Verhandlungen zerschlagen. Es wird also statt der Ein- h e i t s l i st e nur eine Einheitsfront der bürgerlichen Parteien gegen die Sozialdemokratie zustandekommen. Aber auch dieser Einheitsfront hat Seipel schon ihren Charakter aufgeprägt. Nicht nur gegen die Arbeiter, sondern. gegen die Errungenschaften der Revolution überhaupt soll der Kampf gehen. Um diesen Kurs ganz deutlich zu machen, hat Seipel zu derselben Zeit, da er sein Wahlbündnis mit den Monarchisten schloß, angekündigt, daß nach den Wahlen, das heißt also, wenn die Christlichsozialen siegen, mit dem Abbau des Mieterschutzes begonnen werden müsse. Nun wurde der Mieterschutz zwar schon während des.Krieges geschaffen, aber in seiner heutigen Form ist er ein Ergebnis des Drucks, den die Sozialdemo- traten auf das Parlament ausgeübt haben. In dem Mietengesetz, das im vorigen Jahre beschlossen wurde, wurde die chaushcrrenrente ganz abgeschafft, indem festgesetzt wurde, daß die Mieter neben dem Friedenszins und einer fünf- prozentigen Verzinsung des Friedenswertes in Papierkronen nur die Betriebs- und Jnstandhaltungskosten des Hauses zu zahlen haben, in der Praxis also etwa das Zweihundertsache der Friedensmiete, während die Hausherren die Valorisierung, also das l-tOOOfache der Friedensmiete, verlangen. Die Auf- Hebung des Mieterschutzes würde also bedeuten, daß die Miete sofort riesig in die Höhe schwellen würde, die Haus- Herren also sofort in den Besitz ihrer Rente kämen und daß die Unkündbarkeit der Wohnungen aufhören, die Hausherren also wieder zu unumschränkten Herren im Hause würden. Wenn der Führer der christlichsozialen Partei das den Wäh- lern zu bieten wagt, so will er damit den reaktionären Kurs ganz deutlich machen und alle reaktionären Elemente zu- sammcnschweißen, um die Macht der Arbeiter niederzuwerfen. In diesem Zeichen geht der Wahlkampf vor sich: Für die sozialdmokratische oder für die christlichsoziale Finanzpolitik? Für die Schonung der Arbeit oder für die Schonung des Kapitals? Für den Mieterschutz oder für die Hausherren? Für die Republik oder für die Reaktion?
Die Korruption bei üer Ruhrhilfe. Erst allmählich sickern in der Presse die Einzelheiten der ungeheuerlichen Korruptionswirtschaft bei der Ruhrhilfe durch, gegen die sich vorgestern auch Genosse Hilferding in seiner Rede im Reichswirtschaftsrat gewandt hat. Das Zen- trumsblatt in Paderborn , das„Westfälische Volks- b l a t t", schreibt darüber: Mit der Ruhrhilfe wurde umgegangen, als wenn das Deutsche Reich über ungeheure Einnahmequellen und unerschöpfliche Geld- schätze verfügte. Wirtschaftlichen Kreisen im Ruhrgebiet , die anfangs nicht daran dachten, Geldunterstützungen des Reiches in Anspruch zu nehmen, wurden die Beihilfen förmlich aufgedrängt, und daraus erwuchs nach kurzer Zeit ein heilloser Zustand: man hatte herausgefunden, daß es sich mit diesen Beihilfen großartig spekulieren ließ, und von dem Augenblick an begann ein s k r u p e l- loses Rennen nach der Ruhrhilfe(nicht der Ruhrspende, die aus freiwilligen Beiträgen ausgebracht und nach übereinstim- inenden Berichten ordnungsmäßig oerteilt worden ist). Es wurden bald nicht nur tatsächliche Schäden gemeldet, sondern auch vor- getäuschte. Das wirkte auf die Reichsfinanzen um so verheerender, als mit der Zeit auch die Summ« der tatsächlichen Schäden er- schreckend hoch wurde. Die Gewissenlosigkeit und U n- moral nahm so rapide überhand, daß schon wenige Monate nach dem Ruhreinbruch die Kenntnis von den Kniffen und Pfiffen, die man anzuwenden hatte, um mühelos zu großen Geldsummen zu