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Die kommende Golünotenbank. Mutmaßungen und Projekte. Die Besprechungen der Regierung über die Schaffung einer Goldnotenbank sind, so meldet derSozialdemokratische Parlamentsdienst", noch nicht zum Abschluß gekommen. Was bisher feststeht, ist der Entschluß, eine solche Institution zu schassen und a l l g e m e in e Richtlinien für die Ver- wirklichung dieses Entschlusses. Einzelheiten darüber liegen noch keineswegs vor. Alle Nachrichten, die in der Oeffent- lichkeit über positive Einzelheiten eines Planes zur Errichtung einer Goldnotenbank verbreitet werden, sind entweder Mut- maßungen oder mehr oder weniger vage Einzelentwürfe, die teils von Privatpersonen stammen, oder über die noch keiner- lei Entscheidung gefallen ist. Von keinem der Entwürfe kann man sagen, daß er mehr oder weniger als ein anderer als Grundlage für die Regierung in Betracht kommt. U. o. wird in der Oeffentlichkeit auch ein Entwurf für die Gründung einer Goldnotenbank verbreitet, dem größere Bedeutung als allen anderen Entwürfen zugeschrieben wird. Nach diesem Entwurf sollen die wirtschaftlichen Be- rufsverbände, also Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Industrie, Handel und Banken je die Hälfte der Sicher- e i t e n für die Goldnotenbank stellen. Für die Land- und orstwirtschaft ist die Sicherheitsleistung durch hypothekarische Belastung in Höhe von 5 Proz. des Wehrbeitrages geplant. Die Sicherheitsleistungen durch Industrie, Handel und Ban- ken sollen durch die Spitzenorganisationen auf die einzelnen betriebe verteilt werden. Geschieht das nicht innerhalb einer kurzen Zeit, dann sind, gesetzgeberische Maßnahmen in Aus- ficht genommen. Bon den industriellen Gruppen soll ein Bruchteil der Sicherheiten, und zwar 10 Proz. in Gold oder Devisen aufgebracht werden. Im übrigen ist aber auch für diese Gruppen eine hypothekarische Belastung in Aussicht genommen. Falls Grund und Boden nicht vor- handcn sind, wird eine Sicherheitsleistung durch Schuldscheine geplant. Auf Grund der so erzielten Sicherheiten wird be- absichtigt, Rentenbriefe auszugeben, die mit 4 Proz. verzinst und mit 1 Proz. amortisiert werden- Diese Renten- b r i e f e sollen die eigentliche Grundlage für das neu auszugebende Geld bilden. Eine Einlösbarkeit dieses Geldes gegen Rentenbriefe ist vorgesehen. Das Reich soll sofort ein größeres Darlehen erhalten und mit 20 Proz. am Reingewinn beteiligt werden. Das Darlehen soll wiederum zur Tilgung der bei der Reichsbank diskontierten Schatz- anweisungen benutzt werden. Die Mitarbeit der Reichsbank an dem neuen Institut ist noch offen, wie auch die Form und Art der Beteiligung des Reiches noch nicht umrissen sind. Auch über diesen Entwurf gilt, daß er nur eines der vielen vagen Projekte darstellt, die über das Thema Gold- Notenbank sehr reichlich gemacht werden. Dieser Vorschlag verkennt durchaus die Möglichkeiten und die Auf- gaben einer Goldnotenbank. Jeder Versuch, Goldnoten oder einen Ersatz für Goldnoten auf Grund einer so u n- b e st i m m t e n Deckung, wie sie Hypotheken darstellen, auszugeben, muß schließlich nur zur Assignatenwirtschaft führen. Auf diese Weise würde man nicht die Einführung einer Goldwährung wirksam vorbereiten, sondern lediglich einen an sich richtigen Gedanken von vornherein diskreditieren.

