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Der polm'sth-türkisthe Ireunöjchastsvertrag. Der vor kurzem zwischen Polen   und der Türkei   in Lausanne  zustande gekommen« Vertrag verdient in mehreren ch in sichten be­sondere Aufmerksamkeit. Vor allem wegen seines ausgesprochenen pazifistischen Charakters, der von dem modernen, auf Machtansprüche und Militarismus gestützten politischen Getriebe selt- sam absticht. Dies hängt mit dem ganzen Verhältnis der beiden Staaten im Laufe der letzten Jahrhunderte zusammen, einem Ver- höltnis, das ebenfalls fast einzigartig in der Geschichte dasteht. Der nunmehr unterzeichnete Vertrag ewigen Friedens und ewiger Freundschaft bildet nur die Erneuerung eines gleichen Vertrages, der bereits 1.689 zu Karlowitz geschloffen worden war. Jahrhundertelang hatten die beiden Notionen erbittert« Kriege gegeneinander geführt. Immer wieder unternahmen die Türken Eroberungszüge noch Polen  , wurden jedoch zurückgeschlagen, lieber- all stößt man in Polen   auf türkffche Schiachtfelder und noch heute graben die Bauern beim Pflügen türkische Rüstungsstücke aus. Das letzte Mal wurden die Türken von Johann Sobiefki bei der. Ve- freiung von Wien   geschlagen. Nun kamen die beiden Nationen zur Ueberzeugung, daß es keinen Zweck hätte, einander weiter zu be. kämpfen. Zum Zeichen der gegenseitigen Anerkennung ihrer Tapfer- keit, sowie als Beweis ihres Friedenswillensgössen sie Wasser statt Blut auf ihre Schwerter" und unterzeichneten einen Vertrag, durch den sie einander ewig« Unoerletzlichkeit und Freund- schost zusagten. Dieser Vertrag hat merkwürdigerweise vier Jahrhundert« mit ihren wechfelvÄlen Ereignissen überdauert. Die Türkei   hat die Teilungen Polens   niemals anerkannt. Frellich spielte hier ein politisches Moment mit, welches der Türkei   dies« Haltung erleichterte. Am Beginn des 18. Jahrhunderts wurde das T e st a- ment Peters des Großen bekannt. Daraus erfuhr die Tür- kei, daß die Erwerbung Konstantinopels   zu den festen Zielen der russischen Politik gehöre. Seit dieser Zeit galt Rußland   als der Erbfeind der Türkei  . In zwei bemerkenswerten Roten, vom 30. Oktober 1768 und vom 23. November 1788, wandte sich die Türkei   in der schärfsten Weis« gegen Rußlands   Vordringen zwecks Unterjochung Polens  . Noch der vollendeten Teilung Polens   wurde an dem Hof« von Stambul   ein eigenartiges diplomatisches Zeremoniell«ingeführt. Jahr für Jahr erkundigt« sich der Sultan   gelegentlich des großen Empfange» der ausländischen Diplomaten,warum der G e- sandte von Lechistan lPolen) nicht erschienen sei". Der Oberzeremoniemneister gab die Antwort,daß er infolg« un- oorhergesehenerHindernisse sich nicht einfinden tonnte". Dieses Zeremoniell wurde bis zur Wiederherstellung Polens   bei- behalten. Als Pilsudski   zum Staatschef gewählt wurde, sandte ihm der Sultan  «inen goldenen Ehrensäbel Daß die Türkei   im 19. Jahrhundert Polen   gelegentlich seiner Freiheitskämpfe außerordentliches Wohlwollen erwies, ist bekannt Viele polnisch« Freiheitskämpfer fanden in der Türkei   gastliche Aufnahme. Der größte polnische Dichter Mickiewicz kam mit den Resten seiner Legion nach Konstantinopel  . Fürst Czartoryski grün- dete bei Konstantinopel   ein« polnische AnsiedlungAdampol  ", die bis heute besteht Durch die Erneuerung des alten Freundschafts  - und Friedens- Vertrages haben sich beide Länder verpflichtet, auch in Zukunft niemals Krieg gegeneinander zu führen und einander gegenseitig olle administrativen Erleichterungen und kommerziellen Vergünsti- gungen zu