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die Rentenbant gegründet. Gestern, Sonnabend, nachmittag vollzog sich im Reich zsinSnz- Ministerium der Gründungsakt der Deutschen   Renten- b a n k. Der Reichsfinanzminister Dr. Luther begrüßte die Grün- der mit einer kurzen Ansprache, in der er auf folgend« Gesichtspunkt« hinwies: Der Entschluß der Wirtschaft, die Gründung der Deutschen Rentenbank zu vollziehen, bedeutet«inen entscheidenden Schritt auf dem Wege zur Gesundung der deutschen Zahlungsoerhältniss« und der deutschen   Finanzen. Die in diesem Akt zum Ausdruck kommend« Solidarität der Erwerbs st ände ifkdie beste Stütze des Vertrauens für das von der Deutschen Rentenbank auszugebende Zahlungsmittel. Di« Deutsche Rentenbant wird durch die Emission der Rentenbankscheine dem Verkehr das von ihm dringend benötigte wertbeständige Zahlungsmittel in dem Augenblick verschaffen, in dem durch die Hereinbringung der Ernte die VoltsernShrung in Deutsch­ land   im neuen Wirtschaftsjahr gesichert werden soll. Nicht minder wichtig ist die Entlastung, die sich für die Reichsbank ergibt. Diese wird nunmehr mfolge der Ablösung der schwebenden Schuld des Reichs Re i ch s ba n k n oten in entsprechendem Umfang aus dem Verkehr ziehen können. Die hierdurch zu erwartende wesentlich bessere Bewertung der Papiermart wird auf die Preis- e n t w i ck l u n g einen mäßigenden Einfluß ausüben und beruh!- gend wirken. Auch für die Entwicklung der Reichsfinanzen bedeutet die Errichtung der Rentenbank einen Wendepunkt, da das Reich auf die unbeschränkt« Inanspruchnahme der Notenpresse verzichtet hat." Darauf wählten die Gründer den Aufsichtsrat und aus den Kreisen der Aufsichtsratsmitglieder den Verwaltungsrat. Dieser um- faßt folgende Mitglieder: 1. Dr. Brandes, Vorsitzender des Deutschen   Landwirt- schaftsrats, 2. Dr. August Crone- Münze brock, M. d. R., W. R. und des preußischen Landtages, Geschästsführendes Vorstandsmitglied der Vereinigung der deutschen Bauernvereine, 3. Geh. Iuftizrat Hermann Dietrich  , Vizepräsident des Reichs- tag«?, M. d. R., W. R., Vorsitzender des Vorstandes des General- Verbandes der deutschen   Raiffeisengenossenschaften, 4. Regierungsrat Otto G e n e», M. d. R. W. R., Anwalt des Reichsoerbandes der deutschen   landwirtschaftlichen Genossen- schaften, S. Geh. Landesökonomierat Dr. Georg H e i m, M. d. R., Vor- standsmitglied der Vereinigung der deutschen   Bauernvereine, Ehren- Präsident des bayerischen Bauernvercins, 6. Hermann H i l l g e r- Spiegelberg, Vorsitzender' des Reichs- landbundes, 7. Dr. Gustav R ö f i ck e- Görsdorf, M. d. R. und R. W. R., Borsitzender des Reichslandbundes, 8. Wirklicher Legationsrat Hermann Bücher  , M. d. R. W. R.. Geschäftsführendes Präsidialmitglied des Reichsverbonde» der deut­ schen   Industrie, S. Dr.-Ing. d. c. Karl Friedrich von Siemens, M. d. R., Vorsitzender des Reichswirtschaftsrats, 10 Dr.-Ing. b. c. Curt Sorge, M.d. R. und R. W R., Vor- sitzender des Reichsverbandes der deutschen   Industrie, 11 Kommerzienrat Paul M i ll> ng t ho n- Herrmunn, Di- rektor der Deutschen Bank, IS. Franz Urb ig, Geschäftsinhaber der Disconto-Gesellschaft, 13. Otto K e i n a t h. M. d. R., Geschästsführendes Präsidial­mitglied des Zentralverbandes des deutschen   Großhandels, 14. Heinrich Grünfeld  , M. d. R. W. R., Vorsitzender der Hauptgsmeinschast des deutschen   Einzelhandels. Zum Präsidenten der Deutschen Rentenbank wurde der ehemalige preußische Finanzminister Dr. Lentz« gewählt. Die Regie im befetzten Gebiet. Pari». 20. Ottober.