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z w u n g e n sein, bei der Reichsbank wertbeständig zu leihen; dadurch wird wieder die Reichsbank instand gesetzt, vaft der Wirtschaft wertbeständige Anlagen anzunehmen und es der Wirtschaft ermöglichen, werlbeständige Zahlungen zu leisten. Kann die Wirtschaft ihr Bedürfnis nach Wertbeständigkeit bei der Reichsbank befriedigen, dann hört ein Teil der Nachfrage nach Devisen auf, und unsere Währungssituation bessert sich. Das find alles ganz einfache Zusammenhänge, die aber Herrn Havenstein nicht klar zu machen sind. Da er aber anderer- seits es mit der Angst bekommen hat und Konzessionen machen muß, so kommen dann diese lächerlichen Maßnahmen und Halbheiteil hercnis, die, statt Abhilfe zu bringeil, neue Ver- wirrung stiften. Die Bermehrung der Inflation durch die bisherige Reichs- bankpolitik ist die schlimmste, aber lange nicht die ein- z i g e S u n d e Haoensteins. Dieselbe jämmerliche Unfähig- keit zeigte er bei den bisherigen Stützungsaktionen. Wie zu allen anderen, so mußte auch zu den Stützungsaktionen die Reichsbonkleitung. die völlig ideen- und planlos feit Kriegs- ousbruch alles geschehen lieh, was einer unzulänglichen Finanzverwaltung und der Devisenspekulation gefiel, erst durch den Druck von außen getrieben werden. Das ist ja überhaupt das Unglück. Jeder Versuch, den die Reichsbank auf�währungspolitischem Gebiete macht, den macht sie erstens insölg« des Widerstandes, den sie, solange es geht, leistet, viel zu spät und zweitens gegen die innere Ueberzeligung ihres Leiters. Deshalb erfol- gen alle diese Versuche nur zögernd und mit unzulänglichen Mitteln und müssen deshalb scheitern. Sind sie aber infolge des inneren Widerstrcbens der Reichsbankleitung gescheitert, dann beruft sich diese darauf: wir haben ja doch recht gehabt! Und der Widerstand beginnt von neuem mit noch verstärkter Zähigkeit, bis eine neue Katastrophe da ist und es dem Druck von außen gelungen ist, die Reichsbonkleitung wieder einen Schritt vorwärts zu prügeln, worauf wieder eine Halbheit kommt, die natürlich wiederum scheitert. Dreimal hatten wir bisher Stützungsaktionen und jedesmal ist die Reichsbank so verfahren. Die erste Stützungs- aktion beim Tode Rathenaus hat versagt, weil die Reichsbank damals überhaupt ohne Sinn und Verstand interveniert hat. Sie gab wahllos, ohne jede Kontrolle, ihre Devisen bei der Kursfeststellung billiger ab, die die Käufer am nächsten Tage schon teuerer verkauften, und setzte wochenlang dieses lächer- lich« Treiben fort. Dann verkündete sie stolz: Wir haben doch interveniert, es hat nichts genützt; es läßt sich eben nichts machen. Und dabei blieb es trotz aller Bemühungen bis zur Währungskatastrophe bei Beginn der Ruhraktion. Bei der zweiten Stützungsaktion im Februar dieses Iah- res, die ebenfalls der Reichsbank erst von außen und von der Regierung aufgedrungen wurde, lag die Situation glücklicher- iveisc und ohne Verdienst der Reichsbank etwas anders. Eine starke Zahlungsmittel- und Kreditknappheit beschränkte die Mittel der Devisen'ipekulation. Die Aktion selbst wurde zu- Nächst nicht von der Reichsbank, sondern von einem verniinfti- gen Bankinstitut