kommen, in die breitesten Volksschichten gedrungen war und nach- gerade jeder für einen ausgemachten Esel galt, der es nicht verstand, seine Taschen zu füllen. Die einen taten es ohne Bewußtfein, den Staat in der schmutzigsten Weise zu betrügen, die anderen taten es mit Bewußtsein. Wenn einmal die Akten geöffnet werden über die Begründungen, die zur Erlan- gung von hohen Summen aus der Ruhrhilfe gel- tend gemacht wurden, dann wird viele anständige Menschen der Ekel anfassen. Es ist anzuerkennen, daß nun auch in der bürgerlichen Presse gegen die Korruption im Ruhrgebiet Front gemgcht
„Der Settelstuöent/ (Neu einstudiert im Großen Schauspielhaus.) Diese M i l l ö ck e r- Operette ist 40 Jahre alt und lebt wie ein Backfisch. Da diese holde und dauernde Jugend bei der leichtge- schürzten Muse immer entscheidend für ihren Wert ist(siehe Fleder - maus, Zigeunerbaron , Boccaccio, Opernball), so kann man auch dem Beltelstudenten die Palme der Klassik nicht verwehren. Die Musik ist leicht und witzig und tänzerisch. Sie hat das Sprudeln der Ein- fälle und solche Schlager, an denen sich naive Großväter genau so laben können wie unblasierte Jünglinge und Mädchen. Obgleich Berlin weder Großväter noch unblasierte Menschen besitzt, hat das Große Schauspielhaus einen Erfolg errungen. Der zweite Akt ent- schied ihn. Hier konnte das Hochzeitsfest sich mit Volk und Tanz und viel Bewegung wenigstens in die Breite hin entfalten, sonst aber ist selbst ein Kammcrspielhaus noch zu groß für dieses Miniaturschauspiel, und die Musik ist für die 30 Mann des Theaters an der Wien geschrieben, nicht als eine Symphonie der Hunderte gedacht. Doch wie gesagt, der Nußknackergouverneur des Stücks so treffend und oft:„Schwamm drüber". Dieser Nußknacker und Aufschneider hat die schöne Gräfin„nur auf die Schulter geküßt" und dafür eine schallende Ohrfeig« erhalten. Seine Rache ist, einen armen Studenten, der politischer Dinge wegen im Gefängnis fitzt, zum Scheinfürsten zu machen und nach der Trauung den Betrug zu entlarven. Die stolze Gräfin heiratet einen armen Studenten, einen Berbrecher gar! Nun zur rechten Zeit stellt sich in den theatertüchtigen zwei Akten Geld und Liebe in Menge ein, und das Werkchen endet opercttenhaft glücklich. Bettelstudent ober ist Karl Elewing. Man kann mir glau- den, daß er bildschön aussah im seidenen Wams und daß er feine eleganten Reißer ebenso wie die lyrischen Gesänge herzerhebend heraussang. Selten war er so in kultivierter Gebelaune wie gestern. Wenn er noch ein geringes Maß an Geziertheit ablegt, die ihn zu einem entfernten Bruder des verstorbenen Christians macht und dafür ein bißchen mehr Jnnentemperament entwickelt, so wird er ein ganzer Kerl sein, und seine Zukunft heißt nicht Staatsoper, sondern Operette. Seine Partnerin Cordy M i l o w i t s ch, so schön zum Schauen wie zum Hören, witziger und spritziger die Schwester Bronislawa(Erika v. T h e l l m a n n) und ihr Sekretär Henke(Franz G l a w a t s ch) war ganz Uebertreibung und Arena. dabei anscheinend am besten unterhaltend. Zarter und origineller der sächselnde Enterich(Julius Brandt ) und eine Sensation an sich der Tänzer L e n s t y, der in einem russischen Wirbel nach Borodinscher Musik zugleich von vorn und von hinten zu sehen ist. Max Roth, längst der beste unserer Operettendirigenten, lenkt« Orchester, Chor und Solisten mit großem Feingefühl bei den Lyrismen, mit Schmiß bei den Tänzen. So konnte man fröhlich hinauswandern mit dem Hauptrefrain des Stückes„Mir ist manches schon passiert, aber so etwas noch nicht!" K. S.
