Maßnahmen getroffen werden, die die Stillegung der Nokenpreffe ermöglichen. Erste Maßnahme: die Reichsregicrung verpflichtet sich unoerzügliä), alle Papiermark zu dem jetzigen Dollarkurs gegen Gold mark einzulösen. Da der Gesamtwert der umlaufenden Banknoten höchstens IVO Millionen Eoldmark beträgt, würde es genügen, wenn die Reichsregierung hierfür 100 Millionen Goidmark zur Verfügung hält. Da jedoch die Ausgaben des Reiches einstweilen feine Einnahmen übersteigen, müßte es die zur Einlösung abgelieferten Roten wieder verwenden oder neue Roten drucken lassen. Das Reich benötigt daher weitere 109 bis 200 Millionen Goldmark, um in der Uebergangszeit, d. h. bis zur Balancierung feines Haushalts, die wieder ausgegebenen bzw. die neuen Roten gegen Goldmark einlösen zu können. Die insgesamt erforderlichen 200 bis ZW Millionen Goidmark könnten in msnigen Tagen von der Reichsbank, erforderlichenfalls unter Heranziehung der Großindustrie, gestellt werden. Auf diese Weise wären einstweilen alle Roten voll durch Gold gedeckt: ein weiteres Sinken der Mark wäre unmöglich. In der so gewonnenen kurzen Atempause müßte dann mit der zur Sanierung d>e? Reichsfinanzen unbedingt erforderlichen großen Vermögensabgabe begonnen werden. In erster Reihe würde es sich dabei um eine Erfassung der Sachwerte handeln. Die Aktiengesellschaften hätten Gratisaktien auszugeben und an das Reich abzuliefern.(Andere Großbetriebe sind in Aktiengesellschaften in-it der gleichen Verpflichtung umzuwandeln.) Das Grundvermögen (Landwirtschaft, Forsten usw.) würde seine Abgabe durch Eintragung einer Grundschuld zugunsten des Reiches leisten. Ein Teil der Ab- gäbe könnte dann an die Entente zwecks Abgeltung ihrer Repara- tionsanfprüche übereignet werden. Rur durch ein derartiges System von rasch durchführbaren Maßnahmen kann das äußerste verhütet werden, können die deutsche Währung, die deutschen Finanzen, die deutsche Wirtschaft wiebcr in Ordnung kommen. Es ist aber kein« Zeit zu ver- lieren. Die Entwicklung überstürzt sich. Was sich noch 1922 in Monaten abspielte, vollzog sich später in Wochen, jetzt in Tagen. Bald geht es vielleicht um Stunden. Dann aber bricht das Ver- hängnis über uns zusammen. Aufgab« der Regierung ist es, jetzt zu handeln!
Der Munchener Kememorö. Tie Angeklagten leugnen. Vorgänge in der Mordnacht. München , 23. August. (WTB.) Der zweite Berhandlungstag in dem Prozeß wegen der Tötung des Studenten Baur begann mit der Vernehmung des aus dem Fuchs-Machhaus-Prozeß bekannten ehemaligen Privatdozenten Dr. Rüge. Dieser erklärte, daß er durch sein« Vorträge den heldischen Geist wecken wollte, bestritt jedoch, daß er eine T s ch e k a gründen wollte. Weder Baur noch Zwenaur wären sein« Privatfekretäre gewesen. Zu seiner Rede im Wittelsbacher Garten, in der die Anklagebehörden Aufforde- rung zum Mord erblicken, gab der Angeklagte an, u. a. gesagt zu haben, daß man Männer brauche, welche die Verderber des Deutschtums, u. a. Poincare , Dorten, Lloyd George , b e- kämpfen sollten. Rüge hält es indessen für möglich, gesagt zu haben, es komm« vielleicht die Stund «, wo jeder seine» Mann zur Erledigung zugeteilt bekommen werde. