Einzelbild herunterladen
 
Schärfe wendet. Unsere Presie wird, zum Teil auf Monate hinaus, verboten. Angestellte der Konsumgenossenschaften werden verhaftet. Die Offiziere geben offen zu, daß es jetzt ihre wichtigste Aufgabe ist, den passiven Widerstand der Arbeiter zu brechen. Bei einer Unterredung anläßlich der Duisburger   Explosion, die scharfe Repressalien auch gegen die Presse zur Folge hatte, betonte einer unserer Partei- redakteure, daß für den Fall eines Zusammenbruches des passiven Widerstandes ein Aufflammen der aktiven Abwehr kaum zu verhindern sei. Der Kommandant ant- wortete:Für den Fall lassen Sie uns sorgen. Gegen den aktiven Widerstand schützen uns genügend die Dinger da draußen." Wobei er auf den Kasernenhof wies, wo Panzer- automobile und Tanks in endloser Reihe standen. Die Fran- zosen fürchten nur den passiven Widerstand, wie sie mit dem aktiven Widerstand fertig werden können, das macht ihnen angesichts der Ueberlegenheit ihrer Machtmittel viel weniger Sorge. Eine weit über die Grenze des besetzten Gebietes hinaus- gehende Sorge ist, wie lange wohl der jetzige Zustand noch anhalten kann. Die Antwort darauf ist naturgemäß sehr schwer zu geben, und hängt im wesentlichen davon ab, wie weit die R e i ch s r e g i e r u n g in der Lage ist, eine Politik zu führen» die den Massen der Ruhrarbeiter das Vertrauen gibt, daß ihre Angelegenheit bei ihr gut aufgehoben ist. Ver- trauen zur Politik der Reichsregierung ist aber in der Ruhr- arbeiterfchaft nicht vorhanden. Der schwächste Punkt der Ruhrfront liegt in der Wilhelmstraße.
pomcare gegen Liopü George unö Stinneo. Paris  , 23. Juli.  (WTB.) P o i n c a r e hielt gestern nachmit- tag bei der Enthüllung eines Kriegerdenkmals in Villers-Cot- terets eine Rede, in der er sich wiederum mit dem Reparations- Problem beschäftigte. Nach einer eingehenden Schilderung der Kriegsereignisse des Jahres t918, in deren Mittelpunkt die Gemeinde Billers-Cotterets stand, ging Pmneare dazu über, von den angeb- lichen Zerftörungsmethoden des deutschen   Heeres zu sprechen. Er sprach von einem Program in wirts ch astlich er Vernich' tung, das de? deutsche   Generalstab von Spezialisten l>a6e aufstellen lassen, und von dem die französische   Regierung einige ourhentische Exemplare besitz«. Alles habe vernichtet werden sollen. Währeid in Deutschland   nicht ein Schornstein vernichtet sei, weigere sich das Reich, seine Verpflichtungen zu halten und den angerichteten Schaden zu reparieren. Diesen Augenblick habe der ehemalige Premierminister einer alliierten Nation ausgesucht, um zwischen Deutschland   und Frankreich  Verwirrung anzurichten und um zu erklären, die oerwüsteten Gebiete Frankreichs   seien wieder aufgerichtet und man habe nicht das Recht, sich über die Ausgaben der deutschen   Regierung zu beschwe- ren. Was wolle Lloyd George   damit sagen? Wenn Deutsch- land seine Handelsflotte wieder aufrichte neue Kanäle baue, sein Eisenbahnnetz eniwickele, handele es sich da nicht um Verbesserungen? Geschehe das nicht zum Schaden der Forderungen der Alliierten? Dies alles könne für Lloyd George   amüsant sein, für Frankreich  sei es traurig, sogar unerträglich. Wenn man Frankreich  tadele, seine industriellen Betriebe nicht nach dem alten System wieder aufgebaut zu haben, wolle man da nicht zu seinem Ruin auch noch das Verbot der Ausnützung des Fortschrittes hinzufügen? Gerade diese Paralyse habe Deutschland   im Auge gehabt, als es seinen Vernichtungsplan aufgestellt habe. Poinearö zitierte hierauf einige Stellen aus der von ihm ausgeführten deutschen   Broschüre über die Vernichtung der.französischen   Industrie und fragte, ob. man alle dies« Instruktionen vergessen könne? Lloyd Georg« selbst habe diese zynische Publikation 1919, als man den Friedensvertrag ausgearbeitet habe, in Händen gehabt. Wie immer auch Frankreich   feine durch Deutschlands   Be- mühungen hinausgezögerte und erschwert« Wiedererhebung durch- geführt Habe, so bedrohe es nicht die wirtschaftliche Macht irgendeiner Nation. Die Engländer würden gut daran tun. wenn sie ihre Beunruhigung auf näher liegende Dinge richteten. Warum seien sie denn nicht m i t Frankreich   in das Ruhrgebiet   eingedrun- gen? Sie würden dann viel besser die wahren Gefahren der Zu- kunft erkennen. Sie müßten sie in der fürchterlichen Organisation der deutschen   Industrie finden. Das müßte sie erregen und zum Nachdenken bringen. Es seien nicht nur die ungeheuren Kartelle, die großen Syndikate, die
