fcob«, welches tier britischen Regierung ewe Aussicht auf Fortschritt und einen geeigneten Gegenstand für ein« Antwort zu geben schien� und wie die britisch« Regierung daraufhin ihren Alliierten konkrete Vorschläge(darunter die Prüfung der deutschen Zahlungsfähigkeit durch einen unparteiischen Sachverständigen- ausschuß in Gemeinschaft und eventuell unter der Kontrolle dar Reparationskommisston) gemacht Hab«. Curzon sagte: Ich glaube nicht, dah man von der britischen Regierung behaupten kann, sie hätte«s an Initiativ« oder an Borschlägen mangeln lassen. Unsere Vorschläge erschienen uns als unparteiisch und gut gemeint. Ich muß zugeben, das, ich und meine Kollegen sehr enttäuscht waren, das; wir eine ungünstige Antwort von Frankreich und ein« nicht»iel günstiger« Antwort von Belgien auf unsere auf- richtige, aber nicht begrüßt« Intervention erhielten. Im weiteren Verlauf seiner Red« gab Lord Curzon auch«ine »eberstcht über die Verhandlungen mit der Türkei , die zum Lausanncr Frieden führten. * Lord Curzon erklärt« in seiner Red« vor der britischen Reichs. tonferenz noch, das französisch-deutsche oder, wie er es zu nennen vorziehen würde, das europäische Problem berühre nicht zwei oder drei Staaten aNein, sondern oll« Mächte, die am Kriege teilgenommen haben und denen Reparationen zuerkannt worden seien, und unter ihnen nicht am wenigsten das britische Reich. Die britische Regierung Hab« fortgesetzt die Ansicht vertreten, daß die endgllilige Regelung nur erreicht werden könne durch gemein- s a m e Aktion und gemeinsame Zustimmung, und daß der Streit nicht nur ein militärischer oder politischer Konflikt zwischen aneinanderstotzeuden Staaten sei. Di« Reparationskommission, die auf Grund des Friedensvertrages mit der Aufgabe betraut worden war, die NepOrarionsfchuld festzusetzen, hat dies« auf 6600 Millionen Pfund»eranschlagt, ein Betrag, der seither für einige Kreise«inen fast sakrosankten Charakter angenommen habe, der aber in SZirkfichkeit m keiner Beziehung zu dem stand, was Deutschland zahlen konnte, sondern der erzielt wurde, indem die Forderung der oerschiedenen berechtigten Mächte zusammengeworfen wurden. Dieser Betrag, der, wie wohl bekannt sei, eine vollkommen unmögliche Summe sei, von der kein vernünftiger Mensch je angenommen habe, daß Deutschland sie voll zu zahlen in der Lage sein werde, könne nur geändert«erden durch die Zustimmung oller Mächte. Die Tatsache, daß die Regierung von ihren Rechtsberatern nach Bonar Laws Rückkehr aus Paris erfuhr, daß die Ruhrbesetzung ihrer An- ficht nach durch die Bedingungen des Friedensvertrages nicht g e- rechtfertigt sei, sei von der Regierung vor ihren Alliierten nie- mal? verheimlicht worden. Andererseits fei öffentlicher Gebrauch erst davon gemacht worden, als Poincar« selbst die rechtlich« Frage aufwarf, indem er seinen Standpunkt über die angebliche Rechts- Widrigkeit der deutschen Aktion des Widerstandes gegen die Besetzung begründete. -!- Die Rede des englischen Zluhenministers, die allgemein mit Spannung erwartet wurde, hat in England wie in Frank- reich großes Aufsehen erregt. Während"die führenden eng- li-'chen Blätter, mit Ausnahme der„Daily Mail", die geringe Cnlschlußkraft der englischen Politik bemängeln und sich ins- besondere dagegen wenden, daß Eurzon noch immer abwarten iv olle, greift die französische Regierungspresse in heftiger Wc>re den englischen Außenminister an, der nach ihren War- ten die zwischen Poincar� und Baldwin angebahnte Ver- slündiguiist erneut in Frage gestellt habe. Die chauptursache dieser Verstimmung deckt der linksdemokratische„Oeuvre" mit den Worten auf:>,W?nn Poincan* von Curzon an die ge- machten Versprechungen erinnert wird, sofort nach Einstellung l'es passiven Widerstandes die Verhandllmgen aufzunehmen, so ist da» ungllicklicherweise nur zu gerechtfertigt." Das Biott meint aber zugleich, daß diese Aufforderung Cur- zons Poincarch aber ebenso Frankreich in ihrer Eigenliebe verießen werde. Wer den Siegesrausch kennt, der in den letzten Wochen durch Frankreich geht, wird diese Empfindlichkeit verstehen. Es geht aber im Äugenblick um etwas Größeres als um der- artige kleinlichen Dinge. Lord Curzon hat mit Recht die
