Einzelbild herunterladen
 

Der berufene Ratgeber. Herr Albert Treint klärt die deutsche » Arbeiter auf... DieRote Fahne " vom Freitag veröffentlichte einen Leitartikel von Albert Treint (Paris ) unter der Ueberfchrift.Werden sie wieder Verrat üben? Eine französische Frage an die VSPD." Dieser Artikel war wenige Tage zuvor in der Pariser �umanite" erschienen. Cr enthält die Aufforderung an die deutsche Sozial- demokratie, gemeinsam mit den Kommunisten eine Arbeiter- regierung zu bilden, denn nur eine solch« würde mit Unter- stützung Sowjetruhland« Poincare zum Rückzug zwingen können. Eine neue Koalition zwischen Sozialdemokratie und bürgerlichen Parteien würde nur einen neuen.Verrat" an der deutschen Ar- beiterklasie bedeuten, den die Arbeiter vomlinken Flügel" der Sozialdemokratischen Partei nicht dulden dürft«. Wer ist Herr Albert Traint? Di«..Rot« Fahne" hat vergessen, ihn ihren Lesern vorzustellen. Das wollen wir hiermit vachtragen: Herr Treint ist«in ehemaliger Lehrer, der während des Krieges französischer Hauptmann wurde und sich bei der Demobilisierung des Heeres im Sommer ISIS darum bewarb, al« aktiver Offizier weiter zu dienen. Gleichzeitig stellt« er den Antrag, unter Berufung auf feine Verdienst« im Kriege, die ihm das Ritterkreuz der Ehren- legton eingetragen haben, der französischen Militärmission in Polen Zugeteilt zu werden. Darüber, daß er damals abgewiesen wurde, empfand er«inen solchen Schmerz, dah er schnurstracks zu den Kommunisten lief, wo er natürlich gleich auf dem öuhersten linken Flügel landete. So spielt das grausam« Schicksal mit einem Erdenkind: Hätte der Ariegsminister damals Clemenceau seine Bitte erfüllt, dann säße Herr Treint vielleicht heut« noch in Warschau , Wikna, Krakau oder Posen, die linke Brustseit« seiner totschicken Ofsiziers- uniform geschmückt nicht nur mit der Ehrenlegion, sondern auch mit dem polnischen Weihen Adler, und würde polnisch« Retruten für den Krieg gegen Sowjetruhland und Deutschland ausbilden. Woil er aber von feiner vorgesetzten Behörde einen Korb er- hielt, sitzt er jetzt im Zentralvorstand der KPF., schreibt Leitartikel in der.Humanite", die in derRoten Fahne" abgedruckt werden, stellt offene Fragen an die VSPD. und warnt dieArbeiter vom linken Flügel' der deutschen Sozialdemokratt« vor ihrenverrSte- rischen Führern". Herr Treint hat sich die Gunst seiner Moskauer Brotherren da- durch erworben, daß er, in einer Zeit, als die groß« Mehrheit der KPF. dem neuesten Purzelbaum der dritten International«, näm- lich der.Einheitsfron t"-Parol« vollständig verständnislos und ablehnend gegenüberstand, für die Erfüllung dieser Befehlt «intrat. Denn man hat al» ehemaliger Offizier Disziplin im Leibe, besonders wenn man von der richtigen Vorahnung ausgeht, daß Moskau als Verteiler der Goldrubel sich schliehlich doch durchsetzen werde. Um die.Einheitsfront'-Parole den französischen Kommu- nisten verständlicher und schmackhafter zu machen, gab damals Herr Tvsint«ine Erläuterung diese» Befehl«, die ebenso offenherzig wie zynisch war. Er schrieb damals: Wir Kommunisten werden die Annäherung an die Sozialisten ungefähr so voll- ziehentv* die Hand sich dem GefILgel nähert, um es zu rupfen". Man mühte nun annehmen, daß sich die Rädel und Konsorten von diesem schönen Gleichnis, mit dem die ganze elende Heuchelei der.Cinheitsfront'-Taktik enthüllt wurde, abrücken und den tölpel- haften Kapitän, der so unvorsichtig au« der Schul« plauderte, kalt- stellen würden. Aber die Moskauer Opposition hat stets eine be- sondere Sympathie für diejenigm unter ihren Jüngern empfunden, die durch Frechheit und Zynismus über den Durchschnitt der übri- gen Anhänger emporragen. Und so war Herrn Treints Karriere in der KPD. seither gesichert. Wenn jetzt dieses zweifelhafte Individuum die Wirkung feiner Lehren in Deutschland ausprobieren will, dann wird«r bald er- fahren müssen, daß kein.Flügel" der deutschen Sozialdemokratie sich von ihm rupfen lassen wird. Unsere Genossen in den Betrieben werden nicht verfehlen, ihre kommunisttschen Kollegen darüber auf- zuklänen, was dieRote Fahne" für einen vornehmen neuen Mit- arbeiter nach dem alldeutschen Grafen Reventlow ge- wonnen hat.

