Das Gericht lehnt dt« erste Ladung ab, indem es die Behauptung des Geheimrots Doye als wahr unterstellt: desgleichen die zweite Ladung, da der Sachverhalt bereits genügend ge- klärt sei. Daraufhin folgen die Plädoyers. R.-A. horowih: Wir haben es bei dem Priootkläger nicht nur mit einem Mann zu tun, der in einer der wichtigsten Stunden des deutschen Vaterlandes feit der Revolution an einer der wichtigsten Stellen gestanden und da- bei feine Pflicht gegenüber der Republik nicht erfüllt hat, son- dern auch um einen Mann, der auch heut« alle Mittel einsetzt, um die deutsche Republik zu stürzen. Unser« Beweis« sind mit großer Geschicklichkeit, aber nicht mit Wahrhaftigkeit pariert worden. Erst zuletzt hat v. Watter zugegeben, daß er Bestrebungen nahesteht, die daraus hinzielen, den Staat zu ändern. Natürlich denkt er nur an ein Eingreifen für den Staat, wenn ein Linksputsch kommt. Der Zeuge o. Lützow hat auch offen gesägt: Ich hoffte auf einen Linksputsch. Das tut General Watter auch, er sagt es nur nicht. General v. Watter ist ein Mann von ungewöhnlicher Intelligenz und ungewöhnlichen politischen'Qualitäten. Die Mitarbeiter des Generals, die hier vernommen wurden, haben die Dinge selbst nicht durchschaut, da sie politisch zu unerfahren waren. Aber o. Watter versteht etwas von diesen Dingen, er steht in engster Verbindung mit Luden dorss und ist äußerst geschickt w der Wahrung seines Standpunktes. Da- mals beim Kapp-Putsch war der Moment gegeben, wo sich der General für die verfassungsmäßige Regierung einsetzen mußt«. Di« Arbeiterführer haben ihn in bittendem Tone gefragt, ob er auf dem Boden der Verfasiung stehe. Ein Mann, der im früh«. reu Staate eine Antwort darauf verweigert hätte, wäre un> bedingt des Hochverrats angeklagt worden und säße nicht hier als Kläger. Denn di« militärischen Mittel des Generals hatten sich auch in jenen Tagen dem Staat und der Staatsraifon unterzu» ordnen. Seine Ausrede, die Truppen wären ihm abgefallen, ist unhaltbar, denn er hätte si« als Kommandeur bei der Stange halten können und müssen. Bezeichnend für o. Watter ist es, daß er, als Severing es ablehnte, mit Kapp zusammenzuarbeiten, seinem Er- st a u n e n Ausdruck gab. Im dritten Aufruf des Generals ist das Bekenntnis zur alten Regierung nur bedingt gegeben, wenn die Regierung keinen Aufruf zum Generalstreik erlassen habe. Zum Generalstreik wurde aber von der Regierung nur aufgefordert, weil es das einzige Mittel war, die Kapp-Rebellen niederzuhalten. In jenen Tagen mußte ein Beamter in leitender Stelle ganz besonders für die Re- publik eintreten. Das Verhältnis v. Watters zu den Arbeitern ist gekennzeichnet dadurch, daß der General den Bitten der Arbeiter nicht nachgekommen ist und keine Erklärung über die Ver. f�ffung und die alte Regierung abgegeben hat. Warum hat er nicht wenig st ensSevering gesagt, ich befürchte den Abfall meiner Unterführer im Falle der von den Arbeitern ge- forderten Erklärung, aber ich stehe auf dem Boden der Verfassung. Auch d a s hat er nicht getan. Es ist ganz klar, daß der General nicht iedem sagte, daß er Kappist sei; aber sicher haben zwischen dem Zeugen v. Lützow und dem General Verhandlungen und Besprechungen über einen R«chtsputsch stattgefunden. Kennzeichnend dafür ist ja, daß das Freikorps v. Lützow un» bedingtnachBerlin geschickt werden wollt« und daß v. Lützow auch ein Telegramm um sofortige Absendung seiner Truppen abgeschickt hat. Alle Kreise bis weit in di« rechtsstehenden Kreise hinein haben gewußt, daß General v. Watter auf