£5« Dramatiker öer verlogenen Erinnerung (Theater in der Aönigzrützer Straße:„Schweige r", Schauspiel in drei Akten von Franz Werfet.) Franz Werfe! war überglücklich, so lange die Welt noch im erbaulichen Frieden lag. Da hat er sich der l«isiebendig«n All- täglichkeit gefreut und in frei fließender, rhythmisch sehr bewegter Strcph« die Bilder von der alt«n und behaglichen Menschheit ge- dichtet. Sein Ber » begleitet« wohl Sinnenfreude und Trauer, aber e» kam in dem Dichter selbst selten zur Traurigkeit. Das Optimistische siegte so stark in ihm, daß er jungen Leuten geradezu eine Medizin der Erheiterung bringen kannte. Dieses Leichte der Gesinnung ver- schwisterte sich mit einem leuchtenden, rhetorischen Schwung. Werfel bewältigte ganze Arien des Wortes. Aus ihm blüht« ein Virtuosen- tum, das sich selten unnütz vergeudete. Er brachte nach der Dehmel- sched Streng« die beseelte Zügellostgkeit. Wenn der alte Meister hie und da zu erstarren schien, so lebt« in Werfel der gewandteste und fröhlichste Schüler wieder aus. Zwischen Lerhaeren und Dehmel stand Wrrsel, noch ganz jung, aber schon als die Verheißung, daß die Welt duzth chymnenstngen und ganz moderne Psalmen ausge. zeichnet»erden soll. Die Weit«urve bumpser und dunkler. Werse ! lüt am Welt- krieg, den er mitfechten mußte. Er rettete seine Liebe zum Volk. Der tschechische Dichter deutscher Sprach« saß am Herd italienischer Vauern, die durch seine Uniform zunächst erschreckt wurden. Doch er redet« ihnen gütig zu, seine Stimme muß ein Gesang gewesen sein, denn die Melodie besänftigte, was sich in Angst grämt«. Werfel zog die Uniform aus, und cris er jetzt dichtete, zog es ihn zu dem Widerspruch»nd dem Ungeist der Kriegsidee, die er bekämpfte. Er wurde ein Grübler, er, der einst Sinnliche, er strebte nach der reinen Moral. Er seh das Unheil in der Selbstveegötterung der Menschen. Weil der Mensch seinen„Spiegeimenschen" als Götzenbild liebt, ver- fällt der Mensch. Des war der Sinn eines Werfelschen Symbol- dramas,»ber hier sehen verwandelt« der Gedanke sich nicht mehr in sinnlich« Kreft. Dk« trockene Grübelei schlich sich überall ein. Es fand wohl«in« Vertiefung der Idee statt, doch der Künstler, der einstmals unbändig und einfallsreich und mehr als schmelzend ge- nnsen war, verkümmerte. Der Künstler ist in dem Schauspiel„Schweiger" schon an den Rand der Zerrüttung seiangt. Ihn treibt nicht mehr der Hang zum Hell«», ihn spornt nur nach der Trieb zur seelischen Finsternis. Ein stiller Gelehrter wird von dieser Rocht erfaßt. Mit dem geladenen Revolver heuert der plötzlich geistesgestörte Mann in eine Kinder- schar. Der Arzt erkennt zum Gluck, daß der Mörder nur ins Irren- haus gehört. Und dieser Arzt ist ein Wundertäter, der aus dem Geist seiner Patienten die Erinnerung fortwischen kann. Er am- putiert den kranken Geist wie ein anderer Arzt das kranke Lein, so daß der Cperierte als neue Persönlichkeit und in neuer Gesundheit
deutsche Frage als das Zeniralproblem Europas dargestellt und die Gefahren geschildert, die durch die Fort- dcuer der Ruhrkrise für die gesamte europäische Politik und Wirtschaft heraufbeschworen worden sind. Er hat gleichzeitig — und zwar mit vollem Recht— es an einer scharfen Kritik der unfähigen und unklugen Politik C u n o s nicht fehlen lassen und den berechtigten Forderungen Frankreichs die Unter- stt.tzl: nl Englands zugesagt. In der Hauptfrage jedoch, der Flage der A u f n a h m e sofortiger V e r h a n d l u n- gen zur Lösung der Ruhr- und Revarationsfrage, hat Curzon unzweideutig zu verstehen gegeben, daß er die Haltung Frank- reichs nicht billige und die aufrichtige Absicht der Regierung Stresslnonns anerkenne, eine Lösung der Nuhrkrise herbeizuführen. Wenn diese Mahnung Curzons in Paris verstanden wird, so ist vielleicht noch die Hoffnung berechtigt, daß das drohende Chaos in Mitteleuropa in letzter Stunde abge- wendet wird.
