Die �nöuftrle kaust Feitungen. Tie„Germania " soll verklöcknert werden. Die energische 5)altung, die das Zentralorgan der Zentrumspartei , die„Germania ", in den politischen Streit- fragen der letzten Zeit eingenommen hat, hat, wie wir er- fahren, bei den Besitzern der„Germania " eine Bewegung ausgelöst, künstig stärkeren Einfluß auf die r e- daktionelle Haltung des Blattes zu nehmen. Das Steuer soll nach rechts herumgeworfen werden. Diese Gruppe versucht deshalb die Mehrheit der Anteile zu erwerben, die ihnen einen entscheidenden Einfluß im Aufsichts- rat der„Germania " sichert. Der Führer dieser Bewegung ist der rheinische Großindustrielle Florian K l ö ck n e r, der bis vor kurzem dem Auffichtsral der„Germania " ange- hörte, jetzt aber ausgetreten ist. Zu welchem Zweck diese Einflußnahme der Industrie auf die Presse erfolgt, ist jedermann bekannt. Zuweilen wird es aber noch für Begriffsstutzige doppelt und dreifach unter- strichen. Bor uns liegt ein Schreiben der„Mitteldeutschen Vcriagsaktiengesellschasl" in Halle an eine Industriefirma, worin es u. a. heißt: „Heroorragende Träger des mitteldeutschen Wirt- schaftslebens haben bereits vor längerer Zeit die blotwendig- keit erkannt, ein Organ zur Lcorbeikung der öffentlichen Meinung zu haben. Deshalb ist unter namhafter Jnteresieonahme der Industrie ine Otto Hendel®. m.b.H. erworben worden, in deren Verlag die „Allgemeine Zeitung " erscheint Die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse lassen ein« tatkräftige Vertretung der Industrie durch die Presse notwendiger erscheinen als se Die„Allgemeine Zeitung " hat sich bisher ihrer Aufgab« gewachsen gezeigt. Sie würde aber noch Größeres wirken können, wenn diejenigen Kreise, für die sie kämpft, mit dem gleichen Eifer für ihr Blatt tätig sein würden wie die Kommunisten. Deshalb bitten wir diejenigen unserer Freunde, denen es bekannt ist, daß die„Allgemeine Zeitung für Mitteldeutsch- land" in Halle der Induflrl- als ihre eigene Schöpfung näher steht wie jede andere Zeitung des Bezirkes, zur Verbreitung dieses Wissens beizutragen." An dem Konzern, der dieses mitteldeutsche Blatt aufge- kauft hat und hier so aufdringlich um Unterstützung wirbt, ist unseres Wissens S t i n n e s in hervorragendem Maße be- teiligt. Er spricht mit rücksichtsloser Offenheit aus, daß die von den Konzernen aufgekaufte Presse die „Interessen der Industrie" vertreten soll. Landauf, landab hat der Industriepolyp große bürgerliche Blätter in seinen Dienst gestellt. Jetzt soll, wenn unsere Information richtig ist, auch die„Germania " daran glauben, die als Bertreterin der katholischen Weltanschauung sich bisher eine verhältnismäßige Unabhängigkeit des Urteils gewahrt hatte. Was Stinnes bei der Volkspartei, ist der K l ö ck n e r» Flügel im Zentrum. Und da bekanntlich der Profit interkonfessionell ist, so werden fich die Großindu- ftriellen Stinnes und Klöckner leichter verständigen, als das leider bei den Arbeitern der Fall ist. Die Industrialisierung der Presse ober zeigt allen Arbeitnehmern, wie ungemein wichitg für sie eine von kapitalistischen Einflüssen freie Presse ist. Sie sollten deshalb alles daran setzen, um fich diese unabhängige Presse zu erhalten. Erleben sie doch tag- lich, wie gleichzeitig aus zahllosen Presseschlünden die An- griffe gegen den Achtstundentag, gegen den „Marxismus ", kurz gegen alle sozialen Gedanken auf sie geschleudert werden. Wenn sie diesem Ansturm wider- stehen sollen, ist es dreifach notwendig, in der Werbung für die sozialdemokratische Presse nicht zu erlahmen.
