r zahllosen Klauseln angeboten hat, das muß jetzk bedmgimgslos schleunigst zur Rettung Deutschlands vor der Katastrophe durchgeführt werden. Die Sozialdemokratie hat in jeder Phase unseres finan- ziellen Leidensweges die Mittel gezeigt, die geeignet sind, den Volksmassen den ungeheuren Druck und die schwere Not zu erleichtern. Es ist wohl das letzte Mal, daß ein Rettungsweg noch offen ist. Lehnen die besitzenden Klaffen die Pflichterfüllung ab, weichen die bürgerlichen Parteien vor den kurzsichtigen Interessenvertretern wiederum zurück, dann tragen sie, und sie allein, die Verantwortung.
Die Zinanzvorlagen der Reichsregierung. WTB. meldet: Dos Reichskobinett hat ein« Reihe von Steuer- gesctzentwürfen angenommen, die dazu bestimmt sind, dem Reich«, dessen Ausgaben durch die fortschreitende Geldentwertung immer lKdrohlichir anwachsen, in kürzester Frist neue erhebliche Einnahmen zu verschaffen. An erster Stelle steht das Rhein » Ruhropfer, das in zwei Teile zerfällt. Der erste Teil sieht für die leistungsfähigen E i n k o m m« n s t r ä g« r. d. h. für diejenigen Einkommensteuer- Pflichtigen, die den erhöhten Borauszahkung«, unterliegen(Handel, Industrie, Landroirtschoft und Gewerb«) eine Abgabe vor. die auf- gebaut ist auf den erhöhten Barauszahlungen zur Einkommen- steuer für das dritte und viert« Kalenderoierteljahr 1923 und für das erste Kalendervierteljahr 1924. Di« Abgabe soll in drei Raten bezahlt und mit den gesamten Vorauszahlungen verbunden werden. Di« erste Rate soll also noch im August fällig sein. Zwecks beschleu- nigter Einzahlung der zweiten und dritten Rat« soll der Boraus- Zahlungstermin für das vierte Kalendervierteljahr 1923 vom 16. Ro- vember 1923 auf den S. Oktober 1923 und für das erst« Kalender- Vierteljahr 1924 vom 16. Februar 1924 auf den 6. Januar 1924 vorverlegt werden. Jede der drei Raten soll das Doppelt« der cigerüiichen Vorauszahlungen betragen. Die erste Rat«, die im August fällig wird, wird also das Fünfzigfache der nach dem Einkommen von 1922 berechneten Borauszahlung ausmachen. Die weiteren beiden Raten im Oktober 1923 und Januar 1924 werden erheblich höher fein, weil infolg« der inzwischen fortgeschrittenen Geldentwertung mit einer starken Erhöhung der Multiplikatoren für die Vorauszahlungen zu rechnen ist. Die Erwerbslosengesellschaften sollen ein Bielfaches ihrer Körperschafts st euer für das vergangene Geschäftsjahr ent- richten. Die Zal�ungstermine sollen die gleichen wie bei den physi- schen Personen sein. Bei den Gesellschaften, deren Geschäftsjahr mit dem Kalenderjahr übereinstimmt, soll die erste Rate, die im August zu zahlen ist, die Hälfte der Körperschoftssteuer für das Ge- jchäftsjahr 1923 multipliziert mit 36 betragen. Darüber hinaus sollen diejenigen Eintommensträger, die nicht den erhöhten Vorauszahlungen unterliegen, aber im Jahre 1922 ein Einkommen von mehr als 1 Million Mark bezogen haben, mithin auch als leistungsfähig angesehen werden können, im August das Fünfundzwanzigfache und im Oktober und im Januar das Fünfzigfache ihrer Vorauszahlungen auf die Einkommensteuer für das jeweils maßgebende Kalendervierteljahr zahlen. Weiter sollen nach dem Entwurf zum Rhein -Ruhropfer auch die Personentreise beitragen, die sich den besonderen Aufwand eines Kraftwagens, fei es für ihre persönlichen Zwecke, sei es für die Förderung ihres gewerblichen Betriebes gestatten können. Das Opfer beträgt das Fünfzigfache der Kraftfahrzeug- st eil« mach dem Stande vom 1. September 1923. Bei Kraftfohr- zeugen, die der Lastenbeförderung dienen und daher wesenntlich in gewerbliche Zwecke eingeordnet sind, soll ein Opfer in Höhe vom Fünffachen der Steuer gefordert werden. Das Rhein -Ruhropfer soll von den Steuerpslichsigen, die in den besetzten Gebieten wohnen»der iheen Ort der Leitung hoben, sowie von den Steuerpflichtigen, die aus Anlaß der Besetzung ihren Wohnsitz oder Ort der Leitung unsreiwiig verloren haben, nicht er- hoben werden.
