Nr. 367 40. Jahrgang
Beilage des Vorwärts
Die hohen Gaspreise.
Zur Frage der Neuregelung der Bestandsaufnahme.
#
Mittwoch, S. August 1923
Begründung wird darauf hingewiesen, daß die Erhöhung der Löhne um 100 Proz. am 5. Auguft, wie der nachträgliche Zuschlag von 33% Proz. auf die Woche vom 29. Juli bis 4. August im Zusammenhang mit dem ungeheuren Anziehen der Strompreise und den weiteren Materialpreissteigerungen bei der Berliner Straßenbahn zurzeit tägliche Ausgaben von 10,8 Milliarden veranlassen. Die Die Erhöhung der Gas-, Wasser und Elektrizitätspreise, die I durchschnittliche Gesamttageseinnahme wird demgegenüber mit Das Nachrichtenamt des Berliner Magistrats teilt jetzt zu der 5,8 milliarden angegeben. Die Verdoppelung des Tarifes wird des notwendigerweise auf die Erhöhung der Kohlenpreise folgen mußte, Angelegenheit noch folgendes mit: Die städtischen Gaswerke find wegen als mindesterhöhung bezeichnet, ohne die die Straßenhat in den Kreisen der Konsumenten lebhafte Beunruhigung her angewiesen, die Ablefung des Verbrauches an Gas stets an dem bahn nicht auskommen kann. Die Direktion wünscht, daß die neuen vorgerufen, weil ihnen beim Einkauf der notwendigsten Lebens- felben Stichtage im Monat vorzunehmen. Falls dies von Tarife bereits am Freitag in Kraft treten. Wenn die Deputation mittel das Geld unter den Händen zergeht, so daß, wenn die Gas- der Verwaltung nicht durchgeführt werden kann und die Ablesung heute abend über diese Vorlage beraten wird, ist durch den neuen rechnung tommt, vielfach bei allersparsamster Wirtschaft erst in der darauf folgenden Woche erfolgt, ist der Preis der Marksturz die Grundlage dieser Kalkulation bereits wieder über den fein Geld mehr da ist. Auch scheint es neuerdings or woche in Ansatz zu bringen. Vorauszahlungen auf Haufen geworfen. Zweifellos stehen wir auch bei den Verkehrsbei der Erhebung der Rechnungen zu allerlei Härten zu Gas werden angenommen, und zwar in wöchentlichen tarifen vor neuen hemmungslosen Erhöhungen. tommen. So werden uns als Beispiel aus der Boyenstr. 19 zwei Raten zu Beginn einer jeden Woche, spätestens am Dienstag 25 Jahre Partei in Oberschöneweide . Rechnungen vorgelegt. Die eine weist einen Verbrauch vom 4. Juni zu dem am Tage der Zahlung geltenden Gaspreis. Die städtischen bis 5. Juli mit 22 Stubifmeter je 1200 m. auf. Der Betrag von Elektrizitäts- und Wasserwerke sind ebenfalls angewiesen worden, 16. März 1908 als politische Gemeinde Oberschöneweide , de: Industrieort an der Oberspree, wurde am Dann aber fand in Zukunft den Zähler in regelmäßigen Abständen abzulesen und Niederbarnimer Rreifes begründet und zählte daBorauszahlungen anzunehmen.
26 100 M. dafür wurde am 6. Juli bezahlt.
erst am 6. August wieder eine neue Bestandauf. nahme statt und nunmehr mußte der Konsument für die Zeit vom 5. Juli bis 6. August 32 Kubikmeter mit je 20 000 M., zu sammen mit 640 000 m. bezahlen, das heißt, der Betreffende mußte für die Zeit vom 5. Juli bis 29. Juli, in der der Gaspreis 1200 M. betrug, und für die Zeit vom 30. Juli bis 4. August, in der er 6000 M. betrug, den am 6. August geltenden Preis von 20 000 m. mitbezahlen.
tär
Das Hakenkreuz als Reichswehrgruß.
