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Nr. 375 40. Jahrgang
Seilage öes vorwärts
Dienstag,?4. Mgust 1923
Der KleingelÜmangel. X Die Verkehrslage.
Wo bleibt öas Kleingeld! Di? Banken haben angeblich kein Geld. Infolgedessen haben die Geschäft« und Firmen kein Geld, um Arbeitern und Angestellten auszuzahlen. Zahlreiche Angestellte haben heute noch nicht dos ihnen für Juli zustehende Gehalt bekommen. Dabei werden dach täglich Milliarden und Abermillicrrden in kleinen Beträgen von den Konsumenten verausgabt und von dem Handel eingenommen. Wo bleibt denn das viele kleine Geld. Die Banken wissen ganz gut, wie sie sich helfen können. Lüsten wir einmal den Schleier. Die Gegend hinter dem Alexandcrplotz, um den Friedrichshoin herum, ist das Berliner   Brauereiviertel. Da liegen die großen Brauereien: Bötzow, Schultheiß, Böhmisches Brvuhaus, Fricdnchs- hötn, Pfsfferberg, und wie ste alle heißen. Tag für Tag strömen von hier aus den Riefsnlagerkellern Hunderttausende von Litern in die großen und kleinen Restaurants Berlins   und feiner Vororte. Und täglich strömen in die Kassen der Brauereien Papiermilliarden in kleinen Scheinen aus den Händen der Konsumenten.zurück. Das wissen di« Banken und holen stch, was sie brauchen. So wird von einer Bank berichtet, daß sie sich in diesen Tagen der Not von einer Broucrei für 6<X) Milliarden in kleinen Scheinen, d. h. 5000, 10 000 und 20 000 Markscheine und natürlich auch höher hat holen können. Die Bankfilialen in den Außenbezirken und der Vororte haben«in« andere Quelle ausfindig gemocht, nämlich die Balle- wagen. Wenn der Bollemann das letzt« Tröpfchen des heiß bc- zehrten Nahrungsmittels verkauft hat, dann macht er Kassensturz, sortiert alle Schein« fein säuberlich und kann dann bei einer be- kannten Bankfiliale eine Milliarde und mehr in kleinen Scheinen abliefern. Die Zentrole aber ist herzlich froh darüber, denn die Abrechnung mit den Kutscherv gestaltet sich, wenn sie großes Geld bringen, viel leichter. Ungeheure Mengen kleinerer Zahlungsmittel werden bei den Berkehrsanstalten Vorort-, Untergrund- und Straßenbahnen und Autobussen vereinnahmt. Ein geradezu grotesker Fall spielt« sich am Sonnabend auf einem Autobus ab. Bekanntlich fuhr die Straßenbahn nicht und die Autobusse hatten Hochfrequenz. Und da geschab es nach etlichen Hin- und Herfahrten, daß ein Schaffner nicht mehr wußte, wo er mit dem Geld hinsollte. In seine Schaffner- -osche ging kein« einzig« Note mehr hinein. Die Brusttasche seines Rockes, die Seitentaschen, die Hosentaschen, alles war von Banknoten vollgestopft und es fehlte nicht viel, dann hätte der Beamte dem Rat eines Witzboldes folgen müssen, der da meinte, er solle sich die Hosen unten zubinden und von oben herab alles reinstopfen, was noch reingeht. Infolgedessen war es dem Beamten vollkommen im- möglich, ein Billett auszugeben, weil er in der Tat dos Geld, das er dafür in Empfang nehmen mußte, nicht unterbringen konnte. Es ist also Kleingeld genug da, aber wo bleibt es? Sankschecks sinö Zahlungsmittel. Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß zur Behzbung der Jahlungsmittelnot die Berliner   Großbanken Schecks in Abschnitten von 1"und 5 Millionen Mark aufeinander ausgeschrieben haben, die als Zahlungsmittel verwendet werden sollen. Es ergeht ein Appell an all« Kreise der Geschäftswelt und des Publikums, diese Schecks bei Zahlungen anzunehmen, sie weiter als Zahlungsmittel zu verwenden, und nicht sogleich zur Ein- Ziehung zu bringen. Dringend zu wünschen ist es auch, daß die Berliner   Eisenbahn bchörden, di« anscheinend keine Zeitungen lesen, ihren Schallerbeamten Anweisung geben, diese Schecks anzunehmen. Was nütz: Notgeld, wenn sogar die Behörden«s ablehnen? Da für jeden Scheck zwei Groß- banten haften, ist di« Einlösung sichergestellt, sobald wieder Bargeld in ausreichendem Maße vorhanden fein wird, Di« Einlösung ist provisionssrei.
