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GewerMastsbewegung Gegen üen Marxismus. Dar Heerschar«,, die sich unter dem Schlachtruf?Nieder mit dem Marxismus  !"' sammelten, könnt« man entgegenhalten, daß sie den Marxismus ja nicht einmal kennen. Es wäre vergebliche Mühe. Sie würden diesen Einwand nicht beachten, weil es ihnen darauf nicht ankommt. Schließlich sei ihnen auch unumwunden zugegeben, daß unter den gegebenen Verhältnissen der Marxismus für ihre Zwecke ungeeignet ist. Den Gegenstand, um den es sich für sie dreht, den hat der Bischof von Regensburg   auf die knappe schlichte Formel gebracht:Wer Knecht ist, soll Knecht   bleiben." So fassen sie es allesamt auf, von Stinnes an bis zu den Herren über ein halbes Dutzend Lehrlinge? im Verein mit all denen, die das Herrenspielen auf dem Kafernenhöfen geübt haben und die nun arbeiten sollen, well die Republik   für ihre von Gewaltmitteln getragen« Kunst so wenig Verwendung hat. Der Marxismus ist zweifellos schuld daran, daß kein Arbeiter mehr Knecht bleiben will, daß jeder Arbeiter glaubt, er sei ebensogut ein Mensch wie jeder ander«, ein weit nützlicherer sogar als die großen und kleinen Nichtstuer? oder um es im christlichen Sinn« auszudrücken, er sei gleich allen anderen Menschen nach Gottes Ebenbild geschaffen. Lassen wir einmal den Marxismus als g e i st i g e Bewegung, als Weltanschmlung hier aus dem Spiel. Er ist schon so häufig und unverdrossen von den wissenschaftlichen Kapazitäten der bürger- lichen Gesellschaftüberwunden" worden, daß er schon längst ebenso total erledigt sein müßte wie die Werte und Namen seiner Heber» winder bis zu Eugen Richter  . Wenn es immer noch nicht gelungen ist, den Marxismus auszurotten, wenn ihm Bismarck   mit dem Sozialistengesetz, seinen Richtern und seiner Polizei nicht beige- kommen ist, wenn selbst die hinterhältigen Heldentaten einer viehischen Soldateska im Berliner   Edenhotel ihn nicht treffen konnten, dann, geht doch aus alledem hervor, daß die Sache mit dem Marxismus nicht so ganz einfach ist. Dennoch gibt es einen ziemlich einfachen Weg, dem Marxismus als Kritik der gegenwärtigen Zustände beizukommen. Karl Marx   selber mit seinem Freunde Friedrich Engels   war es, der den Proletariern diesen Weg schon im Kommunistischen Manifest gezeigt hat?Vereinigt Euch!" Dieser Weg ist aber auch von der anderen Seite her für hie Besitzenden gangbar. Wenn wir es uns versagen, von. all denen, die diesen Weg im Laufe der Zeiten gezeigt haben, Heinrich Heine   zu zitieren, so, nicht, well wir befürchten, daß er als Jude in jenen Kreisen nicht gern gehört wird, sondern weil sein Spott etwas scharf war und die zarten Nerven der Völkischen leicht verletzen könnte. Bleiben wir in der Gegenwart und nennen den Grafen Westarp, der dem Wege neuerdings auf die Spur kam, als er im Reichstag sagte:Das . Volk muß bei vollen Scheunen verhungern." Da man diese Wort« aus solchem Munde nicht als Drohung auffassen darf, nehmen wir sie als Konstatierung einer Tatsache. Bon dieser Erkenntnis aus ist nur ein kleiner Schritt, um gegen den Marxismus einen ent- scheidenden Schlag zu führen, unter der Parole: Macht die vollen Scheunen auf!" In der Kriegs zeit hatte man für dies« Dinge einen schärferen Blick. Als