Matter, der Mlaue Zuchs".
5m«eiteren Verlauf der Verhandlung erklärt General o. Watter, daß er in den Tagen des Kapp-Putsches , am Sonntag, den 14. und Montag, den 15. März lediglich zwei Telegramme be- kommen hätte: das eine unterzeichnet„Kapp, Reichskanzler"', kündet r. Lüttwitz als Reichswehrminister an, das andere erklärt den Regierungspräsidenten von Arnsberg für abgesetzt. Beide Weisungen wurden von mir als nicht gegeben bezeichnet. Die Frage der Verteidigung und des Vorsitzenden, ab dem General von dem hochverräterischen Unternehmen Kapps etwas be- kannt gewesen sei vor seinem Begiim, verneint der Privat- kiäger. Als die Verteidigung die Frage dahin erweitert, ob der General über mündliche oder briefliche Mitteilungen unkerfiellkcr oder ihm früher unterstellter Personen überhaupt nicht in Kenntnis gefetzt worden sei von einer rechtsradikalen geplanten Erhebung, macht der Vorsitzende den Privatkläger darauf aufmerksam, daß er die Aussage verweigern kann, um sich nicht strafbar zu machen. Der Verteidiger ch o r o w i tz bringt dann den Brief eines llffiziers Biboro zur Sprache, der sechs Wochen älter als der Kapp-Putsch ist. Danin wird gesagt, daß General v. Wakler„zuverlässig und ganz im Bilde" sei. Zur Verlesung gelangt dann ein aufgesetzter, aber nicht abgeschickter Brief des Freikorpsführers v. Lützow an General v. Walker, s» dem v. Lützow kurze Zeit vor dem Kapp-Putsch um Rücksendung seines Korps von Westfalen nach Verlin bittet, und zwar unter Umgehung der zuständigen höheren Stellen. Der Privatkläger erklärt, daß zwischen ihm und dem Freikorpsführer keine persönlichen Beziehungen bestanden hätten, son- bern lediglich eine dienstliche Aussprache. Bei dieser Gelegen- heit habe allerdings Major v. Lützow auf Rücksendung seines Korps nach Berlin gedrängt, den erwähnten Brief habe er ober nie er- halten. Dann kam die Verhandlung auf die Besprechung, die bereits vor dem Kapp-Putsch auf den 14. März bei General v. Watter mit Vertretern der Gewerkschaften und der politischen Parteien wegen Bildung eines Arbeiterbeirates beim Wehrkreiskommando festgelegt war und an diesem Tage stattfand. Der General be- hauptet, daß ihm dabei die Bedingung qestellt wurde, von den Arbeilervertretern einen Aufruf für die Regierung Ebert-Braun zu erlassen.„Ich Netz mir aber keine Bedingungen stellen, denn ich war Herr in meinem eigenen Haufe." Als erster Zeug» wird der frühere Fveikorpsführer Major v. Lützow vernommen, bei dem ein Brief vom 5. Februar 1920 eines Haupt- inannes B i b o w gefunden wurde, m dem es heißt, die Angelegen- beit fei in Fluß, der Chef fei durchaus zuverlässig und ganz im Bilde bis auf den Filmkistenmacher. Lützow müsse mit feinen Truppen fo schnell als möglich nach Berlin zurück, da er dort demnächst dring- lich benötigt werde. Auf die Frage des Vorsitzenden erklärt der Zeuge, daß er nicht wegen des Kapp-Putsches , sondern wegen eines unabhängig-kommuniflifchen Aufstande»(!) nach Berlin sollte. Außerdem habe er bei der Heere»- Verminderung nicht hinten abrutschen wollen. Der Borsitzend« findet diese Erklärung recht u n b e- friedigend angeflchts des Satzes„der Chef sieht in dem Korps seine stärkste Stütze, er tut alles, um es nach Berlin zurückzu- bringen." Auf die Frage des Vorsitzenden, wer ist denn nun dieser Chef, erklärt der Zeuge: Das weiß ich nicht. Vors.: Herr Bibow schreibt aber in dem Briefe, General o. Watter sei„durchaus zuverlässig". Zeuge: Das war In naiionaler Beziehung gemeint,(i) Für mich persönlich ist der Beweis gegeben, daß General v. Watter von einem Kapp-Putsch nichts gewußt hat, denn er hätte sonst mein Korps nicht auf fast hundert Kilometer auseinandergerissen. Das- selb: behaupte ich von mir. Oer Vorsitzende verliest dann einen von dem Zeugen aufge- fetzten Brief, der allerdings nicht zur Absendung kam: Sehr verehrte Exzellenzl Darin findet sich der Satz: Die Aktion wird uns muß vor sich gehen. Zeuge v. Lützow : Dabei handelt es sich um die Aktion der kommunistischen Ausschreitungen vor den Rcilbskagswahle».