Stinnes verhanöeit im Ruhrgebiet . Die Telunion verbreitet folgende Meldung: Der Düsseldorser Berichterstatter der„Chicago Tribun«" versichert, daß Hugo Stinnes , der gestern in Düsseldorf eintraf, sich in Begleitung eines französischen Offiziers zu Krupp ins Gefängnis begab. Die beiden Ruhrmagnaten plauderten' eine Stunde. Nach der Unter- redung begab sich Stinnes in dos französische Haupt- quartier zu General Degoutte, dem er ein Programm unterbreitete, das er mit Krupp im Gefängnis ausgearbeitet hatte. Der Korrespondent fügt hinzu, daß Stinnes von verschiedenen an- deren Industriellen begleitet war und jedes Interview ablehnte. Wie die Telegraphen-Union in Berlin von gut unterrichteter Stell« er- fährt, trifft es zu, daß Hugo Stinnes sich ins Ruhrgebiet be- geben hat, um dort Verhandlungen über die Wiederaufnahm« der Arbeit und die Ingangsetzung der Betriebe zu führen. Wir müssen für die Richtigkeit dieser Meldung die Ver- antwortung der Telunion überlassen. Man hat aber wohl kaum Veranlassung, anzunehmen, daß ihre Angaben nicht zu- treffen sollten. Diese Verhandlungsbemühungen des Herrn Stinnes im Ruhrgebiet find mehr wie interessant. In dem gleichen Augenblick, wo Stinnes sich zum General De- g o u t t e begibt, um ihm„sein Programm" zu unter- breiten, hetzt die ganze deutschnationale und Stinnespresse in Berlin gegen die„Regierung der Kapitulation", der„natio- nalen Schmach" und wie diese schönen Redensarten mehr beißen. Mit allen Mitteln widerlichster Demagogie wird ver- sucht, die Stellung einer Regierung zu erschüttern, die einen Ausweg aus den außenpolitischen Schwierigkeiten zu ge- Winnen sucht. Die Stinnesblätter bringen jede Schandtat der Franzosen in größter Aufmachung. Die Aufforderung des Generals Degoutte an die deutschen Arbeiter, zehn Stunden und mehr zu arbeiten, wird von diesen Blättern als Ent- rechtung der deutschen Arbeiter bezeichnet und in- direkt angedeutet, daß diese Forderringen Degouttes die Folge der Aufgabe des passiven Widerstandes, d. h. die F o l g e d e r Politik der Koalitionsregierung seien. Und zur gleichen Stunde begibt sich der Hauptdrahtzieher dieser Hetze zu Degoutte, um ihm eben dasselbe Programm zu unterbreiten. Das erinnert nur zu deutlich an H e r g t s Er- füllungspolitikrede auf dem Görlitzer Parteitag der Deutsch - nationalen. Damals erklärte die Deutschnationole Volkspartei ihre Bereitwilligkeit zur Erfüllung, wenn man s i e in Deutsch land an die Regierung liehe und wenn das Land von „marxistischen Ketten" befreit würde. Will Stinnes jetzt zu- sammen mit den Deutschnationalen dasselbe Spiel treiben? Soll im Inland die Regierung als zu schlapp bekämpft und nach außen hin den Franzosen als zur Erfüllung nicht geeignet denunziert werden? Reu wären diese Manöver nicht. Schon während der Anwesenheit der Repa- rationskommission in Verlin wurden sie— damals nicht ganz ohne Erfolg— versucht. �_ Aranzösisch'britischcr Fischer eikonfükl. Drei Fischdampfer aus Boulogne sind von einem britischen Fischcrcikreuzer nach Brixham (Oeoonshire) eingebracht worden, unter der Beschuldigung, in briti- schen Hoheitsgewässern gefischt haben.