ausgeführt, dos etwas von der Sache ver­stand. Es begann mit der Intervention im Auslände. Dort wurde die Mar? mit außerordentlichem Erfolg gestützt und die! Bewegung kannte auf Deutschland übertragen werden. Die Reichsbank hat dann, nachdem sie den Erfolg gesehen hatte, an den sie nickst geglaubt, gegen den sie sich bis zuletzt gewehrt hatte, die Sache leider in die eigene Hand genommen. Damit war die Geschichte auch schon erledigt. Sie hat nichts getan,' um durch Beseitigung der Popiennarkkreditc die Geldknapp- cheft aufrechtzuerhalten. Sie hat den Kurs strotz allen Abratens starr festgehalten, statt ihn schwanken zu lassen und dadurch die Spekulation unsicher zu machen. Sie hatte nichts vor- bereitet, um Angriffen entgegentreten zu können..Herr 5iaven- s.ein war eben von vornherein überzeugt, es nützt ja doch* nichts; er hatte keine Idee, keinen Plan, und so mußte die> Aktion zusammenbrechen. lkbertroffen wurde aber alles Vorangegangene durch die letzte Aktion. Statt einer orgonischei: Stützungsoktion griff man zu dem rein technischen Mittel des Einhcitskurses. Jede Intervention im Auslande wurde unterlassen und so die Ber -

liner Kursnotierung zu einer rein fiktiven gemacht. Die Bor- cussctzung, die im Februar vorhanden gewesen war, die Geld- knappheit, fehlte. Die Reichsbank tat nichts, um sie herbei- zuführen. Weder wurden die Dollarschatzanweisungen gegen Papiermark verkauft, noch eine andere wertbeständige Anleihe ausgegeben, noch die Steuereinziehung beschleunigt, um die notwendige Verknappung auf dem Geldmarkt herbeizuführen, noch ein Devisenfonds aus Mitteln der Wirtschaft geschaffen, um der Intervention eine ausreichende Grundlage geben zu können. So wurde ohne Zweck und Verstand nur eine sinn- lose Verwirrung auf dem Devisenmarkte angerichtet, die zulctz: die Lebensmittelversorgung gefährdete und eine industrielle Krise in bedrohliche Nähe rückte. Das find die Erfolge Haoensteins! Und bei der Einstellung, die Herr Havenstein nun einmal zu den Wäh- rungsproblemen hat, ist eine Aendcrung der Reichsbankpolitik unter seiner Leitung nicht zu erwarten. Kostbarste Zeit wird in den ewigen Verhandlungen zwischen Regierung und Reichs- bank nutzlos vertrödelt; eine Zickzackpolitik ist das Resultat, die nachgerade unserem wirtschaftlichen und sozialen Leben unerträglich geworden ist. Das muß nun endlich anders werden! Wir haben gegen die Person Havensteins, der seiner Ueberzeugung folgt und dessen Charakter achtungswert ist, nicht das Ge- ringste einzuwenden. Aber den Aufgaben, die die jetzige Situa- tion erfordert, ist er in keiner Weise mehr gewachsen. Wir wissen, daß dieseUeberzeugung in den weite st en Kreisen geteilt wird, daß das Urteil über die Unzuläng- lichkeit der Rsichsbankleiwng in den verschiedensten Kreisen der Wirtschaft, der Politik und der nationalökonomischen Wissen- schaft das gleiche ist. Deshalb muß von der Regierung end- lich verlangt werden, daß sie für die n o t w e n d i g e A e n d e- r u n q sorgt und eine geeignete Persönlichkeit an die Spitze der Reichsbank zu bringen vcrftebt. Denn diese Währungs- frage heischt nun endlich wirklich Antwort: Wie hoch muß dcrDollar steigen, hisHavenstein fällt?

