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bestände, die Handel und Industrie nicht herausgeben wollen, sofort und unter Anwendung schärfster Kontroll- und Straf- bestimmungen enteignet. Wer dem deutschen Volke in Hungersgefahr und im Augenblick der Bedrohung durch das Ausland die mit feiner Arbeitskraft erarbeiteten Devisen vor- enthält, hat kein Recht, sein Eigentum von Organen des deut- schen Volkes gegen fremde Eingriffe schützen zu lassen, muß . seines gesamten Vermögens enteignet werden. Das find die nächsten, dringlich st en Arbeits» ziele. Alle anderen Gefahren, mögen st« nun wirNich be- stehen oder wie die jetzt drohende Arbeitslosigkeit von der herrschenden Klasse als Kampfmittel gegen Arbeiterschaft und Staat auch o h ne N o t heraufbeschworen werden, dürfen von dem Ziel« der Markstützung nicht ablenken. Andere, die zu lange zögerten, haben das Elend von heute verschuldet. Die Regierung, die sich frei von Mitschuld fühlen will, wird die letzte Kraft aufbieten müssen, um die Spekulation gegen die Mark mit allem Nachdruck und mit der größten Deschleuni- gung zu bekämpfen._ �Wertbeftanüige Kredite� der Reichsbank. Seit einiger Zeit hat die Reichsbank wertbeständige Kre- dite eingeführt. Praktisch werden sie allerdings so gehandhabt, daß sie für den ernsthaften Geschäftsmann überhaupt nicht zu gebrauchen find. DasBerliner Tage- b l a t t bringt darüber folgende Mitteilungen: Wie wir aus Geschäftskreisen hören, werden zwar Kunden« Wechsel von der Reichsbank nicht mehr diskontiert, was an sich ' durchaus der unbedingten Notwendigkeit entspricht-, vielmehr werden sie wertbeständig beliehen, und zwar derart, daß die Reichsbank auf den Wechselschuldner vier Fünftel der laut Dollar« kurs eintretenden Geldentwertung abwälzt gegen Zahlung eines Diskontsatzes von 30 Proz.(Dessen Höhe läßt sich in Anbetracht des Lvproz. Valutarisiko» der Reichsbank nicht nur verteidigen, fon- dern ist noch zu niedrig.) Der wesentliche Hinderuugsgrund für den Kaufmann, sich dieser Kreditquelle zu bedienen, liegt darin, daß bei eventuellem'S t« ig« n des Markkurses der geliehene Papier - markbetrag unvermindert zurückgezahlt werden muß: die 8<1proz. Wertbeständigkeit bezieht sich also nur auf die Pflicht und nicht auf das Recht des Reichsbantkunden. Aber all« diese Erwägungen sind in den meisten Fällen über» flüssig, da man es auch heute mitten im Zusammenbruch der Wirtschast noch immer nicht unbedingt nötig hat, wertbeständig« Kredite aufzunehmen, da man, wie wir hören, noch immer Papiermarkkredite bekommen kann. Man braucht sich nur die Mühe zu machen, die obligaten drei Unterschriften zu besorgen und kann, was in vielen Fällen trotz der Prüfungen der Reichsbant und der von ihr gemachten Schwierigkeiten möglich ist, weiter an der Geldentwertung innerhalb von wenigen Tagen IDOproz. Ef­fektengewinn« auf Kosten der Allgemeinheit erzielen. DasBerliner Tageblatt" hat durchaus recht, wenn es hier von einer bewußten oder unbewußten Sabotage der Reichsbank gegen die wertbeständige Kreditgewährung spricht. Es ist ein Glück, daß dieser Widerstand gegen die Goldtredite durch den bevorstehenden Personalwechsel in der Reichsbank- leitung endlich beseitigt wird, denn ohne die Ausschaltung ; der Papiermarkkredite ist eine wirksame Bekämpfung des Valutaelends nicht denkbar. Ravenstein und seine Zreunde. Phantasten derDeutschen Zeitung". Das Blatt des ehemaligen Pastors Maurenbrecher, dieDeut- f ch« Z e I t u n g", veröffentlicht eine Zuschrift vongut unterrichteter Seite" zu dem Kampf um die Reichsbank. Der Einsender, der offen- kundig jenen englischen Kreisen nahesteht, welch« Herrn Havenstein anläßlich des letzten Dollariekordes von 6 Millionen Mark ein Der- rrauensootum darbrachten, macht hier die Entdeckung, daß sich gegen die Reichsbank eine Partei p oliti s che, A g itati o n richte, -deren Zweck es ist,die Reichsbank in die Gewalt der sozia. sikkstischen Gruppen zu bringen. Hinter den Polltiter» oer-