Folgender Fall, der zeigt, wie wenig auch gewisse Behörden das Ihrige tun, um der augenblicklich herrschende.? GeldkaÜami- tät zu steuern- ereignete sich gester» vormittag auf dem Post- amt O 67. Ein Herr, der eine Einzahlung leisten wollte, gab neben anderem Geld« einen S t a d t k a s s e n s ch e i n mit dem Ueberdruck 1 COO 000 M. in Zahlung. Trotzdem dag Publikum durch die Zei- tungen längst über die Herausgab? dieser schein« unterrichtet ist, wies der abfertigende Beamte diesen Schein zurück mit dem. Bemerken, daß noch kein« Verfügung vorlöge, wonach solche Schein« angenommen werden könnten.' Bei einem gleichen Fall, der sich vor kurzem ereigneie, hätte sich d-r   Dienst- stellenlsitcr bei der verg« setzten Behörde erkundigt, welch« anordnete, daß Stadtkassenscheine lus zur Herausgabe einer gegenteiligen V?r- fügung nicht angenommen werden sollten. Man muß doch ver- langen, daß in solchen Zeiten jede Behörde mit gutem Beispiel voran- geht. Dieser Fall zeigt wieder einmal, wie wenig gewisse leitend- Beamte fähig sind, sich den Notwendigkeiten der heutigen Verhält- n!sse anzupassen. Die Beamten, welch- gezwungen sind, im Verkehr mir dem Publikum zu arbeiten, wissen, wie sich derartig« Unter- lassungssünden auswirken. Die Hochbahn fährt wieder. Die gestrigen Verhandlungen bei der Hoch- und Untergrundbahn führten nachmittags zu einer V s r st ö n d i g u n g, cn di« aller­dings von der Direktion die Bedingung geknüpft wurde, daß der Betrieb auf allen Schnellbahnstrecken unverzüglich wieder aufzu- nehmen fei Dannt erklärte sich die'Belegschaft einverstanden, und in der 7. Abend st unde wurde der Betrieb auf allen Schnellbahn st recken wiederaufgenommen. Geringe Störungen im Eisenbahnverkehr. Die Reichsbahndirektion teilt mit: Die Streiklage im Eisen- bahnbetrieb des Dirsktionsbezirks Berlin ist im wesentlichen die gleiche. Der F e r n z u g v e r k e h r ist nach wie vor vollständig regelmäßig. Infolge Ausbleibens eines Teils der Rangierer auf einzelnen Güterbahnhöfen ist di« Log« im Güterverkehr schwierig. Der Verkehr ist aber bewältigt worden. Der Vorart- verkehr auf den nördlichen Vorort st recken ist unregei- m ä h i g. Im Stadt- und Ringverkehr u??d auf den übrigen Vorort- stnecken wurde der B-:trieeb im allgemeinen befriedigend durchgeführt. Während auf einzelnen Bahnhäfen Teile der Ar- beiterschast neu in den Streik getreten sind, hat sich die Lage aus anderen Dienststellen wieder gebessert. Wir hoffen, den Berkehr in gleichem Umfange auch morg-.'n durchführen zu können. Warnung vor Benutzung der Gasleitungen. Die Direktion der Städtischen Gaswerke teilt mit: Da der Streik auf den Gaswerken fortdauert, mutz die Abgabe von Gas einge- stellt werden. Bei d-m geringen Gasdruck, der in der Rohrleitung noch vorhanden ist, wird entweder sin Verlöschen oder nur«in ganz kleines Brennen der Flamme verursacht. Sobald dies bemerkt wird, müssen sofort alle Gashähn« geschlossen werden, da sonst bei Wie!