weitgehenden horizontalen Organisationen, die die Unternehmer gleicher Produkte gründeten! es seien jetzt auch andere Instrumente industrieller Konzentration, ungeheure vertikale Kombinationen, die nicht nur die Produzenten eines und desselben Artikels, sondern von oben bis unten alle Formen der Produttion von dm Rohmate- rialien bis zu den Fertigprodukten unter dem Namen Konzerne einander näher brächten. Das seien ungeheure Kräfte, verstärkt durch die Einheit der Leitung, welche Bergwerke, Stahlwerke, Schmelzereien die Transportmittel zu Wasser und zw Lande besäßen und so das Monopol des nationalen Vermögens in Händen hätten. Jeden Tag setzten sie sich mehr an die Stelle des Staats. Sie beherrfchren ihn, sie würden ihn beiseite schieben, sie seien die Herren der deutschen   Presse und der deutschen   Regierung. Si« machten die deutsche Republik einer neuen Kaste Untertan, die ebenso hochmütig sei wie die der Junker und die sich ebenso heftig gegen die Freiheit� des Belkes wende. Solle dieses System wirtschaftlicher und sozialer Unterdrückung als natürlicher Verbünde. ter der m i l i t a r i st i s ch e n Reaktion sich endgültig im Herzen Europas   festsetzen? Gebe es etwas, was dem demokratischen Ge- danken Großbritanniens   mehr zuwiderlaufe als deren bester Hüter sich bis jetzt die beiden großen westlichen Demokratien bezeichnet hätten. Wenn man jetzt die Unklugheit besäße, in einen festen und unabänderlichen Rahmen die Zahlungsfähigkeit des Deutschen Reiches einzuschließen, dann würde es sich rasch den Maßnahmen der Alliierten entziehen und bald unter dem Einfluß der außer- ordentlichen Entwicklung industrieller Kräfte sich ungeahnt empor- arbeiten. Deutschland   würde dadurch den wirtschaftlichen Vorrang erobern und zu gleicher Zeit in der Welt den Skandal rückständigster und unmoralischster politischer Beherrschung aufrichten. Um dies« Gefahr zu beschwören, müßten sich England, Belgien  , Italien  und Frankreich   enger denn je zu einer gleichen Anstrengung vereinigen. Sie müßten sich den Realitäten gegenüberstellen: sie müßten es verstehen, hinter der Camouflage die Wahrheit aufzu- stöbern. Sei es denn so schwer, den alliierten Regierungen die Elemente eines lehrreichen Vergleichs und die Motive einer gefähr- lichen Entscheidung zu liefern? Genüge es nicht, um sie volltom- men aufzuklären, daß sie erst das Aisnegebiet besuchten und dann«ine Reise nach dem Ruhrgebiet   unternähmen? Wenn sie das gesehen hätten, dannn wären sie aufgeklärt. Wünschen wir, so schloß Poincare  , daß keiner unserer Freunde diese kurze Enquete unterläßt, die weder finanziell« Studien noch internationnale Experten erfordert, die aber alle Menschen mit ge- sundcm Verstand durchführen tönnnen. Hosten wir, daß man unter dem vornxmd, einen unglücklichen Schuldner zu schonen, nicht den Betrug und die Ungerechtigkeit er- mutigt, daß man nicht die glorreiche Erinnerung des gemeinsam errun- genen Sieges in dieser verwüsteten Gegend vergißt und daß man nicht für die Zukunft den Triumph einer fremden Pluto- kratie vorbereitet. Wünschen wir, daß die geschlossenen Augen sich vor den Tatsachen öffnen, und daß niemand es fväter zu be- reuen habe, in der enstcheidenden Stunde die erleuchteten War- nungen Frankreichs   überhört zu haben. Oeulsthe offiziöse Antwort. WTB. versieht die Rede Poincares mit einer Erwiderung, in der es u. a. heißt: Das Angebot der