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Nr. 389 40. Jahrgang

Ein Berliner Oberschulrat.

des Vorwärts

Beilage des

Mittwoch, 22. August 1923

Millionen, fleine Halle 2,5 Millionen; Sonntags dem dieser Herr Stangenberg zu schreiben sich er­große Halle 6 Millionen, fleine Halle 4,5 Millionen. Schwimm- dreistet. Aus der beigefügten Wohnungsangabe" Georgenkirch­unterricht ohne Bad für Erwachsene 600 000 mt., für Kinder bis play 18" ergibt sich, daß wir es mit dem Stadtinspektor Stangen­Bor etwa zwei Jahren vergaß der Berliner   Oberschulrat Sachse, au 14 Jahren 150 000 Mt., für Wäscheaufbewahrung monatlich berg zu tun haben. Wes Geistes Kind er ist, befundet er dadurch, 150 000 mt., Leihgebühr für Badewäsche: ein Badeanzug oder ein der Erzieher der Söhne des letzten Kaifers, in einer Klaſſe ſein Badelafen 75 000 pct., ein Handtuch oder eine Badehose 30 000 wt., daß er sich mit dem Hakenkreuz zu schmücken" pflegt. Er will die Notizbuch. Die Schüler ſtellten fest, daß der Herr Revisor ihren ein Flußbad für Erwachsene mit Umkleidezelle, 25 000 Mt., für Erin sozialer Arbeit sich betätigende Bezirksverordnete gerichtlich be­Lehrern die denkbar schlechtesten Zeugnisse ausgestellt hatte. Die wachsene ohne Umkleidezelle 12 000 m., für Kinder ohne umfleide- langen, wenn sie seinen Burgfrieden" stört. Er erbietet sich, ihr Angelegenheit erregte großes Aufsehen und wurde in der Preffe gelle 2000 mt. Eine Biegemarke für Benutzung einer automati- durch braftischere Mittel" wieder Anstand, Ehrlichkeit wiederholt erörtert. Aber obwohl der Berliner   Philologen- Berband fchen Personenwage 5000 Mt.

Verlangt er nach einem Denkzettel?

Der Hakenkreuzler als Dienstherr".

und Aufrichtigkeit" beizubringen. Er schmäht, auf bei dem Minifterium gegen die weitere Tätigkeit des Herrn Sachse dem Straßendamm werde sie Objekte finden, die in Berlin   energisch protestierte, revidiert dieser immer noch Berliner  ihrer Dentweise näherstehen dürften. Bon jedem Schulen. Viele Berliner   Studienräte haben sich nun entschlossen, Gericht hätte ein Mensch, der einen derartigen Ton anschlägt, Ver= auch über das Wirten ihrer Schulräte genau Buch zu führen. Durch urteilung und nachdrückliche Bestrafung zu erwarten. Daß der unter­einen Zufall ist ein solches Notizbuch in unsere Hände gelangt. Wir Die Zeit der Gefindesklaverei liegt hinter uns. Es gibt aber zeichnete Stangenberg über die Mitarbeit unserer Genoffin in der lefen darin folgendes: immer noch Leute, die in einem Versuch, eine Hausangestellte über Gemeindeverwaltung unterrichtet ist, zeigt sein Hinweis auf das 1. Die Bresse berichtet, ein Oberschulrat hätte bei der Reife- die Lohn- und Arbeitsverhältnisse ihres Berufes aufzuklären, eine auch ihr zugängliche Dienstblatt des Magiftrats. Wir fönnen nur prüfung einen Schüler gefragt, warum die Revolution von 1918 Berlegung geheiligter Herrenrechte" sehen. Ein Beitrag zur Ps9 wünschen, daß unsere Genoffin sich soweit überwindet, sich mit dem eine lächerliche genannt zu werden verbiene: Dieser Schufrat ist hologie mancher Arbeitgeber vom Hausange. Berfaffer dieses Schmähbriefes vor Gericht zu stellen. Ihm täte Herr Oberschulrat Michaelis. stellten ist ein Brief, den eine sozialdemokratische Bezirksverord- ein tüchtiger Denfzettel not, der ihm andere Ma­

