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Luöwig öamberger Geboren am 22. Juli 1823. Von Paul Nathan . Heute vor hundert Jahren ist Ludwig Bamberger in Mainz geboren. Im Hause seiner Eltern herrschte Kauf- mannsgeist. aber zugleich kluges Interesse für die Ereignisse der großen Welt, und so war es vorgezeichnet, daß Ludwig Vamberger die Universität besuchte und natürlich Juristerei studierte. Das Jahr 1848 machte ihn zum politischen Schrift- steller und Leiter derMainzer Zeitung". Die politische Richtung, die Ludwig Vamberger in der Mainzer Zeitung" verfolgte, war radikal, und politischer Ra­dikalismus und Sozialismus marschierten damals noch nicht getrennt. In seinen Artikeln mischen sich-diese Elemente, die sich gruppierten um die beiden festen Pole: Volkssouve- r ä n« t ä t und Deutsche Einheit; Einheit und R e- p u b li k. Die Revolution des Jahres 1848 brach zusammen und mußte zusammenbrechen in einem Lande, in dem für die De- völkerung ein schlechter Witz noch eine tief« politische Wahr- heit bedeutete: so das bittere Wort von der Republik mit dem Großherzog an der Spitze. Ein Jahr hatte genügt, um Bamberger feine Hoffnungen zu zerschlagen; er sah den Ausgang voraus: aber fein Pflichtgefühl hielt ihn bei den politischen Freunden feit. Es wurde der letzte Versuch ge» wagt; Bamberger wurde einer der Leiter der Pfälzer Er- bung, die wie die anderen Erhebungen in Deutschland und in Oesterreich dahinstarben. Bamberger mußte in die Schweiz flüchten, er wurde zum Tode verurteilt wie oft, wurde nie- mals festgestellt. Daß ein junger Jurist, wie Bamberger . sich an der Re- volution von 1848 beteiligte, war nicht ungewöhnlich. Daß er sich als ein hervorragender Schriftsteller und zugleich als ein hinreißender Redner betätigte, war auch nicht ungewöhn- lich. Redner und Schriftsteller sproßten damals zahlreich auf. Aber als dann die Revolution zugrunde gegangen war, schied sich das echte menschliche Metall von dem unechten. Manch einer spielte im Ausland untätig, aber um so großmäuliger denwilden Revoluzzer" fort. Bamberger nicht. Er suchte vor allem eine Existenz sich zu gründen. In Holland , in Bel- gien, in England, dann in Frankreich ließ er sich nieder. In Paris kam er zu Wohlstand und Ansehen: aber bevor er die Schweiz , sein erstes Flüchtlingsasyl, verlassen, schrieb er, und veröffentlichte er:Erlebnisse aus der Pfälzer Erhebung". Er deklamierte nicht: er suchte nicht Schuldige für den Zu- sammenbruch. Er sagte, was gewesen, ohne Gehässigkeit, ohne Selbstbespiegelung, wahrheitsg�näß; nicht ohne Humor, die Kleinheit, die Klemlichkeit, die Kopflosigkeit, die Krähwinkelei und auch die Bravheit dieser revolutionären Idylle schildernd. DieRevoluzzer" von damals nahmen Bamberger jedenfalls solche erzieherische Offenheit, die manch einem bitter schmeckte, übel: nicht so feine echten Freunde jener Tage. Er selbst aber batte über Deutschlands politische Kräfte ein sicheres Urteil gewonnen. Ludwig Bamberger. der Mitgsied eines großen ihm durch Verwandtschaft verbundenen Bankhauses in Paris ge- worden, blieb mit seinen letzten Interessen Deutschland und der deutschen Politik verbunden. Er arbeitete an dendemo- kratischen Studien" von Paris aus mit, die Walesrode her- ausgab, und an denen der Dichter Moritz Hortmann, der Bater des letzten sozialdemokratischen österreichischen Gesandten in Berlin , Gen. Ludo Hartmann , dann Friedrich Kapp , Ar- nold Rüge, von dem keine Fäden zu seinem Heidelberger und Münchener Sohne führen, und Ferdinand Lassalle wirkten. In einer Schicksalsstunde damals standen in einer pchätifchen Linie Ludwig Bamberger . Ferdinand L a s s a l l e und Otto von Bismarck. _