Der Ii. Esperanto-UZeltkongreh. In Nürnberg wurde am Freitag der Esperantokongreh. zu dem SOOV Teilnehmer au» 43 Staaten erschienen sind, eröffnet. Professor Dr. D i t t e r l« übernahm das Präsidium, er begrühte besonders die Witwe des Erfinders, Frau Zamenhof, der«in« de- geisterte Huldigung dargebracht wurde. Namens des Reichspräsiden- ten, der das Ehrenproteftorat des Kongresses übernommen hat, und des Reichsministers des Innern begrüßte Staatssekretär S ch u l z den Kongreß und wünschte ein gutes Gelingen. Der Wert und die Be- deutung des Esperanto trete sympathisch in Erscheinung. Das Espe- ranto wolle die Muttersprache nicht verdrängen, ja die Hilfssprach« setze überhaupt eine gute Kenntnis der Muttersprache voraus und trage so dazu bei, die ideellen Werte der Muttersprache zu vermehren. Durch Esperanto leid« auch die Erlernung ftemder Sprachen keinen Schaden. Der Wert liege darin, daß sich mit Esperanto alle Völker des Erdenrunds sofort und unmittelbar zu verständigen vermögen. Da» zuständige Reichsministerium steh« den Esperantobestrebungen mit voller Sympathie gegenüber. Oberbürgermeister Dr. L u p p e begrüßte m Esperanto die Kon- preßteilnehmcr mit einer Ansprache. Er feierte den gewalttgen Ge- vcmten ÄTttr Weltsprache, die Handel und Verkehr erleichtern, das Verständnis für fremd« Kultur schneller und besser ermöglichen. schließlich die Völker der Welt einander zu friedlichem Wettbewerb und gegenseitigem Dulden und Verstehen näherbringen soll. Grüße überbrachten Vertreter der österreichischen, bulgarischen , tschechoslowa- tischen, litauischen, niederländischen, jugoslawischen, sinnländischen, italienischen und russischen Regierungen. Der Kongreß bot«in impo- sante» Bild, im Saal« die nach Tausenden zählenden Angehörigen au» 43 verschiedenen Ländern, die sich oll« in einer Sprach« oer- ständigen konnten. »Eigentlich eine reizend« Iran ." Die Direktion Roller hat sich bewogen gefühlt, noch einen Baustein auf ihren Kunstbetrieb aufzu- setzen. Reibungslos lief gestern das Lufffpiel von Joachim Zimmermann:.Eigentlich eine reizende Frau" ab. Nach dem zweiten Akt erschien ein ernster Mann auf der Bühne, um sich in Anbetracht des Beifalls zu verneigen es war der Verfasser. Ohne weiteres sah man ihm an, daß ihm Trauerspiel« besser liegen würden. Sein Lustspiel ist ein dramatisierter Familienroman mit beherzigenswerter Belehrung. Wir lernen aus dem Stück, daß eine schöne Frau manchmal Launen hat und man sich deshalb nicht ganz auf sie verlassen darf. Auf innere Qualitäten kommt es an, sehen Sie! Daher kriegen sich denn auch zum Schluß die wirklich tiefen Menschen. Das Stück verhilft demnach einer wenig bekannten Wahrheit zur Geltung. Di« Darsteller waren sämtlich auf dem Posten. Es gab gute, solide Schauspielkunst. Einig« Rollen Kasimir Pari« und Max d u M e n t l als naio-dümmliche Offiziere mit Korrektheit und Schneid boten sogar vortreffliche Charakte- ristik, ein Derdlenst. an dem auch der Autor seinen Anteil hatte. Georg P a e s ch k e mimte einen nie aus der Ruhe zu bringenden Jtaliencr recht echt, und Else Wasa war wirklich eine reizende Frau. Alles in allem kann man sagen:.Eigentlich eine über- flüssige Premiere."__ Dgr. TaS Innsbruck«» Ttabttbeater ist finanziell znsavnuenaebroche». Um die Existenz de« Schausvl'lp-tlonal, zu retten, bewilligte der Gemewh«. hat eine außerordentliche Subvention von dO Millionen Kronen.