höhen-patriotismus. von Dr. Ernst Schütte- Bremen . Daß auf hohen Höhen«ine besondere Art Patriotismus wächst, hat«ine kleine Wanderschar von jüngeren Schülern dieser Tage zu er» fahren Gelegenheit gehabt. Auf hohen Bergen wachsen ja nicht nur selten« Pflanzen, sondern auch andere Seltenheiten. Und der, der hinter die Kulissen dieser Welt zu sehen gelernt hat, wird auch diese Erscheinungen nicht mehr bestaunen, fondern milde belächeln. Also: Riesengebirgssahrt. Der Eintritt ins Gebirge mar im schönen OrtBad" Flinsberg an der hohen Jfer. Dicht an der Reichsgrenze. Warmer, verhalten nebliger Sommermorgen. Am Bahnhof d>e vielen gedrängt, die den Zug abnehmen als das Er- , eignis des sonst ereignislosen Badetages, die' vielen, denen das wohl erworbene Papierkapital den Genuß der hohen Natur ermöglicht, um die Devisennerven auszuruhen und zu stärken. Hinter der kleinen Schar, die rranderhungrig losschreitet, ertönt«s aus feistem Bauch:Diese Landplage!" Da« war beim Eintritt in die groß« Welt der Berge. Nach unruhiger Orßannacht»nter dem gastlich-freundlichen Doch �im Massenquartier der böhmischen Wiesenbande ersteigt dl« kleine Schar die höchste Höhe, die S ch n e e k o p p«. Scharfer" kalter Wind peitscht Rebalmassen-am das Haupt de» Bergriesen, daß schon scharf »flestisgan«erden maß mit den Rucksäcken, oben auf dem letzten Gratweg.»b and za ein Riß in den Wolken, der die Schlucht- gründe und weithin das fchlesische und das böhmische Land in Sonne sehen läßt. Auf der Höh« der Koppe verfliegt die Wärme vom Anstieg sehr schnell. Dem Gefühl noch ist es nur wenig über null Grad. Oben liegen zwei Bauden beiderseits der Grenze:«ine deutsche und ein« tschechisch«. Daß deutsche Jungen die deutsche Baude aufsuchen für ein kurzes Obdach, als Wind- und Nebelschutz, ist wohl naheliegend. Da der Vorraum der kleinen Bergkapelle nicht Wärm« genug bot für die kurze Ruhepause vor dem Abstieg nach Schmiede- berg(4 Stunden) und weil da auch nicht der richtige Ort war für das Rucksackfrühstück: Eintritt in die deutsch « Baude. Der Wirt- jschaftsraum gedrängt voll wie ein Bahnhofswartesaal. Auf ein- ,zelne frei« Plätze verdrückt hätte die Wanderschar wohl unbemerkt Platz gefunden in dem von Menschen und Küche erwärmten Raum. >Ein Rebenraum war noch da. Weiß gedeckte Tische ließen auf Weinzwang schließen. Aber ein paar Touristen saßen da bei Bier. �Mehrere Tische waren noch frei. Da hatte die klein« Schülerschar die Vermessenheit, für einige Ausruhminuten diese Tisch« benutzen zu«ollen. Darauf der leitende Kellner mit Amtsmiene:Diese Tische müssen frei bleiben! E» kommen andere Gäste. Gehen Sie hinüber in die tschechisch« Baude, die ist leer!" Alle Vorstellungen des Führers der Schar halfen nichts:Also weist der Deutsche dem Deutschen die Tür, schmeißt ihn hinaus". Und schiebt ihn über die Grenz« ab, rwch Böhmen . Ja, so ein Schüler verzehrt wenig oder nicht». Aber

bergen sich zum- Teil internationale Geschäftskreise, welch« ihr Schäfchen scheren wollen. Di« Personalveränderung würde bedeuten, daß der Kredit und die Mittel der Bant in aller- weitestem Umfang der sozialistischen Agitation zur Ver- fügung gestellt würden, und zwar ohne jede Kontrolle". Es würde nicht lohnen, dies« Ausgeburten einer krankhaften Phantasie, aus denen die Spi�>ch« der berüchtigtenWeisen von Zion " nur allzu deutlich herousklingt, überhaupt zu oerzeichnen, wenn man nicht den Zweck der Uebung durchschaute. Von einer parteipolitischen Agitation gegen Havenstew kann