Sruöer. Don Emil Rath-Tschtmholz. Und eines Tages kam es über ihn mit Sturmesgewalt, durch- wühlt« seine Seele mit gärenden Wehen und schrie herrisch: .Dichter, singe dein Lied!" Die kahlen Wände seines Dachzimmers versanken sein Blick irrte nicht mehr hinaus in dos blaffe Frühlingsgrün der blühenden Gärten oder zu dem zarten Bleu der halbfernen Berg«: er folgt« der Hand, die rastlos über das Pergament eilt«. Nur die Uhr pocht» gleichmäßig, hin und wieder knisterte eine Seite beim Umblättern und er schrieb. Schrieb, vergaß, daß er hungerte. Vergaß alles da draußen und sang sein Lied. Nein, es war nicht allein Hein Lied, es war das Lied der Menschheit, das Lied der Liebe und das Lied des Leides. Und die Sonn« stieg und die Sonne sank. So schrieb er sieben Tage und sechs Nächte lang. kaum, daß er einen Bissen trockenen Brotes zu sich nahm, kaum, daß er auch nur einmal auf- schaute. Denn was war ihm die Welt da draußen? War nicht die Welt in ihm? Und war dies« Welt nicht tausendfach schöner, ein« Welt voller Liebe und Erbarmen? Als die siebente Nacht anbrach, war sein Lied vollendet. Da saß er, die hageren Finger in den schon ergrauten Haaren ver- gmben, auf Stirn und Mund ein leucktendes Lächeln, und las wieder und wieder sein Lied das Lied der Menschheit, der Lieb«, des Leides. Merkwürdig! Jetzt sprangen sein« Augen des öfteren ab zu dem einzigen Bild«, das die graue, nackte Wand zierte, dem Bild« des größten Dichters seines Landes und in ihm war eine Stimme wie Geigenklang, weich und spröde zugleich:Nur der war großer als du!" Und der Dichter am Tisch nickte und lächelte glücklich: Da trat jener durch die Tür, streckte dem Dichter eine schattenhafte Hand entgegen, und von bluUeesen Lippen rann lautlos das große Wort: Bruder!" Die ganze Kammer war voller Licht: der Dichter sprang ver- zuckt auf da war der Schemen fort. Er war fort. Aber auf den kahlen Wänden klang voll und tönend das WortBruder!" noch. Bruder!" Dos war«ine Kette von einem zum anderen, wie ein' orkanisches Gebet, das all« Seelen durchrütteln mußte, und in dem Dichter flammte es oll-lohcnd auf: Bruder sein! Allen Menschen ein Stück seiner Seele schenken, helfen, Weg« weisen. Zum erstenmal seit sieben Nächten schaute er zum Sternen- hfrwot auf, ja, schaute hinein, und sah m ihm Kommen und

Es brach das erste Strafgericht über Oesterreich herein, der österreichisch -italienische Krieg. Gute Patrioten, auch sehr weit links stehende, und schlechte Politiker drängten darauf, daß Deutschland dem österreichischen Staate beistehe, weil auch in ihm Deutsche wohnten. Den drei Genannten war das bedrängte Oesterreich aber nicht nur ein Staat, in dem auch Deutsche wohnten, sondern ihnen allen war Oesterreich ein Klotz im Wege beim Aufftieg Preußens, beim Vormarsch auf die deutsche Einheit; und den beiden Bürgerlichen erschien Oesterreich als der stärkste Hort der Reaktion in Mitteleuropa . Damals schrieb Bamberger sein ironischesJuchhe nach Jtalia", in dem es heißt: Rund heraus sei es gesagt: nicht um Italien handelt«s sich für uns, nicht um Bonaparte: es handelt sich um Deutschland , um Deutschlands Wohl, um die Einheit( 1859 sagt er das! welche nicht an der Eider und nicht am Po ihre gefährlichsten Feinde hat, sondern an der Donau und überall da, wo ein Duodez- tyronn jetzt Wachtparaden mit Kaiser-Franzens-Hymnen auf- führen läßt." Es war einer der entscheidenden Augenblicke tn der deutschen Entwicklung neuester Zeit, da der geniale preu- ßische Reaktionär, der geniale sozialdemokratische Agitator und einer der klügsten Führer des späteren deutschen Libero- lismus zusammenstanden, um in gemeinsamer und doch ganz unabhängig von einander erworbenen Erkenntnis an dem zu arbeiten, was unbedingte Voraussetzung jeder weiteren deuffchen Entwicklung ins große sein mußte um den Aufbau des Deutschen Reiches zu ermöglichen. Und dann hatte Bismarck mit seinen Methoden die deutsche Einheit geschaffen, und Bamberger , der Revolutionär von 1848, stellte sich, wie andere Revolutionäre, hinter ihn; er kehrte nach Deutschland zurück, um am Ausbau des Reiches mitzuarbeiten. Der Jurist, der das wirtschaftliche Leben m dem Pariser Weltgetriebe von Grund aus kennen gelernt hatte, widmete sich vor allem den wirtschaftlichen Fragen in Deutschland : der Handelspolitik, der Bankpolitik, den Währungsfragen. Er war Fachmann in diesen Materien, aber