deutschen   Regierung vom 7. Juni, das fast in der ganzen Welt als ein ernster Beweis der guten Ab- sichten Deutschlands   gewürdigt worden ist, zeigte die einige Entschlossenheit der deustchen Regierung und aller Wirtschaftskreise, in der Reparation bis zur äußersten Grenze zu gehen. Die u n g e- h e u r e n Leistungen, zu denen sich die deutsche Regierung ver- pflichtet hat, werden dem deutschen   Volke vielleicht gerade noch d! e Le-b.e.n.s m» g.lich kgit belassen. Unter solchen Um- ständen von dem Gespenst einer deutschen   Wirtschastshege- mo nie in Europa   zu sprechen, ist sinnlos. Alle diese adookatcrilchen Kniffe Poincares können nicht darüber hinwegtäuschen, daß seine Politik die wirtschaftliche und militärische Beherrschung Europas   will. Auch die neueste Sonntagsrede Poincares wird von der englischen Presse scharf kritisiert.Daily News" meint, die deutschen   Neubauten seien doch geeignet, die Zah- lungsfähigkeit Deutschlands   zu heben, könnten also seinen Gläubigern nur willkommen sein.Westminster Gazette" bemerkt außerordentlich treffend, an der Machtstellung der deutschen   Industrie und der Schwäche der Staatsgewalt trage in hohem Maße die Politik der Alliierten Mitschuld. Wenn
Reise in öen Sommer. Von Dora Kejers. Ich habe mir das Mißfallen aller meiner Freunde zugezogen. Denn auf die stereotype Frage:Wohin reisen Sie dieses Jahr?" hat!« ich nur die eine Antwort:Ich reife in den Sommer." Und wirtlich, ich vermag nichts anderes auszusagen. Meine Sommerfrische hat keinerlei bemerkenswerte Naturschönheiten, weder See, noch Berge, noch Wälder. Sie hat nur das, was fast jede kleine deutsche Landstadt besitzt, Wiesen ringsum, Felder, vereinzelte Büsche. Und einen kleinen, nachdenklichen Fluß, in dem man baden kann. Und dennoch ist es mir, als empfände man den Sommer hier um so tiefer, weil er sich nicht in glänzender Pracht offenbart, nicht in großer Aufmachung, sondern weil man ihm liebevoll nachgehen muß und ihn in der Stille belauschen. Ich liege auf der Wiese im Gras. Der Himmel ist blau, blau. lieber den Fluß ziehen langsam helle Sommerwolken. Die Vögel rufen fernher. Und irgendwo muß der Thymian blühen. Ich liege entspannt, selig, fühle die Sonne, die Luft, den leisesten Sommerwind. Käfer besteigen eilfertig die grünen Halme zu ge- heimnisvollem Ziel, Schmetterlinge wehen vorüber und Libellen. Ich denke nichts, ich plane nichts; ich bin eins mit der sommerlichen Natur. Der Mittag bringt den Heimweg durch gelbe, stille Kornfelder, der Nachmittag das Bad im durchlonntcn schönen Flusse. Am Abend wandert man durch kirschenbehangene dunkle Alleen, sitzt auf kühler Veranda, die tief in dunklen Garten hinein- schwingt. Die Sterne sind hell. Eine Schale selbstgepflücktar Him- beeren steht ver uns. Die Lcokvien und Rosen duften aus der Nacht heraus. Man geht schlafen die Fenstey sind weit offen. Man hört dos Rauschen hoher Bäume in den Schlaf fern, fern. So geht ein Tag nach dem andern. Und es ist nichts als das Wunder des Sommers. Aber ich glaube, wenn nur alle Menschen ein paar solche Tag« erleben dürften, vieles im Menschenherzen würde besser sein! Eine Sp>A- Ausstellvng. Di? diesjährige Dresdner  Jahres schau Deutscher Arbeit", die unter dem Zeichen vonSpiel und Sport" steht, bietet in ihrer Kulturabteilung einen geschichtlichen Ueberblick über dies weite Gebiet. Besonders interessant sind die Räume, die sich mit dem Spiel beschäftigen. Wie Paul Sorgenfrei imKunstwonderer" berichtet, ist hier ein überaus reiches in solcher Mannigfalügkeit wähl noch nie zusammen- aebrochtcs Material vorhanden. Man findet hier Aufschluß über die Geschichte der ältesten Spiele, di« im Prinzip manchmal eine merk- würdige Uebereinstimmung mit den neuesten zeigen. So ist z.B. Das Japanische NationalspielGo", dessen Aller auf 4909 Jahre