NeueVege inSaukunst unö Kunstgewerbe Pon John Schikowski. In der Baukunst wie im Kunstgewerbe kann man zwei grund- legend« Stilarten unterscheiden, die im Laufe der gejähichtlichen Ent- Wicklung miteinander abwechselten. Di««ine, die.konstruktive", läßt den Aufbau des Gebäudes oder des Gerätes, und ebenso den Zweck, deni sie dienen sollen, in der äußeren Form deutlich sehen. Die andere, die„dekorative", verhüllt die Konstruktion und die praktische Zweckdienlichkeit unter dem Mantel von Zier- formen. Das architektonische und kunstgewerbliche Schaffen um die Mitte des vorigen Jahrhunderts war von einem ausgesprochen dekora- tiven Stil beherrscht. Gegen Ende des Jahrhunderts setzt« dann eine sehr energische und radikoi« Reaktion ein, die schließlich alles schmückend« Benverk an Gebäuden und Gebrauchsgegenständen oer- warf und nur die nackten Konstruktionsformen und die Betonung des nüchternen Gebrauchszwecks als künstlerisch gelten ließ. Man predigte Ehrlichkeit, Solidität und Schlichtheit. Jedes Ding sollte nur dos vorstellen, was es war, und vor allem sollten auch die zu seiner Herstellung verwendeten Stoff« immer deutlich zu erkennen fein, eine Haussassade in billigem Putz sollt« nicht Quaderstein«, ein Tisch aus Tannenholz nicht Mahagoni vortäuschen. Dies« Reaktion war Heilsani, aber sie ging— und darüber täuschten sich ihre Träger— nicht von künstlerischen, sondern von praktisch-iechnischen und von moralischen Gesichtspunkten aus. Zweck- mäßige Brauchbarkeit, solide Schlichtheit und Redlichkeit in der Ber- wendung des Materials sind an sich lobenswert, aber mit Kunst haben sie nichts zu tun. Künstlerisches Gestalten kann zwar aus konstruktiven Grundformen Anregung schöpfen, aber es betätigt sich erst im freien Spiel mit diesen Formen, und der Künstler hat das Recht, jedem Material das Ansehen zu geben, das ihm aus ästhetischen Gründen notwendig erscheint. Diese Auffassung dringt in unseren Tagen wieder mehr und mehr durch und sie wird namentlich in Deutschland sehr kräftig unterstützt durch die allgemeine wirtschaftlich« Situation. Kostbares Material, edle Stein«, Hölzer, Metall« stehen weder unserer Baukunst noch unserem Kunstpeiverbe zur Verfügung. Wir müssen mit billi- gen einheimischen Stoffen arbeiten und unser Ziel muß darauf ge- richtet sein, dt« Stoff« durch hochwertige künstlerisch« Gestaltung zu veredeln. Die moderne Tendenz zur farbigen Architektur und die wiedercrwachende Freude an schmückendem Beiwerk erklären sich zum großen Teil aus dieser materiellen Zwangslage. Ein Gang durch die architektonischen und kunstgewerblichen Abteilungen der Großen Berliner Kunstausstellung, die erst jetzt nach Fertigstellung der drei..Raumideen" des Architekten Nachtlicht komplett geworden ist, gibt in dieser Hinsicht lehrreiche Aufschlüsse. Die'modernsten Werke der Baukunst, die wir hier in Rissen, Photos und Modellen sehen, verzichten zwar auf allen orna- mentalen plastischen Schmuck, sind aber auch keineswegs konstruktiv empfunden. Bei einem Bureauhaus von Miesvan der Rohe <26, 1279— 71) scheinen die horizontal hingelagerten Massen frei in der Luft zu schweben, weil die tragende Cisenkonstruktion dem Aug« kaum bemerkbar wird. Das fast Widernatürlich« des Eindrucks verstärkt sich noch durch den Gegensatz der wuchtigen roten Mauer- zu den dazwischen liegenden leicht«« Glasflächen. Wer die eigen-