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob er auch Juden genannt habe, erwidert der Angeklagte, daß er auch diese gemeint habe, di« ebenso wie Engländer und Franzosen ein deutschfeindliches Volk feien. Es folgt dann nochmals die Vernehmung des Angeklagten Zwenaur, der trotz eindringlicher Ermahnung des Vorsitzenden bestritt, zur Tat beeinflußt worden zu sein. Das bisher wichtigste Ereignis im Feme -Mordprozeß brachte die Vernehmung des Hauptzeugen, des zwanzigjährigen Max Stubenrauch, auf dessen Aussagen sich im wesentlichen die An- klage des Staatsanwalts stützt. Man fühlte sich mitten in die Lektüre eines spannenden DetekNvromans verfetzt, als der jugendliche Hitlerianer unter der Last seines Eides stoßweise seine Erlebnisse in der Mordnacht erzählt«, immer wieder zögernd, weil er sich sehr wohl bewußt war, daß seine Aussage evtl. für die auf der Anklagebank sitzenden politischen Freunde d«n Tod bedeuten kann. Unter mehrfacher Mahnung des Vorsitzenden, bei der Wahrheit zu bleiben, erzählte Stubenrauch, wie er am 17. Fe- bruar, von auswärts kommend, zufällig in die Gesellschaft Zwenaur, Baur und Konsorten gekommen sei, wie er in Ver- gers Schlafzimmer aus dem Sofa nächtigte, plötzlich in der Rocht aufwachte und am Bett des Berger den Zwenaur in Hut und Mankel stehen sah und alle Einzelheiten des Mordes erzählen hörte: er hielt zunächst alles für eine Aufschneiderei. Erst, als er Wochen später davon las, daß Baurs Leiche gefunden fei, machte er sich ein zusammenhängendes Bild von jener Mordnacht. Jetzt fiel ihm auch auf. wie Z w e n a u r i h m am 18. Febrauer gesogt hatte, er werde heute noch dem Baur ein verstecktes Wafjenlager zeigen, ein Aus- druck der, wie er später erfuhr, bedeutet, daß man ihn um die Ecke bringen wolle. Jetzt fiel ihm auch auf. wie in seiner Gegenwart Zwenaur den Baur zu einer Autofahrt überredete, und jetzt verstand er. warum Ernst Berg er ihn mehrfach ausgefordert hatte, darüber zu schweigen, dag er den Baur überhaupt in München gesehen bade, und warum Johann Berger ihm am Morgen des 19. Februar bei seiner Abreise 4000 M. aushändigte mit den Worten: ..Maul hallen, sonst geht es uns allen an den kragen!" �Auch«ine Reihe anderer Vorgänge sind dem Stubsnrauch nach- träglich ins Gedächtnis gekommen, aus denen er schließen mußte, was der Zwenaur damals mit Baur vor hatte. Die Gebrüder Ver- ger wollen ebenso wie Zwenaur von alledem nichts wissen. Johann B-rger gibt zwar zu. daß er die Handtasche des Ermordeten am anderen Tage nach Ansbach gebracht hat, weigert sich aber, das jetzige, ihm bekannte Versteck dieser Handtasche, die famtliche Aus- wcispapiere des Ermordeten enthält, dem Gericht zu nennen Es scheint überhaupt eine oerabredete Taktik der angeklagten zu sein, auf alle einigermaßen wichtige Fragen des Vorsitzenden kein« Ant- wort zu geben oder sich unwissend zu stellen. Rur Dr. Rüge ver- suchte in längeren Ausführungen dm ihm zur Last gelegten Hand- lungen ein« harmlos« Deutung zu geben und behauptete zum Schluß, daß er niemals konkrete B e se i t i g u n g s p l a n e vor- bereitet, und daß er insbesondere niemals mit Zwenaur die Ermordung Baurs besprochen habe... Als weitere Zeugen werden dann die aus dem Fuchs- Prozeß bekonnten„Blücher '-Leute Schafer. Anmüller und yug vernommen, die nochmals die bekannten Pläne Dr. Ruges zur Gründung einer Tscheka in allen Einzelheiten mitteilten Aumüller. ein Schulfreund Zwmaurs, charakterisierte diesen als einen zuverlässigen, seelisch tief empfindenden Kameraden, tatkräftig bis zum letzten. Nach den eige- nm Worten Zwenaurs wollte er sich innerhalb des„Blücherbundes" ganz der nationalen Sache widmen, weil er auf Grund seines Nieren- lcidms sich nur mehr eine kurze Lebenszeit zusprach. Die Vertcidi- gting ließ es sich angelegen sein, den allerdings sehr anfechtbaren Charakter des ermordeten Baur in ein möglichst schlechtes Licht zu jetzm. Insbesondere oersuchte sie nachzuweisen, daß Baur ein Spitzel-'i" gewesen frf, wamst sie km Grunde genommen doch gerade der An-
klage die Begründung lieferte, warum Baur vom Standpunkt des Rüge und Konsorten aus beseitigt werden mußte. Mit einiger Spannung sieht man den Aussagen des Vaters des Ermordeten, des Lokomotivführers Banr aus Wismar , entgegen.