(!) Dr. ho r o« i tz: Wollen Sie wirklich jemandem einreden, daß eme Akttom von der Sie schrieben, sie wird und muß bis spätestens dem 15. März vor sich gehen, eine solche von der kommu. nistischen Gegenseite war? Major v, Lützow bleibt dabei, daß es sich nicht um«inen Rechtsputfch handelt« Auf Antrag der Verteidigung werden die Aussagen des Zeugen protokollarisch festgelegt. AI » Nächster Zeuge wird Minister Severins vernommen, der fest April 1919 als Reichs- und Staatskommissar berufen war, im Einvernehmen mit General v. Watter im Bereiche des VII. Korps Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten. Am 12. März, so führt der Zeuge aus, war ich noch in Berlin , um mir Vollmachten für U e b e r st u n d e n im Eisenbahnbetriebe ent- sprechend der Ueberschichten im Bergbau zu holen. 5n Minden wurde ich am 13., morgen» um �8 Uhr, von der Meldung des Kapp-Putsches überrascht und begab mich sofort über Bielefeld nach Münster . Dort erklärte ich General v. Watter, daß ich meinen Posten aufgeben werde, wenn Kapp sich halten werde, da ich nur die verfassungsmäßige Regierung anerkenn«. Am Morgen des 14. März kam der Oberprässdent zu mir mit dem Vorschlag zu einem gemeinsamen Ausruf an die Bevölkerunp, in dem zum Ausdruck gebracht fein sollte, daß die Zwilbehörden treu auf dem Boden der Verfassung und zur Regierung Ebert-Bauer stehen. Es war die Ansicht des Oberpräsidenten Würmeling. daß es einen ausgezeichneten Eindruck inachen werde, wenn der Aufruf auch»om militärischen Befehlshaber unter- zeichnet werde. Diesen Versuch haben wir unternommen, aber der General hat abgelehnt. Der Ausruf Ist dann doch»hne seine Unterschrift hinausgegangen. Zum Abend des 14. waren die A r b« i t e r v e r t r e t e r vom General und mir nach Münster geladen. Nach einer Vorbesprechung begaben sie sich mit mir zum General, dem die-oute- ein« Er. tlärung für die alte Regierung Ebert-Bauer ab, zugeben, vorgetragen wurde. Der General weigerte sich jedoch. Später gab er als Erklärung, daß er die Absicht gehabt Hab«, die Truppen im Rheinland und Westfalen z u s a m m e n z u h a Iten, was nicht möglich gewesen wäre, wen er Partei ergriffen hatte. Diese Gründe Hab« ich nicht für richtig anerkannt, sondern diese Haltung als verfehlt gehalten. Die Aufgabe, Ruhe und Drd- nuna aufrecht zu erhalten, konnte bei der teilweise radikal einge- stellten Arbeiterschaft mir erfüllt werden, wenn diese das Grfuhl hatte, daß die Reichswehr ein republikanisches Instrument in der Hand des Generals sei. Der General aber hak sich harknauig p?we:gerl, obwohl er auf die Fostzen der Weigernna aufmerksam gemacht wurde. In jenen Togen kam es darauf an. die o e r- fassung streuen Kreise der Arbeiterschaft im Glauben zu er- hatten, daß auch die Reichswehr auf dem Boden der Ber- fassung steht. Am 15. März habe ich den General nochmals darauf aufmerksam Stacht, daß««-in blutiges Gemetzel geben würde, we»n Reichswehrtruppen zur Unterwerfung der Unruhen eingefetzt würden. Später habe ich mündlich und schrisklich Verwahrung dagegen«ingelegt, daß die Freikorps Lichtschlag, v. Lütt- witz und Schulz eingesetzt werden. Denn es war mir bald bekannt geworden, daß dies« Korps sich für die Kapp-Re- g i« r u n g erklärt und die s chw arzweißroten Fahnen gehißt hatte» Vom General v. Watter hatte ich den Eindruck, da»