geschätzt wird, ein ideales Brettspiel, das noch heute als Bor- bild dienen kann. Das att-griechische Spiel Rhythmomachia ist ein Zahlen-Schachspiel, das auf Pythagoras   zurückgehen soll. Auch die Geduldspiele reichen schon bis in die graue Vergangenheit zurück. So haben die Tibetaner ein uralles Iuwelenspiel, das sog. Alapola", das in' den Lamaklöstern viel gespielt wurde. Die alt- chinesischen Geduldspiele sird wohl die frühesten ihrer Art. Be- rühmt war das Mandarinenspiel. Diese alten Spiele des himm- lischen Reiches waren in Elfenbein gearbeitet und wiesen kunstvolle Verzierungen auf, ebenso die altchinesischen Dominospiele, die aus elfenbeinernen Stäbchen mit chinesischer Beschriftung bestehen. Unter den deutschen   Spielen sind die alten Karten- spiele von künstlerischem und kulturgeschichtlichem Wert; manche von ihnen, wie der sogenannteHamburger Ausruf", zeigen Malereien, die das Leben der Vergangenheit festhalten. Unter den alten Reisespielen befinden sich viele Originale mit Kupferstichen: ein Spiel, das im Besitz Gallerts war. ist betiteltDas mensch- l i ch e Leben" und zeigt farbig« Kupferstiche mit Szenen aus Gellertschen Fabeln. In einer besonderen Abteilung werden B i l- der von spielenden Kindern aus den verschiedenen Jahrhunderten vorgeführt, von Albrccht Dürer und A. v. Ostade über Ehodowiecki zu den Meistern des 19. Jahrhunderts Ludwig Richter   und Pleisch, schließlich Fritz von Uhde   und Hans Thoma  , also durch vier Jahrhunderts hin. Hermes auf Reifen. Aus Gründen der Sicherheit hat sich die griechische Regierung entschlossen, den berühmten Hermes, sser der reifsten Zeit des Praxireles entstammt, von Olympia   nach Athen   zu überführen. Das Meisterwerk altgriechischer Plastik, das den jugendlichen Hermes darstellt, wie er dem auf seinem rechten Arm sitzenden Dionysosknaben mit der Linken eine Weintraube entgegenhält, befand sich bisher im Museum zu Olympia  , das seiner- zeit zur Aufnahme der hier gefundenen Kunstwerke erbaut wurde, und gehört zu den wenigen berühmten Statuen des Altertums, die ihren Standort im Laufe der Zeit nicht verändert hoben. Die Figur wurde unter den Trümmern des der Hera geweihten dorischen Tem- pels zu Olxmpia gefunden, wo es in dem Kasten des Kypsalos wohl- oerwahrt geborgen war. Im Altertum gepriesen und von den römischen und byzantinischen Kaisern hoch verehrt, ruhte das wun- dervolle Kunstwerk vergessen in der Erde, aus der es bei Schacht- arbeiten am 28. Mai 1877 zutage gefördert wurde. Das schönste Dichlergrcb.Schöner liegt kein Dichter begraben," sagt Marie von Lunsen in einer Schilderung von P l a t e n s Grab in Syrakus  , die sie in derGartenschönheit" veröffent­licht. Die letzte Ruhestätte dieses edlen Geistes, dem Italien   auf leiner tragischen Lebenssahrt zur zweiten Heimat wurde, befindet sich im Garten der Villa Landelini. Der ihm befreundete Graf pflegte den Dichter während der plötzlichen Krankheit, di« ihn in Syrakus   ergriff, und begrub ihn auf seiner wundervollen Be- sstzung.In den Orangenbäumen brannten goldglübende Früchte, und haushoch rauschte Bambusgefieder," erzählt die Asrsasserin von ihrem Besuch des Grabes.Blumen, überall Blumen. In ganz Süditalien sang der berückend« Farbenklang von purpurblauen Winden, vereint mit dem unsäglich zarten und doch leuchtenden
Powccrrä wolle, daß Deutschland   bezahle, so müsse er auch ferne wirtschaftliche Existenz zulassen. Im übrigen hat Herr Poincars schon sehr antikapi-- talistische Grundsätze aufgestellt. Schade nur, daß er sie nach Deutschland   exportieren will und gar keine Anstalten macht, sie auf Frankreich   anzuwenden. Wie er einst mit dem Zaren im Bunde gegen die deutsche   Autokratie kämpfte, so geht er jetzt mit den französischen   Eeldsäcken gegen den deutschen   Kapitalismus  . Da er sich aber gleich- zeitig im Ruhrgebiet   als der allerfchlimmste Schinder der deutschen   Arbeiter erweist, wird er ernstlich nicht von diesen erwarten können, daß seine aniikapitalistischen Komö- f diantenreden bei ihnen etwas anderes erwecken als Gefühle der Verachtung.