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2. 26. Oftober 1922. Gestern wurde im Landtag festgestellt, nete von einem Stadtinspektor erhielt, nachdem sie mit seiner Haus- nieren beibringt. daß der in die Straffache wegen Ermordung des Ministers Rathenau   angestellten über deren Lohnverhältnisse gesprochen hatte. Unsere Herr Stangenberg ist beschäftigt in der Hauptfürsorge­vermidelte Schüler Stubenrauch nach Erhebung der öffentlichen An- Genoffin, die in der Wohlfahrtspflege ihres Bezirtes tätig ist, war ftelle für Kriegsbeschädigte und Kriegerhinter­Hage durch den Oberreichsanwalt mit 3ustimmung des Ber. von der ihr bis dahin gänzlich unbekannten Hausangestellten in bliebene in der Landwehrstraße. Wissen möchten wir, wie er liner Provinzialschulfollegiums noch das Steg. ihrer Wohnung aufgesucht worden, wohl auf Beranlaffung irgend fich dort betätigt. Kennt ihn jemand aus seinem Berkehr mit lizer Paulsen- Gymnasium besucht hat. Der Minister einer Person, die unsere Genoffin aus ihrer sozialen Arbeit fennt. Kriegsbeschädigten und Kriegerhinterbliebenen?

Boelig erklärte, er werde gegen das Provinzialschulfollegium mit Die Hausangestellte erzählte hier, daß fie in ihrer Stellung neben allem Nachdruck auf disziplinarem Wege" einschreiten. Wer ist der freier Station nur fünfzigtausend Mart Barlohn pro Dezernent diefer Schule? Nach dem Kalender für das höhere Schul- on at habe, und fie erfuhr nun, daß Hausangestellte in anderen mesen Preußens der Oberschulrat Michaelis. Stellungen ganz anders bezahlt werden. Bald darauf wurde un­

3. 12. Mai 1923. Gestern wurde im Landtag der folgende

Fall zur Sprache gebracht: Zur Zeit der Ermordung Rathenaus ver­herrlichten Schüler des Realgymnasiums zu Rowames, die aus einer deutschynationalen Jugendorganisation ausgetreten sind, weil sie ihnen zu lau ift, in ihren Auffäßen den politischen Mord; sie bringen das Sehnen Deutschlands   nach einem deutschstämmigen Be= freier zum Ausdrud.( 111). Der die Auffäße durchsehende re­publikanische Studienrat empfiehlt den Schülern in seinen Rand­bemerkungen, ihre Anschauungen nachzuprüfen. Auf die Beschwerde eines Vaters hin erhält der Lehrer von dem Provinzialschultolle­gium einen Verweis(!!!), ohne daß ihm Gelegenheit gegeben worden ist, sich dazu zu äußern. Er erhebt dagegen Einspruch bei bem Minister; dieser nimmt den Berweis zurüd. Der Ministerial­direktor Jahnte gab gestern zu, daß das Verhalten des Provinzial Schulkollegiums nicht gebilligt werden könne. Wer ist der Dezernent jener Schule? Der Oberschulrat Michaelis!

Ein mißglückter Raubüberfall.