er unter allen Umständen bleiben wollte und daß er sich auch der � neuen Regierung unterordnen werde. Ich habe zwar nicht den ! Eindruck gehabt, daß er den Eid auf die Verfassung direkt ge- brachen habe, aber er handelte nicht eindeutig. Am Morgen � des 14. März bekam ich— und zwar durch Vermittlung des Wehr- kreiskommandos— ein Telegramm aus Berlin , daß ich dorthin kommen sollte, und stellte es sich dann heraus, daß ich Reichs- wirtschaftsminister in der Kapv-Regierung(!) werden sollte. Ich hätte es für erwünscht gehalten, daß der General klipp und klar eine Erklärung für die Verfassung und die Regierung Eberl-Bauer abgegeben häkle. Seine Haltung war nicht o e r- fassungsverletzend, aber zweideutig. Ich sagte dem General gegenüber seiner Absicht, einen Ar- b« i t e: r a t bei sich zu schaffen, daß ihm das nicht gelingen werde, wenn er nicht seine Verfassungstreue erkläre. Für einen Linksumsturz lagen in jenen Tagen gar keine Anzeichen vor. Gerade jene Zeit war im Ruhrgebiet die ruhigste feil der Revolufion, so daß ich damals nach Berlin fuhr, um nach dem Ueberschichten- abkommen auch Ueberstunden für die Eisenbahn zu erwirken. Wäre der Kapp-Putsch nicht gekomme», wäre es gelungen, die linksradikalen Elemente aus- zuschalten. Vorsiitzender: Können Sie dem General«in« gesetz- oder verfassungswidrige Handlung nachsagen? Severing: Gesetzwidrig war die Enksendung der Frei- korps, weil ich dagegen Einspruch erhoben hatte, da die Korps bei der Bevölkerung als zur Kapp-Regierung haltend bekannt waren. Bei d'efer Meinungsverschiedenheit hätte die Entscheidung bei der Reichsregierung obgelegen. R.-A. Dr. Horowitz: Betrachten Sie e» als eine Pflicht- Verletzung des Generals, daß er es den Arbeitervertretern gegenüber abgelehnt hat, die Erklärung abzugeben: Ich stehe auf dem Boden der Regierung Ebert-Bauer? Severing: Ich halle das für«ine Pflichtverletzung, zumal dem General ebenso wie mir die Struktur des Bezirks bekannt war und er die Folgen feiner Haltung hätte voraussehen müssen. R.-A. S a« n g« r: Ist Ihnen bekannt, Herr Minister, daß damals in Berlin ein L> n t s p u t s ch in Vorbereitung war? Severing: Es ist mir bekannt, daß so etwas nicht der Fall war. R.°A. Dr. Horowitz: Ist Ihnen bekannt, daß Taksachen über Beteiligung des PrivaMägers au flaalsfelnd- Nchen Unternehmungen und verbotenen Verhandlungen bis w die letzte Zeil hinein bekannt geworden sind? Denn es ist doch von Bedeutung für die damalig« Haltung des Generals, wenn Geheimbündeleien im gefährlichsten Ausmaße auch heut« noch vom General be- trieben werden. Severins: In amtlichen und außeramklichen Kressen gilt General v. Watter als Persönlichkeit, die häufig»nd mit Erfolg für illegale Orgauisafionen Geldmittel zusammenbrlngl. R.-A. Dr. Horowitz: Gibt es«inen '„Ilorddeulschen Heimatbund", dessen extremer Teil, der selbst den Kampf gegen die Reichswehr aufnehmen will, unter General v. Watler steht? Severing: Es ist bekannt, daß es in Hamburg und in Schleswig-Holstein «ine solch« Organisation gibt, die auch vor einem neuen Putsch nicht zurückschreckt. Herr v. Watter gilt bei«inigen Organisatoren des Bundes als der Erponenk der stärkeren Richtung, die selbst den Kamps gegen die Reichswehr aufnehmen will. R.