nicht mehr die Rede sein, nachdem all« Kreise, mit Ausnahme der Freunde Maurenbrechers, die Unmöglichkeit der bis- herigen Reichsbankpolitik erkannt haben. Wie wenig die Sozialdemokratie ihrerseits auf«ine persönlich« Verquickung mit der Reichsbank Gewicht legt, geht schon daraus hervor, daß während de» langen Kampfes gegen die unfähige Reichsbankleitung in maß. gebenden Parteikreisen auch nicht eine Minute daran gedacht wnrd«, einen Sozialdemokraten für das Reichsbank- direktorium vorzuschlagen. « Die Freundschaft der Rechtsradikalen für Herrn Häven- stein rückt in ein eigenartiges Licht, wenn man Gedankengängen folgt, welche der-bekannt« Pazifist Bett Valentin imBörsen- Courier" veröffentlicht: Der Kampf um die Währung personifiziert sich in dem Gegensatz: Hilserding H a v e n st« i n. Der Streit um den Reichsbankpräsidenten Havenstein kennzeichnet die heutige deutsche Lage. Havenstein, der selbst ein Gut besitzt, erinnert in dieser Beziehung an den Reichskanzler Grafen Hertling, der auch nicht verstand, wieso die Berliner Arbeiter hungerten. Die Vor- gänge in der Reichsbank und im Reichsfinanzministerum in den letzten Wochen legen nachgerade die Vermutung nahe, daß nicht nur Ungeschick und Weltfremdheit am Werke sind. Auch die rein wirtschaftlichen Beweggründe derer, die am deutschen Währungs- zerfall stark verdienen, können nicht so einflußreich sein, iöas Motiv der Handlungsweise erscheint aber mit einemmal klar, wenn man sich eine politische Absicht dabei denkt. Wenn wir den Fall fetzen wollen, daß eine bestimmt« Personengruppe dieAutoritätderRepublikruinieren will, so gibt es tatsächlich dafür kein besseres Mittel, als die finanzpolitischen Maßnahmen der letzten Wochen. Das wäre eine K a t a- strophenpolitik, aber doch wenigstens ein« Politik eine Politik mit einer ganz bestimmten Einstellung, durch die die Per- zweiflrmg in weite Kreis« getragen und so der B o d e n f ü r e i n e rechtsradikale Diktatur vorbereitet wird. Mourenbvecher scheint sich die Erkenntnis, die hier geäußert wird, sehr z u e i g e n gemacht zu haben....

Strefemann und die Voltspartei. Di« Reichsgeschäftsstelle der Deutschen Volkspartei teill mit: Die deutschnationale Presse weist darauf hin, daß bei der Ab- stimmung über das B er tr a u en« v o tu m für das Kabi- nett Strefemann ca. 20 Mitglieder der Fraktion der Ab- stimmung über das Vertrauensvotum ferngeblieben sind, und schließt daraus auf eine stark« Opposition in der Fraktion der DDP. gegen die große Koalitton unter der Führung Sttefe- mann«. Di«R.-L. C.", der Pressedienst der DVP., bemerkt dazu folgendes: Die Zahl der 20 fehlenden Abgeordneten ist dadurch errechnet worden, daß auch alle Abgeordneten der DDP. gezählt sind, die wegen der bekannten Schwierigkeiten des besetzten Ge- bietes, aus Krankheit», oder aus sonstigen Gründen an der Tagung de» Reichstages überhaupt nicht teilgenommen haben. Für die übrigen Mitglieder der Reichstagsfraktion der DVP., die nicht an der Abfttmmung teilgenommen hoben, gilt das, was bereits in der R.-L. C." Rr. 72 vom 17. August parteioffiziell festgestellt worden ist, nämlich, daß ihr Fernbleiben von der Abfttmmung nicht als «in Protest gegen die Neubildung der Regierung auf der Grund- lag« der großen Koalttion unter der Kanzlerschaft Sttesemanns aufgefaßt werden darf, vielmehr war Dr. Strefemann dazu durch einen einstimmig gefaßten Beschluß der Fraktton ermächttgt. Die- jenigen Mitglieder der Fraktton der DDPI, die der Sttmmabgabe ferngeblieben sind, wollten dadurch lediglich zum Ausdruck bringen. daß sie nicht mit der Besetzung des Kabinetts in allen Einzelheiten einverstanden sind. Es trifft auch nicht zu, daß sich alle Landwirte der Fraktion der Sttmmabgabe enthalten haben."