des
mals 800 Einwohner. Die neu angelegten industriellen Werke, besonders die AEG., mußten eine schnelle Entwicklung fördern. Ats die Wahlen zum Gemeindepartament vorbereitet wurden, glaubte man de: Arbeiterschaft teine Rechnung tragen zu müssen und stellte möglichst von allen Umstürzlereinflüssen abzuschließen. Den Sol- fichtslosigkeit veranlaßte die erste politische Handlung der Arbeiter In monarchischen Zeiten war man ängstlich bemüht, das Mili- selbst in der dritten Klasse bürgerliche Kandidaten auf diese Rückdaten der Garnison Berlin wurde eine große Bahl Gastwirtschaften in Oberschöneweide , die Einberufung einer öffentlichen Versammgesperrt, weil die Inhaber sich zur Sozialdemokratie bekannten. lung. Unter den brei Kandidaten, die für die dritte Klasse aufAuch Soldaten, die nach Berlin beurlaubt wurden, durften diese gestellt wurden, befand sich auch Genosse Otto John , zurzeit Die wöchentliche Preisfestsehung. Wirtschaften nicht besuchen. Dabei fam es zuweilen vor, daß ein Bürgermeister in Lichtenberg . Die Parteiarbet war bisher von Soldat auf der ihm bei seiner Ankunft in Berlin dienstlich einge- den Genoffen von Niederschöneweide und Johannisthal geleistet Derartige Fälle werden sich jezt und in Zukunft vermutlich händigten Liste verbotener Gastwirtschaften auch die seines eigenen worden. Da auch die Reichstagswahlen vor der Tür standen, nicht vermeiden lassen und sie sind auch vom Berliner Magistrat Vaters fand, bei dem er seinen Urlaub zubringen wollte. Wie machte sich die Bildung einer Organisation notwendig, die unter vorausgesehen worden, wie die verschiedenen, im Vorwärts" er wäre es damals einem Geschäftsmann ergangen, der sich gegenüber dem Namen„ Arbeiterbildungsverein von Oberschönemeide und limfolgten Beröffentlichungen ausweisen. Eine besonders ein einer Kaserne niedergelassen und in seinem Laden durch Schrift gegend" ins Leben trat. Borsigender wurde unser Genosse Julius gehende Begründung der Schwierigkeiten, mit denen die oder Bild gegen die bestehende Staatsverfassung demonstriert hätte? Grunow, heute Bürgermeister im 15. Berwaltungsbezirk städtischen Werte zu lämpfen haben, fanden unsere Leser in Nr. 353 Reinem Soldaten wäre es erlaubt worden, diesen Laden zu be Treptow . Bu den eiffigsten Förderern gehörte bald der damalige des Vorwärts" vom 31. Juli. Da hieß es: Angesichts der treten, und rasch genug hätte man die Polizei mobil gemacht. Tole- Amtsvorsteher, Oberförster Kottmeier, der als eiffriger WaidSchwierigkeiten, welche fich daraus ergeben, daß die Eingänge aus ranter ist man in unserer Republik . In Lichterfelde darf mann die Schlingen des preußischen Vereinsgefezes benutte, um den Werkstarifen meist erst zwei Monate später erfolgen, als Gas, gegenüber der Reichswehrtajerne an der Stegliger Straße mit allen Mitteln das Bild, den jungen Verein, zu: Strede zu Wasser oder Strom von den Verbrauchern entnommen worden sind, ein Geschäftsmann sich das Bergnügen leisten, an feinem Laden ein bringen. Wirtschaftlicher Druck auf das einzelne Mitglied, Abmußte die städtische Verwaltung nach einem Ausgleich für die meister, erbietet sich durch sein Ladenschild zur Anfertigung von Teilnahme von Frauen und Jugendlichen bei feftlichen Ber großes Hatenkreuz anzubringen. Der Mann ist Schneider- treibung der Bereinslotale, Versammlungsverbote, Berbot