-A. Dr. Horowitz: Gibt es«in Schreiben des„Nord- deutschen Heimatbundes", in dem der Satz vorkommt:„Dann ging der NHB. gewiss« Bindungen mit General Watter(Luden- dorff) ein, die rechtsputsch i st ifche Absichten verfolgten?" Severing: Ein solches Schreiben gibt es. R.-A. Dr. Horowitz: Gibt es«inen Berhandlungs- bericht vom 22. Nooember 1922, in dem berichtet wird über die Stellung der rechtsradikalen Organisationen zur Reichswehr und wo es u. a. heißt: Schulenburg gibt Auskunft, daß nur im äußeren Falle Bindung mit R. W. bestehe, daß er bei inneren Unruhen völlige Freiheit besitze", und wo ferner w einer Verhandlungsschilderung eines Rsichsmarineoffiziers, die dieser als„Eindrücke eines objektiven Teilnehmers" überschreibt, Watter wie folgt geschildert wird:„Wa. schlaner Fuch» mit be- sonders mitgebrachten Elaqueuren... Stets offensiv, von vorn- herein mit Vornehmheit Schu's rechnend, alle Register ziehend, selbst vorsichtig in der Ailsdrucksweise, die groben, betören- den Schlager seinen Elaqueuren überlassend." Severing': Einen solchen Bericht gibt es. R.-A. Dr. Horowitz: Kennen Sie einen Brief des Obersten Freiherrn v. Stolzenberg an Watter vom 8. April 1923, der schließt: Die einzige Sorge, daß die Reichswehr bei einem lediglich inneren Konflikt nach sink« rutschen könnte, besieht für mich nicht, da bei diesem ganz unwahrscheinsichen Fall General hellfrih wie alle vaterländischen Berbänd« mitmachen werden, sondern wenn erforderlich. gegen die Reichswehr mii der Waffe vorgehe» würden. Severing: Eine Abschrift dieses Briefes hat sich bei den Akten des Generals Hellsritz gesunden. Redakteur Schiff: Ist dem Zeugen etwa, bekannt von einer geheimen Berschwörersihung in Hamburg , in der General v. Watter«in Referat gehalten, über die Stellung zur Reichswehr gesvrvchen und die Frage der Bewaffnung erörtert hat? Und m der die Erklärung abge- geben wurde, dciß alle rechtsradikalen Organifakionen elnschsießllch der Brigade Ehrhardt , aus denen die Mörder Crzbergers und Rathenaus hervorgegangen find, hinter Herrn v. Watter stehen? General v. Walter äußert sich zu den hier aufgeworfenen Vor- würfen nicht. Sein Verteidiger erklärt lediglich gegenüber dem Standpunkt der Verteidigung des Beklagten, daß man au» dieser Schilderung des Generals von tuut« den General von 1920 erkennen könne: der General ist derselbe, ober die politischen Derhölt- niss« und die Regierung haben gewechselt. Nach elnstündiger Mittagspause wird als nächster Zeuge der ehemalige sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Richard W o l d t, der damals Pressechef von Severing war, über die Verhandlungen zwischen dem General v. Watter und den Ar- beitervertretern vernommen:„Als uns bei der Besprechung beim General eine Erklärung vorgelegt wurde, daß der General für Ruhe und Ordnung sorgen werde, erklärte ich als erster Sprecher, daß wir damtt nicht zufrieden fein könnten, denn es fehlt der entscheidende Satz: Stehen Sie zur neuen oder zur alten Regierung? Der Führer der Transportarbeiter und der Führer der Bergarbeiter sagten dasselbe, daß der General sich rm Westen zunächst mal unzweideutig erklären müsse. Als der General das ablehnte, gingen wir erregt hinaus, und die Arbcitervertreter erklärten, die Erklärung des Generals lci ent- scheidend für den Brand, der jetzt losgehen werde. Die tzaliung v. Walkers war ichuld, daß nachher die surchlbaren Ereignisse im Ruhricvier vor sich gingen. Wenn der General politisch klug gewesen wäre, hätte er den Wunsch der Arbeitervertretcr nach einer unzweideutigen Erklärung nicht als Bedingung, sondern als Rat aufgefaßt. Redakteur Schiff: War es die Auffassung von Ihnen und de« übrigen Delegierten, daß es selbstverständlich qcmescn