>?rkehr des Druckes die Gefahr besteht, daß das Gas unbemerkt in Wohnräume und Küchen entströmt und Schaden an- richtet. Eine Entnahme von Gas aus den Rohrleitungen durch Gas- lauger ist strengstens verboten, da hierdurch Luft angesammelt wer- den kann und drirch das Entstehen des Gaslnftgemilches schwere Explosionen hervorgerufen werden können. Di? Urheber solcher Explosionen würden in vollem Umfange schodencrsotzpslichtio gemacht werden. Der Einzelhandel bescheidet sich. Wie uns di« Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzelhandels mitteilt, hat sie in Rücksicht auf die inner- politischen Schwierigkeiten den ihr angeschlossenen Verbänden dringend empsohlen. von weiteren öffentlichen Maß- nahmen zur Beseitigung der gesetzlich sestgeleg- ten unerträglichen Ausnahme st«llung des Einzel- Handels vorläufig Ab st and zu nehmen. Die Berliner  Geschäfte können daher von jetzt«b bis aus lvsiteres wie bish?r für das Publikum geöffnet bleiben. Sobald das Reichskabinett wieder
konstituiert und in den inneren Berhültnisscn eine Erleichterung ein- getreten ist, wird der Einzelhandel erneut seine berechtigten Ford:- rungen an den zuständigen Stellen geltend machen.
Unruhige StunöeA.
Auch im Laufe des gestrigen Tages und besonders des Abends ! kam es an verschiedenen Stellen in Berlin   zu größeren An- ! sammlungen, deren Mittelpunkt kommunistisch- Stoßtrupps j bildeten, die auf die Massen einredeten und sie zu allen möglichen i Unüberlegtheiten hinreißen wollten. Ca bildeten sich während des l ganzen Tages in Schöneberg  , der Gegend d?s Kaiser-Wilhelm- Platzes, eincnr bekannten pol' tischen Brennpunkt, sortdauernd An- sammlungen, die schließlich einen so bedrohlichen Charakter an- nahmen, daß die umliegenden Geschäfte es vorzogen, ihre Verkaufs-. räum« zu schließen. Ein größeres Aufgebot von Schutzpolizei   war ' ständig tätig, um dis Massen zu zerstreuen. Besonders in den Abend- stunden ging es an dieser Stelle sehr aufgeregt zu. Aehnlichs Ber- höltniffe hatten sich am Heinrichsplatz und am Kottbufcr Tor gebildet. Auch hier hielten größere Trupps Jugendlicher ständig die Straßen besetzt und muhten wiederholt aufgelöst werden. Gegen Abend, als d e Hochbahn ibrc ersten Züge wieder in Bewegung setzte, kam es am Kottbuscr Tor zu bedrohlichen Auftritten. Kom- munistischcr Streikhetzer, die mit der Verständigung, die die Hoch- bahner mit der Direktion getroffen hatten, nicht zufrieden waren, führten wüst« Reden und forderten die Männer auf, den Bahnhos zu stürmen. Die Unruhe wurde noch vergrößert als aus einem Haufe | aus der Dresdener Straße mehrere Schüsse fielen. Die Polizei mußte auch hier mit eurem stärkeren Aufgebot vorgehen und di« Massen von Unüberlegtheiten zurückhalten. Es gelang schließlich, die Menge zu beruhigen, wcbei einige Verhaftungen vorgenommen wur- den. Verletzungen wurden nicht gemeldet. Ernster-n Charakter nahmen dann Ansammlungen am W« d d i n g an, wo an verschic- denen Stellen Plunder nngs versuche untern mmrien, jedoch im Keime erstickt wurden. Die Kommunisten hatten überall in der Stade   auch gestern wieder zu dem alten Mittel gegriffen, durch Wanderredner auf den Straßen die tollsten Gerüchte verbreiten zu lassen. Es kam an sehr virlsn Stellen zu hesiigen Zusamnrenstößen zwischen d'esen Rednern und politisch Andersdenkenden und in einigen Fällen zu Schlägereien, denen di«. Polizei ein Ende machen mußte. Geschröpste fitislcmüer. Der Einbrecher alsnationaler Rächer". Mit einer wohl einzig dastehenden Verteidigungsinethode trat der Kaufmann Kurt Lenze r vor d-r Feri-.