zu einigen TassenHaus"-Kaste« hätte das Wonderkapital doch wohl noch gelangt. Allerdings nicht zu mehreren Gängen mit Wein. Di« tschechische Koppenbaude. Dunkler Wirtsraum. Fast leer. In der Veranda, die nach dem böhmischen Hang der Koppe hinaussieht, ist es hell und auch leer. Dahinein, um noch einen Blick zu erhaschen in die tief« Weite, wenn der Wind den Nebel zerpettscht. Aber der Ober, auf deutsch -böhmisch:Die Veranda muß frei bleiben fürander« Gäste. Wenn Sie in Kronen bezahlen, können Sie da sitzen." Ii? dunklen Raum konnte also für deutsche Papiermart gesessen und gegessen werden. Der Platz am Licht und an der etwaigen Sonn« ist Valutaobjett. Das erfuhren wir doppelt auf der Schnee- koppe, beiderseits der deutsch -tschechischen Grenze. Ja, auf den Gipfeln wächst Humanität in Reinkultur. Ober-Humanität auf den Bauden der Schneekoppe . Wer es kann, sollte solche gasllichen Stätten meit>«n. Aber auf den Hvhen der natürlichen Berge haben sie das Gostm onopol. Als wir abstiegen über den Riesenkamm auf Schmiedeberg zu, kamen wir sehr bald unter der Koppe in eine Gewitterwolke mtt Platzschlagregen, Hagel und Donner. An der Grenze des Baum- wuchses drückten wir uns in den nur kümmerlichen Schutz der knie- hohen Krüppelkiesern. Und die schützten bereitwilliger die deutschen Jungen als ein deutsches Dach.

die Reichsbank von Schilöa. Die Ueberschrift könnt« irreführen, daher sei zur Aufklärung be. merkt, daß dieses Schilda in Berlin , in der nächsien Nähe des Haus- vogteiplatzes liegt. Der Schildbürgerstreiche im Reich« des Herrn Havenstein gibt es gar viel« und sie haben alle das gemeinsam, daß sie dem deutschen Volk teuer zu stehen kommen. Ein neues, nicht zu übertreffendes Schildbürgerstückchen berichtet das zehnte Heft desNachrichtenblattes für Reichsbantbeamte" vom 20. August. Darin wird folgendes«rzäblt: Die sich geradezu überstürzend« Geldentwertung hat auf unseren Lankbetrieb bei aller Tragik erheiternd« Wirkungen zur Folge. So wird niemand bestreiten wollen, daß es auf wirtschaftlich denkende Menschen lächerlich wirkt, wenn sie beobachten, daß bei der Reichs- dank heute noch 1- und 2-M..Schein« formiert werden wie einst als der Dollar 15 oder meinetwegen auch 2000 stand. Ist dies« Arbeit jetzt nicht zum Unfug geworden? Man denke:«ine sehr gewandke Geldzählerin formiert am Tag« 20 000 Einmarkschein«. Sie tostet(damals) der Bank rund 100 000 Mark. Also nach Adam Ries «: ein Schein kommt auf 5 M. zu stehen. Doch damit ist die Sache nicht zu End«! Die Scheins werden nach Verlin qeschickt und dort nachgezählt. Wir sandten dieser Tag« u. a. «inen Beutel I-M.-Schein« mit einem Inhalt von 11 000 M.: das Vorto belies sich aus 17 400. M. Der Packbeutel stellte an Wert sicher«in Vielfaches des Inhalts dar. Von der Arbeit des Packens und dem sonstigen Packmaterial sehen wir ganz ab. Beim Nachzählen in Berlin werden natürlich hin und wieder Fehler entdeckt, sonst wäre die Arbeit ja überhaupt nicht zn be-

Auch diese parteiamtliche Publikation kann natürlich nicht dar* über hinwegtäuschen, daß die Oppositton von rechts bis in die Reihen der Volkspartei hineinreicht. Die Deutschnationaken schüren sie natürlich mit allen Mitteln auf der Basis der in gewissen Kreisen so sehr beliebten Steuerscheu. Der Gang der Ereignisse kann diese Opposition, um die sich die wirtschafllich mächtigsten Kreise scharen, noch zu einer Entsaltung bringen, die zu den schärfsten Aus« einandersetzungen führt._

