wäre es gar nicht zur Bildung des proletarischen Selbstschutzesgekommen."Auch in Sachsen urteilen also ehrliche Demokraten nichtanders als wir es hier in Berlin tun. Die Auftechterhaltungund Erzwingung einer von niemand anzutastenden Reichs-autorität ist in Sachsen ohne weiteres und ohne jedeKraftanstrengungzu erreichen, wenn die republikanischeBevölkerung wirklich überzeugt sein kann, daß diese Reichs-autorität sich überall durchzusetzen vermag und daßnicht unter Ausnutzung der Schwäche und der Nachgiebigkeitder Reichsgewatt die monarchistische Restaurationsich in einzelnen Teilen des Reiches, gestützt auf staat-liche und militärische Gewalt, konsolidieren kann.Zweierlei Mast.Auch das demokratische„Leipziger Tageblatt" fordert, daß dieRechtsgleichheit gegenüber Sachsen und Bayern hergestellt wird:„Stillschweigend geht man in Berlin darüber hinweg, daßHitlers Privatmilikär ungehindert in voller Ausrüstung in Bayernumherzieht und Stadt und Land terrorisiert. Auch die Plürche-rungen und Unruhen in Berlin, Mannheim und in anderenKegenden des Reiches, die zum Teil schlimmer waren als die mSachsen, geben dem Reichswehrminister keinen Anlaß, die Mtteldes Belagerungszustandes anzuwenden. Nur in Sachten hält erdie Ruhe und Ordnung für so bedroht, daß er das Land untervoll« Militärdiktatur stellt. So hat sich die Waffe, die gegen dieantirepublikanische �sahr in Bayern erhoben wurde, in eineWaffe gegen das re�iblikanifche Sachsen oerwandelt.Ob die Militärdiktatur e,n geeignetes Mittel ist, um die(Se-muter zu beruhigen und die vom größten Teil der sächsischen Be-völkerung aufrichtig gewünschte verfasiungsmäßige Ordnung zusichern, diirf bezweifelt werden.Da aber der gegenwärtige Zustand des offenen Konflikts»wischen Zwil. und Militärgewalt, der zugleich«in Konflikt zwischender Reichs- und der Landesregierung ist, nicht lange ausrecht-erhalten werden kann, ohne schlimme Folgen zu zeitigen, so bleibtnur die Hoffnung übrig, daß sich der über die sächsischen Verhält.nisse offenbar«inseitig unterrichtete Reichswehrminister von derUnzweckmäßigkeit seiner Maßnohmen überzeugt und sobald alsmöglich die verfassungsmäßigen Gewalten in Sachsen wieder inihre Rechte einsetzt.Die Reichsregicrung wird durchaus im Sinne ihrer eigenenAnkündigung handeln wenn sie den Belagerungszustand schleunigstaufhebt und damit die Rechtsgleichheit unter den Ländern wiederherstellt. Diese Forderung, die heute auch der Borftand der Sozial-demokratischen Partei erhebt, ist das Gebot der Stunde."Aufgehobene Zeitungsverbote.Die ,.B. Z. am Mittag" war wegen der von ihr mitgeteiltenirrigen Meldung, daß General Müller seines Postens enthobenworden sei, auf zwei Tag« verboten worden. Sie ist jedoch wiederfreigegeben worden und bringt an der Spitze ihrer heutigen Nummerihr Bedauern über ihren Irrtum zum Ausdruck.Amtlich wird gemeldet: Dem„Völkischen Beobachter"in München und der„Noten Fahne" in Berlin ist dos Wieder-erscheinen aus Grund gewisier Zusicherungen sthrer Cheftedakteuregegenüber dem Reichswehrministerium gestattet worden.verbotener öetriebsrätekongreß.Karlsruhe, 20. Oktober.