wird. Es genügt aber nicht, daß man sich nun gegen die Schuldigen moralisch entrüstet. Gefordert muß werden, daß mit dieser üblen Erbschaft Cunos sofort Schluß gemacht und gegen die S ch u l d i g e n mit aller Strenge vorgegangen wird. Das nötige Aktenmaterial dürfte wohl in aus- reichbarem Maße vorhanden sein. Es kann also schon jetzt zugegriffen werden.__
Moskauer Direktiven. Moskau , 11. September. (OE.) Die„Prawda", das Zen- tralorgan der Russischen Kommunistischen Partei, bringt als Berliner Brief einen politischen Artikel, der die Lage der deutschen Regierung als hoffnungslos darstellt. In dem unvermeidlichen Zusammenbruch werde es die Aufgabe der Kom- munistischen Partei Deutschlands fein, die„Verteidigung der Ar- beiterklasfe auf illegale Weise zu organisieren". Die Erbitte- rung über die Regierungsmaßnahmen dürfte die Bedenken einzelner deutscher Kommunisten gegen die„Illegalität" beseitigen. Die KPD. erhält«inen scharfen Tadel wegen ihrer mangelhaften Vorberei- tung und wegen der proletarischen Plünderungszüge auf das flache Land, von denen die KPD . nicht scharf genug abgerückt sei und die den Bauern erbittern und der Reaktion in die Arm« treiben müssen. Die neu« Revolution habe schon begonnen und die KPD. habe nur diese„elementare Bewegung" zu organisieren und Zersplitterung zu vermeiden. Die politischen Gernegroße, die von Moskau aus die deutsche Revolution„organisieren" wollen, werden sich in ihren Erwartungen ebenso enttäuscht sehen, wie bei allen ihren bisherigen Putschversuchen. Die deutsche Arbeiterklasse lehnt es ab, sich ihre Taktik von einer Gesellschaft internationaler Revolutionsspekulanten und Hochstapler vor- schreiben zu lassen. Was sie zu tun hat, um aus der jetzigen Krise herauszukommen, bestimmt sie f e l b st, auf Grund eigener Erkenntnis, die sich frei hält von sklavischer Nach- ahmung fremder Schablonen, die mit der deutschen Wirklich- keit nichts gemein haben.
„Mein vaterlanü." „Ffahnenlieder verdrossener Landsknechte." Der Wahnsinn des Krieges hat Europa m einen Trümmerhaufen verwandelt. Aus tausend Wunden blutet die Welt. Wer an seinem Bolt« hängt, für seine Zukunft arbeitet, sucht den Weg zu f r i e d- l i ch e r Arbeit zu bahnen. Die Bölkischen sind anderer Meinung. Für sie gibt es nicht genug Elend. Sie können ohne„Krieg" nicht leben und wäre es auch nur der Krieg gegen eigene Bolksgenosien. In Berlin geben Völkische ein Blättchen heraus„Mein Vaterland ", das Fahnen- lieber eines„verdrossenen Landsknechts" bringt. „Die Fahnen hängen an der Wand, man darf sie heut nicht zeigen, gleich schreits ein Judas übers Land— der Satan solls euch geigen. Was soll das Korn gesegnet sein, wenn Schieber uns verkaufen? Was soll der Wein am deutschen Rhein , wenn ihn Franzosen saufen? Was soll ein Landsknecht , der zum Feld geschworen, heut auf Erden? Di« Buben kommen auf die Welt, daß sie Soldaten werden. Zur Faust geschaffen wurd' die Hand zum Schlag mit starken Armen— Geschwind den Stutzen von der Wand, Herrgott laß dich's erbarmen: und schick uns wieder Krieg ins Land!" Der Herrgott im Himmel wird mit gemischten Gefühlen auf st ins getreuen verdrosienen Landsknecht « hcrabfchauen, die ohne Krieg nicht leben können. Wir werden nur gut tun, dem Herrgott fein« christliche Abwehr gegen die sauberen Pläne verruchter Mord- gesellen zu erleichtern.