die Steuervorlagen. Der Reichsrat hat die neuen Steuervorlagen der Regierung durchberaten und mit einigen Aenderungen genehmigt. Im Mittelpunkt der Regisrungsanttäge steht als die finanziell bedeutsamste Steuermaßnahme die Boraus- zahlun�g auf die Einkommen- und Körpcrfchaftssteuer. Gleichzeitig mit dieser Vorauszahlung soll am 31. August, am 5. Oktober und am S. Januar das Doppelte dieser Vorauszahlung als Ruhropfer eingezogen werden. Run war vom Reichstag in seiner letzten Tagung ein Gesetz verabschiedet worden, das für den 13t August das 25sachs der fälligen Einkommensteuerzahlung als Vorauszahlung be- stimmte. In ihren Finanzforderungen bat die So.naldemo- kratie bereits darauf hinganrefen, daß dieser Multiplikator an- gefichts der unterdes eingetretenen Geldentwertung völlig un- genügend ist. Wir hatten statt des 23fachen das 75fache ge- fordert. Daneben die verdreifachte Zahlung der Unstatzsteuer und der valorisierten Zwangsanleihc. Die Regierung erkannte die Notwendigkeit unserer Forderung an, und der Reichsrat ist in diesem Punkte angesichts des fortschreitenden Währungs- verfalle, noch etwas hinausgegangen. Er hat die Dorauszah- lung für die Einkommensteuer auf das 1 0 f a ch e, für die Körpsrfchattssteuer auf das 140fache erhöht. Zusammen mit dem Ruhropfer ergibt sich also, daß nodst im August das 3vl>fache der Einkommensteuer und dos 4 2 0- fache der Körperfchaftssteuer erhaben werden wird Damit ist unleugbar ein großer Schritt zur An- Näherung an unsere F o rderungen geschehen. Es wird einer genaueren Prüfung des finanziellen Aufkommens aus dieser Steuer, das wir ungefähr auf 20 Billionen schätzen möchten, bedürfen, um genauer beurteilen zu können, welcher Teil unseres Programms damit gedeckt wird. Schon beute aber möchten wir betonen, daß wir neben dieser periodischen

Aufbringung zur Erreichung des Zieles, der energischen Hem- mung der Inflation, auch noch einer regelmäßig fließenden Steuer bedürfen. Diese Ergänzung muß gesucht werden in einer Besteuerung der Wirtschaft. Als solche haben wir vorgeschlagen eine Lohnsummensteuer für Handel, Indu- strie und Banken einerseits, eine Roggensteuer für die Land- Wirtschaft andererseits. Von den vorgeschlagenen indirekten Steuern fällt die Er- höhung der B i e r st e u e r ins Gewicht. Sie betrug vor dem Kriege 13,6 Proz. der Brouercipreise. Infolge der Äeldent- wertung war dieser Prozentsatz auf 2,8 bis 3,7 zurückgegangen. Nach der neuen Vorlage würde die Belastung etwa 20 Proz. der Brauercipreise betragen. Dagegen fällt die ur.hpglemsche Mineralwasscrsteuer ganz fort, was einer alten Forderung der Sozialdemokratie entspricht. Außerdem sind eine Reihe neuer gesetzlicher Bestimmun- gen getroffen worden, die die rasche Einziehung der Stevern, also ihre Wertbeständigkeit. sichern sollen Dem gleichen Zwecke dient die Ermächtigung, die der Finanz- minister erhält, durch sehr hohe V e r z u g s- u n d S t r a f- Zinsen die ungesäumte Zahlung auch der direkten Steuern zu erreichen. Eine eingehendere Besprechung behal.en wir uns vor, bis der Wortlaut aller Borlagen vorliegt. Der öürgerkrieg. Thalheimer als Generalstabschef. Rade? sagt, die Kommunisten dürsten jetzt um keinen Preis eins Entscheidungsschlacht wagen. Zum mindesten müßten sie erst eine Million Mitglieder um ihre Fahnen zu scharen. Und da sie bis dahin noch sehr lange zu agitieren und organisieren Häven, sint-« malen sie noch Rodeks Zeugnis bisher nur sehr stümperhaft agitiert haben, so kommt Thalheimer nunmehr in derRoten Fahnc" mit einer neuen Sache. Er untersucht in einem sehr gelehrt er- scheinenden Artikel die FrageW elche nächsten Ziele muß sich die Arbeiterklasie im Bürgerkrieg stellen?" Und kommt zu diesem solomonischen Entscheid:Die Ziel« der Arbeiterklasse im Bürgerkrieg ergeben