Busch und Baum und selbst auf Dächem lauem, zu mißachten. s 2. Förderung der freien Einfuhr von Kartoffel n.s Um die Reichobankdirektion über ihre Stellungnahme zu be- Bisweilen werden dann geflissentlich Gerüchte aus-- BrotgÄreide, Gemüse, Eiern, Vieh und Fleisch aus Ländern mit � fragen, wurde die Sitzung auf K5 Uhr nachmittags oertagt. Als gesprengt, daß die Grenze auf kurze Zeit geöffnet wird. Dann: schwacher Valuta durch Ausnutzung des Privatkredits und Kredit- � dann die Sitzung wiederum aufgenommen wurde, erklärte Direktor setzen sich dichte Karawanen in Bewegung und erfahren dann � gewährung an gemeinnützige Gesellschaften und Unternehmungen! Ritter, daß sein Vorschlag nicht auf Gegenliebe im Direk-
an der Grenze, daß sie genarrt worden sind. Ein solcher Tag der Grenzösfmmg sollte der 25. August sein. Zu Tausenden strömten die lange Abgesperrten mit Kind und Kegel und Gepäck an die offiziellen Grenzdurchlässe. 500 bis 600 Meter von der Grenze entfernt stehen alle Verkehrsmittel. Frauen, alte und junge, Kinder und Greise schleppten ihr Gepäck keu- chend bis zur Kontrolle in Brackel. Dort wurden sie barsch abgwiesen. Ein dichtes Gedränge entstand. Dann wurde ver- kündet, daß Kinder und Mädchen mit Hängezöpfen durchge» lassen würden. Frauen aller Lahresklassen lösten ihre Haare auf und flochten Zöpfe. Aber nur die ganz jungen durften passieren. Die anderen wurden mit Spott zurückgeschickt. Eine Frau mit zwei kleinen Kindern, die seit der Sperrung der Grenze im unbesetzten Gebiet ausgesperrt war, hatte ihren Mann benachrichtigen können. Der stand jenseits des Stachel- drahtes. Schließlich durften die Kinderchen zum Vater hin- über und die herzzerreißend weinende Mutter blieb allein ausgesperrt und mußte einsam zurück in die Fremde. Auf wie lange? Wer weiß es? Die englischen Besatzungsbehörden erteilen Geleitbriefe zum Passieren der Grenze in liberaler Weise jedem, der ge- zwungen ist, aus der englischen Besatzungszone ins unbesetzte Deutschland zu reisen. Da die Franzosen durch«inen Streifen neubesetzten Gebietes auch die englische Zone ganz von der unmittelbaren Berührung mit dem unbesetzten deutschen Land abgeschnitten haben, müssen alle diese Reisenden französische Grenzposten passieren. Wiederholt schon hat die sranzösische Besatzung in Vohwinkel den Reisenden die mit englischem Visum versehenen Geleitbriefe zerrissen. Die englischen Be- Hörden sind gezwungen, um den von ihnen ausgestellten Ur künden Achtung zu verschaffen, in den Zügen eigene Beamte bis nach Vohwinkel mitzuschicken und die französische Kontrolle zu überwackien. General Degoutte, der sich in Vohwinkel persönlich von der großen Anzahl englischer Gelestbriefe über zeugt hat, und der dabei feststellen konnte, daß die Grenzsperre für die Bewohner der englischen Besatzungszone so gut wie unwirksam ist, schickte besonders instruierte Offiziere nach Voh Winkel, um der„Schweinerei" ein Ende zu machen. Sofort wurden die Anschlußgleise an die von Elberfeld kommende Linie, auch die ins englische Gebiet führenden Gleise nach Solingen aufgerissen. Es war die Entsendung einer befände- ren englischen Mission nach Vohwinkel nötig, um die Wieder- Herstellung dieser Linie zu erzwingen. Unterhalb der Hohensyburg find in den vergangenen Tagen verschiedentlich geübte Schwimmer über die Ruhr ge- kommen, die dort die Grenze bildet. Jetzt haben die Franzosen auf dem vordersten Eckpfeiler des Rationaldenkmals einen großen Scheinwerfer aufgestellt, der nachts von oben her das Ruhrtal absucht und die Beschießung der Passanten ermöglicht. Es muß der Wahrheit zuliebe gesagt werden, daß es viele Soldaten gibt, die bei der Ausführring ihrer Be- fehle nicht vergessen, daß sie Menschen sind. Allein die erschossenen Grenzüberläufer und Grenzanwohner, die auf ihren Feldern arbeiteten, die zahllosen Mißhandelten und die mit Schimpf und Spott an den offiziellen Uebergängen Abgewiesenen zeugen dafür, daß es mehr als genug Kerle gibt, dieleichtdenFingerkrümmen und denen die körper- liche und seelische Mißhandlung verzweifelter Menschen ein Vergnügen ist.