man 1317 dasskrofulöse Großstadtgesindel" in die Rekrutendepots brachte, ließ man es sich angelegen sein, dieKerls" auf k. v. aufzufüttern. Also: Bringt aus den kgl. bayerischen, den schlesischen, pommer- scheu und mecklenburgischen Gefilden Kartoffeln, Mehl, Gemüse, daneben auch Butter, Käs« in die Großstädte! Auch an Geräucher- tem ist kein Mangel bei euch, und wenn ihr Hafen genug geschossen und reichlich Gänse gemästet habt, dann schafft pon eurem Ueber- fluß soviel als möglich auf den Markt. Wir wollen«s nicht geschenkt haben, sondern genau in der Münze und in dem Maß« dafür zahlen, wi« wir sie als Lohn für unsere Arbeit bekommen, um all die nötigen Nahrungsmittel dafür" zu kaufen. Di« völkischen Unternehmer aber werden uns sicherlich im Interesse der guten Sache so hohe Löhne zahlen, um euch die nötigen Preis« zu zahlen. Helfen alle Kohr-, Hitler  -, Roßbach-Leute, all« Ludendörffer und Völkischen   dabei nach Kräften mit, dann werden st« ohne alle ihre sonst üblichen Instrument« in der Bekämpfung des Marxismus einen ungeahnten Erfolg haben. Lohnvereinbarmtgen im Berliner   Baugewerbe. Die gestrigen Lohnverhäktblungen im Berliner   Hoch-, Beton- und Tiefbaugewerbe zeitigten folgendes Ergebnis? Der Stunden« lyhn für Mauxer, Zementfacharbeiter, Einschaler. Stein« und Kalkträger beträgt für die Zeit vom 13. bis 13. Oktober ggg Miillionen zuzüglich 74 Millionen als Ausgleich für die Vor- Woche. Mitbin beträgt der Stundenlohn für die laufende Lohn- Woche 740 Millionen. Bauarbeiter erhalten 703 Millionen, Tiefbauarbeiter über 13 Jahre 702 Millionen. Die Werkzeug- entfibädigung für Facharbeiter beträgt v.g Millionen. Die Löhne der übrigen Fachgruppen bewegen sich in der bisherigen Spanne. Heute ist in allen Betrieben ein Vorschuß in Höhe von 6,2 Milliarden zu zahlen: spätesten« Montag, den 22. Oktober, ge- langt ein gleicher Vorschuß zur Auszahlung. Die Restzahlung erfolgt am Dienstag. Laut Vereinbarung mit den drei Arbeit- geberverbänden ist am Freitag, den 26. Oktober, für die Lohnwoche vom 20. bis 26. Oktober ein Vorschuß in Höhe von 25 Milliarden zu zahlen. Kurzarbeiter erhalten einen entsprechend ge- ringeren Borschuß. Die nächsten Verhandlungen sind am 26 Oktober; der am gleichen Tage veröffentlichte Index wird auf die Schlüssel- zahl von 600 Millionen Mark errechnet. Der Borstand der Baugewerkschaft Berlin  .
Neue Schuhmacherlöhne«- In der Woche vom 16. bis 20. Oktober betragen die Löhne in der Schuhindustrie: Zuschlag zum Grundlohn für Arbeiter im Betriebe 2 637 676 600 Proz. und 143 876 032 M. pro Stunde, für Heimarbeiter 3 361 667 660- Proz. Mindeststundenlohn für Arbeiter über 21 Jahre: männl. 676 604144 M., weibl. 431528108 Mark. Die Matzschuhmacher erhalten folgenden Mindest- stundenlohn: männlich und als Akkordbasis für neue Arbeiten 618 830 000 M., weiblich und als Akkordbasis für Reparaturen 492 946 600 M. Der Mindeststündenlohn der S ch ä f t e in a ch e r beträgt: männlich 613 330 000 M., weiblich 416112 000 M. In der Sckoß» und Reparaturbranche gilt als Mindest- stundenlohn in der Woche vom 22. bis 27. Oktober: männlich und al» Akkordbasis für neue Arbeiten 486 760 000 M.. weiblich und als Akkordbasis für Reparaturen 476 330 000 M. Für ortho- pädische und mechanische