sich einfach au? den Notwendigkeiten einer erfolgreichen Verteidigung, aus der tatsächlichen �Lage und der vorhandenen Einsicht der Arbeiterklasie in diese Lage. Diese Orakelweisheit könnte ebensogut in dem FelddienstregU. ment des alten preußischen Heeres stehen. Mannimmt an, daß der Feind da ist, daß er g« s ch la g« n wird und das weiter« wird sich dannaus der tatsächlichen Lage" ergeben! So rechnet auch Gcneralstabschef Thalheimer ohne weiteres mit dem Sieg der Ar- bciterklasi« im Bürgerkrieg und will nach diesemSiege die not- wendigen Maßnahmen treffen: 1. die Verwandlung der zu- fälligen Bewaffnung und Gliederung der Arbeiterklasie in eine durchgängige und systematische, 2. Bildung einer Roten G a r d e als aktiv- Truppe, einer Roten Miliz als Reserve(in der s-lbsw-rständlich die KPD . die Führung hat), 3. Erfassungder Sachwerte mindestens ü b« r d i c H ä l f t e(!!> und Produktions. konttolle; unmittelbare D-rforgung der proletarischen Schichten mit Lebensmitteln aus den Vorräten der Großbourgeoisie usw. usw. Wenn es schon bci den Kommunisten noch Arbeiter gibt, die an dem Kriegstreiben der Ludendcrff und Genossen nicht genug bekommen haben und deshalb absolut einen neuen Krieg vor- bereiten müßten, so werden sie doch wahrscheinlich einsehen, daß Herr Thalheimer nicht der rechte Generalstabschef ist. Da ist sogar Rädel ehrlicher, trotzdem auch er die Mitgliederzahl der Kom. mimisten sicher übertreibt, wenn er annimmt, daß sie augenblicklich ungefähr 300 000 Ma-m betrage. Rädel will wenigstens diese Zahl mehr als verdoppelt hoben, bevor er eine Entscheidung?. schlacht wagen will. Und bis die Million erreicht ist, könnte Radek fa wieder neue Vorschläge erfinden. Thalheimer aber stellt sich sn naiv, als wenn er glaubte, die KPD. könne mit ihrem heutigen Mitgliederbestande bereits denSieg" im Bürgerkrieg erringen. In Wirklichkeit liefert er nur den F a s ch i st e n Munition. Sie werden nicht verfehlen, diesen Generalstabsplan für ihre Propa- ganda auszunutzen. Sozialdemokratische Arbeiter und Angestellte aber sehen daraus, zu weichem Widersinn die militärische Spielerei der Kommu- nisten führt, und sie werden diesem Spiel mit ollen Mitteln ent- gegcnarbeitcn.

Um Sie Volksschule.

Deutsch « Lehrertog zum Reichsschulkampf. Ist es«in Symbol, daß der Deutsche Lehrervsrein, die größte Berufsorganisation der dentschen Lehrerschaft, der auch die große Mehrzahl der sozialdemokratischen Lehrer angehört, sein« d!esjähr.ige- Lertretertagung ausgerechnet nach Bayern einberufen hat? Fast möchte es so scheinen. Der eist« Tag des Würzburger Lehrertages brachte freilich am 3. August fortschritllichc, soziale Thesen zur Frage der Leamtenbesoldnng, vorgelegt von Tschentscher-Berlin, und eine durchaus sachlich begründete und innerlich berechtigte Debatte der Junglehrerfrage. Aber am zweiten Tage zeigt« sich die rückwärt sgleitende Tendenz des Vereins in' der Diskussion über die weltliche Schule und das Reichs- schulgefetz. Hart platzten die Gegensätze auseinander in dem Kampf der sächsischen Lehrer unter ihrer zielsicheren und energischen sozialdemokratischen Führung gegen den alten Vertreter der libe- ralenEinheitsschule", Herrn T e w s, der immer noch nicht aner- kennen will, daß er selbst und seine unbestreitbaren Verdienste um die Neugestaltung der Schule der Vergangenheit angehören, der sich immer noch alsBorkämpfer" fühlt, statt sich davein z» finden, daß sein« Zeit schon unter der Erde liegt. Die Entschließung zum Reichsschulgesetz, die seiner Vaterschaft entsprungen ist, -«igt den abschüssigen Weg, den«r zusammen mit der De- mokratischen Partei und einem Teil der ehemals liberalen Lehrerschaft in den hinter uns liegenden zwei Iahren Schulkampf gegangen ist. Nichts mehr von flammendem Protest gegen