gewähren. Dieses Abkommen ist von nicht zu unter- schätzender Tragweite aus dem Gebiete der internatio- nalen Politik. Polen   gehört verschiedenen politischen Konzernen an und wird nun seinen ganzen Einfluß dahin geltend machen müssen, daß auch sein« Verbündeten die Türkei   nicht antasten. Daß auch die praktischen Interessen der vertragschließenden Staaten auf einer derartigen Basis besser gefördert werden, als auf dem Wege der Erzwingung von Konzessionen durch diplomatischen Druck, beweisen die zwei Ergänzungsabkommen des Freundschafts- Vertrages, der Handelsvertrag und der Niederl assungs- vertrag. Auch hier ist ein Moment bemerkenswert. Als die führenden Ententemächte Polen  , ebenso wie andere Staaten, hin- sichtlich der Beteiligung an der Lausanner   Friedenskonferenz Schwierigkeiten bereiteten, trat Polen   in direkte Derhand- lungen mit der Türkei   und erzielt« auf diesem Weg« nicht nur dieselben Vorteile wie die großen Westmächte, sondern sogar noch weitergehende Begünstigungen. Der Handelsvertrag, der sich auf die Klausel der Meistbegünsti- gung stützt, gibt Polen   die Möglichkeit, in den Häfen von Konston- tinopel und Smyrna Warenniederlogen zu errichten, und eröffnet für seine Industrie ein Absatzgebiet im Orient. Die neue Eisenbahn- linie London Amsterdam Berlin Bagdad wird über Polen   gehen (Posen Kattowitz Krakau Lemberg) und Polen   große Vorteile sichern. Diese Verbindung wird achtmal billiger sein als die Reise mit dem Orient-Expreß und 13 Stunden weniger dauern. Der Niederlaffungsvertrag garantiert auf der Grundlage der Gegenseitigkeit den Bürgern und Handelsgesellschaften beider Länder die" volle Freiheit der Ausübung von Handel und Industrie auf dem Territorium des befreundeten Staates.
wer ist verantwortlich? Tie Besoldung der Zivillehrer in der Reichswehr  . Man schreibt uns: Die Reichswehr   beschäftigt in den verschiedenen Garnisonen des Reiches eine größere Zahl von Lehrern, irm die aus dem Heeresdienste ausscheidenden Unteroffiziere und Mannschaften für eine Zivillaufbahn vorzubereiten. Diese Lehrkräfte setzen sich aus festangestellten Volksschullehrern und Studienräten. welche die Tätigkeit bei der Reichswehr   nebenamtlich ausüben, und aus unbeschäftigten Studienoffessoren zusammen. Die Bezahlung erfolgt nach Stunden. Für Monat I u n i betrug das Stunden- Honorar 34009 M. Selbst einem ungelernten Arbeiter billigt man einen höheren Stundenlohn zu. Dos M o n a t s e i n- kommen eines Studienaffeffors, der eine volle Beschäftigung bei der Reichswehr   hatte und sich ganz in den Dienst derselben stellte, betrug im Juni etwa 400000 M. Ein solcher war. um sich und seine Famlli« über Wasser halten zu können, genötigt, bis in die Nacht hinein nach vollbrachtem Tagewerk Ueberstunden zu sieben. Es wäre interessant zu erfahren, wer die Verantwortung für diese schmachiolle Zahlungsweisc übernimmt. Es kommt das Reichsroehrministerium, das" Unterrichtsministerium und das Finanzministerium in Frag«. Jntereffant wäre es auch, von der verantwortlichen Stell« die Gründe solcher schamlosen DeHandlung der Lehrereschoft zu erfahren. Gründe der Sparsamkeit können keinesfalls angeführt werden, da ja für die hohen Offiziersgehälter und Offizierspcnsionen stets die Kassen gefüllt sind.
Degen der Ausweilung �er russischen Roken-Sreuz-Mission aus Bulgarien  (unter der Beschuldigung terroristischer Ausschreitungen) hat die Sowictregierung russischen   Schiffen verboten, bulgarische Häfen anzulaufen. Mit Lettland   hat Sowjetrußland ein Abkommen über Austausch Verhafteter getroffen.