wäre, daß der General die Frage bejahte, ob ar auf dem Boden der alten Regierung stehe, daß es seine Pflicht gewesen wäre, sich für die alt« Regierung auszusprechen? Woldt: Dieser Auffassung war und bin ich. Minister Severing faßte zum Schlüsse jener Besprechung seiue Ansicht dahin zusammen: Wer die Offiziere bezahlt, der hat sie; wer sie hak. bezahlt sie. General o. W a t t e r: Ich mußte auch auf die Stimmung unter den Truppen, deren Disziplin stark gelockert war, Rücksicht nehmen und erachtete aus diesem Grunde eine scharf« präzisilirt« Stellungnahm« als höchst verderblich, weil die Gefahr de- stand, daß dann die Truppenteile unter sich in zwei Lager zer- fallen wären. Darum habe ich mich ausdrücklich immer wieder lediglich für Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung eingesetzt. Der nächste Zeuge, der aktive Reichswehr major Lorenz, bekundet: General v. Watter vertrat den Standpunkt, daß es verfrüht sei, eine derartige Erklänmg, wie sie die Arbeitervertreter verlangten, abzugeben weil die Verhältnisse bei den Truppen so lagen, daß er dies nicht für günstig hielt. Die Truppe war lange Zeit händurch der Propaganda der verschiedensten Parteirichttmgen ausgesetzt gemein und ich glaube, daß es von General v. Walter Aug war, sich nicht auszusprchen für die eine oder andere Seile, sondern lediglich als Richtlinie die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung i uszuginm. Der letzte Zeuge, General K a b t s ch, damals Kommandeur des Grenzabschnitts Wesel, sagt aus: Gleich nach dem Kapp-Pussch steM« ich fest, daß das Freikorps Schulz sich der Regierung Kapp-Lüttwitz unterstellt hatte. Ich glaub«, daß e« zu einem schweren Konflikt innerhalb der Truppe gekommen wäre, wenn der General die Erklärung abgegeben hätte, uh stellte mich mit meinen Truppen hinter die alte Reglerring. Der Abg. Braß wird als Zeug« vernommen über die Haltung des Freikorp -führers Lützow in Remscheid und über die Be- Ziehungen Lützows zu Watter. Er Hab« Kenntnis«rhattsn, und zwar kurz vor dem Kapp-Putsch von einem Telegramm, das be- sagte, daß die Truppen von Lützows weg wollten. Bereits am 13. Mörz, mittags zwischen 12 und 1 Uhr, veranstaltete das Frei- korps Lützow In Remscheid eine Parade mit schwarzweiß- roten Fahnen und mit einer Ansprache, in der v. Lützow erklärte, daß es jetzt Zeit sei, daß jeder seine Pflicht tu«. In der Druckerei der„Bergischen Volksstimme" ließ v. Lützow die Platten zu Plakaten zum Generalstreik beschlagnahmen und wollt« auch unsere Führer oerhaften. Die Haltung des Korps Lützow sei absolut eindeutig für Kapp gewesen. R.-A. Dr. Horowitz: In der Bielefelder Konferenz sollen auch anwesende Bürgerliche, so der bürgerliche Oberbürger. meister Cuno die Abberufung des Generals Watter verlangt haben wegen seiner kappfreundlichen Haltung. Der Zeug« Braß bestätigt dies. Der nächste Zeuge, der Generalsekretär der Zentrumspartei in Münster , Brandt, erklärt, Wolter habe sich in keiner Form für die neu« Regierung ausgesprochen, innerlich habe er sich zur alten Regierung bekannt, aber aus der Schwierigkeit der Situation heraus habe er es für sachlich wichtiger gehalten, sich nicht nach einer Richtung festzulegen. Deu Zeuge Brandt sagt auch weiterhin zugunsten Watters aus. Alles sei nur Kompetenz streik gewesen. 2lus den Hinweis des R.