(MTB.) Nach einer amtlichen Mit-teiftmg ist che Abhaltung des. für morgen nach hier«inbaxufenenBetriebsrätekong reffe» auf Grund des militärischenAusnahmezustandes oerboten worden. Die verschiedentlichsn Stö»rungen der öffentlichen Ordnung und Gewalttätigkeiten, di« sich seitdem lS. Oktober in Baden ereignet Hoden, dürften die Grundlagefür das erwähnte Verbot sein.Kommunistische Taktik.Zerstörung' der Sozialdemokratische« Partei.Die„Rote Fahne", die heute wieder erschienen ist, setztden im Sächsischen Landtag begonnenen Streit weiter fort.Anter der Ileberschrift:„Das Komplott der rechten SPD.gegen dos sächsische Proletariat" gibt sie einen DresdenerEigenbericht wieder, wonach„Ebert, Sollmann und di« ge->Die �tirpfteie Kunststbau.Die große Ausstellung, die heute mittag im Land«, aus-stellungsgebäud« am Lehrter Bahnhos eröffnet wurde, wirdall« di« enttäuschen,-die auf Exzesse und Sensationen fahnden. DieBeteiligung an der Schau steht bekanntlich jedem frei: trotzdem. erscheint sie noch ihrem Totalsl.ndruck als eine der gcsiebtesten Aus-stellungen Berlins. Das macht die brillant« Anordnung. Das Tut«ist in den Vordergrund gestellt. Mittelmäßiges geschickt dazwischenverteilt und der Schund in entlegen« Kammern und Kojen oer-schoben. So gewinnt man ein Ensemble von bravem Durchschnitts-moeou und von einer Solidität, die juryfreien Veranstaltungen imallgemeinen nicht«igen zu sein pflegt.Sensationen gibt es, wie gesagt, nicht, wenn man nicht denSaal 18 dazu rechnen will, in dem der Dresdener D i x seine monu-mentalen Monster-Karikaturen aufmarschieren läßt. Hier werdenin den nächsten Wochen bewegliche Wehklagen sittlich gekränkterEpießerseelen ertönen. Auch der Entdecker kommt nicht auf sein«Kosten: es tauchen keine neuen Namen auf, abgesehen von«in paarRüsten, wie dem aus Amerika herübergekommenen SaschaS t o n«, der im großen Hauptsaol«in« Wand rhythmisch zu gliedernversucht hat und das plastische Modell eines Tänzer,(lg D) imTatlin-Stil zeigt. Ein paar krafwolle Kompositionen keines Lands-mannes R y b a ck fallen im Saal 21 auf. Dem WeimarerBauhaus sind die Zimmer 24 und 2S zur Verfügung gestellt: dasein« für Meisterarbeiten(Kandinsky, Feininger, Kl««,Schlemmer, Muche), das ander« für Schüler. Saal g ist zweiVerstorbenen geweiht: Konrad Westermeyer und HedwigWeiß. Der Arbeitermoler Otto Nagel erregt Aufsehen durcheine Serie scharf charakterisierter Proletarierstizzen(8), di« zweifellos sehr talentvoll, noch meinem Empfinden aber ein klein wemgzu sehr aus Effekt berechnet sind. Der alte Asylift Mar qua rtsandte wieder einige seiner ulkigen Holzskulpturen(20/-).In den Haupträumen erscheinen bekannt« Größen ersten undzweiten Ranges: Willi Ioeckel, Wask«, der zahm geworden«Schweizer Huber, Straube und Honigberg« r in Saal»:Schmidt-Rottluff(Komposition von eminenter farbigerWucht) und Völker(besonders schön«in großzügiges Monumental-gemälde„Mittagspause") Saal 4: M. Schwichtenberg(zweigut gegliedert« Stilleben aus Küchengerät) und der von Nold« beeln-flußt«, aber doch persönlich kräftige Herbig in 5; Sandkuhl(vornehme, delikate Landschastsftimmungen), Robert Richter(cm graziös stilisiertes Kinderporträt) und E r i k R i ch t« r(nament-sich In einer großen Landschaft von eigenartig poetischem Zauber)in C; W. De xe l und Kampmann(reizende klein« Konstruttio-nen nach rhythmischen Motiven der Riddy Impekoven) in 19A;Thomas Ring, besten seelisch tiefgrabend« Kunst«ine vorteil-haster« Plazierung verdiente, in 20B; Dehme(koloristisch fein.ober«in wenig ängstlich) in 2l: der Ungar Vela Ezobel(ruhigleuchtende, ausdrucksvoll umrissen« Farbflächen) in 22. Die Räum«14 und 15 können, je nach Temperament und Stimmung, al»Schreckenskammern oder Lachkabinette genossen werden.,samt« rechte