Die neuen Hochbauten öe? Staöt. S.'adtrat Ludwig Hoffmann   hat svebeu dem Magistrat einen Bericht erstattet über die Hochbauten, welche die neue Stadt Berlin  in den ersten drei Jahren ihres Bestehens ausgeführt oder in Aus- führung genommen oder zur Ausführung vorgesehen hat. Hierbei handelt es sich um nicht weniger als 150 derartiger großer Bau- ausführungen, was mit Rücksicht auf die Schwierigkeiten des Bau- Marktes und die schwierige Wirtschaftslage der Stadt besonders bedeutsam ist. Nicht weniger als sieben Milliarden sind seitens des M�epftrats und der Stadtverordnetenversammlung für diese öffentlichen Bauten zur Verfügung gestellt worden, welch« nicht das Alt-Berlin, sondern vor allem auch die Bezirk« versorgen sollen, und zwar wurden angesetzt: Zu Bauten für die Gesundheitspflege 2 Milliarden 336 Millionen, für U n ter ri ch t s z w« ck e 727 Millionen, für Wohnzwecke 1 Milliarde 46 Millionen, für das Bestat. tungswesen rund 600 Millionen, und für Berwaltungs. zwecke 1 Milliarde 805 Millionen. Dementsprechend ist die Art der Bauten sehr vielgestaltig. Es handelt sich hierbei unter anderem um den Umbau des Krankenhauses Moabit  , die Neu- bauten der Schule in der Mantelstraße, und des Luther-Lyzevms. Tempelhofer Ufer, um Bauten beim Krematorium Dister- meyer. und Gerichtstrahe, um die Vergrößerung des Stadwerord- nctensttzungsfaales, den Umbau des Marstalls für die Stadtbibliothek und Bureauzwecke und des Gebrüder Simonfchcn Hauses für Bureouzwecke in der Klosterstraße. Außerordentlich umfangreich stick» vor allem die Vauaufwendungen für die Bezirke und Bezirks- ämter. Hier stehen voran der Um- und Erweiterungsbau in Spandau  , der Reu. und Umbau beim Krankenhaus Neu­kölln und der Bau des Mütter- und Säuglingsheims Neukölln und in der Sophie-Charlotten-Schule in Charlotten- bürg. Nennenswerte Bezirksbauten find ferner die Siedlung Jungfernheide, die Wohnbauten Moritzkaserne und Südpark in Spandau  , die Siedlungen in Lankwitz  , die Kleinhaussied- lung am Dammweg, die städtischen Wohnhäuser in Neu- kölln, die Siedlung m Köpenick  , die Aufftockung von städti- schon Gebäuden in Köpenick   und Friedrich shagen, die KleinhausstMung in Hohenschönhausen und die Notwoh­nungen m W e i ß e n s e e: ferner die Siedlung Buch, und der Ausbau des Gesellschaftshauses in Wittenau   zu Wohnungen. Neubauten sind vorgesehen auf dem Gemeindefriedhof Bück,- Karow  . Schließlich hat die Stadt Berlin   eine Reihe von Dienst- gebäuden der alten Stadt Berlin   als Verwaltungsgebäude für neue Verwaltungsgebäude hergegeben und umbauen lassen und zwar: die alte Webeschule Markusstraß« für den Bezirk Friedriche- Hain, die Friedrich-Werdersche Oberrealschule in der Dorkstrage für den Bezirk Kreuzberg. Außerdem hat die neu« Stadt Berlin   jdos Loachimthalsche Gymnasium für den Bezirk Wil- m e r s d o r f umgebaut und eingerichtet, sowie einen Neubau für das Verwaltungsgebäude des Bezirks T e m p e l h o f vorgesehen. Hiernach sind gerade für die Bezirke umfangreiche Auswendun- gen angesetzt. Bei den genannten Summen sind die bei der Bauaus- führuny idfolge Preissteigerung eingetretenen Mehrkosten zum Teil noch nicht berücksichtigt, wie auch ein großer Teil der Beträge zu Zeiten eines besseren Markstandes verausgabt worden ist. Außer den angegebenen 150 Banausführungen kommen noch umfangreiche bauliche Erneuerungen städtffcher Gebäude in Frag«. Besonders interessant ist es, daß im Etat 1922 rund 50 Millionen unjb 1923 (Stand am 1. April 1923) rund 11 Milliarden eingesetzt worden sind.