leben kann. Derartig wird aus dem Prioatgelehrten und Mörder Förster der Uhrmacher Schweiger, der sich verheiratet, ein Kind zeugt und«in tüchtiger Bürger ist. So gesund ist er, daß er sogar wieder geistig krank werben kann. Jetzt aber ist die Heilung un- möglich. Alles um ihn geht zugrunde, die Frau, das erwartete Kind, das soziale Glück, er selber. Selbstmord ist die Rettung. Das alles ist ein Gemisch von Hintertreppe und Psychologie. Das alles bewegt selten. Richt einmal die Neugierde erwacht. Alles ist kaum Problem, es ist nur mißlungenes Experiment. Man er- innert sich, mit einiger Teilnahme, daß auch Richard Dehmel als Dramatiker einer beträchtlichen Kolportage nachtrachtete. Nur Virtuosität kann derartiges spielen. Ernst Deutsch und Dagny Servaes gelangten denn auch nicht an den Kern einer Menschenseele. Sie variierten bloß die Komödie des Gefühls und der Aufgeregtheit. Max Hochdorf .
Soll Yokohama verlegt weröen! Tokio und Yokohama sind die beiden Großstädte, die unter dem Erdbeben am meisten gelitten haben. Tokio weist zwar die größere Anzahl Toter auf, da das Erdbeben die am dichtesten be- 'wohnten Viertel der ärmeren Bevölkerung vernichtete. Die letzten Zahlen, die am 13. September veröffentlicht wurden, ergaben für Tokio . 72 600 Tote, 208 4SS verbrannte und 36 156 eingestürzt« Häuser. Die höher gelegenen Bezirke, das vornehm« Wohnviertel und das Viertel mit den hauptsächlichsten öffentlichen Gebäuden blieben verschont. Während sich so in Tokio das zerstörte Gebiet genau abgrenzen läßt, ist dies in Yokohama , wo weniger Tot« zu oerzeichnen sind, nicht der Fall. Hier ist eigent- lich die ganze Stadt zerstört; jedenfalls liegen von den 93 000 Ge- bäuden der Stadt 68 000 in Trümmern. Die 25 000 Häuser, die noch stehen, bilden nur Vororte mit kleineren Gebäuden. Die Zahl der Toten wird auf 20000 angegeben, die der Verletzten auf das Doppelte. Schlimmer ist es, daß ein allgemeiner Auszug aus der zerstörien Siadt erfolgt ist und die Bevölkerungsziffer von 022 000 auf 250 000 herabging. Diese fast vollständige Zerstörung Yokohamas hat nun den Plan hervorgerufen, die Stadt überhaupt aufzugeben, wie ein Schiffswrack, und sie an einer anderen sicheren Stelle wieder aufzubauen. Diese Frage beschäftigt den Leiter der Wiederaufbauten, den Grafen Goto, lebhaft, und nicht minder natürlich die Kaufleute von Yokohama . Er herrschen widersprechend« Ansichten, über di: «in Berichterstatter der„Times" Näheres mitteilt. Pokohama ist der H a u p t or t des japanischen Seiden- Handels, der ein Drittel der japanischen Ausfuhr beträgt und das wirtschaftliche Nückgrat des Landes bildet. Die Stadt ist zu diesem Handelsmittelpunkt geworden wegen ihres vorzüglichen Hafens und ihrer Lage: sie ist einen Tag näher an Nord- amerika als Kode und vermittelt so cm besten den Warenverkehr zwischen den großen Seidengebieten von Pamanashi und Nagano mit den Vereinigten Staaten . Der Hafen umsaßt 1300 Acre- und hat eine Tiefe bei Autzeit von 33 Fuß, so daß die größten Schisse
Der Abmarsch ins Rechtslager. Wird Stinnes deutschnational? Offiziell gilt die„D. A. Z." immer noch als ein deutsch - volksparteiliches Organ. Jedermann weiß freilich, daß trotz der gut volksparteilichen(!) Gesinnung des Chef- redakteurs Paul L e n s ch die„D. A. Z." nicht volksxarteiliche, sondern Stinnes-Politik zu machen verpflichtet ist. Wenn man heute morgen die„D. A. Z." liest, muß man zur Ueberzeugung kommen, daß Stinnes ins d e u t s ch n a l i o- n a l e Lager abzuschwenken im Begriff ist. Schon die Ueber- schrift„Geleimte Koalition?" verrät