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Nr. 461 40. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Ausbau der Volksspeisung.

Vorsorgender Antrag der sozialdemokratischen Stadtverordneten.

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In der gestrigen außerordentlichen Sigung tam zunächst folgender von unseren Genossen eingebrachter

zur Berlesung:

Dringlichkeitsantrag

Die Versammlung ersucht den Magiftrat, unverzüglich mit der preußischen Regierung wegen eines weiteren Ausbaues der Volksspeisung in Verbindung zu treten und die Oeffentlichkeit durch Pressenachrichten aufzufordern, mehr für die Sammlung für städtische Boltsspeisung zu tun. Folgende Gesichtspunkte find bei der Preisfestsehung und der unentgeltlichen Abgabe der Bolts­fpeljung zu beachten:

20 ml of d

Mittwoch, 3. Oktober 1923

schulpflichtige Kind derselben Familie zu den Schülermonatstarten Nebentarten zum halben Fahr. preis ausgegeben; zur Erlangung dieser Nebenkarten ist bei den Fahrkartenausgaben eine Bescheinigung der Drtspolizeibehörde vor­anlegen, die über die Familienverhältnisse Aufschluß gibt. Diese Schüler- Monatsnebentarten, die vor der Verreichlichung der Bahnen in einigen Ländern bestanden, belasten die Fahrkarten­ausgaben zwar mit der oft schwierigen Nachprüfung der Ber wandtschaftsverhältnisse, der Reichsverkehrsminister hielt jedoch ihre Einführung aus sozialen und kulturellen Gründen für notwendig.

Gegen die Häuserverwahrlosung.

Die Kohle geht mit dem Dollar. Wieder neue Preise.