Eme Nsfthee am kaiserSamm. In wildbewegten und schweren Zeiten tauchen immer gern und viel Propheten aus. Und das größte Glück des Propheten ist, wenn seine Anhängerschaft über Reichtümer verfügt. So kommt es auch, daß die Bestrebungen des religiösen Mannes aus Kalkulla, der den Islam   reformieren will und dessen Jünger sich in der Ahmadia- Bewegung zusammengetan haben, in allen Ländern bekannt wer- den. Der neu« Prophet verkündete nämlich die Heilslehre, daß durch Befolgung seiner Ideen der Islam weltumspannend werde. Und die Führer der Bewegung, sie Haben sich schon gespalten in die Gruppen von Kalkutta   und Delhi  -Lahore  , wollen durch Errichtring von Moscheen für da» Verstehen des Jstan werben. Sie geben freiwillig 10 Proz. ihrer Einnahme für die Ausbreitung des Islam  . Sie sollen freilich den Prince of Wales, den engiffchen Thron- folger, aufgefordert haben, Herrscher über die 36 Staaten von In- dien und Moslem zu werden. Doch da die Engländer keinen Moha- medaner als Herrscher haben wollten, soll der Prinz auf das in- dische Angebot nicht eingegangen fern. Dieses Vorgehen aber hat die englandfeindlichen Moslem gegen die Ahmodia-Leute ausge- bracht, die freilich von sich behaupten, sie seien völlig unpolitisch. In der R i e h l st r a ß« in Charlottenburg   wurde nun am Mon­tag der Grundstein zu der Ahmadia-Moschee gelegt. Der Platz war mit Blumenguirlanden und prächtigen seidenen schwarzrotgol­denen Fahnen geschmückt. Di« Moschee entsteht nach dem Entwurk eines deutschen   Architekten und sie wird von deutschen   Ar­beitern gebaut. Mubarak Ali, der Berliner   Vertreter der Ahma. dia-Vewegung, in Gesichtszügen und Haltung immer gleichbleibend. stets zurückhaltend und bestimmt, rc zitierte die erste Koran  -Sure auf arabisch. Dann hielt er eine englische Ansprache. Das verdroß«inen ägpytischen Doktor, der ein politffcher Fanatiker und Anhänger der ägyptischen Nationalpartei fft, sehr. Da er den Standpunkt vertritt, alles Unglück in der Welt kommt durch England, schrie er auch jetzt: Weg mit dieser verfluchten Sprach«. Das ist keine Moschee, das ist «in englisches Grab. Ich habe die Dokumente". Worauf er ein Blaubuch aus der Tasche zog. Daraus wurde gegen den Schreier ein« allgemein« Veruhigungsaktion«ingeleitet. Man hörte von den anwesenden Mohamedanern beschwichtigend« Worte wie:Sei man ruhig, wir sind keine Kommunisten". Ein deutscher Herr aber lief eilfertig nach der Polizei und hotte einen Grünen...Und es ist doch «in englisches Grab", sagt« der Aeqypter, als er in Pollzeibegleiwnn den Platz verließ. Dieser Auftritt hatte natürlich zur Folge, daß man sich mehr mit dem ägyptischen Rechtsradikalen, als mit der Grundsteinlegung der Moschee am Koiserdamm beschäftigt«. ftOOOV Mark das markenfreie Brot. Vom Zweckverband der Bäckermeister wird mitgeteitt, daß weitere ganz erhebliche Steigerungen für Mehl, Hefe usw. eine weitere Brotpreissteigerung nötig wachen. Es kostet daher ab Mittwoch, den 8. August, ein Brot 99000 M., die Schrippe 5990 M. Die anderen Geböckarten iverden ent- sprechend erhöht. Ein mißlungener Raubüberfall in der Groszbeerenstraße- Nach einem lchweren Raubüberfall ergriffen wurde gestern vormittag ein 25 Jahre aller angeblicher Apotheker Karl Dominick au? Marburg  , der sich ohne Wohnung m Berlin   aufholt. Dominick erschien lim 11 Uhr an der Wohnung des Eisenbahnbeamten Himpel im zweiten Stock des Haules Großbeeren Straße 96, der aber nicht zu Haufe mar Als die Wirtschafterin Anna Schäfer ihm öffnet«, erkundigte er Nch nach einem Manne, der früher bei ch'mpel ver­mehrt hat. Fräulein Schäfer erwiderte ihn, daß niemand zu� Hause sei. Als sie sich einmal umsah, schlug Dominick sie hinterrücks zu Boden, kniete auf ihr, würat« sie und schlug mit der e'nen Fönst blindlings auf Mund und Schläfe«in. Die Ueberfallcne war nicht imstande, um Hilf« zu rufen, stieß mit den T-einen um sich und traf so ein Tischchen, daß mit daroufftebenden Muscheln umfiel. Jetzt bekam ex der Räuber wohl mit der Anost, daß durch das Ee- polker Hausgenossen aufmerksam geworden sein könnten. Er sprang auf und lief die Treppe hinunter. Fräulein Schäfer raffte sich sofort auf, rief um Hilfe und eilte dem Verbrecher nack. Gleich darauf kamen auch schon mehrere Chauffeure mit dem