Vor üer belgischen Antwort. London , 23. August. (WTB.) Reuter erfährt, daß die belgische Antwort in London heute erwartet werde. Die gesamte Repara- tionsfragc könne dann auf einer breiten und umfassenden Grundlage erörtert werden. Eine Versammlung des Kabinetts werde für unwahrscheinlich gehalten, wenigstens für den Augenblick. Natürlich sei es, bevor die Minister eine Gelegenheit hätten, die Lage zu erörtern, unmöglich, zu sagen, ob irgendeine int er- a l l i e r t e Zusammenkunft erfolgen werde. Nach einer Brüsseler„Times"-Meldung soll die belgische Rate noch nicht vollkommen abgeschlossen sein, sie werde nicht vor Ende dieser Woche, vielleicht sogar erst zu Beginn der nächsten, nach London gesandt werden. Matzregelung eiiies Gegiiers der Ruhrpolitik. Brüssel , 23. August. (EE.) Belgien wird auf der diesjährigen Tagung des Völkerbundrats durch den früheren Außenminister H y- maus und den katholisch-flämischen Abgeordneten der Flamen- partei Poulet oertreten sein. Das Mandat des bisherigen dritten Delegierten, des sozialistischen Abgeordneten de Brouckere, wurde nicht erneuert, weil er in O p p o s i- tion zur der Regierungspolitik, insbesondere der Ruhrpolitik, steht: an seine Stelle kommt der frühere Außenminister Baron Beyens , gegenwärtig Gesandter am Vatikan . Seine Wahl wird in politischen Kreisen bekämpft, weil seine Außenpolitik während des Krieges Anlaß zu Unzufriedciheiten gab. Frankreich stützt den belgischen Franken. Brüssel , 23. August.(Havas.) Ministerpräsident Theunis hat im Ministsrrat mitgeteilt, daß die Aufnahme einer Anleihe von 400 Millionen Franken abgeschlossen sei: sie werde für 20 Jahr« kon- trahiert, die Rückzahlung beginnt in fünf Iahren, Zinssatz S,S Proz., Ausgabekurs 98 Proz. In der Brüsseler„Derniäre heure " beschwert sich ein Belgier darüber, daß die französische Eisenbahnregie in Westdeutschland nur französische, nicht aber belgische Franken annimmt!
poincarss Note— kein Zortsihritt. Mit diesen Worten läßt sich die Meinung der meisten großen Zeitungen Londons über die Rote Poincares zusammenfassen. lltur die„Daily Mai l" findet, Frankreich gebe England eine „goldene Gelegenheit" zur Verständigung, und das Organ der konscr- vattven Diehards, die.,M o r n i n g P o st", versichert, man muh über den Edelmut staunen, mit dem Poincare bereit sein werde, Verhandlungen mit einem Deutschland zu führen, das den Wider- stand eingestellt habe. Sonst aber sind alle großen Blätter einig darin, daß das Nicht- abgehen Poincares von seinen Bedingungen nur die Zwecklosigkeit weiterer Verhandlungen beweise. Allenfalls scheinen noch die „Time s" weiteren Verhandlungen das Wort zu reden, insbesondere wegen der äußerst beunruhigenden Lage in Deutschland . „Daily News" und„Daily C h r o n i c l e" aber ziehen den Trennungsstrich gegen eine französische Politik, die di« Räumung des widerrechtlich besetzten Ruhrgebiets an unerfüllbare Bedingungen knüpfe. Der sozialistische„Daily Herald" schreibt, Poincares Rote beweise über alle Zweifel, daß die sronzösisch« Regierung ihren Standpunkt und ihr« Politik nicht verändere. Das gemeinsame Interesse der Arbeiterklasse verlang«, daß die Unterjochung Deutsch- lands unter den sranzösischen Imperialismus verhindert werde. Urteile der Pariser Linkspresse. Paris , 23. August. (WTB.) Die„Humanite" schreibt zur französischen Rote: Wir werden nicht nachgeben, wir