Salöwms Note in Paris  . Strengste Geheimhaltung ist die Parole. PoincarH hat den Ausfragern nur gesagt, daß er ihnen nichts sage und daß die Verhandlungen unterbrochen würden, wenn Jndis- kretionen vorkämen.Haväs" erklärt dasselbe. Trotzdem bringt der Londoner  Observer" wieder eine Inhaltsangabe der englischen Schriftstücke. Poincar4 verhandelt natürlich zuerst mit Brüssel  . DerMatin" befürchtet, daß Frankreich  und Belgien   gezwungen seien, Deutschland   in der Frage des passiven Widerstandes eine besondere Antwort zu erteilen, was das Gegenteil der von England ausgesprochenen Hoffnung auf die Widerherstellung der alliierten   Einheits- front sei. DerTemps  " schreibt: Die gegenwärtige belgische Regierung hänge sozusagen an einem Faden. Warum stürze sie nicht? Weil sie die Unterstützung E n g l a nd s habe. Sie verhandele seit Monaten mit Curzon. Es gebe nur noch eine Methode, um die Lösung zu beschleunigen, nämlich für den Augenblick auf die Erörterung der Ruhrbesetzung und des deutschen   Widerstandes zu verzichten. Man müsse sich darüber verständigen, wie man Deutschland   dazu bestimmen könne, die Ergebnisse einer Schuldenfestsetzung anzunehmen. Bei fortdauernder Uneinigkeit könne jeder Deutschland   gegenüber seine Handlungsfreiheit zurücknehmen. Man werde vielleicht sagen. daß dieses Verfahren langwierig fei. Das sei aber stets der Fall, wenn Hindernisse eintreten. Der Finanzsekretär des englischen Schatzamtes I o y n- s o n- H i ck s sagte in einer Rede in London  , während der Woche sei die Regierung sehr besorgt gewesen wegen auswärtiger Fragen. Es sei ein trauriger Gedanke, daß beinahe fünf Jahre nach Kriegsende Europa   sich noch immer in kriegerischer Atmosphäre befinde. Die Eng- länder wünschten, daß die.ehemaligen Feinde nach ihrer Leistungsfähigkeit zahlten: aber es dürfe nicht ver- gessen werden, in welcher Lage sich Europa   und die Welt be- fänden. Der Welthandel, von der Englands Wohlfahrt, ja sogar sein Leben abhänge, werde niemals in Ordnung kommen, bevor die Stabilität in Europa   wieder her- gestellt fei. Das größte Interesse aller Völker sei jetzt Frieden. Ohne Frieden würde man sich Jahr um Jahr in Sorge, Unzufriedenheit und Armut dahinschleppen. Die französische   Obstruktion. London  , 23. Juli.  (WTB.) In der Frage der an den englischen Dokumenten vorgenommenen Aenderungen schreibt der Bericht- erstatter des..Daily Telegraph  ", Lord Robert Cecil   habe im Ka< binett technische Erwägungen über die Fassung des Antwvrtentwurfs angeregt. Cecil habe in der Oeffentlichkeit einmal erklärt: Wenn man sich mit jemandem einigen wolle, so müsse man in ihm den Eindruck hervorrufen, daß man schon so gut wie einig sei. Dies« Methode sei aber, wie der Berichterstatter meint, bei einem geistig so beweglichen Partner wie Frankreich   nicht unbedenklich und könne im Entfesselt weiter sührcn, als beabsichtigt gewesen sei. Zweifellos würden die Franzosen zugestehen müssen, daß Groß- britannien ihnen ein gutes Stück Weges entgegengekommen sei. Aus gut unterrichteten Pariser   Kreisen eingetroffene Nachrichten besagten, daß man den verbindlichen Ton der britischen   Noten an- erkenne, aber rn ihnen keinen wesentlichen Fortschritt erblicke. Poincare   werde auf keinen Fall in durchaus negativem Sinne