Flüchtigen au» dem Rebenhanse heraus. Sie hatten ihn dort entdeckt und festgenommen, verprügelten ihn und über- gaben ihn dann einem Beamten der Schutzpolizei  , dcr ihn der Kri- minalpolizei zuführte.__ Die Jeiern am verfaffungstage. Der diesjährige, auf den kommenden Sonnabend fallende Der- fafsungsiag wird sich in folgender Weise abspielen: 9 Uhr vorm.: Glockenläuten. 9 bis 9,39 Uhr vorm.: Aufziehen einer verstärkten Wachs mit klingendem Spiel. 9,30 Uhr vorm.: Kirchzcit(besondere Gottesdienste der Dreisaltigkeitskirche und Rikoloikirche). 12 Uhr mittags: Die Feier lm Reichstage. 11,39 Uhr vormittags: Leffnung der Haupttore des Parlaments- Hauses, Aufzug von' Bereinen usw. 11,45 Uhr vormittags: Aufzug einer Ehrenkompagnie der Reichs- wehr. 11,55 Uhr vormittags: Anfahrt des Konzlers und der Reichs- minister. 12 Uhr mittags: Anfahrt des Reichspräsidenten Ebert und Abschreiten der Ehrenkompagni«. 12 bis 1,19 Uhr: Allgemeine Feier auf dem Königsplatz. Militärmusik, Sängerchöre usw. Die Festrede im Reichstage hält Prof. Dr. An- schuetz-Heidelberg  . eine Ansprache für dos Rhein  - und Ruhrvolk Oberbürgermeister Dr. Iarres. 1,10 Uhr: Reichspräsident und Reichskabinett verlassen das Haus; Begrüßung der Vertreter der Vereine und Korporationen durch den Reichspräsidenten. IM) Uhr: Abfahrt des Reichspräsidenten  , Abmarsch der Ehren- kompagnien. 3 Uhr nachm.: Sportliche Wettkärnpfe um den Ehrenpreis des Reichspräsidenten   im Stadion und an anderen Plätzen. 4 Uhr nachm.: Versassungsfeier der Berliner Demokratischen Partei in der Brauerei Friedrichslzain. 6 Uhr nachm.: Verfassungsfest der Sozialdeln akratischen Partei in allen Räumen der Neuen Welt, Hasenheid«. 8 Uhr abends: Massenkund­gebungen des Deuffchen Republikanischen Reichsbundes im Lust­garten und auf dem Schloßplatz: 29 Redner aller Versassunos- Parteien, Rezitationen, Platzkonzerte, Feuerwerk, Fackelzüge. 8 Uhr: Festvorstellung(Szene aus dem Empedokles von Hölderlin  , Beethovens 7. Sinfonie, dirigiert von Scheinpflug) im Staatlichen  Opernhause auf Einladung des Reichspräsidenten.   9,29 Uhr: Fackelzüge vor dem Opernhaus«. 9,49 Uhr: Ansprache des Reichs­ präsidenten.   19,29 Uhr: Schlußfeier im Lustgarten. Während des ganzen Tages und abends finden an allen Plätzen Tamm- lungen für dos Volksopfer für Rhein   und Ruhr statt. Die Verfassungsfeier der Stadt Berlin   wird am 11. August, 1214. Uhr mittags im Stadthaus stattfinden. Hierzu werden Ein­ladungen an Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden sowie an die Ehrenbürger. Stadtältesten, Ehrenbeamten, Beamten, Ange- stellten und Arbeiter der Stadt ergehen. Mit Rücksicht aus die b c- schränkt« Zahl von Plätzen werden vom Magistrat Ein- trittstarten ausgegeben werden. Das Philhannpnische Or­chester wird die Cgmont-Olwertüre, Präludien von Liszt  , sowie das Vorspiel für dieMeistersinger von Nürnberg" spielen. Oberbürger» meister Böß hüll die Ansprache. * Die Berliner   republikanischen Verbände appellieren an die Ber­ liner   Einwohnerschaft, an die Geschäftsinhaber usw., allen Wohnun- gen und Häusern, öffentlichen Lokalen usw. am 11. August. Flaa genschmuck zu geben, um so mich nach mrßen hin die Geschlossenheit der Ration zu demonstrieren. Ein. gefährlicher" Familienausflug. Der Deutsch  « Schäfer- hund-Verband