die völkisch-tommuniftische Einheitsfront. Nach Radek Reveutlow auch Reunaele! Aus Stuttgart wird demB. T." gemeldet: Nachdem das Verbot für dt« Nationalsozialisten, öffentliche Der- fammlungen abzuhalten, von der württembergifchen Regierung auf­gehoben worden war, hotten diese von der wiedererlangten Freiheit sofort Gebrauch gemacht und für gestern ein« öffentlich, Ler- f a m m l u n g nach einer der größten Säle Stuttgart » einberufen. Seit Tagen prangten an den öffentlichen Anschlagsäulen große, knall- rote, weithin leuchtend« Plakate. Der Saal war gefüllt, aber der angekündigte Redner Esser aus München blieb aus. Für ihn sprach der auch in Bayern au» der Rätezeit nicht unbekannt« Max Weber zwei Stunden lang, nach ihm der kommunistisch« Reich«- tagsabgeordnete Remmele. Er fand bei den Hakenkreuzlern keinen Widerspruch, sondern ein H e i l r u f jagte den anderen während seiner Ausführungen und al» er auf der Bühne seinen Nock auszog und dabei erklärte,Ebert zeig« sich ja auch in Ladehosen", stieg die Begeisterung bei den Hatentreuzlern auf die Höhe. Weber gestand dann auch in feinem Schlußwort, er hätte dem Genossen Remmele gern noch«ine Stunde laug zugehört. Man habe bei dessen Rede glauben können,er sei einer der Unsri. g e n". Die deutschnattonaleSüddeutsche Zeitung" schreibt über die Ausführungen Remmeles:Man gewann den Eindruck, daß die akttvistischen Elemente von links sich zu Berührungspunkten mit der nationalsozialistischen Bewegung hindrängen". Auch die tom- munistischeSüddeutsche Arbeiterzeitung" ist mit den Ausführungen ihre» Genossen Remmele, der die Notwendigkeit der Niederschlagung der Räuber im eigenen Land« fordert«, um dann als freies Volk die«ntentistifchsen Räuber niederzuschlagen und au» Deutschland zu verjagen, vollständig einverstanden. Man steht, wi« ernst die Kommunisten ihren Kampf gegen den Faschismus und die Deutschvölkifchen ihr Schlagwort von der.Schädlichkeit" de» Marxismus nehmen. Aber man sagt ja wohl: Es ist nichts so dumm, e« findet doch sein Publikum!"