die Größe von Bam- berger bestand darin, daß er auch diese Fragen von außer- ordentlich wirtschafllicher Kompliziertheit nicht als Spezialist, sondern unter dem umfassenden Gesichtspunkt des Weitblicken- den Politikers behandelte. Auch war Damberger auf seinem Gebiet ein ganz hervorragender Parlamentsredner, der nie- mals die Formen verletzte, und der doch ein furchtbarer und gefürchteter Gegner war, selbst einem Bismarck, der von 1877 und 1878 an in immer schrofferen Gegensatz zu der Politik getreten war, die liberalisierend mit der Begründung des Norddeutschen Bundes eingesetzt hatte. Sehr deutlich erinnere ich mich einer charakteristischen Szene aus dem alten Reichstagsgebäude in der Leipziger Straße , diesem Bau voll Schlichtheit und Nüchternheit, und aus dieser Schlichtheit und Nüchternheit wuchs doch eine charaktervolle Pornehmheit hervor. Eine der großen Sitzun- gen war zu Ende. Bismarck und Bamberger waren gegen- einander angetreten. Ich ging mit Ludwig Bamberger durch das Foyer dem Ausgang zu. Die schmächtige, gebrechliche Gestalt Bambergers stapfte langsam und vorsichtig vorwärts, da schoß an uns August Bebel , hastig wie immer, erregt wie immer, ein wenig vornüber geneigt, vorüber. Als er Bam- berger sah, klopfte er ihm zart auf die Schulter:Ihre Rede war ausgezeichnet, lieber Kollege! Wissen Sie, Bamberger , Sie gehören zu uns: kommen Sie zu uns." Bamberger setzte sich schnell seinen goldenen Kneifer vor die klugen, graublauen Augen, wie er zu tun pflegte, wenn eine schalkige Antwort ihn kitzelte. Und mit Liebenswürdigkeit sagte er:Sofort, mein lieber Kollege Bebel , bin ich der ihre: nur richten Sie zuvor eine Abteilung für Individualisten in ihrer Partei ein." In diesem liebenswürdigen Scherz lag eine sehr ernste Wahrheit.

Gehen, Hessen und Leiden, Lieben und Tragen, und seine Seele wurde schwer in seiner Brust, wuchs uud wuchs und wollt««in ewiges Opfer werden. Da nahm er mit festen Händen die vielen. vielen beschriebenen Blätter vom Tisch: Sein Lied, das Lied der Welt, preßte es an seine Brust, wiegte es wie«in Kind, das ihm geboren, löscht« das Licht und wandert« in die Nacht hinaus. Den Bergen zu. Unaufhaltsam. Mit glückseligen, lveiten Schritten, mit einem Lächeln, das die Nacht erhellte. Und die Pergamentblätter knisterten freudig im Nachtwind«. Es mochte um die zwösste Stunde fein. Er stand auf der höchsten Bergeskuppe, rings von weichem Blau und Eternelicht umflossen und getragen, hart am Rand« eines schwarzen Abgrundes, der steil in die Tief« schoß. Siege raiigen blickten zum Himmelsdom empor, grau« Locken flatterten im scharfen Bergwinde,«ine Donnerstimme sprang auf wie eine Aloe in Weh und Glück:Meinen Brüdern!" Die Windsbraut kam: wirbelte weiß« Blätter von dannen. DI« Kuppe war leer. Sie fanden ihn, drei Tage später, im steinigen Grunde tot liegen. Als sie ihn forttragen wollten, sagte einer:Wartet!" und nahm aus der kalten Hand«in Fetzen Pergaments. Ein neu- gieriger Halbkreis stand um ihn und warf suchende Blick« auf die zarten Schriftzüge und las, seltsam erschüttert,-- und ollen Menschen Bruder sein!" Und sie sahen sich mit tränenden Avgen an, mit stummem Work Bruderl" Der Sturm trieb loses Spiel mit den losen Pergomentblättern, jagte sie hierhin und dorthin, hier ein Blatt weit über die Ebene ins still« Heidedorf, dort eines mitten in das lärmende Getriebe einer großen Stadt..... Das Mädchen. Ein Mädchen sprang des Weges daher, mutwillig, ausgelassen, neckte Menschen und Tiere, haschte nach bunten Schmetterlingen, brach achttos Blumen da kam«in weißes Blatt dahergeflogen. Ei," dacht« das Mädchen,ein seltsamer Schmetterling!" Aber die Jagd war mühselig. Immer wieder hob der Wind den weißen Fetzen neckisch auf und hetzte das Mädchen hinterher. Di« Füße schmerzten ihm, aber der Eigensinn war stärken Ich muß das Vögelchen haben! Ich will es!" Endlich lag das lockere Bögelchen fest in kleiner, zorniger Hand. Neugier mard wach über zarten Schriftzügen ein Liebssbriefchcn? Eine jung« Seele an der Schwelle der Reif« flog vor Begier und mußte sich in schweren Tränen lösen. Nachdenkliche Schritte führten ein Mädchen versonnen, träumerisch nach Hause. Ruhige klein« Hände zogen aus geheimem Fach ein Tagebüchlein und jchriebeo jeüsarn sicher und bewußt das tiae Wort hinein;Hessen !"