die Mobilmachung der Zronde. Es kann keinem Zweifel mehr unterliegen: Das Baro- meter steht auf Sturm. Die unerhörten Schwankungen des Dollarkurfes zeigen, in welch furchtbare Lage uns die Miß, Wirtschaft der Regierung Becker-Cuno-Hermes-Havenstein ge- bracht hat, eine Lage, aus der nur verzweifelte Anstrengun- gen das Land noch retten können. Mit Recht weist die Vossifche Zeitung" auf die schwere Belastung hin. die das neue Kabinett als Erbschaft übernommen hat:Es ist be- dauerlich, daß die neuen Minister sich nicht sofort über die Wirtschast, die sie vorfanden, freimütig äußerten. Jede Zurück- Haltung in diesem Augenblick bedeutet nur die Aufrechterhal- tung der Möglichkeit für gewissenlose Agitatoren, das Volk über das zu täuschen, was unter der früheren Wirtschaft ge- schehen ist." Auch dieZ e i t" beginnt, sich deutlich gegen die Steuer- fronde zu wenden: In Anbetracht dieser Sachlage scheint es wenig glücklich, daß einzeln« Industrie- und andere W irtschasts v er- bände ebenso wie Vertreter der Landwirtschaft jetzt bereits mit Erklärungen an die Oeffenllichkeit kommen, daß sie nicht imstande seien, die neuen Steuern zu tragen. In diesen Kreisen sollte man sich keinen Augenblick über den gewaltigen Ernst der Lage täuschen, der durch die neuerlichen Sprünge des Dollars, die allgemeine Teuerung und die vielfach einsetzende Arbeitslosigkeit hervorgerufen worden ist. Man sollt« in jenen Kreisen auch nicht vergessen, daß die Steuergesetze in ihrer rohen Form vom Reichs- tag mit einer an Einstimmigkeit grenzenden Mehrheit angenommen worden sind, und zwar unter aktiver Beteiligung an ihrer Ausarbeitung von Vertretern aller Wirt- schaftszweige mit Einschluß der Landwirtschaft, hier unter besonderer Anteilnahme der Landwirte in der Deutsch - nationalen Dolkspartel. Alle Zweige der Wirtschaft haben sich da- mals bereit erklärt, ihren vollen Anteil der Lasten zu tragen. Es geht also nicht an, daß nun bereits, wo die erste Spannung über- wunden zu sein scheint, hier und da Klagen über die Unmöglichkeit der Steuererfüllung ertönen." In der gleichen Nummer wendet sich der volkspartelliche Abgeordnete Hugo ebenfalls gegen die Tendenz der Sachwert- und Substanzerhaltung, die Herr G o t h e i n immer noch, als wenn nichts passiert wäre, imAcht-Uhr-Abendblatt" predigt: Daß diese Herausschöpfung nicht aus den normalen Ein­nahmen der Wirtschaft, auch nicht aus verfügbaren Kre- diten bestritten werden kann, sondern daß es zu einem tiefen Eingriff in die Substanzwerte kommen muß. ist selbst- verständlich auch gewollt. Man kann nicht haltmachen vor den Sachwerten, die sich der wirtschaftende Teil des deutschen Volkes im Vorteil gegenüber den Lohnempfängern und Festbesoldeten hat behaupten oder erwerben können, in einem Augenblick, wo das Schicksal von der Aufbringung aus- reichender Mittel nicht unwesentlich abhängt. Will der Besitz seine. Existenz retten, so hat er große Opfer nicht nur für den Augenblick, sondern voraussichtlich für eine lange Dauer zu bringen. Diejenigen Kreise der besitzenden Witt- schaft, die das nicht einsähen� würden Totengräber ihrer eigenen Existenz und Arbeitsfähigkeit sein. Alle E r w ä- gungen zwingen deshalb zu einem scharfen Steuereintrleb." Es bleibt nur abzuwarten, ob diese erfreuliche Einsicht, die jetzt endlich in zwölfter Stunde selbst solchen Leuten ge- kommen ist, auch vorhält, wenn die Wühlereien der Inter- essenten, derSachverständigen" zusammen mit der Agitation

