Abendausgabe
Nr. 373a+ 40. Jahrgang Ausgabe B Nr. 187
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Vorwärts
Berliner Dolksblatt
Preis 15000 ME.
Sonnabend
11. August 1923
Berlag und Anzeigenabteilung. Geschäftszeit 9-5 hr Berleger: Borwärts- Berlag GmbH. Berlin S. 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 2506-2507
Zentralorgan der Vereinigten Sozialdemokratischen Partei Deutschlands
Arbeiter, schützt die Republik !
Gegen Radek und Reventlow. Reventlow.- Eine Eine kommunistische Aktion" im Gange?
Bon den öffentlichen Gebäuden wehen schwarzrotgoldene Das gilt besonders in diefen Stunden und Tagen, da don
Außerdem ersuchen wir die Zahlstellenleitungen, heute abend zur augenblicklichen Lage pünktlich und bestimmt zu erscheinen."
Fahnen. Verfassungstag. Das scheint Sowjet sternlern jedem einzelnen starte Nerven und fester Sinn 5 Uhr im Saal 5 des Gewerkschaftshauses zweds Stellungnahme und Hatenkreuzlern der schönste Tag, um die Republit gefordert wird. zu zerschmeißen.
Es wird ihnen nicht gelingen!
Die Sowjetsternler haben eine neue Parole: General streit zum Sturze Cunos". Sie ist genau so sinnvoll wie die Bauernregierung zwecks Beschlagnahme der Lebens. mittel oder die restlose Erfassung der Sachwerte durch die proletarischen Hundertschaften.
Das gilt auch für die Gesamtheit der Arbeiterschaft, die sich nicht zum Spielball der Launen irgendwelcher Parolenschmiede machen lassen will.
ftädtischen Elektrizitätswerte,
Die Spannung im Reich.
Die Forderungen der Hamburger Gewerkschaften. Hamburg , 11. Auguſt( TU.) In der letzten Nacht ist die Ruhe in Hamburg nicht gestört worden. Der Senat wendet sich heute Mahnung zur Besonnenheit, zur Beobachtung der staatsbürgerlichen morgen in einem Aufruf an die Deffentlichkeit mit der bringenden Pflichten und stellt eingreifende Maßnahmen namentlich zur Beseitigung der Geldknappheit in Aussicht. Die Wirtschaftsorganisationen schließen sich diesen Maßnahmen an, so daß der Zahlungs. verfehr in allernächster Zeit wieder in Fluß tommen wird.
Gestern nahmen die Vorstände der Gewerkschaften, und zwar der Freien Gewerkschaften, des Allgemeinen Deutschen Beund politischen Bage. Nach längerer Debatte wurde ein Aufruf einstimmig angenommen. In diesem Aufruf wird die Regie: ung Cuno abgelehnt und dementsprechend eine im. bildung der Regierung gefordert. Vom Hamburgifchen Senat wird u. a. gefordert, daß alle Unterstübungen für Erwerbslose usw, wertbeständige Grundlage erhalten, daß allen Arbeitern, Angestellten und Beamten des Staates und des Reiches ein ausreichende: Rohlen- und Kartoffelvorschuß zugebilligt werde. Die Bage auf den Werften ist unverändert.