werden nicht räumen, wir werden nicht bezahlen, wir machen keine praktischen Vorschläge, ihr seht also, daß wir euch nichts zu sagen haben. In- zwischen können wir immerhin qlouben, daß Sie Vorschläge Pom- cares in seiner neuesten Rote sich.zum Ziel setzten, den Geist von Versailles durch den Buchstaben der Abmachungen zu ersetzen. Es macht ihm wenig aus, daß diese Politik n-c - schon viele Mole als verbrecherisch erwiesen hat, cs macht ihm wenig aus, daß diese Politik die europäische Wirtschast und Tausende von Europäern einschließlich von Franzosen zum langsamen Tode verurteilt. Gegen die offensichtlichen Lehren der Tatsachen verweigert Poincare den Engländern jedes Zugeständnis. „Ere Rouvelle" findet, daß man nach der Lektüre der Dokumente merkt, daß die Polilit des 11. Januar nicht mehr Ihre frühere Znlensikät habe. Sie werde keinen entschlossenen Schritt auf das Kompromiß hin tun, das England gefordert habe, aber F r a n k r« i ch weiche vor dem Bruch zurück. Eine Einigung ist noch möglich, so er- kläre die offiziöse Presse Englands, und das Blatt will nicht weniger optimistisch sein als dies« Blätter. Es sei jedenfalls sicher, daß die Rote Poincares ein« Widerlegung der Diplomatie der splenckick ieolation darstelle. Im„O e u v r«" schreibt de Iouoenel, daß die Rote eine ausgezeichnete historische Schilderung des Reparationsproblems darstelle. Wenn sie aber nur da, enthalten würde, so wäre das nicht viel und in keinem Fall etwas Neues. Sie enthalte noch etwas mehr, nämlich gewiss« konkrete Anregungen, die. wie wenig zahlreich sie auch sein mögen, doch das Hauptsächliste und Inter- cssantest« in der langen Rote darstellten. Die Note beweise auch den Willen, trotz alledem die Entente cordialc aufrechtzuerhalten.
Amerika bleibt fern. Paris , 23. August. (WTB.) Nach einer Meldung des„New Bork Herald" aus Washington wurde gestern im Weißen Hause mitgeteilt: Präsident Coolidge habe erklärt, daß nach seiner Ucberzeugung die amerikanische Politik der Isolierung gegen- üder Europa richtig sei. Die Ereignisse hätten diese Politik gerechtfertigt. Die Berichte der amerikanischen Beobachter in Europa hätten ihn davon überzeugt, daß sich in Europa nichts vorbereite, was ein Abweichen von der vom Präsidenten Harding befolgten Politik angebracht erscheinen lasse, die Vereinigten Staaten könnten geschädigt werden, wenn sie sich in die europäischen Verhältnisse einmischten, wie dies von gewissen Kreisen in Washing- ton angeraten werde. Präsident Coolidge wünschte zwar lebhast eine Lösung der europäischen Frage, er halte vor allen Dingen eine Lösung der Reporationsfrage für notwendig, sei aber gegen Vor- schlage von europäischer Seite, bevor nicht feststehe, daß sie allen Beteiligten genehm seien. Das Blatt fügt hinzu: In Washington werde vorausgesagt, daß die europäische Frage den Hauptgegenstand der Debatte der nächsten Tagung des Kongresses bilden werde,
Eine russische Amnestie anläßlich der Gründung des Sowfet« bundes steht n. a. auch Strafnachlaß für Personen vor, die wegen Widerstands gegen die Enteignung der Kirchenschätze ver« urteilt find, soweit sie keine leitende Rolle gespielt und nicht aktiv aufgetreten waren, seruer für Arbeiter und Bauer», die wegen mangelhafter Ausklärung an antisowjetiickien Ver- schwörungen teilgenommen haben und dafür bis zum 1. Juni 1922 auf administrativem Wege bestrast worden sind.'