-nstrafkammer des Land- gerichts II auf. vor der er sich wegen Einbruchsdiehstahls in 7 Fällen mit einer Reihe van Mitangeklagien zu v-remtw orten hatte. Die Mittäter Lenzers waren der Kellner Gustav Scharmacher und der Dreher Hugo Neurohr. Der Schriftsetzer, Kellner, Kom- tnifffionär und Artist Herbert Gneiting war wegen gewerbsmäßiger Hehlerei mitangeklogt. Der'ZSjährigs elegante Lenzer hatte iin Januar dieses Jahres Einbrüche in Pensionsn des Westens unternommen, wobei es hauptsächlich auf Ausländer abgesefven war. Er war dann hinter einem Japaner und einem Amerikaner her nach Hvm- bürg gefahren, denen er vor ihrer Heimreise nach ihre Varschast abzujagen hoffte. Im D-Zug wurden aber seine Mithelfer, die ihm nachgefahren waren, van Beamten des Erkennungsdienstes des Kri- minaltommifsars Gennat  , die auf der Suche nach Lenzer waren, erkannt und rechtzeitig festgenommen. Vor Gericht erklärte Lenzer, daß er es n u r auf Au s l n n d e r abgesehen gehabt habe. Cr sei vier Jahre lang in Neuseeland   interniert gewesen und könne nicht vergessen, wie die Deutschen   gemartert wor. den leien. Man habe sie an Bäum« gebunden, gepetsch! und er- schössen. Als er jetzt gesehen Hab«, wie sich diese Ausländer in Deutschland   mit ihrer Valuta breit machten, habe er den Entschluß gesaßt. Gleiches mit. Gleichem zu vergelten. Las sti die einzige Politik, erklärte der Angeklagt- wemend. He man gegen das Aus-
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Als die Wasser fielen. Von Otto Rung  .
Da haben wir also das Schießen." stellte Gude fest...Den ganzen Sommer hat die Batterie salutiert, als die Wärme kam und die Pfropfen sprangen!" Er nahm eine der Flaschen. Sie trug eine feine französische   Marke. Es war der letzte Champagner der goldenen Zeit! R?istad warf die Flaschen ein« nach der anderen hinaus, sie gingen von Hand zu Hand, bis Gerda sie in Empfang nahmPind auf Deck stellte. Rustad ging an Land, um einen Mann mit einer Karre zu finden. Mehrere Müßiggänger vom Hafen standen dabei und sahen zu, als dis Flaschen von Bord gebracht wurden. Unter ihnen war der Tätowiermaim. Herr Johnson. Seine Miene war ungewöhnlich verdächtig, und Gudz fiel der Einbruchöversuch achtern ein. Entweder er selbst oder andere über die Herr Johnson Bescheid   wußte, hatten «in oder das' andere mit dieser Konterbande aus der Blockade- .zeit zu tun gehabt So war denn jetzt auch die Bark Beß Ruthbn gesäubert, ihr Sumpf trocken gelegt und warf keine Blasen mehr. Achtern saßen jetzt Kapitän Hogelund und Ru,tad. Sie saßen nebeneinander auf einer großen, smwarzgestrichenen Kiste, die. wie Rustad erzählte, einen Ltchtbrlderapparot ent- hielt. Mit dem hatten der Kapitän und Rustad Schweden bereist, als sie auf der Jagd nach den Zwillingen waren. In der ganzen Zeit, als wir in Schweden   waren,.agte Rustad...tranken wir nur Wasser. Dazu ist man in Schweden  genötigt: und für Kapitän Högelund war es arich am besten so. Aber was ich