Generalstreikbeschluß der Kommunisten. Den Kommunisten liefert die ganze Situation Waffer auf ihre Die Arbeiter werden sich dafür bebanten, tagelang ihren Mühlen. Boller Befriedigung verzeichnet die Rote Fahne" zunächst Lohn zu verlieren für eine Sache, die, wenn's beliebt, Diel den Beschluß einer Bertrauensmännerfonferenz der billiger zu haben ist. Cuno wird gehen. Vielleicht schon heute, morgen oder übermorgen, jedenfalls sehr bald. Man spricht gar nicht mehr die sich der Akkon des kommunistischen Betriebsräteausschusses an: bavon, ob er bleibt oder geht, sondern nur noch, wer nach schließen wollen. Ob und inwieweit der augenblickliche Strommangel ihm tommt und er selber ist froh, wenn er meg fann. auf eine passive Resistenz in den Berliner Elektrizitätswerfen zurück- amtenbundes und des Af- Bundes Stellung zur wirtschaftlichen Der Generalstreit zum Sturze Cunos ift einschlechter zuführen ist, läßt sich augenblicklich nicht feststellen. Irgendwelche Forderungen haben die Berliner Elektrizitätsarbeiter an den 3iz. Was tönnen die Kommunisten? Sie können ungeheuren Magiftrat nicht gestellt. In der erwähnten Konferenz war auch Unfug anrichten, wenn sich ein Teil der Arbeiter von ihnen ver das Fernfraftivert Golpa- 3schernowitz leiten läßt und ihren topflosen Parolen folgt. Sie tönnen vertreten. Die Wirkung zeigte sich bereits gestern nacht; die über Tausende von Familien noch mehr Not und Jammer Straßenbahnen mußten aus Mangel an Strom den Betrieb bringen. Sonst tönnen sie nichts! einstellen. Heute wird gemeldet: Da der elektrische Strom aus Oder doch, sie tömmen noch etwas. Sie können, wenn es dem Elektrizitätswert Golpa ausgeblieben ist, fonnte beute früh ihnen einmal gelingt, eine Höchstleistung zu erzielen, einen die Straßenbahn ihren Berkehr nicht aufnehmen." Die solchen Kuddelmuddel anrichten, daß eines Tages Weshalb die Straßenbahn nicht fährt, Hatenkreuzler obenauf sind. Sowjetsternler und Hafentreuzler, bas vielmehr weshalb der Strom aus Golpa ausbleibt, das wiffen bunden mit der außerordentlichen Snappheit an Zahlungsmitteln, ist ja überhaupt ein besonderes Rapitel. Heute fletschen sie sich nur die dortigen Arbeiter, und auch sie wissen davon nur soviel, fchafft in weiten Streifen der Arbeiterbevölkerung eine äußerst er. gegenseitig an, morgen tauschen sie Brudertüsse. Jeder von daß es von der Berliner KPD. 3entrale verlangt beiden sucht den anderen übers Ohr zu hauen. Sie treiben beide Politit im Stile eines Hintertreppenromans, fie arbeiten einer für den anderen und beide gemeinsam für das Ber derben der Republik .
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Da heißt es, wie schon so oft in fritischen Tagen: " Sozialbemotraten Dor die Front!"
wird, als Vorbereitung zum Generalstreit. Da der Strommanget nicht allein die Straßenbahn stillegt, sondern weitere Rreife zieht, ist es ein gewiffer Troft für die RBD.- Zentrale bafür, daß
die Hochbahn wieder in Betrieb
ist. Zufrieden ist man darüber feineswegs, und die Hochbahner werden deshalb ermuntert, in geschlossener Front peiterhin an ihrer Forderung festzuhalten. Bon der allergrößten Bedeutung" aber ift die Störung des Eisenbahnbetriebes.
Durch die Massen geht eine Welle der Erregung. Es wäre ein Wunder, wenn es anders wäre! Wenn die Lebensmittelpreise von Tag zu Tag in phantastische Höhen hinan flattern, der Lohn diesen Steigerungen nicht nachkommt und Die Reichsbahndirettion teilt mit: Die Streiflage im Bezirk fchließlich sogar die Lohnzahlungen ausbleiben, weil der Reichsbahndirektion Berlin ist im wesentlichen unverändert. die nötigen Zahlungsmittel ausbleiben, dann ist es schwer, Der Fernverkehr ist regelmäßig. Störungen find nur vorhanden den Kopf nicht zu verlieren. im Güterverkehr sowie auf einzelnen Streden des Stadt-, RingAber wie fann Hilfe geschaffen werden? Doch nur das und Vorortverkehrs, besonders auf den Nordstrecken." durch, daß Zahlungsmittel und Lebensmittel bereitgestellt werden, daß gearbeitet wird, der Lohn gezahlt und in Lebensmittel umgesetzt wird.