Führerclique der BSPD. ein gemein-sames Komplott mit Geßler und Geeckt zur R i e d e r w c r-fung des sächsischen Proletariats schmieden".Wer die Tätigkeit der Sozialdemokrattschen Partei in denletzten Tagen mit einiger Unvoreingenommenheit verfolgt hat.der wird die Unsinnigkeit dieser kommunistischen Lüge soforterkennen. Es ist aber der„Roten Fahne" und der KPD. nie-mals darauf angekommen, die Wahrheit zu sagen, sondern siehaben es stets darauf angelegt, mit Schwindel und Verhetzungdie Sozialdemokratische Partei zu zerschlagen. Darum kannman von ihnen auch keine Anerkennung erwarten für die er-folgreiche Vermittlertätigkeit der Sozialdemokratie in einemStreitfall, der von einem KPD.-Mann, dem sächsischen MinisterBöttcher, durch törichte Redereien mit Absicht hervor-gerufen worden ist.Die Kommunisten haben vor Jahresfrist die in R ü r n-berg vollzogene Einigung der Sozialdemokratie mit einemwahren Wutgeheul begleitet. Ihre ganze Taktik geht seitdemdahin, mit der geeinigten Partei dasselbe Spiel auszuführen.das sie mit der Unabhängigen Sozialdemokratie aufführtenund das mit der Tragödie des Spaltungsparteitags vonHalle endete. Jeder, der seinerzeit die Wiederoereinigungbegrüßte und der eine neue ZerschlagungderSozial-demokratie für ein großes Unglück hielte, wird diesesManöver durchschauen und ihm kräftig Widerstand leisten.Kein Parteigenosse kann sich zum Werkzeug von Bestrebungenmachen, die auf die Zerstörung der eigenen Partei, hinaus-laufen._Die Taktik poincarös.I« französischer Beleuchtung.Wir hatten kürzlich im„Vorwärts" die Gründeder Verschleppungspolittk Poincaräs untersucht und warmdabei zu dem Ergebnis gekommen, daß die französischeRegierung es vorgezogen hätte, wenn ihr Sieg ander Ruhr einige Monate später, und zwar erst kurz vordm nächsten Wahlen,«ingetreten wäre. In dieser Auffassungwird man nur bestärkt, wenn man die ebenso geistvolle wieunbarmherzige Kritik liest, die der bekannte französischebürgerliche Politiker Robertde Iouoenel, in der links-republikanischm Wochenschrift„La Räpublique" an der gegen-wärtigm Haltung der französischen Regierung übt. Er schreibt:Man betrachte nur den Mißmut, mit dem unser Ministerium desAeußern di« Verordnungen aufgenommen hat, die die KapitulationDeutschlands besiegelten.Schon hatte der Kanzler SKesemann der Ruhrbevölkerung, denParteiführern und den Vertretern der Länder das Ende des Wider-standes mitgeteilt.Aber das Ministerium des Aeußern sagt«:.Do» zählt nicht:Was wir brauchen, das sind formell« Dokumente."Jen« Dokumente werden veröffentlicht.Aber das Ministerium des Aeußern erklärt«:„Das genügtnicht, denn diese Dokumente sind uns nicht offiziell notifiziertworden."Dies geschah.Aber das Ministerium des Aeußern wandt««in:„Ich werdemich damit nicht begnügen: Man hat«ine Verordnung be-züglich der Sachkeistungen vergessen."Jene Verordnung wurde zurückgezogen.Aber da» Ministerium des Aeußern warf die Frag« auf:„Woist der Beweis, daß das auch alles ist und daß nicht gewisie Wei-s u n g e n weiter bestehen, die unserer Aktion im Ruhrgebiet feindlichgesinnt sind?"Deutschland zog sämtlich« Zirkularverordnungen zurück.Aber das Ministerium de» Aeußern fragt«:„Wer beweist mir,daß das alles im guten Glauben geschehen ist? Ihr kapituliert,das stimmt, aber ich finde, daß Ihr nicht genug Leget st erungdabei an den Tag legt. Es genügt nicht, daß Ihr nachgebt: Ihrmüßt es mit lächelnder Miene tun."So stehen die