jetzt mit dem Apparat machen soll, das weiß ich nicht. In meinem Hotel kann ich ihn nicht haben, und außerdem reise morgen nach den Lofoten." Der KapUan saß mit den Händen auf den Knien, schwer und mit schrägen Schustern, wie ein ungeheurer Kegel geformt und mit einem Büschel schwarzen Bartes unter seinem unbedeutenden Gestcht da. Wo Rustad ging und stand folgte er ihm andächtig mu den Blicken Den Lichtbilderapparat hier." sagte Rustad,übernahmen wir von einem verrückten Photographen, der geographische Vorträge in jedem Enthaltsamkeitshotel hielt und seine Rech- rnmg nicht bezahlen konnte. Den Apparat hatte er dem Wirt verpfändet. Da kaufte ick? ibn für Kanitän Högelund." Rustad öffnete den Schieber der Kiste und zeigte ibnen den Apparat mit seinen feinen Linsen und den Blechkapsew mit Filmen. Er hatte sich aus eine Flaggenkiste geatzt?ind betrach- tet« die Einrichtung mit altväterlicher Miene. Die Aermel waren ihm über die Hände gerutscht, in dem umfangreichen Mantel glich er einer ehrwürdigen orientalischen Gottheit.
Ich fang« bald," sagte er,mit meinen eigenen Händen wieder zu schaffen an. Morgen früh reise ich, wie gesagt. nach den Lofoten. Aber für die Volksmassen ist dos groß: Objekt gut genug, es schöpft ihnen die Natur direkt vom Faß. Kapitän Högelund ließ ich den Text besorgen. Seine Ge- schichten sind nicht mehr wahr, als daß sie immer zu einem oder dem andern Film paßten. Wir fuhren von Gotenburg,  " erzählte er,an einem Montag ab und endeten in Jönköping   an einem Freitag, ich malte Plakate, die wir in Enthaltsamkeits- und Missionshotels anschlugen. Und am Abend oersammelte sich das Volk. Freier Eintritt für jeden, der ein gutes Wort über die Gefahren des Lebens und die Merkwürdigkeiten der Natur hören wollte! Wir besaßen Film« vom Walfang und vom Weih- nachtsfest für Freischulkinder in New Dork. von der Ent- wicklung der Eingeweidewürmer und von Elephantiasis auf den Südseeinseln. Niemand, der Kapitän Högelund reden gehört hat. wird ihn vergessen. Ich stand neben ihm und kurbelte. So schnell ich auch drehte, konnte ich ihn doch nie müde kriegen. Wenn wir das Licht einschalteten, ließen wir das Volk vaterländische Lieder singen und ich übernahm das Klavier. Laßt uns hoffen," sagte Rustad,daß unsere Er- weckung tiefe Wurzeln in den Gemütern der vielen rings geschlagen hat und zum Segen für Jönköping   und Umgegend geworden ist!" Rustad versprach, wenn es dunkel genug wäre, dem Kapitän das Wort zu erleilen. Es würde die Zwillinge mög- lich-rweise freuen, ihren Vater zu hören, und verschiedene der Bilder würden sicher auch zur Erbauung für die reiferen Ge- müter an Bord dienen! Dani? ging Rustad mit einer Leitungsschnur an Land. um Stroin für den Apparat zu bekommen. Er kam zurück und war zufrieden. Der Verwalter des roten Backhauses hatte ihm bereitwillig einen Steckkontakt angewiesen. Als sie gegessen hatten, brachte Rustad das Licht des Apparates in Ordnung. Sie aßen achtern im Blumengarten und warteten auf den Einbruch der Dunkelheit. Die Dunkel- heit kam denn auch, die Zeit der hellen Nächte war gerade vorbei, die Häuser des Hafens wurden finster, der Himmel wurde tiefer blau. Eines