Zu dieser Belastung des Besitzes tritt ein Entwurf über Abänderung einzelner Verbrauchs st euergefetze. Di« Bier. steuer soll, wie es bereits durch das Biersteuergesetz von 1918 vorgesehen war, auf etwa 29 v. H. der Bvauereipreise oder 8— 12 v. H. der Kleinverkaufspreise gebracht werden, nachdem die vom Reichstag im Juli beschlossene Erhöhung» der Biersteuer als aus- reichend nicht angesehen werden kann. Das Mineralwasser st euergefetz soll aufgehoben werden, nachdem der Reichstag die Erhöhung der Steuer abgelent hat Die bierähnlichen Getränk«, die bisher der Mineraiwasiersteuer unterlagen, werden in die Bisrsteuer«ingegliedert. Der Entwurf will ferner bei der Bier-, Zucker-, Salz-, Zündwaren-, Leuchtmittel-, Spielkarten- und Kohlen st euer durch Verkürzung der Fälligkeitsfristen den möglichst raschen Eingang dieser Steuern bewirken. Des weiteren soll der Zahlungsaufschub bei Branntweinaufschlag und Essigsäure- steuer beseitigt werden. Endlich handelt es sich um ein S t e n« r z i n s g« f e tz, durch das der Reichsminister der Finanzen die Ermächtigung erhalten soll, für Verzugszinsen und Zinsen, die bei Steuerstundungen gewährt werden,«inen wesentlich höheren Zins als bisher festzusetzen. Di« Entwürfe sind bereits dem Reichsrat zu- gegangen.__ Die Gewerkschaften bei Guno. Gestern abend versammelten sich die Vertreter sämtlicher gewerkschaftlichen Spitzenverbände in der Reichskanzlei, um dem Kabinett Cuno ihre einhellige Meinung zu sagen. Der Reichskanzler Cuno eröffnete die Sitzung mit einer ausführlichen Erläuterung seiner bisherigen Politik. Aus diesem Teil seiner Rede verdient besonders hervorgehoben zu werden, daß er betonte, sein Bestreben sei gewesen, den Widerstand an der Ruhr in seiner ursprünglichen P a s s i v i- tätzuerhalten.es nicht zur Aktivität kommen zu lassen. Es sei auch immer wieder versucht worden, die Teuerung ein- zudämmen, wir hätten aber keine Gewalt über den Stand der Mark und der Devisen an der Börse erreicht. Die Aktionen in dieser Richtung hätten erwiesen, daß wir um deswillen keinen Einfluß auf die Mark haben, weil sie auch im Aus- lande gehandelt werde und bis dorthin reich? kein Einfluß einer deutschen Regierung! Jetzt solle dem Volke ein wert- beständiges Anlagemittel gegeben werden. Der Anleihe- Prospekt werde noch im Laufe dieser Woche herausgegeben werden. Selbstverständlich sei es empörend, daß bestimmte Schichten des Volkes sich des Ernstes der Lage nicht bewußt seien. Hier müsse aber die Exekutive der Länder ein- setzen. Er könne nicht die Lokale in der Friedrichstraße und am Kurfürstendamm schließen. In der Aussprache kam selir deutlich zum Ausdruck, daß die Gewerkschaften das Vertrauen zu der Reichsregierung ver- loren haben. Des Ergebnis der Sitzung mußte nach den Aus- führungen des Reichskanzlers, die sich im wesentlichen mit der Vergangenheit beschäftigten, ein mageres sein. L e i p a r t, als der erste Sprecher der Gewerkschaften, gab jenem Gefühl unumwunden Ausdruck. Es müsie daraus hingewiesen werden, daß die Gewerkschaften wiederholt Vorschläge gemacht hätten, daß immer wieder gesagt worden sei, diese Forderungen würden geprüft und berück- s i ch t i g t, zuletzt sei dann doch nichts geschehen. Leipart besprach dann die Entwicklung der politischen Verhältnisse im Innern, die Ernährungsschwierigkeiten, die Zusammenhänge der Geldentwertung und die unzureichenden Maßnahmen der Regierung gegen diese Tatsachen. Besonders charakteristisch für die Haltung der Regierung sei beim Beginn der seiner- zeitigen Stützungsaktion ihre positive Erklärung gewesen, daß es gelingen werde, den Dollar auf 20 000 M. zu halten. In diesem Glauben habe die Reichsregierung die Aktion gegen die Löhne unternommen. Nichts sei geschehen gegen die Steuerdcfraudation, und was geschehen sei, sei daneben gehauen.