(Kredite möglichst in Form von künstlichen Düngemitteln, landwlrt- schafilichen Maschinen, Kali und in Papiermark). 3. Verbot jeder Verwendung von Kartoffeln und Getreide zu industriellen Zwecken(Spiritusbrennerei, Stärkefabrikation, Flockenverarbeitung usw.), solange nicht die Ernährung zu ongc meflenen Preisen sichergestellt ist. 4. Unbedingtes Verbot jeder Ausfuhr von Lebens. Mitteln mit Ausnahme der unter 5 angeführten Fälle. 5. Die Ausfuhr von Saatgut aller Art, insbesondere von Saatgetreide, Saatkartoffeln, Saatbohnen und-erbsen und ähnliches, soweit sie überhaupt zuzulassen ist, darf nur stattfinden unter der Bedingung des Austaufchs von Lebensmitteln der gleichen Art im Verhältnis nicht unter 1: 2, zum Beispiel für 1 Zentner Saat- getveide 2 Zentner Brotgetreide, für 1 Zentner Saatkartoffeln 2 Zentner Speisekartoffeln usw. 6. Maßnahmen zur Verhinderung von Preistreiberei durch die Konservenfabriken beim Einkauf von Gemüse und Obst» II. Es ist zu befürchten, daß die Landwirtschaft aus begreifliche: Sorge vor weiterer Geldentwertung mit der Ablieferung ihrer Er- Zeugnisse nach Möglichkeit solange zurückhält, bis sie diese gegen wertbeständige Zahlungsmittel absetzen kann. Es sind daher Maßnahmen zu treffen, die ihr eine Garantie für wertbeständige Bezahlung sichern, solange entsprechende Zahlungsmittel noch nicht vorhanden sind. Eine solche Garantie wäre zum Beispiel die Belieferung mit künstlichen Düngemitteln oder Maschinen Zug um Zug, oder, soweit ein« solche aus irgend- welchen Gründen nicht erfolgen kann, die Gewährleistung dafür, daß der Landwirtschaft die benötigten Düngemittel und Maschinen bei einem späteren Bezüge nach dem gleichen Preisstande bevechnet iverden, zu dem sie ihre Produkte abgeliefert haben
Die Devisenablieferung. Amtlich wird oerlautbart: Bis zum Erlaß der Durchführung?- bestimmungen zur N o t o e r o r d n u n g des Reichspräsidenten über die Ablieferung ausländischer Vermögensgcgen- st ä n d e können ausländische Zahlungsmittel(nicht Wertpapiere), die den allgemeinen Ankaufsbedingungen der Reichsbank entsprechen, unter ausdrücklichem Hinweis, daß die Ablieferung auf Grund der genannten Notoerordnung erfolgt, schon jetzt bei sämtlichen Reichs- bankanstalten(in Berlin bei der Devisenabteilung der Reichshaupt- bank, Jägerstr. 34/36) unter Wahrung aller Rechte und Fristen gegen vorläufige Empfangsbescheinigung abgeliefert werden. Die vorläufig« Empfangsbescheinigung ist nach näherer Anordnung der Durchführungsbestimmungen gegen eine endgültige Quittung aus- zutaufchen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die in der Not- Verordnung in Aussicht gestellte Straffreiheit sich nicht auf den Erwerb von ausländischen Zahlunosmitteln erstreckt, der nach dem 26. August 1923 stattgefunden hat.