gründen. So bekamen wir dieser Tag« einen Schrieb, der mit Feierlichkeit feststellt, daß in dem beiliegenden, vier Unterschriften tragenden Bande 3 M. gefehlt hätten, die unter den.Vermischten' zu vereinnahmen seien. Man faßt sich unwillkürlich an den Kopt und fragt sich: träumst du«igenilich, oder bist du wach? Da du aber wirklich ungetrübtes Bewußtsein feststelltest, rechnest d» aus, daß allein das Formular, worauf die Mitteilung der feblenden Summe gemacht wird, jetzt wohl mindestens 50 M. kosten wird. Zum Glück gibt es auch beim Zählpersonal noch wittschaftlich denkende Menschen. Kürzlich qab unser Kassierer einer kaum einge- stellten Geldzählerin einige Paket« 1-M.-Scheine zum Formieren. Sie sann etwas nach, holte ihre Geldtasche und gab dem Kassierer den Gegenwett in 1000-M.-Noten mit der Bitte, ihr doch«ine nutz- bringender« Arbeit geben zu wollen." Das mag«in« schöne Aufregung ob dieses Einbruches des gesunden Menschenverstandes in Schilda » heilig« Hallen gegeben haben. St. Bureaukrattus haßt nichts mehr als rasches Denken. er liebt nichts mehr als denguten alten Trott". Wie wäre es, Herr v. Havenstein, der Sie ja noch immer autonom Ihr uns so teures Schildbürgerveich beherrschen, wenn Sie wenigstens ab und zu sich bei der tleinen Geldzöhlettn Rat holten?

Warnung vor Hypnose in Schulen. Die okkultistische Welle, die seit einiger Zeit, wie durch die ganze Welt, so auch durch Deutsch - land geht, Hot sich selbst in die Schulen Einlaß zu verschasten ge- wüßt. In letzter Zeit haben die Schulleiter verschiedentlich herum- ziehenden Personen auf vorgelegte Empfehlungen hin gestartet, in den Schulen Erpen neural votträge Über Hypnose, Wachsuggestion, Telepathie und ähnliche Gebiet- zu halten. Wie die.Klrmsche Wochenschrift" mitteilt, hat sich nun dos bayerische Unt«rr,chts. Ministerium in einer Verordnung dagegen gewandt. Be, den schweren sittlichen und gesundheitlichen Gefahren, die derartige Vorst,!) aingen gerade für die jugendlichen, noch in der Entwicklcmg stehenden Schüler und Schülerinnen nach sich ziehen können. w,rd nachdrück- lich vor der Zulassung solcher Vera, stoltungen gewarnt, die ohne besondere polizeilich« Genehmigung verboten sind. Eine Photograpbic- Zluöitclluug findet vom 3. bis 9. September im Rehmen der L e v l i n- r P d o'" s"° Z°.im ehemaligen H erren- hau« statt Sie soll die Entwicklung der Photographie von ihren ersten Ansängen bis zur G-g-nwatt veranschaulichen. Da« Zihalia-lrheater ist. nach Ausscheiden der Direktion Adler und nachdem da» Theater durch Direktor JlajoS pachtscei überlassen worden ist von dem gesamten Personal in eigene Rechnung Übernommen worden. Die Mitglieder spielen aus Teilung. Neugestaltung deSTHeaterbiüettderkaufS. Einige verliner Bühnen- leiter haben beschlossen, in der kommeuden Spielzeit die(A o l d p r e i S- r e ch n u n g einzusühren. Der billigste Platz soll im Grundpreis 0,S0, der t-ueist« k,30 Matt tosten. Diese Summe wird mit einer Indexziffer mul> tipliziert, die täglich an der Kasse bekanntgegeben werden wird. Tie Wiener Neinhardt-Bühne in der Äosevbstadt wird im S«v< lember wahrscheinlich nicht erössnet werden können, da der bisherige Direktor Jarno alle während seiner DirektionSzert angebrachten Eturich- lungen aus dem Gebäude hat entfernen lassen und e» unmöglich ist, daZ HauS in wenigen Wochen neu auszustatten.