Währungspolitik und Reichswirtschaftsrat. Zu den Erörterungen über die Schaffung einer neuen W ä h r u n g hat der Währungsausschuß des Reichs- wirtschaftsrats eine Entschließung gefaßt, die folgende Forde- rungen enthält: 1. Die Wiederherstellung und Erhaltung eines wertbeständigen Zahlungsmittels, das die Bedürfnisse von Staat und Wirtschaft be- stiedigt, ist nur möglich, wenn die D e f i z i t w i r t s ch a f t der öffentlichen Gewalten beseitigt wird. Die Ausgaben für den R u h r k a m p f sind sofort auf das unbedingt notwendige Maß zu beschränken, die für Ruhrzwecke zur Verfügung stehenden Gelder sind zu kontingentieren und ihr« Der- teilung unter Kontroll« eines kleinen, mit diktatorischen Voll- machten versehenen Ausschusses zu stellen, über dessen Zusammen- setzung die Regierung mit den Vertretern der politische>, und wirt- schaftlichen Organisationen beraten soll. Außerdem ist erforderlich rücksichtslose Streichung ersparbarer sonstiger Ausgaben. Für den Uebcrgang sind Mittel durch«ine Vermögensabgabe noch dem Vorschlage Minoux bereitzustellen. Beseitigung der privaten Inflation durch scharf« Diskontpolitik hat nebenher zu erfolgen. Die dringende Gefahr einer völligen Zurückweisung der Papier- mark, die als Zahlungsmittel zur Aufrechterhaltung des Verkehrs notwendig bleibt, erheischt unter der Boraussetzung der Etats- bilanzierung die Schaffung eines wertbeständigen Zahlungsmittels, das auf sich selbst gestellt und unabhängig von den inneren und äußeren Schwankungen ist. Di« Grund- läge eines solchen Zahlungsmittels kann zurzeit nur das Gold oder ein Devisenfonds bilden. Z. Aus diesen Erwögungen ist das Projekt Helsferich abzu­lehnen, weil eine Roggenwährung im inneren Verkehr den großen Schwankungen des Roggenpreises unterläge und im internationalen Verkehr keine Geltung hätte. 4. Gleichsalls ist der Vorschlag des Reichsverbandes der deutschen Industrie abzulehnen, da das nach ihm wertbeständige Geld den Umlaufskreis des staatlichen Papiergeldes noch mehr als heute einschränken, sein« Entwertung und Zurückweisung also noch beschleunigen würde. 5. Alle derartigen Projekte sind auch deshalb abzulehnen, weil sie das Notenmonopol, ein grundlegend« Hoheitsrecht des Staates, in die Hände privater Berufs stände übergeben würden. Träger der Geldpolitik Deutschlands kann nur die Reichs- b a n k sein, wobei es Voraussetzung ist, daß deren Geschäftsführung und-leitung den Bedürfnissen wertbeständiger Geldwirtschast durch entsprechende Umänderungen anzuposlen ist. 0. Nach Festlegung de» Höchstbetrages der Noteninflation wird s) der G o l d b e st a n d der Reichsbant mit den aus den Maß- nahmen der Devisenablieferung«ingehenden ausländischen Zah- lungsmitteln zu einem Münzfonds ver ein igt. Dieser wird auf Grund von Sochwertbelastung durch Auslands- a n l« i h e n nach Möglichkeit erhöht. d) ein E i n l äs u n g s r e ch t des umlaufenden Papier- geldes zu einem dem Tages werte entsprechenden Kurs« gegen Gold oder andere Goldzahlungsmittel erklärt. e) Auf Grund des Münzfonds werden G o l d n o t« n aus- gegeben, als deren Deckung Gold, Silber, Edelschmuck, Devisen und diskontierte Goldhandelswechsel dienen. Zur Stärkung des Münz- fonds können auch die Vorschläge Minoux wesentlich beitragen. d) Nach Einführung der Gvldnot« und Festlegung der Ein- stellung des Notendrucks werden die noch im Besitz der Wirtschaft befindlichen oder in sie gelangenden Goldzahlungsmittel für den allgemeinen Verkehr freigegeben. 7. Die R« i ch s b a n k bleibt autonom. Die Reichs- auf ficht wird aber verstärkt durch eine Umformung des Reichsbanlkuratoriums und durch Erweiterung seiner Rechte und Pflichten. Das Kapital der Reichsbank wird erhöht durch Ausgabe von Aktien, die in Gold oder Devisen oder wertbeständigen Be- lastungen. Goldhypotheken der Landwirtschaft einzuzahlen sind. Wesentlich an diesem Dorschlage ist. daß er die Schaffung einer ausreichenden Deckung in Gold und De- oisen für die neueo Soldnoten vorsieht und unter allen

Umständen entgegen den Wünschen mancher privater Wirk- schaftskreise das Recht der Notenausgabe der Reichsbank vor- beHallen will. Die Entschließung betont ganz richtig, daß die Neuaufrichtung einer Währung abhängig ist von der Wieder- Herstellung des Gleichgewichts im Staatshaus- halt. So lange dieses nicht erreicht ist, wird der Wirkungs- grad einer neuen Währung ein verhältnismäßig enger bleiben.