Die Steigerung der Lebensmittelpreise und die Zunahme der Kämmerer Dr. Karding führte Herrn Päth und dem ihm fefun Not erfordern besondere Maßnahmen für die Boksernährung. In dierenden Wirtschaftsparteiler Müller- Franken gegenüber aus, daß der Berliner Stadtverordnetenversammlung brachte das Unternehmen leider nicht zu halten gewesen sei; mit dem Er­die sozialdemokratische Fraftion gestern einen Dringlichfeits gebnis des Verkaufs habe man unter den obwaltenden Konjunktur antrag ein, der auf die Notwendigkeit eines Ausbaues der Bolts- umständen zufrieden sein können. Deffentliche Mittel für den Be­trieb in Anspruch zu nehmen, habe sich nicht länger verantworten speisungseinrichtungen hinweist und Staat und Reich zur Hergabe der lassen. Genoffe H. Kunze wies treffend nach, wie es für die Herren fraktion hat folgenden Antrag eingereicht: Die Sozialdemokratische Stadtverordneten­nötigen Mittel aufruft. Genosse Battloch betonte in feiner Be- von der Rechten lediglich darauf ankomme, auch die ungeeignetste Bei Fesisetzung der Oktobermiete ist für die laufenden gründung, daß bei dieser Fürsorge die sozialen Gefichtspunkte Gelegenheit zu benutzen, um gegen ein angebliches sozialistisches 3nstandsehungsarbeiten das 2 400 000 fache der Grund­mehr zur Geltung tommen müssen. Der Antrag wurde angenommen. oder kommunistisches Unternehmer Sturm zu laufen. miete bestimmt worden. Es ist keine Gewähr gegeben, daß dieser Die große Mehrheit trat hierauf dem Ausschußantrage bei. Betrag auch für laufende Inffandiehungsarbeiten verwendet wird. Dem vom Magistrat empfohlenen Abschluß eines Vertrages mit Die Bersammlung ersucht den Magiftrat, Sicherheitsvor. der Berliner Mach- und Schließgesellschaft zur Siche- tehrungen zu treffen, um den Berfall der Häuser rung der Schulgrundstücke in Alt- Berlin gegen Dieb- und Wohnungen zu verhüten nnd Zwangsmaßnahmen stahl hat der Ausschuß die Zustimmung versagt, weil er eine gegen diejenigen Hausbesißer und deren Beauftragte zu erlaffen, dringliche Notwendigkeit dafür nicht anzuerkennen vermochte. Ge- welche diese Beträge nicht restlos diesem Zwede zuführen. nosse August Schmidt zählte eine Reihe zum Teil sehr empfindlicher Diebstähle auf, u. a. an Schreibmaschinen, um eine solche dringliche Notwendigkeit darzutun; sein Antrag, der Magistratsvorlage zuzu­stimmen, wurde indessen mit 84 gegen 73 Stimmen abgelehnt. Hiernach wandte sich die Versammlung zur Erörterung des Das Kohlenamt teilt mit: Nach dem amtlichen Dollarstand vom oben mitgeteilten Dringlichkeitsantrages. Genoffe Patt- 2. Oftober stellen sich die Brifetts- und Kohlenpreise ab 3. Oktober loch legte dar, daß wie folgt: Küchen und Ofenbrand ab Bager : Britetts je Zentner als eine foziale Einrichtung nicht mehr anzusehen sei, wenn dafür Mart, frei Steller 373 880 000 m., fuhrenweise Lieferung, Briketts 142 630 000 m., frei Keller 148 630 000 M., Gastots 366 880 000 der einzelne 12 Millionen zahlen müsse. Dem Magistrat müsse die je Zentner ab Lager 142 630 000 m., frei Reller 147 630 000 m., Bersammlung in dieser Richtung das Rückgrat stärken, weil zu be Gastots ab Lager 366 880 000 m., frei Keller 372 880 000 m. 26 fürchten stehe, daß Neich und Staat der Kommune nicht das ge= nügende Quantum an Mitteln überweisen werde, um im tommen- 3. Oktober werden zur Belieferung Abschnitt 7 der 5- Zentner­den Winter die größte Not von der Berliner Bevölkerung fernzu- Rohlentarte und Abschnitte 6 und 7 der 10-( zehn-) bis halten. Die fchlimmste Gefahr für unsere 3utunft 70-( fiebenzig-) Zentner- Rohlenfarten mit doppelter Menge frei­liege in der Unterernährung der heranwachsenden Jugend. gegeben. Schumacher( Komm.) stimmte der Tendenz des Antrages zu, wollte Die neue Kohlenpreiserhöhung ist eine Folge davon, daß der aber von dem Antragsteller erfahren, welche preußische Regierung Rohlenbergbau feine Preise in Gold stellt und demgemäß die er meine, ob die heutige, die vielleicht teine 24 Stunden mehr am Leben sein werde oder die zukünftige, und vermißte auch fonkrete Borschläge hinsichtlich des Zwanges auf die Besitzenden, sich der Not des Volkes anzunehmen. Im Prinzip zustimmend sprachen sich auch Dr. Kirchner ( Dnat. Vp.) und Kundt( D. Vp.) aus. Stadtrat Hinge verwies auf die schon bisher von der städtischen Verwaltung getroffenen Maß­nahmen. Ob der Preis wesentlich ermäßigt werden fönne, sei eine offene Frage, es werde alles von der Finanzlage Berlins abhängen. Schon morgen befasse der Magistrat sich von neuem mit der Ange­

1. Der Preis für eine Porfion darf nur die Kosten der Lebens­mittel und Herrichtungsmateriallen enthalten. Eine Einrechnung der Beamten- und Arbeiterlöhne hat zu unterbleiben.

2. Der Kreis derjenigen Personen, welche zur unentgeltlichen Abnahme berechtigt sind, ist möglichst zu erweitern und finder­reiche Familien besonders zu berücksichtigen.