dem Standpunkt des Kapp-Putsches stand. Das Gericht darf infolgedessen nicht die einzige Instanz sein, dir das ableugnet. Auch im Karls- ruher Fall halte ich den Wahrheitsbeweis für erbracht. Auf Herrn v. Watter trifft wirklich noch jeder Richtung das Urteil des Herrn v. Bibow zu: Cr war„zuverlässig und ganz im Bilde"! Rechtsanwalt Saenger: General v. Watter ist von den Arbeitern ausdrücklich auf die Folgen, auf das Blutvergießen aufmerksam gemacht worden, das sich aus feiner Haltung ergeben mußte. Hätte ein General der K a i s e r z e i t auch nur einmal eine nicht einwand- freie Erklärung zur Verfassung abgeben können? Hätte er einen solchen Vorwurf nicht sofort mit Entrüstung zurückgewiesen? Selbst der rechtsstehende General M ö h l» München hat beim Kapp-Putsch gegenüber der bayerischen Regierung ein unbedingtes Bekenntnis zur Verfassung und der Regierung Ebert-Vauer abgelegt. Völlig unverständlich ist mir, wie der General hier behaupten kann, daß ein Ncchisumsturz nicht in Frage kommt, in einer Zeit, wo ein Rechtsputschprozeß den anderen jagt, wo sich In München soeben der Prozeß Fuchs-Machhaus abgespielt hat. Wie kann man so etwas sagen wenig« Tage, eh« in Leipzig der Prozeß gegen Ehr- Hardt zur Durchführung kommt,
Höttin Zukunft. Von Willy Cohn . Wieder war einmal im Kreise der Fr«unde der„Untergang des Abendlandes" der Gegenstand des Gespräches.» Einer von ihnen, ein Mann, den das Leben hart mitgenommen hatte und der von einer müden Resignation erfüllt war, trug mit Eifer alle die Gründe zusammen, die auf einen Versall unserer Welt hindeuten, und er zog daraus die Folgerung, daß es gar keinen Zweck hätte, noch irgendwie an dem Fortschritt der Menschheit mitzuarbeiten. Man müsse die Ding« eben laufen lassen, wie si« liefen und könne nur Gewehr bei Fuß den Zusammenbruch abwarten. 5raum hatte er geendet, so nahm ein anderer von ihnen das Wort und wie es in diesem kultivierten Kreis« üblich war, auch wenn man durch die Ansicht des Freundes im Tiefsten getroffen wurde, ruhig und sachlich antwortete er:„Ich weiß, ich kann Dich nicht über- zeugen, wie dies letzten Endes wohl niemand kann. Jede Anficht ist ja meistens bei uns älteren nicht im Augenblick herausgesprudelt, sondern das Ergebnis langen und ernsten Nachdenkens und wenn ich nun auch ein« Reihe von Gegengründen gegen die von Dir vorge- tragenen Gedanken aufbauen würde, würdest Du sie wohl als Material zur KennMis nehmen, aber Dein« aus der Weltanschauung des �Pessimismus geborene Ansicht würde ich nicht widerlegen. Ich muß Dir gestehen, daß auch ich oftmals die von Dir ausge- fprochenen Gedanken gedacht habe und daß auch mir das End« ge- kommen zu sein schien, wenn man an die Profitgier, den Eigennutz, den Machtdünkel unserer Tag« denkt, aber mein« im Grunde lebens- bejahende Weltanschauung ließ mich an den Resultaten meiner Ueberlegung zweifeln und Mick fragen, ob es denn gar nichts in unserer Zeit gebe, was auf den Wiederaufstieg hindeute!— In dieser für mich schweren inneren Krists wurde ich dazu aufgefordert, in einer Reih« von Arbetterjugendvereinen Vorträge zu halten. Obwohl ich gerade stark mit anderer Arbeit überlastet war und vieles in mir nach Gestaltung rang, nahm ich in dem unbe- stimmten Gefühl di« Aufforderung an, hier etwas Besonderes zu erleben.