Der fleine Junge als Refter. Ein Raubmordverfuch am hellen lichten Tage wurde gestern ferer Genoffin folgender Brief überbracht: Nach Angabe meiner Haushaltsgehilfin, Fräulein Kerber, eine Frau Anna Wenzel in dem Hause Nr. 22 ein Konfitüren­nachmittag in der Glogauer Straße verübt. Dort betreibt haben Sie sich derselben bei Besorgungsgängen wiederholt in aufdringlicher Weise genähert und sie zu Zeitverfäumnissen ver- geschäft. Um Uhr, als sie allein im Laden war, betrat ein Mann anlaßt, lehthin mit dem Erfolge, daß sie ihren Nachmittagstaffee bas Geschäft, zog plöglich einen hammer hervor und schlug vollkommen erfaltet einnehmen mußte. Ueber das Ziel Ihrer Be- Ein leiner Junge hatte den Vorgang jedoch bemerkt, und damit auf die überraschte Frau, bis sie zusammenbrach. ftrebungen fann ich nur Vermutungen haben, die der Wirklichkeit Bassanten aufmerksam gemacht, die mit Unterstützung eines Beamten ziemlich nahe kommen dürften. Ich warne Sie davor, durch wei der Schußpolizei in den Laden einbrachen und den Täter auf tere derartige Versuche meine Intereffen zu beeinträchtigen; ich frischer Tatfestnahmen. Dieser suchte sich dadurch der Ver­bin gewöhnt, die Störung meines Burgfriedens durch Unberufene haftung zu entziehen, daß er mehrmals schoß, ohne zum Glück unnachfichtlich privat- und strafrechtlich zu verfolgen oder bei hart zu treffen. Troß seines Widerstandes wurde er jedoch überwältigt näckigem Bersuch durch drastischere Mittel Ihnen die Ehrfurcht und von der erregten Menge so übel zugerichtet, daß er am Glauben Ihrer Bäter Anstand, Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit fofort als Polizeigefangener in das Untersuchungsgefängnis einge­liefert werden mußte. Da er nicht vernehmungsfähig ist und auch feine Papiere bei sich hat, ist seine Persönlichkeit noch unbekannt.

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wieder beizubringen. Straßendammwohltätigkeit schäße ich im allgemeinen gering ein; ist Ihr Betätigungsdrang aber fo zwin­gend, so bietet sich Ihnen auf der Ratharinen-, Landwehr- und Liezmannstraße ein dankbares Arbeitsfeld an Objeften, die Ihrer Denfmeise näherstehen dürften als meine Hausangestellte. Wenn Sie sich über Hausangestelltenverdienst unterrichten wollen, so gibt Ihnen das sicher auch Ihnen zugängliche Dienstblatt des Magistrats darüber erschöpfende Auskunft, auch über den Wert der Berpflegung, Sozialversicherung und dergleichen. Zu meinem Bedauern habe ich Sie bei wiederholten Versuchen zur perfön­lichen Mitteilung des Borstehenden nicht angetroffen.

Stangenberg."

Ift es nicht geradezu ungeheuerlich, daß ein Schulrat, det so miederholt in der Deffentlichkeit bloßgestellt worden ist, darüber ur­teilen soll, ob Lehrer der Reichsverfassung gemäß den Unterricht im republikanischen Geifte und im Geiste der Bölferversöhnung geben? Nach dem von dem Minifter veröffentlichten Entwurf einer Berord nung über die Einführung eines Numerus clausus foffen Schulräte mit solchen Anschauungen es fogar in der Macht haben, einen Bollig falsch ist die Darstellung, daß die Bezirksverordnete fich Studienaffeffor, der die beiden zur Anstellung an höheren Schulen der Hausangestellten in aufdringlicher Weise genähert habe, viel vorgeschriebenen Prüfungen bestanden hat, und von der Regierung mehr wurde unsere Genoffin, wie schon eingangs gesagt, von ihr für anftellungsfähig erklärt worden ist, von der Anstellung auszu in der Wohnung besucht. Im übrigen beachte man den Ion, in schließen, indem fie es frets ablehnen, ihn auf die Anwärterliste zu fehen. Der Oberschulrat ist übrigens der Bruder des Reunundneun. sigtagetanzlers.

Arme preußische Republik  !

Die neuen Bäderpreise.

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Preise und Löhne.

Lebensmittelpreise in der Stachelbeeren Zentralmarkthalle am 21. 8. Lebende Hechte

( in tausend Mark)

do. Kalbfleisch.

