militärischen und politischen Führung.„Ge- neral Ludendorff entschied sich für einen neuen entschei- denden Angriff an der Westfront. Er wollte siegen, er hat jedoch die vorhandenen Kräfte nicht alle und nicht glücklich eingesetzt. Der große Durchbruch gelang nicht; statt nun zu er- kennen, daßdamitdieletzteSiegeschanceverwirktsei, stattsichvon dem Moment an auf reine Defensive zu beschränken und die Reichsleitung darauf aufmerksam zu machen, daß es höchste Zeit sei, auf politisck)em Wege einen Verhau dlungs- frieden zu suchen, jetzte er die Offensive fort, bis die letzte Kraft des Heeres erschöpft war." So kam Ludendorff zu der Forderung des Waffen st ill st andsangebotes in- nerhalb 2 4 Stunden, die den militärischen Zusam- menbnich Deutschlands besiegelte. Dies ist die wuchtige Anklage Hoffmanns gegen General Ludendorff , der seit Jahr und Tag kein anderes Ziel kennt, als durch politische Intrigen und Konspirationen gegen die deutsche Republik jenen Sieg zu erringen, den er vergebens auf den Schlachtfeldern des Weltkrieges gesucht hat. So manchen Feldherrn hat es gegeben, der nach verlorenem Krieg seine Niederlage zu beschönigen suchte, keinen aber, der wie Ludendorsf mit eiserner Stirn zu der alten Schuld noch neue fügte und mit krankhaftem Fanatismus auf Ziele lossteuerte, die das Unheil der Niederlage durch neue schwere Erschütte- rungen verstärken müssen. Eine Gesundung Deutschlands ist unmöglich, ehe nicht dieser Repräsentant einer bösen Ver- gangenheit, dessen unheilvolles Wirken nun auch durch einen seiner nächsten Mitarbeiter bestätigt wird, endgültig aus dem deutschen politischen Leben ausgeschaltet ist.
Die Politisierung öer Privatbeamten. Man schreibt uns: Privatbeamte gibt es nur nach dem Sprach- gebrauch, nicht aber vor Gesetz und Recht. Daher sind die Privat- beamten Angestellte und Arbeitnehmer schlechthin. Ihnen stehen die Beamten des Staates und aller öffentlich-rechtlichen Institute gegenüber. Im Vergleich zu der bekannten Unduldsamkeit monarchischer Regierungen in Deutschland gegen die freie politische Betätigung der Staatsbeamten hat die Republik bisher ein hohes Maß von Tole- ranz bewiesen. Dies« Duldsamkeit steht wohl im Einklänge mit der jedem Deutschen verfassungsrechtlich verbürgten politischen Freiheit und erhebt sich bewußt über den unwürdigen Zwang und die Rück- sichtslosigkeit vergangener Zeiten. Ob sie aber für die Republik zweckmäßig war, ist eine ander« Frage. Wenigstens werden in anderen Ländern, wie z. B. in England, die einflußreichen Beamten- stellen mit politisch zuverlässigen Männern besetzt, ohne daß die Beamtenschaft im ganzen dadurch geknebelt würde. Nun hat in Deutschland der Beamte des verarmten Staates nach und»ach an Einfluß offenbar«ingebüßt, was der Angestellte, der reich gewordenen oder reich gebliebenen Privat« davon g«- mannen hat. Es braucht darum in heutiger Zeit nicht wunder zu nehmen, daß dieser Gewinn allmählich auch politisch umgesetzt wird. Man denk« hierbei nicht in erster Linie- wie es fast zur Ge- wohnheit geworden ist,.an die leitenden Angestellten— Direktoren und Generaldirektoren— der Industrie, sonder» eher an den Beamtenstab d«r ehemals landesherrlichen Behörden und Verwaltun- gen sowie an die Pseudobeamten der Reichsunmitteibarcn oder aller ihnen im Range nachstehenden Großgrundbesitzer. Denn gerade vor diesen ehemaligen Beamten und Bevollmächtigten ist ein großer Teil, wi« beispielsweise die Forstleute, noch heute be- fugt, nach richterlicher Vereidigung auf gewisse Gesetze die Tätig- keit von eigentlichen Beamten mit auszuüben. Sofern es sich bei dieser Ausübung nur um. die Unterstützung der Staatsanwaltschaft handelt, ist der politische Einfluß— um bei den Forstleuten zu bleibe» natürlich kaum spürbar. Ein anderes Gesicht zeigt der Stand bereits bei der Durchführung von Gesetzen, auf die er nicht vereidigt ist, die den Staatsbeamten aber — wie z. B. das Bclriebsrätegesetz— gleich wichtig und bcfolgungs- wert erscheinen. Und wieder ein anderes Gesicht zeige» solche i staatlich bevorrechtigte private Angestellte in leitender Stellung bei i der Durchführung von Gesetzen, die mit Absicht die Privatwirtschaft �— wie z. B. die S t e u e r g e s e tz e— belasten sollen, damit der ! Staat sein Dasein fristen kann.