der ungestüme Geldentwertung suchen." Infolgedessen tam man zu Ziviltleidung und Militär- und Försteruniformen und erfreut sich anstaltungen des Vereins, die ganzen Kettenglieder preußische einer to chentlichen Festiebung der Breise. Weiterhin heißt es, da man ähnliche wie die oben geschilderten Ungleich Reichswehr , die ja wohl zum Schuh der Republik berufen ist, be- und ihren Gründern das Leben schwer zu machen. Es hatte feinen der Kundschaft von Reichswehrsoldaten. Seine Kunden aus der Regierungstunst wurden aufgeboten, um der jungen Orgunisation heiten voraussah:" Die anscheinende Ungleichheit, welche sich grüßt er mit seinem weithin leuchtenden Hakenkreuz. Nimmt dieser 3wed mehr, unter der Maste des Bildungsvereins zu bleiben. daraus ergibt, daß früher abgelejenes Gas, Wasser oder Hakenkreuzler an, daß er bei der Reichswehr auf Verständnis für 1901 erfolgte die Umwandlung Strom an sich der Geldsumme nach billiger bezahlt wird, derartige Rundgebungen rechnen darf? Man stelle sich einmal vor, demokratischen Wat verein. 1 M den Sozial. als das in einer späteren Ablesungswoche berechnete Gas usw., daß in monarchischer Zeit ein Schneidermeister in der Nachbarschaft wurde er nunmehr die bedeutendste Organisation am Orte, aus der n rascher Steigerung wird dadurch ausgeglichen, daß der erst später zahlende Berbraucher, einer Kaserne, unter deren Bewohnern er Stunden hatte, eine ähn- Gewerkschaftskartell, wie die Dinge heute liegen, inzwischen ein der Geldentwertung an- liche Demonstration gegen die Monarchie versucht hätte! Arbeitergesangverein, Arbeiterturnverein, gepaßtes Einkommen erzielt hat oder aber das beffere Geld länger Sporttartell hervorwuchsen. Nach zehnjährigem Bestehen war der zur Verfügung hatte, bzw. mit schlechterem Geld bezahlt", weiterhin Sozialdemokratische Wahlverein eine der besten Organisationen im Notmaßnahmen der Eisenbahn. wird darauf hingewiesen, daß die Wohlfahrtsämter der minderWahlkreis Niederbarnim . Seiner damaligen Latfraft ist unter bemittelten Bevölkerung Zuschüsse zur Tarifverbilligung geUmfaffende Einschränkungen im Personenverkehr. anderem auch die Gründung des Gewerbogerichts von Ober- und währen können, und außerdem bezweckte eine Mitteilung der Die außerordentliche Notlage, in der sich die deutsche Wirt Niederschöneweide , Johannisthal zu verdanten Es muß heute alle städtischen Verwaltung, die wir gestern erst in der Nr. 365 vom schaft befindet, brängt jetzt auch die Eisenbahnverwaltung zu ein- Energie aufgeboten werden, um den alten Geist wieder zu er 7. August veröffentlichten, Fälle wie den oben mitgeteilten au flären. greifenden Maßnahmen. Amtlich wird mitgeteilt: Die Notwendig wecken, neues Leben wachzurufen, um wieder ein respektables MitDanach haben die Direktionen der Werte die Revierinspektionen feit, in der nächsten Zeit alle Kräfte der Eisenbahn für die Beglied der sozialdemokratischen Internationale zu werden. Diesem angewiesen, auf Beanstandungen die geringeren Gebühren an Gas förderung der lebenswichtigsten Güter, besonders wede foll eine Jubiläumsfeier am 11. August in und Elektrizität in Ansatz zu bringen. der Ernte, einzusetzen, wird zu Einschränkungen des Ber. Mörners Blumengarten dienen. Anfang 3 Uhr nachfonenverfehrs führen müssen. Der Reichsverkehrsminister mittags. Die