�rbeiterfront in öopern. Tie christlichen Arbeiter gegen v. Kahr. München , 8. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Schon seit län- gercr Zeit ist festzustellen, daß die bayerischen Regierungsmethoden unter Knilling gerade in der 6) ri st lich organisierten Ar- b e i t e r s ch a st einen immer schärferen Kritiker und Gegner finden. Die Ursache dieser Gegnerschaft liegt in der wohlwollenden Duldung und Förderung jener zahllosen sogenannten Vaterländischen Vereine und Verbände, deren außerparlamentarische Macht» entsaltung auch den christlichen Gewerkschaften als eine a u ß e r- ordentliche Gefahr für die Staatsautorität und für die Ein» hsit des Reiches erscheint. Das südbayerische Kartell der christlichen Gewerkschaften nahm deshalb Stellung zu der jetzigen politischen Entwicklung in Bayern , wobei von allen Seiten die größten Be» denken gegen dieDiktatur Kahr ausgesprochen wurde, da diese die Gerechtigkeit gegenüber ollen Ständen und Schichten der Bevölkerung vermissen lasse. Eine besonders scharfe Kritik wurde an dem Streikverbot des Herrn o. Kahr geübt, das oer- glichen wurde mit der berüchtigten Zuchthausvorloge. In einem Schreiben an das Esneralstaatskommissariat ist deshalb die Auf- Hebung dieser Verordnung oerlangt worden. Es wurde ferner beschlossen, eine Deputation zu dem Sozialminister Oswald, einem srüt-cren christlichen Arbeitersctretär, zu senden, da Herr v. Kahr sich persönlichen Vorstellungen der Arbeiter gegenüber her- metisch abschließt. Der Deputation wurde die Aufgabe zuteil, dem Sozialminister die Stimmung der christlich organisierten Arbeiter- schaft über die einseitige Notverordnung des Generalftaatskommis- sariats, die als eine ungerechtfertigte Unterdrückung der Arbeiter empfunden wird, zur Kenntnis zu bringen. Die christlichen Gewerk- schr.iteführcr haben übrigens berechtigten Grund zu der Annabme, daß die Streikucrordnung von Kohr ohne W i s s e n des Sozial- Ministers oerhängt wurde, so daß also die jüngste Behauptung kkniltingz, daß alle Maßnahmen des Generalftaatskommisiariats im engsten Einvernehmen mit den zuständigen Ministerien erlassen wurden, in etwas eigenartigem Licht erscheint. Bezeichnend ist ouch, daß die rechte Hand Kahrs im Keneralstaatskommissariat ein Herr von Aufseß ist, derselbe, der als Führer der Vaterländischen in Augs- bürg vor einiger Zeit den Satz prägte:„Wir haben eine Schweine- n-ertschast in Deutschland , kein Wunder, denn in verlln obeu ist olles verebcrt und verfaul." Vemerkenswcr! ist, daß die Kartellverfommlung der christlichen Gewerkschaften im bewußten Gegen- saß zur bayerischen Negierung dem Herrn v. Kahr folgendes Treugelöbnis zur Weimarer Versaf» sung abgelegt bat: „Die christlich-nationale Arbeiterschaft steht fest auf dem Boden der Reichsverfassung, die zwar für sie kein Dogma ist, die aber, wenn sie geändert werden soll, nur auf legalem Wege geändert werden darf. Die Verfasiung von Weimar hat in verschiedenen ihrer Artikel so ausgesprochen christliche und soziale Tendenzen, daß es für die christliche Arbeiterschaft geradezu selbst- verständlich ist, dieser Verfassung nicht etwa nörgelnd gegenüberzu- stehen, sondern sie richtig kennen zu lernen und sie infolge dieser Kenntnis auch zu verteidigen."_
kjunzersireik In Moskau . Wie unS mitgeteilt wird, ist einer der Führer der Partei der linken Sozialrevolutionäre, I a t o b Nr nun, der in einein Moskauer Gefängnis interniert ist. vor fünf Tagen in den Hungerstreik getreten. Genosie Ledebour hat sich in dieser Angelegenheit an den russischen Gesandten KrestinSki mit einem Schreiben gewendet.