�Stichwort: Sauernfchreck/ Der KriegSplan der Landbündler. Der bekannte günstige Wind wehte uns ein längeres Schriftstück zu, das nicht für Soziallsten, auch nicht für die Regierung oder die Oeffentlichkeit bestimmt ist, aber gerade deshalb erhöhtes Interesse verdient. Es trägt den folgenden Kopf: Kreislandbund Schwiebus , den 28. 8. 23. Züllichau-Schwiebus-Bomst. A n alle Vorstandsmitglieder, Vertrauens. mönner und Besitzerl Streng vertraulich! Nach Gebrauch zu verbreunen! l. Zu r Lage! Der Inhalt des Schreibens ist allerdings nicht wert, daß es nur verbrannt wird. Denn er«nthäll unter der Marke Zur Lage" einen ganz detaillierten Plan für den Bürgerkrieg auf dem Lande. Selbstverständlich lie- fem die Kommunisten wieder den Vorwand, um die Bauern und Besitzer zu mobilisieren. Weil die Kommunisten angeblich in Thüringen und Sachsen ihreHundertschaften" sammeln, deshalb müssen die Landbündler im Kreise Schmie- bus-Züllichau-Bomst sich mit Schießeisen bewaffnen. Das heißt: der Landbund behauptet, auch dort nähmen die Feld- diebstähle anarchistischen Charakter an, und die Besitzer hätten nichts dagegen untemehmen können, wenn aus dem Wutsch- dorfer Kohlenrevier die Arbeiter kämen und unter Androhung von Gewalt das Getreide auf dem Felde ausdreschen: Ueberall bedenklich« Anzeichen beginnender Anarchie! Die allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse sind besonders in der Industrie denkbar schlecht«. Ganze Betrieb« müssen still- gelegt werden; große Arbeitermassen werden erwerbslos. Sie fallen der Arbeitslosenunterstützung de» Reiches zur Last und werden brotlos geradezu zu Raub und Plünderung getrieben. Hierzu kommt die Teuerung und der Mangel an Waren, die beide eine«erzweifelte Stimmung ta den Städten erzeugen. Ob die neu« Regierung der sich hieraus entwickelnden Lage Herr werden wird, erscheint sehr fraglich. Hat sie aber ab- gewirtschaftet, so stehen wir vor der Frage: Wer wird dann regleren? Wir stehen also vielleicht sehr bald vor der Entscheidung der Frage: rechts(national) oder link«(international kommu- nistisch?) Daß diese Entscheidung de» Bürgerkrieg bedeutet, ist klar, denn gutwillig fügt sich kein« der beiden Gruppen unter die Regierung der anderen. Ohne schwarz zu malen, muß also festgestellt werden, daß die Entwicklung der Dinge zwangsläufig zur Eutscheidvug durch de» Bürgerkrieg treibt. Kein Mensch wird das ändern können. Di« Verhältnisse sind stärker als die Menschen, wie dl« Geschichte lehrt. Nachdem die Dinge sozwangsläufig" dargestellt sind, folgen ganz ausführliche Anweisungen für das Verhalten der Bauern während des unabwendbaren Bürgerkrieges: Beginnt der Bürgerkrieg beispielsweise in Sachsen und Thürin- gen, so bleibt es auch bei uns nicht ruhig, zumal auch hier am 1. September größere Arbeiterentlassungen stattfinden.