den ganzen Schmerz des Herrn und Meisters darüber, daß feine Absichten, die Ar- beiterfchaft zu entrechten, nicht gelungen find. Im Anschluß an einen schmerzlich wehmütigen Bericht über die Aussicht der Regierungsbildung wird in großer Aufmachung als ein „deutschnationales Programm" ein Artikel Paul Baeckers in der„Deutschen Tageszeitung" angepriesen, der die geist-> volle Redensart von der„Abkehr von den m a r x i st i- schen Irrlehren" zum Mittelpunkt hat. Die„Kreise der Arbeiterschaft, die sich vom Marxismus freigehalten haben". müßten gesammelt werden, die Landwirtschaft und der M i t t e l st a n d müssen mit diesen Kreisen zusammen eine Regierung bilden, die alle Machtmittel des Staates in der Hand habe, und zwar auf anderem als parlamen- itarifchem Wege. Die„D. A. Z." nennt diese Ausforde- rung zur Bildung einer Diktatur die„Bereitwilligkeit zur positiven Mitarbeit" und ist der Meinung, daß man auf dieser Grundlage unbedingt die Deutschnationalen heranziehen muh. Auf die marxistischen Arbeiter und ihren sonstigen Anhang kann Herr Stinnes offenbar verzichten, denn sie gehören nach der„D. A. Z." nicht zu den„stärksten Bataillonen". Roch viel deutlicher wird der Abmarsch in dem Leit- artikel„Zwischenspiel. Die Kanzlerpresse wird von dem Stinnes -Organ folgendermaßen charakterisiert: „Zunächst: rncr ist die Kanzlerpresse? Von«inigen Zeitungen, wie dem„Berliner Tageblatt" abgesehen, das zwar aus deine- kratischer Parteibeflissenheit sich kräftig für Herrn Stresemann und die große Koalition ins Zeug legt, ohne jedoch hierbei die Grenzen des politischen Anstands zu überschreiten, wird die Kanzlerpress« dar- gestellt von einer Reihe durch dunkle unierirdische Schlammkcmäle miteinander verbundener Organe, so vor allem die zahllosen Zeitun- gen der Ullstein-Gebrüder, die„Welt am Montag", der„Montag- Morgen", das„Tagebuch" bis hinüber zum„Dorwärts". Die bc- rüchligslen Organe der Berliner Publiziskik gehören zu ihueu. und es ist natürlich für den Ruf der Reichspolitil im Auslande nicht för- derlich, wenn derartige Organe so begeistert für sie emtreten." An diese schön stilisierten Bemerkungen schließt sich eine Spezialatacke gegen Georg Bernhard an, der auf Paul Lensch wie das rote Tuch zu wirken scheint. Aber jeder spürt, daß die Prügel, die der Kanzlerpresie und„ihrem Tambourmajor" erteilt werden, in Wirtlichkeit Herrn St r e s e- mann zugedacht sind. Die Mitteilungen, die die b ü r g e r- l i ch e Presse über die Manöver des Herrn Stinnes vor der Regierungskrise verbreitet hat, werden in der vorsichtigen und unbestimmten Form dementiert, in der die„D. A. Z." für gewöhnlich peinliche Mitteilungen über Stinnes zu dementieren pflegt. Boshafte Zeitgenossen können solche Dementis nur als Bestätigungen auslegen. Was der Zweck dieser ganzen Machenschaften gewesen ist, verschweigt die„D. A. Z." schließlich auch nicht mehr. Man kann doch kaum deutlicher werden, als wenn man schreibt: „Um so ernster freilich muß man die furchibare Sikuallon nehmen, in der sich Reich und Staat befinden und die durch die tragt- komische Kabinettskrisis nur verstärkt worden ist. Rur eine Frag« sei gestattet: Glaubt man wirklich, durch den Tohuwabohu der letzten Tage die Lebenskraft und UueukbehrNchkeit des deukscheu Parlamen- larisnms erwiesen zu haben?" Das war also der Zweck der Uebung: Die Schwierig- ketten für Reich und Staat zu vermehren und durch das Tohuwabohu der letzten Tage die Entbehrlichkeit des Parlamentarismus zu erweisen und dadurch den deutsch - nationalen Wünschen nach einer Diktatur die Wege zu ebnen.