Stinnes dementiert. Zu unserer Notiz.Stinne« und die französischen K a n o ne n" in Nr. 356 vom 1. August sendet im« Herr Hugo Stinne» al» Vorsitzender de» Verwaltungsrat» der Oefterreichifch- Alpinen Montangesellschaft unter Bezugnahme auf ß 11 de» Preß- zesetze» folgend« Berichtigung: 1. Es ist unwahr, daß die Hält« von den Itf Millionen Mark neuer Aktien der von Stinnes kontrollierten Alpinen Montangefell- fchaft in den Besitz der französischen Waffen- und Munittonsfabrik Schneider-Ereuzot gelangt ist. 2. Es ist unwahr, daß.zwischen dem Stmnestrust und der fran- zöfifchen Schwerindustrie über die Wirtschaft in den österreichischen Nachfolgestaaten eine BerstSndigung besteht". 3. Es ist unwahr,.doch die Alpin« Montangefellschast augenbllck- lich mit Hochdruck Unterteile für französisch« Kanonen anfertigt". 4. Es ist unwahr, daß die unter 3 erwähnt« Nachricht von der Wiener Zeitschrift.Die Börse" verbreitet wurde. Hierzu ist lediglich zu bemerken, daß unserer Darstellung insofern ein Irrtum unterlaufen ist, al, nicht die Wiener Zeitschrift.Di« Börse", sondern die.DeutfcheBergwerkszeitung" die Mit- feilung gebracht hat, daß die von Hugo Stinne« beherrscht« Alpin« Montangesellschaft jetzt mit Hochdruck arbeitet, um Unterteile für fran- zöstsche Kanonen anzufertigen. Ein rechtzeitiges Dementin an diese» Organ der rheinifch-wefffälifchen Schwerindustrie hätte leicht verhin- dern können, daß au» der Meldung polittsch« Konsequenzen gezogen wurden. Wir haben keinen Anlaß, die Richtigkett de» Dementi» zu bezweifeln, möchten jedoch, da die Widerlegung den Eindruck erwecken könnte, als ob Stinnes mit der ftanzöstfchen Schwerindustrie in den österreichischen Nachfolgestaaten nicht zusammenarbeite, darauf hin- weisen, daß die französische Firma zusammen mtt Herrn Stinne, ein starke, Interesse an der N i« d e r ö st e rr« i ch i s ch e n Ts- c omte-Gesellschaft hat. Erwerbslofetiöemoastrdtion in Dresden . Dresden . 4 August.(Eca.) Da» Dresdener Polizeipräsidium gibt folgende amtlich« Darstellung über Zusammenstöße zwischen der Polizei und den Erwerbslosen: Bon nachmittag» 5 Uhr an fan- den entgegen dem verbot de, Polizeipräsidenten auf dem Altmarkt Versammlungen der revolutionären Erwerb»- losen statt, zu denen der Aktionsausschuß dieser Gruppe aufge- fordert hatte. Die Polizei schritt dagegen ein und räumt« in der siebenten Stund « den Altmarkt. Nach der Räumung de» Lltmarkt» bildete sich«in D« m o n st r a t i o n» z u g, dem die Polizei an der Ecke Waisenhaus- und Prager Straße entgegentrat und ihn auflöst«. Da die Beamten mit Steinen beworfen, auch Personen mit gezogenem Messer bemerkt wurden, die Menge ober der Aufforderung auseinanderzugehen, nicht nochkam. vielmehr gemalt- töttg vorging, mußte von den G u m m i s ch l ä g e rn Gebrauch gemacht werden. Nach der Zerstreuung des Zuge» vergriff sich ein Teil der Demonstranten an einem unbeteiligten Mann, der das Bor- gehen der Demonstranten mißbilligt«, gewalttätig, so daß er von der Polizei in Schutz genommen werden mußt«.

Entfernung der Parteizerstörer. Zkaftaad. 4. August.(WTB.) Di« Leitung der Maxim als- stischen Partei beschloß mit acht Stimmen bei einer Enthaltung die Parteimitglieder Buffoni. Malatesta. Maffi, Riboldi und Serrati, welche die Redaktion der ZeitschriftPagine Bosse" bilden, a n»j zuschließen und diese Maßnahm« aus all« diejenigen Personen und Parteiorganisationen auszudehnen, die sich mtt den vusge- schlossenen solidarisch erklären. Die Ausgeschlossenen ssnd die Wortführer Moskaus und letzthin hatte Sinovjew den Maxi mallsten noch großes Unheil angedroht, wenn sse Maffi und Genossen nicht folgten. Die finnische Kommunistenverfolgung. y-lflngsor». 4. August.(WTB.) Wi«Finste Rotisbyvan' meldet, sind bis heute vormittag insgesamt 127 Kommunisten von ISll zu verhaftenden festgenommen morden, von 28 kommunlsti- schen Reichstogsmitgliedern sind bis jetzt 22 verhaftet wor- den. Di« Vernehmung der Verhafteten sowie die Untersuchung de» beschlagnahmten Beweismaterials haben begonnen. In den vorder- arund tritt jetzt die Frag« der Zusammensetzung de» Reichstage» für die Herbstsaison. Neuwahlen und Ergänzung». wählen dürsten jedoch kaum in Frag« kommen.

Gegen Professor Plate, der seine Vorlesungen zu wüsten Schimpfereien auf Sozialdemokraten und Juden mißbraucht«, hat da» thüringische volt«bildung»mülisterium die Einleitung de» Dienststrafverfahren» durch den Direktor der lluioersttät Jeus verfügt,............