Ding« zur Stunde, in der ich dies« Zeilen schreibe.Rehmen wir nun an, daß die Vertreter des Reiches, di« nicht inder Loge sind, irgend etwa, abzulehnen, versuchten, das von ihnenverlangte Lächeln auszubringen.... Kein Zweifel, daß unser\Iuryftei« Ausstellungen pflegen die ollgemeinen künstlerischenEntwicklungstendenzen besonders deutlich zu offenbar««. Wenn ichin der heute eröffneten Schau noch charakteristischen Zielen undWegen ausspähe, so glaube ich sie in dem immer entschiedener her-vortretenden Streben nach wand- und raumbeherrschender Malerei,nach der großen monumentalen Linie zu finden. Darüber wird nocheiniges zu sagen sein. John Schikowsti.Kammerspiele:„Cffastelarü" von Swinburne.Maria Stuart, nur von Schiller zu einer unerschütterlichenTugend verurteilt, scheint zu dm Kanaillen der Welt- und Liebes-geschichte gehört zu haben. Die ungalante Chronik erzählt, sie habedm anbetenden Troubadour Chaftelard köpfen laffm. um nicht beiihrem Prinzgemahl in den Verdacht des Ehebruchs zu geraten. DerKriminalfall wird besonders traurig durch die Tatsach«, daß MariasLiebhaber ein sehr ntterlicher, hingebender, blind vertrauender Ka-valier war, der der Nachwelt und dm Philologen einige runde Rei-mereien schenkte.Charles Swinburne, poeta laureatus der britischen Majestätvietoria, süßer Dekadent und Meister des formvollendeten Wortes,gemischt aus Romantik, Lebensschwäche und Spleen, dichtet« nachdieser Chronica ein Trauerspiel. Es war breit und beredt angelegt.Es nahm sich zum Modell den nicht ganz einwandfreien Shakespeare-Bewunderer Victor Hugo. Es schweig!« in Sentimalität. Aber eslieferte di« sachte, samtartig liebkosende Sprach« Swinburnes, diemanchen Nachruhm verdient. Höhepunkte des Schlafzimmer« undSchafotffpektakels bedeutm di« Entlarvung des Troubodors durchden legitimen Cigmtümer der königlichen Kemmenat«, di« etwas oer-worren« Todesseligkeit des Minnesänger» und mdlich groß«, auf-opfernde Stimmungen der Hofdame Maria Beaton, die nach derbloß lüsternen und verdorbenen Maria Stuart die zarte Ophelim-und Julienliebe zu Chaftelard offenbart. Zu prüfen wäre, obMaria Stuart bei Swinburne nur ein Hirngespinst geblieben, oderob sie ein richtiges Menfchloin geworden sei. Aber die Frage oer-liert heute an Wichtigkeit.Trotzdem hätte dies« Aufführung einen Abend des Dergesiensbringen können. Seliges Geschick, wmn es dem Kunstfreund ge-lungen wäre, aus der Zeitmiser« in den Zeitenstil semer Anmuthineinzutauchen! In dm Kommerspielen wurde nicht» versucht, da-mit eine derartige Auswanderung der Phantasie stattfände. Esfehlten Herrn Paul Günter, dem Regisseur, der nur vom Malerunterstützt wurde, aber auch alle Künstler. Maria F« i n, die MariaStuart, wollt« nur leben und beleben durch Mittelchen undMethoden. Sie zerhackte die Rolle in Szenen, sie polterte das Wortohne Grund in Gepolter und Geschrei auf, sie gestattet« dm Sinnenkeinen Augenblick der Erholung. Herr Janssen schleppte und be-schwerte den tönenden Troubadour, ohne der süßm Suada fähigzu sein. Die übrigen Schauspieler warm viel zu eng verbunden mitihrem an da» Persönliche gebundenen Stil. Sie imdersetzten sichau» innerer Starrheit, aber auch aus volltommmer Unkenntnisdessen, was zu spielm gewesm wäre, der Poesie, die immerhin viel-spurig in dem Werke des englischen Epigonen bebt.MaxHochdors.Ministerium des Aeußern erklären würde— und diesmal hätte esscheinbar recht:„Wie soll ich Leuten Vertrauen