Talg

ohne

900 1000

22

900-1000

950-1000

Der Ausschuß zur Festsetzung der Bäderpreise hat folgende Rindfleisch mit Knochen Baderpreise ab 20. August festgesetzt: ein annenbad 175 000 Mart, ein Brausebad für Erwachsene 75 000 mt., für Studierende, Pflichtfortbildungsschüler, Schüler höherer Lehranstalten 40 000 mt., Margarine. Rinder 20 000 t.; ein Schwimmbad für Erwachsene 115 000 Schmalz Mart, für Studierende usw. mie oben 60 000 Mt., für Rin- Weißkohl der 30 000 mt., für Schultinder bei flaffenweisem Besuch 10 000 Wirsingkohl Mart. An den Uebungsabenden der Schwimmvereine zahlen: Er­machsene über 18 Jahre 70 000 mt., Jugendliche bis zu 18 Jahren 50 000 mt., Rinder bis zu 14 Jahren 20 000 mt. Schwimmhallen miete bei Schwimmfesten Sonnabends große Halle 9 Millionen, fleine Halle 7 500 000 mt. Sonntags große Halle 30 Mil lionen, fleine Halle 23 Millionen, für jede weitere Stunde ( über drei bam. sechs Stunden hinaus Sonnabends große vorgenommen.

Kilian.

Roman von Jakob Bührer.  ,

Johannisbeeren Pflaumen

800-900 1200-1300 50-55

Bleie.

Hechte in Eis Grüne Heringe.

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100-170

Zur Kohlenkatastrophe.

Aus Kreisen des Rohlenkleinhandels wird uns geschrieben: Der Magistrat hat am 18. August in einem Telegramm an fämtliche in Betracht kommende Reichsministerien und in einer durch das Nachrichtenamt der Stadt Berlin   an die Tagespreffe gegebenen Veröffentlichung auf das Steigen der Kohlenpreise und die dadurch der gesamten Wirtschaft drohenden Gefahren hingewiesen. Es ist richtig, daß die englische Rohle heute in Deutschland   billiger ist als die deutsche  . Daß daraus große Gefahren für das deutsche Wirtschaftsleben entstehen müssen, fann ohne weiteres zugegeben werden, und ebenso far ist es, daß das Wirtschaftsleben der Stadt Berlin   in erster Linie von diesen Gefahren bedroht ist. Dann ist es aber notwendig, die Berliner   Bevölkerung darüber aufzuklären, daß nicht etwa der Berliner   Kohlenhandel, meder der Groß- noch der Kleinhandel, an diesen Preissteigerungen irgendeine Schuld trägt. Selbstverständlich wird vom Berliner   Kohlenhandel an der von den Bechen   gelieferten Rohle verdient. Dieser Berdienft bewegt sich aber in so bescheidenen Grenzen und die Bedingungen, unter denen die Rohle vom Berliner   Handel bezogen wird, find gerade neuerdings 150-300 fo fchmer, daß man in der allernächsten Zeit mit Sicherheit damit rechnen kann, daß ein großer Teil menigstens der Berliner   Kohlen­fleinhändler den Betrieb wird einstellen müffen. Schon in der letzten Zeit sind eine Menge Kohlenhandlungen eine gegangen, und zahlreiche andere versuchen ihr Geschäft und ihr Kon. tingent zu verkaufen. Bisher war es vielen nur dadurch möglich, ihre Geschäfte aufrecht zu erhalten, daß bei dem großen Andrang des Publikums jede eintreffende Sendung schnell ausverkauft werden fonnte. So lag in den meisten Fällen das eingenommene Geld in dem Augenblic, wo die Rechnung bezahlt werden mußte, zur Zah Lung bereit. Infolge der schnellen Geldentwertung sind aber nun­mehr die Zechen dazu übergegangen, entweder Boraus bezah­lung zu verlangen oder die Zahlungsfrist fo furz zu stellen, daß die Rechnung nicht mehr von dem Erlös bezahlt werden kann, zumal

Höchste Wochenlöhne

in Berlin  

700 600 550

( in tausend Mark) 75 Metallformer v. 18. b. 19. 8. 16 238 65 Wagenbau- u. Karosserie­100-160 Tomaten gewerbe vom 15. b. 21. 8. 19 044 250-300 Elektrizitätsarbeiter Gr. I Zwiebeln 100 vom 13. bis 19. 8. 16 454 Der Markt steht wieder im Zeichen der stark anziehenden Preise. Die Fettpreise sind im Durchschnitt um 40-50 Prez. erhöht worden. Auch der Fleischmarkt hat eine Erhöhung seiner Preise