Gewerkschaften unü Ernährungslage. Der Vorstand des Allgemeinen Deutschen Geweckschoftsbundes hat sich verant'.ßt gesehen, sein« schon an das Kabinett Cuno ge- richteten Vorschläge zur Sicherung der Ernährung zusammengefaßt und teilweise ergänzt auch dem neuen Kabinett zu unterbreiten. Sie lauten im einzelnen: I. 1. Beseitigung bzw. Aufhebung aller etwaigen Beschränkungen und Hemmungen der freien Einfuhr von Mossenlebensmittckn.
Ravenstein treibt zum Konflikt. Am Mittwoch vormittag fand, wie uns mitgeteilt wird, wegen der Maßregelung des Belriebsratsvorsitzenden Großmann von der Reichsbank die angekündigte Verhandlung im Reichsarbeltsministe- rium unter Vorsitz des Ministerialdirektors Dr. Ritter statt. Von dem Wunsch« ausgehend, wenn irgend möglich auf einen für beide Teile gangbaren Weg zu einer Verständigung zu kommen- wurden dem Reichsarbeitsministerium von den Organisationsleitern Richt- linien über eventuelle Beilegung des Konflikts unterbreitet. Direktor Ritter übergab darauf seinerseits der Streikleitung einen Vorschlag, der besagt: Betriebsratsmitglied Großmann gibt die Erklärung ab, daß er nicht beabsichtigt habe, den Präsidenten der Reichsbank weder zu beleidigen noch zu kränken. Er ist damit«inverstanden, daß ein Vertrauensvotum über das weitere Derbleiben des Betriebsrats- Vorsitzenden Großmann in der BetnebsoertreUmg entscheidet. Von der Streikleitung wurde dieser Vorschlag als Grundlage anerkannt.
torium der Reichsbank gestoßen sei, daß das Direktorium vielmehr diesen Vorschlag für unannehmbar halte. Es fei nur bereit, auf eine Einigung in dieser Angelegenheit einzugehen, wenn Großmann die Erklärung abgibt, daß er von einer weiteren Beschäfti- gung in der Reichsbank Abstand nimmtl Durch dies« Haltung der Reichsbankdirektion ist ein« weitere Verschärfung der Lage eingetreten. Die Zentralstreikleitung der Reichsbank nahm in später Abendstunde abermals zu der Situa- tion Stellung und beschloß, sich mit den Organisationen der Notendrucker wegen Herbeiführung einer gemeinsamen Front in Verbindung zu setzen. Dadurch wird eine außerordentliche Ver- schärfung der Situation geschaffen, für die einzig und allein das Reichsbankdirektorium mit dem Präsidenten Havenstein verantwort- lich zu machen ist, die ihren scharfmacherischen Standpunkt und:- dingt zum Durchbruch bringen wollen. Die Erregung über üie öeamtengehälter. Von der Reichsgewerkschaft Deutscher Eifenbahnbcamten wird uns geschrieben: Fast die gesamte deutsche Presse hat sich in den letzten Tagen über die Höhe der Beamtengohälter und deren Vorausbezahlung in vielfach sehr heftiger Weise geäußert. Es besteht die Gefahr, daß dadurch eine ausgesprochen beamtenfeindliche Stim- m u n g in der Bevölkerung erzeugt wird, durch die künstlich eine neue Kluft innerhalb der Volksgemeinschaft geschaffen werden könnte. Deshalb fei hier einmal leidenschaftslos betrachtet, was in Wirklichkeit vorliegt und berechtigten Grund zur öffent- lichen Kritik geben könnte. Zunächst wird von den Kritisierenden, wenigstens teilweife, selbst zugegeben, daß die Beamtengehälter trotz ihrer nominellen Höhe heut« nur einen Bruchteil— in Besoldungsgruppe III: 71 Proz., in Gruppe V: S9, Gruppe VII: 41, Gruppe X: 37 und in Gruppe XIII: 3S Proz.