schenken, die soheuchlerisch sind, daß sie in einer solchen Lagelächeln?"Wenn sogar Franzosen eine derart vernichtende Kritikan der Obstruktionspolitik Poincaräs üben, dann wird manes wohl verstehen müssen, wenn sich in Deutschland die Ueber-zeugung immer tiefer und fester wurzelt, daß die französischeRegierung nicht di« Verständigung mit Deutschland, sonderndie Zerstörung Deutschlands will. Und diejenigen,die sich nach den positiven Erfolgen der großen Koalitionhöhnisch erkundigen, sollten sich die Frage vorlegen, ob ange-sichts einer solchen Haltung Frankreichs irgendeine Reichsregie-rung in der Loge wäre, eine Besserung unserer wirt'chastlichenund politischen Verhältnisse herbeizuführen.*Zu diesen drei politischen Erwägungen, die übrigens auchin einer anderen linksgerichteten Zeitschrist, im„ProgräsCivique", ähnlich dargelegt werden, kommen noch w i r t-s ch a s t l i ch e Motive hinzu. Die sranzösischeSchwer-i n d u st r i e ist um die Folgen der Einstellung des passivenWiderstandes sehr besorgt, weil die während der Besetzung an-gehäuften Stocks von Fertigfabrikaten, die nicht ausgeführtwerden durften, nunmehr plötzlich drohen, auch den stanzösi-schen Markt zu überschwemmen. Besonders die Vertreter derzerstörten Gebiete suchen diese billigen Waren für die Wieder-aufbauarbeiten zu erwerben. Die französischen Schwer-industriellen aber befürchten diese Konkurrenz und versuchenmit allen Mitteln, eine solche praktische Ausnützung des SiegesPoincaräs an der-Ruhr zu hintertreiben. Bereits zu Beginndes Monats meldete ein Sonderberichterstatter des„Oeuvre"aus Düsieldorf erbauliche Einzelheiten über diesen Kampfzwischen dem„Comit6 des Farges" und dem Minister für diebefreiten Gebiete Reibet. Letzterer, der die Interessen derGeschädigten Nordfrankreichs wahrzunehmen versucht hatte.ohne sich um die Profitinteressen der Schwerindustrie genügendzu kümmern, wurde energisch von Poincarä zurückgepfiffen.Was die französische Schwerindustrie, die unter dem deut-schen passiven Widerstand empfindlich gelitten hat. jetzt vorallem braucht, ist Kohle bzw. Koks. Da das„Comitä desFarges" einer der Hauptgeldgeber des Rattonalen Blocks imkommenden Wahlkampf sein wird, sind seine Wünsche B e-fehle, die die Regierung prompt ausführt. Daher das Ber-langen Poincar6s nach Wiederaufnahme der Kohlenliesenrn-gen als Vorbedingung späterer Verhandlungen über die Repa-rationsstage. Mit einer sofortigen Lösung der Reparations-stage wäve nur den Geschädigten Nordstankreichs gedient,nicht aber den Magnoten der französischen Schwerindustrie.Und die Schwerindustrie hat den Vorrang—drüben wie hüben!Aus Rom meldet die TU„ daß man dort einen neuen SchrittMussolinis in der Reparationsftage erwartet. Und zwarbringt man diese Aufsasiung im Ausammenhang mit einer Roteder offiziösen Boita.Agentvr, in der die grundsätzliche Ueberein-sNmmung Italiens mit dem belgischen Plan zum Ausdruckgebracht wird.»Die französisch« Presse greift Streftmmm scharf an. so-wohl wfgen der WTB.-Darstellung der Aussprache Hoesch-Poiu-rare, die der„Temps" als ein«„neue Emser Depesche"bezeichnet, wie auch wegen de« Auslassungen des Berliner„Börsen-Kuriers�.