Wirtsthsst 88 Proz. Preissteigerung im EroMunde!. Im Anschluß an die außerordentliche Steigerung der Devsseü- kurse in der Vorwoche ist di« G r o ß h a n de l s i n d e x-z i f se r in der Zeit vom 14. bis 21. August nach den Berechnungen des Statistischen Reichsamtes um 88 Proz. auf das 1243588- fache des Friedens st andes emporgeschnellt. Gleichzeitig stieg der Dollar in Berlin von 3 Millionen Mark auf 5,5 Millio- neu Mark oder um 83 Proz., so daß das Goldniveau der Groß- Handelspreise ein« abermalige Auswertung, und zwar von 92,9 Proz. Gold am 14. August auf 95,1 Poz. Gold am 21. August erfuhr. Von den Hauptgruppen stiegen die Lebensmittel(im Großhandel) von dem 422 35Ssachen auf das 818 82Kfache oder um 9 4 Pro z., die I n d u st r i e st o f f e von dem 1 115 425fachen auf das 2 046 345fache oder um 8 3 Proz., die Inlandswaren von dem 630 102fach«n auf das 1 180 857fache oder um 8 7 Proz., die Einfuhrwaren von dem 832 770fachen auf das 1 575 299fach« oder um 8 9 Proz.
verschärste Erfassung von Aussuhrdevisen. Der Reichstommissar für Aus- und Einfuhr- b e w i l l i g u n g hat in letzter Zeit wiederholt in Rundschreiben an die Außenhandelsslellen und die sonstigen beteiligten Stellen auf den Ernst der Deoisenlage aufmerksam gemacht und dabei darauf hin- gewiesen, daß die Reizung zahlreicher Firmen, die ihnen obliegende Ablieferung der"bei Ausfuhrgeschäften anfallenden Devisen zu verzögern, mit allen Mitteln bekämpft werden müsse. Wie wir hören, werden bei den zuständigen Behörden weitere umfassende Lorbereitungen getrofsen, alle diejenigen, die ihren— vielfach auch durch strafbare Verstöße gegen die Devisenverordnungeii erworbenen— Besitz an ausländischen Zahlungsmitteln. Wechseln, Schecks u. dgl, zum Nachteil der deutschen Währung und unter Vernachlässigung ihrer vaterländischen Pflichten weiter zurückhalten, ehestens der Bestrafung zuzuführen. Im Augenblick ist cs nicht zu verantworten, daß Firmen und Einzel- personen aus Eigennutz fremde Zahlungsmittel, Wechsel, Schecks usw. zurückholten: sie begehen ein Derbrechen an unserem Lande. Es ist daher Pflicht jedes einzelnen gegenüber der Volks- gesamtheit, schnellstens, seine im Auslande stehenden Guthaben her- einzuholen und all« zur Deckung von Zahlungsverpflichtungen nach dem Auslande während der nächsten drei Wochen nicht unbedingt benötigten Devisen unverzüglich an die Reichsbank abzuliefern oder dort, wo es sich nicht um aus Ausfuhrgeschäften erhaltene Devisen handelt, einer inländischen als Devisenbank anerkannten Privatbank zuzuführen. Die jetzt bei allen Banken zur Zeichnung ausliegende Goldanleihe bietet einen vollwertigen Ersatz für die bisher im Devisenbesitz gesuchte wertbeständige Anlag«. Die Reugesiallung der Reichsindexzisser. Amtlich wird mitgeteill: Bei der Reichsindexzisser vom 20. August ist aufgesallen, daß der Steigerungssatz zur Vorwoche von 72,5 Proz. im Vergleich zu den Ergebnissen in einzelnen Städten verhältnismäßig hoch ist. Dies beruht darauf, daß der Steigerungssatz nicht rein mechanisch auf Grund der Meldungen der begrenzten Zahl von Wochenindex- gemeinden errechnet ist. Vielmehr ist die Steigerung aus diesen Gemeinden in Beziehung gesetzt zu dem zuletzt sür den e r w e i- tcrten Kreis von 71 Eildienstgcmsinden festgestellten Teuerungs- Niveau, das höher lag, als bei der einschlägigen vorläufigen Wochen- dienstmeldnng festgestellt war. Die so errechnete Indexziffer ergibt gegenüber der zuletzt verösfentlichten die Steigerung von 72,5 Proz., während die Steigerung für die Städte, für welche Wochendienst- Meldungen vorlagen, nur 54 Proz. beträgt. Infolg« der bc- reits in Gang befindlichen Erweiterung der Wochenindexgemeinden aus den größeren Kreis der bisherigen Eildienstgemeinden, wird es in Zukunft möglich sein, die Indexbcrechnungen lediglich auf die Wochendienstmeldungen aufzubauen.» Die Soldonleihe als Grundlage für Versicherungen. Der„Ho- vad" Versicherungskonzeni hat Versicherungen für Mobiliar-, Feuer- und Einbruchsdiebstahl eingeführt, die dadurch wertbeständig gemacht werden sollen, daß sie mit der Galdanleihe des Reiches ver- Kunden werden. Einen Rückgang der industriellen Bes6)ästigung verzeichnet der Bericht des Brandenburgischen Landesarbeitsomtcs über die Lage des Arbeitsmarktes in der Provinz Brandenburg - in der Zeit vom 13. bis 18. August. 