(Muskate, Botke u. a. m.) Besondere Brandherd« sind: Schwiebus , Wutfchdorfer und Liebenauer Kohlenbezirk und die Bahnarbeiter in Kutschten! Züllichau ist durch das Reiterregiment gesichert. Unseres Erachten» werden die Sommunisteu mit absoluter Sicherheit unterliegen..... Was ist nun hier im Kreise und auf dem Lande zu tun, um Raub und Plünderungen zu verhindern und den Kommunismus niederzuschlagen? Alle Dörfer und Güter richte« sofort zusomme« den schon ofi besprochenen vorsschuß ein. Mit den Nachbardörfern ist hierin zusammen zu arbeiten. A. L. Rietschütz muß Der» störkung nach Gräditz schicken, denn zunächst ist Grabitz bedroht. Wird Gräditz überrannt, ist auch Rietschütz verloren. In Gräditz wird also auch Rietschütz verteidigt. Wir müssen also an den zuerst bedrohten Punkten möglichst stark sein. Jedes Dorf weiß, von welcher Seite ihm die Gefahr droht. In dieser Richtung ist die Verteidigung vor da» Dorf zu verlegen. Straßen und besonder« Punkte müssen gesichert werden. Mit den Nachbardörfern ist dauernd Fühlung zu halten durch Meldereiter oder Radfahrer. Hierzu bestimmte Leute aussuchen und Verabredung mit dem Nachbardorf. Alles, was an Waffen im Dorfe und auf dem Gut ist(Jagd- gewehr«), muß herausgeholl werden. Die Waffen sofort nachsehen! Unsichere Leute im Dorfe(Hetzer) flud sofort bei begiunenden Unruhen festzuseheu(als Sesseln). Diese Leute müssen vorher be- stimmt und auch diejenigen von uns bestimmt sein, die die Leute festnehme«. Es ist dies eine besonder» wichtige Mahnahm«. Es muh versucht werden, die Lan da rb e i t« rs ch a st eben- falls zur Dorfverteidigung heranzuziehen, denn auch deren Eigentum und Existenz ist durch die Sommunisteubauden aus der Stadt(Industriearbeiter) gefährdet. Also in dieser Frag« vorsichtig an die Leute heranfühlen! Tritt im Dorf sofort eine energische Vauerng-rde auf. die nicht mit sich spaßen läßt, so finde« sich schnell wahrscheinlich auch di- ordentlichen Urbeiter hinzu. Im Dorf« sieht die Sache folgendermaßen aus: Kommen Alarmnachrichten(Stichwort: Bauernschreck!), so bleiben die alten Leute, Frauen und Kinder auf dem Hofe. Die Bauern, Besitzer und wehrfähigen Söhn« sammeln sich auf dem Dorfplatz. Waffenverteilung. Von einer Dorfpatrouill« werden all« wehrfähigen Männer einschließlich Arbeiter ausgefordert, an der Verteidigung des Dorfes teilzunehmen, wer nicht mitmacheu will, wird als unsicher festge- fetzt.(Scheune. Speicher, Bewachung davor!). Die Bauern müssen also zunächst das Regiment Im Dorf« straff in die Hand nehmen. Ein oder mehrer« energische Männer (frühere Soldaten) übernchmen die Führung. Bückstchlsioser Ge- brauch der Waffen schafft am schnellsten Buhe. Mit P I ü n d e- rem wird kurzer Prozeß gemacht. Wohigemertt, wir han- dein als die Angegriffenen in d e r R o t w e h r! Die Dinge werden sich praktisch so abspielen, daß bis zum Einsatz von Orb- nungstruppen die Dörfer sich«ine Zeit lang selber helfen und hakten müssen. Darum«rsqume es k«m Dorf, schleunigst dies«« Dorf-

schütz zu organisieren zum Schutz« seiner gesamten Einwohnerschaft! Die Bertrauensmänner müssen sofort den Besitzer und all« zuoer- lässigen Bauern zusammenrufen und über die Sache beraten. Es ist kein« Zeit mehr zu versäumen. Das ganze ist angeblichNotwehr". Aber auch gleich- zeitig Ausforderung zur Bildung militärischer B a n d e n, die schon durch das alte Strafgesetzbuch, besonders aber durch die Verordnungen und Gesetze zum Schutz der Republik verboten sind. Werden die proletarischen Hvüdert- schaften als Gefahr für die Republik angesehen, so muß dos in erhöhtem Maße für