Abteilung Oberschöneweide richtet an alle ehemaligen hat daher die Führung von Sonderzügen zu ermäßigten Mitglieder und Pacteigenossen die herzliche Einladung, zahlreich zu Die städtische Verwaltung hat alles getan, um zu verhindern, werden nach Maßgabe der Verkehrslage folgen. Breisen grundfäßlich untersagt. Weitere Einschränkungen erscheinen. Festredne: ist der Landtagsabgeordnete Genosse Otto Die Bemühungen daß die Konsumenten über unbillige Härten zu klagen haben. Die des Reichsverkehrsministers fönnen unterstützt und es tönnen andere Seite der städtischen Maßnahme ist das darf doch nicht läftigere Maßnahmen verhütet werden, wenn in der Deffentlichkeit die Kriminalpolizei. In einem Bensionat in der Nettelbed Eine unaufgeflärte Doppelvergiftung durch Veronal beschäftigt vergessen werden die Aufrechterhaltung der Werte der Gedanke durchdringt, daß die Zeit nicht dazu angetan ftrage wohnte die 32 Jahre alte geschiedene Frau Lora& brlich. mit ihren Tausenden von Arbeitern, Angestellten ist, Feste zu feiern und Lurusfahrten zu unter. und Beamten. Wenn die Konsumenten flagen, jo liegt das nehmen. Auch Versammlungen zu wissenschaftlichen und ähn- Diese wurde in der Nacht mit der 20 jährigen Adele bert nicht so sehr an dem gewiß nicht unerheblichen plöglichen Sprung, lichen Zweden sollten auf beffere Zeiten verschoben werden. aus der Potsdamer Straße , die bei ihr zu Besuch weilte, schwer den die städtischen Tarife machen mußten, sondern an der Tattrant aufgefunden. Es ergab sich, daß beide durch Veronal sache, daß die Löhne und Gehälter doch nicht in dem Maße der vergiftet waren. Sie wurden nach dem Elisabeth KrantenMarlentwertung folgten, wie die städtische Verwaltung es glaubte hause gebracht, fonnten aber nicht mehr gerettet werden. Schon voraussehen zu dürfen. Hier ist allerdings ein sehr unangenehmes bald nach der Aufnahme erlagen beide den wirfungen Manto, und die städtische Verwaltung wird sich überlegen müssen, des Giftes. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Doppelob sie ein Mittel und einen Weg findet, um der Not der Konfu selbstmord, dessen Veranlaffung noch weiterer Aufklärung bedarf. menten gerecht zu werden und dennoch die Werke nicht zum ErDie Einäfcherungsgebühr wird mit Wirkung vom 9. August 1923 liegen zu bringen. auf 1 500 000 m. erhöht.
58]
Not der Konsumenten.
Als die Wasser fielen.
Die Adern auf Andreas Paulis Stirn schwollen, seine Haut befam eine faseartige Farbe, aber er lachte dröhnend: Sie haben Herrn Michailoff hier vielleicht bei der Hand, Herr
Gude?"
Gude schüttelte kurz den Kopf: Herr Michailoff wurde, soviel ich weiß, ein paar Monate später erschossen. Aber ich will das Gespräch bezeugen, wo immer es fein foll!" Wie mit einem Griff begegnete er Andreas Paulis Augen und hielt sie feſt. Er fuhr fort: Außerdem habe ich Direktor Baulis Quittung gesehen. Herr Michailoff hatte das Papier in Verwahrung:„ Empfangen von Isay Michailoff retour auf das Salär für Surveyance heute die Summe von", dann der Betrag und Andreas Baulis Unterschrift."
"
-
Bauli lehnte sich zurüd, seine Hände schlugen schlaff auf die Stuhllehnen.
" Die Quittung!" rief er, meine Quittung!" Er richtete fich plötzlich auf:„ Sie haben sie vielleicht bei sich!" Heftiger Zorn brach in Gude los. Er riß ein Papier aus seiner Brusttasche,„ Hier!"