— des Friedensgehaltes erreichen. Tal- sache ist, daß ein verheirateter Beamter der Besoldungs- gruppe III dritte Stufe in Berlin mit zwei Kindern ein Monat- liches Gesamteinkommen für August von 74 786 280 M. (ohne Steuerabzug) bezieht. Stellt man dazu den Wochen- lohn eines Berliner Mauvers vom 23. bis 29. August in Höhe von 49 022 906 M. in Vergleich, so wird man von einer lieber- Zahlung des Beamten sicher nicht sprechen können. Es wird dann auch die in einigen Zeitungen verbreitete M-ldung, eine untere Beamrenfrau habe sich zwei Mäntel zum Preise von 6S und 83 Millionen Mark gekauft, mit gebührender Vorsicht aufgenom- men werden. Die große Masse der unteren Beamten ist jedenfalls auch nach der neuesten G-haltsregelung nicht in der Lage, auch nur die geringsten Anschaffungen zu machen. Diese ganz« große Beamtenmasse hat auch von den so scharf kritisierten Vor- auszahlungen der Gehälter nichts gehabt, da diese sich nur aus solche Beamte beziehen, die Kontoinhaber sind. Wenn also von einer Wirkung der Beamtenbesoldung auf die Inflation g.-fprochen wird, so sind auch hieran nur die höchst bezahlten Beamten beteiligt. Der beamtete Faimlienoater mit einem Monats- einkommen von knapp 70 Millionen(nach Steuerabzug) braucht jede ihm geleistete Zahlung sofort für den nötigsten Tagesbedarf und kann sich keinerlei Rücklagen bei Sparkasse oder Bank leisten. Die Vorauszahlungen des Gehaltes sind den Beamten gesetzlich ge- währleistet. Durch die bereits erfolgten Einschränkungen sind ober die verfassunasgcmäh geschützten, wohlerworbenen Rechte der Be- amten auch in dieser Beziehung bereits stark beschnitten. Bei dieser Gelegenheit muß auch dos immer mehr sich ver- breitende Schlagwort von dem„ungeheuer angeschwollenen Be- amtcnheer" einmal dahin berichtigt werden, daß von einer Ver- mehrung der Bcamtensdellen nicht mehr gesprochen werden kann, da bereits seit geraumer Zeit ein steter Abbau von Stellen erfolgt. In der Zeit vom Oktober 1922 bis März 1923 sind z. B. allein auf dem Gebiete der R«ich»bahnverwaltung rund 17 000 Köpfe eingespart worden, wie iu einem Briefe des damaligen Reichsverkehrsministers Gröner an das Reichssinanz- Ministerium gemeldet wurde. Inzwischen ist dieser Abbau natürlich weiter fortgefetzt worden.
Zeitturiofltäten.
Von Egon H. Straßburger. Reichsbank. Mit Gold begann die Weltgeschichte, Gold brachte sie in Be- wegung, mit Gold wird sie enden. Vor mir liegt eine Million. Hier steht oerzeichnet: Eine Million Mark zahlt di« Reichsbankhaupttasse in Berlin gegen diese Banknote dem Emlieferer. In welcher Form, wenn ich fragen darf? Früher war es Gold! lind heute in tausend Tausendmarkscheinen? In Mehl? In Putzlappen, in Bons auf bessere Zeiten? Taufendmarkfchsine! Die rotgestempelten werden von fliegen- den Händlern höher bewertet. Um diese heute werllosen Scheine spinnen sich kleine Märchen: das Ausland kauf« sie und gebe Gold dafür! Nun erklärt die Reichsbank, das Volk befinde sich entschieden mit seinen Märchen im Irrtum... wer damit Handel treibt und derartige N»t«n zu einem den Nennwert übersteigenden Preis weitergibt, mache sich strafbar laut Gesetz vom 4. August 1914. Das Volk wird weiter im Märchsnglauben leben und Geschäfte tätigen. Man muß der absterbenden Mark auf diese Weise auf die Beine helfen » Füchse. Di« Hausfrauen stöhnen mit Recht zum Steinerweichen. Und die Stein« erweichen sich auf dem Marktplatz und beim Schlächter. Aber die flotten Kavalierjünglinge kaufen ihren Damen Weißfüchse und seidene Strümpfe, während die älteren Kavaliere den Ehe- srauen das letzt« Silber zum