diesenDorfschutz" unter demStich- wort: Bauern schreck!" gelten. Denn es ist ganz offen- kundig, daß diese Landbündler ihren Kriegsplan vollkommen aufgestellt haben im Hinblick auf die vermeintlich kommende R e ch t s d i k t a t u r, die sie ersehnen und von der sie vor- geben, daß sie nachAbwirtschaftung" der gegenwärtigen Re­gierung unvermeidlich sei. Wir wollen nicht darüber reden. daß diese Herrschaften alle hungernden Industriearbeiter ohne weiteres alsKommunistenbanden" beschimpfen. Aber wir erwarten, daß die Reichs- und die preußische Staatsregierung die ihnen von der geietzlichen Vertretung des Volkes über- tragene Vollmacht rasch und energisch angewendet, um diesen Rechtsbolschewisten das Handwerk zu legem Mit der Steuer- sabotage beginnt der Spuk, mit demBauernschreck" soll er enden. Da ist wirklich keine Zeit zu verlieren, wenn der Dorfschutz", der sich nicht auf den Kreis Züllichau-Schwiebus beschränkt blieb, nicht zu einer Staatsgefahr werden soll.

Heheimorgamfationen in Thüringen . w e l m a r. S. September.(WTV.) Das Presseamt Thüringen teilt mit, daß das thüringische Ministerium des Innern den wickivgbunh, die sogenannten Landsmannschaften und Knapp- Mannschaften, iste sich als Fortsetzung der Organssafion E(Brigade Ehrhardt ) entpuppt hätten, verbieten werde. * Das Presseamt Thüringen teilt zu diesem Porgehen Einzel- heiten mit: Die UMersuchungsergebniss« in Salzungen und Franken- Hausen ergaben Zusammenhänge der dort aufgedeckten Geheini- bünde mit Gotha . Das militärische Auftreten und die wili- tärischen Orgonisationsformen der sogenanntenKnappenschaften" undLandsmannschaften" legten die Vermutung nahe, daß ein weitmaschig« geheimes Kampforganisotionsnetz rechtsradikalen Eharatters auch im Thüringer Lande gebildet worden sei. Es hat sich herausgestellt, daß aus dem durch Verbot aufgelösten Rationolverband deutscher Soldaten ein« Ersatz- organisation, der sogenannt«W i ck i n g b u n d", gebildet worden ist, der gleichzeitig«in« Forksetzung der berüchtigten Verbrecherorganisation Consul (Brigade Ehrhardt ) darstellt. Nach der Aussage eines szauptbedeiligten wurde den Untersührern desWickingbundes" kein Zweifel darüber gelassen, daß dieser eine Fortsetzung der Organisation C und der Brigade Ehrhardt darstellen solle. Bezeichnend für den schnöden Mißbrauch, der dabei mit den nicht chargierten Mitgliedern getrieben wurde, ist der Umstand, daß nach der Aussage desselben Organisationsleiters den unterstellten Leuten von der Identität des Wickingbundes mit der Organisation C keine Mitteilung gemacht werden durfte. Der Wickingbund als Neuauflage der Organisation Consul für Thüringen einschließlich der preußischen Gebietsteil« ist hier bisher in 11 Äbteilungsbezirke eingeteilt, deren Bezirksleitung in Erfurt ihren Sitz Hot. Aus den Aussogen beteiligter Personen geht her- vor, baß m der Organisation auch eine Feme besteht. Sie hat die Aufgabe, den Geheimchoratter der Organisation und ihrer Unternehmungen mit schärfsten Mitteln aufrechtzuerhalten. Personen, die als Verräter oder sogenannt«Spitzel" angesehen werden, sollten räch Aussogen von Beteiligten erschossen werden. Auf Anordnung des Erfurter Bezirksleiters ist den