Auf der einen Seit« also di« Anvertrauung staatlicher GewaU zur gemein-(und privat!-) nützlichen Unterstützung des Gesetzgebers — auf der anderen Seite Außerachtlasiung und absichtliche Um- gehung der Gesetze durch die Privatang« st eilten. Das stimmt schiecht zusammen und erheischt zum mindesten di« Vereinheitlichung der Verwaltungen, die das Vertrauen des Staa- tes bisher genossen, es aber mißbrauchten, in der Hand des Staates, wenn er seine Autorität wahren will. Mit einer freiwilligen Siniresänderung des Besitzers schlechthin. insbesondere aber des Großbesitzes jeder Art gegen den Staat, der Opfer vom Besitze fordert, ist leider nicht zu rechnen. Die wirt- schaftliche Abhängigkeit der Angestellten hauptsächlich eines Groß. grundbesitzers von diesem ist heute aber noch dieselbe wie vor hun- dert Jahren, und es ist für den Großgrundbesitzer selbstverständlich, zu denken und zu verlangen, daß die in seinem Dienst« Stehenden ihn auch in seinen politischen Auffassungen unterstützen. Das führt in der Praxis aber zu einer Sabotage wichtiger Gesetze und zur Unter Höhlung der Staatsautorität. Gefahr droht aber dem Staate, der gegen die willkürliche Be- einfluffung der ungeheuren Zahl von Angestellten durch ihre poli- tisch einseitig gerichteten Dienstherren nicht einschreiten wollte, auch in dem Verluste aller derjenigen, di« sich heute noch gegen die Un- aufrichtigkeit und Unbotmäßigkeit ihrer Dienstherren wehren und von ihrer zwiegespaltenen Stellung aus eigener Kraft sich gleich» wohl nicht ftei machen können. „Organisation L." Ein Berliner Gymnasium vor Gericht. In der Beleidigungsklage, di« das Berliner Prooinzial- schuldollsgium gegen den Redakteur d«r„Neuen L«wziger Ztg." Heinrich G u t m a n n wegen eines Organisation C. betitelten Artikels angestrengt hatte, fällte das zuständige Leipziger Schössen- gericht soeben ein«n F r c i s p r u ch, dessen Bedeutung weit über den Rahmen einer gewöhnlichen Beleidigungsklage hinausgeht. Der Verfasser des Artikels hatte aus eigener Erfahrung über die Zustände berichtet, die am M a y b a ch- G y m n af i u m zu Verl !>:- Friedenau zur Zeit des Kapp-Putsches und nachher geherrscht hatten. Der Direktor Busch hatte Schüler in das Stand- g u a r l i e r K a p p s in der Bendlerftraße mit der Aufforderung geschickt, fernere Weisungen dort entgegenzunehmen, hatte in An- sprachen das Vorgehen Kopps gerühmt, wiederholt di« bestehende Regierung geschmäht, die alten Kaiserbilder g«g«n den Befehl des Kultusministers geschützt, ein Schmähbild Eberts nicht nur an einem Platz gelassen, sondern dessen Wegnahme durch einen republikanisch gesinnten Schüler sogar als D i s z i- plinlosigkeit bezeichnet. Leiter und Lehrer der Anstalt hatten Schüler, di« in erlaubter Weis« am 1. Mai gefehlt hatten, fort- gesetzt drangsaliert und in mehr oder minder versteckten Anspicliingen ihnen mit der Verweigerung des Reifezeugnisses ge- droht Um dem Skandal die Krön« aufzusetzen, richtete der Pro- oinziallchulrat Michaelis, der wegen einer an das Kultus- mirnstenum eingereichten Beschwerde mit der Untersuchung der betreffenden Angelegenheit beauftragt worden war, an den da» maligen Abiturienten Eutmann im Examen die Frage:„Worum nennt Spengler die Revolution von 1918 di« lächerliche." In der Urteilsbegründung heißt«s:„Es ist b« w i e s« n, daß Busch eine tatsächlich ausgesprochen antirepn- bliko. nische Gesinnung bekundet, und zwar nichl nur durch Worte seinen Schülern gegenüber, sondern auch durch die Tat." Ferner:„M i ch a« l i s wollte offenbar die republikanische Gesinnung des zu Prüfenden vor den L«hrern,und der Klasse b l o ß st e l l e n." Es