— Und ich fuhr nun Woche um Woche in die Arbeitervorstädte und sprach dort zu den Burschen und Mädels! Oft versammelten sie sich in einem zum Iugendhort umgestalteten Keller, mitunter auch in kühlen und unfreundlichen Schulzimmern, denen ja leider bei uns noch immer etwas Kasernenmäßiges anhaftet. Aber di« Umgebung vergaß man rafch, wenn man ,n diesem Kreise heimisch geworden war! Ein Lied eröffnete den Abend, und dann sprach man zu diesen aufhorchenden jungen Menschen von irgendeiner großen Führer- Persönlichkeit, von Idealen und Selbstlosigkeit. Und wjnn man geendet hatte, dann besaß man das unbedingte Gefühl, daß sich hier tausend Fäden geknüpft hatten und daß dies« Jugend nicht unter- gehen, daß sie vorwärtsschreiten wollte und sich durchsetzen allem zum Trotz. Wir blieben dann immer noch eine Zeit lang zusammen und sprachen von dem, was di« jungen Menschen bewegte: ich wollte mehr zuhören, wie man da mit heißem Herzen diskutierte, wie man die Schäden der Zeit erkannt«, keine alt« Autorität gelten ließ, aber den Willen Hatto zu leben, sich durchzusetzen, eine neu« Welt aufzu- bauen, in der die soziale Ungerechtigkeit verschwunden war. Ich griff nicht hemmend ein, wenn man w jugendlicher Begeisterung
mlk jenem Ehrhardt, mit dem Sie, Herr General, doch in Verbindung standen und stehen. Ich kann und will und darf nicht glauben, daß ein Mann von der persönlichen Bildung der Exzellenz v. Watter, von seiner iniellek- tuellen Kraft und Willensstärke, von der Richtigkeit einer solchen Behauptung überzeugt sein kann. Auch damals wäre es dem General ein leichtes gewesen, seine Offiziere und seine Truppe zur Raison zu bringen. Der Verteidiger verbreitet sich schließlich in eingehenden juristischen Ausführungen über die Anwendung des§ 193(Wahr- nehmung berechtigter Interessen), auf Grund dessen er die Freisprechung des' Angeklagten beantragt. Rechtsanwalt peschke: Die Beweisaufnahm« stützt die Vehaup» wngen des Beklagten nicht. Nicht der Schatten eines Be- weises ist gegeben für die Teilnahme an einer rechtsbolschewistischen Sitzung. Der Begriff„Berschwörung" erfordert, daß im geheimen, verborgen vor den Behörden, verhandelt wird. Dafür ist kein Be- weis erbracht worden. Auch daß Watter am Kapp-Putsch mitgewirkt Hot, bis er von dessen Aussichtslosigkeit überzeugt war, ist nicht erwiesen. General o. Watter war völlig überrascht von dem Rechtsputsch in Berlin . Von einem Eid- und Verfassungsbruch kann nach allen Zeugenaussagen keine Rede sein. Geblieben ist nur der Vorwurf der Pflichttäuschung durch die Entsendung der Freikorps . Was der General da tat, war nur militärisch ge- boten. Es gehört nicht zu den pflichten eines Beamten, wenn ein Umsturz erfolgt, sofort In der Oessenllichkeit laut zu erklären, ich stehe zur Verfassung und zur alten Regierung<?). Wenn das geschieht. entstehen allerlei Rachteile(!), die schlimmer sind als die Zurückhaltung, als wenn sich der Beamte nur an seine pflichten hält. Einem solchen Beamten muß man nachträglich das Ver- trauen und den Dank aussprechen, aber ihm nicht Pflichtverletzung vorwerfen. Zu einer Schlußerklärung ergreift sodann General v. Walter das Wortt Auf Veranlassung der Leute, die mich zum Front- kämpf ertag gebeten hatten, und durch die ich auch Kenntnis vom„Vorwärts"-Artikel erhalten hatte, Hobe ich di« Richtigstellung an den„Vorwärts" geschrieben. Als ich seinerzeit Anfang 1919 den Posten in Münsten übernahm, ertlSite ich dem Minister: Meiner Ueberzeugung nach bin ich Monarch! st. Ich wollte nicht als Opportunist erscheinen, der sein« U-berzeugung wechselte. Mein Eid ging dahin, daß ich Verfassung und Gesetze achtet« und schützt«. Noch Anfang 1920 bekam ich den Auftrag der Regierung, in meinem Bezirk für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Ich