nach dem andern kamen die Stern- bikder zum Vorschein. Längst war das Feuer in den Essen der Werften erloschen und der Hamm  -erqesang schwieg. Rustad holte eine der geretteten Flaschen mit Eham- pagner. Er öffnete sie und schenkte ein Glas ein. Aber er schüttelte traurig den Kopf. Der Wein war schal, schmeckte wie Grundwasser vom Nvhavner Kanal, er war stinkend und scharf. Rustad spie ihn über die Reling.Die Hefe hoben sie für uns aufbewahrt!" sagte er und öffnete die beiden anderen Flaschen. Gedankenvoll sah er, wie pe sich an der Schiffsseite
entlang ins Wasser entleerten.Wie ich es mir gedacht hatte," fuhr er fort.Aller Champagner der Zeit war Eist oll unsere Lebensfreude mar eine Fällchung!" Er wandte sich um.Laßt uns also jetzt zur Tagesordnung übergehen!" Er setzt« den Apparat in Gang, und de? Lichtkegel des Projektors hob sich zum Himmel,« sank wie ein Schwerthieb, und das alte Bollwerk von Christianshavn   lag in blendendem Lichte da. Kapitän Högelund hat das Wort!" sagte Rustad, und der Kapitän begann breit und monoton seinen belehrenden Vortrag. Er stand dem Lande zugekehrt, barhäuptig, von der Laterne, die Rustad vor ihm angebracht hatte, belerrchtet: sein gewaltiger Körper bewegte sich rhythmisch wie eine schau- kelnde Base. An der Reling stand Gude neben Gerda und den Zwillingen und sah den weißen Lichtgürtel suchend ül>er die Häuser des Hafens gleiten. Und auf einmal lebte es, be- wegte sich. Ueber die mächtigen Flächen des Schwimmdocks, an den Seiten der Packhäufer entlang glitten Bilder: eine Koralleninsel tauchte aus der Tiefe des Hafens auf, mit weißen Sandbänken und mit Palmen, deren Kronen unter dem Dmck des Monsuns schwankten. Kapitän Högelund er- zählte von den Häfen Polynesiens, wo er als junger Steuer- mann gefahren war, um Kopra   zu holen von Papua  , Pa- peete und den furchtbaren Salomonsinfeln. Kanus wurden von schwarzen Kanaken an den alten Boll- werken entlanggepaddelt, die jetzt hinter Sand und Korallen der Lagunen verschwanden, Sturzseen brachten gegen das Riff. Neugierige Mädchen von Nyhaon und sich herumtrei- bende Seeleute hatten sich vor dem Schiff zu sammeln be- gönnen. Und Kapitän Högelund predigte den Massen. Er erklärte ihnen die Wunder der Welt. Eisberge erhoben sich an den Seiten des alten Packhauses, Kajaks fuhren pfeilschnell nach der Mündung des Trangrabens, auf der Fläche des Schwimm- docks zeigten sich Berge, a?lf denen Renntiere grasten. Immer mehr Zuschauer sammelten sich an Land und gaben laut ihre Meinung ab. Die Zwillinge klatschten in die Hände. Der Vortrag des Kapitäns schritt weiter, seine Stirnhaut verschob sich angestrengt. Er erzählte von seinen wunderbaren Reisen, berichtete Erlebnisse ohnegleichen. Er erzählte von dem merkwürdigsten Abenteuer seines Lebens, dc?s ihm eines Morgens an Bord des Schoners Sidney eimae hundert Seemeilen Südwest von Neuseeland  begegnet war. Vo?n Ausguck wurde gepreit: Wrack voraus! Und ein kohlschwarzer Gegenstand hatte sich in Schaum ge- hüllt, mit Tang um den wiegenden Hals gezeigt, ein nach Moschus stinkendes, sich wie eine Schlange windendes Tier war aus der Tiefe des Ozeans aufgetaucht.(Schluß folgt.)