Altar der Ankaufsstellen bringen. Solche Ding« sind immerhin kurios. Umsonst arbeitet hier das logische Denken. Man kommt nicht über die Weißfüchse hinweg. Und nicht über das Dole« ksr niente eines Grohstadtvcrhältnisses, das ein junger Mann mit der Flasche(Likör) auszieht und der kostbarsten Wäsche und sonstigen Dingen. Kurios! Kurios! * Irrenhaus. Ich war vor acht Tagen im Irrenhaus, d. h. nur besuchsweise. Das 5)ous— liorribile dictu— war gefüllt bis zum Dach. Die Leute konnten in dieser Zeit nicht mehr vernünftig bleiben. Früher spielten die Aermslen(oder Glücklichsten) Könige; hie Frauen waren Katharina II. , Semiramis, Potiphar , Kaiserin Eugenie ; die Herren'waren Ludwig von Bayern, Xerxes , Wind«. Horst. Napoleon , Casanova und Goethe— heute sind die Glücklich. sten all« Bankiers. Sie rasen mit Zahlen, mit Milliarden und
Billionen, mit Trillionen, mit Null-Null-Null-Efsektenfieber! Zucker- schiebungl Zahlentaumel!, Der Zahlentaumel hat sie gefaßt, genau wie uns, die wir noch klar sehen. Die Zahlen umgeben sie wie glühende Wolken die Engelschar umgeben; aus den Zahlen wächst ihre irre Sehnsucht und dies« findet den Weg zu uns, di« wir bereits reif sind.... Unsere Zeittäuftel Irrenhaus da wie dort. e- Herr Baron . Der Baron von B. ist ein Kavalier. Der Baron von D. er- klärt mir, er sterbe einst, ohne die Hand zur Arbeit bewegt zu haben. „Warum, Herr Baron?" fragte ich interessiert. „Arbeit ist Entgleisung des Adels und das Dorrecht des Pöbelet" „Bon!" sagt« ich,„Sie haben recht, lieber Baron , entgleisen Sie niemals." Der Baron oerkaufte seine Familienschätze und darauf sein Bett, seine Stiefel, sein Hemd, seine Kragen und schließlich die drei Goldplomben in der hinteren Zahnpartie. Dann assoziierte sich der Baron mit drei berüchtigten Ein- brechern, di« auf gut«n Familienverkehr sahen und begann an ihrer Seit« ein neues und feudales Leben.
Ouinclillus varus im Alten Museum . In der Skulpturen abteilung des Alten Museums wurde eine in den Ausgrabungen von Pergamon gefundene Inschrift neu aufgestellt, die gerade heute,' in der Zeit fremden Einbruches in deutsches Land, von besonderem Interesse sein dürfte. Es ist eine Ehrung der Pergamener für den im Teutoburger Walde 9 n. Ehr. durch Arminivs be- siegten Römerfcldherrn Varus und lautet übersetzt:„Das Volk von Pergamon ehrt den Publius Quincttlius Varus, Sohn des Sextus, wegen aller seiner Tugenden". Wie es in Wirklichkeit mit diesen Tugenden aussah, charakterisiert der Historiker Vellejus mit einem Hinweise auf die Zeit, in der Varus, bevor er nach Germanien kam, Statthalter in Syrien war:„Wie wenig er ein Verächter des Geldes war, bezeugt Syrien , das er verwaltet hat: arm war er in das reiche Land gekommen, reich verließ er ein armes Land". Die Vermutung liegt nahe, daß die Pergamener ebenfalls von der Geld- gier des Varus bedrängt worden sind und daß sie ihr Schicksal durch äußere Ehrungen für den Bedrücker zu erleichtern gesucht haben. Dunsen über die Entdeckung der Spektralanalyse. Die D o k u- mentensammlung Darmstaedter in der preußischen Staatsbibliothek, die reiche Schätze zur Geschichte der Wissenschaften enthält, ist von ihrem Schöpfer in langer, mühevoller Arbeit zusammengebracht worden. Nachdem er die Sammlung 1907 der Staatsbibliothek geschenkt, hat er sie unermüdlich weiter aus- gebaut und besonders solche Schriftstücke zusammengebracht, in denen sich große Gelehrte selbst über ihre Entdeckungen äußern. Die Samm-