ergibt sich folgendes Bild: Direktor und verschiedene Lehrer des Friedcnaucr Gyinnasii. ns dürfen fortgesetzt gegen den Staat Hetzen, der sie besoldet, sie dürfen die Gewisien ihrer Schüler knebeln, fie'zur Teilnahme ain Verbrechen des Hochverrats anstordcrn und unliebsame Elemente in ihrem Fortkommen bedrohen. Ein Schulrot erdreistet sich, in Ausübung seines Amtes einen«chülcr wegen seiner republikanischen Gesinnung zu verhöhnen und ihm im Examen durch eine bewußt verwirrend« Fragestellung eine Falle zu bereiten. Das sind die Erzieher unserer Jugend, das sind die Hintermänner der ,, Organisation C.", aus der die Raihenau-Mörder hervorgegangen find. Der Freispruch de« Leipziger Schöffengericht» bedeutet in seiner Motivierung«ine schwere Verurteilung gewisser Gymnasialkreis«, vor die das Kultusministerium sich bisher schützend gestellt hat. Wir richten an dieses die Frag«, wie lange es den Skandal noch zu dulden gedenkt?
Masi« des Ostheeres nach dem Westen befohlen. Ich konnte deshalb mit Leichtigkeit den Russen konzedieren, daß während des abzus>ch ließenden Waffen st ill- standes keinerlei Abtransport« Deutschlands stattfinden würden, die nicht bis zu diesem Zeit- punkt besohlen oder ei»geleitet seien." Es würde zu weit führen, wollte man auf die von Gene- ral Hofsmann angeführten weiteren Einzelheiten über das weltgeschichtliche Drama von Brest-Litowsk eingehen. Voll tiefstem Ingrimm liest man seinen Bericht über das dlplo- matische Intrigenspiel in Brest-Litowsk , bei dem die Ukrainer gegen die Russen, die Oesterreicher gegen die Ukrainer ausgespielt und die widerspenstigen Oesterreicher und Bul - garen an die Kette gelegt wurden, um hinterher, nach dem Abbruch der Verhandlungen durch Trotzki , den Vormarsch gegen Rußland eröffnen und neue gewaltige Gebietsteile be- setzen zu können. Wieder zieht vor unserem Auge die traurige Periode von 1918 vorüber, in der der deutsche Militarismus durch sein Vorgeheil gegen Rußland unermeßliche Schuld vor dem russischen Volke auf sich geladen und die internationale Stellung Deutschlands verschlechtert hat. Trotz seiner reaktionären Einstellung verkennt Hoffmann, der sich, wie er jetzt mitteilt, im Jahre 1918 energisch dafür einsetzte, daß die Sowjetregierung durch deutsche Truppen ge- stürzt und der Großfürst Paul als Reichsverweser eingesetzt würde, durchaus nicht die Schwierigkeiten, die durch die Haltung Deutschlands in der Friedensfrage heraufbeschworen wurden. Er klagt B e t h m a n n H o l l w e g an, Der es nicht wagte, sich gegen eine Annexion Belgiens auszusprechen, um nicht seinen Ministersessel verlasien zu müssen. Er erhebt aller vor allen Dingen Anklage gegen General Luden» d o r f f, den er dafür verantwortlich macht, daß man im Jahre 1918 nicht zu einem erträglichen Frieden gelangte: „In dem Moment, in dem di« Oberste Heeresleitung sah, daß sie(bei der Frühjahrsoffensive von 1918) Amiens nicht bekam. daß der Durchbruch also nicht gelungen war, Mußte sie einsehen, daß ein entscheidender Sieg auf der Westfront nicht mehr zu er- warten war. War dieser erste, mit den besten Kampfmitteln unter- nommene Versuch nicht geglückt, so mußte sie sich sagen, daß weiter« Angriffe, die stets immer nur mit geringer werdenden Kräften unternommen lv«rden konnten, gleichfalls keine Aussicht auf Erfolg boten. An demselben Tage, an dem die Oberste' Heeres- leitung die Einstellung der Ossensive auf Amiens befahl, hatte sie die Pflicht, die Reichsieilung darauf aufmerksam zu machen, daß es Zeil fei, Friedensverhandlungen anzuknüpfen, und daß kelne Aussicht vorhanden sei. den Krieg aus der Weftftont mit einem entscheidenden