Sächsisch-baperischer Konflikt. München , 14. September. (Eigener Drahtbericht.) Zwischen Bayern� und Sachsen droht«in neuer Konflikt auszubrechen. D e sächsische Regierung hat den bayerischen Landtagsabgeordneten Otto Graf, der bei der Einigung der Sozialdemokratie von der KPD. zur BSPD übergetreten ist, der sächsischen Gesandtschaft in München für Presseangclegenheiten attachiert, wie sie andererseits den Genossen Albert Winter, den Münchener Mitarbeiter Eisnew, als Leiter der sächsischen Korrespondenz nach Dresden be- rufen hat. Die erste Tatsache wird in der hiesigen rechtsstehenden
Schafft Tagesschulen l Unser« Schulen sind bisher sicherlich keine mustergültigen Heimstätten für die ihnen anvertraut« heranwachsende Jugend. Aber so unwohnlich, so kahl und freudlos sie noch vielfach von innen und von außen anmuten, sie können doch gerade für den Winter, der uns und vor allem der Jugend droht, ein Asyl bieten, wenn man sie den Schülern für den ganzen Tag offen hält. Die Wohnungen der Kinder werden in den kommenden Monaten nur zu sehr zu leiden haben unter Mangel an Licht und Wärme, Haine und Plätze werden verödet und winterlich starr fein, wo bleibt da den Jungen und Mädchen ein Platz zur Arbeit,«in Raum zum Spiel, zur Unterhaltung und Belehrung unter Kameraden? Da kann nur der schleunige Ausbau oller Schulanstalten zu Tagesschulen helfen: Der Vormittag gehört dem sein wenig ver- kürzten) Unterricht, die Schüler werden zum Essen entlassen und kehren schon zum frühen Nachmittag in die Schulräume zurück, in denen nun erst gearbeitet, dann aber unter völliger Freiheit gespielt, gelesen, Musik gemacht wird bis zum Abend. Es werden sich genug junge, begeistert« Lehrer finden, die hier Helfer(nicht Aufsickte- beamte!) sein wollen. Für die Kleinen werden sich ältere Scküler gern zur Verfügung stellen. Auch Geldfragen dürfen kein« Rolls spielen, so arm wir auch sind. Biel « Eltern, die ja zu Hanl« dafür Licht und Heizung sparen, werden sich willig an den Unkosten beteiligen. Die Tagesschule kann die Keimzelle für pädaoogisches Schöpfer- tum bilden und zu einer Pflanzstätte kür Jugendkultur inmitten der Großstadt werden. Darum noch einmal: Schafft Tagesschulen! W. B. haifischfang mit öer finget. Der Hai ist für uns das Snmbol des gefräßiaen Raubtieres, von dessen Furchtbarkeit in jeder Badcsaison schauerliche Geschichten erzählt werdcn. Die Wissenschaft sieht aber die Dinge ganz anders an: sie kennt nicht nur einen Hai, sondern hunderte verschiedene Arten, darunter ganz kleine, nicht größer als eine Hand, aber auch gewaltige Riesen. Di« großen Haiarten, die an der Oberfläche jagen und dem Menschen gefährlich werden, sind verschwindend gering gegenüber den anderen massenhaft verbreiteten Formen, die in allen Meeren und an allen Küsten leben. Viele der Haifische sind ganz harmlose Pflanzenfresser, andere wieder Räuber großen Stiles. Da manche Haiorten eine sehr leckere Speise bieten, werden sie im Süden vielfach gefangen, und dazu bedient man sich der Angel. Vom Hai- fischangeln erzählt W. Braus näheres in einem Aufsatz der„Natur- wissenschasten'l. Di« Fischer verwenden als Köder Fische, am liebsten Fleisch vom Hai selbst, ein Beweis, daß dieses Tier seinesgleichen nicht ver- schmäht. Die Langleinen, die in allen Ländern dazu benutzt werden. bestehen aus horizontal über dem Meeresboden angebrachten Schnüren, an welchen in kurzen Abständen Angelleinen mit Angel - haken befestigt sind. Es kommt nicht selten vor. daß sich«in Hai an einer, gewöhnlichen Angel ' fängt, wenn der Köderfisch vorher von einem größeren Fisch, z. B. einer Dorschart, geschnappt wurde und