3. Sozial- und Kleinrentnern ist unbedingt Freispeisung der nicht erwerbstätigen unter 16 Jahre alten Kinder zu gewähren. 4. Erwerbslosen ist für Kinderporfionen höchstens der halbe Preis zu berechnen; bei mehr als zwei nicht erwerbstätigen unter Preis zu berechnen; bei mehr als zwei nicht erwerbstätigen unter 16 Jahre alten Kindern ist unentgeltliche Speisung der Kinder zu gewähren. 5. Die Ausgabestellen der Boltsspeisung sind jede Woche zwed­dienlich bekannt zu geben." Widerspruch gegen die Beratung erhob sich nicht, doch wurde von seiten der Deutschen Bollspartei gewünscht, die Erörterung erst in einem späteren Stadium der Eizung vorzunehmen. Ein Zuruf von kommunistischer Seite fommentierte diesen Wunsch dahin:" Bis die neue preußische Regierung gebildet ist." Die Deputationen für Anschaffung und Bekleidung und für Die Deputationen für Anschaffung und Bekleidung und für Arbeit und Gewerbe hat der Magistrat schon vor den Ferien auf zulösen vorgeschlagen. Der Auflösung der ersteren stimmte die Ber­sammlung zu; die Beschlußfassung über die Auflösung der Depu tation für Arbeit und Gewerbe wurde vertagt.

Die Vorlage wegen

legenheit.

die Volksfpeisung

Fast einstimmig gelangte der Antrag Heimann zur Annahme, nachdem der Antrag der Deutschnationalen, die Modalitäten in einem Ausschusse noch näher zu prüfen, gegen die Stimmen der Antrag steller gefallen mar.

Auflösung der einheitlichen Bezirksschuldeputation Das taufmännische Bildungswesen foll durch einen und des einheitlichen Bezirksschulausschusses für Alt- Berlin( Be mit der Handelstammer Berlin abzuschließenden Vertrag girte I- IV) ging an einen Ausschuß; das Schreiben des Ober- insofern auf eine neue Grundlage gestellt werden, als dem bis­präsidenten von Berlin über die vorläufige Nicht genehmi- herigen Konkurrenzkampf von Stadt und Handelskammer durch ge­gung des Haushaltsplans für 1923 wurde dem Geschäfts- schloffene lleberweisung bestimmter Gruppen der Pflichtfortbildungs enordnungsausschusse zur Stellungnahme überwiesen. schulen sowie örtlich begrenzter Stadtteile für die Handelsschulen an Die Vorschläge des Ausschusses, der die Anträge der Sozial- die eine oder die andere Stelle ein Ende bereitet werden soll. Nach demokraten, Demokraten, Deutschnationalen usw. wegen Beseiti- furzer Aussprache, an der sich auch Genoffe Wildegans, die gung der Raumnot in ben Schulen beraten hat, fanden Ausschußvorschläge befürwortend, beteiligte, wurde der Vertrag in im allgemeinen die geteilte Zustimmung der Versammlung; nur der Fassung dieser Borschläge genehmigt. betreffs der Baradenhule in der Bremer Straße und der Schule Nachdem noch die Novelle zur Vergnügungssteuer­in der Quizzorstraße foll nochmals im Ausschuß verhandelt werden. ordnung dem Steuerausschuß überwiesen war, erfolgte gegen Die Berliner ( früher Neuköllner) Stadtbaugesellschaft m. b. H." 9 Uhr der Schluß der Sigung.

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Aus der Sozialdemokratischen Stadtverordnetenfraffion.