Das versehen. Man schreibt uns: Ein mit Rentenauszahlung beantragter Posthilfsschaffner zahlt Milliarden statt Millionen aus. Ich will's glauben: andere vielleicht auch, und wieder anders werden's bezweifeln und von Untreue sprechen. Kein Mensch aber wird glauben, daß die Auslobung einer Belohnung di« Empfänger der Mehrbeträge zur Rückgabe veranlassen wird, wenn nicht gerade Mitwisser vorhanden sind, die gefährlich werden könnten.— Ein Posthilfsschaffner war's ja nur. also ein Mensch, der in den Augen Bieler schon infolge seines geringen Einkommens verdächtig genug erscheint, den Fehlbetrag unterschlagen und hinsichttich der Auszahlung ein Märchen erfunden zu haben.— Warum läßt man den Mann in solchen Verdacht ge- raten; warum beauftragt man Posthilssschaffner mir nerven- anstrengender Auszahlung so großer Beträge? Warum setzt man nicht einen Beamten mit höherem Einkommen hin, der sich besser er- nähren und damit auch bessere Nervenkraft erzeugen kann? Oder sind die vielen überzähligen Oberbeamten, die nicht wissen, wie sie die Dienststunden totschlagen sollen, unfähig, das schmutzige Papier - geld zu meistern? Laßt doch die Postinspettoren und-vberinspek- toren, Vizedirektoren und wie sie all« heißen, endlich auch einmal praktische Arbeit tun. Setzt sie auch an den Schalter oder an den Zahltisch, anstatt einen Hilfs- oder Unterbeamten nacheinander durch ein Vierteldutzend oder mehr kontrollierende Oberbeamte„beaufsich- tigen" zu lassen, deren Aufsicht(wie dieser Fall beweist) nicht einmal praktischen Wert hat!— Warum läßt man bei. den Massenaus- Zahlungen nicht einen Oberbeamtm mit einem unteren zusammen- arbeiten? Oder sind sie zu gut, mit dem rentenempfangenden „Pöbel" in Berührung zu kommen?
vie �Sprengbombe". Grober Unfug im Portal des Börsengebäudes. Das Gerücht von einem Bombenanschlag auf das Berliner Börsengebäud« verursachte in den letzten Tagen in den Kreisen der Börsenbesucher erhebliche Unruhe. Der Sachverhalt ist, wie uns mitgeteilt wird, folgender: Am 2. d. M. um 7 Uhr morgens fand eine Reinmachcfrau am Eingang der Börse in der St..Wolfgang-Strabe, zwischen Burg- und Heiligengeiststraße, zwischen den Pfeilern ein Paket, aus dem eine angebrannte Schnur herausragte. Sie meldete den verdächtigen Fund und das Paket wurde nach der Alexandcrkaserne gebracht und hier unter- sucht. Es ergab sich, daß es eine offene Konservenbüchse war, die ein paar Nägel und ein Tütchen mit Schwarz- pulver enthielt. Eingewickelt war die Büchse in Jsolierdraht, wie man ihn bei elektrischen Klingelleitungen oerwendet. Mit dieser Umwicklung hatte die Büchse einen Umfang von 15— 20 Zentner. Das Ergebnis der Untersuchung war, daß, wenn«in Anschlag auf das Börsengebäude geplant war, der Täter jedenfalls das denkbar ungeeignetste Werkzeug benutzt halte. Wenn auch die Schnur ganz abgebrannt wäre, zo hätte die geringe Meng« Sckpoarzpuloer doch niemals«ine Explosion der Büchse verursachen können. Bon einem ernsthaften Anschlag auf das Gebäude kann also keine Rede sein. Wahrscheinlich handelt es sich um einen groben Unfug. Ob ihm irgendwelche politischen Beweggründe zugrunde liegen, wird von der Aoteilung I A des Polizeipräsidiums noch untersucht.