Presie in tendenziöser Form veröffentlicht. Sie behauptet, daß der bisherige Geschäftsträger in München ,«in Herr Dziembowfki, binnen kurzem von seinem Posten abberufen und durch Otto Gras ersetzt würde. Das entspricht in keiner Weis« den Tatsachen. Da von der sächsischen Regierung nach keiner Seite hin in dieser Ange- legenheit«ine amtliche Meldung gemacht wurde, ist anzunehmen, daß der Dresdener Ministerialrat S ch u l z«, den persönlich sehr innige Beziehungen mit dem bayerischen Kultusminister Matt und dem Herrn von Ka h r verbinden und der in seiner amtlichen Eigenschaft Kenntnis von der Einrichtung der sächsischen Kor- respondenz erhalten hat, diese Dinge privat an die bayerische Re- gierung weitergegeben hat. Durch diese gelangte die Nachricht in die Oeffentlichkeit zugleich mit der deutlichen Drohung gegen Sachsen , daß die bayerische Regierung dem Abgeordneten Gros niemals das Agrement als sächsischer Geschäftsträger« r- teilen würde. Di« bayerische Regierung will aber noch viel weiter gehen. Sie wird, wie im bayerischen Ministerium des Innern versichert wird, jeden Verkehr mit der sächsischen Gesandt- schafr in München einstellen, wenn d«r Abg. Graf in irgendeiner Form ein Amt innerhalb der Gesandtschast ausübt. Möglich ist, daß bei einem vollständigen Bruch zwischen München und Dresden die Vermittlung der Reichsregierung in Anspruch genommen wird. Der jetzige sächsische Geschäftsträger Dziembvwski ist bei der bayerischen Regierung sehr wohl gelitten. Seinem Der- halten schreibt man es zu, wenn bei den bisherigen Konflikten zwiichen Bayern und Sachsen immer noch ein Bruch vermieden werden konnte. Dresden . 14. September. (Eigener Drahtbericht.) Di« Noch- richtenstelle der sächsischen Regierung bezeichnet die Mitteilungen, daß der bayerische sozialdemokratische Londtagsabgeordnete Graf der sächsischen Gesandtschaft als Mitarbeiter zugewiesen worden sei, als falsch. G Die Korrespondenz der Bayerischen Bolls- parte! schreib� zu der Angelegenheit: Wenn auch das Begloubi- qungsrecht der Regierungen sich im allgemeinen nur auf die Per- sonen der diplomattschen Geschäftsträger beschränkt, so liegt doch«in so eigenartiger und neuartiger Fall vor, daß die bayerische Regie- rung nicht umhin können wird, Stellung zu solcher Ausgestaltung der sächsischen Gesondtlchoft in München zu nehmen. Man kann sich den eigenartigen Schritt der sächsischen Regierung nur durch die Absicht erklären, die Aufrechterhaltung diplomatischer Beziehungen zu der Regierung in Dresden immer mehr zu erschweren und schließlich völlig unmöglich zu machen._ wertbeftänüige Gehaltskonten. Nach dem Abbau der Vorauszahlungen. Dem vom Reichsfinanzminister ausgearbeiteten Gesetzentwurf über die Abschaffung der vierteljährlichen Vor- schußzahlungen der Beamtengehölter hat der Reichsrot be- reits zugestimmt und ebenso der Haushaltungsausschuß d«s Reichs- tagss in seiner Mehrheit..Die Vorlag« soll noch in diesem Monat Gesetzeskraft erlangen, da der Reichsfinanzminister beabsich- tigt, vom 1. Oktober ab die Gehälter nur noch monatlich zur Vorauszahlung gelangen zu lassen. Inzwischen sind bi« zuständigen Stellet in Erwägung darüber eingetreten, auf welche Weise den Beamten Gelegenheit gegeben werden soll, ihr Gehalt wert- beständig anzulegen. Wie die.Expreßkorrespondenz" erfährt. denkt man im Reichsfinonzministerrum daran, wertbeständige Ge- Haltskonten einzuführen, die mit der Goldanleihe in Verbindung gebracht werden sollen. Als Grundlage der zu errichtenden Konten sollen Fe st markbeträge eingeführt werden, die in ihrer Höhe etwa den Juligehältern entsprechen würden. Die Einzelheiten des Verfahrens, das zunächst versuchsweise eingeführt werden soll, stehen noch nicht fest. Irgendwelche Beschlüsse sind noch nicht gesaßt worden.