Betriebe 10 Proz, Zuschlag. Der Lohn der Zimmerer. Für die Lohnwoche vom 13. bis 13. Oktober beträgt der Stundenlohn für Zimmerer 740 Millionen, die Werkzeugentschädi- gung pro Stunde 11,1 Millionen. Grundlohn für die nächst« Lohn- Verhandlung 600 Millionen. Der Wochenlohn für Poliere beträgt 40,011 Milliarden. Für Ueberstunden werden 1,036, für Nacht- und Sonntagsarbeit 1,306 Milliarden gezahlt. Wo bisher höherer Lohn, werden auf den bestehenden Lohn 626,5 Proz. aufgerechnet. Die Lehrlingsentschädlgung bewegt sich für Gruppe A zwischen 74 Millio­nen im ersten und 370 Millionen im sechsten Lehrhalbjahr, für Gruppe£ zwischen III und 407 Millionen? die Werkzeugentschädi­
gung für Lehrlinge beginnt mit 1,1 Millionen in Gruppe X, mit 1,7 Millionen in Gruppe B und geht bis zu 6,6 bzw. 6 Millionen. ' An Vollarbeiter ist am Montag ein weiterer Vorschuß von 6,2 Milliarden zu zahlen, der Rest wie üblich am Dienstag? am 26. Oktober ein Vorschuß von 26 Milliarden. Kurzarbeiter erhalten vier Fünftel der Borschüsse. Die Lohnzahlung erfolgt in vollen Millionen.
Lohnabschlust im Buchdrnckgewerbe. Das Zentrasschisdsamt fällte in später Nachtstunde folgenden Schiedsspruch:Angesichts der nicht voraussehbaren Entwick- lung der Teueruingsverhältnisse hält das Zentralschiedsamt eine von dem Abkommen, das die Tarifkommission am 12, Oktober 1323 für die laufende Woche gitroffen hat, abweichende Regelung der Zah­lungstermin« für geboten, aber auch für rechtlich zulässig. Es er- geht demgemäß folgend« Entscheidung: Der Restlohn für die Woche vom 13. bis 13. Oktober ist möglichst am Sonnabend, spätestens am Montag, den 22, Oktober, zu zahlen. Die Hälfte des dieswöchigen Lohnes ist als Vorschuß auf den Lohn der nächsten Woche am Mittwoch, den 24. Oktober, zu zahlen. Der Spitzenlohn der Woche vom 13. bis 13. Oktober beträgt 30 Milliarden Mark." Der Stundentohn beträgt 625 Millionen Mark in der Spitze, der Prozentsatz 203 790110 Proz. Der Hilfsarbeiterlohn beträgt demnach 27 Milliarden, für An» legerinnen 21,376 Milliarden, für Hilfarbeiterinnen 19,440 Ml» liarden Mark.
Zur Arbeitszeit im Bergbau. DerBergarbeiter-Zeitung" entnehmen wir: Der Reichsarbeitsminister lud die Ärbeitervertreter zu einer De- sprechung auf den 10. Oktober ein. Das Ergebnis dieser Aussprache war die folgende Entschließung: In der Aussprache im Reichsarbeitsministerium am 10. Ottober über die Arbeitszeit im Bergbau waren die Vertreter der Berg- arbeiterorganisationen mit der Regierung in der Ueberzeugung einig, daß die gesamte Wirtschast unter Einschluß des Bergbaues produktiver gestaltet werden muß." Darüber hinaus gaben die Vertreter der Dergarbeiterverbänd« folgende Erklärung ab: Wir bestreiten, daß eine größere Produktivität nur auf dem Wege der Verlängerung der Schichtzeit gefimden werden kann und lehnen mit Entrüstung ab, unseren Mitgliedern durch ein einseitiges Diktat der Unternehmer im Wege des Vertrags. bruchs eine länger« Schichtzeit auszwingen zu lassen. Die Organisatio- neu sind wie in der Vergangenheit auch angesichts der gegenwärtigen Wirtschaftskrise in Zukunft bereit, Vereinbarungen zuzustimmen, die den Lebensnotwendigkeiten der Wirtschaft und des Bergbaues Rech» nung tragen. Boraussetzung ist jedoch, daß die Unternehmer ihren Versuch, die Arbeitszeit im Ruhrbergbau einseitig zu verlängern, endgültig zurücknehmen. Weitere Voraussetzung ist, daß die festgesetzten Löhne zur Auszahlung kommen, die Feierschichten wegfallen und die verkehre- und absytztechnischen Borbedingungen für eine ergiebigere Kohlenförderung geschaffen sind." Nach dem Generalstreik im tschechoslowakischen Bergbau. Sieben Wochen hat der Generalstreik im tschechoflowakischen Bergbau angedauert. 