Zum Buchdruderstreit
regte Stimmung. Bereits im Laufe des Donnerstag ist es verschiedentlich zu Demonstrationen der Bauarbeiter gekommen, die aber in Ruhe und Ordnung durchgeführt wurden. In der Metallindustrie ist am Dienstag ein Spigeniohn von 87 220 Mart je Stunde festgefeßt worden. Die Generalversammlung der Metallarbeiter erklärte diese Bewilligung für ungenügend und beschloß, ultimativ an die Metallindustriellen heranzutreten und dann Abstimmung über Annahme oder Streit vorzunehmen. Der Schlichtungsausschuß fällte am Freitag vormittag einen Schiedsspruch, wodurch der Spizenlohn nunmehr 124 590 m. beträgt. Da dieser Schiedsspruch bei der Lohnzahlung am Freitag noch nicht vorlag, und die meisten Betriebe auch wegen Mangel an Zahlungsmitteln gar nicht in der Lage waren, die volle Lohnhöhe auszuzahlen, gelang es einigen Gruppen, zunächst in den großen Betrieben im Westen die Arbeiter zum Feiern zu veranlassen. In langen Zügen 30g man nach dem Boltshaus, um im Verbandsbureau die Forde rungen zu unterbreiten. Die Demonstrationen fösten sich jedoch hier sehr bald auf, da das Ergebnis des Schlichtungsausschusses inzwischen befannt geworden war. Die Erregung der Demonwurde die Parole ausgegeben: Nicht auf halbem Wege stehen zu ſtranten, namentlich der Frauen, richtete sich in der Hauptsache gegen die Teuerung der Lebensmittel. Auch in der Benn Zahlungsmittel bereitgestellt werden sollen, müssen bleiben. Ein Stoßtrupp der arbeitslosen Buch bruder, nächsten Umgebung von Leipzig ist es zu zahlreichen Ardie Buchdrucker so entlohnt werden, daß sie arbeiten fönnen. die natürlich weit schwerer in Bedrängnis sind als ihre arbeitenden beit sniederlegungen getommen. So wird gemeldet, Danntun sie es auch! Wenn Lebensmittel bereitgestellt Rollegen, machten den ordnungsmäßigen Verlauf der heutigen daß in den Ziegeleibetrieben in 3wentau und Brandis am Freitag werden sollen, dann müssen die Transporte funktionieren. Funktionärversammlung im Gewerkschaftshause, die um 9% Uhr morgen der Streit ausgebrochen ist. Die Belegschaften der Die Kommunisten aber haben davor die größte Angst. beginnen follte, zunächst unmöglich, so daß die Bersammlung ver- Brauntohlenbergwerte in Borna find ebenfalls Frei tagmorgen in den Streit getreten. Am Nachmittag fanden Ber Sie haben Angst, daß die Berliner Arbeiter am Montag tagt werden mußte. handlungen wegen Bildung von Hundertschaften statt, die jedoch wieber queffen haben tönnten. Das verdirbt ihnen das noch nicht geschlossen sind. Auch im staatlichen Braunkohlenwert ist von den kommunistischen Betriebsräten in der heutigen Bor Böhlen sind die Belegschaften in den Streit getreten und haben Konzept. mittagsversammlung in Kliems Festfälen beschlossen worden. Heute sich in geschlossenem Zuge mit den Belegschaften der benachbarten abenb um 6 Uhr tritt die PD.- Zentrale mit ihren Betriebszellen Gruben nach Borna begeben, um dort weitere Beratungen zu ableuten, Betriebsräten und Gewerkschaftsfunktionären in den führen. Im späten Abend ist es in Leipzig zur Bildung von Sophiensälen zufammen zu einer außerordentlich wichtigen Ta wilden Demonstrationszügen gekommen, die sich durch die Straßen gung", um je nach dem Erfolg der vorbereitenden Schritte den der inneren Stadt bewegten. Bis in die elfte Nachtftunde iſt es jedoch zu Zwischenfällen nicht gekommen. Generalstreit zu proklamieren oder neue Parolen auszugeben. Die Gewerkschaftsmitglieder,
Und darum die Generalstreitparole! Die Kommunisten brauchen den Hunger der Arbeiter, damit sie die vor Berzweiflung besinnungslosen Massen vor damit sie die vor Verzweiflung besinnungslosen Massen vor ihren Wagen spannen und die ganze Arbeiterschaft, die ganze Republit ins Chaos tutschieren tönnen.
melche Seite er gehört.