Der deutsch -polnische flusweisuagskrieg. Verschärfung des Konflikts. WTB. meldet: Di« polnische Regierung hat in den letzten Monaten als Repressalie gegen Ausweisungen polnischer Staats- angehöriger au» Deutschland mehrere hundert Reichs- deutsche aus Polen ausgewiesen. Diese Maßnahme war als Repressalie weder sachlich gerechtfertigt noch völkerrechtlich begründet. Da die ausgewiesenen Reichsdeutschen sämtlich in Polen ansässig waren, die aus Deutschland ausgewiesenen Polen dagegen in der Mehrzahl der Fälle sich mir vorübergehend in Deutschland aufhielten, ihren Wohnsitz ober in Polen hatten, stellt die Aus- Weisung für die betroffenen Reichsdeutschen eine besondere Härte dar. Di« deutsche Regierung hat weitestes Entgegenkommen gezeigt und hat sich in wocheniangen Perhandlungen bemüht, eine Ver- ständiguna mit der polnischen Regierung in der Ausweisungs- frage herbeizuführen. Die polnische Regierung war dieser Bemühung gegenüber völlig rntzugönglich und hat schließlich die ein- t ö g i g e Ueberschreitung einer von ihr gesetzten unangemessen kurzen Frist in einer Sonderftag« als Grund benutzt die Berhand- lungen abzubrechen und sogar bereit» getroffene Teilvereinbarun- gen einseitig zu annullieren. Di« deutsche Regierung hat nunmehr in Warschau am 3. August eine Note überreichen lassen, in der nach Darstellung des Sachverhalt» erklärt wird, sie könne sich nicht des Eindrucks erwehren, daft die polnische Negierung überhaupt kein Ein- Verständnis in der Ausweffungsfrage anstrebe, sondern die deutschen Ausweisungen nur benutzen wolle, um die von dem vorigen polni- schen Ministerpräsidenten Sikorski am 1<Z. April in Posen al» Pro- gramm der polnischen Regierung verkündete Entdeutschungs- Politik durchzuführen. Di« deutsch « Regierung müsse sich vor- behalten, hieraus die entsprechenden Folgen zu ziehen. * Warschau , 4. August. (Wtb.) ImMonitor Polski" erscheint ein« Aufforderung zur Einreichung von Anträgen betreffend Güter und Ansiedlungen deutscher Besitzer. Die neue Gruppe umfaßt zirka 100 Renten ansiedlungen und einige größer« Güter in Posen. Die Besitzungen sollen bi» zum September enteignet sein, so daß Anfang Oktober wieder einige hundert deutsche Ansiedler ver- trieben werden können.

Präsident Eoolidge. Der neue Präsident der Dereinigten Staaten von Nordamerika hat schon auf seinem Landaufenthalt am Tag« nach dem Tod Har- ding» den Eid auf die Verfassung geleistet. Er ist bereits in Washing- ton eingetroffen. Eoolidge(sprich Kulitsch), am 4. Juni 1865 in einem Dorf« des Staates Vermont geboren, beendigt« sein« juristischen Studien 1895 mit Erwerbung des Doktortttel» aus dem College Amherst . 1897 lieh er sich in Northampton in Massachusetts als Rechtsanwalt nieder, wurde bald Rechtsberater der Stadt und war dann von 1907 1908 Mitglied des Obersten Gerichtshofes von Massachusetts . 1910 1911 war er Bürgermeister von Northampton. 1905 1915 ge- hört« er dem Parlament von Massachusetts an, 1914 1915 war er aber Präsident, worauf er für 19181918 stellvertretender Gouver- reur und 1919 1920 Gouverneur dieses Staates wurde. In dieser Nachkriegszeit wurde in Massachusetts eine angeblich« kommunistische Verschwörung aufgedeckt und gleich darauf streikte in Boston die Polizei. Darüber war die Bevölkerung in panikartige Erregung versetzt. Damals prägte er da« Wort:.Niemand hat irgendwo und irgendwann das Recht, zum Schaden der öfsent- lichen Sicherhett zu streiken. Er unterdrückte rücksichtslos den Streik und wurde von dem geängstigten Bürgertum in den Himmel gehoben. Darob