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Und einmal", so fährt er fort, geht die Erde also unter, I stand der Russe, mit gemehltem Gesicht, roter Nase und weiß­mie diefer Stein versant. Und mit ihr versinkt eine uner- geschminktem Mund. Alle Viertelstunden ließ er seinen hörte, unausgenügte Möglichkeit des höchsten Lebens. Spruch los. Rilian fannte ihn bereits auswendig: Bielleicht! Bielleicht aber siegen mir doch! Vielleicht kommt Kilian fchweigt. Des anderen Rede ist so müde und doch der Tag, da jedem ganz selbstverständlich zugemessen traurig. Nach einer Weile fagt Kilian: Es fann doch sein, wird, was jeder braucht, und da der große lleberschuß an daß du recht haft. Ich habe da eine Tafel an einem Hause Dentfraft von allen Menschenhirnen dazu verwendet wird, gelesen, auf der stand, daß vor hundert Jahren zu Zürich   einer wahrhaft frei zu denken, zu erfinden, zu schöpfen. Wer weiß, hingerichtet worden sei... Daß so etwas möglich ist..."" bb dann nicht eine Kraft erschaffen wird, die den Tod be­Der Jüngling starrt über das Wasser. Die Erde wantt zwingt, die zu den Sternen führt, und die verhütet, daß die unter feinen Füßen. Was er gelernt hat, was er bisher fest Erde untergeht? Wer weiß?-Wer weiß, ob wir ver­und einfach glaubte, stimmt nicht. Es stimmt nicht mit dem fluchten Realisten, Wachmenschen, wahrmachen, was die Vaterland. Es stimmt nicht mit den Schulmeistern. Es blassen Träumer, die frommen Pfaffen und all die Wahr ftimmt nicht. heitsfeinde immer geistig in die Nebel bauten?"

Der Russe hat die Angel eingezogen. Er fängt an zu reden. Es war damals vor hundert Jahren hierzulande fast so schlimm, wie zu meiner Zeit in Rußland  . Der Bauer noch so halb und halb Leibeigener; das Landvolk ganz und gar der Stadt untertan. Niemand durfte den Beruf wählen, der ihm beliebte Niemand Und er fährt fort, die Knechtschaft der Borzeit zu schildern. Dann aber", so schließt Der Ruffe, hat sich, der Riese Bolt erhoben, zuerst in Paris  , dann auch hier in der Schweig Aber wie gesagt, er hat die Rette nicht gesprengt, er hat sie nur ein wenig geftredt." Wie meinst du das?" frägt Rilian.

Wirst es schon noch erfahren! Wirft fühlen, wie ab­hängig du bist! Wie elend du Knecht bist deiner Lebtag! Daß du nie und niemals das schaffen fannst, was du gerne möchtest. Daß bu immer nur arbeiten mußt, um nicht zu verhungern. Und wenn es dir gut geht: daß du arbeiten mußt, um Geld zu verdienen. Daß du Stlave bist immer und in jedem Fall!"

Arbeiten muß man schließlich," wendet Rilian ein. Ich verstehe dich nicht.

Die legten Säße sind, wie alle seine Worte, leise über des Russen Lippen gekommen, und doch ist es, als stünden fie hart und flar in der Luft. Da jener schweigt, weiß Rilian nicht, was er fagen soll. Er starrt in die Weite.

Ueber dem Ezzel hängen zarte blaßrote Wölflein, und um die Insel Ulfenau breitet der Abend Perlmutterglanz.

Kilian faßt sich an den Kopf. Einer will den Tod be zwingen! Einer will zu den Sternen fommen! Einer will machen, daß die Erde nicht untergeht! Das waren Gedan ten! Und heute hatte er gemeint, wenn man Heil dir Helvetia" finge, so habe man das Beste getan, was ein Mensch in diesem Land zu tun vermöge!

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Als Kilian auffah, war er allein.