örtlichen Abteilungen von dem Bestehen dieser Feme Kenntnis gegeben worden. Die Mitglieder der Geheimorganisation pflegten in der vor diesen Bünden schon hinlänglich bekannten Weis« ver- «Idigt und dabei zu absolutestem Gehorsam auf Leben und Tod gegenüber den Führern verpflichtet zu werden. Aus den Aussagen beteiligter und verhafteter Personen geht weiter hervor, daß auch diese Organisation gegebenenfalls dem Zweck dienen sollte, mißliebige Führer und Staatsmänner der Republik zu beseitigen. In dem Gothaer Kreise der Geheimbündler tauchte wiederholt ein aus Ungarn gekommener und wieder nach dort gereister Funktionär mit Namen Schulz auf, der als gewesener Marineoffizier bezeichnet wird und mit dem flüchtigen aus Saalfeld stammenden Erzberger -wörder identisch sein dürft«._

Saltikumer als Spione. Leipzig , 8. September. (Eig. Drahtbericht.) Das Reichsge­richt oerurteilte am Sonnabend den Schlosser Otto Lehmann wegen Landesverrats und Spionage zu drei Iahren Zucht- Haus und S Jahren Ehrverlu st. Die Verhandlung wurde dadurch besonders mteressani, daß Lehmann ehemaliger B a l t i- kumer ist und sein Komplize und Helfershelfer,«in gewisser Leutnant Jansen, als Leutnant und Kompagnie- führ er bei den Baltikumtruppen stand. Lehmann, der eben 20 Jahre alt ist, meldete sich 1919 als Freiwilliger zu Ven Baltikumtruppen. Sein Kompagnieführer wurde Leutnant Jan- sen, mit dem er bald vertraut wurde. Als da« Baltikumabenteuer zu Ende ging, wurde Jansen Kaufmann in Düsseldorf und Leh- mann Maschinenschlosser in Sondershausen . Bald darauf betätigte sich Jansen, der ehemalig« Leutnant und Kompagnieführer, als Spion der franzäfischen Besatzungsormee und be. auftragt« feinen ehemaligen Untergebenen, Materiol über die deutsche Reichswehr herbeizuschaffen. Lehmann tat das, gab feine Stellung auf und machte weite Reifen, unter anderem auch nach Württemberg . Die Verhaftung wurde durch einen Oberjäger der Reichswehr veranlaßt, an den Lehmann herangetreten war, um Dokumente über Vorgänge in der Reichswehr zu erhalten.

Der Dramburger Krawall. Di« bekannten Zusammenstöße, die sich m Dromburg am 22. Juni d. I. anläßlich der Gründungsfeier einer Iugendsturm- abteilung ereignet hatten, bildeten Gegenstand einer Beschwerde, die einig« deusschnattonale Abgeordnete in einer Kleinen Anfrage vor- brachten. Hierbei wurde u. a. das Verhalten des Landrats Dr. Ehlert gerügt sowie auf dos Versagen der örtlichen Polizei- Verwaltung hingewiesen. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mstteilt, beantwortet der Minister des Innern die Anfrage folgender- maßen: Die bedauerlichen Zusammenstöße zwischen Iungsturm und Ar- beiterschoft in Dramburg am 23. Juni 1923, denen leider ein Menschenleben zum Opfer gefallen ist, werden im gerichtlichen Strafverfahren ihre Sühn« finden. Der Landrat Dr. Ehlert hat sich im Weg« persönlicher Ver- Handlungen mit den beiden gegnerischen Parteien um die Aufrecht» erhaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung bemüht. Wenn trotz- dem die Verhinderung der Krawall« nicht gelang, so lag das an dem Versagen des Ortspolizemerwalters, der wegen»rober Vernachlässt- gung semer Amtspflichten disziplinarisch bestraft war- de»»'