mußte mit meiner Erklärung beim Kapp-Putsch warten, bis ich selbst einen Ileberbsick hatte. Sie mögen es mir vielleicht nicht glauben, aber ich erkläre: Nie und nimmer Hab« ich etwas gegen die Republik unternommen, nicht weil ich ein Freund der Republik bin, sondern weil ich auf dem Standpunkt steh«, daß nichts unheilvoller wäre, als einen Umsturz der jetzigen Staatsform durch eine andere herbeizuführen. Ich würde es für ein verbrechen halten. in der jetzigen Lage Deutschlands an eine Aenderung der Staatsform zu denken. Das besagt gar nichts dafür, daß man deshalb nicht Monarchist Ist. Eine Gefahr von rechts gibt es deshalb nicht, weil all«(?) verantwortlich genug und nicht so unbe- sonnen sind, so etwas zu unternehmen. Darauf erhält Redakteur Schiff das Schlußwort: In poli- tischer und moralischer Hinficht fühle ich mich nicht als Ange- klagter, sondern als das Gegenteil davon. Nehmen wir an es hätte damals einen Kommunistenputsch gegeben und Klara Zetkin hätte sich zum Reichskanzler ernannt, wäre es dann vielleicht für den General v. Watter auch„ver- früh t" gewesen, Stellung zu nehmen, weil die Truppen nicht ein- heitlicher Auffassung waren? Ich bin überzeugt, daß General v. Watter selber«inen General oder Soldaten, der im Falle eines solchen Links putsche» so gehandelt hätte wie«r, beim Kapp- Putsch als das Gegenteil von«id- und verfassungstreu bezeichnen würde. Die Kernfrage ist danach: Ist ein Rechtsputsch weniger ver. dammenswert als ein Linksputsch, darf man bei einem Rechtsputsch abwarten? Und wer ist sympathischer, der Mann, der sich zum Putsch bekennt oder derjenige, der«in« Stellungnahm« als „verfrüht" bezeichnet? Diese letzter« Haltung ist moralisch ver- werflicher und gefährlicher, weil die verfassungsmäßig« Regierung viel machtloser dagegen ist. Ich habe die Ueberzeugung, Herr General, daß Sie sich„auf dem Boden der gegebenen Tat- fachen" zurückgefunden hätten, wenn Kapp-Luttwitz sich durchgesetzt hätten. Hierin liegt die grundsätzliche Frage des Prozesses, nämlich, ob der Eid des Offiziers und Beamten ihn verpflichtet, nicht nur keinen charakterisierten Verfassungsbruch zu begeben, sondern daß er ihn vielmehr verpflichtet, auch aktiv für die Ver- fassuug einzutreten und Farbe zu bekennen. Was die Frage der Geheimbündelei angeht, so kann ich nach einem Einblick in gewisse Akten nur sagen,
über das Ziel hinausschoß, wenn man alles umstürzen wollte und nicht recht wußte, was an seine Stell« zu setzen war. Darauf kam es mir nicht anl— Aber der Wille zum Leben, der Wille zur Zukunft war das Entscheidendel Da lernte ich wieder an di« neue Zeit glauben. Von unten auf wird ste sich gestalten. Sterben muß dos AU« und Vermorschte, und dt« neue Zeit wird ander« aussehen, aber sie wird da sein! Als ich einmal, von so einem Dortrag innerlich erregt und be- wegt, den Raum verlassen wollte, bat mich eins der Mädel, mich ein Slück begleiten zu dürfen. Es war ein klarer Sommerabend und ich selbst noch zu sehr von meinen Gedanken erfüllt, als daß ich in der dumpfen Straßenbahn nach Haus« fahren wollte, und so schlugen wir den Weg über die Promenade ein. Grete! erzählte mir, sie sei Obmännin des Jugendoereins und geh« mit ihrem ganzen Denken und Fühlen in seinen Idealen aus: si« sei erst 16 Jahr«, und daheim sei es für sie nicht immer schön, der Vater arbeitslos,«ine große Anzahl Geschwister, sie selbst erhalte mit Ihrem kargen An- sangsgelzalt als Kontoristin zum großen Teil die Familie. Sie murrte auch nicht darüber,„aber," so fuhr sie