(Eca.) havas meldet au» vüssekdors. daß General Degoutie beschlossen habe, in den besetzten Gebieten Wirts chastsräie zu schaffen, die den Austrag haben sollen, die verschiedenen wirtschaftlichen Probleme zu prüfen, die sich aus der augenblicklichen Lage ergeben. 2n diesen Räten würden Der- lreter der Handelskammern, der Gewerkschaften usw. Lejfing-Thealer:Rausch" von Strindberg. Die neue Probe auf Strindberg brachte wiederum die Erkenntnis, daß ein Genie sich in moralischer Selbstsucht aufgefressen hat. Die Welt ist nicht so bös« und verworren, sie darf nicht so böse und verworren sein, wie Strindberg zu behaupten sich gewöhnt hatte. Weil ihn das Leben quälte, hatte er nicht das Recht, die andere Menschheit mit seiner LebenSbeicht« zu quälen. Dadurch, daß er nur sich selber gehorchte, sich ganz austaugt« und seinem Nebenmenschen aufdrängte, beging er eigentlich eine unmoralische Tat, er der Splitterrichter des Sittlichen. Gewiß, die beiden Menschenkinder, die sich im Rausche zusammenfinden, betrügen ihre teuersten Nachbarn um«in Glück, das dauerhaft schien. Da sie aber bereuten, war es nicht notwendig, daß die Sünder in den vollkommensten Wahnsinn gerieten. Die letz!« Lösung: Wir müssen Strindberg, diesen wundervollen Wüsten- predign. diesen tollgewordenen Psalmistcn der Buh«, vergessen und fortstoßen. Gerade darum, weil seine dichterischen AusÄrucksformen so ungeheuer sind, ist er so gemeingefährlich. Dieser letzt« Etrindderg-Abcnd war nun ouherordenttich stark. Die Dämonie, die in den beiden Künstlern Kortner   und Gerda Müller wütet, zündet« außerordentlich. Gerda Müller konnte nun endlich zeigen, daß sie nicht nur in Episoden erstarrt, daß sie«ine ganze Welt d?s Empfindens beherrscht. Das Melodiöse ihrer Rolle bewältigte sie gewaltig, das Malerische der bezaubernden Frau die schließlich doch in Zunder zerfällt, übertrieb sie. Das war schade. Wenn Herr Kortner die Bewegungen und dos Allzubesondere seiner Diskantstimme dömofts, toürty man ihn diesmal unbedingt loben. Es ist wahr, er besitzt zuviel Eigentümlichkeiten, animalischer und geistiger Art, um dem Dichter ohne weiteres gehorsam zu sein. Er überspielt gern seinen Text, das ist fein Grundfehler. M. H. Dolly" im Berliner   Theater. Dies« Dolly wied von Hilde Wörner   jung und keck und mit derbem Berliner   Witz auf tanz- frohe Beine gestellt� Das ist angenehm zu hören und zu sehen. Daneben etwa Vespermann, Junkermann und Scholz, Inge Gleichen. Mit dieser Namensnennung erschöpft sich auch schon das, was man ohne Zorn von der Operette Hugo Hirschs fKomponist) und der Herren Bach und Avuold(Text) sagen kann. Dolly reißt der Mutter aus und besucht den geschiedenen Papa, der gerade seine Villa verkaust hat. So stürmt sie dem neuen Haus- berrn als vermeintlichem Vater in die Arm«. Bald erscheint auch die Mutter, und es erfolgt die berühmt« Erkennung»- und Erkenntnis- szene, die zu dem dritten Akt der Versöhnung und Heirat fiihrt. Das dürftige Gebäude wurde ein bißchen aufgefrischt durch Ber- r>auer-Couplets, doch auch diese finden nur noch seichte Pointen. Ganz ohne Ebarm«, lchir« Geist, matt und esfcktlos, wie«ine abge- stondsne Ware vom vorigen Jahrzehnt ist die Musik. Endlose Wiederholungen der nicht einschlagenden Schlager(die aus Sympathie für HiGe Wörner ein da capo kriege») unterstreichen nur die Seelen- losigkeit einer aufoeölten, rostig gewordenen Orchestermaschineri«, die ein wirklich Begabter impronilotorisch viel besser bedient. Das Publikum jubelt« den Spielcrn zu oder zwang sich zu Achtungsbeifall. Die Zeit solcher Talmiwerk« ist selbst für Talmimenschen vorbei. K. S. Im Residenzcheater wurde gestern Andrejews Drama Professor Storizyn' zum erstenmal aufgeführt. Di« von Dr. Altman sorgfältig einstudierte Vorstellung war in vieler Hin- sich: bemerkenswert. Es soll über sie noch am Montag näher be- lichtet werden. Dgr. sitze». Der Wirkschafksral von Düsseldorf  «erde am ff StUgtUbeml bestehen, von denen 12 Deutsche   und S Franzosen sein würde». Paris  , 20. Oktober.  (Eca.) Die interalliierte Rheinland  - kommisston hat folgende Verfügung veröffentlicht: Angesichts der Schwierigkeiten, die die E i sen ba hn r eg i« durch den dauernden Sturz der deutschen   Mark hat, verordnet die interalliierte Rhein  - landkommission: Artikel I. Die Eisenbahnregie der besetzten Gebiete ist er- mächtigt, Transportbons auszugeben, die in f r a n z ö s i- schen Franken berechnet sind. Artikel II. Di« Bons werden temttlich machen, daß sie zur Zahlung derjenigen Summen gültig jmd, die den Eisenbahnen der besetzten Gebiete geschuldet werden. Artikel III. Jede Person, die die genannten Bons nach- ahmt oder fälscht, wird mit 10 bis 20 Jahren Ge- fängnis und mit einer Geldstrafe bis zu 200000 Goldmark be- straft, oder mit einer dieser beiden Strafen. Wer die gefälschten Bons benutzt, wird mit 5 bis 10 Jahren Gefängnis und 100 000 Goldmark, oder mit einer der beiden Strafen bestraft. Diese Der- ordnung tritt sofort in Kraft. Gergarbeiterstreik in Mittelüeutsthlanö! Der Verband der Bergarbeiter Deutschland  ». Bezirksleitung Halle, richtet an die Bergarbeiter Mitteldeutschlands   einen Aufrus zum Eintritt in den Streik, weil die den mitteldeutschenBergarbeitern durch den vorgestrigen Schiedsspruch zu- gebilligte Lohnerhöhung von 300 Proz. und die Entscheidung über die gefordert« Ilmänderung der Lohntabellen unannehmbar sei. Die Rotstandsarbeiten sollen unter allen Umständen verrichtet werden. * Die Schiedssprüche, die am 13. und 19. Oktober im Reichsarbeituministerium für den Bergbau gefällt wurden und die eine Lohnhöhe von 6,2 bi« 6,0 Milliarden pro Tag im Westen vor- sehen, sind von den Bergarbeiterverbänden aller Richtungen abgelehnt worden. ES ist dadurch ein schwerer Konflikt entstanden, der zu dem vorstehenden Streilbeschluß geführthat. Das Reichsarbeitsministerium hat kür DienStag die Vertreter des Bergbaues au» allen Reviere» zu Verhandlungen nach Berlin  eingeladen. Die neue preußische Grundsteuer. Unberechtigte Proteste. Der Ständige Ausschuß des Preußischen Landtages hat, wie bereits mitgeteilt, am 19. Oktober 1923 die Verordnung über die Abänderung der preußischen vorläufigen Grundoermögenssteuer an- genommen. Gegen den Entwurf dieser Verordnung hat der R e i ch s- landbund einen Protest an den Reichsernährungsminister ge- richtet. In der Eingabe wird behauptet, daß sich die neue Belastung bei besseren Böden aus etwa 1 bis 1Z4 Zentner Roggen belaufen werde, ein« Belastung, die untragbar sei. Die geplanten Steuer- maßnahmen müßten in kürzester Zeit zu einer Stillegung der landwirtschaftlichen Betrieb« führen. Demgegenüber schreibt der Amlliche Preußische Pressedienst: Die bisherige Grundvermögenssteuer mußt« auf jeden Fall eine Aenderung erfahren, weil die Erhebungskosten gegenwärtig den Ertrag der Steuer weft übersteigen. Wie grotesk ge- ringfügig die bisherig« Steuer ist, steht man aus folgender Ve- rechnung: Bei einem landwirtschaftlichen Grundbesitz von 20 Morgen sind nach den gegenwärtig geltenden Sätzen 384 000 Papier­mark jährlich, für einen Morgen also 19 200 M. zu zahlen. Der Roggen hatte nach dem amtlichen Kurs für märkischen Roggen'an der Berliner Börse   am 19. Ottober 1923 einen Mitteltm» von 29 Milliarden pro Zentner IX Dollar. Ein Gramm Roggen kostet danach 400000 