unternahm gestern einen kleinen Familien« a u s f l u g nach Westend  . Als der Verein, es waren im ganzen 4 5 Personen, an der Spitz« eine klein« Mandolinenkopelle, ein- schließlich Frauen und Kinder am Charlottenburger Polizeipräsidium vorbeikam, stürzten plötzlich 19 12 Schupobeamte aus der Wache und lösten den friedlichen Demonstrati onszug unter freiem Himmel" auf. Dabei sollen, wie uns Augenzeugen berichten, die Polizeibecimten in recht roher Wesse gegen dieDemonstranten" vor­gegangen sein. Wenn auch zurzeit ein Verbot von Versammlungen und Demonstrattonen unter freiem Himmel besteht, so sollte doch die Polizei nicht so überaus ängstlich sein, und jeden kleinen geschlossenen Vereinsausflug für eine staatsgefährlich« Veranstaltung ansehen. Zu einem bedauerlichen Zusammenstoß zwischen Schutzpolizei  und Publikum kam es, wie uns aus Leserkreisen mitgeteilt wird, am Sonntag gegen 8 Uhr am Bahnhof Heefftraße. Ungefähr 89 bis 59 Männer, Frauen und Kinder zogen, ein Turnerlied singend, ihres Weges dahin, als plötzlich acht Schupobeamte zu Pferde in den Zug hineinsprengten. Ruhig gingen die Leute wetter, worauf die Schupo noch einmal in die Menge hineinritt. Ein Pferd eines Beamten wurde dabei scheu und kam zu Fall. Zwei Turner wurden verhaftet, aber als- bald nach Feststellung ihrer Personalien wieder entlassen.
Der Kanal zum drittenmal durchschwömmen. Der amerikanische   Schwimmeister Suklivian hat als Dritter den Aermelkanal durchs chwommen. Er oerließ Dover   Sonntag abend 5.22 Uhr und war am Montag abend 8.45 Uhr in Bou- l o g n e. Er brauchte somit für die ganze Strecke 27 Stunden 23 Minuten. Als Erster durchschwamm Hauptmann W e b b s am 24. und 25. August 1875 die Streck« in 21 Stunden 45 Minuten. Der zweite Schwimmer war Bürge«, der am 5. und 6. Sep. tember 1911 eine Zeit von 23 Stunden 49 Minuten benötigte. Die Streck« ist 32 Kilometer lang, kann aber der Strömung und der Winde wegen nicht in gerader Richtung durchschwammen werde?», so daß der Schwimmer 69 Kilometer zurücklegen muß. Absturz eines brennenden Flugzeuges. Am Montag nachmittag stürzte auf dem Kjeller   Flugplatz bei Kristiania   ein Flugzeug eng- lischer H-rkunst aus geringer Höhe ab und geriet in Brand. Der Führer, ein Fliegersergeant, und fein Passagier, ein Fliegersoldat, wurden getötet. Die Ursachen des Absturzes sind noch nicht fest- gestellt. Englische FlUgerfolge. Gegen End« der vorigen Woche durste das englische Flugwesen wieder zwei hervorragende Ereignisse buchen. Die Kapitäne Mac Millan und Melius flogen auf ihrer Maschin«, mit der sie demnächst einen Weltrundflug antreten werden, von Lon- don nach Gotenburg   in Schweden  . Sie legten den 759 Meilen langen Weg in 714 Stunden, ungeachtet verschiedener schwerer Luftböen, zu- xück. Ebenso flog ein Insone-Achtsttzer in 8 Stunden von London  nach Prag  .
Wetter für morgen. Berlin  «. Umgcgcnd. Ziemlich warm, vielfach heiter, vorübergehend stärker bewölkt bei grögtenteiz schwachen südlichen Winden. Keine erheblichen Niederschläge.
Groß-Serliner parteinachrichten. Achtung, Parteigenossen und Genossinnen! Die Vorständekonferenz vom 6. August 1923 hat in Anbetracht der fortschveitenden Geldentwertung einmütig beschlossen, die Bei- krägc für den Monat August zu verdoppeln. Danach beträgt der wöchentliche Beitrag für Männer 5999 M. und für Frauen 2099 M. Die sich bereits in den Händen der Kassierer befindlichen Marken müssen deshalb für August doppelt geklebt werden. Das Eintrittsgeld beträgt danach vom 1. August an 5099 M. für Männer und 2999 M. für Frauen. Die vorhandenen Eintritts- marken müssen daher auch doppelt geklebt werden.. Alle Kassierer werden außerdem nochnuils dringend gebeten, die bereits einkassier.en Beträge sosorl an die Bezirkskasse einzu­senden. I.A.: Alex Pagets.