Der Revolutionär von 1848 war Demokrat immer ge- blieben: sein Zusammengehen mit Bismarck erschien Bam- bergcr als eine Notwendigkeit zum Aufbau und zur Festi- gung des Reiches, und er trennte sich von Bismarck , als der das errichtete Reich im Innern reaktionär ausgestalten wollte. Und wenn Bainberger die Wirtschaftsfragen vor ollem mit seinem regsten Interesse bedachte, so nicht darum, well den früheren Bankier der Gewinn an Mark und Pfennigen vor allem interessierte, sondern weil ihm die ungeheure Bedeu- tung der Verteilung des wirtschaftlichen Schwergewichts für die rein politische Entwicklung außer allem Zweifel stand: so sein nie erlahmender Kampf gegen die Getreidezölle vor allem, gegen die Schutzzölle im allgemeinen, gegen die Be- lastung der breiten Massen mit Steuern, die ein Gewinn für die besitzenden Klassen waren. Das war feine Politik der Sozialrcform, während Fürst Bismarck den breiten Massen die Pfennige der Sozialversicherung gab, und das Volk zu- gleich mit den schweren Gewichten der Zölle auf Brot, auf Fleisch, auf Petroleum , auf alle unentbehrlichen Lebensbe- dürfnisse belastete. Well er ein warmherziger Freund auch der Massen, der Bedrückten und Belasteten war, die er gegen Steuerdruck und Lebensmittelverteuerung immer zu schützen suchte, ging er mit den Sozialdemokraten oft genug zusammen, aber well er glaubte, daß der Egoismus aus dem Wirtschaftsleben als treibende Kraft wie die Menschen einmal beschaffen sich nicht ausschalten lasse, konnte er der Aufforderung Bebels nicht folgen. Ich bin heute überzeugt, daß meine politischen Freunde jener Zeit und ich mit ihnen die Gefahren des bismarckschen Staatssozialismus wie die Gefahren der sozialdemokratischen Doktrin für die menschliche Entwicklung falsch eingeschätzt haben. Das Urtell über den Staatssozialismus ist gesprochen. Seinen Nutzen kann man gering veranschlagen; er ist ein ganz un- zureichender Damm gegen die furchtbare Flut der menschlichen Not. Und das Problem der Sozialdemokratie hat heute ein ganz anderes Gesicht. Ich, der ich der Partei nicht lange angehöre, habe ein Recht, es auszusprechen, daß es meiner Ansicht nach einmal die Bewunderung der Zukunft erregen wird, mit welchem Gefühl von Verantworllichkeit die starke deutsche sozialdemo- ' kratische Partei in unserer internationalen Lage jedes toll- kühne Experiment zu einer Zeit, da die V e r a n t- wortungslosigkeit es gewagt hätte, vermieden hat. Und unzweifelhaft ist es andererseits, daß die bedrückten und verelendeten Massen in einem ganz anderen Umfang wie bisher an den Fortschritten der Kultur im weitesten Sinne teilnehmen müssen, soll nicht die Kultur verdorren und statt zu einem Segen für die Menschheit zu einem gleichgültigen Luxus für einige Wenige werden. Wo stände Ludwig Bamberger bei solcher Lage heute? Wäre auch er Sozialdemokrat? Nur die Vermutung kann tastend eine Antwort geben: die volle Sicherheit muß fehlen. Aber eins scheint mir sicher. Ludwig Bamberger , der Re- publikaner von 1848, der unbeirrt« aufrechte Demo- k r a t darin hatte Bismarck recht, trotz mancher Wand­lung sein Leben hindurch würde sich heute keine die Zukunft verheißende Taktik denken können außer eine solche in innig- stem Zusammenwirken mit den breiten Massen der deutschen Arbeiterschaft, diesem Bollwerk staatlicher Zukunft: diesem besten Schutze gegen Anarchie von rechts und gegen Anarchie von links. Wer Bambergerschen Geistes einen Hauch ver- spürt hat, dem kann kein Zweifel diese feste Ueberzeugung zernagen. Bamberger ist einer von denen, dessen Geist die Brücke schlägt von der unglücklichen und doch notwendigen Revo- lution des Jahres 1848 zur Revolution von 1918, die neue Fernen für Deuffchland und für Europa trotz Poincar6 eröffnet.