lung hat allmählich unzählig« Briefe der hervorragendsten Forscher und Entdecker erhalten, in denen diese selbst ihre Leistungen schildern. Als Beispiel wird in einem Artikel der„Autographen-Rundschau" ein wichtiger Brief von B u n s e n angeführt, in dem er die mit Kirchhof gemacht« Entdeckung der Spektralanalyse kund- gibt.„Wir, Kirchhof und ich,"' schreibt Lunsen hier am 16. April 1860,„haben eben«ine Arbeit beendet, die uns großes vergnügen gemacht hat. Sie betrifft ein« analytisch-chemifche Methode, durch welche die bisherigen Grenzen der Erkennbarkeit der Stoffe fast bis ins Unbegrenzte hinausgerückt und die Analyse auf ein« einfache Fernrohrbeobachtung zurückgeführt ist. Sie haben z. B. ein Gemenge von Ka— Na— Li— Ca— Sr— Na-Verbindungen, von jedem nur 1/too Milligramm; Sie betrachten dieses Gemeng« durch das Fernrohr unseres Apparates und sehen unmittelbar alle diese Stoffe neben- einander mit einer Sicherheit, wie sie in der analytischen Chemie bis- her niemals erreicht ist. Wären bei dielen sechs Stoffen noch einer oder mehrere andere, z. B. noch unbekannte einfache Körper, so würden auch dies« sich sogleich dem Auge bemerklich machen. Wir haben auf diesem Wege die Gewißheit erlangt, daß außer dem Ks, Na und I i noch ein viertes der Alkaligruppe angehörendes Element existiert. Dies« Methode gestattet mit gleicher Sicherheit und Schärfe die irdischen Stoffe zu bestimmen, welche die Sonnenatmosphäre und die Atmosphäre der helleren Fixsterne enthält." hundezose gesucht. Das französische Nordscebad D e a u v i l'l e ist gegenwärtig das Stelldichein der internationalen Schiabcraristo- kratie und Wucherer-Elite Die neuen und alten Ritter vom Geld- beutel verpulvern hier mst ihren Weibern t,o mühselig ererbten oder ergaunerten Milliarden. Von der dort herrschenden„Kultur" geben folgende Einzelheiten ein erbauliches Bild: Die jungen Damen pflegen noch eingenommenem Bad mit ihren raffinierten Badekostümen, die sich dank der Nässe dam Körper noch fester anschmiegen und seine Formen plastilcher hervortrrte� lassen, in den eleganten Restaurants zu sitzcn. Ilm keine Zeit zu verlieren, lassen sie sich dabei in voller Oeffenttichkeit maniküren. worauf sie sich in ihre Gemächer zurückziehen, wo sie von Maifeurcn und„Professoren der Schönheitskunst" für die abendlich- Lustbarkeit instandgesetzt werden. Zu dieser Lustbarkeit gehört natürlich in erster Reihe auch die Betätigung in den Spielsälen, wo in diesem Jahre Umsätze von einer Höhe erzielt werden, wie man sie nie zuvor erlebt hat. Für den Geist, der diese Gesellschaft beseelt, ist eine An- kündigung charaktristisch, die dieser Tage durch Maueranschläge und Inserate in der Lokalpresse verorritet wurde. Di« Iherzoqin Arm- strsrg sucht« hier eine Zofe für ihre Hunde. Die stein- reich« argentinische Dame ist in der Tat mit nicht weniger als 30 Hunden in Deauvill« eingezogen und hat mit ihrer vierfüßiaen Gasellschaft im vornehmen Hotel Royal Wohnung bezogen. Die Li und« bewohnen fünf der schönsten Zimmer des H o t« l s und werden von drei Zofen gepflegt undbe- d i« n t. Da eine dieser Zofen des Hundedienstcs müde geworden war, so war die Herzogin genötigt, sie in aller Eile zu ersetzen. Wenn die 30 Hunde ihr Bad nehmen, so hat jeder sein« eigene Kabine. Eine Gesellschaftsordnung, deren Kultur derartige Blüten zeitigt, ist zum Untergange überreif.