Einen Augenblic herschte Schweigen. Direttor Heine hatte sich langsam umgewandt. Jetzt streckte er die Hand gegen Gude aus. Ihre Augen trafen sich, und Gude gab ihm das 3ufammengelegte Papier. Als Heine es gelesen hatte, blickte er auf, seine Stimme war scharf und schnappend:
" Was haben Sie dazu zu bemerken, Herr Pauli?" Baud saß da und drehte die Finger umeinander. Gude hatte seinen Blick losgelassen, und es war, als verschwände damit alle Elastizität aus Baulis Zügen, seine Wangen hingen, feine Riefer hingen.
Ist dies ein Verhör?" murmelte er böse. " Ja, das ist es," sagte Direktor Heine ruhig und nahm eine Feder. Was sonst? Ich warte auf Ihre Antwort." Paulis Stirnhaut verschob sich angestrengt." Nun," sagte er nach einer kurzen Pause, ich sehe nichts Ungesetzliches darin, Retourkommissionen anzunehmen!"
Verdoppelung des Straßenbahntarifs.
Die Direktion beantragt ab Freitag Erhöhung auf 20 000 m. Die städtische Verkehrsdeputation ist beschleunigt zu einer außer ordentlichen Sizung auf heute abend einberufen worden. Die Direktion verlangt in einer Vorlage eine sofortige Erhöhung Ides Straßenbahntarifes auf 20000 Mart. In der
schlaff, zusammengefunken, die langen Pferdezähne noch in einem ungelöschten Lächeln entblößt, links neben ihm faß. " Ich denke," fuhr Heine in kurz entscheidendem Tone fort, „ daß Direktor Steensen meine Auffassung teilt. Und ich muß hiernach den Wunsch der Bant nach augenblicklicher Liquidation von Herrn Andreas Paulis sämtlichen Angelegenheiten ausfprechen. Ich teile Ihnen folglich hierdurch mit Herr Pauli, daß Ihr Privattonto bei der Bank von heute an gesperrt ist. Ferner ersuche ich Sie, sich morgen in der Bank einzufinden; Sie werden mich um ein Uhr in meinem Bureau antreffen. Dann werde ich Ihnen meinen Entschluß mitteilen, welche Schritte die Bank gegen Sie zu unternehmen gedenkt."
Er erhob sich. Gude begleitete ihn zur Werft hinaus. Heine faßte in seine Tasche und reichte Gude das zusammengefaltete Stüd Papier .
" Ich denke, Sie wollen es wiederhaben," sagte er mit einem fleinen Lächeln,„ Sie brauchen es vielleicht noch persönlich."
Gude dankte und stedte das Papier in seine Brieftasche. Es war die quittierte Rechnung seines Gärtners für das Bepflanzen vom Deck der Bark Beß Ruthby".
"
Er ging spät zu Bett, fand aber keine Ruhe, die Erregung faß ihm noch in den Nerven, und gleichzeitig begannen in der Tiefe seines Gemüts Kontrolle und Revision einzugreifen. Er stellte fest, daß er die Schlacht gewonnen hatte, aber ganz erbaut fühlte er sich persönlich nicht davon.
Er war sich darüber klar, daß er Andreas Pauli durch ein Manöver gefällt hatte, das dieser am allerwenigsten von ihm erwartet hatte. Sicher hatte Pauli mit ihm als einem Bedanten in Zahlen und Logit gerechnet, als einem langweiligen Wahrheitssucher, als dem verrücktesten Apostel bürgerlicher Redlichkeit. Von dieser Voraussetzung ging Andreas Bauli unbedingt aus, da er ihn als einen braven, etwas naiven Charakter fannte, von dem keine Hinterlist zu ermerten war. Folglich sah er es als gegeben an, daß der Fetzen Papier , den Gude ihm auf einmal als Beweis vorhielt, absolut echt, ein fürchterliches, fällendes Dokument war. Mit einem Hinterhalt von diesem Gegner rechnete er nicht, ging in seinem verdeckten Spiel davon aus, daß der andere mit völlig offenen Karten spielte. Darum wurde er augenblicklich, ohne Stepsis oder Zweifel, getroffen, als die entscheidende Karte fiel. Ganz angenehm war Gude der Gedanke hieran nicht.