120 000 Arbeiter streikten, und beinah««ine halbe Million Tonnen Kohle sind ungefördert geblieben. Eine An- zahl von verarbeitenden Betrieben haben die Arbeit eingestellt, andere Kurzarbeit eingeführt. Alles nur deshalb, weil die Volkswirt- schaftlich nötige Herabsetzung der Kohlenpretse zum größten Teil aus dem Rücken der" Bergarbeiter, deren Löhne in den letzten Jahren bereits um 4V Proz. herabgesetzt worden sind, durchgeführt werden sollte." 30 Proz, der Preisherabsetzung hätten die Arbeiter tragen sollen, deren Lebenshaltung aber durch die neue Lohnherabsetzung gefährdet worden wäre. Mit großer Energie und Ausdauer wurde der Streik geführt, wenn auch an einheitlicher Führung manches zu wünschen übrig blieb. Sämtliche Arbeiterorganisationen der Tschecho­ slowakei   haben den Streikenden starke moralssche Unterstützung ge» währt. Di« Verhandlungen sind wiederholt gescheitert, der Staat hat sich einer Verschleppungstaktik schuldig gemacht. Der endlich erfolgte Ausgleich bedeutet für die Bergarbeiter msofern«wen guten Erfolg, als die Lohnherabsetznugen weit hinter den beabsichtigten zurückbleiben werden? die Löhn« werden um 3 bis 13 Proz. gesenkt. Hierdurch und durch die Herabsetzung der Kohlensteuer und der Zu- gejtöndn'sse der Eigentümer wird sich der Kohlenpreis um 18 bis 20 Proz. niedriger'stellen. Diese Verbilligung ist der Industrie um so notwendiger, da mit der Einstellung des passiven Widerstandes dieRuhrkonjunktur" der tschechoslowaksschen Industrie, ihre ge­steigerte Aüsfuhr sowohl nach Deutschland   wie zum Ersatz der deut- scheu Produkte nach den anderen Ländern, aufhören dürfte. Die Lohnverhandlungeu für da» Holzgewerbe sind vom Reichs- arbeitsministerium an den Schlichtungsausschuß verwiesen worden, wo sie heute nachmittag geführt werden. Die Löhne im Bergbau für die Woche vom 15. bis 22. Oktober wurden von einem Schlichtungsausschuß festgesetzt. Der Durch- schnittstariflohn einschl. des Hausstands- mrd Kindergeldes beträgt im Ruhrkohlenbergbau 5 624 640 000 M im oberschlesischen Stein- kohlenberabau 3,660 Milliarden und im sächsischen   Steinkohlenberg- bau 3,4 Milliarden je Schicht. Ueber die Lohnregelung für den mitteldeutschen Braunkohlenbergbau und den bayerischen Kohlen- bergbau soll heute verhandelt werden. 3n der Lederworenindustrie werden die Löhne der Zeillohn- und Atkordarbeiter für"die Woche vom 12. bis 18. Oktober ohne Unterschied der Höhe des Verdienstes um 636 Proz. erhöht. Der Lohn eines Facharbeiters beträgt 460 881 000 M., der eines Hilfs» orbeiters 410 301 710 M. und der einer Stepperin 306 699 000 M Die Lehrlinge erhalten im ersten Jahr 2 028 366 000 M., im zweiten Jährt 2 479 846 000 M., im fünften Halbjahr 3 156 167 000 M. und im sechsten Halbjahr 3 381 683 000 M. Der Reichskaris der Ireibriemenindustrie sieht für