fürchteten aber die politischen Führe.?. der Vereinigten Staaten , daß Eoolidge für die bevorstehende Wahl zum Präsidenten nominiert und an die Spitz« der Republik treten könnte. Um ihm die Präsidentschaft vorzuenthalten, schob man ihn als Vizepräsidenten vor. Das durch den Tod Hardings erfolgt? Aufrücken zum Präsidenten vereitelt die damalige Rechnung ge- wisser Politiker. Der neu« Präsident veröffentlichte folgende Erklärung: Präsident Harding war mein Chef und mein Freund, und es wird mein Ziel sein, im Dienste des amerikanischen Volkes die Poli- tit durchzufuhren, die er degomten hat und für die ich stets die Ver- cmtwortung übernehmen werde. Zu diesem Zwecke werde ich alle die zur Mitarbeit heranziehen, die dem Präsidenten Harding wäh- rend seiner Amtszeit zur Seite gestanden haben.. Ich wünsche, daß diejenigen, die ihn unterstützten, auch mich unterstützen. Der Poriser.New Park Herald" berichtet, der plötzliche Tod Har- ding» habe die republikanisch« Partei, zumindest vorübergehend, in V er wirrung gestürzt. Fall« Präsident Eoolidge die Partei nicht zu einer neuen Einheitsfront zusammenfasie, sei zu erwarten, daß die Partei in einer Reih« von Fragen sich spalte und daß viel- leicht ein« ganz« Reihe von republikanischen Kandidaten für die Präsidentenwahl von 1924 auftreten würden, so u. a. die Senatoren La Follette, Johnson, Watson, Beveridge , Mc. Cormick und Gou- verneur Allen. Allerdings werde alles von dem Verhalten Coolidges abhängen. Der New P orker Korrespondent derWestminster Gazette" glaubt, daß die Politik Coolidge , durch«ine Verschärfung des Alkoholverbot«« gekennzeichnet werde, ferner durch ein« weiter« Derschärftzng der amerikanischen Iso- lierungspolitik und durch eine intensiver« Entwicklung des amerikanischen Außenhandel». Zum Tod« Hardings haben sofort viel« Regierungen, natürlich auch die deutsche, ihr Beileid übermittelt. Im Völterbundrat beantragt« Schanzer-Jtalien die Absendung einer Beileidskund- gebung. Der Leichnam Hardings wurde nach einer schlichten Zeremonie in dem Hotel, in dem Harding gestorben ist, mit einem Sonderzug nach Washington übergeführt Soldaten, Matrosen und ein« große Menschenmenge begleiteten den Sarg bis zum Bahnhof. Taufende bildeten Spalier. Der Zug wird Dienstag 7 Uhr m Washington ein- treffen, wo der Sarg in da» Weiße Haus gebracht wird. Am Mitt- wach wird der Leichnam in da« Kapital gebracht und nach den offi- ziellen Trauenfeierlichteiten nach Ohio , der Heimat Hardings, über- führt._

Nakowskt See englischen Regierung unliebsam. Moskau . 4. August.(TU.) Zwei Stunden vor der Abfahrt Rakowski, nach Warschau , von wo er nach England Weiterreisen wollt«, um dort den Posten de» Sowjetvertreters zu übernehmen, überreichte der Vertreter Englands in Moskau , William Peters, dem Sowjetaußenamt«tn« englische Rote, nach deren Kenntnis- nähme die Abreise Rakowski» sofort verschoben wurde. Man nimmt an, daß England von Rakowski eine Auslegung der von ihm bisher in Wort und Schrift geäußerten Auffasiungen über Eng- l a n d fordert, ehe es ihn als Vertreter seiner Regierung in London anerkennt. Ts ist bereits gemeldet worden, daß Rakowski zum Stelwertrete Tschitscherin» ernannt sei: danach wäre wohl der ihpt zugemutete Kotau der Moskau «? Regierung unliebsam!

Amerikanische Parlamentarier in Moskau . Die amerikanischen Senatoren King und Ladd, da« Kongreßmitglied Frear und Prof. Johnson find auf ihrer Suropareise in Moskau eingetroffen; sie werden fünf Tag« in Moskau bleiben und alsdann ein« Studien­reise durch da« Sovjetreich ontrrte».