Siege zu beenden. Ob es möglich war. im April 191S einen anständigen Frieden zu bekommen, weih ich nicht; ich glaube es aber. Einen besseren als den von Versailles , sicherlich." Ebenso wie General Ludendorff sich, nach den Worten Hoffnianns, der Erkenntnis verschloß, daß mit der mißglückten Märzoffensive die Aussicht auf einen großen Sieg endgültig genommen war, versch'.oß er sich auch den drohenden An- zeichen an der türkischen, bulgarischen U7,d österreichisch- ungarischen Front. So trieb Deutschland rettungslos in das Verderben, während die Siegesmeldungen der Obersten Heeresleitung dem Volk und der Armee vorzutäuschen such- ten, daß alles gut stände. Zusammenfassend erklärt General Hoffmann : „Nachdem die Gelegenheiten, Rußland so entscheidend zu schlagen, daß es Frieden machen mußte, nicht benutzt worden waren, mußt« man sich darüber klar werden, daß Deutschland nach menschlichem Ermessen den Krieg nicht mehr gewinnen konnte. Alle Anstrengungen der R e i ch s l e i t u n g muhten sich von diesem Moment an darauf richten, einen Frieden auf dem statu, quo ante zu bekommen, die Anstrengungen der Obersten Heeres- lelt ung darauf, keinen Rückschlag zu haben und die vom Heere errungenen Gebiete festzuhalten. Ich glaube- daß ein solcher Frie- den im Tahre 1917 erreichbar gewesen wäre, falls wir klipp und und klar aus Belgien verzichtelen." Auch als wider alles Erwarten Deutschland durch die russische Revolution noch einmal nach Ansicht General Hoff- manns eine Chance erhielt, siegreich aus dem Kriege hervor- zugehen, verspielte es diese Möglichkeit- dank der falschen
Schlüsselzahl zwölf Millionen. In der Buchhandlung stehen di« hübschen Bände melancholisch beieinander. Die Rücken, rot, grün, gelb, golddurchwirkt schauen dich an, als wollten sie sagen:„So nimm mich doch." Ueber allen schwebt drohend di« ominöse Zahl 12 Millionen. Zwölfmillionenmal teurer als in normalen Zeiten heißt das auf deutsch (und noch mehr: da die Grundzahl vielfach über dem Friedenspreis steht). Ein Arbeiter tritt in den Raum. Der junge Buchhandlung«- g«hilse kommt von hmten herangeflitzt wi« die Spinne, wenn ihr eine Fliege ins Nest gegangen ist. „Ich möchte dies« Broschüre kaufen." „Achtzehn Millionen, bitte." Dem Mann« trifft es wie«in Schlag. „Achtzehn Millionen...?" „Grundpreis 1,S0, Schlüsselzahl 12 Millionen. Rechnen Sie selbst nach." „Rechnerisch richtig," würde unser Lehrer sagen, der Arbeiter aber klappt zusammen. Er muß sich den Ankauf verkneifen. Ein« Dame rauscht herein. „Ach, bitte, einige Bücher, möglichst braun gebunden und nicht höher wie zwanzig Zentimeter.", Der Buchhändler stutzt.„Was darf es sein?" „Etwas Leichtes, so— Sie wissen schon, na— und dann braun gebunden." Der Büchermensch müßte ja nun im Bilde sein, was er für eine feine Nummer vor sich hat, aber er ist gewissenhaft. „Ich habe da eine herrliche Klopstock-Ausgabe:„Der Messias in 20 Gesängen." „Ach nein, wir sind nicht musikalisch." „Es ist aber braun gebunden und 18 Zentimeter hoch. Dann ist das auch eine Dichtung." „Na schön. Und weller?" „Ja, wi« wäre es mit Lilli Braun„Lebenssucher" oder Gorti „Meine Kindheit"?" ,Lst das etwas zum lachen?" „Nein." „Ach, das hat doch keinen Zweck, etwas zum lachen mücht ich noch dazu haben." Nun wird der Buchhändler boshaft. .Hier,„Galante Stunden",„Kaschemmen-Willy",„Die SSV besten Witze",„Das Affentheater",„Dvs Buch zum Totlachen", „Knigge für Schieber"." Und siehe da: er ist im richtigen Fach.„Jawohl, so was, so was." Alles nimmt sie. Preis: 10 Bücher, braun bzw. fast braun gebunden, 20 Zenti- meter hoch, Grundpreis 26 M. mal 12 Millionen gleich 312 Millionen.