die Woche vom 14. bis 20. Ottober einen Stundenlohn von 560 Millionen vor. Die kaufmännischen Angestellten erhalten in den Buchdrucke- reien für die 3 Oktoberwoche 11 Septembergehälter: in der Chirurgiemechani k am Sonnabend 10 weitere September- geholter als Vorschuß auf das noch festzusetzende Oktobergehalt: in der Speditionsbranche für die Zeit vom 18. bis 24. Ottober das Gehalt der Vorwoche plus Index? der Index von 634,2 Proz. wird infolge der Geldentwertung um 26 Proz. erhöht und der in dieser Woche gezagt« Vorschuß gestrichen. Die eine Hälfte ist am Sonnabend, die andere Hälfte am Mittwoch zu zahlen. Im Papier  - und Pappengroßhandel für die 3. Oktober- woche 12 Septembergehälter? im Hotel- und Gastwirts- ge werbe sind für Oktober sofort insgesamt 15 Septembergehälter zu zahlen Deutscher golz-rrbeiterverbaud. Beiträge od IZ. Oktober, 42. Bettragswvch«. entsprechend den in den einzelnen Branchen abgeschlossenen Stundenlähnen gelten für diese Woche die nachstehenden Beiträge in Miliconen Mark: 540, 420, 300, 130, 155, 120, 70, 00, 46, 55, 25, 18. 13; L-hrling-beitraz 100 000 M. Die Ortzperwaltcmg._
Wirtschaft Derkbeskaadige Zahlungsmittel und Arbellerschaft. Di« neu« Steigerung des Dollarkurses um 100 Proz. in zwei Tagen hat die in der letzten Zeit vereinbarten und demnächst zu zahlenden Löhne nahezu um die Hälfte entwertet. Der Jndexlohn reicht zur Anpassung der Kaufkraft an die Geldentwertung nicht hin. Selbst ein Lohn, dessen Höh« in Goldmark bestimmt werden würde, müßte, solang« er in" Papiermark gezahlt wird, einer ähnlichen Entwertung ausgesetzt sein, da ja das Geld nicht an demselben Tag« ausgegeben wird« an dem es vereinnahmt wurde.
Die Arbeiterschaft wird auf dies« Meise zu dem am schwersten be­lüfteten Träger der Jnflationssteuer. Unter diesen Umständen sind die Erwartungen, welche die' breite Mass« an die Einführung einer neuen Währung stellt, die letzt« Hoffnung auf eine Erleichterung ihrer verzweifelten Lage. Di« Maßnahmen, die in der nächsten Zeit zu erwarten sind, lassen die Hoffnung noch nicht aufkommen, daß die Arbeiterschaft in ihrer Mehrzahl ein wortbeständiges Geld erhält. Di« Rentenmark   wird erst nach einigen Wochen überhaupt in den Ver- kehr gebracht werden und nur allmählich durch die Kanäle des Geld- Verkehrs in die Hände der arbeitenden Bevölkerung kommen, wo nicht gerade besonders starke gewerkschaftliche Organisationen die .Zahlung in Rentenwark als Tarifbedingung durchsetzen. Bis dahin ist also noch ein weiter Weg. Aber selbst wenn die Rentenmark   ollgemein durchgeführt wäre, wird sie den breiten Massen deshalb nicht"in ausreichendem Maß« zugänglich sein, well der Kleingeldverkehr weiter durch die Papiermark versehen werden soll und die kleinste Werteinheit, die Rentenmark, mindestens am Anfang gleich einer Goldmark, in Ware ausgedrückt etwa % Pfund Schmalz, sein wird. Wer aber nur wenige Goldmark in der Woche erhält, wie das jetzt bei der Mehrzabl der Arbeiter- schaft der Fall ist und diese auch nur in mehreren Ratenzahlungen, der wird auf Papiermark angewiesen sein. Run besteht die Aussicht, daß mit dem Jnkbafttrsten der Rentenmark   die Papiermark stabili- siert wird dadurch, daß die Rotenpresse ihr« Tätigkeit einstellt. Man wird aber nicht verhindern