hier anlegen können. Der Hofen ist zwar beschädigt, läßt sich aber verhältnismäßig leicht wiederherstellen. Deshalb fordern die Seiden- bändler von Pokohciina die Beibehaltung des alten Ortes, und zum Zeichen der energischen Wiederaufnahme der Arbeiten ist bereits am 18. September die erste Seidenladung der diesjährigen Saison von Yokohama nach den Vereinigten Staaten abgegangen. Auch der Grund, daß man die Stadt an einer sicheren Stelle wieder auf- bauen müsse, ist nicht stichhaltig. Es gibt auf dem japani- schen Inselreich keine ganz sicheren Stellen. Di« ganze Küste des Stillen Ozeans liegt in der Erdbebenzone; bald leidet das eine Gebiet mehr und bald ein anderes. Schwer« Er- schütterungen erfolgen meist in langen Zwischenräumen, und wenn man der Erfahrung vertrauen darf, dann werden Tokio und Poko- hcnna für die nächsten 50 Jahre so sicher sein wie nur irgendein anderer Ort an der Küste. Deshalb fordern di« Bewohner der Stadt, daß„die Regierung Yokohama nicht aufgeben darf" und haben bereits aus eigenem Antrieb den Aufbau begonnen.
Pasteurs erster Palient. Vor einigen Tagen starb bei P a r i s ein früherer Hirtenknabe namens Iupill«, der zu einer eigentüm- lichen Berühmtheit gelangte. Als sechzehnjähriger Bursche wurde er im Jahre 1885 von einem tollwütigen Hunde gebissen, als er eine Schar Kinder gegen das Tier zu schützen versucht hatte, und rang in den letzten Zügen mit dem sicheren Tod«. Kurz vordem hatte jedoch P a st e u r sein« Experimente zur Niederringung der Toll- wut— allerdings bis dahin nur an Tveren— erfolgreich abgeschlossen. Iupille war nun der erste Mensch, an dem Pasteur sein Heilverfahren anwandte. Der Erfolg war durchschlagend. Ter Erfinder nahm den von ihm geretteten jungen Mann zu sich als Tiener und Pförtner des Pasteur-Instituts in Paris , wo er bis kurz vor seinem jetzt erfolgten Tode blieb. Die Gebirge wandern. Der amerikanische Geologe Universi- tätsprofessor Dillies, der von einer Reife nach Südamerika zurückgekehrt ist, veröffentlicht das Resultat seine: Forschungen und Studien, wobei er die Feststellung machte, daß sich der riesige Ge- birgczug der Anden seit etwa einem Jahrhundert um zwei Meter nach Westen verschoben hat. Die Berge von Kalifornien be- finden sich seiner Beobachtung nach in einer Abweichung nach Norden.
y-rstauftührunge« der Woche. DienSt. Deutsches Theater:.Ann a C b r i it i n".— Schlohparktheater:„Einsame Menschen'.— MittNi. Volksbühne:.Der abtrünnige Zar'.— Kammcrfpiele:.Die Kinder'. Die Volksbühne bringt»IS erste Neuinlzenierrmg dieses SdieljabreS Carl Hauptmann » Legende„Der abtrünnige Zar'. Die Titelralle ist mit L u d w i g S ü l l n e r und Fritz«lb e rti besetzt. Erstaussührung Mittwoch, den 10., abends?>/, Uhr im Theater am B ü l o w p l a tz. Regie: Fritz Holl , Bühnenbild: Oikar Schlemmer. Musik: Wolfgang Zelle r. DaS Berliner Tinkonie-(Blüthner) Orchester veranstaltet sein l. SomilagSkonzert am 11. d.M.. abend» 8 Uhr, im B l ü tch n e r s a al. ftanen ab DienSrag in den belanutcn DorveriausSstellen. Dir Buchhändlerschlüsielzahl beträgt von heute ab 75 Nilli»««»