artige Schönheit dieser Architektur würdigen will, muß auf alle überkommenen Maßstäbe verzichten und sich dem Reiz der reinen, aufs feinst? gegeneinander abgewogenen Formen und Masten un- befangen hingeben. Weniger extravagant erscheint dos Bureauhaus, das Max Taut für den Allgemeinen Deutschen Ge- wer ks cha st s b u nd geschaffen hat(26, 1379). Das Haus liegt an der Ecke der Wall- und Inselstraß« und kommt am vorteil- haftesten in der Eckansicht zur Geltung. Ruhig, einfach, ernst ragen die Fassaden empor, durch den Wechsel horizontaler und vertikaler Gliederung in schönem Rhythmus bewegt und durch farbigen An- strich kraftvoll lebendig gehoben.— Richtungswechsel in der Fassaden- gliederung ist auch das charakteristische Motiv des Baues, den die Gebrüder L uckhardt für die„Chicago Tribüne" entworfen baden(26, 1254). Die Breitseiten ruhen wagerecht, die Schmalseite strebt in prachtvollem Schwung« senkrecht empor. Dos Ganz« ist«in Meisterwerk in großzügig einheitlicher Wirkung und harmonischer Rhythmik. Di« drei Innenräume, die der Architekt Leo Nachtlicht mit dem Bildhauer Oswald Herzog und den Malern E e s a r Klein, Willy Iaeckel und Eugen Schüfftan geschaffen hat(Saal 23), erheben sich auf gleich großen quadratischen Grund- rissen und erzielen ihr« Stimmung durch verschiedene Höhe und verschieden« Forbengebung. Der niedrigste Raum in neutralen, grauen, mattgelben, stumpf blauen Farben ist der„wohnliche". Der „festliche", etwas höhere, erhält feinen Charakter durch die lichten, goldgelben, rosa und hellgrünen Wände. Das Gefühl der„Feier- lichkeit" wird durch hoch emporstrebend«, unten duntelrot«insetzend«, allmählich sich aufhellende und in«in« blougrün« Sterndecke aus- klingende Wandslcchen bewirkt. Jede der drei Lösungen ist in ihrer Art vortrefflich, aber um«in neues Problem handelt es sich nicht. Daß der Grundriß eines Raumes an sich nichts bedeutet und daß die Raumstimmung erst aus dem Verhältnis von Grundfläche und Höhe resultiert unb durch die vorherischend« Farbe wesentlich be- stimmt wird, ist uralt« Weisheit. Das eigentlich Moderne der Leistung besteht in der unbehindert sich auslebenden Schmuckfreudig- keit und in der Anwendung des denkbar billigsten Materials, das allein durch die künstlerische Gestaltung Wert und Wirkung erhält. „Qualitätsarbeit" im höchsten und zukunftsreichsten Sinne. Sehr problematisch erscheint dagegen der B-rsuch, den Li s s i tz- k n mit der dekorativen Gestaltung eines Innenraums unternimmt („Prounenraum", Rr. 12S3, neben Saal 23). Er gibt, ebenfalls mit den einfachsten Mitteln, eine abstrakre Austeiltina der Wandflächen. Alles ist klar und mit sicherem rhythmischen Gefühl gegliedert, jede Wand bildet ein organisches Ganzes, und die vier Wände klingen einheitlich zusammen. Aber die lebendige Wirkung bleibt aus,' es kommt kein« Raumstimniung zustande. Der Versuck ist wertvoll als Anregung, als Wegweiser zu einem neuen Ziel. Eine Lösung des Problems gibt er aber nach meinem Gefübl nicht. In der Abteilung für angewandte Kunst finden wir hervor- ragende Arbeiten der Treptower Vereinigten Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei, darunter einen schönen „Ehristus"(29s, 1412) von Thorn-Vrikker und eine der be- rühmten Faksiinile-Kopien aus Sta. Moria Magqiore(29s, 141 1>. lieber die technische» und künstlerischen Leistungen der Firma braucht kein Wort des Lobes mehr gesagt zu werden. Sie hat in Europa nicht ihresgleichen.— Unter den kunstgewerblichen Gebrauchsgegen- ständen» die in den Zimmern, 29, 21 und 22 ausgestellt sind, finde»