können, daß das durch langjährig« Ent- täuschungen in der Masse verwurzelte Mißtrauen gegen die Milliardenfetzen eine Weile anhält und die Papiermark schon des- wegen zunächst noch weiter m terbewertet wird. Will man gegen dieses Mißtrauen ankämpfen? so müßte man die Merteinheit der Rentenmark   so niedrig annehmen, daß jeder die Wahl hat, ob er Rentenmark oder Paviermark in Empfang nimmt. Eine solche Maßnahm« könnte das Bettrauen in die Papiermark stärken. Aber das sind spätere Sorgen. Bon der Einführung der Renten- mark in den Verkehr und ihrer weiteren Verbreitung trennt uns noch einige Zeit, während der Goldanleihe in erhöhtem Maße als wertbeständiges Zahlungsmittel angewandt werden soll, die Papier- mark aber sich weiter entwertet. Di« technischen Hemmun- gen. welche dein Verkehr in Goldanleihe bisher entgegengestanden haben, fallen in der nächsten Zeit mehr und mehr fott. Die Gold- anleih« ist auch in den letzten Tagen im amtlichen Kurs dem Dollar ungefähr gleich gewesen. Eine gering« Unterbowertung wird ohne- dies dadurch ausgeglichen, daß die Provisionen der Banken bei der Umwechselung von Devisen wesentlich höher sind, als bei der vczn N Goldanleih«. Die Banken wollen auch jetzt dazu übergehen, Papier  - geld in Goldanleihe Zug um Zug einzuwechseln, also ohne den Umweg über die Börse, der bei den heutigen Praktiken der Banken immer«inen ganz wesentlichen Berlust für den Kunden bedeutet. DasVerl  . Tgbl." macht dazu noch den guten Borschlag, auch die Postanstalten mit dem An- und Verkauf von Gold- anleihestücken zu beauftragen. Erst wenn man Goldanloil}« be­liebig aegen Papiermark und nmgekebrt eintauschen, kann, wird die wertbeständige Anleih« des Deutschen Reiches für weitere Kreise als Zahlungsmittel in Frage kommen, nachdem sie im Verkehr zwischen Fabrikanten und ihren Abnehmern schon vielfach als solches aner- kannt ist., Aber M« Gründe, rorfchc die Rentenmark fürdieArbeitcr- schaft nahezu unbrauchbar machen, treffen für die Goldanleih« in erhöhtem Maße zu. Das kleinste Stück Goldanleihe hat den Wert eines Dollars, also in vielen Fällen bedeutend m« b r, als der ga.nze Wochenlohn eines Arbeiter« beträgt! Nur, wenige bochbezahlt« Angestellt« und Beamte oder solche, welche ihr Gehalt für einen längeren Zeitraum beziehen, werden einen Teil davon in wertbeständiger Anleibe anlegen oder wenn sie es darin gezahlt erhalten haben, in dieser wertbeständigen Form festhalten können. Das führt zu unhaltbaren Zuständen, da dann wieder die Schwächsten der Schwachen die Geldentwertung allein zu tragen baben. Es ist daher zu fordern, daß die Goldanleih in klein est Stücken, �also etwa bis zu ein Zehniel Dollar ouzott' geben wird. Wir brauchen eben ein wertbeständiges Kleingeld, wenn die vom Staate gegebenen Möglichketten der Wertsicherung nicht nur denen vorbehosten bleiben sollen, die über genügend Ein- kommen verfiigen, um auch auf andere Weise Kauf von Waren. Effetten und deroleichen sich gegen den Wertschwund der Papier- mark sichern zu können. Gegen dies« Forderung fft   geltend gemacht worden, daß die Ausstellung kleinerer Anleihescheine auf technisch« Schwierigkeiten stoße. Zu einem Teil sind diese technischen Schwierigkeiten bereits befestigt. Es ist jetzt nicht mehr wie noch