M. Di« Steuer im ganzen Jahr beträgt 19200 M. pro Morgen; der Landwirt hat also'/« Gramm Roggen zu leisten. Inzwischen ist die Finanzlag« des Staates so kritisch geworden. daß die Preußische Regierung, selbst wenn sie rigoroseste Sparsam- keit in allen ihren Ausgaben walten läßt, in allererster Linie auf die, wie aus dem obigen Beispiel ersichtlich ist, völlig ungenügend ausgeschöpfte Steuerquelle zurückgreifen muh: zumal da ihr durch die Reichssteuergesetzsebung zunächst keine anderen eigenen Ein» nahmen zu Gebote stehen. Die neue Verordnung sieht als Steuer für den lond- wirtschaftlichen Grundbesitz auf 1000 M. des Friedenswertes(iden­tisch mit dem Ergänzungssteuenoert) 8 Goldmark jährlich vor(der Reichslondbund hat noch mtt 3.00 Goldmark operiert, die in dem ursprünglichen Entwurf als Steuersatz vorgesehen waren), d. h. 25 Goldpfennig« auf einen Monat. Di« Wirkung der Steuer möge an folgenden Beispielen für zwei günstig wirtschaftend« Grund- stücke mit leichterem und besserem Boden erläutert werden. Ein Bauernhof im Kreil» Schlawe   der Provinz Pommern m Größe von 03 Morgen mit einem durchschnitt!' hen Reinertrag« von 1,9 M. auf«den Morgen war zur Ergänzungssteuer mit einem Werte von 29 200 M. herangezogen, so daß auf«inen Morgen 464 M. entfallen. Die Belastung dieses Grundstück« durch die neu« staatliche Grundsteuer beträgt im ganzen 7,3 Gokdmark monatlich und 11,5 Goldpfennig« auf einen Morgen auf ein Lohr  , im ganzen 87,6 Goldmark, und 138 Goldpfennige auf einen Morgen. Diese Goldbetröge, in Roggenmenge ausgedrückt, ergeben, wenn man den Zentner Roggen mit«irrem durchschnittliche!» Satze von 6,30 M. (IX Dollar) ansetzt, auf einen Morgen jährlich 22,1 Pfund Roggen. Ein anderer Bauernhof desselben Kreise» in einer Größe von 58 Morgen mir 5,6 M. durchschnittlichem Grundsteuerreinertrag aus einen Morgen ist zu 43 500 M. Ergänzmrgsstenerwert veranlagt, d. h. für den Morgen mit 750 M Auch dieser in seiner Güte bedeutend wertvoller« Bauernhof wird durch die neue Grundsteuer nur so belastet, daß auf einen Morgen jährlich 85,7 Pfund Roggen entfallen. Hierzu treten allerdings in beiden Fällen die Zuschläge der Gemeinden, die man bei der erhöhten Steuer mit einem Satz« von 100 v. H. al» genügend ansehen kann. Gegenüber der Behauvtung, daß die geplante Steuermaßnahme in kürzester Zeit zu einer Stillegung der landwirtschaftlichen Be­triebe führen müßte, sei noch auf einen gewichtigen Umstand hin- gewiesen. Auf Grund der vorläufigen Ernteschätzungen der Saatenstandsberichterstatter ist die gesamte Ernte an Getreide von 12,5 im Vorjahr auf 16,53 Doppelzentner pro Hektar in diesem Jahre gestiegen. Das sind zwei Zentner Mehrertrag auf den Morgen. Die Grundvermögenssteuer verlangt aber vom Land- wirt, berechnet nach dem Durchschnitt des gesamten preußischen Ge- biets, von 400 M. Ergänzungssteuerwert nur einen Betrag im Wert von rund 40 Pfund Roggen pro Morgen, worin die Zu- schlüge der Gemeinden auf die Staotssteuer in Höhe von 100 Proz. einbegriffen sind. Schon der geschätzte Mehr ertrag aus der diesjährigen Ernte über st«igt also, wenigstens bei den mtt Halmfrüchten bestellten Flächen, bei weitem das, was der Land- besttzcr an Grundoermögenssteuer zu zahlen hat. Weiter mag heute- nur angedeutet werden, daß die früheren Goldhypotheken, die die ländlichen Grundstücke oft mit mehr als 50 Proz. belasteten, heut« enlweder ganz verschwunden sind oder den Landwirt fast gar nicht mehr belajteo, E» ist zuzugeben, daß' manchem Laichwiri Re Aufbringung der neuen Steuer sehr schwer fallen wird. Man darf aber solche Einzel- fäll« nicht zu einer prinzipiellen