Das

Abnehmer zwingt, ebenfalls Goldpreise zu nehmen. Nach der letzten Preisfestsetzung ragen die deutschen Kohlenpreise über die Weltmarkt­preise hinaus. Wir erleben jetzt, daß die Verbraucher, die ja feine Goldlöhne oder Goldgehälter erhalten, einfach außerstande sind, die für den Winter notwendige Kohle zu be. fchaffen. Kommunale Tarife, wie die für Gas, Elettrizität und Waffer werden sich in furzer Frist auf die neuen Kohlenpreise ein­stellen müssen und es wird nicht ausbleiben, daß auch die Eisenbahn­tarife wieder erhöht werden müssen, deren Beränderung ja immer den Lieferanten aller Waren ein Vorwand zu neuen Preissteige­rungen gewesen ist. Eine Teuerungswelle von unerhörter Heftigkeit steht also bevor. Sie ist im wesentlichen herbeigeführt nicht nur durch die Preisgebarung der Industrie, sondern auch durch die Verschlechterung der Mart, die wiederum zu einem wesentlichen Teil verursacht ist durch die politische Krisen. macherei der Rechtsradikalen. Die Arbeiterschaft muß verlangen, daß endlich einmal mit einer Sanierung der Währung und mit einer scharfen Na chprüfung der Rohlenpreise in den Gruben gegen die leberspannung der Preisschraube vorgegangen wird. Mas nußt die Bekämpfung des Wuchers beim Händler, wenn die Ausbeutung durch die Groß­produzenten anhält und wenn die geringsten von der Spekulation herbeigeführten Schwankungen des Dollarfurfes sich in einer ge­maltigen Berteuerung des bringendsten Lebensbedarfs auswirken Zuderpreis abermals erhöht.

fönnen?

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Wir berichteten gestern, daß der Zucker im Kleinhandel das Pfund auf 18 660 000 m. zu stehen kommt. Dieser Preis gilt nur ist am 15. Februar d. J. aus dem Besiz der Stadt in Privat­bis Mittwoch. Einem Beschluß des Zuckerbeirats zufolge erhöht sich besig übergegangen. Der Magistrat hatte am 9. April der der Grundpreis automatisch mit der Geldentwertung. Bersammlung lediglich den Verkauf zur Kenntnis gebracht. Damals Stadtverordnetenmandat des verstorbenen Genossen Subke ist Der Reichsernährungsminister hat diesem Beschluß des Zuckerbeirats verwies die Bersammlung diefe Mitteilung einem Ausschusse, den Genossen Friedrich Schlegel übergegangen. Genoffe zugestimmt. Danach wird der Grundpreis ab Donnerstag der seinerseits am 25. Juni beschloß, der Versammlung die einfache Seipte- Wilmersdorf hat wegen andauernder Kränklichkeit fein 856 000 000 m. pro 100 Kilogramm Basis Mehlis- Magdeburg be­Kenntnisnahme zu empfehlen, nachdem der Magistratsvertreter er Stadtverordnetenmandat niedergelegt. tragen. Der hieraus errechnete Großhandelspreis wird 4 636 000 000 flärt hat, daß fünftige Beräußerungen von Anteilen rein städtischer Mart betragen. Im Kleinhandel wird das Pfund sich auf Gesellschaften nur auf Grund von Beschlüssen der Gemeindebehörden 28975000 art stellen. Diese Zahlen sind zwar heute noch erfolgen werden". Hierüber berichtete namens des Ausschusses Ge­Die Erhöhung der Eisenbahnfahrpreise belastet besonders start nicht feststehend, der Grundpreis bedarf noch der Zustimmung des noffe Hermann Kunze. Sehr scharf ging der Tischlerobermeister Väth( Dnat. Vp.) mit biefem angeblich gemeinnügigen" städtischen Tinderreiche Familien, die ihre Söhne und Töchter mit der Eisen- Ernährungsministers, der Großhandelspreis alsdann der Zu Eisenstimmung des Oberpräsidenten. Unternehmen ins Gericht; dem Magistrat warf er vor, ein Objekt bahn zur Schule schicken müssen; um diese Härte zu mildern, verramscht" zu haben, dessen Materialien allein( es war auf werden auf Anordnung des Reichsverkehrsministers Deser vom 1000 Arbeiter berechnet) zwei Milliarden wert gewesen wären. 1. Oftober d. J. ab an das zweite und jedes weitere Mart.

,, Geschwister- Monatskarten" für Schüler.

Das Verbrechen der Elise Geitler. eifernd hinzu.

Novelle von Hermann Kesser .