1923. Die Arbeitsmarktloge. die in der Vor- woche bereits zur Verschlechterung neigte, wurde in der Berichts- woche durch die zahlreich ausgebrochenen Lohn- und politischen Streiks weiterhin ungünstig beeinflußt. Infolge der unsicheren Wirt- schaftsverhältnisse, die sich in den einzelnen Industriezweigen durch Kapitalknappheit, Annullierung von Austrägen, mangelnder Eingang solcher und Absatz Mangel bemerk- bar machen, nahm die Zah! der Betriebseinschränkungen zu, die sich, trotzdem vereinzelt größer« Entlassungen stattfanden, vornehmlich in der Streckung der Arbeitszeit auswirkten. Verfchie- deutlich wurde beobachtet, daß sich selbständige Gewerbe- treibende bei den Arbeitsnachweisen als S t e l l e n f u ch e n d e eintragen ließen, da sie durch die rapide Geldentwertung das erfor- derliche Betriebskapital nicht mehr aufbringen können. Für die Getreideernte entwickelte die Landwirtschaft rege Nachfrage nach Arbeitskräften aller Art, insbesondere wurden junge männliche und weibliche Kräfte verlangt, die in vielen Bezirken trotz Heranziehung städtischer Erwerbsloser nicht im genügenden Maße beschafft werden konnten. Ebensalls wurden zur Bergung der Hack- frucht Frauen in größerem Umfange angefordert, die, da ein aus- reichendes Angebot gegenüberstand, überall restlos gestellt wurden. In der Vermittlung von verheiratetem landwirtschaftlichen Perso- nal ist keine Vesserung eingetreten. In der m e t a l l v er a r b e i- tenden Industrie fanden mehrfach in kleineren Betrieben Entlassungen in geringem Umfange statt. Neueinstellungen wurden nur selten vorgenommen. Di« Geschäftslage in der Textilindustrie war schwankend und örtlich oerschieden. Das Holzgewerbe war vereinzelt noch gut beschäftigt. Im Vervielfältigungsgewerbe hält die ungünstige Lage an. Für ungelernte Arbeiter war der Arbeitsmarkt infolge Fehlens von offenen Stellen unverändert un- günstig. Die Nachfrage nach tüchtigen Hausangestellten bc. stand unvermindert fort. Der angeforderte Bedarf konnte wie immer nicht annähernd gedeckt werden' Auf dein kaufmännischen Stellenmartt hält die ungünstige Lage an. Eine„Zuckerkreditdank" wurde von den in der mitteldeutschen Rohzuckervereinigung zusammengeschlossenen Fabriken gegründet. Dies« Bank soll der Zuckerindustrie auf wertbeständiger Grundlage die beim Uebergang von der Zwangswirtschaft zur freien Wirtschaft für Zucker notwendigen Geldmittel beschaffen. Das Aktienkapital beträgt vorerst 400000 Goldmark. Die Bilanzen sollen in Goldmark aufgestellt werden. wertbeständige Anleihe des Deutsche« Reiches. Von zuständiger Seite erfahren wir, daß Zeichnungen, bis bis mittag 1 Uhr bei den für die Annahme zuständigen Stellen eingereicht werden, zu dem letzten vor dem Zeichnungstage notierten amtlichen Berliner Mittelkurs für Auszahlung New Hork abzurechnen sind. Sollten einige Geldinstitute ihre Schalter noch noch 1 Uhr zur Entgegen- nähme von Zeichnungen geöffnet hallen, so sind die nach 1 Uhr angenommenen Zeichnungen als am nächsten Tage erfolgt anzu- sehen und mit dem für den nächsten Tag maßgebenden Kurs zu ver- rechnen. Herabsetzung des Gotd-ovaufgeldes. Das Goldzollaufgeld, das auf Grund des Dollarkurses sestgesetzt wird, beträgt für die kom- mende Woche 87 189 900 Proz. Das bedeutet gegenüber der laufen- den Woche, wo es aus 93 809 900 Proz. festgesetzt war,«ine wesmt- llche Herabsetzung,