Der Generalstreit
Die Sozialdemokraten wollen Brot für die Arbeiter, damit diese die Kraft behalten, in geregelten politiKrefeld, 10. Auguft.( TU.) Nachdem es bereits gesterr. zu schem und gewerkschaftlichem Aufmarsch für ihre großen soweit sie der sozialdemokratischen Partei angehören idealen Ziele und für die Berbesserung ihrer elenden Lage zu oder aber auf dem Boden der Amsterdamer Gemert- schweren Unruhen und Demonftrationen in Krefeld gekommen tämpfen. schaftsinternationale stehen, haben mit Generalftreit war, feßten fich die Unruhen heute fort. Der größte Teil der Be Das ist der Unterschied zwischen Sozialdemokraten und parolen und anderen tommunistischen Barolen nichts triebe in Krefeld wurde von Arbeitern besetzt. Den Belegungen scheint ein fyftematischer Plan zugrunde zu liegen. Gegenwärtig beKommunisten. Das ist der Kampf, der zwischen ihnen ge- au tun. Sie halten sich an den in unserer heutigen Morgenaus. finden, fich fast alle großen Werte in Arbeiterhänden Die Rabifämpft wird. Und hirnverbrannt ist der, der nicht weiß, auf gabe veröffentlichten Rundgebungen der Berliner Gewerf talen haben in der Bewegung die Oberhand, so daß die große Masse schaftstommiffion und des Af- Bundes, wie des Groß der Streifenden von Stunde zu Stunde zunimmt. Auch in Herdingen ist es zu Unruhen gekommen. Die Chemische Fabrik Weiler " In Fährnis und in Möten zeigt sich ein Bolt erst Berliner Bezirksvorstandes der Partei ter- Meer wurde von den Arbeitern stillgelegt und das Verwaltungsrecht!" Das gilt auch für eine Partei, gilt auch für die Der Deutsche Eisenbahnerverband, Ortsverwaltung Berlin , richtet gebäude gestürmt, nachdem sich das Personal entfernt hatte. FlugSozialdemotratie. blätter der Raditalen fordern zum Generalstreit auf und zur Der Imperialismus der franzöfifchen Bourgeoisrepublit an feine Mitglieder folgende Mahnung: Die Arbeitsnieberlegung in einzelnen Dienststellen, in welche Uebernahme der Industriewerke durch die Arbeiterräte. Der Ber Straßenbahnen start behindert. Stumpfsinnige Egoismus der Besigenden in Deutschland hat anlagte die Ortsverwaltung die Sachlage eingehend zu prüfen. Auch heute noch, doch ist das weitere Erscheinen in Frage gestellt. Heute hat in Deutschland eine furchtbare Lage hervorgerufen. Der auch eine Anzahl Kollegen des DEB. hineingezogen wurden, ver.tehr in Krefeld und Umgebung ist turch Stillegung der Die Zeitungen erschienen fie verschlechtert. bei gerechter Würdigung der zur Zeit äußerst schweren wirtschaft rachmittag ist es im Verlauf der Demonstrationen zu schweren ZuGegen den Egoismus der deutschen besitzenden Klassen lichen Lage der Kollegen fann unter den gegenwärtigen Verhältnissen sammenstößen zwischen der Menge und der Bolizei gekommen. In hat die Sozialdemokratie im Reichstag einen Sieg erfämpft, eine Grundlage für eine fofortige Arbeitsnieberlegung den Mittagsstunden fand am Sprödenthalweg eine Rundgebung ber bedeutungsvoll ist, wenn er festgehalten und ausgewertet nicht erblickt werden. Die Drisverwaltung empfiehlt deshalb allen statt, an ber Laufende von Personen teilnahmen. Bon hier bewegte wird. Die internationale Lage zeigt noch feine Anzeichen der Mitgliedern dringend, fich an einer Arbeitsnieberlegung fich der Zug zum Rathaus, das von Bolizeimannschaften geschüßt Arbeiteran Ruhr, Rhein und Saar von der Knech- ganisation Folge zu feiften. Entspannung. Aber den Kampf für die Befreiung der nicht zu beteiligen und nur den Beschlüssen der Dr. wurde. Die Menge versuchte, die Polizeimannschaften abzudrängen. Es tam zu großen Ausschreitungen, so daß schließlich die Polizeimannschaften gezwungen waren, von der Waffe Gebrauch zu tung durch die fremde Säbelherrschaft kann die Sozialdemo machen. Hierbei wurden zahlreiche Bersonen ver fratie nicht aufgeben, ohne ihre Ideale preiszugeben. legt, von denen bis zum Abend vier verstarben. Inzwischen Dieser Verfassungstag ist ein Kampftag. Die Sozialdemomaren Trupps von Aufrührern im Stadtinnern in die Lebens. fratie muß den Kampf gegen alle Berberber des deutschen mittelgeschäfte eingedrungen, die vollkommen ausgeraubt Boltes aufnehmen, gleichgültig von welcher Seite sie fommen. wurden. Die Schußmannschaft war anfangs machtlos. Gegen Arbeiter, schüßt die Republik ! Abend tam es abermals zu Zusammenstößen zwischen fliegenden
Die Entscheidung im Buchdruckerstreik.
Bei Schluß der Redation dauerte die Bersammlung der Buchdruder noch fort. Die Abstimmung war noch nicht erfolgt.