Ohne mit der Wimper zu zucken, zählt die gebüldete Dame die Millionen auf. Und zum drittenmal schellt die Klingel. Ein Mann— wohl ein Angestellter oder Beamter. Er möchte Bebels Buch„Die Frau" seiner Frau schenken. „54 Millionen... Sie können es aber auch in einer besieren Ausgab« haben..." Da bleibt dem Mann zeitweise die Luft aus— er kann das Buch nicht kaufen. Wer stundenlang Zeit hätte, in der Buchhandlung zu stehen, könnte solcher Szenen viele erleben. Was bedeutet das? Unsere Kulttn: geht zugrunde, weil der Hunger nach Büchern nur noch von wenigen gestillt werden kann. Die sie brauchen, können sie nicht kaufen, die sie kaufen können, haben vielfach keine inneren Beziehungen zum guten Buch. Schlüsselzahl 12 Millionen! Das größte Verhängnis, dos uchs treffen konnte. In Wirklichkeit ist die Schlüsselzahl noch höher, denn die Verleger haben es ja mit der Grundzahl in der-Hand, etwas nachzuhc-len. Indes, gerecht oder nicht gerecht, eine Kultur geht zugrunde, wenn es nicht gelingt, die unteren Schichte» wieder bücherkauskräftig zu machen. Das ist bitter not! Lunatscharski über das„Deutsche Buch" In Moskau . Bei der Eröffnung der Ausstellung der neuesten in Deutschland erschienenen wissenschaftlichen und literarischen Werke hob der Kommissar für das Vildungswesen, Lunartscharski, hervor, daß das geistige Rußland mit großer Hochachtung beobachte, wie selbst unter den jetzigen schwierigen Verhältnissen Deutschland seine kulturhistorische Mission zu erfüllen fortfahre. Für Deutschland wie für Rußland liege noch alles im Schöße der Zukunft. In der fortschreitenden Annäherung und geistigen Verbindung Rußlands mit Deuischiand werde die be- scheiden« Tatsache der Eröffnung dieser Ausstellung eine große Rolle spielen. Die Ausstellung sei«in Besuch des deutschen Buches im Herzen eines noch unaufgeklärten, aber wisienshungrigen Landes. Als Vertreter des deutschen Botschafters betonte Herr von Radowitz die Notwendigkeit einer Zlnnäherung Rußlands und Deutschlands , insbesondere einer Annäherung der Kulturen dieser beiden Länder. Wie die Vitamine entdeckt wurde. Di« Lehre von den Vita- minen, jener lebensnotwendigen Bestandteile der Nahrungsmittel, hat unsere ganze Kenntnis der Ernährung auf eine neue Grundlage gestellt und bereits zu wichtigen Ergebnissen geführt, die gewiß noch durch weitere ergänzt werden werden. Der Schöpfer dieser Lehre, der holländische Naturforscher Christian Ei j km a n, der gegenwärtig an der Universität Utrecht wirkt, feiert sein 25jähriges Professorenjubiläum, und aus diesem Anlaß erinnert Claus Schilling in der„Deutschen Medizinischen Wochenschrift" daran, wie ihm dies« Großtat seines Lebens gelang.„Es ist das Kennzeichen der Genialität," schreibt er,„daß ein Forscher ans einer anscheinend geringfügigen Beobachtting Schlüsse zieht, die, weit er verfolgt, neue
