestnote Rußlands an Ingoslawien. Lande darüber aufgeflärt werden, mit welcher Ungeniertheit Mostau, 3. Juft.( WTB.) In einer Note an den jugoslawi- die bürgerlichen Parteien nicht nur dem Reiche die notwendischen Minister des Aeußern Nintschitsch macht die Sowjetregierung gen Mittel vorenthalten, sondern diesem ausgepowerten barauf aufmerksam, daß General Wrangel das von ihm fort Reichshaushalt sogar den größten Teil der Lasten ihrer Religeführte Inventar des Petersburger Pfandleihamtes, das gionsgesellschaften aufbürden wollen. Eine andere äußerst zum Teil aus Wertsachen von den von Privatpersonen verpfändeten reaktionäre Bestimmung ist in einem§ 52b ebenfalls gegen
Belgien wünscht eine Konferenz. Gegenständen, zum Teil aus Staatseigentum besteht, für seine Bribie Stimmen der Sozialdemokratie dem LandesBrüssel, 4. Jull.( Eca.) Es bestätigt sich, daß die belgische batz we de verkauft hat. Die Sowjetregierung verweist bar steuergefeß eingefügt worden. Nach diesem Paragraphen Regierung daran gedacht hat, eine zusammenkunft zwischen auf, daß das Borgehen Brangels nur deshalb möglich war, weil die sollen Anstalten und Einrichtungen, die Aufgaben der öffentden Premierministern Belgiens , Frankreichs und Englands zu ver- jugoslawische Regierung keine Gegenmaßnahmen ergriffen habe, wo- lichen Wohlfahrtspflege oder des öffentlichen Schul- und Bilanlaffen. Sie hat es ihrem Botschafter in London überlassen, dar- gegen die Sowjetregierung Proteſt erhebt, die jugoslawische Regie- dungswesens erfüllen, ebenfalls wie Gemeinden bezuschußt über zu bestimmen, zu welchem Zeitpunkt eine derartige Initiative rung für die Folgen verantwortlich macht und von ihr verwerben. Die Reichsregierung bestimmt mit Zustimmung des wünschenswert erscheint. Baron Moucheur halte jedoch den Augen. langt, die etwa noch vorhandenen Wertsachen unter ihren Schuß zu Reichsrates und eines Ausschusses des Reichstags die Grundblid nicht für geeignet, und infolgedeffen liege auch im gegenwärfi- nehmen und der Sowjetregierung bei der ersten Gelegenheit zurüd- fäße, nach denen die privaten Einrichtungen und Anstalten gen Zeitpunkt eine Initiative der belgischen Regierung in dieser An- zuerstatten. gelegenheit nicht vor.
Keine Hungersnot mehr in Rußland . Mostau, 3. Juli. ( WTB.) Angesichts der Besserung der Lebensmittellage in den Hungergebieten infolge der guten Ernteaussichten wird durch einen Erlaß des Allrussischen Zentralerefutivtomitees die Zentraltommission für die Bekämpfung der Hungersnot aufgelö ft.
biese 75 Broz. Besoldungszuschuß erhalten sollen. Wir Sozial demokraten fämpfen seit langem dafür, daß die Wohlfahrtspflege eine öffentliche Angelegenheit wird. Das ist der einzige Weg, um fie rationell, gerecht und unNeue Strafen für Duisburg . parteiisch zu machen und fie vor allen Dingen dem Mißbrauch & öln, 4. Juli. ( WTB.) Ueber die Stadt Duisburg find zu entziehen, den firchliche und sonstige private Bereine im neue schwere Strafen verhängt werden, da nach belgischer Interesse von Weltanschauungen und politischen Einstellungen Behauptung in der Nacht zum Dienstag belgische Soldaten angemit ihr getrieben haben und oft genug noch heute treiben. schoffen worden seien. Bon heute ab ist jeder Verkehr bereits von Streifzusammenstöße in England. Gestern abend fam es in Aus diesem Grunde haben wir dagegen gefämpft, daß im 8 Uhr abends ab bis 5 Uhr früh gesperrt. Ferner ist außer dem Whitehaven ( Cumberland) anläßlich eines Bergarbeiter Jugendwohlfahrtsgesetz den privaten Vereinen ein solch be - und Motorradverkehr auch der Verkehr auf Fahrrädern ver- streits zu 3ufammenstößen zwischen Ausständigen und der deutsamer Einfluß in den Jugendamtern eingeräumt boten worden. Dieses Verbot erstreckt sich auf den ganzen Brücken- Bolizei. Hierbei wurden 20 Polizisten und 60 Zivilpersonen verwurde. Bir haben es daher überall, wo wir die genügende Der wilde Dodarbeiterstreit hat sich weiter aus. fopf Duisburg einschließlich Mülheim- Speldorf und Mülheim- let. Der wilde Dodarbeiterstreit hat sich weiter aus. gedehnt. Im ganzen find 30 000. Mann ausständig, davon Macht hatten, in den Kommunen durchgesetzt, daß Kinder14 000 im Londoner Hafen. gärten, Kinderhorte und frippen, Bolfs- und sonstige Spetfun. Paris , 4. Juli. ( WEB.) Nach einer Havas- Meldung aus Die Untersuchung der Marksfüßungsaktion. Der Reichstagsaus- gen, Unterstützungen, Kranken- und Wöchnerinnenversorgung Machen ist wegen der Duisburger Explosion im Einvernehmen mit schuß zur Untersuchung der Markstützungsaktion wird seine nächste und dergleichen mehr in fommunale Verwaltung getomdem belgischen Kriegsminister die Stadt Duisburg mit einer öffentliche Sigung am Montag, den 9. Juli, nachmittags men find. Diese Entwicklung wurde durch die finanziellen Geldbuße von 30 Milliarden Mart belegt worden. 3 Uhr, abhalten, Schwierigkeiten der privaten Verbände start gefördert. Nun
Broich.