♦Die wichtige Sitzung des Reichskabinetts, tft der über di«Wiederaufnahme bzw. Richtfinanzierung der Sachlieferungen ent-schieden werden soll, findet erst heut« nachmittag statt. Auch diein Aussicht genommene Erklärung des Reichskanzlers vor der Presseist bis zum Schluß des Blattes noch nicht erfolgt.Die Steuerabzüge. In der heutigen Morgenausgab« brachtenwir die neuen Abzüge bei der Lohnsteuer. Durch einenIrrtum sind dies« Abzüge als für die dritte Ottoberwoch« gültigbezeichnet worden, während selbstverständlich die vierte ge-meint ist.Ibsens„volksfeinö" im Schiller-Theater.Der gestrig« Abend läßt sich in einem Wort zusammenfassen:Was geht vor? Der Badearzt Dr. Stockmonn kämpft gegen dieBehörden für Reinigung des verseuchten Wasserwerkes und weiterfür Reinlichkeit der Gesinnung. Er haßt halb« Maßnahmen undtritt mit jugendlichem Feuer für Klarheit und Wahrheit ein. Offenausgesprochen, was ist, das ist seine Forderung. Die Zeiten sindallerdings vorüber, wo uns der„Dolksfemd" etwas wie ein« Offen-barung bedeutete. Aber dem Stoff ist die heutig« Zeit günstig.Er ist' wieder aktuell. Dr. Stockmann» mutiger Kampf gegen Der-logenheit und Dummheit, gegen schmutzigen Eigennutz und dunkel-doste Autorität, sein Kampf gegen di« kompakt« Majoritätläßt uns kalt. Statt stürmender Ideen sehen wir ein« aufgebauschteProoinzafsäre. Und das lag in der Hauptfach« in der Inszenierung.Auch die Vorstellung war Provinz. Der Intendant I« ß n e r hatgestern den„Volksfeind" durch Eugen Klopfer zu Tod« tram-peln und schreien lassen. Dieser Schauspieler, an dem kein« Miene,keine Geste, kein Wort ungekünstelt war. stellte«inen wirrenhampeliqen Hanswurst statt eines Wahrheitslanotikers auf dieBühne. Schon in den ersten fünf Minuten hatte er sich über-nommen, so daß er für den Rest de. Abend» heiser war. Natürlichging dadurch jede Steigerungsmöglichkeit glatt verloren. So genialIeßners letzte Inszenierung(Ueberteuftt) war, so eingelernt undhölzern ist sein„Volksfeind". Unwahr, schauspielerhost, geftelztund gestellt, das war der Eindruck der Aufführung. Klöpftr gabden Ton an. Er erdrückte auch di« künstlerischen Leistung« derElsa Wagner und des Fritz Hirsch.Der Publikumserfolg war groß. Klooser hatte in» Publikumhineingespielt, es jubelte und rief Klopfer und Ießner immerwieder vor die Rampe. Di« beiden hoben also wenigstens diekompekte Majorität hinter sich. Ernst vegner.«Prftoukfübrungcn der Woche.'Dien»». Echauspielbaa«:.Minnaden Sarnhelm*.— Renaisiance-Theater: Sndreiew,.Die Tage beSLebenS'.— Schloßpark-Theater Steglitz:»Di« Perücke'. To»nab.Deutsches Theater: ,H o l o f e r n««'.— Künsllertheater:.T y d b k e'.Urania-Bortröge. Mont.i 2. Gelehrtenvartrag: Dr. Sebede über.Die Ruinen von Baalbek'. D»»ae»«t., Areit., Sonuab.:Dr. Hiellcher:.Spanien'.Musik. Sonntag und Donnerstag, 8 Uhr. finden im Blütbner-TaalSinsonie-Abende des Berliner Sinfonie,(vlüthner) Orchesters,unter Leitung von Camlllo Hildebrand, statt.Im Zentral Institut für Erziehung und Unterricht beginn« diewiflenlchastlichen Vorlesungen und Uebungen am Z9. Ottober. Sie um-soffen die Heimatkunde von verlin. Pädagogik englische und rulsischeSprache, Phonetik, Sprechkunde und E-tdichlvortrag Jede Reihe bestehtaus 5 zweistündigen Vorträgen. Anmeldung in der Eeschästssielle.«ine russische y-lkShochschule wurde im russisch« Heim in Pro Seröffnet.Zunahm« de? italienischen Fremdenverkehr». Im Jahr« lgStbat zum ersten Male nach dem Knege die Zahl der Jtali«reilenden dieZiffer von 1914 wieder erreicht. Die Deutschen, die sriiber denstärksten Anteil bildeten, treten jetzt lehr zurück. Unter den SS? OOO Touristenstehen dle Amerikaner mit 84 000 an der Spitz«, den« die»» g-länder mit 81 000 folgten.