vor kurzem notwendig, daß jedes Anleihestück die mst Tinte geschriebene Unterschrist eines Beamten der Reichsschuldenverwaltung trägt. Aber selbst wenn noch jetzt gegen derartig« kleine Anleihestück« Bedenken erhoben werden sollten, so bleibt doch die Mögstchkest, daß die öffentlichen Sportassen in öhnstcher Form, wie sie jetzt ihr« wettbeständigen Sparkonten eingerichtet haben, Gutscheine über je«in Zehntel Dollar ausfertigen, die dann sozusagen als wertbeständiges Notgeld kursieren könnten. Es kommt alles daraus, an, daß gerade in der nächsten Zeit die Folgen der panikattigen Dollarhausse für die Arbeiterschaft abgeschwächt werden. Die Währungsmaßnahmen, die man jetzt getroffen hat oder noch zu treffen gedenkt, genügen der Arbiterschaft nicht, die«ine wirkliche Goldwährung beschleunigt ein- geführt wissen will. Aber wenn man schon Zwischenlösungen und Uebergangszustände schafft, so ist es dttngend erforderlich, daß die Vorteil« derattiger Einrichtungen auch den wirtschaftlich Schwächsten zugute kommen. Denn je mehr die von der Geld» «ntwertung immer wieder dezimiett« Kaufttaft des Lohnes von westeoen Stößen verschont wird, je mehr also die geringe Kaufkraft tatsächlich erhalten bleibt, desto mehr wird sie atich der industriellen Beschäftigung in einer vermehrten Nach- frage nach Waren zugute kommen. Goldanleihe als Iahlungsmikkel. Wir hören von zuständiger Stelle, daß der Druck der kleinen Stücke der wertbeständigen Anleihe des Deutschen Reiches(1. 2, 4, 5 Dollar) so beschleunigt ist, daß den Zeichnern zum allergrößten Teil ihre Stücke zur Verfügung ge st eilt werden konnten. Der verbleibend«, verhältnismößig geringe Rest dürfte in wenigen Tagen geliefert werden. Etwa von Mitte nächster Wochr ab werden so viel weiter« Stück« der Anleihe druckfettig sein, daß mit dem beabsichtigten Verkauf der Stücke über den Ladentisch der An- fang gemacht werden kann. Die Reichskasie hat hierfür bereits die nötigen Vorkehrungen gettoffen. Verhandlungen mit den Banken nach der gleichen Richtung schweben noch. Es ist anzunehmen, daß das Publikum von der Möglichkeit, die Stück? auf diese Weise zu erwerben,' si� als ein der Entwertung nicht ausgesetztes ?[ahlungsmittel zu verwenden, in weitestem Umfange Ge- rauch machen wird. Um so mehr, als Kauf und Verkauf der Goldanleihe im Gegensatz zu dem Handel mit sonstigen Wert- papieren von der Kapstaloerbehrssteuer befreit sind und die Bank- Provision verhältnismässig geringfügig bemessen wird.
Devisenkurse. Unserer gestrigen Kurstofel ist noch nachzutragen: 1 finnisch« Mark 217 466 000 Geld. 218 645 000 Brief? 1 österreichische Krone 116710 Geld, 116 290 Brief? 1 tschechisch« Krone 243 330 000 Geld, 244 610000 Brief? 1 unearisch« Krone 443 876 Geld. 461126 Brief? 1 bulgarische Lewa 79 300 000 Geld, 80 200 000 Brief? 1 jugo- slawischer Dinar 36 760 000 Geld, 86 240 000 Brief.
Bcrantworilich fUr Politik: Ernst ffieuler; Wirischost: Prtur Tatcrvu,: Erwerkschaftibewegun«: 3. Steiner: gcuillcton: Dr. John Schikowoll: Lokoloo und Sonstiges: Frist Karstadt  ! Anzeigen: Th. dleet; sämtlich in Berlin  . Berlag: Borwärts-Berlag<9. m.b.H.. Berlin  . Druck: Borwärts-Buchdruckerei und Bcrlagsanstalt Paul Singer   u. Co. Berlin SW. 6«, Liicdcnstraste Z. Hierzu t Beilage.