7] Eine leichte Röte floß Gertrud vom zierlichen Hals bis zur Stirne, als sie das Bild betrachtete, doch hielt sie sich still und gab es nur mit einem leisen bewundernden Ach" an den Bruder weiter, der mit der Anerkennung für solche Schön­heit nicht fargen wollte.

Schöneres, als flammendes Licht in der Nacht!" setzte er Gertrud aber ging, um zwei alte silberne Leuchter zu holen, die manches Jahr mit ihren unverbrauchten, gelben Kerzen in guter Ruhe auf dem Glasschrank gestanden und zum letzten Male angezündet waren, als im verfinsterten Zimmer der tote Oberst im Sarge lag. Wir stellen sie auf den Tisch in der Laube", erklärte sie hastig Elisen, die sprach los zusah, wie das Mädchen die blinkenden Leuchter an sich nahm, die Kerzen aufbrennen ließ und mit den flackernden Lichtern unter die Türe trat.

Dem Schauspieler aber erging es wie einem Schüßen, der mit Stolz bemerft, daß er mit einem scheinbar unbrauchbaren Gewehr ohne Absicht ins Schwarze getroffen hat. Doch vor- Der Schauspieler flatschte vor Freude über den prächtigen fichtig wie er war, schlug er jetzt, wie um den Eindruck weg- Anblick so laut in die Hände, daß das Echo am Hügel den zuschaffen, daß er sich mit etwa dergleichen Dingen in Achtung Lärm weithin vernehmbar in die Nacht hinaustrug. Das feßen wolle, eine afidere Saite an und ließ die Photographie Licht der Kerzen aber fiel jetzt auf die Blätter der Laube, so mit der Wendung, daß ihm das alles nicht viel bedeute", fast daß sie in seltsamer Selle schillerten und wie farbiges Metall achtlos verschwinden. Was ich will, das ist, daß mich meine in der übrigen Schattigkeit funtelten.

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Der neue Aerzteindeg beträgt vom 1. Ottober ab 36 Millionen