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3wei Tage darauf steht Kilian an der Orgel der fertigen Reitschule und breht die drei Weisen ab:" Rote Rose, bu ver­bluteft"," An der Donau   muß man leben" und" Bums ba, gigeli hopfaffa!". Die vierte Weise mußte leider übersprungen werden, weil ein paar Töne versagten. Es war just die schönste. Die hieß an der Ede steht der Rede!" Indessen hörten die meisten sowieso nicht, was gespielt wurde. Die Hauptfache war, daß das Raruffell ringsum ging, die Geschichte Farbe und Glanz hatte und schließlich und besonders, daß man stolz zu Roß faß vor allen Leuten und sich etwas ein­bilden konnte. An diesen Dingen fehlte es nun nicht, und deshalb war der Besuch in der Reitschule Wetli anhaltend

Und ist doch fo einfach. Stehe, ein Kind muß es ver stehen. Da ist so ein Ding, wie dieser Stein, mur größer, runder. Darauf leben foundso viele Menschen. Die brauchen so viel Kleider, so viel Brot, so viel Schmud. So viel muß her. Es ist vorhanden. Die Erde ist so reich. Ein jeder fann fo viel erschaffen, als er braucht, und mehr, viel mehr. Wenn ausgezeichnet. alles eingeteilt ist und geordnet. Statt deffen, was tun die Menschen? Sie stehlen, rauben, töten. Berarmen einander!" Er wirft den Stein ins Waffer.

Hereinspaziert, meine Herrschaften! Hier sehen Sie das Weib, die Sonne! Diese Dame ist tätowiert von der 3ehe bis zum Scheitel. Jeder Zentimeter ihres Leibes ist hemalt. Hier, sehen Sie, über der linken Brust trägt die Dame das Bild des russischen 3aren Michelajovitch, des Großen! Aber auch die Beine der Dame find tätowiert! Die Beine am schönsten! Alles werden Sie genau sehen! Immer hereinspaziert!"

Die tätowierte Dame aber war niemand anders, als des Meister Metlis Schwester, und die Zeichnung auf ihrer Haut hatte der Russe gestern abend mit einem Tintenstift hin­gezeichnet, nämlich deshalb, weil der Feuerfresser telegraphiert hatte, er habe Bauchweh und könne nicht fommen. Irgend etwas aber mußte mit dem bereits errichteten fleinen Bunder. theater geschehen, und so hatte man schließlich Fräulein Wetli tätowiert". Sie hatte dazu ihr Badkleid angezogen, und mas dieses nadt ließ, war mit Schnörkeln versehen worden.

Und nun steht sie da oben in einem bunten Mantel, und der Russe mit der gemalten Schnapsnafe und dem großen Maulriß macht die Menge lüftern, indeffen der bronzene Riefe auf dem Denkmalsfodel die Fäuste mit den Rettenstummeln über dem Jahrmarktvolt in die Luft hält.

Immer wieder, menn Kilian eine Bause machen darf, fieht er dieses Bild, und des Ruffen Worte tommen ihm in den Sinn; daß des Menschen Ziel wäre, den Tod zu be­zwingen, zu den Sternen zu gehen und die Erde vor ihrem Untergang zu bewahren. Aber die Menschen fuhren auf Holz­pferden im Kreise um und vergingen vor Lüsternheit, ein Frauenbein zu fehen!

Endlich um elf Uhr ist Feierabend.

Meister Betli, der nach einem Schlaftrunt ausgeht, be­gegnet Rilian.

Was willst du mit der Kette?"

In den Wagen tragen, ste lag im Weg," lügt Kilian. " But," und schlaf mohl".

Gute Nacht, Meister.  "-

Der Ruffe lag bereits auf seinem Lager, als Kilian in

Auch im kleinen Wundertheater nebenan, das auch noch den Wagen fam, in dem sie beide schliefen. Der Fremde war der Firma Gebrüder Betli gehörte, ging das Geschäft allem stodheiser. Schade. Kilian hätte gern mit ihm gesprochen. Anschein nach vorzüglich. Auf dem obersten Treppentritt Nun schläft er halt auch ein. ( Fortsetzung folgt.)

Sp