Hellblau des Plumbogo. Dieblaue Blume" ist di« Mürchenbliime: nie kann ein Garten zu viel« blau« Blumen bergen! Geranien in üppigster Fülle, heckenwcise, oft die aromatisch duftende Verbcna- Geranie, viele alte Zentifolien, viele Büschelarten: st« wuchericn umher in verschwenderischem Reichtum, sie erstickten fast die Bäume. durchdufteten die durchsonnte Luft. Dazwischen an den regelmäßigen Wegen Agaven, Kakteen und Einfoßhecken bildend, sanft weißer herber Absinth. Vlumenranken umklammerten die Mauern, um- flatterten sie, es war ein Farbengewirr. Blumenranken umspielten auch eine an der Mauer angebrachte Steintafel: eine lateinische In­schrift sprach von dem hier im Toderstraum liegenden Grafen  Waten." lieber diese blühende Kraft wirft nicht nur das Grab einen ernsten Schatten, sondern auch di« Steinbruchgärten von Syrakus  gemahnen an düster« Vergangenheit, denn diese schonungslos schroffen Felsenwönd« waren«inst der Ort der Fronarbeit und des Gefangenenelends:Im Kapuziner Steinbruch steigerte sich die Blumenpracht, steigerte sich das Entsetzen. Kaum erträglich der Gedanke an jene über 7999 dort unten qualvoll verkommenden Athener  , von denen Thukydides   berichtet. Wo di« Syrakusaner wohlgefällig und grausam auf ihre verendenden Feinde hinunter- sahen, lachte setzt der üppigste Blütenftor..." Unverjro'.ene Kunstfälscher. Di« Fälschungen, die die Kunst- sammlungen des Pariser   Louore beherbergen, und über die in letzter Zeit aufsehenerregende Mitteilungen in die Oeffentlichkeit gelangten, sind ungleich umfangreicher, als man bisher angenommen hat. Manche dieser Fälschungen bezeugen obendrein«ine geradezu waghalsige Kühnheit der Händler, di« die Verwaltung des Louvr« hineingelegt haben. So befindet sich beispielsweise in der Samm- lunq der Primitiven die Figur eines Heiligen, die geradezu ver- Müssende A« h n l i ch k e i t mit dem Antiquar hat, der sie dem Museum verkaufte und der von der Gutgläubigkeit der für d'e Prüfung zuständigen Kustoden so fest überzeugt war. daß er kein Bedenken trug, den Bildhauern, die als Fälscher für ihn tätig waren, in eigener Person Modell zu sieben. Ein« Menge Falsch- stück« befindet sich übrigens auch im Museum Rodin, das dieser Tage in Meudon   eröffnet werden soll. Der berühmte Bild- tauer ist nur zu est von geschickten Fälschern betrogen worden. Er hat gutgläubig griechischeMeisterwerke" erworben, di« nur ein äußerliches Griechentum vertäuschen, und Tanagrafiquren, di» ans Ton gemacht waren, der den griechischen Künstlern überhaupt nicht zur Verfügung stand. Derartige Dinge sind übrigens keineswegs eine französislhc Spezialität. Auch bei uns in Deutschland   begegnet man ähnlilbem. So wird von dem Sohn des Konservators einer unserer größten Galerien berichtet, er könne ein weitberübmtes altholländisches Genrebild, das sich in dieser Galerie befindet, nie obne Rührung ansehen, denn die junge Dame auf dem Gemälde stelle seine früh verstorbene Mutter dar. Die Tirekiio» Rotter Hot Brods neueile» Biibnenwe:.' �lla. rissaSbalbeSOerz" zur Erstaussührunq in Dcrlln erworben und wird daS Stück mit Leovoldine Konstantin w der weibliche« Hauptrolle zu Beginn der nächsten Saison zur Darstellung bringen.