K n o H vom ADGB . entwickelte dann im einzelnst Vorschläge der Gewerkschaften aller Richtungen, denen sich auch die Christlichen in allen wesentlichen Punkten durch ihren Sprecher Baltrusch ausdrücklich anschlössen, obwohl sie schon ein eigenes Memorandum an die Reichsregierung gesandt haben. Knoll forderte: Auf dem Gebiete der Steuerpolitik sei es notwendig, die volle Wertbeständigmachung durchzu- setzen und die vielerlei Möglichkeiten der Spekulation der Steuerpflichtigen auf dem Rücken des Reiches rücksichtslos zu beseitigen. Die Deckung der Staatslasten auf längere Sicht müsse durch die sofortige Erhebung einer Goldmarksteuer auf den land- und forstwirtschaftlich benutzten Boden und durch eine gleichartige Belastung von Industrie und Handel erfolgen. Dazu sei es notwendig, eine wertbe- ständige Vermögens st euer zu schaffen und eine innere Gold an leihe auszugeben, die für die Spar- kästen die Unterlage zurSchaffung wertbeständiger Renten sein müsse. Um dem Ausland den Beweis von dem Erfüllungswillen Deutschlands zu geben, seien die in der Note vom 7. Juni d. I. der Entente zugesagten gesetzgeberischen Maßnahmen sofort dem Reichstage vorzulegen. Die W ä h- rungspolitik müsse raschestens auf wertbeständige Grund- läge geführt werden. Dazu müßten die notwendigen A e n d e- rungen in der Organisation der Reichsbank vorgenommen werden. In Zukunft habe auch die strengste Kontrolle der aus dem Export anfallenden Devisen stattzu» finden. Die Debatte ergab trotz der verschiedensten Anfragen durch die Vertreter der Gewerkschaften wenig positive Aussichten für künftige rasche und umfastende Maßnahmen der Reich?» regierung. Auch die eingehenden Erläuterungen des Reichs- bcmkpräsidenten über seine Währungspolitik wirkten nicht überzeugend. So mußte die wichtige Besprechung der Ge- werkschaften mit dem Reichskanzler enden wie befürchtet worden war, reichlich unbefriedigend. t
Die abgesagte Cuno-Krise. Für das Leben der Regierung Cuno hätte gestern noch niemand auch nur eine Papiermark gegeben. Vom Zentrums- türm her blies man zum Angriff, auf der Gegenseite wurde keine Verteidigung sichtbar. Jetzt ist es auf einmal wieder anders geworden. Das offizielle Organ der Volkspartei, die „Z e i t", wendet sich heftig gegen das„Krisengerede" und schreibt: Die ernste Presse hat die Pflicht, sich von diesem Sensation s- s i e b e r nicht anstecken zu lassen. Leider haben bisher nicht alle Blätter die nötige Selbstbeherrschung gezeigt. So gibt die»Ger- m a n i a", die das Stichwort für das ganze Krisengerede ausgegeben hat, ihm neue Nahrung, indem sie die große Koalition von Stresemann bis Breitscheid proklamiert. Ist dazu jetzt wirklich der geeignete und richtige Augenblick? Um diese Frage mögen sich vielleicht diejenigen politischen Kreise wenig kümmern, die durch die Erzeugung einer krisenhaften Stimmung ihre beson- deren Zwecke verfolgen. Für die verantwartungsbe- wußten großen Parteien aber unterliegt es keinem Zweifel, daß es vom Uebel ist, wenn man das Gespenst der Parlaments- oder Regierungskrise jetzt ganz mutwillig heraufbeschwört.... Dieses Treiben ist aber nicht nur überflüstig, sondern auch schädlich. Ganz abgesehen davon, daß man in Deutschland eme nervöse Stimmung schafft, die wir gor nicht brauchen können— wessen Geschäfte besorgt man wohl durch den Ruf nach Kabinetts- Umbildung? Ein Blick in den„Temps" genügt. Dieses französische Blatt macht Deutschland den Vorschlag, ein Kabinett aus allen„republikanisch zuverlässigen Parteien" zu bilden, dos dann nach Ansicht des„Temps" alle Schwierigkeiten aus der Welt schaffen kann, indem es den passiven Widerstand preisgibt, die Reparations- kommistion um Ueberprüfung der deutschen Leistungssähigkeit an- geht und durch eine Generalhypothet auf die deutschen Sachwerte und den gesamten deutschen Privatbesitz den Gläubigern Deutschlands Pfänder und zugleich sich die Grundlag« für eine neue deutsche