Der- tirchlichung, nichts mehr von mutig eindeutigem Bekenntnis zur Weltlichkeit der Schule nur nochschärfster Einspruch" gegen Sonderschulen" und Berufung auf die Berfasiung. Auch dos ist immerhin etwas aber es stimmt bedenklich, wenn man da» Heut« mit dem Einst vergleicht. Der Deutsche Lehrerverein sollte sich keinen Augenblick darüber im unklaren sein, daß jedes Zurück- weichen in diesem entscheidenden Punkt ihn selbst und seinen Be- stand auss schwerste gefährdet, daß Zukunft und neue Zeit mit den Sachsen , den Hamburgern, den Thüringern, den Rhein - ländern marschieren, die für«in« einheitliche Schul« des Volkes auf dem Boden der Weltlichkeit kämpften. Gelingt es der jetzigen zögernden und ängstlichen Vereinsleitung, dies« fort- schrittlichen Elemente enttäuscht hinauszudrängen, so gibt der Deutsche Lehrerverein die kulturpolitische Führung endgültig au» der Hand. Was ihm damit zugleich an Initiative, an Aktivität, an sonstigen Werten verloren ginge, das kann man ermessen, wenn man bedenkt, daß die.einzige über den engeren Rahmen Deutschlands' hinaus- weisend« Stimm« und die einzig« Entschließung von allge-

meiner politischer Bedeutung eben aus diesen Kreisen stammten. Der«instige hessische Kultusministr, Gen. Strecker,«rgrisf am zweiten Tage die Gelegenheit, um zum ersten Mal« seit seiner Rück- kehr noch Deutschland über seine amerikanischen Erfahrungen und die Möglichkeit eines internationalen Zusammenschlusies aller Erziehungsvereine der Welt zu sprechen. Seine warm- herzigen, tiefen Ausführungen weckten das lebhafteste Echo auch bei denen, deren politischer Horizont die ganze Weit« der sich hier eröffnenden Perspektiven nicht zu fassen vermochte. Und ebenso einmütig wie hier folgte der Lehrertag der sächsischen An- regung nach einer Kundgebung zur innerpolitischen Lage, obgleich diese noch Form und Inholt ein« Paraphrase der nun seit mehr als Jahresfrist umsonst erhobenen politischen Forderungen der S o z io l dem o k ra t i e an die Reichsregierung darstellt«. Die Entschließung fordert nach einer Verurteilung desselbstsüchtigen Verhaltens" gewisser Beoölkerungsgruppen: Beseitigung der ver- mehrung des ungedeckten Notenumlaufs, wertbeständig« und gerecht verteilte Steuern, wertbeständige Anleihen und Erfasiung der Sach- werte, um die dringendsten Kulturaufgaben lösen zu können. Der Weg des Deutschen Lehrerveneins geht seit zwei Jahren bergab. Wird«r nun endlich die kulturpolitischen Sturmzeichcn noch rechtzeitig erkennen? Di« beiden zum Schluß erwähnten Tot- fachen lassen«inen letzten Hoffnungsschimmer dafür offen. Aber es ist höchste Zeit zur Selbstbestimmung auf das, was er einst war und was er sein will, wenn es nicht zu spät sein soll! Sterbende Ralurlandsckuisten. Die Urbarmachung der großen Moore in Rordw-stdeutschland hat in der Zeit nach dem Kriege überraschende Fortschritte gemacht und weite Landstriche so umge- staltet, daß sie gar nicht mehr wiederzuerkennen sind. Werm die Kulturarbeit noch zwei oder drei Jahrzehnte mit der gleichem Schnelligkeit fortschreitet, dann werden die Moore der vergangen- heit angehören, Es wird hier mitten in Deutschland der Erde neues fruchtbares Land in einer Weise abgenommen, wie es bisher nur aus überseeischen Kolonien bekav.nt war. Die Landerschließung er- folgt mit allen technischen Mitteln, denn es ist nicht mehr der' ein- zelne Kolonist, der mit seinem Spaten sich ein kleines Stück Land erkämpft, sondern es ist das Großnntcrnehmsrtum, da, mit ge- waltioen Mitteln und vollkommenen Maschinen da, Oedland srucht- bar macht. Die Moore sind also sterbend- Naturlandschaften, und so großartig der Kampf des Menschen mit der Natu? sich hier«nt- fallet, so ist es doch zugleich traurig, daß diese majestätischen Zeugen aus fernen Urzesten der Erdgeschichte verschwinden müssen. Ein a-'auliche? Bild einer solchen sterbenden Nnturßindsckaft und ihrer Nutzbarmachung entwirft D. Brandt in denNatnrwisfen- s-hasten", indem er einen Besuch des vehnemoor» in Oldenburg schildert, von«grmfender. Großartigkeit ist die Einsamkeit dieser unübersehbaren bräunlichen Fläche, wie sie die für das Hochmoor so charakteristischen Wasserflächen darstellen. Ander« Teile de» Moo'-es wieder zeigen eine interessante Pflanzendecke, die sich mit