Ablehnung der ganzen Steuer, ohne die das Fortbestehen des Staates gefährdet ist, ausnutzen mit Gründen, die, wie die obigen Beispiele zeigen, absolut nicht haltbar sind. Aber selbst, wenn die Belastung außerordentlich viel größer wäre, als sie in Wirklichkeit ist, so dürfen die Be- troffenen doch nickst außer Acht.lassen, daß nur die zwingendste N o t zu dieser Steuer in dieser Form führt. Sie sollten auch nicht unberücksichtigt lassen, daß weite Kreise der städtischen Bevöl­kerung(die nicht Selbstversorger sind) und vor allem die Lohn- «mpfänger unvergleichlich viel schlechter gestellt sind als sie, und trotzdem auch von der Grundsteuer betroffen werden. Wirtschaft Dollar. Mark und Sowjekrubel. Die Entwertung der Mark ist jetzt bereits weiter sortgejchritten als die des Sowjetrubels. Am 15. Ottober, als der Dollar an der Berliner   Börse 3,75 Milliarden Papiermart notierte, kostete er an der Moskauer   Börse 1,050 Milliarden Sowjetrubel. Bei der Bewertung dieser Zahlen ist zu berücksichtigen, daß der Rubel vor dem Kriege 2,16 Marl   galt. Ein Gleichstand von Mark und Rubel bei einem Dollarkurs von 1,050 Milliarden Sowjetrubel würde also vorliegen, wenn der Dollar am gleichen Tag in Berlin   2,263 Mil- liarden Mark kosten würde. Am 15. Ottober war aber der Dollar- stand in Berlin   um mehr als die Hälft« höher, die Mark also nur etwa noch zwei Drittel soviel wert wie der Sowjet- r u b ei. Dabei war der Sowjetrubel selbst in der letzten Zeit starker Entwertung ausgesetzt, nnr daß sein Niedergang noch nicht so sprunghaft war wie der des deutschen   Geldes. Bei uns hat sich eben die Geldentwertung überschlagen unter dem außenpvlittschen Druck, den Krisen im Innern und vor allem dem Mangel an Opfer- bereitschaft der deutschen   besitzenden Kreise. So ist es gekommen, daß jetzt der Sowjetrubel, einst das Gespenst aller Katastrophen- Propheten, zur Edelvaluta wird in einem Lande, in dem der Kommumsmus staats- und wirtschaftspolitisch keinen wesentlichen Einfluß hat und in dem das Prioatkapital sich sicherer fühlt als je. Was nun den Sowjetrubel selbst angeht, so ergibt eine B« trachtung über einen längeren Zeitraum, daß durch die Einführung der Goldbanknoten der Staatsbank(Tscherwonezwährung) keine Stabilisierung des Sowjetruoels erzielt worden ist, wie dieses von den russischen Finanzpolitikern erhofft wurde, vielmehr er- scheint es, daß die Entwertung des Sowjetrubels seit Einführung der Parallelwährung noch mehr zugenommen hat. Die Kurs beweg irng des Sowjetrubels 1923(der einer Million alter Rubel gleichzusetzen ist) seit Beginn des Jahres zeigen nachstehende amtlich« Notierungen der Moskauer   Börse: Pfd. Eterl. Dollar msteri.-Mw-KZUW 15. Jan. 152 36.4 100 15. Febr. 210 48 230 16. Mär, 220 60 260 16. April 380 84 390 16. Mai 586 16. Juni 090 16. Juli 830 15. Aug.- 1886 16. Sept. 2910 16. Okt. 4820 160 653 180 892 302 1426 038 3000 1050 6250 Der Kurssturz des Sowjetrubels hat sonnt seit Beginn des Jahres rapide zugenommen: während am 15. Januar der Dollar mit 36,4 Sowjetrubel 1923 nottert wurde, stand er am 15. Ottober auf 1050.