fort, und das Feuer leuchtet« aus ihren Augen,„dakür will ich kämpfen, daß einmal ein« andere Zeit kommt. Wir all«, fünf Menschen, hausen in einem kleinen Stäbchen, aber da draußen in den Quartieren der Reichen ist Luft und Sonne! Meine kleinen Geschwisterchen müssen auf der schmutzigen Straße spielen. Wer hätte Zeit, mit ihnen ins Grün« hinauszuwandernl Di« Eltern hat der tägliche Kampf um da« Dasein mürbe gemacht. Wohl liest der Vater seine Zeitung, wohl gebe ich ihm manchmal ein Buch, das ich ihm von der Volksbibliothet geholt habe, aber traurig legt er es, nachdem er ein paar Seiten darin gelesen hat, zurück.„Das Leben hat mich müde gemacht, ja wenn ich in der Jugend hätte lernen dürfen, aber mit 14 Jahren mußte ich von der Schulbank weg, und dann kam die Arbeit. Tag um Tag in der Fabrik."„Und ich begriff", so fuhr Grete fort,„und ich hätte weinen mögen, wenn ich dt« betrübten Zuge des Baters sah. Aber ich tat es nicht, und ich sagt« mir: Nicht weinen, sondern kämpfen!— Kämpfen für das Vorwärtskommen; für uns die Zukunft!" Das kleine Mädelchen, das io tapfer neben mir durch den Schnee schritt, schien mir In diesem Augenblick zu wachsen! Aus meiner Seele schwanden alle die bangen Zweifel um die ZukuuftI— Wo war noch etwas von der Untergangsstimmung? Aus einem nahen Nachtlokal drangen di« Töne des letzten Schlagers. Da drinnen war bei Sekt und Jazzband die untergehende WeltI Sie, die sich für die Herren dieser Erde hielten, waren im Grunde die Todgeweihten. In zwecklosem Dohindämmern verbrachten sie ihre Tage. Schmarotzer! Aber, ist der Stamm nicht noch kräftig genug, um sie abzuschütteln? Muß er zugrunde gehen, weil einige Aeste angefault sind? Strömen ihm nicht aus der Tiefe immer aufs neue Säfte zu, die dk« Fähigkeit haben, alles Kranke zu beseitigen und zu überwinden? WoU nimmt da? Aug« leichter die kranken Züge des Baumes wahr als sein« gefunden Säfte, die im Inneren wirken! Wir waren ai meiner Wohnung anaelangt, Ich verabschiedete mich von Krekel. Ehe ich das Haustor aufschloß, mußte ich ihr noch lange nachschauen, wie ste so dahwschritt, mutig und tapfer! Und war es die einzig« Bretel, die es in Deutschland gab, oder liefen nicht solch' entschlossene Arbeitennädel In großer Zasck umher und ebensoviel Bursche,«? In diesen Kreisen gibt es keine Untergangs-
es ist grauenhaft, was für eine Gefahr di« S el b st s ch u tz o rga n if ati on en geworden sind, cm deren Vorbereitungen ist auch General v. Watter hervorragend beteiligt, wie aus den verlesenen Doiumernen hervorgeht. Wir sind auch, Herr General, im Bilde über Ihr Treiben in Münster und wir kennen auch die Namen gewisser Ihrer Geld- geber.— Wir haben die Ueberzeugung, daß Ste einer der gefährlichsten und aktivsten Gegner der Republik sind. Darüber sind wir im Bilde durch Offizier« und Leute, dt« in Ihren eigenen Organisattonen mit Ihrer rechtsradikalen Einstellung unzufrieden sind. Ich schätze die Gefahr, m dir Sie Deutschland ge- bracht haben, für sehr groß und sehr akut. Deshalb muh sich auch das Gericht di« poltttsche Trag- weite des Urteils überlegen. Wenn sich aus dem Urteil ein« Rechtfertigung für General v. Watter ergeben würde, so würden sich bei einem kommenden Putsch zahlreiche Offizier« und Beamte auf den gleichen neutralen Standpunkt von„Ruhe und Ordnung" stellen. Denn man begeht dann keinen Verfassungsbruch, wenn man sich nicht auf die Seite der verfassungsmäßigen Regierung stellt; es genügt vielmehr, wenn man einsach abwartet. Bedenken Sie, meine Herren, die Folgen einer solchen