Meier.
gezielter Schlag in seine Basis, der genau den Fled traf, wo er faul mar, und den Gude fich längst für seinen Angriff ausersehen hatte. Mehr gehörte nicht dazu, ihn zu fällen. Das Resultat entsprach soweit ganz seinem Wunsche.
Dennoch hielt der Gedanke an das Geschehene Gude wach. Er hatte ein eigenes brennendes Gefühl von einem fündhaften Tagewert, ein nicht eigentlich drückendes, sogar ein bißchen luftiges Gefühl, daß er sich nur durch einen Bruch der Spielregeln aus der Klemme gezogen hatte. Unwillkürlich mußte er lächeln. Nun wohl! Er war über den Zaun gefprungen, wo er am niedrigsten war. Der Coup war geglückt, die Berechnung war also richtig gewesen und hatte zum Ziele geführt. Das war nur vernunftmäßig und also, genau betrachtet, recht!
Die dunkle Kajüte umgab ihn mit all den tickenden und nagenden fleinen Lauten der Nacht; es waren wohl Grillen und Ratten, die als die von der Natur bestallten Aufräumungsleute das morsche Schiff langsam und verdeckt im Schutz der Dunkelheit abbrachen. Auch das war nur vernunftmäßig.
Er lauschte dem fernen Laut, den er so oft hier an Bord wie einen Geisterklang vom Heim und den Schiffen der Marine vernahm: dem leifen, elastischen Gang des wachhabenden Offiziers über Ded, dem Hin- und Herwandern des Baters über die Blanken der Schanze, bei seiner Wache als Chef, diefen ewigen Schritten, die gingen und wiederkamen und schließlich verschwanden.
Er lauschte angespannt. Alles war still jezt. Es war, als hätten diefe Erinnerungen an Aufsicht und 3wang seiner Rindheit ihn verlassen, und er wäre jetzt allein mit eigener Berantwortung für eigene Taten als hätte er die Stütze verloren, die diese alte Disziplin und die väterliche Zucht ihm als eine Wehr für sein Leben gewesen waren.
-
-
Er spähte in die Dunkelheit hinaus, als erwartete er, den Vater hier neben seiner Koje, über sein Kissen gebeugt, stehen zu sehen wie er hin und wieder an fein Bett gefommen war, um für einen foeben entdeckten Streich Rechenschaft zu fordern und das Ürteil zu fällen. Er fühlte denselben ver wegenen, mit ein wenig Furcht gemischten Stolz. Mit einer eigentümlichen ungezogenen Freude spürte er, daß er gegen ein feststehendes Programm gesündigt, fich einen Coup gegen alle Regeln erlaubt hatte mit diesem plöglichen Einfall, mit cinem wertlofen Fehen Papier zu winken, als wäre das die
Bon Ihrer eigenen Gesellschaft!" schob Gude ein. Hine steckte das Bapier in feine Brieftasche.„ Ich bitte die Herren, sich Herrn Andreas Paulis Antwort zu merfent, wie ich sie hier notiert habe. Sie enthält, wie Sie sehen, ein Er war damit zufrieden, daß Pauli jekt als Leiter der gewinnende Karte! Und doch war es vernünftig. rationell, nüzvollkommen flares Geständnis der von Herrn Gude erhobenen Dänischen Werft gestürzt und fertig war. Wie er voraus- lich in seinem Ergebnis, ja der einzige Weg der Lösung ge Beschuldigung!" Er wandte sich zu Direktor Steensen, der gesehen hatte, gehörte hierzu nur ein einzelner harter und gut! wesen! Er fühlte feine Reue,
( Fortsetzung folgt.)