sich geschmackvolle und gediegene Arbeiten von Otto Hitzberger (namentlich eine vornehm eigenartige Standuhr), schön« Beleuch- tungskörper und Keramiken von H e l b i g imd ausgezeichnet« Kulstt- schmiedearbeiten des Schlosiermestters Schramm. Auffallend ist. daß nirgends«in Streben nach eigenen neuen Formen sichtbar wird. Di« Mefsinggegenständ« von Otto Schnitzer, die Keramik des Frl. K u l« in a n n, die Metallarbeiten des Bildhauers Koch , die dekorativen Plastiken von Walter S u t k a w s k i lehnen sich an den Stil exotischer Skulpturen, Malereien und Geräte an, geflacht«»«- Körb« und Kasten stehen unter d«m Einfluß der Regerkunst, To- peten und rot oder silbern gestrichene Möbel ahmen japanische Vor- bilder nach. Glas- und Porzellansachen zeigen altgewohnte Formen. Angesichts der gewaltigen Revolution, die in der sogenannt«!» hohen Kunst sich vollzogen hat, mag dieses Zurückstehen des Kunstgewerbes auffallend erscheinen. Es erklärt sich aber vielleicht aus dem über- weltlichen, lebensfremden Charakter der neuen Kunst, deren Träger für die Bedürfnisic des Alltags kein Interesse ausbringen können. Die wieder erwachte Freud « an ornamentalem, namentlich farbigem Schmuck und di« Verarbeitung wohlfeiler Stoff« sind vorläufig die einzigen Anzeichen, die auf neue Wegs auch im kunstgewerblichen Schassen hinweisen. Klare Ziel« der Stilentwicklung sind noch nicht erkennbar. Der groß« Bahnbrecher muß erst kommen.
Der künstliche Kanarienvogel. Selbstverständlich ist der„fünst- liche Kanarienvogel" kein Harzer Roller und überhaupt kein gelber Sänger aus den Harzborgen, sondern nur eine neue Erfindung der aeichäftstüchtiqen Amerikaner. Der Bogel selbst ist auch nicht tünst- sich. Künstlich ist vielmehr nur die Ausbildung seiner Stimm«, di« aber dem kleinen Tier erst seine richtig: Bedeutung gibt. Es ist an sich kein neuer Gedanke, den Vertretern der gefiederten Welt Ge- sangsunterricht unter Zuhilfenahme eines Instrumentes zu erteilen, um ihre Entwicklung in gesanglicher Hinsicht zu beschleunigen und damit die rasch« Vertaufsmöglichkeit zu steigern. Alle angestellten Versuche brachten aber nicht das gewünschte Ergebnis. Jetzt hat man in Amerika einen Phonogrophenapparat konstruiert, der in Aogelzüchtereien verwandt wird, um den jungen Vögeln als Lehrer zu dienen. Die Einübung junger Vögel ist damit nicht mehr ab- hängig von echten Voriängern aus der gefiederten Welt, die auch drüben hoch im Preise stehen. Ob allerdings diese künstkiche Stimm- ausbildung auch auf lange Dauer hinaus günstig« Ergebnisse zeitigen wird, mag vorläufig dahingestellt bleiben. Hundertmillionenspende deutsch -amerikanifchcr Aerzte. Mehrere deutlch-amcritanische Aerzte haben aus Grund einer Sammlung siir die notleidenden Groh. Berliner Aerzte zunächst 199 Millionen Mark zur Veriüaung pellelli. Ein anderer anlebnlicher Betrag ist in AuZficht gestellt, damit lolcke Aerzte Groß-BerlinZ, die durch Alter, Krankbeit oder sonstige Schickiatsschläge eine sofortige Unterstützung brauchen, Twzelgabe» von Vi und 1 Million erhalten. „Tos Wundermädchen von Berlin- betitelt(ich ein Schauspiel. da? der Romanschriststeller Han4 Heinz EwerS vor kurzem vollendet bat. Ewers nennt sein Stück ein.vbentastischeS Schauspiel-. Die Ur» aussiihrung ist bereits für die kommende Spielzeit aus einer der Rotter- Bühnen vorgesehen. Malnahmen zur Nnterdrückuiig der pornograpbisehen Ber- össentlietiungcu soll eine internationale K o n I e r e u» beraten, die am 31. August in Genf zusammentrete« wird. Di« floa|«oa, tpK eine neue Konoentio« ausarbeite«,