geisttgen Einstellung der Reichswehrqeneral« und der Beamten, das wäre für den Staat und die Republik die K a t a st r o p h e. In nächster Zeit wird sich vielleicht dos Schicksal des Deutschen Reichs entscheiden und es wird davon abhängen, ob die Offiziere und Beamten sich zur Verfassung aktiv bekennen oder nicht. Tun sie das nicht, dann bcdeaitet da» Finis germaniae, das Ende Deutschlands . Dann würde man— zu spät— die tiefe Wahrheit des Wortes erkennen, das vor ewigen Tagen im Berliner Zentrumsorgan, in der„Germania ", geprägt wurde:„Die Republik ist das Baterland!" Daraufhin zieht sich der Gerichtshof zur llrtettsflndung zurück. Nach etwa dreioiertelstündiger Beratung oerkündet Landgerichts- direktor Regen folgendes lirkeil: Die Berufung des Angeklagten wird auf seine Soften verworfen. die Geldstrafe wird auf 1500 M. festgesetzt(gegenüber 10 000 M. im erstinstanzlichen Urteil). Zur Begründung wurde u. a. ausgeführt: Zur Anklage steht der„Vorwärts"-Artik«l:„Ist er dumm oder tut er nur so?", als dessen Verfasser sich der Angeklagte bekannt hat. Dieser Ar- tikel enthält zwei objektiv ehrenkränkende Behauptungen von Tat- fachen, die, wenn ste erweislich waren, geeignet waren, den Privat- kläger in der öffentlichen Meinung herabzusetzen, nämlich erstens, daß er unter Eid- und Verfassungsbruch am Kapp-Putsch teil. genommen und zweitens, am 18. November 1920 in einer Ver. schwörersitzung mit rechtsbolschewistischem Charakter einen Vortrag gehalten hätte. Die Beweisaufnahme brachte nach Ansicht des Gerichts fol- gendes Ergebnis: Das Gericht ist der Auffassung, daß keine B e- weis dafür erbracht worden ist, daß Watter vom Kapp-Putsch zu einer Zeit, als seine Verhütung noch möglich war, glaubhaft Kenntnis erhalten hat, auch die Erklärungen des Geheimrats Do y e, des Hauptmanns Bibow usw. erweisen noch nicht, daß v. Watter über den Kapp-Puffch im Bilde war, sie begründen nur einen verdacht. Der Prioatkläger wird dadurch nur verdächtig gemacht, aber nicht überführt, da auch die Möglichkeit besteht, daß er von Dritten herein- gezogen wurde, um andere zu gewinnen. Der sichere Nachweis, daß o. Watter glaubhaft Kenntnis vom Kapp-Putsch gehabt hat, ist demnach nicht als erbracht zu bettachten. Aber nach Meinung des Gerichts ist der Beweis auch nicht dafür erbracht, daß v. Watter den Gesetzen den Gehorsam versagt und sein« Amtspflichten verletzt oder feinen Eid gebrochen hat. Z u- zugeben ist, daß im ersten Aufruf v. Watters das Festhalten an der Regierung Bauer-Ebert bestimmter hätte ausgedrückt«Verden können. Es fehlt aber auch der Vorwurf, daß er dles bewußt unterlassen habe, es ist vielmehr glaubhaft, daß v. Watter dadurch ver« meiden wollte, Kämpfe in seine Truppe hineinzuttagen. Der zweite Auftuf scheint dem Gericht bestimmt genug dafür, daß v. Watter auf dem Boden der alten Rernerung stehen geblieben ist. Daß er keinen gemeinsamen Aufruf erließ, mag nicht richtig gewesen sein, aber kann nicht als gesetzwidrige Handlung bezeichnet werden. Möglicherweise war es die Folge von K om p« t en z to n fl i kten. Es kann auch nicht als pflichtwidrig erachtet werden, daß v. Watter am Nochmittag des 14. März den Arbeitervertretern die gewünschte Erklärung verweigerte und sich auf seinen Auftuf bezogen hat. Es läßt sich dem Prioatkläger nicht widerlegen, daß er seinen Aufruf für den zweck,
stimmung. Di« wollen leben und werden leben! Si«»erden sich ein neues Haus bauen, st« werden vor vermorschten Autoritäten nicht die Mütze ziehen, aber der Sieg wird ihnen gehören."