Otto eine Leiter zur Hand, die er daran lehnte und behend erstieg. Auf den biegsamen Sprossen schaukelnd warf er dann dem Mädchen auf dem Balkon jene Liebesworte zu, die Shake­ speare für seinen Romeo und seine Julia fand, da sie in Capulets Garten einander weiche Sehnsucht und süße Schwüre sagen und doch im Schwärmen von Bangnis und Ahnung umfangen sind. Der Schauspieler aber spielte nun den Romeo und die Julia zugleich und stieg mit der männlichen Stimme ins 3arte und Dünne, wenn er die holde Jungfrau sprechen ließ, so daß es zuerst wie ein Scherz zu hören war, wofür das lichte Mädchen auf dem Balfon und der Bruder im Garten ein frohes Lachen hatten. Als er aber Wonne, Ungeduld, Schmerz, Hoffnung und blühende Liebe in einem aus sich herausschüttete, die prachtvollen Verse von Stille zu Sturm jagte und in der frühlingsdunstigen Nacht das lieblichste Zwie­gespräch in reichen und hallenden Tönen hinklang, da ver­Stummten fie beide und hingen wie mit Fesseln an ihm, Ger arme und alte Mutter, mit der ich meine Groschen teile, noch Keines von den drei Menschen, die nun immer enger zu- trud, die ihm so nahe war, daß sie sein lodernder Atem er­einmal oben sieht, und darum will ich die großen Rollen fammenrückten und auch den Wein im Glase, das der Schau- reichte, aufgewühlt und gebannt und von feinen empor­fpielen, die großen Rollen, die man mir heute nicht gibt, weil spieler bald zu einem verbindlichen und bald zu einem füh- geschleuderten Worten wie von Feuerfugeln entzündet. fie unsere alten Romödianten nicht aus den Händen laffen, neren Trinkspruch erhob, nicht allzusehr schonten, feines von Es war dem Schaufpieler, als er plöglich beteuernd nach aus Meid, aus Eifersucht und aus Angst, daß ein jüngerer diesen drei Menschen, die sich immer mehr löften und öffneten, ihrer Hand faßte, um nichts anderes zu tun, als dem Spiel Neri gefällt!" hätte am nächsten Morgen zu sagen vermocht, wie sie zu der eine Gefte zu geben und er fühlte es nicht sofort, wie willig Damit erhob fich die Gesellschaft, und Gertrud, die danach Szene famen, mit der der Abend zu Ende ging und bei der die Hand in der seinen lag. Und doch war er wadh genug, Derlangte, ihre glühende Verwirrung ins Duntle zu tragen, sich Spiel und Wirklichkeit mischten und in zweien von ihnen um in menigen Augenblicken die Hand weniger kräftig, aber machte den Vorschlag, sich in dem nachtfrischen Garten zu er- ein Feuer zu glimmen begann, das auch in des Tages Be- bewußt und zärtlich zu drücken, und um zu wissen, daß da eine gefangen stand, nach der er ohne dies Zeichen niemals gehen, was allen gefiel. Sie gingen hinaus, und Behrens, sonnenheit nicht mehr verlosch. dem die Gesprächigfelt auch unter den silberrandigen Wolken Otto, der Bruder, der kaum mehr tat, als daß er inmitten zu greifen gewagt hätte, flüsterte nun Liebesworte dazwischen, und dem glitzernden Nachthimmel nicht fehlte, geriet in Ent- von Arbeitszeiten einmal in Fröhlichkeit schäumte und darum die nicht in die Dichtung gehörten, und mengte sie unter Ro­Rücken über die blühenden Blumen, über das Klingen des jedem Genosse war, der es wollte, Theo Behrens der Schau- meos und Julias Berse, immer bereit, die Maste des Spielers Baches und über den Duft der schlafenden Bäume und meinte, spieler, der nur ein Fest seiner Eitelkeit zu feiern vermeinte, wieder an fich zu nehmen, wenn er das Mädchen unwillig sähe. daß ihn der Schattenriß der welligen Hügel und des einsam und Gertrud, die zwanzigjährige Gertrud, die eine bittere Aber Gertrud mich nicht zurück. Sie blieb ihm nahe und ragenden Kirchturms an das Bühnenbild zu heldischen Szenen und verärgerte Stunde vergessen wollte, setzten sich Kränge neigte sich tiefer und tiefer auf ihn herab, entzog ihm die gemahne, wo alles groß und schwarz und wie von Finsternis von Blumen, von Gertrud gebunden, aufs Haar, tranten, Hand und ließ sie wieder umfassen, flüchtete in Gedanken vor satt sein müsse. fangen und sprachen sich heiß, bis es dem Schauspieler ein- dem Mann, der sich an sie drängte, und schmiegte sich doch

Sie standen zu Dreien auf dem hölzernen Steg und fiel, Gedichte zu deklamieren, ein Tischtuch wie einen drama- an ihn, alles in einer Verwirrung und Hize, die von der Nacht spähten in die gurgelnde Schlucht hinunter, in der das Wasser tifchen Mantel um sich in Falten zu legen und mit großen und dem Mortgerase des Schauspielers so sehr bedeckt waren, in nachtschwarzen Tiefen raunte und lang. Gin düsterer, Bewegungen die Worte tragischer Helden aufzusagen. Und daß sie gar wähnte, der Schauspieler merte es nicht, wie ihre feuchter Odem wallte zu ihnen herauf. Der Schauspieler aber weil es feinen llebermut gibt, der nicht so lange wächst, bis Bruft gewitterig flog, und ihr Herz in der Hand und dem fam aufs Neue in Begeisterung und wünschte sich Fackeln, um er an einem Unheil zerbricht, flog Gertrud nach einer Weile Arm schlug, den er immer dreister und heftiger preßte. in die Wolfsschlucht, wie er sie nannte, hineinzuhellen. Nichts über die Treppe auf ihre Balfon, dem Schauspieler aber gab

( Fortseßung folgt.)