__ Reichsbank. Nach dem Ausweis vom 6. Ottober blieb der Goldbestand der Reichs dank in der ersten Oktoberwoche unoer- ändert, dagegen ist der Notenumlauf hauptsächlich infolge starker Kreditansprüche des Reiches, das für 25 015 Billionen Mark Reichsschatzanweisungen beim Zentralnoteninstitut hinterlegte, um 18 704 auf 46 933 Dillionen angewachsen. Ausfallend ist auch an diesem Ausweis, daß der Bestand der Reichsbank an Handelswechseln sich wiederum mehr als verdoppelt hat und von 2942 auf 6602 Bit- lionen Mark anschwoll. In einer Zeit, wo die Papiermarktredit« der Reichsbank abgebaut und gänzlich eingestellt werden sollen, ist diese Zunahme der Papiermarktredit« sehr bemerkenswert. Die Berechnung der Skenergoldmark. mit der die dem Staate gesteuerten Schulden bei verspäteter Zahlung aufgewertet werden, erfolgt vom 24. Oktober ob nach dem Dollarkurs desjenigen vorhergegangenen Tages, an dem zuletzt eine amtliche Notierung des Dollars in Berlin   stattgefunden hat. Der Umrechnungssatz wird allen Telegraphenanstolien und Postagenturen mitgeteilt und durch Aushang öffentlich bekannt gemacht. Er soll außerdem durch die Press« veröffentlicht werdsn- Mit dieser Art der Berechnung rückständiger Steuern wird endlich eine tatsächlich« Aus- wertung nach dem jeweiligen Goldstand durchgeführt, wie sie auch von uns' immer gefordert worden ist.' Welkeres Nachlassen der Konkurse. Nach den Mitteilungen de» Statistischen Reichsamts ist die Zahl der Konkurse in Deutsckland vom Monat September gegenüber dem Monat August von 13 auf 9 gesunken. Da im Jahre 1913 die deutsche Geschäftswelt in jedem Monat rund 815 Konkurse anmeldete, kann ruhig gesagt werden. daß unter Auswirkung der Inflation Deutschland   ein Land ge« worden ist, in dem die Geschäsie so gut wie gar nicht mehr fallieren. In Wirklichkeit ist aber der Rückgang der Konkurse ein bedrohliches Zeichen der erkrankten Wirtschaft, in der der Umsatz von Tag zu Tag zurückgebt und der notwendige Gewinn durch Erhöhung der Profitrate herauSgewirtschaftet wird. Gründung einer Thüringischen Llmdes-Tleftriziläts-Beriorgungs- Aktiengesellschaft. Mit einem Gesellschastskapital von 105 000 Goldi mark wurde am 17. d. M. in Weimar   die Thüringische Landes- Elektrizitäts-Versorgungs-AktiengefellschastThüringenwerk� gegründet. Am Aktienkapital ist der Staat maßgebend be- terligt, daneben die Firma Zeiß, die Staatsbank, die be- kannten größeren privaten Elektrizitätswerte Thüringens   lind auch Stadt« und Landkreis«, die selbst Tröger von Elektrizitätsunter- nehmungen sind. Auch preußische Unternehmungen haben sich an- geschlossen, so die Stadt Erfurt   mit ihrem Elektrizitätswerk, der Kreis Ziegenrück und die Provinz Sachsen   mit Rücksicht auf ihrs großen elektrizitätswirtschaftlichen Interessen. Die Gesellschaft be- zweckt die Versorgung Thüringens   mit elektrischer Energie durch den Bau einer ringförmigen Hochspannunqleitung von 50 000 Volt. Mit den Leitungsbauorbeiten wird im Frühjahr des Jahres 1924 begonnen werden. Stinnes   und Sowjetrußland. Wie der Ojt-Expreß aus der Berliner   Sowjethandelsvertretung erfährt, hat der Stinnes  - Konzern mit der Petersburger KonsumgenossenschaftPep o" einen Vertrag über Lieferung von 40 000 Kubikmeter Papier- holz nach Deutschland   abgeschlossen. Der Gesamtwert der Liefe- rung, von der 20 000 Kubikmeter schon abgeliefert sind, beträgt 40 000 engl. Pfund. Ferner ist vom Stinnes-Kanzern mit der Pepo" ei» Aenrag auf Lieferung von Diirrnen abgeschlossen wor­den. Das Geschäft soll von Stinnes in Dollar finanziert iverden, mit 33 Proz. des Wertes des Gesamtabschlusses. Di« Erklärung, daß ein wesentlicher Teil der Papiermarkkredite zur Lebens- Mittelversorgung gegeben worden ist, reicht jedenfalls nicht aus, um diesen Widerspruch aufzuklären. Denn auf dem Lebens- mittelmarkt kann von einer Entlastung, die sich in billigeren Preisen zeigen müßte, nach der Preiskatastrophe der letzten Wochen wirk- lich nicht die Rede sein. Wenn dem aber so ist, so liegt kein An- laß vor, Lebensmittelkredite auf Papiermarkgrundlage auszugeben. jondern auch sie müssen m.�r4 beständig gesichert werden.