-A. Dr. Horowitz, daß Watter gegenüber Husemann und Woldt der geforderten klaren Stellung- nähme für die Regierung Ebert-Bauer ausgewichen ist, meint der Zeuge, auch das hätte nur an Sompetenzbedenken Wallers gelegen; dieser hätte nicht gegen Ebert-Bauer Stellung nehmen wollen; das wisse der Zeuge genau aus seinen täglich mehrmaligen Unterhaltungen mit Watter. Es sei alles darum gegangen, die Ein- heit gegen die Rote Armee aufrechtzuerhalten. R.-A. Horowitz: Die Rote Armee entstand doch erst in>< folge des A uftretens der Kap pisten! Zeuge: Im geheimen war sie schon vorher zu organisieren oersucht worden. General a. D. W a t t e r behauptet, daß man Anfang März 1921 mit einem kommunistischen Aufstand rechnen mußte, was auch durch amtliches Material bewiesen sei. Bon christ- l i ch e n Gewerkschaften habe er viele Sympathiekundgebungen und Informationen über gegen ihn(Watter) gerichtete Berliner Machenschaften(?) erhatten, doch hätten diese Herren gebeten, daß ihre Namen geschont werden. Der Zeuge gibt die gewünschte Bestätigung. v. Lützow „berichfigt", daß er am Mittag des 13. einen Fern- spruch erhielt: Regierung gestürzt, Ruhe und Ordnung bewahren, Wehrkreiskommando folgen, Schwarzweißrot zu zeigen verboten. Die Gewährsmänner des Herrn Braß hätten mindestens objektiv die Unwahrheit gesagt: er habe kein Wort für Kapp gesprochen. R.-A. Horowitz: Wenn Ihre Beziehungen zu Watter so gering waren, müßten Sie sich doch Ihres Telegramms an Watter erinnern zum Abtransport Ihres Korps? o. Lützow: Ich erinnere mich nicht und halte es für wenig wahrscheinlich.(Auch diese nachträgliche Aussage wird wörtlich protokolliert.) General i. V. o. W a t t e r hält es(auf Befragen) für nick: unwahrscheinlich, ein solches Telegramm erhalten zu haben, möglicherweise ist es mit anderen Telegrammen zum Vortrags- Material gekommen. Zeuge Braß: Die von mir gemachten Mitteilungen habe ich von einwandfreien Bürgern. Schon am Sonntag wurden unsere Gemeindefunkttonäre von Lützows Truppen nicht mehr aufs Rathaus gelassen und unsere Flugblätter be- fchlagnahmt. Borher«var keine rote Armee im Werden, und selbst noch nach dem Einmarsch von Lichtschlag usw. entschieden sich die Kommunisten gegen bewaffnete Abwehr. ». Lützow (aus Befragen eines Beisitzers): Diese Flugblätter waren natürlich Rätediktalur! Braß: Es war der A uf ruf der drei Parteien und der Gewerkschaften zum General st reit für die Verfassung. v. Lützow : Zuerst war ein Flugblatt angesck/agen für Räte- dittotur und gegen die ausgerufenen Zeitfreiwilligen. Angekl. Schiff: Wer hat denn Zeitfreiwillige aufgerufen?— v. L ü tz ow: Ra, die werde ich misgerufen haben. Der Vorsitzende schneidet diese„historische Unter. such un g" ab. Landtagsabg. Husemann: Wir waren über die erste Er- klärung v. Watters sehr enttäuscht, weil sie nichts über die verfassungsmäßig« Regierung sagte. Bei der Besprechung mit Wottcr kam wieder! so ein« Erklärung. Die Entsendung von Militär nach Wetter war auch verkehrt. Ein« befriedigend« Erklärung abzugeben lebnte Watter ab und schloß die Sitzung. Darauf lehnte ich den Eintritt in«inen Arbeiterbeirat ab, der mir «in Deckmantel für die Reichswehr fein sollte.(Auf Befragen:) Di« Erklärung müßte öffentlich sein, um zu wirken. Bon einer Verurteilung des Kapp-Putsch «» durch Watter in dieser Sitzung weiß ich nichts. Eine klare Erklärung Walter» hätte un» die kronriqen Ereignisse erspart, die durch die sofortige Entsendung von Militär noch beschleunigt wurden. Der als Zeuge auftretend« Parteisekretär des Zentrums, Brandt, tritt nochmals vor und tritt für Watter so«in, daß R.-.A. H o r o» witz den Vorsitzenden bittet, dem Zeugen das Plädieren zu unterlagen. Darauf wird die W e iterv e rhan d4»vg auf heute 9 Uhr vormittags(Saal 44K) oertagt.