zunehmender Austrcxknung des Landes ändert. Am Hunte-Ems- Kanal, der Ekappenllme der modernen Moorkultur, liegen die ersten Arbeiten«in halbes Jahrhundert und länger zurück! hier sind wie Dorposten der Kultur die jungen Moordörser enfitanden, die Hufen- weise der Moorwildnis snichibaren Nährboden abgewonnen haben. In den erst jüngst bearbeiteten Teilen herrscht«in ganz anderes Bild:Fauchenden Ungetümen ssieich bewegen sich plumpe Torf- bagger langsam über den unberührten Boden. Tiefe Gräben aus- reißend, den ausgehobenen Torf zu Soden pressend, diese mittels langer Laufbänder reihenweise zum Trocknen ausbreitend, ver- wandeln sie die Urlandschoft im Nu in Kulturwüst«. Immer sinn- reicher gestaltet, ersetzt die Moschine zunehmende Menschenkroft." Die Milderung de» arktischen Klimas. Die Frage, ob das Klima der europäischen Rordpolländer eine Milderung erfahren hat, wird von Prosessor Hoel von der Universität Ehristiania, der kürzlich von einer Forschungsreise aus den Polarländern zurückgekehrt ist, in be- jahendem Sinne beantwortet. Der Gelehrte, der den Südteil oo.r Spitzdergen durchforscht hat, war von der Böreninsel ausgegangen und hatte das Meer bis zu 81 Grad 29 Min. eisfrei gesunden. Die Höchsttemperatur, die gewöhnlich< Grad nicht übersteigt, hat im vergangenen Sommer 19 Grad erreicht. Im Zusammenhang mir dieser stärkeren Erwärmung hat auch die orttische Fauna eine Der» änderung durchgemacht. Der Eisbär ist verschwunden, und die See» Hunde sind weit nach Norden ausgewandert; dafür findet man jetzr dort Bänke von Heringen , die in dieser Gegend bisher unbekannt waren. Professor Hoel glaubt die Temperaturänderung der Ab- lenkung eines Teiles des Golfstrom«» zuschreiben zu dürfen. Dies» Vermutung wird übrigens auch durch Beobachtungen anderer Reisen. der bestätigt. So hatte beispielsweise Kapitän Ingebrigsen, d-r Kommandant eines der für den Robbenfang in Dienst gestellten Schiffe schon im Jahre 1918 erklärt, daß die Jagd überaus schwierig geworden sei. weil auf Spitzbergen dos Klima sich vollständig ver- ändert bat. und«eil jetzt an Stell« der früheren Eisfelder festes Land getreten ist._ Xic Ausstellung de» Staatlichen vanbause» in Weimiw lli vonr ?lug 6:« 30. 5ct>f.««öffnet. Die Werkstätten de, Dauhaulc, tTischlerei Sol,. und Tteinbildhauerei, Wandmalerei. Gla«. und Mctallmcrkstait' Tövl'erci. Weberei, Druckerei. Archttekturbaremn werden ihre?IrScitzcreeb- nlsse leben lasten. Ziel ist: Giötztmögliche Oskoyomie in Material und Gebrauch zu bester G-Nalt zu bringen. In einem sertiq ausgebauten im» einaenchtetcn Siniamitt-naau, werden neue Wohnvrobleme durch n«u- Techniken zu lösen versucht. Der Reich, präfidem und der Rcich»inin'st-- de, Innern hoben ihre Anwesenheit zur Erösfnunz zugesagt. Ter Giperantokongreß huldigt Türer. Die Teilnehmer de, Inter. natloiialcn Esverantokanqrcsfe, vereinigten sich heute zu einer grasten Kund- aebimg am Denkmal Slibrecht Dürer,. Ei,, englischer Vertreter seierl» Dürer al, den gewaltigen Vertreter deutschen KunstaeisteS, dem die ganz«. Welt sich erlenntlich zeigen muffe. Tas Märkisch? Wandertheater hat auch für die kommende Spiel« zeit von»ahrreichen Städten der Provinz über ytO Gastipteleinladungen erdalten und eröffnet die Spielzeit l»23/?4 bereit« am 1. September. Dia Leitung hat wieder Direktvr(tziäfet