Milliardenfälscher im Nebenberuf. Wegen Falschmünzerei wurde ein 22 Jahre alter Buch- drucker Willi Koppe verhaftet, der bei seiner Mutter in der Wiener Straße 25 wohnte. Koppe war seit Jahren in einer hiesigen Druckerei beschäftigt, die im Auftrage der Rcichsbank Banknoten druckt. Die Druckerei hatte auch 1000-Mark.Scheme mit dem Datum 15. 10. 82 hergestellt, die wegen der Geldentwertung von der Reichs- bonk nicht ausgegeben wurden. Die Reichsbank verwandelt« jetzt selbst dies« Scheine durch roten Ausdruck in 1-Milliar- d«n-Sch«ine. Es sind das die einzig en von der Reichs- dank aufgewerteten und in den B«rkehr gebrach- t« n Roten. Koppe hatte nun in der Druckerei einen Bogen mit 32 Stück gestohlen und mit nach Hause genommen. Als er sah, daß die Reichsbont die eingezogenen Scheine in Milliarden- noten aufgehöht hatte, machte er es ihr mit gestohlenen Scheinen nach. Gestern schnitt er den Dogen auf und gab seiner Murter einige Scheine zum Einkaufen. Als sie sie in der Lausitzer Straße in Zahlung gab, wurde die Fälschung sofort entdeckt, well Koppe den Aufdruck verkehrt aufgesetzt hatte. Die Frau wurde der Falschgeldabteilung der Kriminalpolizei vorgeführt und Beamte nahmen sofort eine Haussuchung vor, weil sie erklärte, daß sie die Scheine von ihrem Sohne bekommen habe. Diesen überraschten die Beamten dabei, als er seinen Lorrat gerade in den Ofen gesteckt hatte, um ihn zu vernichten. Er hatte Verdacht geschöpft, weil seine Mutter vom Einkauf nicht zur rechten Zeit zurückkehrte. Zunächst leugnete er noch, wurde aber bald überführt, weil die Beamten aus der Asch« noch Resteder verbrannten Scheine heraus- holten. Nach einem Verhör auf dem Polizeipräsidium wurde Koppe dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Seine Mutter wurde ent- lassen, well sie von der Fälschung des Sohnes nichts wußte.
Eta Ueberfall im Köpenicker Wald. Ein Räuber wurde von seinem Opfer auf der Straße in KLpc- nick erkannt und festgenommen. Bei einer Frau Vroschat in Grätzwalde erschien kürzlich ein Mann, der ihr mitteilte, er habe im Auftrage ihres Ehemannes einen Zentner Gerste getauft und halte ihn zur Abnahme bereit. Er erbat sich den Kaufpreis von 9 0 0 M i l- l i o n e n. Frau Vroschat steckte das Geld ein und machte sich mit dem Manne auf den Weg, um die Gerste abzuholen und beim Empfang zu bezahlen. Im Walde, durch den der Weg führte, zog der angebliche Beauftragte plötzlich ein Dolch messer und vor- langte unter Drohungen die Heransgabe des Geldes. Frau Broschat blieb nichts anderes übrig, als es ihm zu überlassen, und der Räuber verschwand damit in die Büsche. Gestern kam die Frau in Geschäften nach Köpenick . Hier begegnete ihr der Räuber auf der Straße. Sie erkannte Ihn wieder und ließ ihn von der Polizei festne'mien. Der Verhaftete räumte den Ueberfall«in und wurde dem Unterfuchungsrichler vorgeführt. Es ist ein 33 Jahre alter Arbeiter Oskar Schreck. Das Geld hatte er natürlich aus- gegeben. Markenfreies Brot 76 Millionen. Mit Rücksicht aus die Tatsache, daß allein am gestrigen Tage der Mehlpreis um fast 1 Milliarde gestiegen ist— Roggenmehl kostet« 4,4 und Weizenmehl 4,8 Milliarden der Doppelzentner— sieht sich der Zwockverband der Bäckermeister Groß-Bcrlins ge- zwungen, wie er mitteilt, am morgigen Mittwoch, den 10. Oktober, den Preis für das markenfreie Prot auf und für die Schrippe auf 3 Millionen Mark zu erhöhen. Ei» gefährlicher Frauenarzt. Ein 32 Jahre alter Herbert D a t h e, der sich Schrifistellcr und Ingenieur nennt, trat während des Krieges als Stabsarzt auf und „behandelte" u. a. eine Offizierssrau mit dem Erfolge, daß sie an den Folgen der DeHandlung starb. Roch Berbüßung einer längeren Gefängnisstrafe nahm er sein Treiben wieder aus und„praktizierte" zuletzt in der Luckenwalder Straße als Spezialarzt für Frauenleiden. Eine Nervenkranke, die sich ihm anvertraut hatte, be- sucht« er in Abwesenheit ihres Mannes in der Wohnung und ver- abreichte ihr mehrere Spritzen eines Betäubungsmittels. Nachdem sie bewußtlos geworden war, stahl er Milliarden- werte an Silber- und Schmucksachen und verschwand damit. Daths ist Morphinist. Noch Genuß einer großen Mcyge dieses Giftes brach er in einer Wirtschaft in der Nähe des Anhalter
Bahnhofes zusammen und wurde nach dem Krankenhause am Urban gebracht. Hier erzählte er im Morphiumrausch selbst seine Tat. Die Kriminalpolizei, die ihm bereits auf der Spur war, nahm ihn wieder fest, muhte ihn aber einstweilen im Krankenhause lassen. Auch die von ihm behandelte Frau liegt schwer krank danieder.