Der Arbeitsmann. Die Fabriksirenen pfiffen, und ärgerlich schob er die Mütze wieder ins Genick:Verflucht wieder zu spät!" Und er hastete weiter, lief ein kleines Mädchen um, das zur Schule ging, stieß hart an einen, der vor ihm ging, schalt, brummte, spie aus. Da raschelle an seinem Fuß««in Blättchen Papier . Er wollte es gleichgültig beiseite schieben und vcrübereilen es hielt ihn mit magischer Gewalt fest. Scheu sah er sich um, ob wohl niemand lachen würde, wenn er es aufhöbe: er sah nur gleichgültige, arbelts- schwer« Gesichter rasch bückte er sich, hob den kleinen Fetzen aus und las ihn im Weiterschreiten. Und mit jedem Schritt ward sein Gang froher, sein Antlitz heller, die Brust leichter. Er schaute sich um: Merkwürdig, wie ihm plötzlich die vielen, vielen Gesichter so verttaut vorkamen! Und jener, der dort unter schwerer Last keuchte, schien ihm gar sein Bruder zu sein! So ge- schwisterlich bekannt. Schon war er an seiner Seite:Bruder! Gib!" Der stutzt« seltsam begriff: Und fröhlich ward eine Last zu zweien getragen.... Der andere Dichter. Der andere Dichter saß am offenen Fenster und schrieb. Eigent- lich wollte er schreiben und wartete noch auf neu» Gedanken, die ihm kommen sollten. Statt dessen brauste ein Windstoß ins Fenster und wehte die schon beschriebenen Konzeptblätter durcheinander. Der Dichter fluchte und fuhr sich mit der blassen Hand ver- zweifelt durch seine Löwenmähne und wartete aus einen anderen Windstoß, der die verstreuten Blätter fem säuberlich geordnet wieder auf ihren alten Platz zurückblasen würde. Denn er war sehr ein- gebildet, trug einen hohen Kragen und bückte sich deshalb nicht gern. Schließlich blieb ihm doch nichts anderes übrig, als sich, wenn auch unter vielem Geseufz und Gestöhn, zu bücken und die Ausreißer Blatt für Blatt wieder einzusammeln. Er stutzte: Das war doch nicht seine Schrift? Wo mochte das Blatt wohl hergekommen sein? Irgendcin schlechter Scherz vielleicht und er las. Vergaß die anderen Blätter. Blieb in gebückter Hallung stehen, die ihm sonst so unbequem war. und las immer wieder und wieder beschämt dieses eine Blatt, das nur«in Großer, ein wahrhast Großer geschrieben haben konnte! Und des anderen Dichters Eitelkeit zerplatzte wie eine Seifenblase. Fröhlich knüllte er zusammen, was gerade von feinen Manu- striptsn erreichbar war, schleuderte es in den Ofen und zündete es unbewegter Miene an: Es gab cine prächtige Flamme. Und obenauf legte er des toten Dichtars Blatt als letzte Gabe. Es glühte lang« lange. Und schier unvwlöschlich standen in der Glut einig« -Werte: und wollte ein Opjec{cüu ,*