Gedankenkctten fügen, neue Arbeitsgebiete eröffnen. Im Jahre 1896 beobachtete Christian Eijkman , damals Pathologe des kleinen Insti- tuts in Weltevreden auf Java, eine Krankheit unter den Hühner:: seines Versuchsstalles, die er als Polyneuritis erkannt« und mit der tropischen Polyneuritis des Menschen, der sogenannten Beriberi, in Beziehung brockt«. Durch Dcrfütttnung von stark poliertem Reis konnte er diese Krankheit bei Hühnern experimentell erzeugen, durck Zufügen von Reiskleie verhüten. Von dieser Beobachtung aus- gehend hat Eijkman, zusammen mit.Vordermann und Grijus, die Grundlagen von der heutigen Lehre von den„Vitaminen" und den Avitaminosen" gelegt, deren weiterer Ausbau uns sicher noch manches Neue bringen wird. Statistik der Sclbstm erdgründe. Man glaubt, daß der Selbst- mord aus Liebe in der Statistik die größte Roll« spielt, aber eine genaue Untersuchung, die von einem französischen Stattstiter an- gestellt wurde, zeigt, haß die» nicht der Fall ist. Der Gelehrt« hat 4000 Selbstmordfälle untersucht, die in der letzten Zeit vorkamen, und festgestellt, daß nur bei 306 die Gründe in Liebesassären lagen. Die größte Zahl stellten diejenigen, die aus häuslichen Sorgen in eine andere Welt gingen, nämlich 361: in 311 Fällen war Geld der Bewegung�grund. Liebs steht erst an dritter Stelle. Hunger und Not zwang 277 zum Selbstmord: 237 töteten sich aus Neurasthenie, 134 aus Gewissensbissen und 121 infolge ausschweifenden Leben-. Was nun die näheren Gründe der 306 Liebestragödien an- geht, die zu Selbstmord führten, so wird bei 117 einfach Verliebtheit für den Selbstmord verantwortlich gemacht. Bei 88 die Tatsache, daß der Liebend« verlosten wurde, in 58 Fäl- len, daß der Heirat unüberwindliche Hindernisse entgegen- standen, in 16 Fällen der Tod des Verlobten, in 11 Fällen plötzliche Trennung, in ebenso vielen Streitigkeiten zwischen Liebenden und nur in 6 Fällen Untreue. Die trauernde Katze. Der Lieblingshund des Präsidenten Harding, der sich nicht vom Grabe seines Herrn vertreiben ließ, hat wieder einmal bewiesen, wie treu Hunde sind. Aber auch die Katzen sind anhänglich über den Tod hinaus. Das zeigte sich kürzlich bei dem Begräbnis eines Mannes in Adlershot in England. Eine alt« schwarz- Katze, an der er sehr gehangen hatte, folgte dem Trauer- zuge bis zum Grabe. Als der Geistliche die Leichenpredigt gehalten hatte, fiel plötzlich etwas Dunkles in das offene Grob herunter. Es war die Katze, die auf«inen Baum geklettert war und nun dem Sarge nachfolgte. Man jagte sie aus dem Grabe hinaus; aber als der Hügel aufgeschüttet war, blieb die Katze zurück und kratzte noch stundenlang in der Erde. Täglich neue Buchpreile. Die Tchllilseftahl im Buchhandel llt lör Sonnabend schon wieder erhödt: auf 14 Millionen. Am ll. Seplember waren es noch 6 Millionen. Die letzte Erhöhung setzt ein Steigen de« DollarlurjeS voraus, das bisher nicht in gleichem Verhältnis erfolgt ist. Deutsches Opernhaus. Leo Blech bereitet mit dem neuen Ober- rcgisteur Dr. Pauiy eine Rcueinstudierung deS„Fidelio- vor unter Zugrundelegung der Gullav Mohler'fchen Einrichtung. Michael Bohnen ist sür 10 Gastspielabende verpflichiet worden.