Die Pflichten üer öffentlichen Werke. Richklinien des Reichskommissars für die Kohlenverleilung. In den letzten Wochen hat sich gegen die Preispolitik der öffentlichen Werke ein Sturm der Entrüstung erhoben, und es sind vielfach Klagen wegen der nach Ansicht der Verbraucher unberech- tigten Einziehung der Entgelte angestrengt worden. Nunmehr hat sich der Reichskommissar für die Kohlenverteilung. Geheimrat Swts, mit dieser Angelegenheit beschäftigt und Nicht. linien zur Notverordnung vom 29. September erlassen, die in bezug auf die Rechte, ober auch die Pflichten der öffentlichen Werke folgende Einzelheiten entholten: „Die Notverordnung vom 29. September soll bei den der Der. sorgung mit Gas, Wasser und Elektrizität sowie Dampf und mecha- nischer Arbeit dienenden Werken die schwere, ihren Betrieb un- mittelbar gefährdende finanzielle Belastung im Allgcmeininteresse unschädlich machen, die ihnen angesichts der sprunghaften Geld. entwertung der letzten Zeit aus ihren Verpflichtungen zur Voraus- leistung an ihre Abnehmer erwächst. Die Werke müssen ihrerseits Betriebsstoffe. Löhne und Gehälter ganz oder teilweise voraus oder jedenfalls innerhalb weniger Tage nach Erhalt der Leistung be- zahlen. Auch ihre sonstigen Selbstkosten(Rücklage und zum Teil Zinsen) sind mit der Geldentwertung besonders rasch gestiegen Dem- gegenüber erhalten bisher die Werke nach den allgemein üblichen Lieferungsbedingungen den Gegenwert für ihre Vorausleistung erst erheblich später. Sobald die Geldentwertung, wie in letzter Zeit, ein rasches Tempo annimmt, können die Werke aus diesen verspäteten Zahlungen ihrer Abnehmer häufig nur noch einen Bruchteil ihrer laufenden Seist kosten decken, um so mehr, als in sehr vielen Fällen das Betriebskapital aufgezehrt oder gegenüber der dauernd steigenden Höhe der Selbstkosten belanglos geworden ist. Eine Fortdauer dieses Zustandes bedeutet für die Werke die vollständige Aufzehrung des Betriebskapitals und der Substanz selbst und führt damit die unmittelbar drohende Gefahr eines finanziellen Zusammenbruchs der Werk« und der Einstellung der Gas-, Wasser- und Stromversorgung der Bevölkerung herbei. Dieser Notlag« soll durch die neue Verordnung im Wege einstweiliger Anordnungen rascher und weitergehend be- gegnet werden können, als es bisher der Fall war. Die neue Ver» ordnung bezweckt besonders Maßnahmen, die infolge der größeren Zeitspanne zwischen Lieferung und Zahlungseingong eintretende zurzeit ausschließlich die Werke belastend« Geldentwertung nach Möglichkeit ausgleichen sollen. Als solche Maßnahmen kommen vor allem in Betracht Aenderung der Zahlung?, und Lie» ferungsbedingungen dahin, daß 1. für die Berechnung der Kohlenpreise für Strom, Gas usw. der Geldwert am Tage des Zahlungseinganges zugrunde gelegt wird, der etwa noch dem an diesem Tage geltenden Gestehungspreis der Betriebsmittel, insbesondere der Kohle, oder einem anderen geeigneten Index zu berechnen wäre. bzw. daß«in Friedens- oder Goldpreis mit einem geeigneten Index vervielfältigt wird. 2. Die Ablesung des Verbrauchs und damit die Preis» berechnung in kürzeren Zeiträumen(etwa für 8 bis 10 Tage) vorgenommen werden kann. 3. Borschüsse, Borauszahlungen oder häufigere Abschlagszahlungen von den Abnehmern verlangt werden können: soweit dies in Frage kommt, wird für die Bemessung der dadurch abgegoltenen Lieferungsmenge der am Tag des Zahlungs» einganges gültig« Preis anzusetzen sei." Um ein Obdach zu erlangen! Einer, der