Er hatte gesprochen: über da« Antlitz des Pessimisten huschte ein Lächeln!— Er hatte wohl aufmerksam zugehört, aber mit einer Handbewegung, als wollt« er sagen: Ich glaube es nicht, durchschaut er die Lust. Die Freund« trennten sich diesmal früher als sonst, man war doch zu sehr von dem Gesprochenen erfüllt, wollte es üt sich ver- arbeiten und doch nicht mehr darüber sprechen.— Als sie nach Hause gingen, begegnet« ihnen ein Trupp Burschen und Mädels, die hinauszogen zu einer Fahrt ins sommerprang-.cks Landl Sieghast und stolz zogen ste daher! Mit ihnen ging unsichtbar r die Zweifler, erkennbar für die Gläubigen» die Göttin u k u n f t. Galileis„seliger" Ankläger. Der Name des seliggespro- chenen Kardinals Roberto Bellarmin o, dessen Gebein« kürzlich niit feierlichem Pomp nach der Kirch« des heiligen Ignatius in Rom übergeführt wurden, ruft die Erinnerung an den größten Kampf wach, der i« um eine wissenschaftliche Lehre entbrannt ist. Es war der Kampf, den Galilei als Vertteter der K o p« r n i- konischen Lehre gegen die Kirch« führte, die diese Lehre von der Bewegung der Erde für„töricht und absurd oom philosophischen Standpunkt und für teilweise formell ketzerisch" erklärt und daraufhin am 5. März 1616 das Buch des Kopernikus oerboten hatte. Galileis Eintteten für die Lehre trug ihm die Anklage des heiligen Officiums ein, und Kardinal Bellarmino war der geistig« Füh- rer und Leiter dieser hochnotpeinlichen Unter- s u ch u n g. Am 26. Februar 1616 berief Bellarmino, nachdem das Inquisitionsgericht die Lehre des Kopernikus als ketzerisch verurteilt hatte, Galllei in sein« Residenz, um durch Zuspräche auf ihn dahin einzuwirken, auf die Verteidigung solcher Lehren in Zukunft zu ver- zichten. Galilei fügte sich dieser Ermahnung, und damit war der große Prozeß von 1616 zu Ende. Im Jahre 1632 entschloß sich dann Galilei zur Veröffentlichimg semes wissenschaftlichen Hauptwerkes über das Kopernikamsche System, das er in einem neuen Verfahren widerrufen mußte, und das bis 1835 auf dem Index st and. Seitdem darf sich auch im katholischen Weltall die Erde um die Sonne drehen. Zelszeichuungen aus Afrika und Asien . Felszeichnungen, mit Stein auf Stein geritzt, sind fast über die ganze Erde oerbreitet. Unabhängig von einander haben die Menschen diese Art künstle- rischer Darstellung offenbar von Urzeiten an geübt. Auf bedeutsame Denkmale dieser Fels.zeichenkunst lenkt Professor Felix von L u s ch a n jetzt In der„Zeitschrift für Ethnologie" die Aufmerksamkeit. Ein deutscher Forscher, der inzwischen verstorben« Plueschk«, hat auf der Kararvancnsttaß« Resibin-Mossul, in Demir-Kapu di« ersten Fel» Zeichnungen des eigentlichen Vorderasiens gefunden. Aus seinem Nachlaß kann sie Luschan nun verösfentlichen. Er fragt, aus«velchen Gründen wohl di« Menschen überhaupt auf die Herstellung solcher Bilder verfallen sind. In einzelnen Fällen wird man vielleicht au Iagdzauber denken dürfen, in anderen,