Gleitende höchstbeträg" im Gewerbe- und kauftnaansgenchts. gefeß. Um die selbsttätige Derücksichligung der Geldwertänderungen bei den Geldgrenzen und den Höchstgebührensötzen des Gewerbe. gerichtsgesetzes und des Kaufmannsgerichtsgesetzes zu ermöglichen» hat der Reichsarbeitsminister die Verordnung zur Abänderung von Geldbeträgen im Gewerbegerichtsgesetz und im Gesetz«, betreffend Kaufmannsgericht«, vom 30. August 1923 erlassen. Danach ergeben sich die jeweils geltenden Geldbeträge m beiden Gesetzen durch Vervielfachung der F r i« d« n s g r u n d z a h l« n im Kausmannsgcrichtsgesetz mit der aus voll« �Zehntausend nach unten abgerundeten Reichsindexziffer für Lebenshaltungskosten der Vorwoche.
dann zufällig diesen ein Hai erhaschte. Es sitzen dann drei K i s ch e ineinander: der Hat, der Dorsch und der Köderfisch. Beim Angeln der großen Haie benutzt man Angelhaken, die so groß sind wie die Haken, an dcncn die Fleischer in ihren Auslagen große Fleischstücke auszuhängen pflegen.„Ich habe mich immer gewun- dert," berichtet Braus,„daß'meine Fischer auf den Liparischen Inseln den großen, besonders schmackhaften Tiefseehoi nie unaus- geweidet ans Land brachten, wie es bei allen anderen Haiarten ge- jchieht. Als wir gute Freunde geworden waren, erzählten sie mir den Grund. Sie hatten früher stets die Tiere am Lande ausgeweidet, aber da hatten sie einmal Knochen in dem Magen eines besonders großen Exemplars gefunden: der herbeieilende Pfarrer hotte erklärt. cs seien Menschenknochen, und dieser Menschenfresser müsse mit seinem Inhalt in die Kirche, damit den Rssten des Verstorbenen der Segen zuteil werde. So verschwand für die armen Leute ihre wertvolle Beute auf Nimmerwiedersehen, und sie entfernten von da ab vorsichtig alle Spuren etwaiger Mcnschensreflerei. Ich habe nie im Mag«» dieser Riesen Mensch-mknochen gesunden, halte es auch für unmöglich, daß Tiofseeformen einen Menschen erhaschen können." Eine mustergültige Museumsresorm. Das Provinzialmufeum in Hannover ist endlich aus langem Winterschlafe erwacht. Der in verschiedenen Museen verzettelte Besitz der Stadt an neuerer Kunst wird in neuer Ordnung eindrucksvoll aufgestellt. Was der Museumsleiter Dr. Dorner, von dieser Ausstellung bisher zeigt, findet bei Professor Paul Schulbring(in der Seemannschen„Kunstchronik") rückbaltlosen Beifall. In der Hauptsache werden vorerst die Bilder der Im- und Expressionisten gezeigt. Liebermann und Corinth sind recht gut vertrete». Leibi, Thoma und Trübner, Schuch und Stauffer- Bern füllen einen zweiten Saal, llhde sieht man in ollen Phasen, Weißgcrbers treffliches Selbstporträt hebt sich bedeutend ab, die Worpsweder fehlen hier natürlich nicht,.Hagemeister ist breit ver- treten, auch von der Münchener Scholle sind Proben vorhanden. Dem Geschmack des alteren Publikums kommt der Lenbach- und Kaulbach-Saal entgegen. Es fehlen noch die Bilder der Deutsch- römer, Feuerbach und Böcklin , deren Saal aber auch bald iertig sein wird. Bon Expressionisten besaß das Museum bisher nichts: Dornsr hat durch Verkäufe älhercr Bilder, durch Spenden und Leihgaben einen Saal zusammengebracht, der sich sehen lasten kann. Paula Moderlohn und Emil Nolde stehen an der Spitze, dann folgen Hcckel, Kokoschka , Münch, Röhls-, Schmidt-Rottluff , Pechstein, Kirchner, Mcidner. Marc und Macke. Nun soll es an die Neuaus- stellung der alten Kunst gehen, die bisher im Zwielicht des ersten Stockes ein zerrissenes Dasein führte..Hannover besitzt in der „Goldenen Tafel" aus Lüneburg ein Werk ersten Ranges.
C-rftaustührungen der Woche. T i e n z t a s Deutichez Tbeater: Pygmalion. Töalia-Tbeater:v!imikra. g?iltwoch Renaissance- Theater: Die Zwillinge. Freitag Leising-Tbeater: Der II n d e.- st e ch l i ch e. Intime« Theater: Einakter. Sonnabend Er. ZZolW- oper iSchneeflöckchen. Die Ausstellung für Moiaik und KlaSmalerei(Potsdamer Kimss- iommer) in der Orangerie de» Parks Sanssouci bleibt nur noch kurze Zeit geöffnet.