sich des Mordes bezichtigt. Unter der Selbstbeschuldigung, einen Mord b«. g a n g e n z u h a b« n, hat sich ein 22 Jahre alter Koch Karl Nagel aus Hamburg auf dem Revier 62 der Kriminalpolizei gestellt. Nagel fuhr früher als Koch zur See, kam aber herunter und hielt sich in der letzten Zeit ohne Arbeit und Wohnung in Berlin auf. Wie er sagt, war er mit einer 24 Jahre alten aus Karlstadt in Schlesien gebürtigen Hildegard Ors Hassan verlobt, die sich in der letzten Zeit in Dortmund aufhielt. Kürzlich besuchte ihn die Braut in Berlin . Am 5. September fuhr er mit ihr nach Friedrichshagen . Dort ermordete er sie, wie er angibt, indem er sie würgte und dann in den Müggelsee warf. Nach der Tat fuhr er zu seinem Vater nach Hamburg , ohne sich ihm jedoch zu offenbaren und kehrt« dann nach Berlin zurück. Angeblich von Gewissens» bissen geplagt, stellte er sich nun der Kriminalpolizei. Beamte des Reviers und des Wasserfchutzes nahmen in Berlin-Friedrichshagen die Nachforschungen auf, die aber bisher noch kein Ergebnis hatten. Ob die Angaben des jungen Mannes richtig sind, erscheint noch zweifelhaft, um io mehr, als er jetzt erklärt, daß er über Einzel- Helten seiner Tat nur vor dem Untersuchungsrichter Aussagen machen wolle. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Wohnungslose sich mit seiner Selbstbezichtigung nur ein Obdach im Unter- suchungsgesängnis beschaffen will.
Der Ankauf von Reichssilbermünzen durch die Reichsbank erfolgt vom 8. Okiober 1923 ab bis auf weiteres zum ö5millionen- fachen Betrage des Nennwertes. Tariferhöhung ouch bei den Autobuffeu. Dem Beispiel der übrigen Berliner Berkehrsunternehmen folgend, erhöht die Allge- meine Berliner Omnibusgesellschaft vom morgigen Mittwoch ab die Tarife für die Autobusse auf 10 Millionen für die Teil, st r e ck e und 12 Millionen für di« ganze Fahrt. Die Laubenkolonisten wetteffern miteinander, den B e d ü r f» tigsten der Berliner Bevölkerung zu helfen und ihnen von ihren Ernten mitzuteilen. Alle diese Vereine haben in herz- lichster Weis« ihre Gaben verteilt und die zu Beschenkenden in fest- licher Veranstaltung freundlich bewirtet. Allen wurde immer wieder der Dank der Gabenempfänger zuteil. Wir beschränken uns im folgenden darauf, kurz die Dereine zu nennen, die in so menschen- freundlicher Art gehandelt haben. Die Kriegsbeschädigten- und Kriegsteilnehmer„Solide" in Britz beschert« 55 Sozialrentner. der Pflanz er- Verein„W i l h e l m str a n d" teilte seine Gaben 32 Bedürftigen mit, der„P f l a n z« r ve r ej n am Wasserturm" in Reinickendorf . O st, ferner der Pflanzerverein Schloßpark E. B. in Pankow und auch der„P f lan z e r v e r e i n Ostsee" im Bezirk P r e nz» lauer Berg haben sich hier in hervorragender Weise betätigt. Tic Laubeilloloinilen des Bezirks Prenzlauer Berg lchlossen mit 2 mohlnelungenen AuSllellungen von Bodenprodnllen und Sizeugnlssen von Obstkulluren, ihre Verlelluiig von Liebesgaben ab lieber 1500 U vier- stütz ungsemtzlänger, unter denen die ärmsten ausgewäbll wurden, wurden von den Dereinen„Steuerbaus, HermannShcim, Norden 1, Norden 2, Hindcnburg, Kartoffelstelle Jiingsernhvhe. Frlcdcnslbal a.' belchcnkt. Der Lcfterreichifcki-Tcutsche BolkSbund teilt mit: Der Vortrag Dr. M i l ch l e r über die Rechtslage der Dculschöfterreicher ln Deutschland welcher für Sonnabend, den lZ. d. Rlts., im Rcichstagsgebäude geplant war, wird wegen SIbwelenheit deS Referenten aus Sonnabend, den 10. November verschoben._